Posts Tagged ‘Paulus’

Gibt es ein Leben nach dem Tod? (Teil 1)

5. Juni 2025

Erst der Tod, der Raum schafft für neues Leben, macht den Wandel möglich. Ansonsten fiele die Welt der Stagnation, d.h. dem Tod anheim. Nietzsche zitiert Goethe:

Leben ist die schönste Erfindung der Natur, und der Tod ist ihr Kunstgriff, viel Leben zu haben.

Nietzsche:

Die Liebe zum Leben ist beinahe der Gegensatz der Liebe zum Lang-Leben. Alle Liebe denkt an den Augenblick und die Ewigkeit – aber nie an „die Länge“. (Studienausgabe, Bd. 10, S. 88)

Auf die ewige Lebendigkeit aber kommt es an: was ist am „ewigen Leben“ und überhaupt am Leben gelegen! (Der Wanderer und sein Schatten, A 408)

Reich zitiert Nietzsches Fröhliche Wissenschaft (A 12):

Wer das „Himmelhoch-Jauchzen“ lernen will, muß sich auch für das „Zum-Tode-betrübt“ bereit halten. (Die Funktion des Orgasmus, Fischer-TB, S. 153)

Wir müssen in diesem ewigen Werden und Vergehen das Leiden und das Illusorische jedes festen Haltes und Lebenssinns akzeptieren, um das Leben lieben zu können. Ohne diese „heroische“, will sagen erwachsene Einstellung werden wir zu Feinden des Lebendigen. Wir enden wie der Mechanist, der uns in seelenlose tote Maschinen verwandeln will, nur weil er das Leben und seine „Grausamkeit“ nicht verkraften kann. Oder wir enden wie die Spiritualisten, die uns zu körperlosen Geistwesen reduzieren wollen, die über der Natur schweben. Das Bewußtsein, das doch bloßes Mittel des Lebens ist, registriert Unlust und Schlechtigkeit, und schon schließt es auf den Wert des Lebens. Wir sind Produkte des Lebens und es ist einfach nur lächerlich, wenn wir uns zu Richtern über es aufschwingen. Dieses Streben nach perfektem Glück und perfekter Gerechtigkeit ist doch nur der nihilistische Wille zur Vernichtung des Lebens, das eben lebt und deshalb niemals so perfekt wie der Tod sein kann. Nur der Tod und das Tote ist ohne Leid und nivelliert alle „ungerechten“ Unterschiede. (Ich habe schon Linke gehört, die allen Ernstes so argumentierten: das Leben als Einbruch „imperialistischer“ Ungerechtigkeit in die Welt „demokratischer“ Entropie!)

Und, wenn denn Tod so schön ist, warum das todbringende Leben als grausam denunzieren?! Man hat, wie Nietzsche schreibt, den Tod nahe genug, um sich nicht vor dem Leben fürchten zu müssen. Und der Tod selber ist kein Schrecknis, weil man gar nicht tot ist! Deshalb fürchteten die „aufgeklärten“ Alten mit Epikur den Tod nicht, sodaß die Kirche die Hölle erfinden mußte, um überhaupt mit etwas Schrecklichem drohen zu können, das bloße „Nichtauferstehen“ reichte nicht (vgl. Nietzsche: Morgenröte, A 72). Paulus & Co. sagen im Effekt, daß, wenn es kein Leben nach dem Tode gäbe, man einfach glücklich drauf los leben könnte, da es nun aber ein Leben nach dem Tode gäbe, müsse man hier im Jammertal in Sack und Asche gehen. Mit Nietzsche kann man sagen, daß das Leben nach dem Tode bedeute, während des Lebens tot zu sein (Studienausgabe, Bd. 10, S. 57). Welch Frohe Botschaft das Christentum doch zu bieten hat…

Und wen das nichtexistente Nichts trotzallem noch schreckt: das tragische Lebensgefühl des „Nichts“ eines Camus verleiht dem Tod eine übermenschliche, titanische Würde. Während der kitschige Glauben der Gläubigen alles zu einer infantilen Farce macht: eine miese kleine Welt. Es gibt auf dieser Welt nichts Obszöneres als Priester am Totenbett!

