5. Oktober 2021
von Jim Martin
SEXUALÖKONOMIE
Reichs frühe Arbeit in den Zwanziger Jahren als Freuds überragender Schüler, drehte sich um das Konzept der Genitalität. Anders als ältere Psychoanalytiker, die ihre Typologie auf pathologische Charaktertypen konzentrierten, versuchte Reich ein Bild gesunden Verhaltens herauszuarbeiten. Obwohl die psychoanalytische Typologie oft buchstäblich genommen wird, beziehen sich diese „Typen“ nur auf idealisierte Übertreibungen. So erreicht Reichs genitaler Charakter das Gesundheitsideal nur näherungsweise. Der genitale Charakter reguliert seine Gesundheit durch die vollständige Entladung im Orgasmus. Die Potenz wird nicht an der Häufigkeit der Höhepunkte, sondern an der Qualität des Erlebens gemessen. Der genitale Orgasmus unterscheidet sich von der Ejakulation beim Mann und vom klitoralen Höhepunkt der Frau durch die vollständige Hingabe an unwillkürliche Zuckungen der gesamten Körpermuskulatur.
Reich brachte die Psychoanalyse auf die Straße, als er freie Sexualberatungskliniken in den Arbeiterbezirken Wiens einrichtete. Aus dieser Arbeit ging das hervor, was zur sexualpolitischen bzw. „Sex-Pol“-Bewegung wurde, als Reich die Überzeugung gewann, daß die individuelle Therapie keinen Sinn machte, wenn sie nicht mit weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen verbunden würde. So waren viele der psychologischen Probleme seiner Patienten aus der Arbeiterklasse direkte Folge ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse, z.B. hatten die beengten Wohnverhältnisse, die die patriarchale Kernfamilie zusammenpreßten, einen starken Einfluß auf das Sexualleben der Heranwachsenden. Es war zu diesem Zeitpunkt, daß Reich enge Beziehungen mit den Sozialistischen und Kommunistischen Gruppierungen seiner Zeit aufnahm, die eine volle Zweidrittelmehrheit des Parlamentssystems in Österreich ausmachten. Für diese Kreuzung von sexueller und ökonomischer Freiheit prägte Reich den Begriff Sexualökonomie. Dies bezog sich nicht nur auf die sexuelle Natur der Ökonomie, sondern auch auf die ökonomische Natur der Sexualität, denn Reich betrachtete sowohl eine gesunde Sexualität als auch eine gesunde Ökonomie primär als einen sich selbst regulierenden Kreislauf.
Die Arbeit im Rahmen der Parteien bot Reich eine Plattform, um seine einzigartigen Ideen unter der sexuell aktiven Jugend aus der Arbeiterklasse zu verbreiten. Die Sex-Pol verteilte kostenlose Verhütungsmittel, bot Sexualberatung an, verschaffte Abtreibungen und brachte Tausende von jungen Leuten in die Parteien. Die traditionelle Linke tolerierte Reichs neuartige Mischung von Psychoanalyse und Dialektischem Materialismus eben wegen dieses enormen Zuflusses von Menschen. Während dieser Periode schrieb Reich Der sexuelle Kampf der Jugend; ein Klassiker, der später 1968 während der Bewegung des 22. Mai in Frankreich verbreitet werden sollte.
Jedoch kostete sein unbeugsames Eintreten für die sexuellen Rechte der Jugend Reich das Vertrauen seiner traditionelleren Genossen, und es dauerte nicht lange, bis sie sich weigerten, seine Schriften zu veröffentlichen. 1933 gab Reich im Eigenverlag sein Buch Die Massenpsychologie des Faschismus heraus, das die Ursprünge des Faschismus in der neurotischen patriarchalen Familienstruktur aufzeigte und so die wahre Natur der Krise aufdeckte, in die der Nazismus die deutsche Arbeiterklasse gebracht hatte. Dem entgegneten die deutschen Sozialisten, daß Hitler bloß einen „vorübergehenden Rückschlag“ darstelle. Und als die Nazis seine Bücher verbrannten, flüchtete Reich aus dem Land.
