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Emotionen sind für den Therapieerfolg wichtiger als Einsicht und Deutung

22. Februar 2017

So der Titel eines Tagungsberichts von dem Psychiater und Psychotherapeuten Andreas Meißner im NeuroTransmitter (Feb. 2017), dem offizielles Organ der Nervenärzte, Neurologen und Psychiater. Im Gegensatz zur ursprünglichen Psychoanalyse sei heute die Therapie dieses Traditionsstranges intersubjektiv statt hierarchisch, partnerschaftlich statt autoritär. Die therapeutische Beziehung ist der entscheidende Wirkfaktor, nicht mehr Deutung und Einsicht. Früheste nonverbale Beziehungserfahrungen werden jenseits der Sprache im prozeduralen Gedächtnis („Beziehungsgedächtnis“) abgelegt und können deshalb nicht „gedeutet“ werden, sondern es kann in der therapeutischen Beziehung allenfalls zur Nachreifung kommen. Die Gesprächsatmosphäre wird wichtiger als die kognitive Verarbeitung, denn sie schafft einen „Entwicklungsraum“. Entsprechend kommt es ganz entscheidend auf die Wahrnehmungsfähigkeit, die Lebendigkeit und das Verständnis des Therapeuten an.

Liest man die entsprechenden Ausführungen, muß man spontan an Reichs Konzept von gegenseitiger orgonotischer Erstrahlung und Anziehung denken. Etwa wenn es bei Meißner heißt:

Es handelt sich [bei Therapeut und Patient] um ein analytisches Paar, das etwas neues Drittes erschafft, eine neue Wirklichkeit, eine neue gemeinsame Erfahrung, aus der nun beide Beteiligten verändert hervorgehen, verändert in verschiedener Weise und in unterschiedlichem Ausmaß.

In dieser Art von Therapie hört der Patient auf, sich als bloßes Opfer längst vergangener Interaktionen zu betrachten, sondern (ganz wie in Reichs Charakteranalyse) tritt das Hier und Jetzt in den Vordergrund.

Soweit referiert Meißner Ausführungen des emeritierten Professors für Psychosomatik und Psychotherapie, Michael Erdmann. Im Anschluß daran beschreibt Meißner ergänzende Ausführungen des Professors für Verhaltensphysiologie und Neurobiologie, Gerhard Roth:

Pränataler und früh postnataler milderer Streß der Mutter führt beim Kind zu einem erhöhten Kortisolspiegel, der einhergeht mit Überängstlichkeit, Melancholie oder Angststörungen. Bei stärkerem, chronischem und nicht bewältigbarem Streß führt der entsprechende Hyperkortisolismus zu atypischer Depression, Empfänglichkeit für posttraumatische Belastungsstörungen und zu emotionaler Unempfindlichkeit bis hin zur Psychopathie (wie man sie etwa beim „gefühllosen Berufskiller“ findet). Der Hyperkortisolismus geht fast immer mit einer verminderten Serotoninproduktion einher, was zu Störungen der Regulation von Nahrungsaufnahme, Schlaf, Temperaturregulation, der Fähigkeit der Verhaltensregulation, Beruhigung und Wohlbefinden, etc. führt. Reich sprach hier von „Sympathikotonie“, der chronischen energetischen Kontraktion des Organismus, die bereits im Uterus anfange, spätestens aber während und unmittelbar nach der Geburt.

Dem könne, so Roth, ein Oxytocinanstieg im Rahmen einer liebevollen Interaktion entgegenwirken. Die Kortisolproduktion werde verhindert, der Serotoninspiegel steige. Damit sei die Möglichkeit einer Kompensation früher psychischer (gemeint ist wohl eher emotionaler) Defizite gegeben.

Aus diesem Grund seien auch rein kognitive Therapiestrategien kaum erfolgreich. Die neurobiologische Forschung zeige, daß die Wirkung etwa der kognitiven Verhaltenstherapie auf emotional wirkenden Faktoren beruhen müsse, wie die Bindung zum Therapeuten und das konkrete verhaltenstherapeutische Training und Einüben im Hier und Jetzt. Ähnliches ließe sich über die „einsichtsvermittelnde und bewußtmachende“ Psychoanalyse sagen. „Eine rein sprachlich aufklärende Mitteilung wirke nicht auf die subkortikalen limbischen Zentren, erläuterte Roth. Wirksam wird die Behandlung, wenn emotionale Dinge eine Rolle spielen.“ Ähnliches sagte Reich in der damaligen Begrifflichkeit seit Anfang der 1930er Jahre. Die psychoanalytischen Sektierer haben ihn dafür mit einem gnadenlosen Haß und abgrundtiefer Verachtung gestraft.

Auf die Orgontherapie verweist folgende Stelle in Meißners Aufsatz: Durch die therapeutische Allianz komme es zu den erläuterten neurobiologischen Veränderungen hinsichtlich Kortisol, Serotonin, Oxytocin, etc. Doch „Roth wies darauf hin, daß die eigentlichen strukturellfunktionellen Defizite dabei aber offenbar nicht behoben werden, was die hohe Rückfallquote von 80% erklären könnte“. Deshalb spiele „das Aufspüren von Ressourcen und das Einüben alternativer Schemata im Fühlen, Denken und Handeln“ in einer zweiten Therapiephase eine große Rolle. Die neurobiologische Umstrukturierung brauche halt Zeit. Schön und gut, aber tatsächlich scheitern diese Therapien letztendlich, weil die PANZERUNG nicht angegangen wird!

Orgontherapie nach Wilhelm Reich

3. Januar 2017

In vieler Hinsicht ist die Orgonomie mit Reich gestorben. Er hatte wohl immer wieder Mitarbeiter, etwa Biologen, die ihr Fachwissen einbrachten, doch imgrunde wurde die Orgonforschung von ihm allein getragen. Der einzige Bereich seiner Tätigkeit, der sich selbst trug und den er Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre selbst weitgehend an andere abgetreten hatte, war die Orgontherapie. Er machte seinen Schüler Elsworth F. Baker, Psychiater und ausgebildeter Psychoanalytiker, für diesen Bereich zuständig. Beispielsweise war es Baker, der so etwas wie der „Familienpsychiater“ der Familie Reich war und zu Reichs Lebzeiten die Zeitschrift Medical Orgonomy herausbrachte. Nach Reichs Tod behauptete Baker, Reich habe ihm bei ihrem letzten Treffen vor seinem Gefängnisaufenthalt gesagt, daß er sich von allen anderen Orgonomen distanzieren solle und zusammen mit neu von ihm ausgebildeten Therapeuten die Orgonomie neu aufbauen sollte. Das ist glaubhaft, weil Reich zuvor ähnlich gehandelt hatte, etwa nach seinem Rauswurf aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung 1934, nach dem Scheitern der Sexpol 1936, seinem Fortgehen aus Skandinavien 1939 und den Belastungen, die mit der Pressekampagne, den Auseinandersetzungen mit der Gesundheitsbehörde und dem ORANUR-Experiment (1951) nach 1947 aufbrachen und die Orgonomie bereits vor seinem Tod grundlegend umformte.

Es kam, wie es kommen mußte: zu einem unheilbaren Bruch zwischen Baker und der überwiegenden Mehrheit von Reichs anderen Mitarbeitern. Ein Faktor war auch, daß, bis auf Michael Silvert, Baker der einzige Schüler Reichs war, der von Anfang an ein Konservativer war, während alle anderen mehr oder weniger linksliberal eingestellt waren und sich nur anpaßten, als Reich beispielsweise verkündete, daß „die Orgonomie“ Eisenhower bei seiner Wahl unterstütze. 1967 brachte Baker ein Buch heraus, Der Mensch in der Falle, in der er die drei Tabus einer gepanzerten Gesellschaft anging: Sexualität, Religion und Politik. In den ersten beiden Bereichen bestand von jeher Konsens unter Reichs Anhängern, aber Baker machte sich daran, Reichs entsprechenden Ausführungen aus den 1950er Jahren über Liberale (im amerikanischen Sinne, also Linke) und Konservative zu systematisieren. Die Kernaussage war, daß eine erfolgreiche Orgontherapie die Patienten konservativer machen würde. Wenn sie mehr in Kontakt zu ihrem „bioenergetischen Kern“ kommen, beginnen sie sich mit „dem Eigenen“ zu identifizieren, statt mit haltlosen „humanistischen“ Ideologien.

Derartige Ideen formulierten Baker und seine Schüler genau zu jener Zeit, als Amerika in Aufruhr geriet und die gesamte Kultur sich dramatisch nach links verlagerte, wobei neben Herbert Marcuse auch „Wilhelm Reich“ eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Zur gleichen Zeit bildete sich eine neue therapeutische Kultur heraus (Esalen, Encounter Groups, die Urschrei-Therapie, Reichs Schüler Alexander Lowen und seine „Bioenergetik“ wurden ungemein populär, etc.), als Baker streng darauf beharrte, daß ausschließlich voll ausgebildete und von den Fachverbänden anerkannte Psychiater Orgontherapeuten sein konnten. Baker war so etwas wie der ultimative Spielverderber.