Es ist ein Geschenk, jemanden bewußt zu machen, daß er nur noch eine bestimmte Zeit zu leben hat. Er wird diese Zeit vielleicht das erste Mal in seinem Leben leben. Was wäre schon Leben ohne eine zeitliche Begrenzung? Der Tod, also die Einschränkung der Zeit, zwingt zur Konzentration. Ohne Tod würden wir uns ziellos gehenlassen, uns ewig selbst verfehlen, da „morgen ja auch noch ein Tag ist“. Wie Nietzsche sagt:

Durch die sichere Aussicht auf den Tod könnte jedem Leben ein köstlicher, wohlriechender Tropfen von Leichtsinn beigemischt sein – und nun habt ihr wunderlichen Apotheker-Seelen aus ihm einen übelriechenden Gift-Tropfen gemacht, durch den das ganze Leben widerlich wird! (Der Wanderer und sein Schatten, A 322)

Man kann sagen, wir seien durch die Biologie alle zum Tode verurteilt – oder daß, weil wir ja sowieso sterben müssen, uns das Schicksal also an sich nichts anhaben kann. Wäre unsere Lebenszeit theoretisch unendlich, würde auch unsere Todesangst ins unendliche wachsen. Die bedauernswerten unsterblichen „Forever People“! Man kann im Tod den Höhepunkt der Absurdität der Existenz sehen – oder einen sinnstiftenden Zeitrahmen. Man kann darüber Depressionen kriegen, daß sich das Universum nicht im geringsten um die Massenmorde kümmert, daß alles so weitergeht, als würde nichts geschehen: der Frühling ist schön wie immer. Oder man kann darüber glücklich sein, daß sie nichts ausrichten können. Man kann suizidal werden angesichts der prinzipiellen Sinnlosigkeit von allem – oder angesichts der Unendlichkeit und Ewigkeit der Natur still und glücklich werden.

Daß eine gewisse Kaltschnäuzigkeit zum Leben gehört, hat der italienische Orgonom Guiseppe Cammarella sehr schön ausgedrückt:

Obwohl sich der Genitale Charakter der Möglichkeit bewußt ist, daß dieser Planet wegen der Destruktivität des gepanzerten Menschen verschwinden könnte, bewegt er sich auf ihm und versucht dabei so viel wie möglich Befriedigung zu finden, auch unter den schlimmsten Umständen. Er verhält sich wie die Vögel, die er sieht, wie sie singen und sich gegenseitig fröhlich jagen inmitten einer scheußlichen, künstlichen Landschaft, mit künstlichen Bäumen, geometrischen Formen, Plastiktüten, Teer und Nuklearabfällen. („Healthy vs. Armored Man“, Journal of Orgonomy, May 1983)

Man stelle sich demgegenüber jene Leute mit ihrer Leichenbittermiene vor, die wegen der Sterblichkeit des Menschen gleich das ganze Universum verfluchen. Die, die nicht eine gewisse böse Art von fröhlichem rücksichtslosen Zynismus besitzen, „die Grausamkeit des Kindes“, sind wie Mehltau, der alles Leben unter sich mit Griesgrämigkeit erstickt.

Der Islam in der antiautoritären Gesellschaft

27. März 2025

Religion ist, so Reich, fast unverzichtbar für die Existenz der gepanzerten Menschen.

Ohne sie verlören sie Gleichgewicht, Orientierung und Hoffnung, die Stützen ihrer unglücklichen Seelen. Der Teufel, der nun zwar herrscht, aber durch Moralgesetze eingeschränkt wird, würde sonst unangefochten herrschen. (Christusmord, Freiburg 1978, S. 86)

Was nun speziell den Islam betrifft hat Reich die Herausforderung, vor der Mohammed stand, mit jener von Paulus verglichen: gegen die „heidnischen“ sekundären Triebe vorzugehen, die ein gedeihliches gesellschaftliches Miteinander unmöglich zu machen drohten (ebd., S. 187).