Wenn Reichs vollständige Hingabe an die Grundsätze der Psychoanalyse, ganz zu schweigen von seinem Engagement für die sexuellen Rechte der Jugendlichen, ihm seine „Heimat“ in den sozialistischen und kommunistischen Parteien gekostet hat, so kostete ihm sein Beharren auf dem Dialektischen Materialismus seine „Heimat“ in der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Die IPV schloß Reich 1934 aus. Reich, der damals in Norwegen lebte, traf sich kurz mit Leo Trotzki, der ebenfalls in diesem Land im Exil lebte. Von diesem Gespräch ist nichts überliefert, aber man kann annehmen, daß sie jenseits ihres gemeinsamen Mißtrauens gegen den Stalinismus, wenig Übereinstimmung fanden. Ich erwähne dieses Ereignis nur, um auf den Eifer hinzuweisen, mit der Reich nach Alliierten suchte und um eine Beziehung zwischen Trotzki, Reich und den Situationisten herzustellen, die viele Trotzkistische Ideen von der Gruppe Socialisme ou Barbarie übernahmen.
Reichs Handhabe des Dialektischen Materialismus ähnelte stark der Marxschen. Es war einfach eine Methode des funktionellen Denkens. Auf der Grundlage der Hegelschen Dialektik ist der Dialektische Materialismus der Ursprungsgrund aller Versuche und Entdeckungen in der modernen Wissenschaft. Die Dialektik ist das Wechselspiel zwischen der ursprünglichen Idee, vorgefaßten Meinung oder These; wenn man experimentiert oder mit der materiellen Realität wechselwirkt, trifft man auf eine Antithese; und aus dieser neuen Information kann man Schlüsse ziehen bzw. die Synthese, die dann einfach zu lohnenderen Forschungsansätzen führt. Für das Überleben des Menschen ist Theorie unentbehrlich, weil sie uns erlaubt, die bestmöglichen Entscheidungen in einer Lage zu fällen, bei der wir keine ausreichenden Informationen besitzen. Theoretische Fragen sind Fragen auf Leben und Tod, ungeachtet dessen was in den Schulen gelehrt wird.
In Norwegen begann Reich mit einer gründlichen Neubewertung seiner psychoanalytischen Tätigkeit und er fing an, nach einer materiellen Grundlage für Freuds Libidotheorie zu suchen. Diese Theorie postulierte, daß neurotisches Verhalten unmittelbare Folge von aufgestauter Sexualenergie war, die der Kernimpuls des Menschen ist. Reich fühlte, daß, vorausgesetzt diese Theorie sei richtig, der Nachweis möglich sei, daß die Sexualenergie, Libido, eine greifbare, meßbare Energie ist. Er begann seine These von der „Bioelektrizität“ zu überprüfen, indem er winzige Änderungen in der elektrischen Ladung auf der Hautoberfläche bei Versuchspersonen maß, die unterschiedlichen Formen lustvoller und unlustvoller Reize ausgesetzt wurden. Er entdeckte, daß tatsächlich ein Ansteigen der Potentialladung (Expansion) bei einer lustvollen Reizung und ein Abfallen (Kontraktion) bei Unlust auftrat.
Schlagwörter:Antithese, Arbeiterklasse, Österreich, Charaktertypen, Dialektischer Materialismus, Ejakulation, Freud, Gesundheitsideal, Hegelsche Dialektik, Jugendliche, Libido, Libidotheorie, Orgasmus, Psychoanalytiker, psychoanalytische Typologie, Sexualberatung, Synthese, These, Trotzki, Zwanziger Jahre
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15. Mai 2017

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:
DER ROTE FADEN:
1. Aktion und Reaktion:
a. Der Weg in den Kommunismus
b. Der Weg in den Faschismus (Wien)
Robert (Berlin) schrieb 2011: Lebt zusammen mit seinem Bruder Robert und einem Mitstudenten, der später Psychoanalytiker wird (er wurde m.W. nie identifiziert)
Könnte es Edward Bibring gewesen sein?
