Zeitzeugen haben immer wieder berichtet, daß alle Hollywood-Streifen über den Zweiten Weltkrieg, etwa Der Soldat James Ryan, ein vollkommen falsches Bild zeichnen, egal wie sie sich bemühen, die Deutschen nicht klischeehaft zu behandeln. Sie können die damalige Wirklichkeit unmöglich darstellen, denn es war tatsächlich so, daß, wenn beispielsweise 20 deutsche SS-Männer auf eine US-Einheit von 100 Soldaten stießen, die letzteren kaum eine Chance hatten. Wenn umgekehrt 100 Amerikaner auf 20 Deutsche stießen, zogen sie sich erst in Panik zurück, ließen die deutsche Einheit unter Artilleriebeschuß setzen und trauten sich selbst erst wieder aus der Deckung, wenn jede Menge amerikanischer Panzer auf dem Schlachtfeld erschienen waren.
Daß die deutschen Soldaten mit ihren Erzählungen eigener Heldentaten nach dem Krieg durchaus nicht übertrieben haben, hat der bereits erwähnte bedeutende Militärhistoriker Martin van Creveld in seinem Buch Kampfkraft (ARES Verlag, Graz 2007) aufgezeigt, in dem er die amerikanische Armee mit der deutschen Wehrmacht verglich. Das Ranking der Kampfkraft sah demnach ungefähr wie folgt aus: 1 Waffen-SS-Mann = 2 Soldaten der Wehrmacht = 5 englische Soldaten = 10 US-Marines = 20 normale US-Soldaten. Das meinte ich, wenn ich vom „Mangel an Professionalität“ der US-Armee sprach, die dann von technischem Overkill (mit entsprechenden Kollateralschäden!) überkompensiert werden mußte, das ansonsten nicht notwendig gewesen wäre. Man denke nur an Vietnam. Das erklärt auch zum Teil den weltweiten Antiamerikanismus.
Interessanterweise ist die Kampfkraft der Armeen direkt mit der Sexualökonomie der Gesellschaften verknüpft, die sie an die Front geschickt haben! Es ist schon etwas seltsam, wenn man ein militärhistorisches Buch über die „Militärische Organisation und Leistung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945“ wie das von van Creveld liest und dabei unvermittelt ausgerechnet der Name „Wilhelm Reich“ auftaucht (S. 26). Im Kapitel über die Rolle des Nationalcharakters in der Kampfkraft der deutschen und amerikanischen Armee referiert der Autor die typischen Charakteristika, die man „dem Deutschen“ gemeinhin zuschreibt, und er fährt fort:
All dies ist zweifellos das Ergebnis einer verfrühten Erziehung zur Sauberkeit, zu der deutsche Mütter angeblich neigen. Unter Verwendung der Gedanken von Wilhelm Reich sind einige Psychologen zu dem Schluß gelangt, die Deutschen hätten einen zwanghaften analerotischen Charakter. Das führt zu Starrheit, Disziplin und Unfähigkeit zur Entspannung. Ihr Verhältnis zu Frauen wird „oft durch bewußte und unbewußte Furcht, Aggression und Verachtung bestimmt“.
Der Autor van Creveld zitiert hier eine Untersuchung aus dem Jahre 1948 (Some Psychological Hypotheses on Nazi Germany) von Kecskemeti und Leites.
Interessanterweise sind die Ausführungen über den amerikanischen Nationalcharakter weit näher an Reichs sexualökonomischen Erkenntnissen. Der Autor referiert breit ein Buch über den Unterschied zwischen Green Berets und Kriegsdienstverweigerern (D.M. Mantell: Familie und Aggression: Zur Einübung von Gewalt und Gewaltlosigkeit. Eine empirische Untersuchung, Frankfurt a.M. 1972):
Im Gegensatz zu den Kriegsdienstverweigerern wuchsen die kriegsfreiwilligen Elitesoldaten (Green Berets) in weniger harmonischen Familien auf. Zwischen den beiden Elternteilen herrschte eine Beziehung von Überordnung und Unterordnung. Es wurde in den Familien besonders auf materiellen Besitz, Sozialstatus, Arbeit und Fleiß, Ordnung und Sauberkeit, Disziplin, Anpassung, Gehorsam und körperliche Ertüchtigung Wert gelegt. Bei den Familien der späteren Kriegsdienstverweigerer waren es hingegen Güte, Freude am Leben und persönliche Leistung. Während bei den ersteren vor allem Stehlen, Lügen, Vandalismus und Ungehorsam als Sünden galten, war es bei den letzteren in erster Linie Rücksichtslosigkeit, die geächtet wurde. Außerdem waren in den „kriegerischen“ Familien Strafen und Drohungen viel weiter verbreitet.
Und schließlich:
Die Kriegsdienstverweigerer betrachteten Frauen als gleichberechtigte Partner und die Sexualität als gemeinsame Erfahrung. Obwohl zu oberflächlicher Beziehung fähig, lachten sie doch nie über Frauen oder verachteten sie. Im Gegensatz dazu waren die „Green Berets“ „bemerkenswert skrupellos und gefühllos“ in ihren Beziehungen zu Frauen. Auch waren sie männliche Chauvinisten in dem Sinne, daß sie die sexuelle Freiheit nur auf die Männer beschränken wollten. Das wiederum bedeutete, daß eine Frau, mit der sie schliefen, automatisch zu einem Gegenstand der Verachtung wurde. (van Creveld, S. 29)
Ich verweise auf meinen Vergleich von Deutschen und Franzosen in Teil 7 und natürlich generell auf Teil 2.
Apropos Emotionelle Pest gegen Deutschland: Im Februar 1945 war es ziemlich irrelevant, ob Dresden Militärausrüstung produzierte, etwa Periskop-Optik. 90 Prozent der militärischen Stärke Deutschlands war zusammengebrochen, alliierte Truppen hatten bereits die Hälfte des Territoriums erobert, die Fabriken waren zerstört, die meisten Regionen hatten weder Strom noch Wasser, der Himmel über Deutschland war dunkel von alliierten Bombern und Jägern, die, kaum erschien ein LKW auf einer Landstraße, ihn sofort zerschossen. Ob es also noch Rüstungsindustrie in Dresden gab, hatte wenig oder gar keine Folgen für die Verbündeten, ohnehin war Deutschland schon seit Wochen nicht in der Lage, in irgendeiner Weise in die Offensive zu gehen.
Jede halbwegs professionelle Armee der Welt hätte in der Lage sein sollen, das Geschehen souverän zu kontrollieren und einen Gesamtsieg innerhalb von Wochen zu besiegeln, ohne ganze Städte einzuebnen, ohne Massenmord (!) und ohne Zerstörung des Kulturerbes der Menschheit. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Bombardierung von Dresden nur einen psychologischen und symbolischen Grund hatte. Erstens als ein Mittel der sadistischen Rache gegen Deutschland und zweitens (wie Hiroshima und Nagasaki) als ein Mittel, den Russen zu zeigen, wie mächtig und skrupellos der Westen vorgehen kann, wenn er nur will.
Dresden, Hiroshima und Nagasaki haben gezeigt, daß unter den Alliierten die Emotionelle Pest ähnlich an der Arbeit sein konnte wie in Deutschland. Angesichts ihrer absoluten Überlegenheit an Manpower, Material, Waffen und Technologie hatten die Alliierten elegantere (und „weichere“) Möglichkeiten den Krieg zu beenden, statt die schlimmsten Werkzeuge, die sie zur Verfügung hatten, zur Anwendung zu bringen.
Für die westliche Welt (und in allen politisch korrekten Geschichtsschulbüchern) steht „Coventry“ für die verachtenswerte, brutale, kriminelle und bösartige Kriegsführung der Nazis. Der deutsche Luftangriff auf Coventry in der Nacht vom 14. November 1940 kostete aber gerade mal 568 Todesopfer, und Coventry war in der Tat die Rüstungsmetropole Britanniens. Amerikas Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki (zu einem Zeitpunkt, als der Krieg sowieso längst entschieden war) führte zu 260mal so vielen Toten, d.h. 130 000 sofortigen Opfern, sowie mehreren Hunderttausend Fällen von verzögertem Tod wegen der langanhaltenden Folgen der radioaktiven Verseuchung.
Das Hauptproblem der USA, das letztendlich den Einsatz der Atombomben auf Japan erzwang, war ein eklatanter Mangel an Professionalität in der Ausbildung der US-Eliteeinheiten. Ein Muster, das immer wieder in Amerikas Kriegführung zum Ausdruck kam, war die feige Tendenz zum „Overkill“. Es wurde stets weit mehr Personal, Waffen und Hardware als nötig verwendet, um ein bestimmtes militärisches Ziel zu erreichen. Clint Eastwood hat das in seinen beiden Filmen Flags of Our Fathers und Letters from Iwo Jima über die Landung der Amerikaner auf Iwo Jima herausgearbeitet: den Kontrast zwischen der amerikanischen Overkill-Mentalität und der japanischen Opferbereitschaft.
