Der ganze Ansatz des Buches wird durch folgenden Absatz verkörpert:
Die emotionale Wüste rekapitulierte die Emotionelle Pest. Die „innere“ und die „äußere“ Wüste waren ein und dasselbe. „Der Mensch selbst ist es, der die Bekämpfung der Wüste von alters her verhindert hat und noch heute verhindert“ [OROP Wüste, S. 13]. Einerseits erinnert Reichs orgonomische Theorie an die Fruchtbarkeitsmythen, die die Mythen- und Ritualschule der Mythographen und Dichter beschäftigten, nicht zuletzt Sir James G. Frazers The Golden Bough (1890), Jessie L. Westons From Ritual to Romance (1920), und die alten Fruchtbarkeitsriten und die Gralslegende, die in T.S. Eliots The Waste Land (1921) einfließen – eine Wissenschaft und Literatur, die die sexuelle Vitalität des Herrschers mit der Vitalität des Landes in Einklang bringt. Der Souverän, der durch einen schmerzhaften Schlaganfall in die Ohnmacht gestürzt wird, leidet, wie Reich es ausdrückt, an der „Immobilisierung biologischer Energie“ [OROP Wüste, S. 14]. Das Radikale daran ist, daß Reich die Panzerung, die DOR im Körper hält, vom Souverän als Galionsfigur auf die Masse der Menschheit verlagert und die individuelle Ikone durch das Gemeinwesen ersetzt, indem er The Golden Bough mit Thomas Hobbes‘ Leviathan (1651) verschmilzt. Reichs Denken von 1952 bietet ein starkes Bild: die Massen-Rekapitulation des Fruchtbarkeitsmythos als ökologische Vorhersage. Die Emotionelle Pest, die die Menschheit heimsucht, befällt die Orgonhülle der Erde; ersetze die Worte „Orgonhülle“ durch Klima oder Atmosphäre, und Reichs Ansicht ist alltäglich geworden, wo ich dies fünfzig Jahre später schreibe, nach dem Aufkommen von Umweltbewegung und Ökopsychologie. (S. 106)
Zwei Seiten weiter suggeriert der Orgonakkumulator „gebärmutterartige Inkubation“, während der Cloudbuster eine „phallische Projektion“ sei. Das ist schlichtweg Schwachsinn, Freudianischer und Jungianischer Schwachsinn; Mißbrauch von Assoziationen, die vielleicht innerhalb einer (schlechten) Psychotherapie sinnvoll sind, aber außerhalb derselben den Diskurs vergiften. Es ist exakt das „Denken“, das Reich bereits bei seinen allerersten Kontakten mit der Psychoanalyse in den sexologischen Seminaren an der Universität Wien abgestoßen hat. Es ist schlichtweg Pornographie und sollte nicht toleriert werden. Zusammen mit pseudo-Marxistischem Quark bestimmt dieser Dreck seit Jahrzehnten das Feuilleton der westlichen Welt. Man spürt beim Lesen geradezu, wie dieses widerliche Zeugs eine Hirnzelle nach der anderen aus schierer Verzweiflung in den Selbstmord treibt… Sowas in einer an sich durchaus wertvollen Analyse des Reich‘schen Werks lesen zu müssen, ist einfach nur traurig. Und: die Universitäten, in deren Seminaren sowas gelehrt wird, haben die Verachtung des arbeitenden Volkes verdient, das diesen DRECK finanzieren muß.
Mildred Brady hatte behauptet, Reich hätte behauptet, der Orgonenergie-Akkumulator würde „orgastische Potenz“ hervorrufen, indem die Leute mit Orgon aufgeladen werden. 77 Jahre später behauptet nun James Reich, daß durch das Abziehen von Orgon durch Ea die orgastische Potenz ihrer Opfer beseitigt wird (S. 121). Tiefer geht es einfach nicht!
Der untergründige Haß und die Verachtung des Autors für Reich wird auch deutlich, wenn er, drei Seiten weiter, Jerome Greenfield dahin zitiert, daß Contact with Space zwar etwas chaotisch geschrieben sei, doch, so Greenfield, „hieße (dies) freilich zu ignorieren, daß andere Personen zugegen waren und diese ‚Kämpfe‘ [mit UFOs] bezeugen konnten“ (Greenfield: USA gegen Wilhelm Reich, S. 205). Dazu James Reichs Kommentar: „Ich vermute, daß Greenfield etwas übersehen hat, was die Formen der Ambivalenz bei den anderen Zeugen und ihre familiären und beruflichen Beziehungen zu Reich betrifft” (S. 124). So einen Dummquatsch muß sich ein Elsworth F. Baker, den Greenfield im Anschluß als Augenzeuge zitiert (was James Reich ignoriert), und eine Eva Reich, deren Zeugnis ich unten präsentiere, bieten lassen!