O. schrieb: Was mit dem Bruder Robert passierte wird immer nur am Rande erwähnt oder mal in einem Gerücht ausgeschmückt, vielleicht gibt es dazu ja noch differenzierte Informationen. Um es mal einfach anzusprechen, angeblich hätte es einen Identitästausch zw. Robert u. Wilhelm gegeben, nach dem Tod eines der beiden (wie man es dann sehen möchte). Das klingt nach totalem Schwachsinn, soll aber mal intern benannt worden sein. – Das mal so als Hinweis, in welche Richtung man auch mal schauen könnte, wenn da was dran wäre.
Dazu Peter: 1922 hat Robert Ottilie Heifetz geheiratet. Mit der hat Myron Sharaf noch Anfang der 70er Jahre gesprochen. Es ist schlichtweg kein Raum für irgendein „Szenario“. BTW: Ich habe noch nie ein Photo von Robert gesehen. Kennt jemand eins?
Jonas: „Auf Wilhelm Rouxs zum gleichen Thema erschienenem Buch fußend, führt Kammerer den Begriff „Selbstregulation” ein, die als Fähigkeit des Organismus definiert wird, die unterschiedlichsten Eingriffe durch die Umwelt aufzufangen.“
Evt. lohnt es sich, Reichs späteres Verständnis von „Selbstregulation“ mit anderen Konzepten zu vergleichen, die sich direkt oder indirekt von Roux/Kammerer herleiten. Ich denke da z.B. an die Affekt-Theorie von Silvan Tomkins, in der auch gelegentlich die Orgasmusfunktion gestreift wird.
http://atheoryofmind.wordpress.com/2011/06/15/affect-week-part-2-silvan-tomkinss-affects/
Pierre: „Ab wann „zählen“ dann seine Schriften? Für Reich selbst war diese Wasserscheide ungefähr 1940 erreicht, als er sich der Entdeckung des Orgons sicher wurde und sich an das Verfassen seiner „wissenschaftlichen Autobiographie“ Die Entdeckung des Orgons: Die Funktion des Orgasmus machte.“
Dort lesen wir gleich zu Beginn, datiert Nov. 1940,
was so ganz anders klingt:
„Es ist nützlich, wissenschaftliche Biographien in jungen Jahren zu schreiben … Auch ich könnte nachgeben und ableugnen, was in jungen Kampfjahren ehrliche wissenschaftliche Überzeugung war.“
Wenig später, am 2. April 1941 schrieb er an Neill:
„1. Ich verfüge über die Orgonstrahlung … und niemand außer mir weiß, wie man mit ihr umgeht.
2. …
3. …
4. …
5. …
Mein lieber Neill, das bedeutet MACHT, und Du kannst sicher sein, ich werde sie gegen jeden gebrauchen, der …“
Was kann diesen Umschlag bewirkt haben? Das zwischenzeitliche Treffen mit Einstein?
Robert schrieb 2013: „Im ursprünglichen Manuskript“
Was ist damit gemeint. Etwa nicht die deutsche Ausgabe, sondern eine Xerox-Kopie?
„Folgende Sätze aus dem Originalmanuskript von 1937 strich er ganz“
Passt zu Bennets Theorie, dass Reich sich an die USA im Politischen anpasste.
