Posts Tagged ‘Kultur’

Max Stirner, Soter (Teil 29, Abschluß der Blogserie)

22. September 2025

Stirner zeigt, daß man in dieser Gesellschaft zwar urteilen und kritisieren darf, aber nur vom Standpunkt der „Liebe“ aus, d.h. voll Respekt vor der „Heiligkeit“ der Sache oder der Person. Aber genauso wie Urteile aus Haß, „gehässige Urteile“, Urteile des uns beherrschenden Hasses sind, sind auch Urteile, die uns die Liebe eingibt, gar nicht unsere eigenen Urteile.

Gegen die Welt, besonders gegen die Menschen, soll Ich eine bestimmte Empfindung annehmen, und ihnen von Anfang an mit der Empfindung der Liebe, „mit Liebe entgegenkommen“. Freilich offenbart sich hierin weit mehr Willkür und Selbstbestimmung, als wenn Ich Mich durch die Welt von allen möglichen Empfindungen bestürmen lasse und den krausesten, zufälligsten Eindrücken ausgesetzt bleibe. Ich gehe vielmehr an sie mit einer vorgefaßten Empfindung, gleichsam einem Vorurteil und einer vorgefaßten Meinung; Ich habe mein Verhalten gegen sie Mir im voraus vorgezeichnet, und fühle und denke trotz all ihrer Anfechtungen nur so über sie, wie Ich zu fühlen einmal entschlossen bin. Wider die Herrschaft der Welt sichere Ich Mich durch den Grundsatz der Liebe; denn was auch kommen mag, Ich – liebe. Das Häßliche z.B. macht auf Mich einen widerwärtigen Eindruck; allein, entschlossen zu lieben, bewältigte Ich diesen Eindruck, wie jede Antipathie

Aber die Empfindung, zu welcher Ich Mich von haus aus determiniert und – verurteilt habe, ist eben eine bornierte Empfindung, weil sie eine prädestinierte ist, von welcher Ich selber nicht loskommen oder Mich loszusagen vermag. Weil vorgefaßt, ist sie ein Vorurteil. Ich zeige Mich nicht mehr gegenüber der Welt, sondern meine Liebe zeigt sich. Zwar beherrscht die Welt Mich nicht, desto unabwendbarer aber beherrscht Mich der Geist der Liebe. Ich habe die Welt überwunden, um ein Sklave dieses Geistes zu werden. (Der Einzige, S. 329f)

Es geht um eine „freiwillige“, um eine „eigene“ Liebe, gegen eine „zinspflichtige“ Liebe, die man als „Tribut“ entrichten muß (Der Einzige, S. 341).

Bereits auf der ersten Seite seines Buches (Der Einzige, S. 3) wird deutlich, daß Stirner imgrunde dasselbe sagt, was Reich mit anderen Worten und Akzenten 100 Jahre später in Christusmord sagen wird: wenn Wahrheit und Liebe nicht meine Sache sind, sondern eine „höhere Sache“, sind es eben nicht Wahrheit und Liebe – sondern das Gegenteil.

Jahrtausende der Kultur haben Euch verdunkelt, was Ihr seid, haben Euch glauben gemacht, Ihr seiet keine Egoisten, sondern zu Idealisten („guten Menschen“) berufen. Schüttelt das ab! (…) Erkennet Euch nur wieder, erkennet nur, was Ihr wirklich seid, und laßt eure heuchlerischen Bestrebungen fahren, eure törichte Sucht, etwas Anderes zu sein, als Ihr seid. Heuchlerisch nenne Ich jene, weil Ihr doch alle diese Jahrtausende Egoisten geblieben seid, aber schlafende, sich selbst betrügende, verrückte Egoisten, (…) Ihr Selbstpeiniger. (Der Einzige, S. 181)

Das Streben nach „Freiheiten“ ist „hohle Theorie“, wirkliche Praxis beginnt nicht mit der Frage nach irgendwelchen Träumen und Vorstellungen, sondern bei der Frage nach sich selbst. Sie beginnt damit, daß man sich selbst ganz und gar zum Mittelpunkt und Ausgangspunkt macht (Der Einzige, S. 177). „Genug, es ist ein mächtiger Unterschied, ob Ich Mich zum Ausgangs‘ oder zum Zielpunkte mache. Als letzteren habe Ich Mich nicht, bin Mir mithin noch fremd, bin mein Wesen, mein ‚wahres Wesen‘, und dieses Mir fremde ‚wahre Wesen‘ wird als ein Spuk von tausenderlei Namen sein Gespött mit Mir treiben. Weil Ich noch nicht Ich bin, so ist ein Anderer (wie Gott, der wahre Mensch, der wahrhaft Fromme, der Vernünftige, der Freie usw.) Ich, mein Ich“ (Der Einzige, S. 368). „Ich bin Ich, und Du bist Ich, aber Ich bin nicht dieses gedachte Ich, sondern dieses Ich, worin Wir alle gleich sind, ist nur mein Gedanke. Ich bin Mensch und Du bist Mensch, aber ‚Mensch‘ ist nur ein Gedanke, eine Allgemeinheit; weder Ich noch Du sind sagbar. Wir sind unaussprechlich, weil nur Gedanken sagbar sind und im Sagen bestehen“ (Der Einzige, S. 348).

Max Stirner, Soter (Teil 20)

11. August 2025

Das Kind bedarf aller möglichen intellektuellen Anregungen, also „Kultur“. Man sollte es ihm jedoch selbst überlassen, was es daraus macht. „Die kindliche Eigenwilligkeit und Ungezogenheit hat so gut ihr Recht als die kindliche Wißbegierde“ (Parerga, S. 94). Doch statt neben dem Wissenstrieb auch den „Willenstrieb“ zu fördern, wird der Eigenwille des Kindes gebrochen und ihm alle möglichen Gefühle eingegeben. Gefühle der Ehrfurcht, Ehrerbietung, Untertänigkeit, Unverletzlichkeit und des Schauders gegenüber Gott, irgendwelchen Menschen und „der Moral“. Sind die Kinder dann gehörig mit „eingegebenen Gefühlen“ vollgestopft, gelten sie als mündige Bürger – auch wenn sie in Wirklichkeit zu hilflosen Tollhäuslern verbogen wurden (Der Einzige, S. 70f).