Nun betrachte man die gegenwärtige antiautoritäre Gesellschaft, in der alle Orientierung droht verloren zu gehen. In der selbst das Christentum sich in Beliebigkeit verliert. Die Linke hat erfolgreich die Evangelische Kirche unterwandert und im Kern ausgehöhlt. Und die Katholische Kirche – ist seit dem Zweiten Vatikanum kaum mehr als ein schlechter Witz. Priester, die sich nicht mehr Gott, dem Altar, zuwenden, sondern den Menschen, machen sich zum Affen – zu „Humanisten“.

Menschen, insbesondere Jugendliche, die nach Halt suchen, finden ihn dort, wo noch Gott und seine Gebote im Mittelpunkt stehen. Dort wo klare Regeln gelten, die sich seit 1400 Jahren nicht geändert haben und sich bis zum Ende der Zeit nicht ändern werden. Vor allem wenden sie sich jener Lehre und Kultur zu, in der der Mann noch ein MANN sein kann, d.h. in erster Linie ein Krieger, und die Frau noch eine FRAU, d.h. in erster Linie Ehefrau und Mutter. Das finden sie in reinster Form im Islam.

Der antiautoritäre Deutsche macht sich nicht bewußt, durch was für ein autoritäres Stahlgewitter der durchschnittliche Moslem gehärtet wurde:

  1. ein strenge patriarchale Pyramide mit Allah an der Spitze und abwärts nur Sklaven, die nach oben buckeln und nach unten treten und sei es der ältere Bruder, der den jüngeren Bruder tyranisiert;
  2. wegen der strikten Geschlechtertrennung, gibt es kaum einen Mann, der keine, teilweise drastischen, homosexuellen Erfahrungen gemacht hat – in einer Gesellschaft, in der für (passive) Homosexualität die Todesstrafe gilt (wenn nicht offiziell, dann doch „sozial“);
  3. ein unglaublicher Machismo und eine alles erstickende Ehrpusseligkeit – die ewige Angst sein Gesicht und seine „Männlichkeit“ zu verlieren;
  4. da es sich fast durchweg um Stammesgesellschaften handelt, herrscht selbst in Friedenszeiten ständig ein unterschwelliger Bürgerkrieg mit Blutrache;
  5. massenhaft arrangierte Ehen, darunter ein Gutteil unter Familienangehörigen („Cousinen“);
  6. Leute, die sich genetisch sehr eng stehen, können sich buchstäblich nicht riechen – es ist eine ekelerregende Tortur mit einem Verwandten sexuell verkehren zu müssen, ein sexuelles Unglück unbeschreiblichen Ausmaßes;
  7. Gewalt in der Familie unterstützt durch eine zynische Religion, die von den arabischen Machthabern im Mittelalter künstlich geschaffen wurde, um ihre Perversionen zu rechtfertigen;
  8. die Unfähigkeit sich selbst zu beschäftigen, d.h. es muß immer die Familie anwesend sein oder diese Leute drehen buchstäblich durch – gleichzeitig bedingt das eine durchgehende soziale Kontrolle: man kann nicht allein sein und man kann niemals wirklich frei sein;
  9. durch die Inzucht über Generationen ein unglaubliches Ausmaß von angeborenen körperlichen und geistigen Behinderungen und Auffälligkeiten – klingt „rassistisch“, aber jeder, der in entsprechenden Einrichtungen arbeitet, wird das bestätigen können;
  10. das ständige Bewußtsein betrogen und VERARSCHT worden zu sein: man hat den einzig richtigen Glauben, einem wurde die Erde versprochen, doch den anderen geht es um so viel besser – zwangsläufige Erklärung: es sind Betrüger, Verschwörer, Diebe, absolut unmoralische Menschen, die die islamische Nation grausam unterdrücken;
  11. ein für deutsche Verhältnisse unfaßbar brutales nationales Selbstbewußtsein als Türke, Kurde, Araber, Perser, etc., vor allem aber als Moslem – etwas, was man nur als „Herrenmenschentum“ bezeichnen kann.