In seinen letzten Jahren hatte Reich mit einer therapeutischen Herangehensweise experimentiert, bei der er sehr schnell mit der Auflösung des Körperpanzers voranschritt in der Hoffnung, daß sich die damit erreichten Ansätze von Genitalität im Laufe der Zeit selbst konsolidieren würden. Baker beharrte weiter auf dem „traditionellen“ Ansatz, bei dem mehr Nachdruck auf die Charakteranalyse gelegt wurde und Zeit keine Rolle spielen durfte. Auch stellte sich im Laufe der Zeit heraus, daß gerad der heutige Mensch, d.h. der Mensch in der antiautoritären Gesellschaft mehr Charakteranalyse benötigt.

Ein weiterer Faktor der Spaltung war der Orgonenergie-Akkumulator. In seinem Buch Der Mensch in der Falle hatte er sorgsam jede Erwähnung des Akkumulators vermieden und auch in dem seit 1968 erscheinenden Nachfolgeorgan von Medical Orgonomy, der Zeitschrift Journal of Orgonomy wird der Akkumulator ausschließlich in Zusammenhang mit Tierexperimenten und physikalischen Messungen erwähnt. Das mußte wie der ultimative Verrat an Reich erscheinen, zumal Baker bereits zu Reichs Lebzeiten ganz und gar nicht einverstanden war, wie Reich mit den Gesundheitsbehörden umging. Reich wollte offensiv für sein Recht kämpfen Menschen mit dem Akkumulator zu helfen, während Baker dafür plädierte, alles den Rechtsanwälten zu überlassen. Nach Reichs Tod schrieb Baker der FDA, daß er nichts mit dem Akkumulator zu tun habe und auch nichts zu tun haben wolle. Das hat einen zweifachen Hintergrund: erstens Angst, daß den heutigen Orgonomen das gleiche widerfahren könnte wie Reich selbst und zweitens ist da die berechtigte Angst vor den Berufsverbänden und Versicherern mit horrenden Regreßforderungen und einem effektiven Berufsverbot. In Europa besteht dieses Problem zum Glück nicht in diesem Ausmaß.

Hier zeichnet sich auch das eigentliche Problem der heutigen Orgonomie ab: Psychiater sind in den USA dermaßen in ein System aus überbordender Bürokratie und einem Berufsbild eingespannt, das sich ausschließlich um „Gehirnchemie“, das Verabreichen von Psychopharmaka und das „Management“ des Falles erschöpft (d.h. die Zuweisung an Neurologen, Internisten, etc. und vor allem an neuerdings weitgehend nichtmedizinische Psychotherapeuten), daß das Berufsbild des klassischen Psychiaters, der sich zum Orgonom fortbilden kann, zunehmend verschwindet. Es fehlt schlicht der Nachwuchs. Andererseits wäre es ziemlich absurd Nichtmediziner als Körpertherapeuten auszubilden und Nichtpsychiater angesichts einer Bevölkerung auszubilden, die zunehmend psychiatrisch auffällig ist („Frühstörungen“, Substanzmißbrauch, zerrüttete Familien, etc.).

Um was es hier zentral geht, kann man sich am Beispiel Alexander Lowens, dem Begründer der „Bioenergetik“ vergegenwärtigen. Er war einer der ersten Schüler Reichs in Amerika, aber leider nur Rechtsanwalt und Gymnastiklehrer. Deshalb wurde er von Reich aufgefordert Medizin zu studieren, wenn er wirklich als Therapeut arbeiten wolle. Dies tat Lowen dann auch unter großen persönlichen Opfern in der damals noch billigen Schweiz. Als er nach seiner Rückkehr nach Amerika aber auch noch Psychiater werden sollte, verließ er die Orgonomie unter dem Vorwand sie sei zu „kultisch“ geworden. Die Krankheitslehre, die er dann aber in einer Reihe von Büchern ausbreitete, zeigte genau das: den eklatanten Mangel an psychiatrischen Kenntnissen, so daß sein System geradezu gemeingefährlich ist, auf jeden Fall aber Verwirrung stiftet.

Der orgonomische Psychiater

26. November 2016

Wohin immer man schaut, in Gesprächen zwischen Männern und noch mehr in Gesprächen zwischen Frauen, in der Literatur, in Zeitschriften, im Fernsehen, in der Musik – überall geht es fast durchgehend nur um das eine, Sex. Dabei geht es eindeutig nicht um Fortpflanzung, auch wenn unsere Gene dem Trieb weitgehend eine entsprechende Form verleihen, sondern um etwas ganz anderes: die Regulierung unserer biologischen, „psychischen“ Energie. Aus keinem anderen Grund sind wir von diesem Thema derartig besessen.

Psychiater ist ein merkwürdiger Beruf. Alle anderen Ärzte haben es im Idealfall mit festumrissenen Problemen zu tun, etwa ein entzündeter Blinddarm, die man kausal angehen kann. Aber was bei schlechter Befindlichkeit tun? Natürlich beruhen nicht alle Befindlichkeitsstörungen auf einer Störung der Sexualfunktion, sondern beispielsweise auf hirnorganischen Problemen, aber doch der überwiegende Teil. Der Psychiater kann heutzutage nicht mehr tun, als Medikamente verschreiben, die den Erregungspegel senken. „Mehr Sex“ verschreiben zu wollen, wäre lächerlich, weil ja gerade die Befähigung zur Befriedigung gestört ist. Was tun?

Die Lösung liegt in der Bearbeitung der psychischen Hemmungen, die die Befriedigung unterbinden, insbesondere ödipale Verstrickungen, die mit dem Aufwachsen in der von inzestuösen Gefühlen gesättigten Atmosphäre der Kleinfamilie einhergehen. Da man das psychische Erleben nicht vom Körper trennen kann (Angst geht untrennbar mit muskulärer Kontraktion einher!), ist das direkte Angehen der muskulären Verkrampfungen der Weg, auf dem der Psychiater Symptome genauso kausal beseitigen kann, wie jeder andere Arzt auch.

Da sich alles um die Regulierung einer konkreten Energie handelt (die Funktion des Orgasmus, die durch Muskelverspannungen hintertrieben wird), kann der Psychiater erst effektiv helfen, wenn er diese Energie und ihre physikalischen Eigenschaften kennt: die von Reich entdeckte Orgonenergie. Er ist ein orgonomischer Psychiater.

emotion (Teil 2: Therapie)

17. November 2016

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Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

emotion (Teil 2: Therapie)

 

 

Robert 2009: Was sind eigentlich die Hintergründe dieser Auseinandersetzung? Warum wird die Autorität Dr. Bakers angezweifelt? Gibt es mehrere konkurrierende Reich-Schüler, die behaupten, sein Nachfolger zu sein?