Apropos Overkill: Wie bereits in Teil 21 gezeigt, hat Polen, das damals chauvinistischste Land in Europa, sämtliche Angebote Hitlers brüsk zurückgewiesen, weil es fest mit dem unmittelbar bevorstehenden Kriegseintritt Frankreichs und Großbritanniens rechnete. Als die Wehrmacht Richtung Warschau marschierte, wurde offensichtlich, wie schwach die polnische Armee war und beispielsweise polnische Kosaken gegen deutsche Panter anritten. Einige Stunden, bevor die erste Bombe auf Warschau fiel, unterrichtete die Luftwaffe die eingekreiste Stadt davon, daß bereitstünde, die gesamte Stadt in Schutt und Asche zu legen. Man möge doch bitte kapitulieren, und kein einziges Gebäude werde zerstört. Die polnische Antwort lautete, daß die Invasion Deutschlands durch die Westmächte unmittelbar bevorstünde und die glorreiche polnische Flak sowieso jedes deutsche Flugzeug vom Himmel holen würde. Es geht nicht darum, den pestilenten Charakter Hitler zu rechtfertigen, der daraufhin ein „rücksichtsloses Vorgehen“ anordnete, sondern es soll nur darauf hingewiesen werden, wie sehr auch bloßes neurotisches Verhalten, schlichtweg kindische Unvernunft, Unheil anrichtete.
Ein dritter Faktor war schlicht und ergreifend die Maschinerie, in die die Menschen eingebunden waren und die sie kaum beherrschen konnten. Man nehme Rotterdam am 14. Mai 1940: Bis eine Stunde vor dem Angriff verweigerte die Stadt, aus ähnlichen Gründen wie zuvor Warschau, jede Kapitulation. Dann, als der deutsche Angriff bereits ins Laufen gekommen war, änderten die Holländer plötzlich doch noch ihre Meinung und erklärten Rotterdam zur „offenen Stadt“. Die Luftwaffe versuchte ihre Flugzeuge sofort zurückzurufen, aber wegen technischer Probleme und weil es ohnehin schon zu spät war, kam es zu Bombardierungen. Im Anschluß entschuldigten sich die Deutschen für die Tragödie und gaben ihr Bedauern zum Ausdruck für das, was geschehen war. Doch nach Rotterdam waren alle Dämme gebrochen: Der neue britische Premierminister, Winston Churchill, hob einen Tag später, am 15. Mai die Sperre gegen zivile Ziele in Deutschland auf. Noch in derselben Nacht griff ein Verband von 99 Bombern Öl- und Eisenbahnziele im Ruhrgebiet an. Die strategische Bomberoffensive gegen Deutschland hatte damit ernsthaft begonnen.
Es bleibt natürlich die Ursünde Guernica: Die einen sagen, man wollte einfach die baskische Zivilbevölkerung terrorisieren und deren Widerstandswillen brechen. Andere glauben, es wäre ein Versehen gewesen. Eine wichtige Brücke über den Fluß Orca sollte zerstört werden, und wegen der schlechten Sichtverhältnisse seien die Bomben auf die Stadt gefallen. Und schließlich verweisen wieder andere, daß es bei der Legion Condor vor allem um die Erprobung der damaligen Waffentechnik ging. Wie auch immer, die gleiche Rücksichtlosigkeit und – Sinnlosigkeit wie in Dresden.
Beim Schreiben dieser Blogserie mußte ich immer wieder an den Beamten der Reichsbahn denken, der mir seine Kriegerlebnisse erzählt hat. Wegen seiner unersetzbaren Stellung war er vom Kriegsdienst freigestellt worden und im besetzten Polen tätig. Er sah die Bahnwaggons mit Juden, die weiter Richtung Osten fuhren. „Ich wußte, wohin sie gebracht wurden, aber ich hatte keine Ahnung, was dort mit ihnen geschah.“ Er war ein kleines, aber unverzichtbares Rädchen in der Maschinerie des Holocaust. Er war es, der buchstäblich die Weichen nach Auschwitz stellte.
Er funktionierte einfach solange, bis ihn die Rote Armee überrannt hatte und er sich in einem polnischen Internierungslager wiederfand, in dem die Zustände „unbeschreiblich“ gewesen seien. Eine der Folter- und Mordmethoden war es, die deutschen Gefangenen fast verhungern zu lassen und ihnen dann verschimmelte Brotlaibe vor die Füße zu werfen. Die, die sich nicht zurückhalten konnten und die Laibe aus dem von menschlichen Exkrementen übersätem Morast aufklaubten und gierig verschlangen, sind ihrer letzten menschlichen Würde beraubt samt und sonders elendig verreckt. „Recht so, diese Nazischweine!“ Wer so denkt, vergißt, daß die SS-Wachmänner in den KZs durch Goebbels‘ und Himmlers Greuelpropaganda genauso emotional gepolt waren wie die Wachmänner im polnischen Internierungslager.
Wir konstatieren, daß im zweiten Dreißigjährigen Krieg drei Elemente zusammengespielt haben:
Die Emotionelle Pest, d.h. die eigene bioenergetische Erregung wird bewältigt, indem man die bioenergetische Erregung bei anderen ausschaltet, diese anderen sogar tötet. Der pestilente Charakter rechtfertig dieses Morden vor sich selbst und anderen mit den fadenscheinigsten Begründungen.
Die Massenneurose, die u.a. dazu führt, daß diese Begründungen allen Ernstes akzeptiert werden. Sie bewirkt, daß die Massen alles erdulden und sich sogar danach sehnen unterdrückt („befreit“) zu werden, weil ihnen das Sicherheit schenkt, – sie vor der eigenen Erregung schützt.
Die Maschinenzivilisation, die dafür sorgt, daß die Menschen sich in „Zwängen“ wiederfinden, denen sie hoffnungslos ausgeliefert sind. Letztendlich gründet sich die „Kriegsmaschinerie“ mit ihrem „unerbittlichen Eigenleben“, den technischen, wirtschaftlichen, politischen, geostrategischen, militärstrategischen, etc. Zwängen, einzig und allein darin, daß der Mensch selbst maschinell entartet ist, d.h. „strukturellen Zwängen“ unterliegt: er ist gepanzert.
Die wissenschaftlichen, technischen und kulturellen Beiträge unserer kleinen Nation (die kaum mehr als 1 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht) zum Fortschritt der Menschheit sind erstaunlich. Unter anderem haben die Deutschen erfunden: den Buchdruck, die Glühbirne, das Auto, den Diesel-Motor, den Fernseher (das allererste gesendete TV-Programm war Hitlers Eröffnungsrede bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin), das Farbfernsehen, den Hubschrauber, den Kaffeefilter, den Teebeutel, die Antibabypille, den Computer, Aspirin, das Telefon (Reis machte vor Edison ein Ferngespräch), die Waschmaschine, das Elektronenmikroskop, das Düsenflugzeug, das Luftschiff (Zeppelin), Bier, Homöopathie, Papier, das Periodensystem der Elemente, den Dynamo, Bakteriologie (Koch 1896), die Straßenbahn, das Motorrad, den Plattenspieler, funkgesteuerte Uhren, den MP3-Player, den Airbag, die Kreditkarte, den Mikrochip, die Kernspaltung, das Röntgengerät und den Scanner! In der Liste der zehn wichtigsten technischen Erfindungen In der Geschichte der Menschheit stammen fünf von Deutschen.
Das waren technische Erfindungen, aber der Einfluß der Deutschen auf die internationale Kultur ist ebenso groß! In der Liste der zehn wichtigsten klassischen Komponisten gibt es sechs Deutsche/Österreicher: Beethoven, Mozart, Bach, Haydn, Liszt, Schubert, Brahms, Schönberg, Wagner. In der Liste der zehn wichtigsten Philosophen der Neuzeit gibt es acht Deutsche/Österreicher: Kant, Hegel, Schopenhauer, Marx, Engels, Nietzsche, Husserl, Wittgenstein. Was wäre die Welt der Physik ohne die Früchte der Forschung von Einstein, Hahn, Meitner, Fahrenheit, Röntgen, Gauß, Ohm, Planck, von Braun, Kopernikus, Heisenberg, Born, Euler, Mach, Meißner, von Ardenne, Warburg, Schrödinger, von Weizsäcker? Und was die Anthropologen, Psychologen und Psychiater betrifft: Franz Boas, Begründer der Kulturanthropologie, Wundt, der erste experimentelle Psychologe überhaupt, Kretschmer, Kraepelin, Jaspers, Kurt Schneider, Wagner-Jauregg, bei dem Reich seine Facharztausbildung absolvierte und der bis heute der einzige Psychiater war, der jemals den Nobelpreis erhielt, Reich, Freud, Adler, Melanie Klein, Karen Horney, Kernberg, Eysenck, etc. Unter den Schriftstellern nenne ich nur Goethe. (Man beachte hier bitte den Beitrag der jüdischen Deutschen!)
Deutsche Sportler gewannen bei den Olympiaden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die meisten Medaillen. Vor allem bei den Olympischen Spielen in Berlin von 1936 dominierten sie alle anderen Länder. Und bis zu seiner Niederlage gegen Lewis war der Deutsche Max Schmeling der weltweit beste Boxer. Auch in der „kulturellsten“ Sportart – dem Schach – waren in den Jahrzehnten vor und nach 1900 die zwei besten Schachspieler der Welt Deutsche/Österreicher (Steinitz und Lasker).