Gegenwärtig werden wir Zeugen eines bemerkenswerten Vorgangs: die Leute, die für die Verschwuchtelung unserer jungen Männer sorgen (was nicht unbedingt etwas mit Homosexualität zu tun hat!) und aus unseren jungen Frauen frigide Emanzen machen, holen gleichzeitig islamische Autoritäre ins Land, die die tradierten Rollenmuster der Geschlechter geradezu karikaturhaft verkörpern. Gerade jene, die den Antiautoritarismus mit allen Mitteln durchdrücken wollen, holen Millionen Repräsentanten des Autoritarismus ins Land.

Diese gewollte und aktiv beförderte „Migration“ ist Teil des antiautoritären Kampfes gegen die „alte Ordnung“. Als Neurotiker kämpfen die Antiautoritären die Gefechte der persönlichen Vergangenheit auf der gesellschaftlichen Bühne aus. Daß sie dabei die Zukunft verspielen, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Das Fatale an der ganzen Angelegenheit, etwas, was keiner der rechten sogenannten „Islamkritiker“ begreift, ist, daß die Mohammedaner nicht etwa das im weitesten Sinne „Böse“ verkörpern, sondern ganz im Gegenteil die letzte Rettung vor dem totalen Zusammenbruch. Die einzige gesellschaftliche Kraft, die den endgültigen Triumph der Hölle verhindert.

Wie eingangs erwähnt sah Reich so die Rolle von Paulus im römischen Kaiserreich und die Rolle von Mohammed im heidnischen Arabien. Das macht die ungeheure Kraft des Islam in unserer Mitte aus.

Der grün-rote Abschaum hört sich John Lennons atheistische und kommunistische Schwuchtelhymne Imagine an. Übrigens wurde dieses Lied vor vier Tagen im bunten Staatsakt für die acht türkischen Mordopfer gesungen. Was für eine abgrundtiefe Demütigung für einen Moslem! Was für ein Mißverständnis auf beiden Seiten! Es war, als hätte die Kanzlerin der bunten Republik jedem der ermordeten türkischen MÄNNER, Märtyrer des Türkentums, einzeln posthum ins Gesicht gespuckt!

Gepanzerte „genußvolle Tugend“ vs. ungepanzerte „tugendhafte Lust“

27. November 2024

Ausgehend von seiner charakteranalytischen Praxis unterschied Reich zwischen zwei Grundformen der Arbeitsleistung: „die zwanghaft-unlustvolle und die natürlich-freudige“ (Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 257).

Die letztere öffnet den Weg zu einem „beruflich, fachlichen Interesse, (…) die sachliche Verbundenheit mit der Arbeit“ (ebd., S. 262). Das wird dadurch unterstützt, daß die Menschen „in ihrer Arbeitsfunktion (…) natürlicherweise dazu verhalten (sind), rational zu sein“ (S. 335), allein schon durch die „sachlich-rationalen Verflechtung von Arbeitszweigen“ (S. 343). Nirgendswo ist bei Reich die Rede von Anreizen („sei tugendhaft und du wirst Lust verspüren“), sondern von der Freisetzung eines natürlichen Antriebes und der mit ihm einhergehenden natürlichen Moral. „Sie funktionieren arbeitsdemokratisch nicht zufolge ihrer persönlichen politischen Neigungen, sondern ausschließlich zufolge ihrer Tätigkeit als Industriearbeiter, Farmer, Lehrer, Ärzte, Kleinkindererzieher, Schriftsteller, Administratoren, Techniker, Wissenschaftler, Forscher u.s.f.“ (S. 278). Es wäre eindeutiger, hätte Reich nur von „persönlichen Neigungen“ gesprochen, doch die Tendenz seiner Argumentationskette ist offensichtlich.