Bleiben die Menschen unverformt, tragen sie ihr Gesetz in sich selbst und leben danach (Der Einzige, S. 223), doch Jahrtausende der Kultur haben sie von ihrer eigentlichen, d.h. „egoistischen“ Natur entfremdet und in den Wahn verstrickt, sie seien zu irgend etwas „berufen“ (Der Einzige, S. 181). Der Mut, d.h. die Fähigkeit zur Empörung, wird gebrochen und so gebeugt, daß „Demut“ entsteht (Der Einzige, S. 88). Sie sollen sich „einrichten“ (Kontraktion) und buchstäblich nie mehr „aufrichten“ (Expansion) (Der Einzige, S. 354). Erziehung soll sie „vernünftig“ machen, d.h. sie sollen nicht mehr auf sich selbst hören, sondern auf die Stimme des Gewissens (Der Einzige, S. 372). Entsprechend sind die Kinder geborene gewissenlose Verbrecher, – einfach weil sie zunächst nicht wissen, was dem Volk und dem Staat, in das sie zufälligerweise hineingeboren werden, als „heilig“ gilt. „Jedes Kind ist von Geburt schon ein Verbrecher gegen das Volk, den Staat“ (Der Einzige, S. 219).

Die Frage der Erziehung ist die wichtigste, wichtiger als alle sozialen Fragen, – die auf der Erziehungsfrage ruhen (Parerga, S. 75). Die heutige Erziehung bringt den „gesunden“, will heißen normalen Charakter, den starren Homo normalis hervor, der sich gegen das Leben und das Leiden abpanzert, d.h. er wird „unerschütterlich“. Der Charakter einer Gesellschaft ist abhängig von dem Charakter ihrer Mitglieder. Es ist Stirners „Massenpsychologie des Faschismus“:

Weil es kaum Jemand entgehen kann, daß die Gegenwart für keine Frage einen so lebendigen Anteil zeigt, als für die „soziale“, so hat man auf die Gesellschaft besonders sein Augenmerk zu richten. Ja, wäre das daran gefaßte Interesse weniger leidenschaftlich und verblendet, so würde man über die Gesellschaft nicht so sehr die Einzelnen darin aus den Augen verlieren, und erkennen, daß eine Gesellschaft nicht neu werden kann, solange diejenigen, welche sie ausmachen und konstituieren, die alten bleiben. (…) Wie Du bist, so gibst Du Dich, so benimmst Du Dich gegen die Menschen: ein Heuchler als Heuchler, ein Christ als Christ. Darum bestimmt den Charakter einer Gesellschaft der Charakter ihrer Mitglieder: sie sind die Schöpfer derselben. So viel müßte man wenigstens einsehen, wenn man auch den Begriff „Gesellschaft“ selbst nicht prüfen wollte. (Der Einzige, S. 231)

Homo normalis reproduziert die gegenwärtige Gesellschaft, während der lebendige, d.h. nicht festgelegte Charakter etwas grundsätzlich Neues hervorbringen würde; etwas, was Stirner als „Verein“ bezeichnet. Der Verein ist keine fixe Formation wie der „gesunde Charakter“ oder eine „wohlgeordnete Gesellschaft“, sondern ewiger Verkehr, ein „unaufhörliches Sich-Vereinigen“ (Der Einzige, S. 342).

„Verkehr ist Gegenseitigkeit“, während Gesellschaft nur eine von außen definierte rein mechanische Anordnung ist, – die durch den Verkehr zwischen Einzelnen nur gestört wird. Die Gesellschaft wird mehr schlecht als recht von heiligen Prinzipien zusammengehalten, der Verein von dem wechselseitigen Austausch zwischen Einzelnen zu beiderseitigem Genuß; ein subversiver Verkehr gegen den sich die ach so soziale Gesellschaft wehrt, da er ihre Heiligkeit untergräbt (Der Einzige, S. 239-241).

Tatsächlich ist es so, daß, je „sozialer“ es zugeht, die Menschen um so kälter miteinander umgehen, man betrachte etwa die Auswirkungen der „Pflegeversicherung“. Oder etwa der vergangene Realsozialismus, der genau dem entsprach, wie Stirner die „Gefängnis-Gesellschaft“ beschreibt, in der jeder Verkehr unterbunden wird, da dieser direkte zwischenmenschliche Kontakt als Keimzelle eines „Komplotts“ betrachtet wird (Der Einzige, S. 240f). „Der Staat kann es nicht dulden, daß der Mensch zum Menschen in einem direkten Verhältnisse stehe; er muß dazwischentreten als – Mittler, muß – intervenieren. (…) Er reißt den Menschen vom Menschen, um sich als ‚Geist‘ in die Mitte zu stellen“ (Der Einzige, S. 282f). Ebenso kann die Gesellschaft persönliche Auseinandersetzungen („Zweikämpfe“, die keinen Dritten irgend etwas angehen) nicht zulassen, – „es sei denn, daß nicht ein Ich auf ein Du losprügele, sondern etwa ein Familienhaupt auf das Kind: die Familie ist berechtigt, und in ihrem Namen der Vater, Ich als Einziger bin es nicht“ (Der Einzige, S. 205).

Die Familie, also die ursprüngliche Gesellschaft der „natürliche Bund“ (genauso wie etwa der Stamm, die Nation, die Menschheit) ist – nicht der Verein (Der Einzige, S. 349). Stirner ist nicht so naiv, daß er von Individuen ausgeht, die sozusagen in die Welt fallen, von Natur aus selbständig handeln können und dann aus rationalem Kalkül zueinanderfinden. Vielmehr ist die Gesellschaft der Naturzustand; eine „Natur“, die ausreichend Mutterboden für die Entfaltung der Individuen bietet.

Nicht die Isoliertheit oder das Alleinsein ist der ursprüngliche Zustand des Menschen, sondern die Gesellschaft. Mit der innigsten Verbindung beginnt unsere Existenz, da Wir schon, ehe Wir atmen, mit der Mutter zusammenleben; haben Wir dann das Licht der Welt erblickt, so liegen Wir gleich wieder an der Brust eines Menschen, seine Liebe wiegt Uns im Schoße, leitet Uns am Gängelbande und kettet Uns mit tausend Banden an seine Person. Die Gesellschaft ist unser Natur-Zustand. Darum wird auch, je mehr Wir Uns fühlen lernen, der früher innigste Verband immer lockerer, und die Auflösung der ursprünglichen Gesellschaft unverkennbarer. Die Mutter muß das Kind, welches einst unter ihrem Herzen lag, von der Straße und aus der Mitte seiner Spielgenossen holen, um es wieder einmal für sich zu haben. Es zieht das Kind den Verkehr, den es mit Seinesgleichen eingeht, der Gesellschaft vor, in welche es nicht eingegangen, in der es vielmehr nur geboren ist. (Der Einzige, S. 342)