Außerdem denke ich, daß wirklich jeder in der Welt die Namen der 4 Deutschen/Österreicher Luther, Marx, Freud und Einstein kennt. Niemand hat die moderne Welt mehr als diese 4 beeinflußt! Hitler nicht zu vergessen. Wilhelm Reich, der in seinem ganzen Denken sehr „deutsch“ war. (Schließlich erhielt er seinen Vornamen zu Ehren von Kaiser Wilhelm!
Bis vor kurzem galt Deutschland in diversen Umfragen, etwa des BBC, als das beliebteste Land auf der Erde.
Allerdings, obwohl „Nationalstolz“ (Liebe zum eigenen Land, Patriotismus, d.h. Stolz auf die Errungenschaften des eigenen Volkes) ganz natürlich sein sollten, ist dies in Deutschland ein sehr heikles Thema und auch für mich eine mit Konflikten besetzte Angelegenheit. Das ist so, weil unser Stolz (auf die enormen Leistungen der deutschen Geschichte) stets mit starken Schuldgefühlen wegen Deutschlands Rolle im Zweiten Weltkrieg und vor allem in der Schoah vermischt sind. Während Amerikaner „stolz sind, Amerikaner zu sein“, Franzosen und Engländer sehr nationalistisch sind und stolz auf ihre Streitkräfte (einschließlich der Atombombe) und gerne Uniformen tragen, ist bei Deutschen der Nationalstolz irgendwie gehemmt. Beispielsweise wurde vor kurzem jemand von einigen linken Studenten fast zu Tode geprügelt, nur weil er es gewagt hatte, die deutsche Flagge in seinem Garten zu hissen.
In französischen und englischen Städten sind die meisten großen Straßen und öffentlichen Plätze nach den Kriegshelden oder berühmten Schlachten ihrer Nationalgeschichte benannt (wie Avenue Foch, Nelson Square, Trafalgar Square, Waterloo Bridge), und es finden sich überall entsprechende Statuen – während in Deutschland sogar die öffentlich bekundete Bewunderung etwa von preußischen Generälen schlichtweg undenkbar wäre. Es wäre in Deutschland völlig unmöglich, daß eine Straße nach einem unserer großen Siege im Ersten oder Zweiten Weltkrieg oder aus der Zeit der Preußen benannt werden würde. Allein, daß ich sage, es seien unsere Siege gewesen, bringt fast jeden „kritischen Geist“ auf die Palme!
Uniformen, die deutsche Flagge oder das Absingen der deutschen Nationalhymne werden in Deutschland automatisch mit einer rechtsextremen Einstellung verbunden. Diese seltsame Situation resultiert aus gerade mal 12 Jahren Nationalsozialismus (die Hälfte davon ohne Kriegsführung) innerhalb einer deutschen Geschichte von 1200 Jahren, die im allgemeinen weitaus friedlicher verliefen als bei fast allen unseren europäischen Nachbarn.
Wenn du dich also traust zu sagen, daß du „stolz darauf bist, ein Deutscher zu sein“ – wegen Deutschlands enormen Beiträgen zur weltweiten Wissenschaft und Kultur –, kannst du auf die Gegenfrage gefaßt sein: „Wie können Sie es wagen, solche schrecklichen Dinge zu sagen? Haben Sie Auschwitz vergessen?!“ Aber ich habe nie erlebt, daß sich US-Amerikaner Vorwürfe machen wegen der beiden Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die zigtausende Zivilisten töteten bzw. radioaktiv verstrahlten. Oder daß sich Engländer beschämt oder gar schuldig fühlen wegen der Verbrechen und der Völkermorde des britischen militanten Imperialismus seit Jahrhunderten. Oder das Gefühl, in ihrem Nationalstolz gehemmt zu sein wegen der Opfer der britischen Konzentrationslager in Südafrika, wo sie die Buren internierten. (In einer berühmten Rede sagte Hitler sinngemäß: „Wir haben einfach aus dem Wörterbuch gelernt, was ein Konzentrationslager ist, und das dann von den Briten kopiert!“).
Nicht nur die britischen Konzentrationslager in Südafrika, sondern noch viel mehr die sowjetischen Gulags waren die historischen Vorläufer der späteren deutschen Konzentrationslager. Ich denke, daß die Kompetenz der Kommunisten in Sachen Massenmord von anderen Bewegungen unerreicht ist, einschließlich der der Nationalsozialisten. Heutige Historiker sagen, daß die Opfer des kommunistischen Terrors sich bis auf 100 000 000 Menschen summieren. Man erinnere sich nur all der ethnischen Völkermorde in der UdSSR, der brutalen Schauprozesse der 1930er Jahre, des brutalen Überfalls auf Polen im Herbst 1939, der Folterung von Dissidenten, der Gulags in Sibirien und so weiter und so fort. Ein Teil des polnischen Offizierskorps hat nur überlebt, weil er nicht in sowjetische, sondern in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war. Die Russen haben ausnahmslos alle polnischen Offiziere, derer sie habhaft werden konnten, ermordet.
Es gibt eine einflußreiche Schule in der Geschichtswissenschaft, die die deutschen Kriegsverbrechen und den Holocaust als kaum vermeidbare Gegenreaktion auf den sowjetischen Terror in der UdSSR interpretieren. Es sei auf den Historiker Ernst Nolte und sein berühmtes Diktum, wonach „die Gulags das Prius zu Auschwitz“ waren, verwiesen:
Katholische Familien, die ansonsten kaum etwas mit den Nazis am Hut hatten, wurden zu vehementen Unterstützern der deutschen Invasion in die UdSSR, nachdem sie gehört hatten, wie im spanischen Bürgerkrieg der 1930er Jahre katholische Priester von Kommunisten massakriert und Nonnen vergewaltigt wurden. Viel von dem brutalen Vorgehen der Wehrmacht und der SS in Rußland während des Zweiten Weltkrieges war eine Reaktion auf die unglaubliche Brutalität, die sie beobachtet und von Seiten der Kommunisten erlebt hatten. Wenn zum Beispiel russische Partisanen einen Wehrmachtssoldaten gefangennahmen, folterten sie ihn zu Tode – am häufigsten wurden die Deutschen kastriert und danach mit ihren eigenen abgeschnittenen Genitalien erstickt. Solche bestialischen „asiatischen“ Methoden waren zuvor in Europa unbekannt gewesen!
Nichtsdestotrotz galt die sowjetische Kriegführung gegen Deutschland immer als etwas „Heroisches“, und ich habe nie gesehen, daß je ein Russe ein schlechtes Gewissen wegen der Myriaden von Verbrechen hat, die sich in der russischen Geschichte zugetragen haben – immer wurden nur die Deutschen als die Bösewichte hingestellt. Entsprechend hatte es bei den Nürnberger Prozessen etwas Lächerliches, als die Sowjets forderten, daß alle deutschen Verbrechen streng geahndet werden, während die sowjetischen Ankläger selbst Ozeane von Blut an den eigenen Händen kleben hatten. Auch wurde in Nürnberg z.B. das geheime Zusatzprotokoll zum Hitler/Stalin-Pakt 1939 verschwiegen, aufgrund dessen die sowjetischen Streitkräfte keine zwei Wochen nach dem deutschen Einmarsch in die westliche Hälfte Polens – welcher bis heute als der Beweis schlechthin für die Alleinschuld der Deutschen an der Auslösung des Zweiten Weltkriegs gilt – die östliche Hälfte Polens mit ebenso großer Brutalität annektiert hatten; man erinnere sich an die Opfer von Katyn. England und Frankreich erklärten mit auffälliger Doppelmoral dem Deutschen Reich 1939 wegen des deutschen Einmarschs in Westpolen den Krieg, verbündeten sich aber paradoxerweise mit der UdSSR, die praktisch zeitgleich exakt dasselbe in Ostpolen getan hatte.
Die Nachgeborenen tragen nicht die Schuld, aber sie tragen die Verantwortung, schließlich genießt man ja auch, wie anfangs angedeutet, mit aller Selbstverständlichkeit all das, was an Gutem aus der Vergangenheit stammt. Funktionell betrachtet, gewährten uns unsere Vorväter einen Kredit, den wir abbezahlen, indem wir den Nachgeborenen eine bessere Welt hinterlassen. Zu diesen unseren Aufgaben als Nachlaßverwalter gehört die Aufarbeitung der Vergangenheit, d.h. das Wegräumen des Schutts der Lügen, des Vergessenmachens, der Verdrehungen und der Fehldeutungen, damit ein Neuanfang möglich ist. Das ist die funktionelle Aufgabe des Geschichtsforschers: er dient den Kindern der Zukunft!
Im Leben des Einzelnen und in der Geschichte der Völker ereignet sich nichts „einfach so“. Genauso wie im neurotischen Individuum alle Strebungen jeweils Impuls und Gegenimpuls (Abwehr) entsprechen, kann man auch gesellschaftliche Ereignisse, insbesondere aber Kriege, einordnen. Stets entspricht die eine Kriegspartei dem Durchbruch von Trieben und die andere dem Versuch, diese Triebe in Schach zu halten. „Materielle“ Interessenkonflikte spielen hierbei nur eine untergeordnete, vernachlässigbare Rolle. Jene Auseinandersetzungen, bei denen es geschichtlich tatsächlich nur um Ressourcen ging, entsprechen selbstredend nicht dem erwähnten neurotischen Kräftespiel und gehören deshalb nicht in diese Ausführungen. (Keine Angst, in späteren Teilen werde ich noch zu genüge auf die materiellen Interessen in den beiden Weltkriegen eingehen!)