Der Autor geht sogar einen Schritt weiter mit seiner Impertinenz und richtet Reichs Massenpsychologie des Faschismus gegen Reich selbst:
Reichs eigene Erklärung der Beziehung zwischen der Emotionellen Pest und der Autoritätsperson erklärt ein Stück weit, warum die Zusammenarbeit zwischen den anderen [UFO-] Zeugen und Reich so funktionierte, wie sie funktionierte. Ohne die aufwärtsgerichtete libidinöse Besetzung der Zeugen [d.h. deren Führerbindung!] hätte Reichs Programm nicht das sein können, was es war. (S. 125)
Dieses Thema setzt sich auf S. 128 fort, wo sich mit Robert A. McCulloughs (einer der Assistenten Reichs) Reise von Orgonon nach Tucson befaßt wird. McCullough beschreibt die Auswirkungen von DOR auf die Landschaft, seine Mitmenschen und nicht zuletzt auf sich selbst und seine Familie. James Reich dazu ganz im Stil Mildred Bradys:
Es mag sein, daß McCullough, erschöpft von der Fahrt mit seiner Familie, eine psychosomatische Hysterie erlebte, oder daß der Reichianische Erfahrungsrahmen McCullough für so etwas wie neurasthenische Symptome anfällig gemacht hatte, als er mit der Tristesse der Moderne außerhalb von Orgonon konfrontiert wurde. Man kann es nicht mit Sicherheit wissen, aber was man sagen kann, ist, daß die Orgonomie, die nun auf die natürliche Umwelt und auf einen kosmischen Orgonozean mit einem galaktischen Orgonstrom ausgedehnt wurde, zu einer totalisierenden Ontologie geworden war, in der alle Phänomene, vom Affekt einer Kellnerin bis zur Wolkenbildung, der Erosion von Gestein und den fliegenden Untertassen, die in den 1950er Jahren am Himmel und auf den Kinoleinwänden herumspukten, einbezogen und verstanden wurden. (S. 128)
Das Problem ist, daß der Literat James Reich überhaupt nicht weiß, wovon er da eigentlich schreibt. Seine Welt besteht aus Büchern, Büchern, Büchern und verfilmten Büchern – null Kontakt mit der Wirklichkeit der Natur und seiner Mitmenschen – aber unsereins Realitätsferne andichten! Der Typ weiß gar nicht, was ORANUR und DOR (die bezeichnenderweise im Buch gar nicht auseinandergehalten werden!) sind und wie sie sich anfühlen!
Noch eine persönliche Notiz von mir, Peter Nasselstein: Wie am Anfang dieser in Teile zerstückelten Buchbesprechung deutlich wurde, gebe ich mir bei meinen Reviews stets alle Mühe positiv und geradezu enthusiatisch an das jeweilige Werk heranzugehen („wir sind doch alle Reichianer!“), nur um immer und immer und immer wieder enttäuscht zu werden: siehe hier, hier und hier. Wer mich verarscht, dem polier ich die Fresse. Punkt!
Man schaue sich die Kommentare unter den Videos mit Konzertausschnitten des Mahavishnu Orchestra (1971-1973) auf Youtube an. Auffällig oft bekunden die heute mittlerweile vielleicht 75 oder 80jährigen Kommentatoren, daß ihre damaligen Konzertbesuche lebensverändert gewesen waren. Ein Abend Mahavishnu Orchestra und es gibt ein Leben davor und ein Leben danach. Genauso ging es mir, als ich in den NDR-Radio-Sendungen des Jazz-Pianisten und -Journalisten Michael Naura 1972 das Mahavishnu Orchestra hörte. Selbst der Zyniker Frank Zappa zeigte, wie Zeitzeugen berichten, eine tiefgreifende Erschütterung, als er und seine Band kurz mit dem Mahavishnu Orchestra tourten. Nicht nur rein formal musikalisch, sondern auch was die emotionale „Betroffenheit“ und der existentielle Ernst betrifft, änderte sich seine Musik ab diesem Zeitpunkt fundamental.