Das kosmische Schicksal der „3“ in der antiautoritären Mathematik

3. August 2025

„3“ – dieses Symbol ist vollkommen sinnlos, solange man darin keine Zahl erkennt, die in Gleichungen wie „2 + 3 = 5“ eine ganz bestimmte Funktion hat. Die Begriffe „Sinn“ (Sinnhaftigkeit) und „Funktion“ sind weitgehend synonym. Mein Leben hat einen Sinn, wenn meine Existenz eine Funktion hat, d.h. ich Teil eines organischen Ganzen bin bzw. so fühle. Schon morgen könnte eine nahe Supernova, ein Jet aus dem Kern der Milchstraße, eine gigantischer auf der Erde einschlagender Asteroid, ein unerwartetes schwarzes Loch oder eine verheerende Sonneneruption alles Leben auf diesen Planeten auslöschen, ja den Planeten selbst pulverisieren. Damit wären mein Leben und das Leben aller meiner Mitmenschen und aller vorangegangenen Generationen mit einem Schlag vollkommen sinnlos geworden. Deshalb ist ja auch beispielsweise ein Genozid, wie er gerade ganz offen „öffentlich-rechtlich“ am Deutschen Volk begangen wird, das wirklich denkbar schlimmste Verbrechen, das entsprechend bestraft gehört. Aber ich schweife ab… – nicht wirklich, wie wir noch sehen werden.

Betrachten wir die heute 20jährigen, also jene, die gerade dabei sind, dieses Land nach und nach zu übernehmen. Was wirklich bei jedem auffällt (das „fast“ können wir vergessen!), ist das Gefühl vollkommener innerer Leere, von Einsamkeit und Sinnlosigkeit. Sie machen zumeist einen bemerkenswert gesunden, vitalen und „gut angepaßten“ Eindruck. Und da haben wir schon das Problem: man trifft kaum mehr auf „Charaktere“, sondern ausschließlich auf standardmäßig proportionierte und ausgestatte Schaufensterpuppen. Und wie Schaufensterpuppen haben sie kein Innenleben. Sie sind buchstäblich hohl! Kaum eine Generation zuvor ist seit Kinderkrippenzeiten so kollektivistisch aufgewachsen. Gleich nach der Ganztagsschule ging es zum Sportverein und abends und am Wochenende war man in der Clique. Doch gleichzeitig fühlt sich jeder von ihnen unendlich einsam und isoliert, einfach weil es an emotionalem und bioenergetischem Kontakt fehlt. Die Schaufensterpuppen stehen nur „sinnlos“ bzw. „funktionslos“ nebeneinander!

Wie konnte es dazu kommen? Zunächst einmal gibt es praktisch niemanden mehr, insbesondere keine Eltern mehr, der bzw. die nicht auf irgendein Psychopharmakon eingestellt sind, deren Wirkprinzip darin besteht, dich von deinen Emotionen abzutrennen. Manchmal habe ich den Eindruck, daß es im „niederlande-nahen“ Nordrhein-Westfalen auch niemanden mehr gibt, der kein Cannabis konsumiert, was jede Emotion abtötet. Das gleiche gilt zunehmend auch für die Kinder, angefangen mit der absoluten Horrordroge Ritalin! Die Kinder wachsen BUCHSTÄBLICH in einer emotionalen Wüste auf. Der tiefere Grund für die allgemeine Kontaktlosigkeit ist aber die antiautoritäre Gesellschaft an sich, die auf subtile und teilweise ganz und gar nicht subtile Weise das bioenergetische Band kappt, das uns sozusagen „horizontal“ mit unseren Mitmenschen verbindet und sozusagen „vertikal“ mit unseren Vor- und Nachfahren.

In der traditionellen, autoritären Gesellschaft, wie sie vor etwa 1960 herrschte, wurde auf allen Ebenen, von der Familie bis zu den höchsten Staatsorganen, ein schier ungeheuerlicher Aufwand betrieben, tatsächlich wurde kaum etwas anderes getan, als uns in unseren Traditionen zu verankern und uns mit unserem Volk zu identifizieren. Das Familienleben, der Schulunterricht, ausnahmslos die gesamte Kultur, das Arbeitsleben und alles staatliche Handeln waren darauf ausgerichtet. All das wurde seit etwa 1960 systematisch im Namen von Emanzipation und Aufklärung systematisch zersetzt und zwar mit wachsendem Fanatismus. Heute rastet der Rotgrüne ja schon aus, wenn du akzentfreies und korrektes Deutsch sprichst! „Nazi!!!“ Und ganz offiziell ist das höchste Staatsziel die Ausmerzung des deutschen Volkes und die Beseitigung seiner biologischen Grundlagen, sogar des bloßen Geschlechtsunterschiedes! Das ist keine „Hetze“, sondern schlicht die REALITÄT!

Produkt dieser systematischen Zersetzungsarbeit ist der besagte 20jährige! Er ist eine „3“, d.h. ein kringelförmiges Gebilde mit zwei Ausbuchtungen und drei scharfen Kanten, ohne Funktion, ohne Sinn, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft, ohne Verortung in Zeit und Raum. Wäre er tot, wäre es auch nicht anders, weder für seine „Mitmenschen“, noch für ihn „selbst“. Für diese Generation liegt die planetare Vernichtung schon hinter uns! Tote Hülsen in einer toten Welt.

Die organisierte Emotionelle Pest wandert

3. Juni 2025

Spätestens ab dem Jahr 1947 machte Reich die organisierte und schwerbewaffnete Emotionelle Pest im damals Stalinistischen Rußland fest und konstatierte mit einigem Entsetzen, daß sie nach Amerika übergreift. Er dachte dabei an die moskauhörigen Fellow Travellers und eine bereits damals nach weit links abdriftende Kultur- und Wissenschaftsszene, was sogar die Naturwissenschaften betraf, wenn man an die damals aufkommende Debatte um die „Atomspionage“ denkt.

Seitdem hat sich in den USA diese Tendenz grotesk verschärft. Es ist wie in der Bundesrepublik, wo die höhere Beamtenschaft, Medien, Kultur und Akademie durchgehend „Grün“ sind – und selbst die Führung der CDU ist „Grün“. Tatsächlich ist es mit dem Zusammenbruch der UdSSR zu einer grotesken Umkehr der Verhältnisse gekommen. Heute ist Putin der reaktionäre Beelzebub, während die USA für Progressismus steht. Das wird durch den verzweifelten Kampf der genannten Kreise, des sogenannten „tiefen Staates“, gegen Trump nur deutlicher.