Hier eine Tabelle von Kriegen, die primär neurotischer Natur waren:
Das ganze geht natürlich auch umgekehrt:
Es ist immer so, daß die Kräfte des Lebens (OR) gegen die Kräfte des Todes (DOR) stehen. Einer der Kontrahenten kann dabei gleichzeitig zwei entgegengesetzte Funktionen einnehmen. England kann gegen die rationale amerikanische Revolution angehen und gleichzeitig gegen die irrationale französische Revolution. Es ist genauso wie in der Neurose, wo etwa Zwanghaftigkeit jede natürliche Lebensäußerung unmöglich macht, aber gleichzeitig auch anal-sadistische Triebe in Schach hält.
Ähnlich sieht es mit dem Gegensatz zwischen „die Alliierten (DOR)“ und „Faschismus (OR)“ aus. Beispielsweise stand in den 1930er Jahren ganz und gar nicht fest, daß Italien, das sich schließlich als Schutzmacht eines unabhängigen Österreich sah, mit Deutschland ein Bündnis eingehen würde. England hätte damals kein Problem damit gehabt, sich mit Italien zu verbünden. Es hatte ja auch keines bei Polen, das zu dieser Zeit alles andere als eine Demokratie war! Im Verlauf des Krieges wechselte die Sowjetunion die Fronten: von einem faktischen Bündnispartner Deutschlands zu einem offenen Bündnispartner Englands. England hatte damit kein Problem, obwohl die Sowjetunion in mancher Hinsicht schlimmer als Hitlerdeutschland war!
Nun, das sind abstrakte Überlegungen im Nachhinein vom bequemen Schreibtisch aus. Italien hatte sich nun mal auf Gedeih und Verderb mit Deutschland verbunden und schließlich sogar dessen „Rassengesetze“ übernommen. Rußland bot sich dem vollkommen isolierten England als Waffenbruder an, nachdem Hitler Rußland angegriffen hatte, explizit um England auch diese letzte Hoffnung eines möglichen Bündnispartners auf dem Kontinent zu nehmen. Churchill konnte da gar nicht anders, als sich mit der Sowjetunion zu verbünden, zumal deren Lage anfangs alles andere als rosig aussah und die Sowjetunion entsprechend nicht gerade bedrohlich wirkte!
Genauso wie in der Orgontherapie es nicht darum geht, Panzerung per se zu beseitigen, nur weil sie vorhanden ist, sondern systematisch vorzugehen, d.h. jeweils darauf zu achten, welche Funktion die Panzerung im gegebenen Augenblick hat, gilt auch in der Geschichte, daß eine gewisse Ehrfurcht vor der Macht des Faktischen geboten ist. Die freie Welt, die damals in Gefahr stand, auf die USA reduziert zu werden, konnte unmöglich gleichzeitig Hitler und Stalin angreifen. Die Umstände zwangen dazu, zuerst Hitler zu beseitigen und erst dann die Sowjetunion. General Patton wollte zusammen mit der Wehrmacht unter neuer Führung gleich weiter nach Moskau weitermarschieren. Dies war politisch unmöglich durchsetzbar. Doch wenige Jahre später wurde mit Wehrmachtsoffizieren die Bundeswehr gegründet und in einem Kalten Krieg schließlich auch die Sowjetunion besiegt. Wären durch die Atomspione und durch Playboy-Politiker a la Kennedy den Alliierten nicht ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen worden, wäre die Sowjetunion spätestens in den 1960er Jahren kollabiert, aber 1989, spätestens 1991, hat es dann doch geklappt.
Trotzdem bleibe doch die Tatsache, daß ich in meiner Gleichung ausgerechnet die Sowjetunion Stalins mit der pulsierenden Orgonenergie (OR) gleichgesetzt habe! Meine Antwort: Es handelt sich bei orgonometrischen Gleichungen nie um mechanische („logische“) Gleichsetzungen und Entgegensetzungen, sondern um funktionelle (lebendige) Beziehungen, d.h. um bewegliche Prozesse, die nicht vom Zusammenhang und der zeitlichen (bzw. funktionellen, was nicht unbedingt das gleiche sein muß) Entwicklung getrennt werden können. Ein und das gleiche Messer sind in den Händen eines Chirurgen und in den Händen Jack the Rippers funktionell vollkommen unterschiedliche Dinge. Das gleiche gilt auch, wenn Jack the Ripper tagsüber als Chirurg gearbeitet hätte! Am Tag wäre Jack ein Werkzeug des Lebendigen gewesen, nachts ein Werkzeug der Hölle.
Prinzipiell ist eine Beckenpanzerung etwas Schlimmes, sogar sozusagen das „ultimative Böse“. Für den Neurotiker, erst recht für Schizophrene, ist die Beckenpanzerung jedoch ein absoluter Segen, da sie den Organismus vor der Überflutung mit Energie und dem kompletten Zusammenbruch bewahrt. Wahrheiten sind wohlfeil, Gegenwahrheiten sind kostbar! Das Problem ist, daß Faschisten ähnlich wie „Reichianische“ „Bioenergetiker“ mit Wahrheiten nur so um sich werfen, als handele es sich um Konfetti. Das geht soweit, daß heute in der sehr populären „revisionistischen“ Literatur Churchill als Blutsgeselle Stalins verteufelt wird, während Hitler demgegenüber geradezu ein Glorienschein verliehen wird. (Keine Angst, auch in dieser Beziehung werde ich in den folgenden Teilen nicht einfach den konventionellen Standpunkt widerkauen!)
Es geht in dieser Serie von Blogeinträgen um den „Dreißigjährigen Krieg“ im 20. Jahrhundert (1914-1945), der das Deutsche Reich nach einer über eintausendjährigen, nach außen hin fast immer friedlichen Geschichte, für immer ausgelöscht hat.
Viele wird das alles befremden. Bin ich etwa ein „Rechter“? Deshalb hier einige weitere Vorbemerkungen:
Ich betrachte die Alliierten als „OR“ und die Nazis als „DOR“:
Diese Betrachtungsweise ist eine funktionelle, d.h. es handelt sich hier nicht um einen mechanischen Gegensatz, denn im Einzelfall kann das ganze geradezu gegensätzlich aussehen. Deshalb ist die obige Gleichung alles andere als überflüssig! Mir kann beispielsweise niemand weißmachen, daß die Bomber, die die Arbeiterviertel Hamburgs in die Hölle auf Erden verwandelten, „OR“ waren, während die deutschen Flakeinheiten für „DOR“ standen! Das gleiche gilt für die Wehrmachtseinheiten (meinetwegen auch SS-Einheiten), die deutsche Flüchtlingstrecks aus dem Osten Flankenschutz gewährten! Diese Beispiele lassen sich beliebig vermehren, ohne die obige Grundgleichung in Frage zu stellen. Mechanisten, d.h. Dummköpfe, werden das nie verstehen.
Man muß stets versuchen, so wie der Gegner zu denken; so zu denken, wie der Teufel höchstpersönlich. Man muß, um etwa den Zweiten Weltkrieg zu verstehen, die Welt mit den Augen Hitlers betrachten! „Warum?“ Warum wurden die Juden ermordet, und warum wurde die Sowjetunion überfallen? Hier finde ich beispielsweise folgende Gedanken, die ich in Anlehnung an Gunnar Heinsohn vortrage, ziemlich überzeugend:
Man kann Hitler nur verstehen, wenn man sich bewußt ist, daß er in erster Linie Rassist war. Er betrachtete alles aus „biologischer“ Warte, ausnahmslos alles. Hitlers „Analyse“ zufolge hatte Deutschland den Ersten Weltkrieg aus zwei Gründen verloren. Die Deutschen seien in ihrer Kriegsführung nicht brutal und konsequent genug vorgegangen, wegen ihrer „un-germanischen“ christlichen und vor allem humanistischen Gesinnung. Diese hatte in Hitlers Augen eine „rassische“ Basis“, die Juden, so daß diese verschwinden mußten, wollte man das Problem lösen. Die „Logik“ eines paranoid-schizophrenen Charakters!
Der zweite Grund für die Kriegsniederlage war, daß England durch die Seeblockade Deutschland förmlich zu Tode hungern ließ. 800 000 Deutsche starben in der Kriegszeit an Hunger und schwerer Fehlernährung, manche verhungerten buchstäblich. Es war praktisch unmöglich den Krieg unter diesen Umständen fortzuführen, zumal ständig „kommunistische“ Hungerrevolten drohten. Das ist der Grund für Hitlers Streben nach großen Territorien im Osten. Er wollte Deutschland für immer autark und damit kriegsfähig machen. Da er Rassist war, war sein Kolonialkrieg, und als nichts anderes betrachtete er ihn, ein ethnischer Ausrottungskrieg gegen Slaven.
Wenn ich versuche, die verquere „Rationalität“ der Nazis zu verstehen, die bei Kritik hämisch auf die Kolonialpolitik der Westmächte verwiesen, macht mich das noch lange nicht zu einem Nazisympathisanten. Aber viele Menschen sind einfach zu dumm, zu dumpf, um das zu verstehen.