Damals begann mein zweiter Lebensabschnitt und aus einem interesselosen und auffällig minderbegabten angehenden Jugendlichen wurde die heutige Person. Es war, als wäre ein Feuer in mir entfacht worden. Ähnliches beschreiben heutzutage Menschen über ihre Konzerterlebnisse mit der Gruppe Heilung. Jeder kann selbst die Kommentare unter den Youtube-Videos lesen. Das ist etwas anderes, als das normale „Fan-tum“ mit Led Zeppelin oder wie heute derartige Gruppen und Künstler heißen mögen. Im Jahrhundert davor war es Wagner. Es wird durch das „Ritual“ auf der Bühne, das um „Ätherisches“ wie „Götter“ kreist, etwas auf einer grundlegenden bioenergetischen Ebene im Organismus angesprochen und zwar nachhaltig wirkend über Jahrzehnte hinaus. Was das ist?
Der energetische, „feinstoffliche“ Körper wird angesprochen, die organismische Orgonenergie wird zum Erstrahlen gebracht und manchmal kommt es zu einer regelrechten Explosion: eine langsame Konzentration der Energie, gefolgt von einem überwältigenden Feuerwerk.
Wenn das im Becken geschieht, macht das bei der Frau den Unterschied zwischen einem klitoralen „Orgasmus“ und einem vaginalen Orgasmus aus. Der erstere kann, wie der Höhepunkt beim Mann, durch eine rein mechanische Reizung auch onanistisch „hervorgerufen“ werden, der letztere geschieht, wenn „die Chemie“ zwischen den Sexualpartnern stimmt; Magie, Intimität, Hingabe, das Ego sich auflöst. Durch den Rhythmus, der wellenförmige Melodieverlauf, der Zauber der Harmonie und vor allem durch eine überwältigende Dynamik läßt Musik ähnliches in uns anklingen. Wirklich tragend und durch die Bank, also praktisch bei jedem Hörer, tritt das aber nur bei ganz wenigen „Bands“ bzw. Komponisten auf. Jenseits der drei genannten fällt mir kein anderes Beispiel ein. Es geht hier natürlich nicht um das besagte „orgasmische Feuerwerk“, sondern um eine Ahnung desselben.
Damit so etwas auftritt, muß ein Element hinzutreten, für das Rationalisten und Atheisten keinerlei Gespür haben, weshalb auch ihre gesamte „Aufklärung“ von vornherein null und nichtig ist. Jungfrauen, die von Sex und Liebe schwatzen! Reich hat das in der Massenpsychologie des Faschismus von 1933 anklingen lassen: der Appell der „Wagnerianischen“ Hitler-Faschisten an das „mystische Gefühl“, „politische Religion“; etwas, mit dem jeder Sektenführer spielt. Das ganze läßt sich nur sexualökonomisch und orgon-energetisch erklären.
Wagner hat so etwas explizit geplant: seine Festspiele in Bayreuth sollten „die deutsche Seele erwecken“. Entsprechendes findet sich bei John McLaughlins Mahavishnu Orchestra (Neo-Hinduismus) und Heilung (Neo-Heidentum). Hinzu muß jeweils eine nicht kontrollierbare, spontan auftretende „Chemie“ auftreten, ein Zauber, der einen überspringenden Funken zum Publikum erzeugt. Dabei geht es eben nicht nur, um das Erzeugen starker Emotionen, sondern durch den Appell an einen nebulösen „Mythus“ um das Öffnen der Wahrnehmung, daß es eine Ebene der Wirklichkeit gibt, die bioenergetisch ist. Als ich das Mahavishnu Orchestra hörte, machte ich mich sofort auf die Suche und landete – über, was naheliegend war, Sri Aurobindo et al. und Tantra schnell bei der Orgonomie. Reichs Aufsatz über die „Ausdruckssprache des Lebendigen“ in der Charakteranalyse erklärte mit einem Schlag alles.
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Ein entscheidender Dissens zwischen Laska und mir war alt und grundsätzlich. Reich hatte in Christusmord gesagt, daß, wäre er 1928-1933 mit seiner Sexpol erfolgreich gewesen, dies eine absolute Katastrophe „für die Menschheit“ gewesen wäre. Laska konnte das nie nachvollziehen, denn was wäre etwa an Reichs Aufsatz über „Eltern als Erzieher“ (1926) falsch? Ich verwies auf das, was nach Reichs Tod tatsächlich eingetreten ist: die „sexuelle Revolution“, die ganze Generationen zerstört hat und irgendwann über die gegenwärtige „neosexuelle Revolution“ (Transgender) im Transhumanismus münden wird: Ende der Menschheit. (By the way: Reich hat sich mit dem Transhumanismus schon Anfang der 1940er Jahre in Massenpsychologie des Faschismus [Ausgabe von 1946] auseinandergesetzt. Ich wies Laska darauf hin – der fand es läppisch.)