Dazu Peter: In der vom Verlag Stroemfeld/Nexus zu verantwortenden Ausgabe von 1995 ist in spitzen Klammern eingefügt, was Reich aus dem ursprünglichen Manuskript von 1937 für die amerikanische Ausgabe von 1953 gestrichen hat. Es handelt sich dabei meistens um Interna aus der psychoanalytischen Bewegung und um Stellen, wo Reich als politischer Kommunist sichtbar wird. Er hat das alles damals mit Myron Sharaf zusammen gemacht, der bezeugt, wie Reich sich gewunden und mit sich gekämpft hat: nicht aus Angst vor „McCarthy“, sondern weil er sich selbst kaum widererkannt hat. Er habe dann aber der historischen Wahrheit nachgegeben – bis eben auf seine Tätigkeit als „Revolutionärer Sozialdemokrat“ und KP-Funktionär. Was idiotisch war, denn das hätte bewiesen, daß Reich in Moskau durchaus eine bekannte Größe war – von wegen der kommunistischen Verschwörung gegen ihn!
Es ist etwa so wie mit den Grünen: Ich kenne Leute, die haben sich Anfang der 80er Jahre bei denen engagiert und haben damals die Kinderfickerei mitgekriegt (NICHTS ist übertrieben – eher im Gegenteil!!!) und können heute nur noch den Kopf über sich selbst schütteln: „Wie blind und blöd konnte ich bloß sein!“ Andererseits ist die damalige Situation heute kaum nachvollziehbar. Damals waren die Grünen noch nicht flächendeckend in kommunistischer Hand wie heute.
Peter: Was bleibt, ist EKEL:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/paedophilie-debatte-um-gruene-volker-beck-taeuschte-oeffentlichkeit-a-923357.html
Zeitgenosse: Eine Schande ist auch, dass sich viele Grüne der 68er, wie dieser Daniel Cohn-Bendit, auf Wilhelm Reich berufen haben.
Willy muss tatsächlich für vieles herhalten – auch posthum. Oder man fragt halt einen Hrn. Fischer um die Meinung eines toten Reichs.
Peter: „Sexualpolitik“ (Sexpol) heute…
Klicke, um auf media-32292.pdf zuzugreifen
Allein schon dafür werde ich die GRÜNEN ewig hassen!!!
Zeitgenosse: Ob Reich sich nun aus Überzeugung oder Opportunismus gewandelt hat, spielt im nachhinein kaum eine große Rolle. Es unterstreicht einfach nur, dass WR ein normaler Mensch und Forscher war und kein Halbgott, Prophet oder Mr.perfect (also nicht so, wie in manche Reichianer gerne hinstellen).
Auch aus diesem Grunde bin ich sehr vorsichtig bei der Interpretation von Reden und Äußerungen von Menschen – denn man weiß nicht in welchem genauen Kontext man sie einordnen kann. Auf alle Fälle keine unumstößliche Wahrheit und kein Bibel.
Hinsichtlich Anpassung: Ich kann es schon irgendwie nachvollziehen. Zuerst war die kommunistische Bewegung in Kontinentaleuropa eine Enttäuschung, der Rauswurf bei der Psychoanalytischen Vereinigung, der Kampf in Skandinavien und am Schluß das trügerische angeblich so „Freieste Land der Erde“; also die USA.
Zeitgenosse: Nachtrag: Daher meine Meinung, dass die Orgonomie in politischer Hinsicht keine absolute Wahrheit darstellen kann. Dafür ist zu viel Wendehals dabei in meinen Augen. Immerhin kann man sogar die Orgontherapie (wie alle anderen Therapien) als eine Art der Gehirnwäsche interpretieren. Man kann eine leere Hülle hinterlassen, die man mit „genehmen“ Ideologien wieder auffüllt. Daher mache ich auch keine.
Wo allerdings für mein dafürhalten die Orgonomie tatsächlich FAST an eine absolute Wahrheit hereinreichen kann, sind die Erkenntnisse in den Bereichen Medizin, Biologie und Physik. Aber diese Bereiche sind mir selber auch die liebsten wie ich zugeben muss.