Geschichtswissenschaft wird von der Fähigkeit getragen, sich in das Denken und Fühlen anderer Menschen einzutunen. Manche Menschen scheinen Angst zu haben, sich durch so ein Einfühlen irgendwie anzustecken, mit einer „emotionalen Pest“ anzustecken. Nun, niemand soll sich zum Beispiel in die Taten eines Kinderschänders hineinversetzen, aber man sollte schon versuchen, so wie ein Kinderschänder zu denken, wenn dieser auf der Suche nach seinen Opfern ist. Nur so kann man seine Kinder effektiv schützen!
Aber bleiben wir bei Hitler und dem, wie man damals sagte, „Hitler-Faschismus“: Zunächst einmal sollte sich jeder Leser stets folgende Grundaussage Reichs vor Augen halten:
(…) dazu hatten mich meine ärztlichen Erfahrungen mit Menschen vieler Schichten, Rassen, Nationen, Glaubensbekenntnissen etc. gelehrt, daß „Faschismus“ nur der politisch organisierte Ausdruck der durchschnittlichen menschlichen Charakterstruktur ist, eine Struktur, die weder an bestimmte Rassen oder Nationen noch an bestimmte Parteien gebunden ist, die allgemein und international ist. In diesem charakterlichen Sinne ist „Faschismus“ die emotionelle Grundhaltung des autoritär unterdrückten Menschen der maschinellen Zivilisation und ihrer mechanistisch-mystischen Lebensauffassung. (…) Der Faschismus wird auch heute noch, infolge des politischen Fehldenkens, als eine spezifische Nationaleigenschaft der Deutschen oder der Japaner aufgefaßt. (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 13)
Charles Konia hat darauf hingewiesen, daß im Ersten Weltkrieg die Amerikaner in Europa nichts verloren hatten und daß der pseudo-liberale Charakter Woodrow Wilson persönlich die Verantwortung für alles trägt, was nach der Kapitulation Deutschlands geschehen ist (The Emotional Plague, S. 117f). Konia an anderer Stelle: „Der Zerfall der sozialen und wirtschaftlichen Ordnung in Deutschland ebnete den Weg für die Popularität des Kommunismus und Sozialismus und den genauso verzweifelten wie rücksichtslosen Versuch der Eindämmung durch Adolf Hitler und die Ideologie des Nationalsozialismus“ (Neither Left Nor Right, S. 305). Das ist Ernst Nolte! (Stichwort „Historikerstreit“.)
Und genau wie Ernst Nolte wollte auch Reich Hitler gerecht werden. Er schrieb über ihn: „Hitler hat alle moralischen Argumente, die innerhalb der jetzigen Welt gelten, auf seiner Seite. Ebenso Solidarität, Mut, Kraft” (Jenseits der Psychologie, S. 219). Dies ist nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sondern es kommt sogar „noch schlimmer”, wenn man Reichs gesamten Tagebucheintrag vom 11. März 1938 liest, wo er dazu aufruft „Hitler recht zu geben“, d.h. die Welt aus dessen Augen zu sehen! Am 12. September des gleichen Jahres notierte sich Reich: „Heute hörte ich die Rede Hitlers – Wie recht der Mann im Rahmen der Schweinerei hat!! Kein vernünftiges Argument gegen ihn!” (ebd., S. 258). Ich habe Hitlers Rede gelesen. Hitler hatte die unglaubliche Verlogenheit der westlichen Kolonialmächte angegriffen, die es sich herausnahmen Italien und Deutschland zu kritisieren. Und schließlich: „Bevor die Morde Hitlers voll verstanden werden konnten, mußte die Wahrheit, die er über Marxisten, Juden, Liberale und die Weimarer Republik gesagt hatte, erkannt werden” (Christusmord, Freiburg 1978, S. 357).
Ich picke da bei Reich nicht irgendetwas raus, vielmehr steht das alles in einem Kontext. Reich betrachtete den Nationalsozialismus als einen Schritt in die richtige Richtung! Bevor der Leser eine Herzattacke bekommt – lesen hilft:
Im Neuheidentum des deutschen Nationalsozialismus brach sich das vegetative Leben abermals Bahn. Der vegetative Wellengang wurde von der faschistischen Ideologie besser erfaßt als von der Kirche und ins Irdische herabgeholt. Die nationalsozialistische Mystik der „Blutwallung“ und der „Verbundenheit mit Blut und Boden“ bedeutet somit gegenüber der altchristlichen Anschauung von der Erbsünde einen Fortschritt; er erstickt jedoch in neuerlicher Mystifizierung und in reaktionärer Wirtschaftspolitik. Die Lebensbejahung biegt neuerdings in Lebensverneinung um, wird zur Bremsung der Lebensentfaltung in der Ideologie der Askese, des Untertanentums, der Pflicht und der Rassengemeinschaft. Trotzdem kann man nicht die Sündenlehre gegen die Lehre von der „Blutwallung“ verteidigen; man muß die „Blutwallung“ vorwärtstreiben, sie zurechtbiegen. (Die sexuelle Revolution, Fischer TB, S. 267)
Es geht hier nicht darum, den Nationalsozialismus und seine Untaten zu relativieren, sondern darum, sowohl die Welt, aus der er erwuchs, als auch die weltweite Emotionelle Pest bloßzustellen! Beispielsweise waren die Juden nicht nur Opfer des deutschen, sondern auch des angloamerikanischen Antisemitismus. Muß ich den NSDAP-Finanzier Henry Ford erwähnen? Man betrachte einmal die Frage nach der Bombardierung von Auschwitz. Roosevelt wollte nichts davon wissen. Jedenfalls war sein Antisemitismus symptomatisch für die Führungseliten des Westens.
Was sind die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg? Erstens können sich Gruppen wie die Juden nur auf sich selbst verlassen. Die israelische Armee ist die Antwort auf den Holocaust! Und zweitens darf man Mächte nicht in die Enge treiben. Als Europa nach dem Fall von Byzanz endgültig vom Handel mit Asien abgeschlossen war, kolonisierte es die Welt und rottete dabei ganze Völker aus. Ähnlich sah sich Deutschland in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts von den westlichen Kolonialmächten in die Enge getrieben und suchte nach „Lebensraum“. Gnade uns Gott, wenn sich etwa China „hoffnungslos eingekreist“ fühlt! Man denke daran, wie man mit Japan umgegangen ist, als es 1941 den europäischen Kolonialismus in Indochina durch – asiatischen Kolonialismus ersetzen wollte: Wirtschaftssanktionen, vor allem aber ein Öl-Embargo, das 88% seiner Ölimporte betraf, was den Angriff auf Pearl Harbor unausweichlich machten.
Ich wundere mich, daß es noch keine orgonomische Geschichtsforschung gibt, die Elemente untersucht wie die individuelle Panzerung der „Führer“, die Massenpsychologie (die gesellschaftliche Panzerung), die Emotionelle Pest und die soziopolitische Charakterologie. Fangen wir in NACHRICHTENBRIEF damit an – gewohnt dilettantisch. Beispiel Zweiter Weltkrieg – jenseits von Gut und Böse betrachtet:
Der Zweite Weltkrieg war… Mir fehlen die Worte, denn wenn allein schon die hochindustrialisierte und von der Geographie her begünstigte Tschechoslowakei sich militärisch gewehrt hätte, wäre Deutschland in eine arge Bredouille geraten. 1938 stand die deutsche Generalität sogar kurz vor einem Putsch, weil sie vor einem Angriff auf die Tschechoslowakei zu Recht Todesangst hatte. Oder etwa Frankreich, das Deutschland schließlich den Krieg erklärte: sein Militär war weit stärker als das Deutschlands und wäre es beim „Polenfeldzug“ statt kleiner Scharmützel an der Grenze zum Saarland auf breiter Front in Deutschland einmarschiert, hätten wir keinerlei Chance gehabt, denn die Wehrmacht war mit praktisch allen Verbänden weit im Osten und – am Ende des Polenfeldzugs hatte sie keine Munition mehr, keine verläßlichen Verbündeten, nichts! Frankreich hat den größten Triumph seiner Geschichte verpennt!
Der Irrsinn wird dadurch getoppt, daß Deutschland den Krieg durchaus hätte gewinnen können:
Der wichtigste Punkt war wohl ausgerechnet das ferne und auf den ersten Blick in diesem Zusammenhang wirklich vollkommen unwichtige Spanien. Hätte Hitler statt von Franco ultimativ die Kredite für den Bürgerkrieg zurückzuverlangen und dergestalt Spanien zu entfremden, Entgegenkommen gezeigt und als Gegenleistung die „Befreiung“ Gibraltars verlangt… Ohne Gibraltar keine Engländer im Mittelmeer, die gesamte Südflanke wäre frei gewesen und die Witzfigur Mussolini hätte sich, ohne groß Schaden anzurichten, austoben können.
Am Ende des Krieges hatte Deutschland die besten U-Boote der Welt, die ersten echten U-Boote überhaupt. Sie sind nie zum Einsatz gekommen. Hätte man frühzeitig Mittel in deren Entwicklung gesteckt und ohnehin mehr U-Boote gebaut, wären die USA und der Commonwealth (d.h. Kanada) keine Bedrohung gewesen. Ruhe an der Westfront.