Reich sah sich „nur“ als konsequentester Ausdruck bzw. als konsequentester Vertreter einer nach Lebensbefreiung strebenden gesellschaftlichen Strömung. Laska sprach von den drei einzigen konsequenten Vertretern der drei Phasen der Aufklärung. Die Enzyklopädisten, Junghegelianer und Psychoanalytiker waren sozusagen Wellenberge in der besagten Strömung; L und S und R sozusagen die jeweiligen Schaumkronen.
Laska selbst ist eine andere Kategorie. Entsprechend kann er auch kein „Verhängnis“ sein. Ohnehin paßt er nicht ins Schema, weil er bereits zu Reichs Lebzeiten („d.h. in dessen Welle“) geboren wurde. Ist Laska also „harmlos“? Durchaus nicht, will sagen: hier haben wir das Dynamit von L und S und R zu einer gewaltigen Bombe zusammengebunden… Aber wie angedeutet geht es nicht um eine reine Ideengeschichte im üblichen Sinne, sondern um geschichtliche Strömungen: die vegetative Energie strebt nach Expression. Der „Denker“ erschafft nicht etwa diese Strömungen, sondern er nimmt sie nur wahr, faßt sie in Worte und setzt sich dergestalt an ihre Spitze. Man wird einwenden, daß L und S und R doch gescheiterte Existenzen waren, die jeweils im Elend und Vergessen verreckt sind, aber ich spreche natürlich von einem jeweils „heimlichen Hit“, einer untergründigen Wirkungsgeschichte.
Wenden wir uns der besagten „Geschichtsströmung“ zu: Wir befinden uns mitten im Zusammenbruch von 6000 Jahren „gepanzerter Gesellschaft“ (oder, wenn man so will, „6000 Jahre Über-Ich“). Das ist so, als wenn man einem Krüppel die Krücken wegstößt: er wird straucheln, aufheulen und schwebt in Gefahr sich das Genick zu brechen. Er hat aber auch die Chance sich zu fangen und fürderhin aufrecht durchs Leben zu wandeln. Was ich gerade in der Welt sehe, ist folgendes: die Linke pusht unverantwortlich voran, so daß sich der Krüppel unausweichlich das Genick brechen wird, während die Rechte von den alten Krücken träumt, neue Krücken bauen will bzw. die alten zerbrochenen und unreparierbaren Krücken, die auch gar nicht mehr passen würden, irgendwie doch noch reaktivieren will. Das letztere ist ein, so auch Laskas Einschätzung, absolut hoffnungsloses Unterfangen, denn es gibt prinzipiell kein Zurück mehr – und es wäre ohnehin nicht wünschenswert. Die wirkliche Funktion der Rechten ist eine ganze andere: Aufklärung über die Krücken, wie sie uns abhanden gekommen sind, über ihr heutiges Fehlen und daß es nun gilt, ohne Krücken langsam und ohne Hast das Laufen zu lernen. Laska hatte diesen „charakteranalytischen“ Ansatz – und es ist kein Zufall, daß er, der Linke „65er“ (sic!) zunehmend „nach rechts abgedriftet“ ist.
Ob Konservative hier eine Rolle spielen können, hängt davon ab, ob sie lächerliche Reaktionäre sind, die sich der Strömung entgegenstellen, und früher oder später von ihr vernichtet werden, oder ob sie die Problematik der Panzerung/des Über-Ich zumindest erahnen. Übrigens gibt (bzw. gab) es mit dem heideggerisierenden Outdoor Illner jemanden, der – explizit nicht diese, aber – ein ähnliche Sicht bzw. Herangehensweise der rechten Speerspitze des deutschen Konservatismus vermitteln wollte: „Seinsgeschichte“ an die man sich akklimatisieren müsse… Hier zeigt sich, daß der Rechte immerhin ahnt, worum es geht, während der Linke einfach frisch und fröhlich, verpeilt und blind in den sicheren Untergang vorwärts stürmt.
Laska und Schmitz diskutieren etwas hilflos über den Begriff „rational“ (S. 434f). Dazu möchte ich Folgendes, hoffentlich Erhellendes sagen, wobei auch erwähnt sei, daß Laska vor Jahren mir gegenüber die unten zitierte Stelle bei Reich als läppisch abgetan hat.