Peter 2014: Die heutige SPÖ ist genauso verachtenswert wie ihre Vorgängerin, die SDAP zu Reichs Zeiten. Halt Sozialdemokraten… Ausspuck!!!
http://www.pi-news.net/2014/12/oesterreich-identitaere-stellen-neues-holzkreuz-auf/
Robert 2013: „Die Weltliga war 1928 in Kopenhagen gegründet worden als internationales sexualwissenschaftliche Diskussionsforum von den Deutschen Magnus Hirschfeld, Max Hodann, August Forel, Helene Stöcker,“
Auguste Forel ist meines Wissens Schweizer.
David: „Reich versucht in Massenversammlungen durch die kollektive Atmosphäre der Sexualbejahung den neurotischen Widerstand und die moralistische Hemmung des Einzelnen zu umgehen. Deshalb war Reich in gewisser Weise Begründer der Gruppentherapie.“
Begründer der Gruppentherapie – und auch eine Antithese zu Hitler und Goebbels, die auf ihre Weise die Hemmungen der Einzelnen umgingen („Wollt Ihr den Totalen Krieg?“)
Zu dieser Zeit wußte Reich nicht, daß die KPD nur an der parteipolitischen Mobilisierung der Massen interessiert war, aber nicht an Massen, die eigene Bedürfnisse vorbringen.
Nein, der Kommunist will nur die Massen anlügen, ausbeuten, sie vor seinen Karren spannen. Die Massen befreien will er nicht; das täuscht er nur vor. Nicht anders als die Nazis.
O.: Gibt es eine Quelle, die belegt, dass Emmy Rado beim OSS war (in leitender Funktion) und (daher auch) mit Reich Kontakt pflegte?
Robert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geheimreport
O. schrieb 2013: Sehr schöner klarer Artikel. Gibt es den Brady Artikel irgendwo zum Lesen? „Masse und Staat“ (Kap. 9 in Massenpsychologie d. Faschsimus) war also der direkte Auslöser, wo sich Frau Brady provoziert fühlte. Auch hier gibt es ein Auflagen-Wirrwarr mit hinuzgefügten Kapiteln, so dass sich Raubdrucke der 70-er (Nachdrucke der ersten Auflagen) und spätere Auflagen (meist auch unter Berücksichtigung der Orgonthese) unterscheiden. Dieses Kapitel ist aber auch nicht mit „Menschen im Staat“ zu verwechseln, wenn ich das richtig sehe. (Habe die Bücher nicht griffbereit.)
Dazu Peter: Hier das, was neben dem Mord an Reich, von Wertham übriggeblieben ist:
http://www.decaturdaily.com/stories/Anti-comics-crusader-seduced-himself,113321
Peter weiter: Und hier die Geschichte aus einer zugegeben bizarren Quelle:
http://books.google.de/books?id=VTx9dI9Iw4MC&pg=PT281&lpg=PT281&dq=wertham+brady&source=bl&ots=Aa0v9mog3_&sig=L-b9mmhMbBZQC1Gd0W9U6SnAy0s&hl=de&sa=X&ei=NAiUUZvzApHltQaaxoC4Dg&ved=0CFYQ6AEwBA
O.: Aus dem Turner Buch kann man nicht einen Satz zitieren, Ernst nehmen, aber es zeigt, zu was Reich-Hasser imstande sind, zu erfinden. Das Buch muss er doch in der geschlossenen Psychiatrie geschrieben haben als ihm langweilig wurde, normal ist das nicht.
Robert schrieb 2011: Zu Marie Frischauf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Marie_Pappenheim
Zur Broschüre:
http://www.file-upload.net/download-3448844/Frischauf_Reich-Ist-Abtreibung-sch-dlich.pdf.html
Robert weiter: Siehe auch:
http://www.schoenberg.at/index.php?option=com_content&view=article&id=701%3Asatellite-collection-p10&Itemid=330&lang=de
„Zeitdokumente
Zeitungsartikel aus der Reichspost vom 5.5.1933/7, Nr. 124 „Wien die neue Zentrale der kommunistischen „Sexualreformbewegung“? – Hände weg von Österreich!“ 1 Seite
Der Artikel wirft Maria Frischauf vor in Österreich an der Verbreitung und Organisierung der Kommunistischen Sexualreformbewegung in Österreich beteiligt zu sein.