Von Dünkirchen, wo sich Hitler erstmals gegen die geschlossene Expertise seiner Generäle durchsetzte, um nicht zum bloßen Grüßaugust wie Wilhelm II zu werden, brauchen wir gar nicht erst anfangen. Ausschlaggebend war wohl Hitlers Wahn, die „Angelsachsen“ wären ja auch Deutsche und letztendlich unsere Verbündeten.
Am Ende des Krieges hatte Deutschland mit seinen Düsenjägern die besten Flugzeuge der Welt. Wie bei den U-Booten: die absolute Luftherrschaft über dem Kontinent wurde durch eine Rüstungspolitik verspielt, die dank Hitler grundfalsche Prioritäten setzte („Vergeltungswaffen“), vom vollständig inkompetenten grotesken „Reichsmarschall“ wollen wir lieber schweigen…
Für das Desaster an der Ostfront hat ausnahmsweise weniger Hitler als die Generalität die Hauptschuld zu tragen. (Etwas, was ich bisher gegenteilig sah!) Greifen wir weiter aus: Europa kann man militärisch nicht erobern, weil man dazu gleichzeitig die ganz im Westen gelegene uneinnehmbare Insel Großbritannien (ganz zu schweigen von Kanada und dem gesamten Commonwealth!) und das weit im Osten liegende uneinnehmbare, weil schlichtweg unendlich große Rußland besiegen müßte. Napoleon ist daran gescheitert und die beiden Kaiser erstrecht. Dünkirchen und, wie erläutert, die U-Boot-Waffe hätten die Chance geboten, das Unmögliche doch zu erreichen. Und was Rußland betrifft: zum Entsetzen seiner Generäle wollte Hitler, statt alle Kraft auf die Eroberung Moskaus zu konzentrieren (als wenn das irgendwas gebracht hätte!), unbedingt zum Kaukasus und band ihnen dort mit seinen Haltebefehlen die Hände, wo sie doch von großen Bewegungsschlachten mit taktischen Rückzügen und kühnen Vorstößen träumten, in denen sie als Feldherren brillieren konnten. Sache war aber, daß dieser Feldzug weniger militärisch, sondern vielmehr ökonomisch zu gewinnen war. Ohne die Ukraine und den russischen Süden war die UdSSR schlichtweg am verhungern. Und: ohne die Ölfelder im Süden war die Versorgung mit Öl für Rußland sogar noch prekärer als das verzweifelt unter Ölknappheit leidende Deutschland. Zu recht spekulierte Hitler weniger auf den militärischen, sondern vielmehr auf den ökonomischen Kollaps der Sowjetunion. Und: ein rationaler Politiker hätte dann etwas getan, was Hitler stets von sich wies: einen Verhandlungsfrieden erpreßt, der die Ostfront langfristig befriedet hätte. (Tatsächlich hat es in Schweden noch nach Stalingrad entsprechende strenggeheime Verhandlungen zwischen Deutschland und Rußland gegeben, die an der Idiotie Hitlers scheiterten!)
Bei den ersten vier Punkten hätte praktisch kein einziger deutscher Soldat geschweige Zivilbevölkerung sterben müssen! (Vielleicht sollte man als zusätzlichen Punkt die mangelnde bzw. schlichtweg nicht vorhandene Koordinierung mit dem „verbündeten“ Japan erwähnen!)
Warum haben wir den Krieg verloren? Der Augenpanzer der Verantwortlichen und die damit zusammenhängende mangelnde Koordinierung war wohl der ausschlaggebende Punkt. Bei der entsprechenden Lektüre möchte man immer rufen: „Ja, seht ihr das und das nicht!“ Zur Augenpanzerung gehört eben auch das, die mangelnde Perspektive; die Fähigkeit, die Gesamtlage „von oben“ zu überblicken, statt wie ein Blinder durchs unübersichtliche Gestrüpp zu tapsen.
Das alles gilt auf die dortigen Verhältnisse übertragen natürlich auch für Frankreich, für das ich nur noch Verachtung empfinde… Allein schon der Verrat an Polen (übrigens auch durch England!).
Es ist gut, daß wir den Krieg verloren haben! Ein „geeintes Europa“ bedeutet nämlich dessen sicherer Untergang. Über die Jahrhunderte war unsere Stärke, daß es voneinander unabhängige Politiken, Währungen, Ökonomien, Kulturen etc. gab, sodaß Fehlentscheidungen nur von lokaler Bedeutung waren, Europa selbst aber weiter ungehindert sprießen konnte. Deutschland selbst war so stark, weil es in sich nochmals „zersplittert“ war, so daß etwa Hamburg vom Dreißigjährigen Krieg nichts spürte. Hitler hat das alles zerschlagen, erst in Deutschland selbst und dann wollte er ganz Europa „gleichschalten“.
Wir sollten alle auf die Knie fallen und Gott danken, daß Hitler und seine Generäle die obigen Fehler gemacht haben! Vor allem sollten wir aber heute Boris Johnson (Brexit) und Wladimir Putin preisen und gleichzeitig die EU in Grund und Boden verfluchen. Wenn Frau Merkel in griechischen und italienischen Gazetten mit Hitlerbärtchen gezeigt wird, trifft das durchaus den funktionellen Kern der Sache! Gleichschaltung!
Ein weiterer Faktor, der das ganze Elend der bisherigen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zeigt, ist, daß man dessen „klassenkämpferische“ Elemente nie ernst genommen hat bzw. als bloßen Propagandatrick abgetan hat. Das wird insbesondere anhand der drei Eckpunkte des nationalsozialistischen Regimes deutlich: der vermeintliche „Röhm-Putsch“, 1938 die „Blomberg-Affäre“, die deutlich machte, worum es beim „Röhm-Putsch“ wirklich ging, und, genau 10 Jahre später, der tatsächliche Stauffenberg-Putsch.
Was es mit Ernst Röhm, der Reichswehr und dem Putsch auf sich hat, wird durch folgendes absolut bemerkenswertes Dokumentarspiel aus dem Jahre 1967 deutlich:
Es stammt von Axel Eggebrecht, der einst, wie Reich, zum roten Berlin gehört hatte (siehe Der Rote Faden und hier). Trotzdem, oder gerade deshalb, geht er hier vollkommen fair mit Röhm und seinem Umfeld um. Röhm wird als Mensch dargestellt, nicht als blutrünstiges Monstrum, und seine Homosexualität wird nicht auf billige Weise in den Vordergrund gestellt. Diese wurde von seinen sozialdemokratischen und kommunistischen Gegnern skandalisiert, als ginge es um eine Frage der „Moral“. Der gleichen widerwärtigen Taktik bedienten sich die ach so moralischen Saubermänner innerhalb der NSDAP, um Röhm loszuwerden. Tatsächlich war die SA nicht mehr „homosexuell“ als jede andere Organisation zu dieser Zeit. Es ist absolut bemerkenswert, daß ausgerechnet ein Ernst Röhm ein Opfer der Emotionellen Pest war. Ja, so manches vermeintlich „antifaschistisches“ (welch ein Hohn!) Spatzenhirn wird jetzt explodieren!
Worum es Röhm ging, wird durch ein zweites sehr gutes Dokumentarspiel deutlich, „Geheime Reichssache“ aus dem Jahre 1987:
Hier geht es um die „Affäre Blomberg“, wo wieder Göring, die SS und die Führung der Reichswehr (bzw. Wehrmacht) sich eines Menschen entledigten, der genau das infrage gestellt hatte, was bereits Röhm bekämpft hatte, den Standesdünkel und „die Reaktion“. Und genau wie bei Röhm stand auch hier wieder „illigitime Sexualität“ im Mittelpunkt. Reichswehrminister von Blomberg (der übrigens 1934 Hitler mit Verweis auf Hindenburg und die Reichswehr geradezu zur Beseitigung Röhms gezwungen hatte!) hatte ganz im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie eine weitaus jüngere Frau gegen alle Klassenschranken geheiratet, um kurz danach mit einem Polizeidossier über seine Frau konfrontiert zu werden, die einmal wegen Diebstahlverdachts in Haft gewesen, sowie als Model für Pornobilder aktenkundig geworden war. Vom Offizierskorps geächtet, hielt er zu seiner Frau, mußte abdanken und als Resultat unterstand die Wehrmacht nun Hitler unmittelbar.
Als Teile dieser Wehrmacht gegen einen Hitler putschten, in dessen Gegenwart es absolut verboten war sich abfällig über Röhm zu äußern, sah sich dieser tatsächlich von „rechts“ und „Reaktion“ bedroht – oder wie es, historisch korrekt, im Film Der Untergang heißt: „Ich hätte gut daran getan vor Jahren alle höheren Offiziere liquidieren zu lassen wie Stalin.“
Dem typischen „antifaschistischen“ Intellektuellen, der nur in rigiden „mechanischen“ Schablonen denken kann, nicht in „energetischen“ Funktionen, die sich stets im Fluß befinden und sich „materiell“ auf (oberflächlich betrachtet) unterschiedlichste Weise äußern können, entgehen diese Zusammenhänge. Das „naive“ Publikum ist nicht so beschränkt wie das besagte Gesindel und hat zumindest ein vages Gespür dafür, was wieder das „Faszinosum Nationalsozialismus“ erklärt.