Bei Reich bedeutet „rational“ so viel wie „wirklichkeitsgerecht“. Wobei die Wirklichkeit natürlich selbst irrational sein kann. Diese „Wirklichkeit“ ist dann eben sozusagen „irrational“. Das wird unmittelbar evident, wenn ich buchstäblich „ins Freie trete“, d.h. mich dem Deutschen Wald aussetze, den wirklich praktisch Arbeitenden („Arbeitsdemokratie“), den unverbildeten Kindern und Jugendlichen – also genau das tue, was Reich tat. Pflanzen und Tiere, der Wald als Ganzes, sind immer rational. Genauso ist das „Menschentier“ immer rational. Irrational ist einzig und allein die Panzerung.
Woher dann der Einbruch der Panzerung, d.h. des Irrationalen. Wenn „die natürliche Welt“ an sich rational ist, wie kann es dann das unnatürliche Irrationale überhaupt geben? Um Reich zu zitieren: „WIE, IM NAMEN DES BARMHERZIGEN GOTTES, SIND WIR IN DIESE ENTSETZLICHE SITUATION (!, PN), IN DIESEN ALPTRAUM EINER FALLE GERATEN?“ (Christusmord, Freiburg 1978, S. 45).
Als Spezies sind wir Menschen so verdammt schwach und unterentwickelt (wie unfertige Affenembryonen, die aus dem Mutterleib gerissen wurden), daß wir nur durch den Einsatz künstlicher Organe und künstlicher Muskeln („Werkzeuge“) überleben konnten. Diese Werkzeuge haben die Tendenz, unser stets rationales Funktionieren als Lebewesen zu zerstören. Die letzte Konsequenz ist der Film Terminator. Die menschliche Panzerung ist nichts anderes als ein Werkzeug, das aus dem Ruder gelaufen ist. In diesem Sinne ist Panzerung nicht „natürlich“. Sie ist etwas ohne orgonotische Pulsation, wie ein Hammer, ein Auto oder irgendein anderes Werkzeug des menschlichen Überlebens.
Reich schreibt dazu in Massenpsychologie des Faschismus:
Was hat das Menschentier dazu gebracht maschinell zu entarten?
Wenn ich „Tier“ sage, so meine ich nichts Böses, Grausames oder „Niedriges“, sondern eine biologische Tatsache. Der Mensch entwickelte nun die merkwürdige Anschauung, daß er gar kein Tier, sondern eben ein „Mensch“ sei, der das „Böse“, „Tierische“ längst abgestreift habe. Der Mensch grenzt sich mit allen Mitteln vom bösartigen Tier ab und beruft sich, um sein „Bessersein“ zu belegen, auf Kultur und Zivilisation, die ihn vom Tier unterscheiden. Er bezeugt durch sein gesamtes Verhalten, seine „Werttheorien“, Moralphilosophien, seine „Affenprozesse“ etc., daß er nicht an die Tatsache erinnert werden will, daß er im Grunde ein Tier ist, das mit „dem Tier“ unvergleichlich mehr gemeinsam hat als mit dem, was es von sich behauptet und träumt. Die Lehre vom deutschen Übermenschen hat hier ihren Ursprung. Der Mensch bezeugt durch seine Bösartigkeit, durch seine Unfähigkeit, in friedlicher Gemeinschaft mit seinesgleichen zu leben, und durch Kriege wie den gegenwärtigen [Zweiten Weltkrieg], daß er sich von den übrigen Tieren nur durch einen maßlosen Sadismus und die maschinelle Dreieinigkeit von autoritärer Lebensauffassung, Maschinenwissenschaft und Maschine unterscheidet. Überblickt man die Resultate der menschlichen Zivilisation über lange Zeitstrecken, so findet man, daß die Behauptungen der Menschen nicht nur falsch, sondern wie eigens dazu ersonnen sind, sie vergessen zu machen, daß sie Tiere sind. Woher stammen die Illusionen der Menschen über sich selbst und wie kamen sie dazu, solche Illusionen zu bilden?