Reich war es um die Förderung der wirklich freien Lebensbetätigung und die gleichzeitige Beseitigung irrationaler Freiheitsbegriffe zu tun, wobei der irrige Freiheitsbegriff mit der innerlich versklavten menschlichen Struktur, also Fremdsteuerung verbunden ist. Praktisch muß sich der Arbeitende mit dem Arbeitsprozeß identifizieren („Work Democracy in Action“, Annals of the Orgone Institute, 1947). Ist der Arbeiter jemand, der nur deshalb gewissenhaft arbeitet, weil eine Belohnung für seine Arbeit in Aussicht steht (Tugend führt zu Lust – d.h. eine brüchige Pseudotugend muß durch Bestechung mit dem Geschenk der Lust herbei manipuliert, „erzwungen“, werden) oder funktioniert er als integraler Teil des Arbeitsprozesses, weil er innerlich frei, d.h. „lustfähig“ ist (Lust führt zu Tugend)? In letzterem Fall braucht ein innerer Widerstand bzw. eine „innere Trägheit“ nicht durch Anreize und „Impulse“ künstlich überwunden zu werden, was immer Manipulation (Fremdsteuerung) impliziert.

Seit Adam Smith geht es bei allen Theorien des Kapitalismus darum, die Tugendhaften zu belohnen. Sei fleißig und dabei gewissenhaft und du wirst deinen gerechten Lohn ernten! Das kann nicht funktionieren, denn wenn die Manipulation durchschaut und die Tugend nicht von außen, also fremdbestimmt kontrolliert wird, genießt man vorschnell – rebellisch, subversiv, betrügerisch. Denke an all die Fälle von Wissenschaftsbetrug und das „Ach, merkt eh keiner!“ deiner Kollegen. Der im ersten Aufsatz zu diesem Thema erläuterte Jesuanische, Paulinische, Augustinische, Lutherische, Jensinistische Ansatz setzt hier einen grundsätzlich anderen Akzent: „Ich arbeite nicht auf Erlösung hin, sondern ich bin erlöst und – arbeite“, d.h. ich bin dank der Gnade Gottes tugendhaft, selbst wenn ich nicht kontrolliert werde und keinen Lohn erwarten kann. Nur so kann echter Kapitalismus, wahre Demokratie und genuine Wissenschaft funktionieren. Natürlich braucht es immer wieder Anreize, wie heute in China und neuerdings z.B. in Vietnam, aber wirklich „nachhaltig“ ist das nur mit einer „protestantischen Ethik“. Wenn sich „Lust –> Tugend“ endlich durchsetzt, haben wir eine reine Arbeitsdemokratie vor uns, d.h. jeder folgt seinem „Fachbewußtsein“. Wobei natürlich auf „Tugend –> Lust“, also „Anreize“, nie ganz verzichtet werden kann. Es ist nur eine Frage der Gewichtung. Meiner Meinung nach steht das so spektakulär prosperierende China vor einer Katastrophe, eben weil es in dieser Hinsicht null arbeitsdemokratische Substanz hat. Man denke auch an das Nord-Süd-Gefälle in Europa und daran, wie durch den demoskopischen Wandel auch Deutschland von der Mentalität des mediterranen „Legal, illegal, scheiß egal!“ immer mehr zerfressen wird.

Angesichts dieser „libertinistischen“ Entartung ist der naheliegende Einwand, daß die hier, frei nach Max Weber, gepriesene „Calvinistische“ Geisteshaltung extrem leib- und sexualfeindlich, generell lustfeindlich war, geradezu die Verkörperung eines über-ich-gesteuerten Lebens. Dazu ist zunächst zu sagen, daß das den funktionellen Gegensatz von Arbeit und Sexualität widerspiegelt, der in gepanzerten Gesellschaften besonders akzentuiert ist (vom Pendeln zum Gegensatz). Außerdem kann man zwar oberflächlich von „freien Türken“ und „zugeknöpften Norwegern“ sprechen, doch aus der Perspektive von James DeMeos Saharasia-Theorie sieht das schon anders aus. Das ist ein gutes Beispiel dafür, was eigentlich gemeint ist, wenn man davon spricht, einen Sachverhalt „funktionell“ zu betrachten. Es geht nicht um „formale Logik“, sondern um die Zusammenhänge der Lebenswirklichkeit, nicht darum, wie etwas oberflächlich erscheint, sondern worauf das ganze hinausläuft.