Seine erste Präsidentschaft war ein nicht eingeplanter Unfall, dem ein veritabler Staatsstreich folgte, die bizarre Biden-Administration, – der gegenwärtig verpufft und Trump nur noch weiter gestärkt hat, denn bei einer ungebrochenen Weiterführung seiner Präsidentschaft wäre diese folgenlos versandet.

Melanor-Merz (BlackRock) ist hier kein Zufall, denn in ihrer Panik hat die organisierte Emotionelle Pest nunmehr ihre Zentrale nach Europa verlegt. Merz‘ Schuldencoup, ebenfalls ein veritabler Staatsstreich, bedeutet nichts anderes, als daß die allerletzten finanziellen Reserven des Westens der pestilenten Agenda zur Verfügung gestellt werden. Du, Deine Kinder und Kindeskinder werden versklavt!

Letztendlich geht es dabei um den Grundkonflikt zwischen Emotioneller Pest (Stalinistischer Staatskapitalismus und Monopolkapitalismus a la „Rockefeller“) und Arbeitsdemokratie (Marktwirtschaft und Libertarismus). Was gemeint ist, wird unmittelbar einsichtig, wenn man sich die „merkwürdige“ Harmonie zwischen Der Linken und Bertelsmann vergegenwärtigt oder sich an die „merkwürdige“ Allianz zwischen Antifa und Pharmaindustrie zu Corona-Zeiten erinnert.

Reich war angesichts von „Mildred Brady“ mit genau demselben Phänomen konfrontiert, dessen Konstatierung ihm die Diagnose einer „paranoiden Psychose“ einbrachte. Rockefeller beherrschte den gesamten Medizin-, Kultur- und Wissenschaftsbetrieb in vollkommener Eintracht mit der Linken, deren Kern die Fellow Travellers waren. Zusammen taten sie alles, um die Orgonomie zu vernichten. Man schaue sich heute die Merz-Republik an! Es ist letztendlich der Kampf zwischen DOR und OR.

Das ist alles dermaßen offensichtlich, daß Homo normalis – nichts sieht.

Daß wir es bei der Melange aus Melanor-Merz und DOR-Linker wirklich mit der Emotionellen Pest zu tun haben, sieht man an zweierlei: die Pest gibt sich als Resistance aus (die Faschisten und Gleichschalter als „Antifa“) und das explizit unter der, nochmal, explizit antigenitalen Regenbogenfahne:

Die geisteskranken WICHSER, die solche Button tragen, gerieren sich tatsächlich als Widerstandskämpfer – so sieht ein wirklicher antifaschistischer Widerstandkämpfer aus:

Im übrigen… Respect! Die Emotionelle Pest gibt vor, gegen die Emotionelle Pest zu kämpfen!

Peter auf dem Weg zur Orgonomie (Teil 13)

19. Mai 2025

Ich war dabei! Die Welt ist bereits untergegangen und niemand hat es bemerkt. Die 1970er waren der allerletzte Nachklang von menschlicher Kultur. Was Jugendliche, was wir, damals an Musik hörten, war das allerletzte Echo von Kultur:

Das Äon-Wechsel von 1960, d.h. der damals Fahrt aufnehmende Übergang von der alten autoritären zur neuen antiautoritären (und deshalb nicht lebensfähigen) Gesellschaft, insbesondere die sexuelle Revolution der 1960er Jahre, hat jedes menschliche Leben ausgelöscht. Es war, als hätte man eine Atombombe gezündet. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie mich damals ihr alles zerfetzender apokalyptischer Krach aus dem Schlaf des pomadigen „autoritären“ Lebens riß, das mir vorbestimmt war:

Gleichzeitig war da der sehnsuchtsvolle Zauber einer Verheißung eines neuen Lebens, eines neuen Äons:

Dieser Vibe ist verpufft und wir leben in der atomaren Wüste eines verstrahlten Planeten. Es gibt keine kulturellen Impulse mehr. Die Politik und die gesamte Akademie ist nur noch ein verachtenswertes Affentheater. Leere Gesten und sinnloses Gegrunze. Es ist aus und vorbei. Die, die die 1970er Jahre nicht mehr bewußt erlebt haben, tun mir leid, da sie in diesem inhaltsleeren Nichts aufgewachsen sind. Man mache das Radio an und lasse die „musikalische“ Plastikjauche in sein Hirn fließen! Und man vertue sich nicht: das Innenleben der heutigen Jugend sieht genau so aus!

Natürlich darf in dieser Blogserie mein unvermeidliches Bild, Bild 17, aus dem Jahr 1973 nicht fehlen… Interessant, daß das ungefähr das Jahr ist, um das die Netzseite über Paul Mathews und insbesondere auch deren Anhang kreist. Damals hatten wir den Weltuntergang – unter Ausschluß der Öffentlichkeit.

Gibt es denn keine Zukunft? Ähhh, hallo, das Äon ist vorbei! Die antike Welt ist an ihrer grotesken Dekadenz verreckt, Reich zufolge an ihrer entmenschlichenden Pornoreligion (Christusmord), und aus ihren Trümmern hat sich das Christentum erhoben. Diese neue, christliche Zivilisation ist zwischen 1914 und ca. 1974 untergegangen. Wir leben nunmehr seit einem halben Jahrhundert sozusagen im inhaltsleeren „Nachhall“ dieses Untergangs in einem geisterhaften Niemandsland. Ende. Finito. Aus. In diesem leeren Ort gibt es auch keine Zeit mehr: 1995, 2005, 2015, 2025 – nichts, wirklich nichts ändert sich mehr an der Musik, dem Erscheinungsbild der Menschen, der Mode, der Politik, nichts – es alles erstarrt.

Seit 1981/82 fasziniert mich das Plattencover bzw. das Konzertplakat einer Band, von deren Musik ich nie auch nur einen einzigen Ton gehört habe:

„No Future!“ war damals schon längst erreicht! Es ist wie bei Nietzsches bekannten „tollen Menschen“, der konstatiert, daß seine Zeitgenossen das Offensichtliche noch gar nicht mitbekommen haben: daß Gott verstorben ist und deshalb die (seine!) Welt ihren Untergang bereits hinter sich hat. Schon mal aufgefallen, daß es Deutschland gar nicht mehr gibt! Und das diese „Demokratie“ nicht mal mehr eine Simulation ist! Es gibt keine Filme mehr, keine Architektur, keine – Menschen! „Keine Menschen“? Ja, man frage jeden psychoanalytisch zumindest noch angehauchten Psychiater: es gibt keine klassischen Neurotiker mehr, sondern nur noch frühgestörte – Kreaturen, die gar nicht merken, daß sie am Leben sind. Sie wissen ja noch nicht mal welches Geschlecht sie haben oder welcher Spezies sie angehören:

Meine Generation wurde in den Untergang der Menschheit, ihre Zombiefizierung hineingeboren.