Das Leben des Menschen ist aufgespalten in ein Leben nach biologischen Gesetzen (sexuelle Befriedigung, Nahrungsaufnahme, Naturverbundenheit) und ein zweites Leben, das durch die Maschinenzivilisation bestimmt ist (maschinelle Ideen über seine eigene Organisation, seine herrschende Stellung im Tierreich, sein rassen- oder klassenmäßiges Verhalten zu anderen Menschengruppen, Wertideen über Besitz und Nichtbesitz, Wissenschaft, Religion etc.). Tiersein und Nichttiersein, biologische Verwurzelung auf der einen und technische Entwicklung auf der anderen Seite, spalten ihn in seinem Dasein und Denken auf. Alle Vorstellungen nun, die der Mensch von sich entwickelt hat, lehnen sich durchwegs an das Vorbild der Maschinen an, die er geschaffen hat. Der Maschinenbau und die Maschinenhandhabung haben den Menschen mit dem Glauben erfüllt, daß er sich selbst in die Maschinen hinein und durch sie hindurch fort – und „höher“ – entwickle. Er verlieh den Maschinen aber auch ein Aussehen und eine Mechanik, die tierartig sind. Die Lokomotive besitzt Augen zum Sehen und Beine zum Laufen, ein Maul zum Fressen der Kohlenahrung und Abfuhröffnungen für die Schlacken, Hebelarme und Anordnungen zur Produktion von Lauten. Das Produkt der mechanistischen Technik wurde so die Erweiterung seiner selbst. Die Maschinen bilden in der Tat eine mächtige Erweiterung seiner biologischen Organisation. Sie befähigen ihn, die Natur in einem weit höheren Grade zu bewältigen, als seine Hände allein es ihm ermöglichten. Sie geben ihm die Herrschaft über Raum und Zeit; so wurde die Maschine ein Stück des Menschen selbst, ein geliebtes und verehrtes Stück. Er träumt davon, daß diese Maschinen ihm, sein Leben leichter machen und ihn selbst genußfähiger machen werden. Der Lebensgenuß mit Hilfe der Maschinen ist sein Traum von jeher. Und die Wirklichkeit? Die Maschine wurde, ist und wird sein gefährlichster Zerstörer bleiben, wenn er sich nicht von ihr differenziert. (Fischer Taschenbuch, S. 296)
Ich war irritiert, als ich während der Bundeswehrzeit bei langen Nachtwachen erstmals in meinem Leben in den Playboy-Heften blätterte, die zum festen Inventar der Wachstube gehörten. Emotionslose und letztendlich auch geschlechtslose Schönheiten wie aus Gummi und Plastik, die typischerweise mit irgendwelchen Sportwagen und anderen Maschinen photographiert wurden. Graphische Darstellungen zeigten auffällig häufig das Verschmelzen des weiblichen Körpers mit Sportwagen, Robotern, etc. Fast schon so wie in den „biomechanischen“ Graphiken von H.R. Giger.
Das ist mir verstörend im Gedächtnis geblieben, weil es mir so fremd war und durch den psychedelischen Zustand des Schlafentzugs eh jeder Reiz eine traumatisierende Qualität annimmt. Außerdem paßte es so perfekt zur martialischen Umgebung auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Jede „Maschine“ war dazu da, menschliche Körper zu verstümmeln und zu zerfetzen. Damals bin ich dem Teufel begegnet!
Der Teufel ist schlichtweg die Verkörperung des Panzers, d.h. der mechanischen Entartung des Lebens. In Massenpsychologie des Faschismus beschreibt Reich angesichts der deutschen Kriegsmaschinerie Anfang der 1940e Jahre diese „Maschinenzivilisation“ ausführlich: wie der Mensch die Maschinen nach seinem eigenen Vorbild gestaltet und umgekehrt, die Maschinen auf die Struktur des Menschen einwirken. Auf heute extrapoliert: KI wird uns vernichten, die Menschheit schlichtweg ausmerzen, weil es von den „Wissenschaftlern“ und woken Multis mit dem sektiererischen CO2-Unsinn gespeist wird: dem moralischen Gebot des „setze keine Kinder in Welt, verbrauche möglichst gar nichts“. Konsequent wäre demnach die Vernichtung der Menschheit a la Terminator „zur Rettung der Erde“. Das wäre der ultimative Triumph des – Über-Ich!
Damals hätte sich Reich nicht ausmalen können, wie sehr die „Maschinisierung“ gerade auf den Bereich der Sexualität übergreift mit all den „Sexspielzeugen“ und der mechanischen Vorstellung von Sexualität. Immerhin kannte Reich den Film Metropolis (man beachte übrigens das Teufelspentagramm über dem Roboter!):
Am Ende bleibt nichts vom Lebendigen übrig. Und genau das schockierte mich wahrscheinlich auch so in der besagten Wachstube: die orgastische Plasmazuckung selbst verschwindet, die Frau verschwindet, die Sexualität verschwindet und alles, was bleibt, ist eine mechanische Wüste.