In nachrichtenbrief145 ging es darum, daß Deutschland Opfer der Emotionellen Pest wurde, weil in ihm die Arbeitsfunktion einigermaßen frei operierte und entsprechende Früchte zeitigte, was bei anderen zu „Neid und Mißgunst“ führte. An dieser Aussage ist nichts falsch, aber sie ist doch etwas flach, denn letztendlich geht es um den grundlegenden Gegensatz zwischen Emotioneller Pest und Arbeitsdemokratie. Warum verkörperte Deutschland die Arbeitsdemokratie?
Zunächst einmal hat Reich das Konzept der Arbeitsdemokratie ungefähr von 1937 bis 1942 ausgearbeitet, d.h. vor einem deútschen Erfahrungshintergrund und mit „deutscher Gesinnung“ – und natürlich ausschließlich in deutscher Sprache. Es ist zweifelhaft, ob er es als Angelsachse oder Franzose hätte schreiben können. In den Ländern Westeuropas gab es von jeher vielleicht ein „Klassenbewußtsein“ (insbesondere in England und Frankreich), aber mit Sicherheit kein Fachbewußtsein, d.h. ein Bewußtsein des eigenen Könnens und der eigenen Produktivität, der Stolz Teil einer langen Handwerkstradition zu sein und auf eigene Initiative zu arbeiten und nicht nach vorgegebenen Blaupausen, a la „Qualitätsmanagement“, das uns die angelsächsische Welt gegenwärtig aufzwingt. Dort war man Teil eines Getriebes, in das man eingewiesen wurde, frei nach Chaplins Moderne Zeiten, während man in Deutschland Herr über den eigenen Arbeitsbereich war.
Worum es bei diesem ganzen Komplex geht, zeigt etwa eine Untersuchung über die Haltung der Amerikaner zu Deutschen. Anfang der 1930er Jahren galten die Deutschen als „wissenschaftlich orientiert, fleißig, schwerfällig (stolid), intelligent, methodisch“. Weiter heißt es:
Die Wurzeln dieses Stereotyps reichen historisch weit zurück. Schon 1753 charakterisiert Benjamin Franklin die deutschen Einwanderer als fleißig. Er schreibt, „daß die Engländer in der Neuen Welt fauler zu werden schienen. Aber das ist nicht so bei den Deutschen; sie bewahren ihren gewohnten Fleiß und ihre Sparsamkeit und bringen sie mit …“ (…). Die Charakterisierung der Deutschen als ‚fleißig‘ hängt mit den Berufen und der Schichtzugehörigkeit der deutschen Einwanderer zusammen: es waren Bauern und Handwerker. (…). Häufig ist im 18. und 19. Jahrhundert das mittelständischer Handwerkstradition entsprechende „deutsche Familienunternehmen, das nicht gewillt ist, die Qualität seiner Arbeit seiner geschäftlichen Ausdehnung zu opfern“ (…). Im 19. Jahrhundert waren sie „von der Oberschicht der neuenglischen Handelskapitäne und den sich neu herausbildenden Industriedynastien … um Welten entfernt …“ (…). (Stapf, Stroebe, Jonas: Amerikaner über Deutschland und die Deutschen, Opladen: Westdeutscher Verlag, 1986, S. 40)
Geschichtlich ging dieser grundsätzliche Unterschied zwischen den Deutschen und den Westeuropäern darauf zurück, daß der deutsche Kaiser eigentlich von vornherein eine Witzfigur war. Was hatte jemals ein Kaiser mit der freien Reichsstadt Hamburg zu tun? Bis heute nimmt ein echter Hanseat Orden und Ehrungen ausschließlich vom Hamburger Senat an. Undenkbar, etwa das Bundesverdienstkreuz zu akzeptieren. – Der Kaiser hatte nicht viel zu melden, mußte ständig um seine Finanzierung besorgt sein, zog anfangs von Pfalz u Pfalz und auch später gab es nie eine echte Machtzentrale. Anfangs wurde er sogar von den Kurfürsten gewählt! Er war geschwächt durch den Investiturstreit und nicht zuletzt wegen der hoffnungslosen territorialen Zersplitterung des Landes. In vieler Hinsicht war das Reich so, wie sich die Gründerväter der USA, Kinder des zentralistischen Englands, die neue Nation erträumten: ein Bund von Staaten, in der sich die verschiedenen Machtebenen gegenseitig in Schach halten, um dem Bürger eine möglichst große Freiheit und Sicherheit zu garantieren und diesen frei agieren zu lassen. Die USA waren zumindest der Versuch, sich der Tendenz, die das gesamte westliche Europa erlegen war, zu widersetzen: die Machtkonzentration und dem damit einhergehenden allumfassenden Schlendrian und Ineffizienz. Aber es ist immer noch die angelsächsische Welt…
Die grundlegende Auseinandersetzung zwischen der „Reichsidee“ und „dem Westen“ kulminierte in der Auseinandersetzung zwischen der „arbeitsdemokratisch“ organisierten Wehrmacht und den rein maschinellen Verbänden der Alliierten, insbesondere denen der USA.
Aus funktioneller Sicht war der Erste Weltkrieg ein Angriff Frankreichs (das Rußland wirtschaftlich „in der Tasche hatte“) wegen nationalistischer Rache (Emotionelle Pest) und Englands Bemühen, seinen wirtschaftlichen Rivalen Deutschland ein für allemal zu vernichten (Emotionelle Pest). Da der Versailler Vertrag nicht funktioniert hat, war der Zweite Weltkrieg einfach eine Fortsetzung des Ersten Weltkriegs, oder glaubt irgendjemand ernsthaft, daß Frankreich und England sich um Polen oder gar um die Juden geschert haben? Hitlers Angriff auf die Sowjetunion muß man separat betrachten.
Zunächst einmal ist es völlig irreführend, die Wehrmacht als militärisch überlegen zu betrachten. Tatsächlich war die französische Armee in ihrer Qualität und an Menge der Ausrüstung der deutschen Armee weit überlegen. Diese konnte nur aufgrund des militärischen Genies von General von Manstein und der völligen Inkompetenz der französischen Generäle, die sich hinter der idiotischen Ligne Maginot sicher fühlten, gewinnen. Während die Deutschen ohne nennenswerten Widerstand nach Paris marschierten, bewachten Hunderttausende französischer Elitesoldaten die Maginot-Linie… Als Deutschland die UdSSR angriff, war das nur deshalb ein spektakulärer Erfolg, weil sich die Rote Armee im Angriffsmodus befand, Angriffsstellungen eingenommen hatte und daher so gut wie wehrlos war. In Filmen werden nie die alten Doppeldecker gezeigt, die die Luftwaffe noch im Einsatz hatte, und die Pferdefuhrwerke, mit denen das Heer gen Osten zog. Ohne Hitlers Angriff hätte die Rote Armee wenig später Europa erobert („vom Hitler-Faschismus befreit“). Währenddessen war die Roosevelt-Regierung im Wesentlichen ein Haufen von Kommunisten…
Im Jahr 1945 hat Stalin nicht wirklich gesiegt, sondern wurde schließlich hinter dem Eisernen Vorhang eingesperrt und seiner Dynamik beraubt. Ein halbes Jahrhundert später brach die Sowjetunion endgültig zusammen.
Was ist mit dem Holocaust? Dessen völlige Sinnlosigkeit macht ihn noch tragischer – wenn das überhaupt möglich wäre. Bin ich ein deutscher Nationalist und Hitler-Fan? Eigentlich hätte ich eine Fortsetzung des alten friedlichen „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“ vorgezogen, das strukturell unfähig war, überhaupt irgendjemanden anzugreifen, aber leider durch die Emotionelle Pest (Napoleon) zerstört wurde. Ich würde jetzt in einem unabhängigen Staat leben, „Die Freie und Hansestadt Hamburg“, und neben dem freigewählten Hamburger Senat ansonsten nur einem in Wien oder sonstwo hofhaltenden blassen römisch-deutschen Kaiser Untertan sein und das auch nur weitgehend symbolisch. Hitler war einfach ein krimineller Psychopath (Reich nannte ihn „Generalpsychopath“) und meine Verachtung für die deutsche Generalität ist maßlos, weil sie diese Witzfigur nicht rechtzeitig ausgeschaltet hat. Bin ich ein Nazi, wenn ich mich frage, warum Hitler gegen die chemische und biologische Kriegsführung ein Veto eingelegt hat? Ich bin schlichtweg an Details interessiert, die nicht in die Erzählung passen, die uns etwa das Staatsfernsehen jeden Tag von neuem eintrichtert. Ansonsten verweise ich auf A.J.P. Taylors Die Ursprünge des Zweiten Weltkrieges – einen passionierten Deutschenhasser.