Ohne die Orgonomie wird es kein neues Äon geben. KEINE ZUKUNFT!

Max Stirner, Soter (Teil 5)

22. April 2025

Betrachten wir, was Stirners größter, wenn nicht überhaupt sein eigentlicher Widersacher einzuwenden hat: Auch wenn Nietzsche ihn nirgends erwähnt, stellt doch sein Gesamtwerk eine Kritik der optimistischen Anthropologie Stirners dar. Für den „heroischen Pessimisten“ Nietzsche war jedes „eigentlich“ Werden des (für Nietzsche) angeblich entfremdeten Menschen eine Illusion. Man könne sich nicht, so Nietzsche, außerhalb des kranken Getriebes stellen und objektive Kritik üben, wie es alle „Offenbarungen“ tun. Man könne sich nicht, wie Stirner es tut, außerhalb der krankmachenden Moral stellen, da nach Nietzsche alles Moral ist; alles ist Bewertung, Perspektive, d.h. das Aufzwingen von Standpunkten, von „Ideen“. „Die Welt ist Wille zur Macht und nichts außerdem.“ Die Welt selbst hat sozusagen eine sadomasochistische Struktur, so daß das rationale Funktionieren „egoistischer Vereine“ ausgerechnet beim grausamen Raubtier Mensch abwegig sei.

Stirners „Eigner“ hingegen argumentiert nicht aus der Perspektive des Strebens, d.h. des Willens zu Macht, heraus, sondern aus der der bloßen Bewahrung seiner Eigenheit gegen die Enteignung durch die Gesellschaft, d.h. aus der Schwäche heraus, die für Nietzsche gleichbedeutend mit der Lüge ist. Wenn Wahrheit überhaupt einen Sinn mache, dann sei es die Sicht von einer höheren Perspektive, von der größeren Macht her, – die groß genug ist, um sich nicht zu bewahren, sondern „heroisch“ verschwenden zu können. Für Nietzsche gibt es kein authentisches, wahres Leben außerhalb der „Wertsetzungen“, d.h. „Machtsetzungen“. Hinter jeder Maske gäbe es nur wieder eine weitere Maske, ohne zu einer „Eigenheit“, bzw. „Eigentlichkeit“ vordringen zu können. Von daher sei Eigenheit bzw. „Eigentlichkeit“ die Lüge der Schwachen, deren beschränkte Perspektive kaum über die Grasnarbe reiche. Nietzsches implizite Kritik an Stirner bestand in der Entlarvung dieses Ressentiments des Grashüpfers. Nietzsches Moral war, nicht die Schwäche als „Wahrheit“ zu verkaufen, sondern die Wahrheit aus eigener Machtfülle zu „setzen“.

Nietzsches Haltung zu Stirner entspricht ziemlich genau der Haltung Freuds zu Reich: der abgeklärte Blick des desillusionierten Aristokraten hinab auf den ungestümen kindlichen Romantiker, der sich naiv den vermeintlich wahren „eigentlichen“ Gefühlen, der vermeintlich „guten Natur“ hingibt, „sein Steckenpferd reitet“. Aber warum wurde dieser Konflikt nie offen ausgetragen? Warum schwiegen Nietzsche und Freud ihren jeweiligen Antipoden tot? Die Antwort findet sich in den letzten Schaffensperioden der beiden Männer. Nietzsche wandte sich am Ende von seiner Philosophie des „Willens zur Macht“ ab und dem lebendigen Urgrund seines Denkens zu. In seiner wenn man so will „Autobiographie“ Ecce homo war Nietzsches letztes Thema Nietzsche selbst und der Durchbruch zum Authentischen, der ihm ja auch schließlich auf verzerrte Weise durch das Absinken in den Wahn gelungen ist.

Nietzsche konnte sich nicht mit Stirner explizit auseinandersetzen, ohne sich (im doppelten Sinne des Wortes) zu verraten. Ähnlich gelagert war es mit Freud, der zum Schluß doch an der gegenüber Reich verteidigten „Kultur“, mit der das Untier Mensch zu zivilisieren sei, zu zweifeln anfing.

Als Freud vor den Nazihorden 1938 nach England flüchten mußte, machte er Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, daß er an seinen eigenen Spekulationen zweifelte. Vielleicht ließen sich Neurosen vermeiden, schrieb er, wenn man das kindliche Sexualleben frei gewähren ließe, wie es bei vielen Primitiven der Fall war. Er war verunsichert, ob die Ätiologie der Neurosen nicht doch komplizierter sein würde, als er sie ausgeführt habe. Er ließ es dahingestellt, ob nicht eine zu frühzeitige Eindämmung des Sexualtriebes eine negative Wirkung auf die spätere Kulturbereitschaft bewirken könnte. Er sprach zynisch von einem „hochgeschätzten“ Kulturbesitz, von dem vieles auf Kosten des Sexualtriebes erworben wurde. In seinem letzten Brief an Arnold Zweig drückte er seinen Mißmut über Zweigs Bewunderung des Buches Das Unbehagen in der Kultur mit den Worten aus: „Was Sie für trostreiche Aufklärung in meinem Unbehagen entdeckt haben, kann ich nicht leicht erraten. Dies Buch ist mir fremd geworden“. Das Buch, das nach scharfen Auseinandersetzungen mit Reich zustande gekommen war, sollte jetzt nicht mehr gelten. Sollte also Reich doch recht behalten? (Walter Hoppe: Wilhelm Reich, München 1984, S. 65f)

Am Ende stellte sich heraus, daß die „kindlichen ‚kulturfeindlichen‘ ‚Nihilisten’“ Stirner und Reich die Realisten waren, während Nietzsche und Freud bei ihrer lebenslangen Flucht vor sich selbst ihr Leben für das inhaltsleere Spiel der sinnlosen und willkürlichen „Werte“ vertan hatten, für ein kindisches Maskenspiel. Genau das ist Thema der Fälschung Meine Schwester und ich.