Wer ist der Teufel? Theologisch betrachtet ist der Teufel der Feind Evas und damit Marias. Wenn der Teufel eines HASST, dann das Weib, im besonderen aber die Gebärmutter, die „Bundeslade“, in der Gott gegenwärtig ist und in Gestalt des Christuskindes in die Welt tritt. (Bitte im Lichte von Reichs Christusmord-Allegorien sehen!) Es hat eine tiefe Bedeutung und ist nicht nur bloße Provokation, wenn Satanisten und Linke Sterilisation feiern, Abtreibung feiern, Transfrauen feiern. Transgender, d.h. die Vernichtung der Frau ist der Anfang des Transhumanismus. Selbst die einfache Frage: „Was ist eine Frau?“ wird zum ultimativen Tabubruch! Der Teufel haßt das Weib und DAS Weib ihrerseits zerquetscht mit ihrem Fuß den Kopf der Schlange, die die Panzerung, den Tod ins Paradies gebracht hat:
Anmerkung: „Erwiesen ist, daß der Typus der Schwarzen Göttin vielen antiken Kulten zugrunde lag. Seit Jahrtausenden wurden Fruchtbarkeits-, Mutter- und Erdgöttinnen verehrt, die in manchen Fällen schwarz waren (siehe Alma mater, Große Mutter). Im Dreieck Anatolien – Ägypten – Mesopotamien war der Kult der Göttinnen Kybele, Astarte, Isis und Ischtar verbreitet. Von da aus setzte sich die Tradition einerseits in westlicher Richtung fort mit Artemis, Demeter und Ceres, andererseits in östlicher Richtung mit der schwarzen Göttin Kali. Möglicherweise waren auch die in der germanischen und keltischen Welt verehrten Göttinnen Freya und Ana – letztere wird besonders in der Bretagne mit der heiligen Anna in Verbindung gebracht – Vorbilder der Schwarzen Madonnen. Die Forschung betrachtet die christlichen Schwarzen Madonnen wie den Marienkult überhaupt somit letztlich nicht als eigenständige, unabhängige Erscheinung, sondern als in dieser allgemeinen, jahrtausendealten Tradition stehend.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Madonna
Sowohl Subjekt als auch Objekt der Ökonomie ist das Menschentier. Als solche sind wir grundsätzlich alle gleich:
Aber stimmt das wirklich? Hans Hass hat aus streng evolutionsbiologischer Sicht dargelegt, daß wir eben keine vom Grundsatz her identischen Menschentiere sind, sondern unsere Gesellschaften sind Ökosysteme, die von fundamental unterschiedlichen „Tierarten“ bevölkert werden: Bäcker, Bauer, Schuster, IT-Spezialist, Investmentbanker, Lehrer, Bauarbeiter, Maschinenbauingenieur, Fluglotse, Fußballtrainer, Putzfrau, Historiker, Chirurg, Vermessungstechniker, Logistiker, Schweißer, Geigenbauer, etc.pp. Funktionell betrachtet sind das alles unterschiedliche „Tierarten“, die voneinander abhängig sind. Durch ihr Zusammenwirken bildet sich das Geflecht der Arbeitsdemokratie, wie Reich es am Ende der Massenpsychologie des Faschismus beschrieben hat.
Man denke etwa an den Bäcker und den Bauern, der ihm zuarbeitet, als klitzekleinen Ausschnitt aus diesem arbeitsdemokratischen Gewebe:
Durch individuelles, vor allem aber kooperatives Arbeiten entsteht „Wert“, d.h. etwas, was uns „kostbar“, d.h. „mit hohen Kosten verbunden“ ist, vorwiegend die investierte Arbeitszeit:
Aus einem zeitlichen Vorgang wird ein räumlicher Gegenstand (ich komme darauf zurück). Konkret erfolgt das über die Schöpfungsfunktion (Jacob Meyerowitz):
Diese „wert-vollen“ Produkte werden miteinander ausgetauscht und zwar mittels eines „Wertzeichens“, dem Geld. Dieses „Wertzeichen“ gewinnt seine Eigenschaft durch zwei Funktionen: 1. kann man mit ihm als „Universalschlüssel“ (Hans Hass) wirklich alles eintauschen; und 2. kann man es, im Gegensatz etwa zu Brötchen, beliebig lange aufbewahren.
Ich tausche nur etwas, was seinen Wert behält. Nehmen wir eine Trümmerwüste nach dem Dritten Weltkrieg: Kein Mensch würde Brötchen, die nach wenigen Stunden vertrocknen und ungenießbar werden, gegen etwas anderes tauschen. Etwa einen Hasen gegen 50 Brötchen. Aber bei Zigaretten, die Monate oder gar Jahre brauchbar bleiben, sieht das schon anders aus. Auch würde niemand Brötchen horten, sehr wohl aber Zigaretten. Ideal wäre etwas, was sich „ewig“ erhält und von allen als Universalschlüssel anerkannt wird, etwa Gold.
„Gehortetes“ Gold gelangt erst wieder in den Umlauf, wenn ich ein verlockendes Angebot vorlegen kann, etwa morgens frische Brötchen für das Frühstück. Allein schon das hält die Wirtschaft ingange: daß etwa der Bäcker sich besonders viel Mühe geben muß, damit ich mein „ewiges“ Gold gegen extrem vergängliche Brötchen eintausche.
Diese Dynamik geht tendenziell verloren, wenn das Geld, wie die besagten Brötchen, im Laufe der Zeit selbst an Wert verliert. Das wird besonders bei Hyperinflation deutlich, wenn ohne Überlegung gekauft wird, einfach nur um die immer wertloser werdenden Papierfetzen loszuwerden. Das gegenwärtige Fiatgeld steht dergestalt in einem unaufhebbaren Gegensatz zu beiden Grundfunktionen des Geldes:
Dadurch, daß es absurd ist Fiatgeld sparen zu wollen, weil es zumindest langfristig nichts anderes ist als ein Fetzen Papier, löst sich auch die zweite Grundfunktion des Geldes in nichts auf, denn schließlich will niemand mehr dieses wertlose Altpapier haben:
Angesichts der Horrorgestalten, die die US-Demokraten anzubieten haben, gilt die Wiederwahl Trumps als sicher. Entsprechend freuen sich die Konserbativen in den USA. Das Problem ist, daß etwas wie 1932/33 in Deutschland oder (in gewissem Sinne) 1917 in Rußland auftreten könnte, eine Krise, die Kandidaten aus der Hölle zum Sieg spülen würde. Ähnlich wie 1929 befindet sich die Welt, insbesondere Amerika, in einem Zustand wirtschaftlicher Überexpansion, ein Ballon, der jederzeit explodieren kann. Die eingangs angedeutete konservative Version von Lenins „schlechter ist besser“, was wiederum auf Marx‘ wirtschaftlichem Determinismus und dessen psychologische Naivität zurückging, die Reich 1933 in der Massenpsychologie des Faschismus enthüllt hat, wird in einem entsprechenden Desaster enden. In Krisen wenden sich die panischen Massen (die buchstäblich mit ihren Augen weggehen und ins Lala-Land entweichen) an den absurdesten und kriminellsten Führer, einen Lenin, Hitler oder Bernie Sanders, anstatt sich für das Rationale (Kontaktreiche) zu entscheiden, in diesem Fall einen Geschäfts- und mittlerweile Staatsmann wie Trump, der weiß, wie man mit der bevorstehenden Krise umzugehen hat.
Sowohl alle wirtschaftlichen als auch alle „charakterologischen“ Daten deuten darauf hin, daß dieses Worst-Case-Szenario Ende 2020 eintreten wird: 1933 redux. Reichs Massenpsychologie des Faschismus (insbesondere der angeblich veraltete erste Teil, das Originalbuch von 1933) ist aktueller denn je: die Verbindung von Wirtschaft und Charakterologie. Damals erklärte Reich, wie die Proletarier ihren Klasseninteressen entgegenhandeln, „ideologisch verblendet“ sein konnten. In der später von Reich formulierten Begrifflichkeit litten sie angesichts des äußeren Druckes unter einer verschärften okularen Panzerung. Eine entsprechende „Orientierungslosigkeit“ findet sich heute zwar unter anderen politischen Vorzeichen, doch funktionell ist es ein und dasselbe.
In der Neuauflage der Massenpsychologie des Faschismus von 1946 hat Reich versucht, die Marxistische Begrifflichkeit, in der das Buch ursprünglich geschrieben war, soweit es ging zurückzunehmen, um eine funktionelle Sichtweise, wie die soeben angeschnittene, möglich zu machen. Leider beobachten wir gerade eine abenteuerliche Entstellung in Form eines massiven Rollbacks dieser von Reich selbst vorgenommenen „Revision“, bei dem vollkommen unhistorisch und undialektisch Hitler mit Donald Trump bzw. Björn Höcke gleichgesetzt wird. Auf diese Weise wird Reichs Arbeit für die Todfeinde der arbeitenden Menschen fruchtbar gemacht!