Bericht über Hausdurchsuchung des Münster-Verlag in Wien wegen Verbreitung unzüchtiger Duckwerke. Von der Bundes-Polizeidirektion in Wien an das Landesgericht für Strafsachen Wien I, Abt.26. am 25. März 1934. Es wurden 95 Stück des Buches von Dr. Marie Frischauf und Dr. Anni Reich: „Ist Abtreibung schädlich?“ gefunden. 3 Seiten“
Peter: Auch sei [so Reich] eine „sexualbejahende Ethik“ de facto ein Widerspruch in sich selbst.
Allgemein zur Lebensfeindlichkeit der Ethik siehe
http://www.pi-news.net/2011/05/weltwoche-die-ethik-und-moralseuche/
Robert 2014: Zu Arnold Deutsch
„Der Österreicher Arnold Deutsch hatte seinen Doktortitel mit 24. Er fing zuerst an als einfacher Geheimdienstkurier, dann schloss er sich Wilhelm Reichs Sex-Bewegung an, leitete einen Wiener Verlag für “sexuelle und politische Befreiung”. 1932 bekam er seine Ausbildung zum Auskundschafter für geheime Übergangsstellen und Kommunikationspunkte an den Grenzen zu Holland, Belgien und Deutschland. Später wurde er in England eingesetzt. In London gelang es ihm, 20 Personen als Agenten anzuwerben, darunter die Cambridge-Absolventen Anthony Blunt, Guy Burgess, John Cairncross, Donald MacLean und Kim Philby.“
http://recentr.com/2014/07/der-kunstliche-mythos-cia/
David 2016:
Geht die Sexualreformbewegung auf die damals vorhandene – eher bürgerliche – Lebensreformbewegung zurück?
Robert 2011: Siehe auch die Doku bei Laska
http://www.lsr-projekt.de/wrb/revsozdem.html
auf die sich Fallend ohne Quellenangabe bezieht.
Die Politik der Sozialdemokraten war leider tatsächlich so, alle Errungenschaften der erkämpften Republik zu verspielen. Sie redeten unentwegt von der Revolution, es war eine reine „Als-Ob“-Rhetorik, aber praktisch war es ein ständiges Zurückweichen vor der reaktionären Rechten, die quasi einen Faschismus a la Franco errichten wollten.
Insofern blieb Reich gar nichts anderes übrig, als bei dem winzigen Haufen der KPÖ anzuklopfen.
O. 2013: Wie ist das zu verstehen?
„…, daß seine charakterologische Forschung z.B. für die Durchsetzung der Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion nutzbar zu machen sei.“
Wollte er die Arbeitskraft durch Steigerung der Liebeskraft und Liebesfähigkeit steigern, um so mehr zu Essen für die Menschen zu produzieren?
Gibt es Quellenangaben zu den spannenden Vorgängen dieser Zeit?
Peter antwortet: 1933 begrüßte er die Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion (Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 64) – was er in späteren Ausgaben nicht mal kommentierte. Die Stelle, die ich referiert habe findet sich im vorletzten Absatz des 1. Vorwortes der Charakteranalyse.
Robert 2013: Die Massenpsychologie wurde übrigens bei
Frantz Christtreu’s
Bogtrykkeri, København K.
gedruckt und kostete
8 Dän. Kr (steht auf dem Buchrücken)
Bogtrykkeri heißt Buchdruckerei. Frantz Christtreu’s Bogtrykkeri hat meines Wissens bis 1974 bestanden.
O. 2013: Wäre die Massenpsychologie des Faschismus ein intellektuelles Aufklärungsbuch gegen den Faschismus gewesen, wie es mir in der dritten (amerikanisch-orgonomischen Version) Auflage erscheint, hätte es zur Charakteranalyse noch gepasst und hätte Reich Karrieres als Lehrpsychoanalytiker nicht geschadet.