Wilhelm Reich und die Liebe zur Weisheit: von der „lustvollen Tugend“ zur „tugendhaften Lust. Oder: Der Protestantismus als gescheiterte biologische Revolution

22. November 2024

„Philosophie“ bedeutet „Liebe zur Weisheit“. „Weisheit“ wiederum ist definiert als die „Tugend des Urteilsvermögens“. Sokrates zufolge führt Tugend zu „Glück und Erfüllung“. Tugend ist demnach also lustvoll. Beispielsweise läßt man sich, gemäß der Tugend der Tapferkeit, in einer Schlacht brav niedermetzeln, statt der ersten Eingebung des Selbsterhaltungstriebs zu folgen und sich davonzustehlen. Letztendlich ist nämlich, so Sokrates, der Heldentod befriedigender als das Dahinsiechen als elender Feigling. Praktische Philosophie, d.h. man bringt sein Urteilsvermögen zur Anwendung! Die Gegenposition zu dem, was sich später zum „Epikureismus“ entwickelte, bildete Seneca, der Tugend und Lust voneinander trennen wollte – scheinbar, denn auch bei ihm soll die Mäßigung letztendlich auch zu „Glück und Erfüllung“ führen, d.h. zu Lust. Ein schlagendes Beispiel wäre der Buddhismus, dessen letztendliches Ziel, trotz allem Verzicht und Altruismus, doch das „Nirwana“ ist – Glück und Erfüllung.

Hinter all dieser angeblichen Weisheit steckt die diese Gesellschaft konstituierende Abpanzerungsdressur: „Wenn du schön artig bist, bekommst du nachher ein Leckerli!“ Selbst hier dreht es sich bei allen philosophischen und religiösen Verrenkungen, egal wie gegensätzlich sie angeblich auch sein mögen, immer nur um das eine: die Reichsche Orgasmustheorie, d.h. das Verhältnis von Neurose (Irrationalismus) und Libidohaushalt (Frustration vs. Erfüllung), wobei das „Tugend führt zu Lust“ das Markenzeichen der orgastischen Impotenz ist.

Auch im Christentum geht es letztendlich darum im Paradies zu landen, wenn auch durch Selbstaufgabe „für den Nächsten“. Die Letzten werden letztendlich die Ersten sein! Es geht dem vermeintlichen Altruisten um das eigene Glück, die eigene Erfüllung! Erst die Reformation machte dieser eklatanten Verlogenheit, auf deren brüchigen, da inhärent widersprüchlichen Grundlage keine dauerhaft bestehende Gesellschaft zu errichten ist, ein Ende, als sie im Anschluß an Jesu Predigten gegen die verlogenen Pharisäer, insbesondere aber im Anschluß an Paulus‘ Theologie klarstellte, daß keine Tugendhaftigkeit der Welt vor Gottes Gerechtigkeit bestehen könne und daß wir nur auf die durch Jesus verkörperte willkürliche, da nicht verdienbare, also wahrhaft „bedingungslose“ Liebe Gottes setzen können. Hier führt dann nicht mehr die Tugend zur Erlösung (Lust), sondern die erlösende Liebe (also die erfüllende Lust) zur Tugend. Der erlöste Christ lebt selbstverständlich, sozusagen automatisch, tugendhaft, da er dank der Gnade Gottes gar nicht mehr das Bedürfnis zu sündigen verspürt.