Darauf Peter: Als Reich noch lebte, galt Reichs Autorität als vereinigendes Band. Nach Reichs Tod hatte man es mit Reichs Erbe zu tun, dem Trust Fund in Maine, der aufgrund der gerichtlichen Auseinandersetzungen so gut wie pleite war und um den sich Reichs Tochter Eva Reich und Reichs Ehefrau Aurora Karrer stritten, weil Aurora Karrer behauptete, Reich hätte sie als Nachlaßverwalterin bestimmt – im Testament stand aber Evas Name. Eva war mit dieser Aufgabe total überfordert und bat Baker, der Kopf der in und um New York herum tätigen medizinischen Orgonomen war, doch die Treuhänderschaft zu übernehmen. Nach einigem Hin und Her einigte man sich schließlich auf eine Patientin des medizinischen Orgonomen Chester Raphael, die finanziell unabhängig war und nach einer Aufgabe suchte. Als sich Baker und Raphael zerstritten, war der Bruch in der Orgonomie perfekt.
Reich hatte Baker zunächst inoffiziell dann offiziell als Ausbilder für neue Orgonomen bestimmt (je wie man es nimmt 1949, 1950 oder 1951), er war Supervisor (d.h. leitete das Seminar, in dem der Reihe nach alle Orgonomen ihre Fälle zur Diskussion stellten), er war Therapeut der Familie Reich und er war Herausgeber der Zeitschrift ORGONOMIC MEDIZIN. Mangels Artikel stellte er diese Zeitschrift nach Reichs Tod ein und führte sie dann 1967 als JOURNAL OF ORGONOMY weiter.
In diesem Zusammenhang zeichnete sich bereits der erste Konflikt ab, denn viele Orgonomen waren sauer auf Baker, weil der „eigenbrödlerisch“ sich weigerte, die Orgonomie bruchlos weiterzuführen, sondern stattdessen sich auf die Ausbildung neuer Orgonomen zurückzog. Baker behauptete später, Reich habe ihm das bei ihrem letzten Treffen nahegelegt: sich von den alten Orgonomen zu distanzieren, eine neue (hoffentlich geeignetere) Generation von Orgonomen heranzubilden und so die Orgonomie langsam wieder aufzubauen. Herr Lassek bezieht sich auf diese Behauptung Bakers, der 1968 Reichs alten Plan wieder aufgegriffen hatte, ein „College of Orgonomie“ zu gründen, im Sinne von „Kollegium“, eine Gemeinschaft der Orgonomen.
Hinzu kam, daß neben Reich selbst und dem Orgonomen Michael Silvert, Baker der einzige unter den Orgonomen war, der politisch konservativ eingestellt war. Weitere Faktoren: Aus Angst vor den Berufsverbänden, den Versicherungen (ohne Arzthaftpflichtversicherung keine Praxis!) und vor allem der FDA (der Gesundheitsbehörde, die Reich ins Gefängnis gebracht hatte) distanzierte sich Baker wohl nicht explizit, aber doch implizit vom Orgonenergie-Akkumulator, – was manche als ultimativen Verrat ansahen. Er schuf eine spezielle Nosologie für die psychiatrische Orgontherapie, die viele der alten Orgonomen nicht akzeptierten. Baker bestand im Gegensatz zu vielen anderen streng darauf, daß ausschließlich ausgebildete Psychiater als medizinische Orgonomen tätig werden dürfen. (Einzige Ausnahme war sein Schüler Robert Dew, ein Internist.)
Im Laufe der Jahre, angefangen mit Chester Raphael, distanzierten sich einige Orgonomen öffentlich von Baker, bis schließlich deren Schüler auftraten und frech die Frage stellten: „Wer ist denn schon Baker? Meine Tradition geht direkt auf Reich zurück.“ Sie wollen einfach die Lizenz haben, unkontrolliert drauf los therapieren zu können. Ihre, wie ich finde ziemlich kuriose, Haupttaktik besteht darin, Baker ins Lächerliche zu ziehen.
Verkompliziert wird das ganze dadurch, daß es seit zirka 1980 im von Baker gegründeten American College of Orgonomy selbst zu immer neuen Verwerfungen gekommen ist, aber das beruht weniger auf theoretischen Auseinandersetzungen, sondern vor allem darauf, wie man am besten die Zukunft der Orgonomie sichern kann. Beispielsweise sind in den USA praktisch nur noch orgonomische Psychiater als Psychotherapeuten tätig, während alle übrigen Psychiater Ärzte sind, die Psychopillen verschreiben. So stellt sich die Frage, ob man, dem Trend der Zeit folgend, nicht Psychologen und sogar Sozialarbeiter in Orgontherapie ausbildet. Ich persönlich halte das für Unsinn, weil gerade heute die Patienten teilweise so geschädigt sind, daß es wirklich eines Psychiaters bedarf.

Heiko Lassek:
Lieber Peter Nasselstein,
ich will nicht Bakers Kompetenz als psychiatrischer (!) Orgontherapeut in Frage stellen sondern den immer wieder – und seit der Münchener Konferenz (1984), bei der Vertretern skandinavischer Länder Mikrofone abgestellt worden, insbesondere bei Prof. Rolf Groenseth, der von Sicherheitspersonal vom Mikrofon weggedrängt wurde als er wie auch andere Schüler und Studenten von Ola Rakness (als da waren: Prof. Erik Groenseth und Björn Blumenthal aus Oslo, ein anderer Björn, Ralph und Jan – Ivor aus Bergen)) den ALLEINvertetungsanspruch des ACO in Frage stellte (übrigens wurde Prof. Rolf Groenseth von dem wie Luis de Funes erscheinenden Dr. Camarella (in meiner Anwesenheit im Beisein von Dr. Richard Blasband, dem damaligen Präsidenten des ACO und Nachfolger Bakers, Dr. Schwartzmann und Dr. Konia) – den weder Frederico Navarro noch Francesco Dragotto jemals ernst nahmen – als „linker Homosexueller“ denunziert, (was er nun wirklich nicht ist was würde es denn an sachlicher Kritik bedeuten, wenn er es gewesen wäre?)
meinen Hintergrund darstellen:
wie sie möglicherweise wissen, war – durch Tod im hohem Alter – und bin ich mit seit 1981 und im späterem Verlauf befreundet oder in engem, vertrauensvollen Kontakt mit allen Mitgliedern der Familie Reichs, als da wären Eva, Lore, Renata, Peter, Susan, Ilse Ollendorf – Reich, auch mit Dr. Chester M. Raphael – ausserdem in engster Freundschaft fast zwanzig Jahre lang mit Myron Sharaf und Giselle, Dick Blasband, Kathleen, Betty und anderen seiner Weggefährten, in jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit David Boadella, Björn Blumenthal, Will Davis und Vertretern der spanischen, portugiesischen, lateinamerikanischen, finnländischen, italienischen, kroatischen und natürlich österreichischen und schweizerischen Wilhelm Reich Bewegungen und möchte nur als Behauptung an dieser Stelle ausdrücken, das niemand der genannten Personen jemals eine Grundlage für diesen immer wiederholten Vertretungsanspruch des ACOs hat finden können; auch bei den von der EU finanzierten Recherchen 2004- 2006 von Antonin Svoboda und mir war kein Hinweis darauf zu finden (Schon 1997 habe ich im Goethe Institut Boston – unter dem Direktor Dr. Jürgen Keil – darauf hingewirkt, das der damalige Präsident des ACO, Dr. Peter Christ, anlässlich der mehrtägigen Feier zu Ehren Reichs überhaupt reden durfte: wieder ein von den Verantwortlichen des Goethe Instituts als peinlich bewerteter Vortrag über den Alleinvertretungsanspruch, warum eigentlich in diesem feierlichen Rahmen? Christ wirkt heute viel entspannter, siehe „Room for Happiness“. Übrigens sind auch Mary Higgins und ihr designierter Nachfolger Kevin Hinchey oben angeführter Meinung.
Kleiner amüsanter Nachtrag zu ihrem Beitrag „Frankensteins Tochter“: die Absetzung der Dame hatte ganz und gar enge persönliche, keinesfalls sachliche Gründe.
Dr. Nicolas Internetauftritt ist übrigens sympathisch.
Anfang 2010 ist der Beginn der Planung für einen weiteren Dokumentationsfilm aus dem über 90- stündigen Materials der EU – Recherche und alten Materialien anvisiert; wir arbeiten an den letzten Szenen mit Brandauer Anfang Dezember. Kevin Hinchey – zusammen mit James Strick – wird einen Dokumentarfilm über Wilhelm Reichs Jahre in Amerika drehen.
Sie sehen, ich werde unterstütze Sie durchaus mit Informationen, weil ich zahlreiche der Beiträge für sehr informativ halte und NIEMAND ausgrenzen will.
Herzlichen Gruß aus Berlin.

Peter antwortete:
Lieber Herr Lassek,
nur gut, daß ich nicht die Zeit gefunden habe, Ihnen sofort zu antworten, denn ich hätte mich (mal wieder) zum Idioten gemacht. Ich war nämlich drauf und dran zu schreiben, daß ich auch in München war und daß ich bezeugen könne, daß keine Mikrophone abgestellt wurden und niemand herausgeführt wurde. „Ich bin schließlich dabei gewesen!!“ Nun habe ich gerade mit jemanden gesprochen, der ebenfalls in München war – und der Ihre Geschichte bestätigt. Da sieht man mal wieder, wie vorsichtig man mit „oral history“ sein muß, denn ich hätte selbst unter Folter bezeugt, daß nichts an Herrn Lasseks Geschichte dran ist.
Ich erwähne das auch, weil wir alle wirklich vorsichtig sein müssen, wenn wir „Geschichten“ austauschen. Der hat das über Baker erzählt, jener hat dies erlebt, er kann dies bezeugen und sie hat jenes gehört…
„Trotzdem“ glaube ich Ihnen, daß Dr. Cammarella sich homophob und, na ja, sagen wir mal „undifferenziert“ geäußert hat. Zweifellos alles keine Glanzleistung, zumal eine solche Konferenz ja Leute zusammenführen und nicht neue Gräben aufbrechen soll.
Das Problem der Ausgrenzung begleitet die Orgonomie von Anfang an. Schon zu Reichs Zeiten. Ich kann nur immer wieder auf ZEUGNISSE EINER FREUNDSCHAFT verweisen, wo dokumentiert ist, wie Reich, auf ziemlich ungeschickte Weise, diverse „Reichianer“ in ihre Schranken weisen wollte, insbesondere Paul Ritter.
Was ich noch unbedingt erwähnen muß: in Ihrem ersten Kommentar haben Sie Dr. Nicola erwähnt und daß Sie ihn „einbinden“ wollen. Dazu: Dr. Nicola hat nichts mit diesem Blog zu tun. Ich glaube, er hat ihn bisher überhaupt nur zweimal besucht und neulich hatte er ganz vergessen, daß er überhaupt existiert. Also: alles, was hier steht, hat allein meine Wenigkeit zu verantworten. Ich bin kein „Sprachrohr“ und niemandem verpflichtet.
Immer direkt an Dr. Nicola wenden. Seine private Emailadresse findet sich auf http://www.w-reich.de unter „Kontakt“.
Vielleicht schreibe ich demnächst einen Blogeintrag, in dem ich etwas tiefer auf die von Ihnen angeschnittenen Themen eingehe.
Was schließlich Ihre Filmprojekte angeht habe ich eine Heidenangst. Ich traue mich beispielsweise einfach nicht WER HAT ANGST VOR WILHELM REICH? anzuschauen. Ich habe Angst davor, wie schon unzählige Male zuvor enttäuscht zu werden.

Robert an Peter: Danke für die profunde Auskunft.
Was ist denn mit den Psychoanalytikern und RET/NLP-Therapeuten in den USA, die verschreiben doch auch nicht nur Pillen?
Gibt es noch andere orgonotische Schulen ähnlich wie das College, die sich etwa auf Chester Raphael oder Schwartzmann beziehen?

Peter:
Lieber Robert,
soweit ich es sagen kann, hat Raphael, wenn überhaupt, sozusagen nur „inoffiziell“ Ärzte ausgebildet. Ähnliches trifft sicherlich auf Blasband zu. Schwartzman hat sich erst vor wenigen Monaten, wenn nicht Wochen vom College getrennt. Es gibt in Italien und Skandinavien Leute, die sich auf Ola Raknes berufen. Dann gibt es die Schüler von Victor Sobey (dem Orgontherapeuten von Jerome Eden) in New York, meistens Psychologen. Und natürlich das Institute of Orgonomic Science, das sich 1982 vom College abgespalten hat. Es wird von Morton Herskowitz geleitet, dem letzten noch lebenden Schüler Reichs.

Manuel: Bei der Gelegenheit möchte ich mal das Buch „Emotionale Panzerung“ von Morton Herskowitz empfehlen, das ich sehr hilfreich fand. Zur Zeit sind einige gebrauchte Exemplare bei Amazon günstig zu haben.
Es enthält viele Fallbeispiele aus der (Arzt-)Praxis von Dr. Herskowitz und ist deshalb sehr anschaulich, wenn auch nicht besonders systematisch – kein Lehrbuch im klassischen Sinn – gibt es überhaupt eines über Orgontherapie… ich glaube nicht. Dr. Herskowitz praktiziert übrigens immer noch, mit über neunzig, in Philadelphia.

Und schließlich Robert: Das Buch von Herskowitz ist größtenteils online verfügbar
http://tinyurl.com/ygwnoaz

Robert: Meine bescheidene Meinung zu „Wer hat Angst vor Wilhelm Reich?“.
Zuerst die Freude, dass es einen Film zu diesem Sujet mal wieder gibt.
Dann das Gefühl der Langeweile und Verwirrtheit in der ersten Hälfte, die dann aber weiterem Interesse weicht.
Zwischendrin häufig die Enttäuschung über entstellende Fehler, zB das Foto von Reich und Elsa, wobei über die Ankunft in den USA gesprochen wird oder das Nachsprechen wie bei einer Tonaufnahme, wobei es nicht die Stimme von WR ist (also so etwas wie Täuschung).
Bei allen Nachteilen und Angebereien in diesem Film: es kann froh machen, dass der Film es bis in das österreichischen Fernsehen geschafft hat. Er ist weder grob entstellend noch vermittelt er ein absurdes Bild von WR.

Jonas: Ich wurde von WER HAT ANGST VOR WILHELM REICH eher positiv überrascht. Generell erwarte ich auch eher das Schlimmste von solchen Filmen, was sich in diesem Falle definitv als unnötig erwies.
Ich war durchaus beeindruckt, wie viele größtenteils richtige Informationen hier in kurzer Zeit vermittelt werden.
Meine Kritikpunkte wären:
-Einige kleinere Sachfehler, z.B. wird in mindestens einer Texttafel der Originaltext Reichs, soweit ich nicht selbst eine falsche Version kenne, sinnentstellend verändert (zitiert wird da ungefähr „Man muss die Atmosphäre in der Psychiatrie und Sexologie VON Freud kennen…“ anstatt „…VOR Freud…“, wodurch die Textpassage meines Erachtens ihren Sinn verliert, geht es doch gerade um die Abgrenzung von Freud gegenüber der damaligen Mainstream-Wissenschaft).
-Einige Interview-Partner bekommen für mein Empfinden etwas viel Redezeit zugestanden, insbesondere Frau Prof. Keil, deren Äußerungen ich als ziemlich wirr empfand. Von anderen, zum Beispiel von Herrn Lassek oder auch Herrn Hebenstreit, hätte ich gerne mehr gesehen.
-Die bekannten Schwierigkeiten mit der Interpration, Reich sei ein Opfer der McCarthy-Ära gewesen. Der Film behauptet dies zwar nicht expilzit, unterschlägt aber, dass die Angriffe gegen Reich in den USA auch und gerade von links kamen. Im Film erscheint es so, als seien es mal wieder die „bösen Konservativen“ gewesen. Zumindest wird dies von dem Archivmaterial nahegelegt, mit dem die Kampagne gegen Reich illustriert wird (nämlich einige heutzutage ziemlich lächerlich wirkende Ausschnitte aus „pro-amerikanischen“ Propagandafilmen der 50er).
-Schließlich auch die bereits angesproche „Inszenierung“ des Films, zum Beispiel wenn zum ORANUR-Experiment Archivmaterial aus den 50ern gezeigt wird, dass wohl sicher nicht das Original-Experiment zeigt, aber auf den uninformierten Laien so wirken könnte.
Ingesamt aber durchaus ein gelungener Film.

Klaus 2010: „Zuerst die Freude, dass es einen Film zu diesem Sujet mal wieder gibt.“
Diese Freude erlebe ich nicht. Der Name „Reich“ und vor allem der Name „Orgon“ stehen aufgrund ihrer Verwendungen in der Eso-Szene längst für Mist. Daran ist durch ‚Aufklärung‘ über die ursprünglichen Arbeiten über die betreffenden Phänomene wohl nichts mehr zu ändern. Ich setze eher darauf, diese Phänomene – als physikalische, biologische und therapeutisch nutzbare – künftig möglichst ohne Bezugnahme auf jene Namen zu erforschen. Je mehr „Dr.“ vor dem Namen „Reich“ steht und je mehr Filme über den ach so großen einsamen genialen Mann gemacht werden, desto mehr erinnert einen diese Darstellungsweise an die abgeschmackte Art und Weise, in der etliche andere Leute als geniale und verkannte Entdecker verkauft werden. (Nebenbei: In Fachpublikationen würde man sich damit lächerlich machen, dauernd „Dr. Albert Einstein“ zu schreiben.)

O. 2014: Statt dass der Berliner Pulsationstheoretiker Heiko Lassek nach Amerika gefahren wäre und im ACO Therapie und eine Ausbildung gemacht hätte, gibt er an, dass er 1995 Blasband kennen gelernt hat (was ich bestätigen kann) und er nach seiner Vorstellung sein geschätzter Freund über 25 Jahre gewesen sei, der nachdem er Lassek kennen lernte schon nicht mehr Präsident des ACO war.
Lassek braucht diese ganzen „mein bester Freund“ Geschichten um die ersehnte Nähe zu Reich zu konstruieren und als „Orgontherapeut“ eine Anerkennung sich zu erschleichen, obwohl er keine Ausbildung oder bekannte Therapie auf dem Gebiet gemacht hatte. Er hätte die Zeit und das Geld gehabt, also warum hat er es nicht gemacht?
Vielleicht, weil er es nicht gebraucht hat, denn post mortem werden ihn seine Nachfolger (nicht Freunde) zum „verstorbenen Berliner Orgontherapeuten“ küren. Wie gut waren da noch die Zeiten, wo er sich energetischer Mediziner oder Vegeto/Orgontherapeut nannte.

David 2009: Im letzten Satz wird besonders deutlich, wie bei den „Reichianern“ „Panzerung“ einen ganz bestimmten Sinn bekommt. Es geht um den Kampf gegen die „Erstarrung“ der lebendigen Arbeit im „Kapital“, um den Kampf gegen das „System“!
Erstarrung – das haben wir am meisten in Systemen, welche auf dem Marxismus-Leninismus beruhen, wie z.B. noch heute in Kuba und Nordkorea. Überwunden wurden diese in Europa auf der Grundlage der Religion sowie dadurch, dass in einem Land, wo der Volkscharackter besonders freiheitsorientiert ist sich in den Achtziger Jahren eine Unabhängige Gewerkschaft gebildet hat: Polen.
Weniger Erstarrung, mehr Mitbestimmung der Arbeiter und Bauern gab es in Tito’s System in Jugoslawien. Dieses System war weniger zentral und planwirtschaftlich, war somit dem Kapitalismus ähnlicher, aber ähnlicher auch dem was die Arbeiterbewegung ursprünglich erreichen wollte, als Stalins System.
Über die langfristig mögliche Weiterentwicklung des „Titoismus“ verbietet sich jegliche Spekulation, da das System dort zerbrach: Infolge dessen dass die Leute ethnisch reine Gebiete wollten oder, wie in diesem Blog schon einmal vermutet, infolge russischer Verdeckter Operationen.
Was haben Jugoslawien, Polen und Kuba gemeinsam? Die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft gab es dort nicht (nur in Polen wurde sie begonnen, aber bald abgebrochen, wenn ich mich nicht irre).

Peter: Dazu der köstliche Kommentar der heutigen Stalinisten:

Unter der Phrase der »Selbstverwaltung« der Betriebe wurde die Erstellung eines verbindlichen, im Interesse der Arbeiterklasse liegenden zentralen Wirtschaftsplans verhindert, und die Preise wurden weitgehend freigegeben. Damit standen die Betriebe, wenngleich staatlich, in Konkurrenz zueinander, und die Betriebsleiter konnten weitgehend schalten und walten, wie sie wollten, da die angebliche demokratische Kontrolle durch die Belegschaften auf dem Papier stehen blieb. Mit der »Selbstverwaltung« wurden sozialistische Ansätze liquidiert, wurde der Aufbau des Sozialismus verhindert. (Hervorhebungen PN)

http://www.kommunisten-online.de/Kommunisten/titoismus.htm
Es geht nicht darum, daß das jugoslawische Modell wirklich eine Farce war, sondern um den unüberwindlichen Gegensatz „Selbstbestimmung vs. Sozialismus“. Franz-Josef Strauß hatte ja so Recht: FEIHEIT ODER SOZIALISMUS!

Manuel: Ich würde das nicht als köstlich bezeichnen. Ich lache gerne und viel, aber das ist wirklich nicht lustig…sondern sehr, sehr traurig – aber diese Textstelle ist sicher gut geeignet, um manchen die „blauen“ Augen zu öffnen…

Robert: Zu Luigi De Marchi wäre noch zu sagen, dass er 1984 (dt. 1988, Der Urschock) ein Buch veröffentlichte, wo er die These aufstellte, die Geschichte der Menschen würde aus der „Angst vor dem Tod, sie zu verdrängen und sich in Illusionen des Heils und des ewigen Lebens zu flüchten, bestimmt“ (Cover, Rückseite). Zu Reich schreibt er: „Und nicht ohne Grund entwickelt Reich (…) in den letzten Lebensjahren Phantasien einer übermenschlichen Herkunft. (…) So werden auch bei Reich (…) die ruinösen und entstellenden Auswirkungen der Verdrängung der Todesangst mit seltener Deutlichkeit sichtbar; nicht nur wegen des unkritischen Festhaltens an einem einfachen heilsgeschichtlichen Mythos vom universellen Glück a la Naturalismus, sondern auch aufgrund der messianisch-paranoiden Verzerrung der ganzen Persönlichkeit. (…) Die Überlegung scheint plausibel, daß gerade bei Reich diese Verdrängung (…) so stark war, dass sie ihrerseits die dem naturalistischen Millennarismus ohnehin innewohnenden paranoiden Momente verstärkte.“ (S. 148)

Dazu Peter:

Ich habe das Buch besprochen. http://www.orgonomie.net/hdobespr1.htm#6.

Robert 2014: „Die Geschichte der „Reichianischen Bewegung“ in Europa zwischen den 1950er und 80er Jahren läßt sich in etwa wie folgt grob (sehr grob, aber nicht entstellend) zusammenfassen: Paul Ritter – David Boadella – Luigi de Marchi – Federico Navarro – Roger Dadoun und Gérard Ponthieu – Heiko Lassek und Bernd Senf.“
Was ist eigentlich mit den Freudomarxisten der Marxistisch-Reichianischen Initiative um Fritz Erik Hoevels?
Deren Schriften findet man in

O. 2011: Zu erwähnen wäre hier noch die Fickgesellschaft ZEGG bei Belzig/Brandenburg, die sich auf Reichs angeblich „freie Liebe“ mit ständig wechselnden Partnern bezieht, ohne ihn verstanden zu haben.

Robert 2015: Zum ZEGG hier ein Film (im letzten Drittel)

O. 2014: Solche irrigen Verdrehungen der Reichschen Funktion des Orgasmus hin zu einem irgendwie „Lebendigen“, dem Hebenstreitschen Unverständnis des Orgasmus als „S-L-Formel“ von 1995 bis hin zur Darstellung als banaler Cosmic Superimposition – einer Überlagerungsfunktion (statt Sexualität) – oder einer Pulsationsfunktion sind wichtig zu benennen, und geschehen sie zufällig? Nein, sie liegen in einer Tradition von „Reichianern“, die das Wesentliche sich weigern wollen zu begreifen und einem (anderen) Paradigma folgen. Eben deshalb sind sie keine Orgontherapeuten, da IHRE ORGON-Theorie ein paradigmatisches Kunstprodukt (a la Hellmann) ist, eine Pulsationstheorie vom „Orgon“, dass sie nicht spüren, nicht greifen oder kognitiv erfassen können, dem sie die physikalische Existenz absprechen und sie nur als Oranurbombe noch wahrzunehmen imstande sind. Der Orgasmus wird zum Kastratenprodukt „lebendigen Pulsierens“ als Meditationserfahrung in einem Rosenkranz-Akkumulator, der per definitionem immun gegen Oranur sei, weil dieses nicht gespürt und erfahren werden kann.
Zur Erinnerung: Schon Ritter hatte eine „Orgonomic Functionalism“ Zeitschrift herausgegeben, die gegen Reichs Willen den Anspruch der Orgonomy verwässerte. Und Boadella setzte dies fort – Reich als verrückt bezeichnend in seiner Biographie – was in die EABP und DGK mündete, und von „Körperpsychotherapeuten“ fortgesetzt wird und ganz zu schweigen von der WRG.
Von außen betrachtet sieht natürlich alles so schön bunt und unabhängig aus, jeder erscheint individuell nur Reichs Interesse vertreten zu wollen, wie straff dieses Netzwerk organisiert ist, fällt erst auf dem zweiten Blick auf. Nur ein neuer Reich Schüler wird hier den Überblick verlieren, da die Spreu vom Weizen nicht zu trennen zu sein scheint.

Robert: „oder durch gleichgeschlechtliche Partner – wie bei der Homosexualität.“
Na, dann mal los…

Peter: Alternative Erotik!

Warum nicht mehr Arbeiten von den Orgonomen?

26. Oktober 2016

Es stellt sich die Frage, warum die einzelnen Orgonomen in Amerika (und die paar in Europa) nicht viel mehr publizieren, insbesondere Arbeiten jenseits von Medizin, Psychologie und Soziologie? Erstens ist die Ausbildung zum Arzt, Psychiater und Orgonomen in den letzten Jahrzehnten immer zeitaufwendiger und vor allem teurer geworden, so daß von daher kaum noch Kapazität und Zeit übrigbleibt, sich im Labor kontinuierlich etwa mit Orgonphysik zu beschäftigen, zumal die horrenden Schulden, die sich angehäuft haben, mit geldbringender Arbeit abgebaut werden müssen. Und zweitens verlangen die zunehmenden Regularien, die den ärztlichen Beruf zu einem bürokratischen Alptraum voller juristischer Fallstricke machen (die teilweise schnurstraks ins Gefängnis führen können!), 150% der Arbeitszeit und Arbeitskapazität des Orgonomen. Hat er etwa in den USA eine reguläre psychiatrische Praxis und behandelt auch Patienten für Medicare (öffentliche Krankenversicherung für behinderte und ältere Bürger) und Medicaid (das gleiche für Bedürftige) kann es jederzeit zu unangekündigten Überprüfungen in der Praxis kommen und wehe es fehlt etwas in der Dokumentation, es stimmt was nicht bei der Ausstattung der Praxis oder es gibt gar Fehler in der Rechnungsstellung: ganz schnell hat er eine ruinöse Anklage wegen „Betrugs“ am Hals. Und ganz nebenbei hat er eine Familie mit Kindern. Es ist ein brutaler Kampf ums nackte ökonomische Überleben! Kein Arzt in Amerika hat die freie Zeit um nebenher noch irgendetwas anderes zu machen! Noch schlimmer ist es mit jenen bestellt, die in Kliniken arbeiten! Es ist geradezu ein Wunder, daß von medizinischen Orgonomen überhaupt irgendetwas veröffentlicht bzw. geforscht wird.

Hier tut sich ein grundlegender Widerspruch auf zwischen einer immer mechanistischer werdenden Gesellschaft (Pfeil nach rechts), in der alles immer komplizierter wird, und der nach dem Gemeinsamen Funktionsprinzip der Natur suchenden Orgonomie (Pfeil nach links):

rechtlinksfunkt

Blogeinträge Mai 2010

31. Juli 2016

Im Mai 2010 stellte Dr. Konia folgende Blogeinträge ins Netz, auf die hier erneut hingewiesen wird, damit sie nicht verlorengehen:

Blogeinträge Mai 2010

  • Das Scheitern der modernen Psychiatrie
  • Wir sollten unsere politischen Leidenschaften bändigen
  • Die sozio-politische Rotverschiebung
  • Die emotionale Dynamik zwischen den Islamo-Faschisten und den westlichen Liberalen
  • Was geschieht mit der Türkei?
  • Die Emotionelle Pest lebt davon, im Verborgenen zu bleiben
  • Der Vertrauensverlust der amerikanischen Wähler

 

 

Leserkommentare zu „Die sozio-politische Rotverschiebung“:

Peter 2015: Hier die perfekte Beschreibung der Rotverschiebung:

Vaclav Klaus: In Deutschland nur linke Parteien

Sebastian Says: In diesem Artikel geht es um die Probleme einer konservativen Partei in einer roten Parteienlandschaft. Dem Autor zufolge zerfleischt sie sich aufgrund eines Streites um die Ausrichtung der Partei – entweder attraktiver oder antagonistischer Gegensatz – selbst:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article141006424/Die-AfD-hat-eine-grosse-Chance-verschenkt.html

Peter: In den USA haben jetzt die Linken die absolute Übermacht! http://www.politicususa.com/2015/05/22/america-liberal-nation-time-social-liberals-outnumber-conservatives.html

Sebastian: Dabei hatte ich schon Hoffnungen, dass das Pendel nach Obama wieder zurückschwingt.

Robert: Dazu passt, dass die Atheisten in den USA stark zunehmen.

Peter: Zu diesem Komplex möchte ich noch zweierlei sagen. Erstens haben die Konservativen selbst schuld! Es ist ja nun nichts falsch, was Reich über die autoritäre Familie gesagt hat. Man schaue sich nur dieses Photo des republikanischen Präsidentschaftskandidaten plus Familie von 2012 an:

Dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein!

Zweitens: Reich glaubte (hoffte), daß der Schock des Zweiten Weltkriegs die Menschen in Richtung Arbeitsdemokratie bewegen würde und Konia, Crist et al. dachten ähnliches in Bezug auf den 11. September – ein Ende der Überexpansion und damit eine Rückkehr zu konservativen Werten. Das genaue Gegenteil ist eingetreten!
Die Massen lernen einfach nichts hinzu.

Dazu Robert: Man kann von jedem Politiker dumme und lächerliche Fotos schießen. Selbst Reich berichtete, dass in der norwegischen Pressekampagne ein Foto von ihm in einer faschistischen Zeitung veröffentlicht wurde, das ihn wie ein Idiot aussehen ließ.

Peter: Es muß so aussehen, als würde ich alles und jeden hassen. Nein, es gibt tatsächlich Menschen und Meinungen, die ich vorbehaltlos liebe. Etwa den hier:
http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Henryk-M-Broder-Die-Deutschen-leiden-an-einer-Wohlstandsverwahrlosung-1865143857#.VWb9sCvgByg.facebook

Peter: Die CDU ist eine kommunistische Partei, die umgehend verboten gehört:
http://vera-lengsfeld.de/2016/05/26/erneuerter-gedenkort-fuer-einen-massenmoerder

Eine Antwort zu „Was geschieht mit der Türkei?“

Peter 2012: Hier ein kleines Schlaglicht auf die Situation in der Türkei:
http://haolam.de/artikel_11663.html
Es ist dort „1932“!

Zu „Die Emotionelle Pest lebt davon, im Verborgenen zu bleiben“

Robert 2013: „Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silvia, des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadineschad und des türkischen Ministerpräsidenten Recap Tayyip Erdogan,…“
Nanu, bin ich wieder mal falsch informiert?
Brasilien ist eine parlamentarische Demokratie, sozusagen der Vorhof der USA, und Erdogan der westliche Bluthund, von dessen Land der Guerillakrieg gegen Syrien stattfindet. Die Atomanlagen im Iran werden übrigens von der Atomenergiekommission überwacht, was nicht viel heißen muss, das gebe ich zu.
Warum lässt die sogenannte Freie Welt ihren Erdogan, NATO-Partner, das zu?
Da stimmt doch wieder mal in Konias Schwarz-Weiß-Weltsicht einiges nicht. Macht aber nichts, irgendeine „orgonotische“ Erklärung wird er schon finden, Reich kann sich auch nicht mehr gegen solche Konstruktionen wehren.
So ist quasi Konias Definition:
Alles was gegen westliche Interessen und monoimperialistische Kriege ist, wird als emotionale Pest bezeichnet.
Das ist schön trivial und erspart Faktenwissen und Nachdenken.

Peter: Hier nochmals etwas Hintergrund, um zu zeigen, daß es wirklich um die Emotionelle Pest geht:
http://forum.revhh.org/index.php?topic=5272.0;wap2

Peter: Der frühere brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte Ahmadineschad im November 2009 mit offenen Armen in Brasília empfangen. Im Atomstreit hatte sich Lula zum Vermittler zwischen Iran und Amerika aufschwingen wollen, woran er allerdings scheiterte.
Diesmal hat Teheran nach Auskunft des brasilianischen Außenministeriums nicht einmal angefragt, ob Ahmadineschad vorbeischauen dürfe. Lulas Nachfolgerin Dilma Rousseff ist auf Distanz zu Iran gegangen, der Handelsverkehr hat sich seit ihrem Amtsantritt vor einem Jahr drastisch vermindert. Mit ihrem Kurswechsel habe Frau Rousseff das von Lula gestörte Verhältnis zu den Vereinigten Staaten verbessern wollen, heißt es in Brasília.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ahmadineschad-in-suedamerika-bogen-um-brasilien-11603703.html

Robert: „Dies ist ein klassisches Beispiel für die Emotionelle Pest in Aktion: der vorgebliche Grund, der für eine Handlung angegeben wird, und der wahre Grund stimmen nie überein.“
Es gibt noch viel bessere Beispiele:
Der Irak hat Massenvernichtungswaffen und muss ausgeschaltet werden.
Osama bin Laden operiert von Afghanistan aus, dass deswegen besetzt werden muss.
Syrien könnte chemische Waffen benutzen und wir, der Westen, müssen das Land deswegen besetzen.
To be continued…

Peter: Wie selbstverständlich die Annahme ist, Bush habe vor dem Irakkrieg über die mutmaßlichen irakischen Massenvernichtungswaffen gelogen, zeigt sich auch daran, dass eigentlich nie versucht wird, sie zu belegen. Der Grund dafür ist einfach: Es geht nicht. Wer diese Behauptung aufstellt, lügt selbst.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kontrapunkt-fair-game-wahrheit-und-dichtung-ueber-george-w-bush/3190550.html
Aber so ist die total verquere Welt der Linken und deutscher „Verschwörungstheoretiker“. Alles, wirklich alles, ein dumpfes Lügengebäude. Dazu auch ein sehr interessanter Leserbrief im obigen Link:
Zu den unausrottbaren linken Propagandamärchen gehört die endlos wiederholte aber falsche Behauptung, die Amerikaner hätten Saddam im Krieg gegen den Iran bis auf die Zähne bewaffnet. Tatsächlich war der Anteil der Rüstungslieferungen aus den USA vollkommen unbedeutend; er beschränkte sich auf ein paar Hubschrauber und entsprach somit in Bezug auf Umfang und Qualität etwa dem Beitrag der BRD an den Lieferungen. Fast das gesamte irakische Waffenarsenal stammte aus der Sowjetunion und aus Frankreich. Die Russen lieferten HiTech-Kampfflugzeuge, Panzer, Scud-Raketen etc., die Franzosen versorgten Saddam u.a. mit modernsten Bombern vom Typ Mirage, und verkauften ihm Exocet Raketen und eine leistungsfähige Luftabwehr. Auch Uran für eine Atombombe sollte geliefert werden, doch der Deal wurde durch amerikanische und israelische Intervention im letzten Moment vereitelt. Und wäre Osirak in Betrieb gegangen, hätte der Reaktor langfristig das für eine irakische Atombombe benötigte spaltbare Material abgeworfen.
Tatsache ist, dass deutsche Wissenschaftler und Ingenieure den Irakern beibrachten, wie man Giftgas herstellt. Doch die sonst für ihre kritische Haltung bekannten Deutschen, wenn es um tatsächliche oder vermeintliche Verfehlungen anderer geht, waren einschließlich ihrer Regierung auf den irakischen Auge immer auffallend blind und sie sind es offensichtlich noch.

Peter: Hier eine sehr gute Analyse am Beispiel der Neonazi-Debabtte um Augstein: wie sich eine emotionell pestkranke Reaktion durch die Bevölkerung frißt und wie man sie mit kontaktvollen Analysen stoppen kann:
http://schwarzoderweiss.wordpress.com/2013/01/04/offene-notiz-fur-julia-klockner/

Robert: Der konservative Jan Fleischhauer zu den Vorwürfen über Augstein:
Antisemitismus-Debatte
Der Fall Augstein
Eine Kolumne von Jan Fleischhauer
Was bringt ein renommiertes Institut wie das Simon-Wiesenthal-Zentrum dazu, einen SPIEGEL-ONLINE-Kolumnisten unter die zehn schlimmsten Antisemiten einzureihen? Die Erklärung liegt in den Gesetzen der Aufmerksamkeitsökonomie.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/antisemitismus-debatte-der-fall-augstein-a-875976.html

Peter: Schauen wir doch mal, was Augstein eigentlich gesagt hat!!
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/alles_auf_anfang_was_hat_augstein_eigentlich_geschrieben/

Peter nochmal zum eigentlichen Thema:
http://nachrichten.t-online.de/54-millionen-scheck-weckt-verdacht-der-usa/id_62074876/index

Carolin Kebekus und die Orgonomie

6. Dezember 2015

Es ist ziemlich nichtssagend, geradezu idiotisch Menschen in „gesund“ und „krank“, „ungepanzert“ und „gepanzert“, „orgastisch potent“ und „orgastisch impotent“ einzuteilen. Wir sind alle miteinander ziemlich verkorkst, aber fast jeder hat Bereiche, in denen er ungepanzert und natürlich agieren kann.

Immerhin gibt es zumindest ein Maß, nach dem man seine Mitmenschen einschätzen kann: sind sie wandlungsfähig oder nicht? Es geht nicht darum, ein guter Schauspieler zu sein, denn viele der großen Schauspieler haben immer nur sich selbst gespielt, sondern darum gut „schauspielern“ zu können. Reich war beispielsweise bekannt dafür, daß er mit Leichtigkeit jede Art von Neurose und Psychose nachspielen konnte. Als guter Therapeut konnte er sich vollkommen in seine Patienten hineinversetzen.

Diese Art von Wandlungsfähigkeit bewundere ich maßlos an Carolin Kebekus. Man zeige mir eine andere 30jährige, die auf so überzeugende Weise eine 13jährige nachahmen kann:

Derartig wandlungsfähige Menschen können offensichtlich nicht stark gepanzert sein, insbesondere haben sie ein ziemlich offenes okulares Segment. Sie können unvermittelt und im freien Wechsel haßerfüllt, ängstlich, freudig erregt, sehnsüchtig und traurig aus den Augen gucken. Ihre Stimme ist ausdrucksstark und melodisch. Der ganze Körper ist frei beweglich. Es ist schlichtweg unvorstellbar, daß sie irgendeinem religiösen oder politischen Extremismus verfallen. Sie sind sozial kompetent, so daß ihr Sexual- und Arbeitsleben ohne größere Probleme verläuft.

Mit einem Satz: sie sollten sich von der Orgonomie angezogen fühlen und das Gesicht der Orgonomie prägen. Das Gegenteil ist der Fall!

Elsa Lindenberg, Tänzerin an der Berliner Staatsoper und Reichs Lebensgefährtin während der 30er Jahre, war so ein Mensch – und hatte stets Probleme mit den neurotischen Sonderlingen, die Reich umgaben (Er selbst hat diese Gestalten später in seiner Rede an den Kleinen Mann beschrieben) Tatsächlich kenne ich niemanden in der Geschichte der Orgonomie, der sich „biophysisch“ mit einer Carolin Kebekus messen könnte.

Spontan fallen mir der lebenslang schwer depressive Elsworth Baker ein; der zwanghafte Theodore Wolfe wurde von Reich in seinen Tagebüchern als charakterologischer „Nazi“ abgekanzelt, Morton Herskowitz mußte sich von Reich anhören lassen, er sei biophysisch tot. So war es mit allen und so ist es mit allen, die mit der Orgonomie verbunden sind.

Warum das so ist? Was für Menschen fühlen sich von Titeln wie Die Funktion des Orgasmus oder Die sexuelle Revolution angesprochen? Überhaupt: was muß man für ein verkorkster Sonderling sein, um sich mit Dingen wie „Orgonenergie“ zu beschäftigen? Was will man schon groß erwarten, wenn vor allem Psychologen, Psychiater (und gar deren Patienten) zur Orgonomie finden! Das sind Studiengänge, die Menschen anziehen, die starke „psychische“ (emotionale) Probleme haben.

Das erklärt auch, warum seit ungefähr 20 Jahren die Orgonomie so gut wie tot ist, nachdem sie sich in den 60er, 70er und 80er Jahren von ihrer Zerschlagung in den 50er Jahren zusehends zu erholen schien. Die neurotischen Sonderlinge („Suchende“), elende Spinner, haben dem Zeitgeist folgend die „Spiritualität“ für sich entdeckt – und da kann Wilhelm Reich nun wahrhaftig nicht mehr mithalten.

Ich glaube, das Problem ist kaum lösbar, da die Orgonomie außerhalb der mechano-mystischen Zivilisation steht und entsprechend traurige Außenseiter anzieht. Sie zieht die Opfer der gepanzerten Gesellschaft an. Jene, die, da sie (immer mit dem anfangs erwähnten Vorbehalt!) wenig gepanzert sind, an sich ganz gut in der gepanzerten Gesellschaft zurechtkommen, stehen der Orgonomie geradezu feindselig gegenüber!

So werden wohl in absehbarer Zukunft kaputte Typen wie Orson Bean das Gesicht der Orgonomie bleiben, statt (konventionell als auch orgonomisch gesehen) gesunde Menschen wie Carolin Kebekus.

Es paßt durchaus ins Bild, daß Kebekus feige ihr linksliberales Fähnchen nach dem Wind hängt, sich brav dem „gesellschaftlich fortschrittlichen Kräften“ anbiedert, auf das Mieseste über die Katholische Kirche herzieht (ach wie mutig!) und etwa immer wieder über „Nazis“ herzieht. Christoph Schlobies hat kurz und knapp das notwendige dazu gesagt:

Julius Wagner-Jauregg und wir

18. März 2015

Wagner-Jauregg ist bis heute unvergessen, weil er als bisher einziger Psychiater 1927 den Nobelpreis erhielt. Damit wurde seine jahrzehntelange Arbeit zur Heilung von Psychosen durch künstlich hervorgerufenes Fieber und Infektionskrankheiten gewürdigt.

Er war Kollege und Freund von Sigmund Freud. In einem Verfahren wegen von Jaureggs Elektrotherapie bei Kriegsneurosen erstattete Freud ein Gutachten zu von Jaureggs Gunsten. Wagner von Jauregg verfaßte den Bericht für die Wiener Fakultät, aufgrund dessen Freud ordentlicher Professor wurde. (Schott/Tölle: Geschichte der Psychiatrie, München 2006, S. 524).

Reich hatte an der Universität Psychiatrie-Vorlesungen bei Wagner-Jauregg gehört, und im Anschluß an das Medizinstudium seine Facharztausbildung an der von Wagner-Jauregg geleiteten Universitätsklinik für Neurologie und Psychiatrie gemacht.

In den 1940er Jahren erinnerte sich Reich an seinen Lehrer. Nachdem Reich ausführt, daß das Sitzen im Orgonenergie-Akkumulator zu einer „Erstrahlung“ der organismischen Orgonenergie führt, fährt er fort:

Man könnte von einem Standpunkt aus die Orgontherapie auch als eine natürliche „Fiebertherapie“ bezeichnen, wenn man das Fieber korrekt als Anzeichen erhöhter bioenergetischer Tätigkeit des Organismus auffaßt. Von hier aus versteht man auch manche Heilungsmethoden in der Medizin, die bisher rein empirisch, ohne begriffen zu sein, angewendet werden. Die Malariatherapie, die mein klinischer Lehrer Wagner-Jauregg in Wien gegen die allgemeine Parese einführte, besteht in nichts anderem als in der künstlichen Anregung starker Zellerstrahlung durch Injektion von Malariaparasiten. Hierher gehört der heiße Tee mit Rum bei Erkältung ebenso wie der „warme Umschlag“ gegen Zahnschmerzen. Wir stehen vor der Aufgabe, die Wirkungen mancher chemischer Heilmittel von diesem Standpunkt aus zu begreifen. (Der Krebs, Fischer TB, S. 323)

Wagner-Jauregg lehnte es ab, psychische Erkrankungen als reine Erbkrankheiten zu betrachten, wie es damals en vogue war. Es gäbe zwar eine unterschiedliche Vulnerabilität doch Auslöser könnten beispielsweise Infektionserkrankungen sein.

Er konnte sich vorstellen, daß bei einer Erkrankung einzelner Organe das Gehirn mitbetroffen sei und abnorm funktioniere – etwa daß Psychosen Folgen gastrointestinaler Erkrankungen seien, bei denen Stoffwechselprodukte von Bakterien toxische Wirkungen auf das Nervensystem ausübten. Seine grundsätzlich psychosomatische oder besser somatopsychische Haltung sollte er später in dem schönen Satz, jede Körperzelle sei am depressiven Prozeß beteiligt, in radikaler Weise ausdrücken.

Für einen einführenden Überblick verweise ich auf den soeben zitierten kurzen Aufsatz von Theodor Meißel Wagner-Jauregg – ein Wegbereiter der modernen biologischen Psychiatrie.

Wagner-Jauregg war ein Deutschnationaler, wenn auch kein Rassist; seine erste Frau war Jüdin. Aus seiner großdeutschen Gesinnung heraus war seine Annäherung an die Nationalsozialisten im Verlauf der 1930er Jahre nur allzu natürlich. Meißel schließt daran jedoch grundsätzliche Überlegungen an:

Wagner-Jaureggs Wahlspruch: „Wer einen Charakter hat, braucht keine Prinzipien“ zeigt ihn als zutiefst problematischen Menschen, der sich selbst Charakter zuspricht und verbindlicher Prinzipien ledig sein zu können glaubt, die Gefahr übersehend, damit verbindliche menschliche Spielregeln zu entwerten, Grenzen überschreiten zu können und übergriffig zu werden. Die schöne poetische Übersetzung dieses Wahlspruchs von Paul Lorenz für die Wagner-Jauregg-Medaille (…) „eine durch und durch edle Natur bedarf keiner eigenen Gesetze“ – diese Übersetzung transzendiert Wagner-Jaureggs Problematik in einen menschlichen Grundkonflikt, den zwischen menschlicher Natur und menschlicher Kultur und Zivilisation. Wagner-Jaureggs Wahlspruch macht seine Affinität bzw. fehlende Abgrenzung zu einer Herrenmenschenideologie verständlich.

Die Frage ob Wagner-Jauregg ein „Nazi“ war, sei dergestalt auch heute noch von Bedeutung, „um Prinzipien menschlicher Kultur, menschlicher Gesittung zu erhalten, zu verteidigen und weiterzuentwickeln.“

Für den Studenten der Orgonomie ist das ganze von Bedeutung, weil Wagner-Jauregg seinen Wahlspruch sicherlich (wenn auch vielleicht nur indirekt) von Nietzsche abgeleitet hat und dieser wiederum mit einiger Sicherheit von Max Stirner.

Es ist bezeichnend, daß vermeintlich „kritische Geister“ wie Theodor Meißel das Heil in „ethischen Prinzipien“ suchen, der Konservative im „Charakter“. Hier wird auch unmittelbar deutlich, warum die Orgonomie so eine Affinität zum konservativen Spektrum hat.

Abschließend einige Zitate aus dem Nachlaß und den Schriften Nietzsches:

Ideale der Art sind die vorwegnehmenden Hoffnungen unserer Triebe, nichts weiter. So gewiß wir Triebe haben, verbreiten diese auch in unserer Phantasie eine Art Schema von uns selber, wie wir sein sollen, um unsere Triebe recht zu befriedigen – dies ist idealisieren. (Kritische Studienausgabe, Bd. 9, S. 336f)

Vertrauen wir den Trieben, sie werden schon wieder Ideale schaffen! wie es die Liebe immerfort thut. (Bd. 9, S. 353)

Und weiter bezeichnet Nietzsche die Triebe als „schaffende Künstler“ (Bd. 9, S. 354). „Das Ideal ist die Vorwegnahme der Hoffnungen unserer Triebe (der herrschenden Triebe)“. Ein anderes Ideal entsteht, wenn „ein anderer Trieb zur Herrschaft kommt“ (Bd. 9, S. 396). Das „Rechte und Naturgemässe“ ist, „ohne Grundsätze, aber mit Grundtrieben, ein beweglicher Geist im Dienste starker Grundtriebe, und eben deshalb ohne Grundsätze“ zu leben (Bd. 3, S. 149).

Was ist der Mensch? Ein Haufen von Leidenschaften, welche durch die Sinne und den Geist in die Welt hineingreifen. (Bd. 10, S. 207)

Emotionale Gesundheit: Die medizinische Orgontherapie im Vergleich zu anderen Verfahren (Teil 6)

7. Januar 2015

DIE ZEITSCHRIFT FÜR ORGONOMIE

Richard Schwartzman: Emotionale Gesundheit: Die medizinische Orgontherapie im Vergleich zu anderen Verfahren (Teil 6)

acologo

Psychopharmakotherapie – Psychotherapie – Orgontherapie

30. September 2014

Evan Mayo-Wilson (Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health) et al. konnten in einer Metaanalyse von 101 klinischen Studien nachweisen, daß nicht etwa Medikamente, sondern Gesprächstherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, sich am besten für soziale Angststörungen eignet.

Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, denn ursprünglich galten Psychopharmaka als Erlösung von der Psychoanalyse, die im psychiatrischen Alltag ihre Versprechungen in keinster Weise hat einlösen können. Und zweitens ist es zumindest in den USA so, daß die Psychiater fast vollständig die Psychotherapie aufgegeben und sich ganz auf das bloße Verschreiben von Pillen spezialisiert haben. Die vermeintlich minderwertige Psychotherapie wird Laien (d.h. Nichtmedizinern) überlassen. Aber offensichtlich hat die Psychiatrie aufs falsche Pferd gesetzt! Psychotherapie ist nämlich nicht nur effektiver, sondern hat im Gegensatz zu den Psychopillen auch dauerhafte Auswirkungen auch lange nach Ende der Behandlung.

Nicht nur die Psychiatrie, sondern das gesamte Gesundheitswesen ist fehlgegangen, denn es gib einen eklatanten Mangel an ausgebildeten Psychotherapeuten, so daß der Griff zur Pille auch von daher fast zwangsläufig ist.

Für die Studie analysierten Mayo-Wilson und seine Kollegen Daten von über 13 000 Patienten, die alle unter schwerer und langanhaltender sozialer Angst litten. 9 000 erhielten die übliche Medikation oder ein Placebo, 4 000 erhielten eine Psychotherapie. Nur wenige der analysierten Studien untersuchten die Kombination von Medikation und Gesprächstherapie. Es gab keinerlei Evidenz dafür, daß eine kombinierte Therapie besser als eine pure Gesprächstherapie ist!

Im Vergleich der Gesprächstherapien erwies sich die kognitive Verhaltenstherapie im Einzelsetting als am effizientesten. Wenn es denn nicht anders gehe, seien unter den Medikamenten die SSRIs (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) am wirksamsten. Doch könnten Medikamente mit schweren Nebenwirkungen verbunden sein, viele Menschen sprächen überhaupt nicht auf sie an und die Symptome würden nach Absetzen der Pillen wiedereinsetzen. Bei sozialen Angststörungen sollten Medikamente deshalb immer nur die zweite Wahl sein.

Bei der kognitiven Verhaltenstherapie dreht sich alles um die Beziehung zwischen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen. Den Patienten soll dabei geholfen werden, ihre irrationalen Ängste anzugehen und ihr Ausweichen vor sozialen Kontakten zu überwinden. Sie sollen sich ihrer Angst stellen und lernen unangenehme Erregungszustände auszuhalten, d.h. die Orgonenergie und ihre Bewegung. Das ist genau der Gegenteilige Ansatz zur Psychopharmakologie, wo es darum geht, das Erregungsniveau zu senken und die Patienten im wahrsten Sinne des Wortes „cooler“ zu machen.

Die Nähe der Verhaltenstherapie zur Orgontherapie ist evident! Charles Konia schreibt über die Verhaltenstherapie:

Das rationale Element der Verhaltenstherapie befaßt sich mit dem Problem der Toleranz für Energie, etc. Darüber hinaus wird die lebenswichtige Bedeutung des orgonotischen Kontakts zwischen Patient und Therapeut nicht vollständig erkannt. Ihr Vorhandensein in der therapeutischen Beziehung ist eine Sache des Zufalls.

Genau das ist der Beitrag, den die Orgontherapie leisten kann. Es geht dabei nicht um spezielle Techniken, etwa „körpertherapeutische“ Interventionen, sondern darum, jeweils das zu tun, was langfristig einen geregelten Energiehaushalt sichert. Wie das geschieht, ob mit Techniken der Psychoanalyse, der Verhaltenstherapie, der Körpertherapie oder sonstigem, ist von sekundärer Bedeutung. Entscheidend ist, was der orgonotische Kontakt diktiert. In der Verhaltenstherapie hingegen wird mit festgelegten „Manualen“ gearbeitet und der Patient kann nur hoffen, daß der Verhaltenstherapeut seine Interventionen mit Feingefühl und im Sinne des gesunden Menschenverstandes durchführt. Der tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapeut kann sich dann gegebenenfalls mit dem beschäftigen, was in der mechanisch vorgehenden Verhaltenstherapie unangetastet geblieben ist. Im schlimmsten Fall werden die Symptome „kognitiv verarbeitet“, d.h. sie werden durch Gehirnpanzerung und die damit einhergehende Kontaktlosigkeit gebunden. Das war mehr oder weniger explizit Freuds Therapiekonzept („bewußte Verurteilung der Triebe“).

Letztendlich geht es in den gängigen Therapien immer darum die Energie des Organismus zu drosseln, zu binden oder zu „konditionieren“. Nichts davon funktioniert wirklich, weil sich die Natur nicht bändigen läßt. Es gibt nur einen Weg: das Lebendige seiner Bestimmung nach sich frei entfalten lassen, d.h. die Herstellung von Selbstregulation (Orgontherapie).

orgonthzwm