In der ersten Auflage mit dem sozialistischen Vokabular und der Forderung nach einer straffen Organisation für eine kampfbereite Gegenbewegung mit Reich als kommunistisches Mitglied (also noch verwoben in dieser Struktur und Organisation und diese gleichzeitig in Seitenhieben angreifend) muss die Psychoanalytische Vereinigung (Freud) seine Psychoanalytikerkarriere unwiderruflich beenden.
Reich war gewarnt worden, seine politischen Ansichten nicht weiter (mit der Psychoanalyse in Verbindung) für 1-2 Jahre fortzusetzen. Doch was macht Reich? Er versucht sich zu versichern, ob er nicht trotzdem politisch weitermachen könne und Psychoanalytiker beliben könne, er bringt nach der Charakteranalyse auch die Massenpsychologie selbst heraus.
Hinter diesem Hintergrund – und alleine schon aus der sexpolitischen Haltung (mit „sozialistischem“ Parteibuch) – muss die Psychoanalyse ihn ausschließen und auch die Kommunisten folgen seinen Angriffen nur rational mit Ausschluss.
Reich ist danach in der Defensive. Von beiden Organisationen wird er als „gefährlich und radikal“ eingestuft und muss/ wird zeitlebens bekämpft. Nur sieben Jahre später formuliert Reich seine „Orgontheorie“ und entwickelt bis 1942-45 diese zur Orgonomie, in dem er seine Schriften Funktion des Orgasmus, Charakteranalyse und Massenpsychologie orgonomisch umschreibt.
Die Psychoanalytiker und Kommunisten haben ihn aber nicht vergessen und auch die Amerikaner (FBI) überprüfen seine „Gesinnung“, ob sie noch kommunistisch sei.
Ich stelle nach diesem Blogbeitrag die These auf, dass 1933 Reichs Schicksalsjahr war, in der er die kommende Forschung schon eigens zerstörte, bevor sie entwickelt war. Unter diesen Vorzeichen hatte die Orgonomy im Wissenschaftsbetrieb keine Chance mehr – nicht unter Reich.
Konsequent als Reaktion wurde Reich 1934 ausgeschlossen, dies als emotionelle Pestreaktion zu deuten (wie ich es auch schon gemacht habe) finde ich wenig haltbar.
Natürlich hätte Freud aus persönlichen Gründen (Charakteranalyse) Reich auch ausgeschlossen, zumal er ihm die Show zu stehlen vermochte. Auf dieser Ebene hätte/ hatte Freud pestig reagiert.
O.: Eine Übersicht zur Sexpol:
http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1544963
Jean:
„Ich stelle nach diesem Blogbeitrag die These auf, dass 1933 Reichs Schicksalsjahr war, in der er die kommende Forschung schon eigens zerstörte, bevor sie entwickelt war.“
Nachdem ich einiges aus „My eleven years…“ mehrfach gelesen habe, habe ich mich gefragt, warum er sich in den USA auch noch mit den Gerichten angelegt hat. Inhaltlich natürlich voll nachvollziehbar. Aber hätte er auch anders gekonnt, oder gab es etwas in ihm, was ihm gar keine Wahl ließ, war kein Finger breit mehr zwischen seinen Strömen und der Blockade draußen.
Er hat es sich aus Überzeugung mit allen verscherzt, was für ihn und seine wundervolle Arbeit in einer Tragödie geendet hat.
O.: Nachdem Reich sich mit dem Faschismus angelegt hatte, was jeder junger anständiger Menmsch mit Weitblick und Mut wohl ähnlich gemacht hätte, ließ er sich mit dem zweiten Todfeind und Diktator Stalin (indirekt über die Kommunistischen Organisationen) ein und erkannte auch hier schon deren Destruktivität. Letztere halfen nicht – und dies hat Reich schon 1933 bloßgestellt – den Hitlerfaschismus zu zerstören.
In Amerika über Umwege (Kopenhagen und Oslo) angekommen, hielt sich Reich politisch bedeckt und konzentrierte sich auf seine eigene Forschung. Vielleicht hätte er so einer weiteren Verfolgung entkommen können, doch Reich war gekränkt, von Freud (und den Kommunisten) enttäuscht und wollte bzw. brauchte Anerkennung.
Er versuchte seine Orgonforschung der Atom-(Waffen-)Forschung entgegen zu stellen. Er kontaktierte das AEC und hielt die Regierungsorganisationen aktiv über die Orgonforschung auf dem laufenden. Er diskutierte mit Einstein über den ORAC (Temperaturdifferenz). Einstein wusste dies könnte eine „Bombe für die Physik bedeuten“. Tatsächlich wurde seine Bion und Orak Forschung zur Bombe für die Medizin und damit für die Chemieindustrie (= Pharmaindustrie), denn er versuchte das Krebsproblem zu lösen.
Reich hat sich mit seinem Geltungsbedürfnis und seiner rechthaberischen Art – stets bestehend auf die Wahrheit – naiv auf „Amerika“ vertrauend mit den größten „Menschheitsfreunden“ angelegt.
Dem natürlich nicht genug – Reich saß schon in der Tinte – und gerichtliche Aktionen über die FDA liefen vor Gericht, er musste nach dem ORANUR Disaster, dass das AEC sicherlich nicht erfreute, da der tödliche Charakter der atomarer Niedrigstrahlung schon erkennbar wurde, auch das Militär, speziell die ATIC (Luftwaffengeheimdienst) über seine Oranur 2 Experimente informieren: Er hatte sich nach eigener Vorstellung mit außeriridschen Raumschiffen angelegt. Die CIA trat hier auf dem Plan und kassierte Reichs Dokumente auf dem Treffen mit der ATIC ab. Nun waren auch Militär, CIA und Außerirdische alarmiert.
Doch Reich sollte schon 1947 mit der Entwicklung des ORAK vernichtet werden. Wen schickt man vor, wenn man jemanden loswerden will? Natürlich nicht gleich die eigene Armee, sondern für die Drecksarbeit werden Unterorganisationen zur Ablenkung aktiviert: Mafia oder „Kommunisten“. Brady schrieb ihren Schmierartikel über den „Sexbesessen“ und „Kurpfuscher“ Reich der mit „Sexboxen“ seine PatientInnen zum Orgasmus gegen den Krebs bringen möchte (Turnerstyle eben). Dann müsse eine „Gesundheitsbehörde“ (Amt für Chemie und Pharmaindustrie) handeln und brachte den „Fall Reich“ vor Gericht. Die AMA hielt sich im Hintergrund.
Das Gericht war nur ein Instrument, als der Richter zu weich war, wurde er ausgetauscht, damit das richtige Urteil gesprochen werde: Inhaftierung. In seinem Prozess glaubte Reich an die Gerechtigkeit (Amerika, den Präsidenten und an das Recht) und dass die Wahrheit siegen müsse. Er hat sich nicht mit dem Gericht angelegt!
Wundervoll ist seine Arbeit nur für Leute, die an die Wissenschaft glauben, als sei sie nicht Teil der privaten Industriekonzerne, für Menschen, die an die „Wahrheit“ glauben als wäre die Lüge nicht allgegenwärtig.
Ob Reich auch anders gekonnt hätte? Reich hätte von seiner Persönlichkeit her nicht anders gekonnt und die Pest kann nie anders in ihrem Zwang als Mr. Goodguy aufzutreten und im Stillen zu zerstören. Reich hat uns aufgezeigt, warum wir nicht anders können. Das macht ihn für alle Seiten sympatisch und sein Werk unsterblich; selbst wenn sein letztes Buch verbrannt werde – fast jeder kennt seine „Wahrheit“, ob er sie charakterlich ertragen kann oder nicht.
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