Der Gegensatz Freud-Reich war nicht der faire Gegensatz „des Einzigen (SF) gegen den Einzigen (WR)“ (Der Einzige, S. 229), sondern der Gesellschaft, vertreten durch den von fixen Ideen besessenen Freud, gegen den Einzigen Reich – also extrem unfair. Genauso unfair und „moralisch“ verwerflich, wie der Gegensatz zwischen Gesellschaft (vertreten durch die psychoanalytisch geschulten Eltern) und Kind, dessen angeborenes eigensinniges „Verbrechertum“ ausgetrieben werden soll, damit es sich für das vermeintlich Höhere opfere.

Max Stirner, Soter (Teil 4)

18. April 2025

„Unsere Atheisten sind fromme Leute“ (Der Einzige, S. 203). „[S]elbst diejenigen Sittlichen, welche den persönlichen Gott leugnen, behalten ja am Guten, am Wahren, an der Tugend ihren Gott und ihre Göttin“ (Parerga, S. 131f). Die Aufklärung ist an ihrer jämmerlichen Inkonsequenz gescheitert. Auf die knappste Formel gebracht: man hat Gott beseitigt, aber die Menschen desto mehr mit jenen „Prädikaten“ belastet, die vorher Gott zugeschrieben wurden. Deshalb konstatiert Stirner sogar eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung: habe man zuvor die Massen zur Religion abgerichtet, sollen sie sich nun infolge der vermeintlichen Aufklärung sogar mit „allem Menschlichen“ befassen. Auf diese Weise werde die „Dressur“ der Menschen immer allgemeiner und umfassender (Der Einzige, S. 365). Freudismus! Marxismus!

Stirners zwei große kontemporäre Gegenspieler Feuerbach und Marx waren auch die Gegenspieler Reichs. Freuds „Atheismus“ war nämlich derjenige Feuerbachs: sei ein Mensch, „die Kultur geht vor“, d.h. die Religion ist zwar eine Illusion, aber um so mehr hat die Sittlichkeit die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens zu sein (Der Einzige, S. 52).

Dieses normative Zurechtstutzen des Einzelnen ist der Kern des „Atheismus“ von Feuerbach, der jeweils Marx und Freud entscheidend beeinflußt hat. Ein „Atheismus“, bei dem, um nochmals mit Freud zu reden, die Kultur stets vorgeht. Um sie zu retten haben Marx und Freud die kulturfernsten Bereiche unserer materiellen Existenz und sogar unsere „polymorph-perversen Triebe“ ins Feld geführt, damit ja nicht an den sittlichen Grundlagen gerührt wird: wir sollen auf das materialistische „Es“ schauen, es bemeistern lernen – und das idealistische „Über-Ich“ unbeachtet lassen. Entsprechend wirft Marx Stirner vor, daß dieser obskurantistischerweise „wirklich an die Herrschaft des abstrakten Gedanken, der Ideologie in der heutigen Welt (glaubt), er glaubt, in seinem Kampfe gegen die ‚Prädikate‘, die Begriffe, nicht mehr eine Illusion, sondern die wirklichen Herrschermächte der Welt anzugreifen“. Stirner vernachlässige, schreibt Marx, die wirklichen, materialistischen Lebensgrundlagen (nämlich die Notwendigkeit zu produzieren) und verkleistere dergestalt die sich daraus ergebenden Herrschaftsverhältnisse (Marx: Die deutsche Ideologie, In: FRÜHE SCHRIFTEN, Zweiter Band, Darmstadt 1971, S. 276).

Das ist die gleiche Litanei, die alle „materialistischen“ Linken bis zum heutigen Tage gegen Reich angestimmt haben. Ganz ähnlich sieht es bei den Freudisten aus, die Reich eine Verkennung der komplizierten Triebstruktur des Menschen vorhalten. (Freud sogar ausdrücklich gegenüber ausgerechnet – Lou Salome!) Aber man darf sich nicht durch die ausgewogen „realistische“, schmutzig „materialistische“ Hülle täuschen lassen: es geht Marx, Freud und ihren Anhängern darum, daß die „Prädikate Gottes“ (Feuerbach) unberührt bleiben. Es geht diesen vermeintlichen „Aufklärern“ darum, daß eben „die wirklichen Herrschermächte der Welt“ unangetastet bleiben. Es geht ihnen um die Sittlichkeit.

Damit führen sie auf geniale (nämlich bis heute undurchschaute) Weise einen „Klassenkampf von oben“ fort, wie ihn vor ihnen die Priester, Pfaffen und Philosophen gefochten haben. Jedenfalls spricht Stirner von einem „Klassenkonflikt“ zwischen den „Gebildeten“ und den „Ungebildeten“ (vgl. Parerga, S. 77-79). Die einen stellen irgendwelche geistigen Prinzipien auf, für die sie unterwürfigen Respekt einfordern. (Man denke an die Marxisten und Freudisten!) Die anderen, stehen diesen verqueren Gedanken zunächst gleichgültig gegenüber, können sich aber nicht gegen sie erwehren. „Hierarchie ist Gedankenherrschaft, Herrschaft des Geistes!“ Wir werden von jenen unterdrückt, die sich auf heilige Gedanken stützen. Dieser Konflikt setzt sich bis ins Innenleben fort, „denn kein Gebildeter ist so gebildet, daß er nicht auch an den Dingen Freude fände, mithin ungebildet wäre, und kein Ungebildeter ist ganz ohne Gedanken“ (Der Einzige, S. 79f).

Es ist die Hierarchie von „menschlichem“ (idealem) Leben und „bürgerlichem“ (egoistischen) Leben. Ganz oben steht die heilige Nation und der Staat, darunter das profane bürgerliche Leben (Der Einzige, S. 107f). Das wiederholt sich dann Stufenweise von den gebildeten Bürgern und dem ungebildeten „Pöbel“ bis hinab zum Familienleben. Über die Dressur der Kinder in der Familie setzt es sich im Inneren der Menschen fort: das Gewissen, d.h. sich des „Heiligen“ gewahr sein und entsprechend die „Naturtriebe“ auszuspionieren („innere Polizei“ gegen „innerer Pöbel“) (Der Einzige, S. 97).