Die Schönheit Deutschlands vor der Katastrophe des Großen Krieges war schlichtweg unermeßlich. Durch das Erbe der Kleinstaaterei gab es praktisch keine „Provinz“. Jedes Kaff war irgendwann mal „Residenzstadt“, florierende Hansestadt oder „Pfalz“ gewesen und barst geradezu vor Kulturgütern. Selbst Fabriken sahen wie Schlösser aus (man denke nur an die Hamburger Speicherstadt). Ein Gutteil dieses Kulturerbes wurde von dem alliierten Bombenterror unwiederbringlich zerstört. Die Landschaft war noch nicht zersiedelt und durch „Flurbereinigung“ ruiniert. Ich schreibe dies in einem Waldstück am Rande Hamburgs. Ohne den Zuzug der Vertriebenen, Opfer des zweiten Menschheitsverbrechens nach dem erwähnten Bombenterror, würde ich jetzt nicht eine Siedlung zwischen den Bäumen erkennen, sondern mein Blick würde über Felder und Wiesen gleiten. Dieses Land ist geradezu abenteuerlich übervölkert. Und was tun wir? Der Hamburger Senat baut auch noch die letzten verwilderten Grünflächen mit Häusern für fremdrassische Neusiedler zu, die nichts, aber auch rein GAR NICHTS auf diesem geheiligten Boden zu suchen haben. Und das alles nur, um eine imaginäre „deutsche Schuld“ zu tilgen. Eine „Schuld“, die uns von Leuten ständig eingebleut wird, die zu einem Großteil Todfeinde Israels sind und dieses Land, DEUTSCHland, mit Antisemiten fluten! Deutschland und die Emotionelle Pest…
In der Einleitung zu dieser Zitatensammlung ist ständig von „königlichen Despoten“ die Rede, so als wäre die beiden Kaiser Despoten gewesen. Wenn man das mit dem mörderischen Wüten der „Demokratien“ England, Frankreich und insbesondere Belgien in deren Kolonien vergleicht… Nicht vergessen sei auch, daß diese Demokratien Verbündete des despotischen Rußland gegen das „despotische“ Deutschland waren. Im Ersten Weltkrieg einen Kampf zwischen Gut und Böse sehen zu wollen, ist mystisches, d.h. irrationales Denken, das sich in seiner Struktur beispielsweise kaum vom Antisemitismus unterscheidet.
Ein zweites Leitmotiv, das das Büchlein durchzieht, ist die Linie, die von den deutschtümelnden, antisemitischen, „antislawischen“ und antidemokratischen Marx und Engels zu Hitler gezogen wird. Beispielsweise zeigt ein Zitat, daß Marx 1870 auf der Seite Preußens stand und daß seiner Meinung ein deutscher Sieg im sich abzeichnenden Krieg den Interessen der Arbeiterbewegung im allgemeinen und des Marxismus im besonderen diene (S. 26). Ja, und?! Bindeglied zwischen „Marx“ und „Hitler“ ist die Unterstützung und Finanzierung Lenins durch das deutsche Oberkommando, das Friedensdiktat von Brest-Litowsk (wo Rußland übrigens nur nichtrussische Gebiete abgeben mußte!) und nach dem Krieg die strenggeheime enge Kooperation der Reichswehr mit der Roten Armee. Das ganze schließlich gekrönt vom Hitler-Stalin-Pakt.
Neben Marx wird auch Lenin zitiert, der 1920 erklärte:
Ich bin kein Freund der Deutschen, aber im gegenwärtigen Augenblick erscheint es mir besser, sie zu nützen, als sie herauszufordern. Ein unabhängiges Polen ist eine große Gefahr für Sowjetrußland; aber es ist ein Übel, das auch sein Gutes hat, denn solange es besteht, können wir auf Deutschland rechnen. Die Deutschen hassen die Polen genauso wie wir und werden sich jederzeit mit uns verbünden, um dieses Land zu vernichten. … Deutschland will Rache, und wir wollen die Revolution. Im Augenblick haben wir die gleichen Ziele. Wenn sich unsere Wege einmal trennen werden, werden die Deutschen unsere größten und erbittertsten Feinde sein. Aber die Zeit wird erweisen, ob aus den Trümmern Europas eine deutsche Hegemonie oder der kommunistische Zusammenschluß erwachsen wird. (S. 48)
Wieder: Ja, und?! Formal ist hier Lenin, ein offenbar sehr kluger Mann, nicht „böser“ oder zynischer als jeder andere Politiker dieser Zeit. Ich denke dabei insbesondere an England und Frankreich. Diese Zitatenauswahl empfinde ich als tendenziös, als wolle DeMeo sagen, daß Deutschland schlechthin böse war und daß Marx und Engels böse gewesen seien, weil sie deutsche Nationalisten waren, während Lenin und Trotzki böse gewesen seien, weil sie auf die deutsche Karte setzten. Es geht um nicht weniger als die Eroberung der Welt! DeMeo:
Lenin, Trotzki und Stalin hatten sich alle an Geheimplänen deutscher Techniker und Ingenieure beteiligt, neue Munitionsfabriken tief im sowjetischen Territorium zu errichten, geschützt vor den neugierigen Blicken der Versailler Inspektoren, mit Aufteilung der produzierten Waffen. In diesen neuen Fabriken wurden nach gemeinsamen Plänen der Sowjets und des deutschen Oberkommandos neue Generationen von Jagd- und Bomberflugzeugen, Panzern und Artillerie, Giftgas und anderen Waffen für einen späteren offenen Eroberungskrieg gegen den Rest der Welt heimlich hergestellt und getestet. Diese Täuschung blieb auch nach 1933, als Hitler an die Macht kam, geheim, und in Deutschland erschienen „wie durch Zauberei“ riesige Mengen neuer und erschreckender Waffen. Der bekanntere „Hitler-Stalin-Pakt“ von 1939, kurz vor der gemeinsamen Invasion Polens durch Deutschland und die Sowjetunion, war die erste öffentliche Ankündigung einer tödlichen Verschwörung für die Welteroberung, die zwischen den deutschen Militaristen und den bolschewistischen Sowjets zwei Jahrzehnte zuvor ausgebrütet worden war. (S. 60)
Man weiß gar nicht, wo anzufangen! Es kann keine Rede davon sein, daß da großartig Rüstungsgüter für die deutsche Armee hergestellt und nach Deutschland, gar nach Hitlers Machtergeifung, gebracht wurden. Hitler hat seinen Generälen nach der besagten Machtergreifung strengstens verboten, die alten Kontakte in die Sowjetunion zu aktivieren. Der Hitler-Stalin-Pakt war von beiden Seiten Machiavellistische Diplomatie, nicht Ausfluß der angeblichen „Welteroberungspläne der deutschen Militarkaste“. (Ebenso hätte Deutschland Polen als Partner und etwa das faschistische Italien als Gegner haben können!) Beim Polenfeldzug drohte der Wehrmacht, die angeblich die Welt erobern wollte, die Munition auszugehen, etc.pp. Auf diesen ganzen Komplex werde ich in den nächsten Tagen näher eingehen. Aber zunächst zum eigentlichen Inhalt der Broschüre: die Sammlung von Zitaten von Marx, Engels, Lenin und Trotzki, die von Linken (einschließlich Reich!) gerne als Lichtgestalten gegen den mörderischen Stalinismus abgehoben werden. Doch deren eigene Worte verdammen sie, „die Klassiker“. Diese zeichnen nämlich den Roten Terror vor, wenn sie ihn nicht direkt anordnen. Erschreckend ist die Menschenverachtung, mit der „Klassen“ und ganze Völker der Ausmerzung überantwortet werden. Das ganze mutet wie eine mörderische Mischung aus (Pseudo-) Hegelianismus und (Pseudo-) Darwinismus an. Für Marx, Engels & Co. gehen die „Gesetze“ der Geschichte gefühllos wie ein Erdbeben über Individuen und ganze Nationen hinweg und es gilt das eherne Gesetz der „Auslese“. Menschen werden zu „Ungeziefer“.
DeMeo bietet ein Zitat Maos (das einzige eines Stalinisten im Buch) über den Laogai, den chinesischen GULAG, das mir vollkommen neu war und das denkbar plastisch den Unterschied zwischen der „Stalinistischen“ und der Reichschen Marx-Interpretation verdeutlicht:
Unsere Wirtschaftstheorie besagt, daß der Mensch die grundlegendste Produktivkraft ist. Mit Ausnahme derer, die aus politischen Erwägungen physisch ausgerottet werden müssen, müssen Menschen als Produktivkraft eingesetzt werden vorausgesetzt sie sind unterwürfig. Laogai-Einheiten zwingen Gefangene zur Arbeit. Die grundlegende Politik des Laogai lautet: „Zwangsarbeit ist das Mittel, während Gedankenreform das grundlegende Ziel ist.“ (S. 13)
Man vergleiche das mit dem „Marx-Kapitel“ in Menschen im Staat und den Ausführungen über die „natürliche Organisation der Arbeit“ in Die Massenpsychologie des Faschismus! „Gebt Veratwortung der lebensnotwedigen Arbeit!“ DeMeo zeigt mit seiner Zitatensammlung, daß Reich einem Mythos anhing, der nichts mit dem lebensfeindlichen und despotischen Grundwesen des Marxismus zu tun hat. Die Tragik ist, daß dieser rosarote Mythos der amerikanischen Jugend flächendeckend eingetrichtert wird (mit aktiver Hilfe rotverstrahlter pestilenter „Reichianer“!) – und daß DeMeos Buch niemals zum „Kleinen Roten Buch“ dieser Generation werden wird.
Wie der Marx-Mythos geschaffen wurde und was Marx und Engels wirklich an mörderischem Schrott verzapft haben (hunderte Seiten wörtlicher Zitate!) findet sich in den beiden Werken von Konrad Löw: