Posts Tagged ‘Atmosphäre’

Ironistische Verfehlung und implantierende Situation

10. Mai 2025

Das folgende ist vor dem Hintergrund des gestrigen Blogeintrags zu lesen:

Die „ironistische Verfehlung“, von der der Philosoph Hermann Schmitz spricht, beinhaltet schlicht, daß das Subjekt nicht zur Welt gehört und mit dieser nach Belieben seinen Spott treiben kann. Nichts muß man ernst nehmen, von nichts berührt werden, weil alles nur ein Spiel sei. Ein passendes Beispiel ist der psychopathische Massenmörder Hannibal Lector, der seine höhnische Distanz bei Vivisektionen von Menschen zeigt. „Frischer geht Leber nicht. Lecker!“

Hermann Schmitz ist auf diese alles menschliche Leben zerstörende Geisteshaltung vor allem in seinem Buch über Adolf Hitler in der Geschichte (Bonn 1999) eingegangen. Einer der ersten Übeltäter, neben Plotin und dessen selbstbezogenem Streben nach Glückseligkeit, sei Augustinus gewesen. Augustinus, der das Ende der Antike und den Anfang des Mittelalters markiert. Er war der Erste, der „Ich“ gesagt, eine Autobiographie geschrieben hat. Schmitz schreibt über ihn etwas, was uns Augustinus, Kirchenvater der Westkirche und damit des Westens schlechthin, sofort als ersten modernen Menschen erweist:

Jeder Mensch – das ist der Kern der Anthropologie Augustins – will vor allem glücklich sein und alles andere nur deshalb. Das letzte Ziel alles menschlichen Strebens ist das Glück. Die richtige Ordnung der Bestrebungen ist daher durch den Weg zum Glück vorgegeben. Glück ist Privatsache: Durch das Glück eines Anderen wird kein Mensch glücklich. Dieses streng auf den Einzelnen zugeschnittene Glück wird dem Seligen im ewigen Leben bei Gott zuteil. (Schmitz, S. 142)

Und weiter auf den eigentlichen Punkt kommend: „Wenn wirklich die Sehnsucht nach Glück das höchste Streben des Menschen und Genuß bei und an Gott dessen einzige Erfüllung ist, dann wird Gott nicht um seiner selbst willen geliebt, sondern als Mittel zur Erlangung des Glücks, das nur bei ihm zu finden ist“ (Schmitz, S. 144). Wenn sogar Gott ein bloßes Mittel zum Zweck ist, wie jede beliebige Prostituierte, ist ein „ironistisches“ Verhältnis zur Welt konstituiert.

Im Mittelalter selbst findet sich Meister Eckhart mit einer einzigen eher zufälligen und folgenlosen Äußerung, die zumindest ansatzweise in die gleiche Kerbe schlägt. Eckhart:

Mir kam einmal der Gedanke, es ist noch nicht lange her: Daß ich ein Mensch bin, das hat auch ein anderer Mensch mit mir gemein; daß ich sehe und höre und esse, das tut auch das Vieh; aber was ich bin, das gehört keinem Menschen sonst zu als mir allein, keinem Menschen noch Engel noch Gott, außer soweit ich eins mit ihm bin; es ist eine Lauterkeit und eine Einheit. (z.n. Schmitz, S. 169).

Seit Fichte, also mit dem Beginn der romantischen Bewegung, sei, so Schmitz, dieses Bewußtsein „massenwirksam“ wach geworden. Um 1800 beginnt sozusagen der echte Atheismus. Vorher betrachteten sich die Menschen noch als Objekte (Gottes) – selbst wenn sie sich als „Atheisten“ sahen, danach kam es sozusagen zu einem perspektivischen Wechsel. Dieses Erwachen zum „Ich“, dieser echte Atheismus, bei dem dem dergestalt „ironischen“ Subjekt alles distanzierte Travestie ist, hätte die endgültige Befreiung bringen können – hat aber stattdessen den endgültigen Untergang heraufbeschworen. Wir erinnern uns an Hannibal Lector: er hat wie kein anderer die Verlogenheit und Kontraproduktivität von Moral und Ethik, kurz dem „Über-Ich“ durchschaut, aber… – Nach Schmitz liegt die Tragik darin, daß sich der Mensch endlich findet – und im gleichen Augenblick endgültig verliert, da er sich als von allem separiertes Subjekt nicht mehr in der Welt der objektiven Tatsachen einreihen kann und so alles verspielt, nicht zuletzt sich selbst: „Weltverlust“ und „Selbstverlust“ sind ein und dasselbe.

Der Mensch hatte sich stets analog zu den Dingen betrachtet. Selbst für Descartes war das Ich von „Ich denke also bin ich!“ letztendlich, ob ausgedehnt oder nicht, auch nur ein „denkendes Ding“. Selbst Kant ist nicht darüber hinweggekommen und gehört noch ins überkommene Denken. Erst Fichte hat erkannt, daß „Ich“ kein Ding ist, sondern wirklich ein Subjekt. Aber was haben Fichte und seine Nachfolger, Schmitz zufolge insbesondere auch Stirner, aus der Einsicht gemacht, daß „ich“ kein Ding in der Welt bin? Sie haben das Ich von der Welt separiert, als sei es ein – Un-Ding, statt überhaupt Objektivität und Subjektivität, damit die ironische Distanz zu überwinden. Überwinden im Sinne einer „Atmosphäre“, bei der das Subjekt und die objektive Welt in eins fließen. Gefühle kommen dann nicht mehr von innen, sondern von außen, d.h. übermannen uns. Beispielsweise kann ich einen Sonnenuntergang auf einem Feld nur erleben, wenn ich integraler Bestandteil dieses einheitlichen „Situation“ werde. Wenn ich ihn distanziert, „ironisch“ betrachte, erlebe ich keinen Sonnenuntergang im eigentlichen Sinne. Die Welt wird leer und deshalb verschwinde auch ich. Nihilismus im eigentlichen Sinne!

Wie angedeutet reiht Schmitz auch Stirner in diese „ironistische Verfehlung“ ein, von daher ja seine epische Korrespondenz mit Laska: der wichtigste Briefwechsel der Menschheitsgeschichte. Was Schmitz nicht sieht, ist, daß Stirner den „verdinglichenden“ Faktor dingfest gemacht hat, nämlich die Vergesellschaftung des Menschen, seine „Verdinglichung“, seine Abtrennung von sich selbst und von den anderen Selbsten durch das, was Laska in Anlehnung an Freud „Über-Ich“ nennen sollte. Es geht schlichtweg um den Panzer, der den bioenergetischen Kern von der Umwelt und damit von sich selbst trennt. Das organismische und das kosmische Orgon sind ein und dasselbe, solange sie nicht durch den Panzer getrennt werden.

Mit der Rede von der „Atmosphäre“ vertritt Schmitz diese Einsicht – und umgeht sie gleichzeitig. Schmitz will den entfremdeten Menschen wieder in der Welt heimisch machen. Die „Atmosphäre“ ist ein Faktor, der sowohl die eigene Subjektivität und die Objektivität der Außenwelt in einer allumfassenden – ja, „Atmosphäre“ aufnimmt. Daß dieser „Neo-Animismus“, bei aller grundsätzlichen Berechtigung (siehe Reichs Äther, Gott und Teufel), die wahren Ursachen der Entfremdung nur verkleistert und sogar heiligt, war Schmitz nicht zugänglich zu machen. Was ist etwa mit der autoritären (heute „antiautoritären“) „Familienatmosphäre“ bzw. dem, was Schmitz wie blind hinsichtlich der eigentlichen Problematik ausgerechnet „implantierende Situation“ nennt?!

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Orgonenergie” und folgende

31. Dezember 2024

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Orgonenergie“ und folgende

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Ölvorkommen” und folgende

22. Dezember 2024

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Ölvorkommen“ und folgende

Das Velikovsky-Szenario des DOR-Notstandes (Teil 2)

17. Dezember 2024

Neuere Forschungen haben ergeben, daß der heiße Wüstenplanet Venus einst sehr große Wasservorräte besaß und zwar in einem solchen Ausmaß, daß es Ozeane gegeben haben könnte. Man vermutet auch, daß die Venus einst Umweltbedingungen aufwies, die den gegenwärtig auf der Erde herrschenden glichen und daß es entsprechende Lebensformen gab. Offenbar wird die Venus nicht ohne Grund der Fruchtbarkeitsgöttin zugeordnet. Diesem Bewußtsein entsprach einst eine Realität. Auf der Venus gab es Leben und es ist nicht ausgeschlossen, daß dieses weiterentwickelter und rezenter war, als man bisher annimmt; der extreme Wasserverlust, der hohe Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre und das Verschwinden des Sauerstoffs – all dies spricht für eine DOR-Katastrophe von gigantischen Ausmaßen auf der Venus. DOR verringert die Fähigkeit des Bodens Wasser an sich zu binden, DOR absorbiert Wasser und Sauerstoff und DOR erhöht die Zerstörungskraft der Sonneneinstrahlung, Stichwort „Treibhauseffekt“.

Für die Hitze auf dem Planeten und das Verdampfen der Ozeane wurde auch eine mögliche 30prozentige Steigerung der Sonneneinstrahlung verantwortlich gemacht. Velikovsky war der Meinung, die Venus wäre ein noch sehr junger Planet, der, nachdem er vom sonnenartigen Planeten Jupiter ausgestoßen worden war, noch nicht genug abgekühlt sei. Diese These Velikovskys wird aber von den neueren Daten kaum bestätigt. Das wirkliche Szenario wird vielleicht wie folgt ausgesehen haben:

Die Venus war ein erdähnlicher Planet (die Venussonden fanden eine Oberfläche vor, die erstaunliche Ähnlichkeit mit den Formationen vieler Erdlandschaften aufweist), dessen Orgonenergie-Hülle vollständig in DOR umgewandelt wurde. Daraufhin stieg der Luftdruck in einer krampfhaften atmosphärischen Kontraktion auf das 100fache des Erdwertes, die Temperatur stieg auf 400 Grad. Die Venus verlor ihr Magnetfeld und verließ ihre ursprüngliche Umlaufbahn, die vielleicht da lag, wo heute der Mars ist. Sie wurde zu einem Kometen, um schließlich auf der heutigen Umlaufbahn in größerer Sonnennähe zu landen („30prozentiger Anstieg der Sonneneinstrahlung“). Die Venus wurde zum einzigen Planeten mit einer retrograden Rotation, d.h. sie hat eine dem vom Orgonenergie-Feld des Sonnensystems vorgegebenen Umlaufsinn entgegenlaufende Eigenrotation. Dies mag auch der Grund dafür sein, daß die Rotation der Venus im Vergleich mit den anderen Planeten extrem langsam ist. Erde und Mars drehen sich einmal in ca. 24 Stunden um die eigene Achse, die Venus braucht dafür 243 Tage!

Aber zurück zum Leben auf der Venus: Der Astronom Fred Hoyle hat die These aufgestellt, daß das niedere Leben innerhalb von Kometen entsteht und von den Kometenschweifen ausgestoßen wird, um dann in Wolken durch das Weltall zu driften, bis es auf der Erde niederregnet, wodurch z.B. die periodisch alle 11 Jahre weltweit auftretenden Grippeepidemien zu erklären seien. Da zu diesen Zeiten die Sonnenaktivität immer besonders hoch sei, würden vom Sonnenwind Grippeviren aus der oberen in die untere Atmosphäre gedrückt werden. Velikovsky zufolge war auch die Venus einst ein Komet mit einem Kometenschweif. Als nun dieser Kometenschweif die Erdatmosphäre durchdrang, sind, so Velikovsky, um 1500 v.Chr. sogar Insekten und anderes Getier auf die Erde gelangt.

Die Venus wurde von den Kanaanitern u.a. mit Baal-Zevuv („Beelzebub“), dem „Herrn der Fliegen“ gleichgesetzt. Ein iranischer Text spricht davon, daß dieser böse Geist (Ahriman) „schädliches Getier“ über die Erde ausstreute, „stechend und giftig, als da sind Schlangen, Skorpione, Frösche und Eidechsen“. Eine ähnliche Ungezieferplage beschreibt Ex 8-10 und Ps 78. Danach wurde die zweite, dritte, vierte und achte „ägyptische Plage“ durch Ungeziefer verursacht. Spätere Heimsuchungen durch Ungeziefer werden in Ex 23,29, Num 21,6f, Dtn 7,22 und 8,15 beschrieben. Velikovsky bringt weitere Beispiele aus aller Welt vor, wonach Ungezieferplagen mit der Venus in einem kausalen Zusammenhang standen. Einerseits führt Velikovsky dies auf die Hitze zurück, die durch die Begegnung von Erde und Venus hervorgerufen wurde und die zur übermäßigen Vermehrung von Ungeziefer führte. Er stellt aber auch die Frage, „ob etwa der Komet Venus die Erde mit Ungeziefer verseuchte, das er in der nachgeschleppten Atmosphäre zusammen mit Steinen und Gasen in Form von Larven mit sich führte“ (siehe Welten im Zusammenstoß, Frankfurt 1978, S. 166-169).

Velikovsky hat wie schon erwähnt die These aufgestellt, die Venus sei in geschichtlicher Zeit aus dem Jupiter hervorgegangen („Aphrodite entspringt dem Haupte des Zeus“). Es ist aber kaum wahrscheinlich, daß sich ein so hochentwickeltes Lebewesen wie die Fliege auf dem sonnenartigen, gasförmigen Jupiter sich hätte entwickeln, geschweige denn von Jupiter auf einen dort neu entstehenden Planeten gelangen können. Vielmehr verweist Velikovskys eigene Beschreibung des „Fliegenplaneten“ (auch Erdöl soll von der Venus auf die Erde gelangt sein) darauf, daß Venus einst ein erdähnlicher Planet mit einer langen Entwicklungsgeschichte war, dessen Fauna durch die zunehmende DORifizierung sich schließlich auf Gliederfüßler beschränkte, die sich explosionsartig vermehrt hatten. Dieser Umbruch vom pulsierenden zum gepanzerten Leben spiegelt sich ja auch in der Mythologie wider, wo die Venus einerseits für die liebreizende Fruchtbarkeitsgöttin steht („OR“), andererseits für den ekelhaften Herrn der Fliegen („DOR“). Durch das überhandnehmende DOR wurde die Venus schließlich aus ihrer Bahn gerissen und auf eine der Sonne näheren Umlaufbahn geschleudert: Luzifer fährt vom Himmel in die Hölle. Heute, 3500 Jahre nachdem sich die Venus an der Erde vorbeibewegte und mit ihrem Ungeziefer verseuchte, ist auf der Venus alles Leben bei 400 Grad in der Hölle verbrannt.

Im 8. Jahrhundert v. Chr. kam es auf der Erde zu einer weiteren, wenn auch kleineren Katastrophe, als der Mars von seiner ursprünglichen (jetzt von der Venus eingenommen Bahn) auf seine gegenwärtige Umlaufbahn überwechselte. Hierbei ereigneten sich Beinahezusammenstöße mit der Venus und der Erde. Velikovsky:

Die Begegnungen zwischen dem Mars und den anderen größeren und massigeren Planeten lassen es höchst unwahrscheinlich erscheinen, daß irgendwelche Formen höheren Lebens auf dem Mars davongekommen wären. Er ist vielmehr ein toter Planet; jedes höhere Lebewesen gleichgültig welcher Art, dürfte bei einem solchen Ereignis seine letzte Stunde erlebt haben. Auch von irgendwelchen Bauwerken dürfte nichts übriggeblieben sein. (Welten im Zusammenstoß, S. 321)

Wie die Venus scheint auch der Mars nicht immer so lebensfeindlich gewesen zu sein wie heute. Die ausgetrockneten Flußbetten, die man durch die Marssonden entdeckt hat, haben gewisse Ähnlichkeit mit Flußläufen in sehr trockenen Wüstengebieten der Erde. Wissenschaftler glauben, daß es einst vielleicht sogar Meere auf dem Mars gegeben hat. Das Leben sei dann allerdings einer globalen Klimakatastrophe zum Opfer gefallen. Wasser gibt es auf dem Mars genauso wie auf der Venus nur noch in Restbeständen. Ansonsten ist der Mars das genaue Gegenbild der Venus: der Luftdruck ist 100 mal geringer als auf der Erde; je nach Jahreszeit herrschen Temperaturen zwischen -30°C und -140°C. Aber genauso wie bei der Venus ist das Magnetfeld des Mars kaum stärker als das des interplantaren Raumes.

Hat es auch auf dem Mars einen DOR-Notstand („Klimakatastrophe“) wie auf der Venus gegeben? Die NASA plant jedenfalls so etwas wie einen „OROP“, eine Orgonenergie-Operation zur Beseitigung von DOR. Es wird ernsthaft die „Terra-Formung“ des roten Planeten in Erwägung gezogen, d.h. die Umformung in einen erdähnlichen Planeten mit ausreichend Luftdruck, Temperatur, Wasser und Sauerstoff, um den Mars dann besiedeln zu können. Praktisch will man also das Zerstörungswerk der außerirdischen DOR-Wesen rückgängig machen.

James Reichs WILHELM REICH VERSUS THE FLYING SAUCERS (Teil 3)

4. Oktober 2024

Der ganze Ansatz des Buches wird durch folgenden Absatz verkörpert:

Die emotionale Wüste rekapitulierte die Emotionelle Pest. Die „innere“ und die „äußere“ Wüste waren ein und dasselbe. „Der Mensch selbst ist es, der die Bekämpfung der Wüste von alters her verhindert hat und noch heute verhindert“ [OROP Wüste, S. 13]. Einerseits erinnert Reichs orgonomische Theorie an die Fruchtbarkeitsmythen, die die Mythen- und Ritualschule der Mythographen und Dichter beschäftigten, nicht zuletzt Sir James G. Frazers The Golden Bough (1890), Jessie L. Westons From Ritual to Romance (1920), und die alten Fruchtbarkeitsriten und die Gralslegende, die in T.S. Eliots The Waste Land (1921) einfließen – eine Wissenschaft und Literatur, die die sexuelle Vitalität des Herrschers mit der Vitalität des Landes in Einklang bringt. Der Souverän, der durch einen schmerzhaften Schlaganfall in die Ohnmacht gestürzt wird, leidet, wie Reich es ausdrückt, an der „Immobilisierung biologischer Energie“ [OROP Wüste, S. 14]. Das Radikale daran ist, daß Reich die Panzerung, die DOR im Körper hält, vom Souverän als Galionsfigur auf die Masse der Menschheit verlagert und die individuelle Ikone durch das Gemeinwesen ersetzt, indem er The Golden Bough mit Thomas Hobbes‘ Leviathan (1651) verschmilzt. Reichs Denken von 1952 bietet ein starkes Bild: die Massen-Rekapitulation des Fruchtbarkeitsmythos als ökologische Vorhersage. Die Emotionelle Pest, die die Menschheit heimsucht, befällt die Orgonhülle der Erde; ersetze die Worte „Orgonhülle“ durch Klima oder Atmosphäre, und Reichs Ansicht ist alltäglich geworden, wo ich dies fünfzig Jahre später schreibe, nach dem Aufkommen von Umweltbewegung und Ökopsychologie. (S. 106)

Zwei Seiten weiter suggeriert der Orgonakkumulator „gebärmutterartige Inkubation“, während der Cloudbuster eine „phallische Projektion“ sei. Das ist schlichtweg Schwachsinn, Freudianischer und Jungianischer Schwachsinn; Mißbrauch von Assoziationen, die vielleicht innerhalb einer (schlechten) Psychotherapie sinnvoll sind, aber außerhalb derselben den Diskurs vergiften. Es ist exakt das „Denken“, das Reich bereits bei seinen allerersten Kontakten mit der Psychoanalyse in den sexologischen Seminaren an der Universität Wien abgestoßen hat. Es ist schlichtweg Pornographie und sollte nicht toleriert werden. Zusammen mit pseudo-Marxistischem Quark bestimmt dieser Dreck seit Jahrzehnten das Feuilleton der westlichen Welt. Man spürt beim Lesen geradezu, wie dieses widerliche Zeugs eine Hirnzelle nach der anderen aus schierer Verzweiflung in den Selbstmord treibt… Sowas in einer an sich durchaus wertvollen Analyse des Reich‘schen Werks lesen zu müssen, ist einfach nur traurig. Und: die Universitäten, in deren Seminaren sowas gelehrt wird, haben die Verachtung des arbeitenden Volkes verdient, das diesen DRECK finanzieren muß.

Mildred Brady hatte behauptet, Reich hätte behauptet, der Orgonenergie-Akkumulator würde „orgastische Potenz“ hervorrufen, indem die Leute mit Orgon aufgeladen werden. 77 Jahre später behauptet nun James Reich, daß durch das Abziehen von Orgon durch Ea die orgastische Potenz ihrer Opfer beseitigt wird (S. 121). Tiefer geht es einfach nicht!

Der untergründige Haß und die Verachtung des Autors für Reich wird auch deutlich, wenn er, drei Seiten weiter, Jerome Greenfield dahin zitiert, daß Contact with Space zwar etwas chaotisch geschrieben sei, doch, so Greenfield, „hieße (dies) freilich zu ignorieren, daß andere Personen zugegen waren und diese ‚Kämpfe‘ [mit UFOs] bezeugen konnten“ (Greenfield: USA gegen Wilhelm Reich, S. 205). Dazu James Reichs Kommentar: „Ich vermute, daß Greenfield etwas übersehen hat, was die Formen der Ambivalenz bei den anderen Zeugen und ihre familiären und beruflichen Beziehungen zu Reich betrifft” (S. 124). So einen Dummquatsch muß sich ein Elsworth F. Baker, den Greenfield im Anschluß als Augenzeuge zitiert (was James Reich ignoriert), und eine Eva Reich, deren Zeugnis ich unten präsentiere, bieten lassen!

Der Autor geht sogar einen Schritt weiter mit seiner Impertinenz und richtet Reichs Massenpsychologie des Faschismus gegen Reich selbst:

Reichs eigene Erklärung der Beziehung zwischen der Emotionellen Pest und der Autoritätsperson erklärt ein Stück weit, warum die Zusammenarbeit zwischen den anderen [UFO-] Zeugen und Reich so funktionierte, wie sie funktionierte. Ohne die aufwärtsgerichtete libidinöse Besetzung der Zeugen [d.h. deren Führerbindung!] hätte Reichs Programm nicht das sein können, was es war. (S. 125)

Dieses Thema setzt sich auf S. 128 fort, wo sich mit Robert A. McCulloughs (einer der Assistenten Reichs) Reise von Orgonon nach Tucson befaßt wird. McCullough beschreibt die Auswirkungen von DOR auf die Landschaft, seine Mitmenschen und nicht zuletzt auf sich selbst und seine Familie. James Reich dazu ganz im Stil Mildred Bradys:

Es mag sein, daß McCullough, erschöpft von der Fahrt mit seiner Familie, eine psychosomatische Hysterie erlebte, oder daß der Reichianische Erfahrungsrahmen McCullough für so etwas wie neurasthenische Symptome anfällig gemacht hatte, als er mit der Tristesse der Moderne außerhalb von Orgonon konfrontiert wurde. Man kann es nicht mit Sicherheit wissen, aber was man sagen kann, ist, daß die Orgonomie, die nun auf die natürliche Umwelt und auf einen kosmischen Orgonozean mit einem galaktischen Orgonstrom ausgedehnt wurde, zu einer totalisierenden Ontologie geworden war, in der alle Phänomene, vom Affekt einer Kellnerin bis zur Wolkenbildung, der Erosion von Gestein und den fliegenden Untertassen, die in den 1950er Jahren am Himmel und auf den Kinoleinwänden herumspukten, einbezogen und verstanden wurden. (S. 128)

Das Problem ist, daß der Literat James Reich überhaupt nicht weiß, wovon er da eigentlich schreibt. Seine Welt besteht aus Büchern, Büchern, Büchern und verfilmten Büchern – null Kontakt mit der Wirklichkeit der Natur und seiner Mitmenschen – aber unsereins Realitätsferne andichten! Der Typ weiß gar nicht, was ORANUR und DOR (die bezeichnenderweise im Buch gar nicht auseinandergehalten werden!) sind und wie sie sich anfühlen!

Noch eine persönliche Notiz von mir, Peter Nasselstein: Wie am Anfang dieser in Teile zerstückelten Buchbesprechung deutlich wurde, gebe ich mir bei meinen Reviews stets alle Mühe positiv und geradezu enthusiatisch an das jeweilige Werk heranzugehen („wir sind doch alle Reichianer!“), nur um immer und immer und immer wieder enttäuscht zu werden: siehe hier, hier und hier. Wer mich verarscht, dem polier ich die Fresse. Punkt!

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Generalpsychopath” und folgende

12. August 2024
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Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Generalpsychopath“ und folgende

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „DOR” und folgende

29. Mai 2024

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „DOR“ und folgende

Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 21)

2. Mai 2024

Hermann Schmitz hat LaMettrie, Stirner und Reich nicht mal im Ansatz wirklich begriffen– und auch von Laska wurden sie ihm nicht „Schmitz-adäquat“ nahegebracht.

Schmitz möchte sozusagen „den Raum“ bzw. „das Kontinuum“ retten. Den Raum ohne Grenzflächen, den Raum als eine Art Gefühlsereignis. In der westlichen Philosophie ist der Mensch sozusagen in die „gefühllose“ Leere geworfen, in der im weitesten Sinne „Atome“ driften, die irgendwie miteinander in Beziehung gesetzt werden und Gebilde mit Grenzflächen bilden, die man wieder als „Atome“ betrachten kann. Letztendlich ist alles leer und öde und beliebig – bedeutungslos. Das ist anders beispielsweise in der Ostkirche, wo Gott das gesamte Universum und die gesamte Menschenwelt mit seinen „unerschaffenen Energien“ durchwirkt, denen sich der Mensch öffnen muß, um ganz und gar im kosmischen Corpus Christi aufzugehen. Ganz ähnlich sieht es in der animistischen Urreligion aus, wie Reich sie in Äther, Gott und Teufel beschreibt. Die Umwelt ist belebt und das Innenleben des Menschen, seine Gefühle sind nicht nur im übertragenen Sinne „subjektive Atmosphären“ bzw. „gesellschaftliche Atmosphären“, sondern sind eins mit der objektiven Atmosphäre. Man denke etwa an das ORANUR-Experiment, wo die Umwelt von Emotionen beherrscht wird.

In ihrem Buch über LaMettrie versucht Ursula Pia Jauch Jenseits der Maschine darzulegen, wie LaMettrie, der „Maschinen-Mensch“ schlechthin, es unternommen hat, die Natur „wieder zu verzaubern“. Man kann Jauchs Ansatz kritisieren als fast schon bewußten Gegenentwurf zu Laskas LSR-Interpretation, aber: nichts stand LaMettrie ferner als der maschinelle Mensch, der Roboter. Ihm ging es ganz im Gegenteil darum, das Tier im Menschen zu rehabilitieren und durch Beseitigung der menschentypischen Schuldgefühle, also des „Über-Ich“, die Trennung von der Natur rückgängig zu machen und den Menschen dergestalt wieder in die besagten „Atmosphären“ einzutauchen. Schmitz tut hingegen von vornherein LaMettrie als unbedeutenden „Kasper“ ab. Meines Erachtens macht er daß, weil er das von LaMettrie bekämpfte „Über-Ich“ als übergreifende, wenn man so will, „gesellschaftliche Atmosphäre“ retten will und er entsprechend LaMettrie als, ja, asozialen Penner verachtet.

Ähnlich mit Stirner, der für Schmitz DIE Verkörperung der Entfremdung des Menschen ist, sozusagen der ultimative Kleinbürger, der sich mit nichts und niemand identifiziert und als Gollum eine vereinsamte Existenz des „Mein, mein, mein!“ fristet. Wo doch das Gegenteil der Fall ist: Stirner will durch Beseitigung des „Über-Ich“ die Kontaktlosigkeit und den Ersatzkontakt („das Heilige“) aufheben, auf daß der Mensch (ja, „der Mensch“) wieder frei durchatmen und die Welt in ihrer ganzen Fülle genießen, sozusagen in „den Atmosphären“ sich wieder expansiv entfalten kann.

Warum Laska das gegenüber Schmitz nicht erläutert, ihn so auf freies Feld lockt und dann in offener Schlacht mit einem beherzten Stich in die Brust endgültig erledigt, ist mir ein Rätsel. Laska hätte sagen können: „Durch die Beseitigung einer trennenden Schicht (also Beseitigung der Panzerung gleich des Über-Ich) heben L und S und R ‚Grenzflächen‘ auf und machen den Weg für jene Heilung der Welt frei, die die Neue Phänomenologie doch anstrebt. Warum dann Ihre so unbedingte Gegnerschaft zu S, Ihre affektgeladene Verachtung für L und ihr demonstratives Desinteresse an R? Weil die Neue Phänomenologie von grund auf eine Lüge ist!“

Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 10)

9. April 2024

Interessanterweise habe ich ähnliche Vorbehalte und Verständnisprobleme wie Hermann Schmitz was Laska betrifft. Wir beide verstehen nicht recht, was Laska mit „rationalem Über-Ich“ und dem „unbedingten Ernst“ meint, der auf dem „animalischen Lebenswillen“ beruhe. Außerdem haben wir Probleme mit Laskas Zukunfts- „Vision des ganz Neuen“ (S. 239).

Letztendlich geht es beim „rationalen Über-Ich“ und dem „unbedingten Ernst“ um Ethik. Die kann man aber m.E. nicht, wie Laska es tut, auf ein reifes Ich begründen, das seine eigenen Werte setzt und aufgrund seines „Lebenswillens“ (sic!) sich für seine Interessen einsetzt. Sie sind bzw. sie ist vielmehr unmittelbarer Ausdruck des natürlichen Lebensempfindens. Man denke an den spontanen Gerechtigkeitssinn und die Empathie von Kindern und ihren manchmal hereinbrechenden Ernst. Dieser „unbedingte Ernst“ hat nichts mit einem „Lebenswillen“ zu tun, was ohnehin ein vollkommen unpassender Begriff ist. Der „Wille zum Leben“ ist tautologischer Unsinn, wie schon Nietzsche vollkommen zu recht meinte! Aber ohnehin scheitert hier, beim „unbedingten Ernst“, jedweder Begriff. Es ist eine Atmosphäre, ein Gefühl, etwas was man, Reich zufolge, in Beethovens Musik und de Costers Thyl Uhlenspiegel erahnen kann.

Und genau hier beginnt auch mein Problem mit Schmitz, wenn er schreibt:

Menschen, wie ich sie sehe, sind nicht schöpferische Ursprünge, sondern Medien (…) Menschen sind wichtig als Medium der Darbietung von etwas, das an und mit ihnen geschieht, dem sie dienen oder sich widersetzen können, nicht dadurch, daß sie sich selber wichtig nehmen. (…) Diese Sicht halte ich der eingebildeten Souveränität entgegen, deren sich mächtig glaubt, wer das eigene (freie oder unfreie) Wollen für den Herrscher über seine Kräfte hält, wie ein absoluter Monarch über sein Land herrscht. Dieses Konzept der Autonomie schnürt das konstruktive Planen von der Ergriffenheit ab, auf die es angewiesen ist, wenn es nicht steril werden soll (…). (S. 227f)

Schmitz weiter:

Ich will nur sagen, daß ich den Menschen wesentlich als Gefäß der Resonanz für Schicksale und ergreifende Mächte verstehe, einer eigenständig weiterführenden Resonanz, in der sich denkwürdig Bedeutendes ereignet hat und weiter ereignen kann, während bloß flache Sterilität dabei herauskommt, wenn der Mensch hauptsächlich sich selbst in seiner (auch noch extensiv ausgelegten), vermeintlich angeborenen, Menschenwürde wichtig nimmt und kultiviert. (S. 231)

Es klingt zwar das ominöse „Lebensgefühl“ an, von dem ich oben sprach, gleichzeitig werden aber dem „irrationalen Über-Ich“, überhaupt dem Irrationalismus, Tür und Tor geöffnet. Das sieht man schon daran, daß Schmitz den „unbedingten Ernst“ in jedem Fall von einer „verbindlichen Norm“, der man folgt, abhängig macht.

Mit einem ähnlichen Vorbehalt muß ich Schmitz‘ Kritik an Laskas Zukunftsvision zustimmen. Es kann und darf kein „ganz Neues“ geben. Der genitale Charakter ist nicht etwas „ganz anderes“, denn jede Neurose, jeder einzelne neurotische Zug ist nichts anderes als eine bloße Übertreibung natürlicher, „genitaler“ Antriebe. Ähnliches läßt sich über die gepanzerte Gesellschaft und die Arbeitsdemokratie sagen. Ein vollkommener Neustart muß zwangsläufig in einem Desaster enden.

Beim „rationalen Über-Ich“ Laskas geht es um langfristige Ziele, die Utopie, die wissenschaftlich geleitete graduelle Überwindung von Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung etc. Dagegen wendet Schmitz grundlegend ein:

Freuds Über-Ich ist doch ein Tyrann, der dem Betroffenen die Unbefangenheit der Urteilsbildung nimmt oder einschränkt, nach Art einer fixen Idee. Wenn etwas dem sogenannten Ich, der Person, verfügbar sein soll, wird es unsinnig, den Begriff „Über-Ich“ darauf anzuwenden. (S. 240)

Schmitz setzt dagegen die „implantierende Situation“ und das „Heilige“, was formal dem entspricht, was ich soeben gegen „das ganz Neue“ geschrieben habe und dabei die Tradition heraufbeschwor, und, hinsichtlich des „Heiligen“, dem, was ich über das Lebensgefühl als Grundlage des unbedingten Ernstes schrieb. Damit will ich mich explizit nicht auf die Seite Schmitz‘ schlagen, aber ich habe meine Probleme mit Laska…

Während ich das hier schrieb, las ich zur Ablenkung etwas auf pi-news.net und stolperte in einer Art serendipity über folgenden Satz, dessen Zusammenhang uns hier nicht interessieren braucht: „In seiner Analyse dominiert der scharfe Blick eines Konservativen, der die Brauchbarkeit neuer Konzepte und Maßnahmen an ihrer Bewährung in der Realität mißt – und verwirft, was sich als schädlich erweist.“ DAS kann ich als, wenn der Begriff denn unbedingt sein muß, „rationales Über-Ich“ akzeptieren: die grundlegende Skepsis gegenüber allem Neuen, also allem, was durch seine bloße Existenz noch nicht gerechtfertigt ist, das rationale Messen an der Realität und das „tyrannische“ Zurückweisen, wenn es diesen Kriterien nicht entspricht. Alles, was wir tun müssen, damit sich dieses „rationale Über-Ich“ generell ausbildet, ist es die Kinder INSTINKTSICHER aufwachsen zu lassen. Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich. Will hochdeutsch sagen, man kann ihm nicht irgendeinen neumodischen Scheiß andrehen und keine fixe Idee kann ihn dazu bringen, Dinge zu tun, die nicht funktionieren.

Brief an Jerome Eden (über das Ende der WILHELM REICH BLÄTTER)

12. Dezember 2023

Brief an Jerome Eden (über das Ende der WILHELM REICH BLÄTTER)