Als die „Dressur“ noch nicht so weit fortgeschritten war, waren die sittlichen Instanzen noch Personen (die Eltern, der „Landesvater“, etc.) und entsprechende Wahngebilde (etwa „Gott“), denen man persönlich Loyalität schuldete, doch im Unterschied zum Konservativen läßt sich der fortschrittliche Liberale nichts mehr befehlen – er gehorcht nur noch unpersönlichen Gesetzen (Der Einzige, S. 118f). Dieser „Fortschritt“ beruht auf seiner strukturellen Rebellion gegen persönliche Autorität – um sich desto vorbehaltloser einem „unpersönlichen Herrscher“ zu unterwerfen (Der Einzige, S. 119).

Genauso steht es mit der Frage nach persönlichem Besitz: der Sozialist will nicht bloß die rechtlichen, sondern auch die materiellen Unterschiede aufheben, was nichts anderes bedeutet, als daß nicht nur niemand „selbstherrlich“ befehlen soll, sondern auch keiner etwas haben soll, an dem er seine Eigenheit festmachen könnte, vielmehr sollen alle am unpersönlichen Allgemeineigentum teilhaben. Auf diese Weise wird aus der Gesellschaft selbst ein „höchstes Wesen“, dem wir alles schuldig sind (Der Einzige, S. 135). Letztendlich geht es darum, wirklich alle persönlichen Eigenschaften, alle Traditionen von sich zu streifen und nichts als ein Mensch zu sein (Der Einzige, S. 141). So verschwindet schließlich der egoistische und unverwechselbare „Eigene“ vollständig und geht im Menschen auf (Der Einzige, S. 150f). Letztendlich erweist sich die liberale Flucht vor Autorität, Besitz und Tradition (also die Flucht vor dem Vater) als Flucht vor sich selbst – und als vervollkommnete Unterwerfung. „[W]er sich selbst ganz besitzt, wer in das Heiligtum seines eigenen Wesens eingedrungen ist, wer bei sich ist, der ist beim Vater“ (Parerga, S. 42).

Der aus dieser Rebellion entstammende „Atheismus“ tut kaum mehr als den „Gott des Einzelnen“ durch den „Gott Aller“ zu ersetzen (Der Einzige, S. 158). Wird nämlich der Eigenwille eingeschränkt, sucht er Zuflucht im Eigentum, wird dieses weggenommen, sichert es sich in der Eigenheit die Fortdauer. Deshalb muß schließlich auch jede individuelle Meinung aufgehoben werden, denn mit meiner unvernünftigen Meinung, meinem unvernünftigen „Glauben“, bleibt auch mein Gott bestehen. Er muß ersetzt werden durch einen „allgemeinen menschlichen Glauben“, einen „Vernunftglauben“ (Der Einzige, S. 141). Religion wird zum Kultus der Gesellschaft. „Somit hat man allein dann Aussicht, die Religion bis auf den Grund zu tilgen, wenn man die Gesellschaft und alles, was aus diesem Prinzipe fließt, antiquiert“ (Der Einzige, S. 347). Das macht den „Atheismus“ der Kommunisten und Psychoanalytiker („die Kultur [= die Gesellschaft] geht vor“] zu einer Absurdität. In jedem Teil hier Laskas Stirner-Buch!

Zum Gedenken an Bernd A. Laska, 4. August 1943 – 8. April 2025 (Teil 3)

16. April 2025

Ich habe mich anfangs gesperrt, einen derartigen „persönlichen“ Nachruf zu schreiben, weil sich über vier Jahrzehnte erstreckende Beziehung zwischen Laska und mir nie eng war. Dazu waren wir einfach zu unterschiedlich. Der Katholik Laska war über Karlheinz Deschners Religionskritik und die Anfänge der linken Studentenbewegung Mitte der 1960er Jahre als einer der ersten Nachkriegsdeutschen überhaupt auf Reich gestoßen. Ich war denkbar areligiös und „akulturell“ aufgewachsen und gerade deshalb hatten mich Religion und Kultur (Bildende Kunst und Musik) von früh an in ihren Bann gezogen – Dinge, die Laska, zunächst Bauzeichner und dann Ingenieur (Baustatiker), zeitlebens wirklich vollkommen kalt ließen. Nachdem meine kindlich-jugendlichen „Studien“ im „religiös-kulturellen“ Bereich und auch im naturwissenschaftlichen (ich laß eifrig das „X-Magazin“, „Bild der Wissenschaft“, die Bücher von beispielsweise Hoimar von Ditfurth etc.) nur meine wachsende Verachtung für all dieses Zeugs nährten, stieß ich schließlich auf Reich („Bingo!“) und wollte fortan nichts anderes sein als ein orthodoxer Anhänger der Orgonomie. Für mich war und ist sie die endgültige Wahrheit.

Mein Problem war damals, daß ich als Arbeiterkind (Laska war auch eins!) niemanden kannte, der auch nur im allerentferntesten meine wirklich extrem absonderlichen, da hochgestochenen Interessen teilte, und ich auf die paar Mitte der 1970er Jahre erhältlichen Reich-Bücher und irgendein „Reichianisches“ Zeugs a la Alexander Lowen reduziert war. In einem dieser Bücher stieß ich schließlich auf eine Annonce für Laskas Zeitschrift „Wilhelm Reich Blätter“, fand über diesen Umweg schnell Kontakt zu Jerome Eden, bestellte das „Journal of Orgonomy“ etc. Laska hatte eine ganze Welt für mich geöffnet, die Orgonomie war noch lebendig, wovon ich vorher keinerlei Ahnung hatte. Aber schon bald begann mein Konflikt mit Laska: ich verdammte ihn ob des Einflusses der amerikanischen Orgonomen auf mich sehr bald als „Reichianer“. Er war dabei, zu einem „Feind“ zu werden. Daß er es wagte, Artikel von Alexander Lowen zu veröffentlichen und gewisse andere Leute auch nur zu Wort kommen zu lassen! Ich erlebte über seine Zeitschrift sozusagen „live“ mit, wie er sich immer mehr Max Stirner zuneigte, was für mich der Anlaß war, Stirner auseinanderzunehmen. Einfach nur, weil Laska sich auf ihn berief! Das baldige, wirklich klägliche Scheitern meines Unterfangens Stirner zu „dekonstruieren“ und meine Einsicht, daß Laska in dieser Beziehung vollkommen recht behalten hatte, waren eine nachhaltige Lektion.