Erst durch diese Umkehr des universellen Moralgesetzes einer dressierten Menschheit, „ich bin Tugendhaft, weil das am Ende die größte Lust verschafft“ (das ist beispielsweise die Lebensmaxime jedes Moslems!), zum protestantischen „ich bin erlöst und deshalb tugendhaft“ wurden Kapitalismus, Wissenschaft und Demokratie möglich. Diese beruhen nämlich durchweg darauf, daß ich ohne kleinliches Lustkalkül handele, d.h. ohne Fokus auf einen zukünftigen Lustgewinn, sondern vollkommen sachlich im Hier und Jetzt agiere. Man tut etwas um der Sache willen! Gingen in der Wirtschaft, im Labor, in der Politik ständig alle im obigen Sinne berechnend vor, würde jede Gesellschaft, die auf Vertrauen aufgebaut ist, kollabieren. (Man lese dazu die ganz auf „Sachzwänge“ zielenden Ausführungen über die „Arbeitsdemokratie“ in Reichs Massenpsychologie des Faschismus.)

Problem ist natürlich, daß die christliche (protestantische) Erlösung als Massenpsychose illusorisch ist und entsprechend auch die „protestantische Tugend“ auf wackeligen Beinen steht. Mit dem Tod Gottes folgt in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ein Betrugsskandal dem anderen und das Kartenhaus wird bald endgültig kollabieren. Die einzige, DIE EINZIGE, Alternative ist das wahrhaftige „Lust führt zu Tugend“, die tugendhafte Lust, wie sie von LaMettrie und Reich beschrieben wurde.

Wenn ich befriedigt bin, bin ich automatisch „tugendhaft“. Orgastische Potenz führt über den Kapitalismus hinaus zur Arbeitsdemokratie, bei der der wirtschaftliche Erfolg des Gegenübers mit dem meinigen einhergeht. Wissenschaft muß nicht ständig durch Doppelblindexperimente vom vermeintlichen „Wissenschaftler“ geschützt werden, sondern ist wirklicher Kontakt mit der Natur. Und was für Wirtschaft und Wissenschaft gilt, gilt erst recht für die Administration der gesellschaftlichen Beziehungen. Gelingt uns diese tatsächliche Umkehr von gepanzerter „Tugend –> Lust“ zu ungepanzerter „Lust –> Tugend“ nicht, hat die Menschheit keinerlei Überlebenschance, da wirkliche Liebe zur Weisheit GENITALE LIEBE ist – die tugendhafte Lust!

Christus und die Liebe

31. Dezember 2023

Warum war für Reich die Christus-Figur, die vielleicht gar nicht historisch ist, sondern von den Römern gegen die Juden oder von den Juden gegen die Römer schlichtweg ausgedacht wurde, so wichtig? Was ist so besonderes an dieser „himmlischen Figur“, die, wie Nietzsche richtig sagt, nur auf die Erde kommt, um dann wirklich nichts Bedeutendes von sich zu geben? Warum einer Monty Python-Witzfigur Bedeutung beimessen, die Wasser in Wein verwandeln, über Wasser gehen und Blinde mit einer Schlammpaste aus Spucke und Staub sehend machen kann? Welche Bedeutung sollte irgendein verpeilter jüdischer Rabbi von vor 2000 Jahren für uns haben? Warum im Zusammenhang mit Laskas LSR-Projekt einen religiösen Spinner diskutieren?

Die Antwort liefert folgende Predigt eines Bischofs der „nestorianischen“ Assyrischen Kirche des Ostens:

Hier die Übersetzung: “Der Herr Jesus kam und sagte: Ich werde Euch ein Gesetz geben, das Liebe heißt. Vergeßt ‚nicht töten‘, ‚nicht stehlen‘, ‚nicht, nicht, nicht‘. Vergeßt sie alle. Vergeßt all die Gesetze. Er sagt: An dem Tag, an dem Ihr lernt, zu lieben, werdet Ihr nicht mehr töten. An dem Tag, an dem Ihr lernt zu lieben, werdet Ihr nicht mehr stehlen. An dem Tag, an dem Ihr lernt zu lieben, werdet Ihr niemanden mehr verletzen, denn es ist die Liebe, die Euch diese Fähigkeit verleiht.”

Wenn man sagt, daß Jesu Botschaft die Liebe gewesen sei, ist das nur ein Allgemeinplatz, aber so, wie es Bischof Mar Mari Emmanuel ausdrückt, wird sie bemerkenswert und entspricht formal Reichs Orgasmustheorie und dem LSR-Projekt, d.h. der Befreiung vom Über-Ich. Siehe dazu meine beiden Bücher Der verdrängte Christus: Bd. 1 Orgonomie und Christentum und Bd. 2 Das orgonomische Testament.

Diese „Frohe Botschaft“ wird dann jedoch stets unmittelbar aufgehoben und ins Gegenteil verkehrt, durch den eigentlichen Begründer des Christentums: Paulus, der von nichts anderem redet, als daß wir durch und durch böse sind und nichts Gutes in uns haben und uns deshalb ganz und gar Jesus überantworten sollen – dem Über-Ich. „Wo Ich war, soll Christus sein!“ Von Anfang an, prügeln die Christen den „dämonischen“ Eigensinn aus ihren Kindern – „weil sie sie lieben“.

Paulus und Hegel gegen LSR

16. Oktober 2023

1.

In seinem ersten Brief an die Korinther (1 Kor 6,15-20) hat Apostel Paulus das exakte Gegenteil dessen formuliert, wofür die Namen Reich, LaMettrie und Stirner stehen:

„15. Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind?“

Dein Leib ist gar nicht dein Leib, sondern er gehört der Gemeinschaft (die in Gestalt des Über-Ichs in dir wohnt), ist ein Organ ihrer Moral!

„15. Soll ich denn die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Hure machen? Auf keinen Fall!“

Nach biblischer Lehre macht der Geschlechtsverkehr aus zwei Personen auf mystische Weise eine Person. („16. Oder wißt ihr nicht, daß, wer der Hure anhängt, ein Leib [mit ihr] ist? ‚Denn es werden‘, heißt es, ‚die zwei ein Fleisch sein.‘ 17. Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist [mit ihm].“) Auf diese Weise trage ich die Unmoral (Hurerei) in meine Gemeinschaft, wenn ich mich mit „Huren“ einlasse. Ich entfremde mich der Gemeinschaft.

„18. Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht treibt, sündigt gegen den eigenen Leib.“

Das markiert die Sonderstellung der sexuellen Sünde, die deshalb schlimmer ist als selbst Mord! Das erklärt den gesamten Katholizismus und seine Lebensfeindlichkeit.

„19. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört?“

Selbst dein Leib ist nicht dein Eigentum! Was für ein sadomasochistischer Alptraum, der durch den anschließenden Vers noch verschärft wird:

„20. Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott mit eurem Leib!“

Der Preis war der Foltertod Christi. Wir sollen uns schuldig fühlen und gegen unsere „teuflischen“ Triebe ankämpfen, um uns dieses Opfers als würdig zu erweisen.

2.

Hegel wollte zeigen, daß die objektive Welt nur die Entäußerung des Geistes (des Geistes „an sich“) ist und es gilt diese Entäußerung/Entfremdung zu überwinden, indem der Staat, sozusagen als wahrer „Corpus Christi“, alle individuelle subjektive Willkür beseitigt und die „objektive“ Vernunft herrscht. Das entspricht dem Traum von Klaus Schwab bzw. des WEF: Die KI wird alles regulieren, du wirst nichts besitzen und glücklich sein. Marx hat genau diese Weltanschauung vertreten (mit der Akzentverschiebung, daß sich der Mensch durch seine materielle Arbeit selbst erschaffen hat), während Stirner der diametrale Gegenentwurf ist.

[Walter Schubart] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

13. Mai 2023

[Walter Schubart] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 19. Die Dogmatik der Christusmörder: Das befreite Fließen der kosmischen Lebensenergie

10. Februar 2023

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 19. Das befreite Fließen der kosmischen Lebensenergie

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 19. Die Dogmatik der Christusmörder: Religion, Kirche, Religionsstreit im Nationalsozialismus

9. Februar 2023

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 19. Religion, Kirche, Religionsstreit im Nationalsozialismus

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 19. Die Dogmatik der Christusmörder: Christus und Hitler (Teil 2)

21. Januar 2023

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 19. Die Dogmatik der Christusmörder: Christus und Hitler (Teil 2)