1982 stellte er wegen solcher hoffnungslosen Figuren wie mir seine Zeitschrift ein und begann zu erforschen, was die Essenz seiner beiden Helden Reich und Stirner sei. Schon bald kam LaMettrie hinzu und Laskas „LSR-Projekt“ nahm langsam Gestalt an. Ich war einer der erstaunlich wenigen alten Leser, die ihm auf diesem Weg treu blieben und seine Bücher von und über LaMettrie kauften, sowie das eine Buch mit Stirners Parerga. Er bewegte sich aber sozusagen am Rande meiner eklektischen Interessen (Orgonbiophysik, UFOs, Roter Faschismus, Saharasia, Orgonometrie, Hans Hass, christliche Theologie, Nietzsche, etc.), die kaum bis keinerlei Überschneidungspunkte mit ihm hatten. Unser persönliches Verhältnis blieb stets unterkühlt, obwohl wir uns einige Male trafen, wobei ich aber jeweils sozusagen nur „Anhängsel“ anderer war. Seine Website ließ meine alte Begeisterung für seine geistige Klarheit und nicht zu übertreffende „akademische“ Integrität immer wieder von neuem aufflammen bis hin zu regelmäßigen begeisterten „Bekenntnissen“ zu seinem LSR-Projekt. Er war sichtlich konsterniert, derartig enthusiastische Treueschwüre ausgerechnet von meiner Seite zu hören.

Im Vergleich zu ihm, habe ich mich immer als hemmungslosen „Dampfplauderer“ empfunden und es stets bedauert, daß er nicht „mehr Worte gemacht hat“. Welch ein Privileg ihn gekannt zu haben. Er war mein distanzierter Erzieher, ich sein letztendlich doch loyaler Schüler. Danke, Herr Laska!

Leserbrief in PSYCHOLOGIE HEUTE, 1980

26. März 2025

Leserbrief in PSYCHOLOGIE HEUTE, 1980

Sex und Kultur

15. März 2025

Marx:

Volker Elis Pilgrim hat in seinem Buch Adieu Marx (Rowohlt 1990, S. 156ff) gezeigt, daß Marx, wie später Lenin, Trotzki und Stalin, den sattsam bekannten Bonzen des Realsozialismus glich: „Karl spielt (…) nicht nur Moral, er hat sie im Blut!“ Jede kleinste Abweichung von der Sittlichkeit bringt diesen verbiesterten ständig geifernder Spießer in Rage. Ein „Mann“, der seine ältere „Schwester“ (das beschreibt wohl das Verhältnis) Jenny heiratet und dann, vor Entrüstung über die Unmoral der Welt „da draußen“ nur so triefend, bei der erst besten Gelegenheit seine beiden Hausangestellten schwängert und die eigenen Töchter fickt (von denen eine an Blasenkrebs verreckt ist und die beiden anderen Selbstmord begingen), sich aber nie an Frauen außerhalb der Familie herantraut.

Freud:

Bereits 1893 schrieb Freud an seinen damaligen Freund Wilhelm Fließ, daß bekanntermaßen „die Neurasthenie eine häufige Folge abnormen Sexuallebens“ sei, d.h. von Masturbation und Coitus interruptus. Er stellte dagegen die Behauptung auf, daß sie ausschließlich eine „sexuelle Neurose“ sei und kam zu dem Schluß, daß man Neurosen zwar nicht heilen könne, sie aber vollständig vermeidbar seien. „Die Aufgabe des Arztes verschiebt sich daher ganz in die Prophylaxis.“ Als Konsequenz forderte er ganz sexualökonomisch den „freien sexuellen Verkehr“ der Geschlechter unabhängig von der Eheinstitution und bessere Verhütungsmittel (Peter Gay: Freud, Fischer TB, S. 77). In seinen Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie sollte er 1905 schreiben, daß die neurotischen Symptome „die Sexualbetätigung der Kranken“ seien (ebd., S. 169). 1907 berichtete ein Teilnehmer der Freudschen „Mittwochsgesellschaft“, „wie er während einer Zeit sexueller Abstinenz an allen Arten von psychosomatischen Symptomen gelitten habe, die verschwunden seien, sobald er ein Verhältnis mit der Frau eines impotenten Freundes angeknüpft habe“ (ebd., S. 201f).

Man kann so beliebig fortfahren: es zeichnet sich in den ersten Jahren der Psychoanalyse Reichs Sexualökonomie ab.

Die Freudo-Marxisten:

Adorno, Fromm, Marcuse, etc. haben eine kulturalistische Vorstellung von dem, was Therapie oder ganz allgemein „Umgestaltung“ hervorbringen kann oder soll. Das impliziert, daß sie bei allem hohlen Freiheitspathos die Falle („Kultur = Über-Ich“) gar nicht verlassen wollen. Für sie gilt das gleiche, was für den resignierten Freud der alles bestimmende Leitspruch war: DIE KULTUR GEHT VOR!

Das bedeutet im Umkehrschluß nicht, daß Reich eine „biologistische“ Vorstellung hatte, denn offensichtlich ist der Mensch ohne Kultur undenkbar und niemand will „zurück zu den Affen“. Reich will schlicht, daß der Mensch Abstand nehmen und wählen kann. Konkretes Beispiel: Bewußtmachen der Atemsperre –> kein Mensch will mit dieser Sperre dahinvegetieren –> bei guter Therapie wird der Patient einen neuen Halt in der autonomen Atmung finden, ein besseres Körpergefühl entwickeln, erstmals wirklich fühlen –> er wird selbst „autonom“ und unabhängig und kann das von der Kultur annehmen, was ihm gemäß ist und dazu beitragen langsam eine neue Kultur zu errichten.

Man kann nicht sagen, daß das Ziel der Therapie nicht vom Patienten bestimmt wird – oder daß es vom Patienten bestimmt wird. Wenn ich mich nämlich von mir selbst distanziere, dann wähle nicht mehr ich das Ziel, – aber auch ein anderer wählt nicht das Ziel. Die Autonomie, die ich gewinne, bedeutet nicht, daß ich meinen „tierischen Impulsen“, meinen genetisch programmierten Instinkten blind folge, sondern meinen bioenergetischen Funktionen. Das ganze ist weder kulturalistisch (wobei die unverzichtbare Rolle der Kultur gar nicht geleugnet wird), noch biologistisch (wobei der Menschenaffe Homo sapiens selbstredend auch nicht geleugnet wird – es lebe die Verhaltensforschung!), sondern bioenergetisch. Letztendlich geht es um orgastische Potenz.

Bei aller Theorie geht es letztendlich um etwas sehr Praktisches und Handgreifliches: um Charakteranalyse, d.h. das Innehalten, etwa wenn man gefragt wird, warum man grinst oder die Schultern hochgezogen hat, etc. Man wacht auf aus einem Automatismus und gewinnt Handlungsoptionen zurück.