Posts Tagged ‘Über-Ich’

Peter Töpfer (Teil 15)

25. Dezember 2025

Bezeichnend ist, wie er mit Laskas beiden zentralen Beiträgen umgeht: dem „Über-Ich“ (siehe etwa Tiefenwahrheit, S. 444) und der „Jahrtausendentdeckung“. Wenn Laska von der Erweiterung der bisher rein kognitiven Aufklärung ins Affektive sprach, meinte er die Berücksichtigung des „Über-Ich“. Schlichtweg sprachlos macht es uns, wenn Töpfer diesen „Laska’schen Kernsatz“ („Erweiterung der Aufklärung ins Affektive“) so hinstellt, als sei es Laska um die existentialistischen Seelennöte eines Peter Töpfers gegangen (Vgl. S. 203). Über das Über-Ich selbst schreibt Töpfer:

Das frühere „Über-Ich“ – bei Laska so ultra-prominent, ob nun „rational“ oder „irrational“ – wandelt sich entsprechend auch in die direkt präsenten, nach und nach deutlicher werdenden, von mir verinnerlichten und leider mich beherrschenden konkreten „Stimmen“. Aus Über-Ich wurde „die böse Stimme“, die mich in verzweifelte Verwirrung treibt. (S. 193)

Tatsächlich war bei Laska der Begriff „Über-Ich“ nur eine Notlösung, um etwas zu vermitteln, für das es in der Sprache der Philosophen keine Entsprechung gibt. Reichs Begriff „Panzerung“ konnte er nicht nehmen, da dieser zu sehr mit der Orgonomie verbunden und für seine „Paraphilosophie“ nicht abstrakt genug war. Gleichzeitig war ihm natürlich bewußt, daß „Über-Ich“ etwas weitaus Umfassenderes ist als bloßes „Stimmenhören“. Zumal das letztere mehr in den Bereich der klinischen Psychiatrie gehört… (Wie übrigens auch das „schwache Ich“, von dem bei Töpfer dauernd die Rede ist!)

Aber Töpfer setzt bei seiner Zerstörung des Laska‘schen Lebenswerks noch eins drauf. Zunächst zitiert er die „Jahrtausendentdeckung“ Reichs, wie Laska sie 1976 formulierte: „Die moralische Regulierung des Trieblebens schafft gerade das, was sie bändigen zu können vorgibt: das asoziale Triebleben.“ Töpfer führt dazu aus, daß ihn, Töpfer, diese Fragestellung überhaupt nicht interessiere! Und er stellt die schier unglaublich deplazierte Frage: „Hat Laska ein Problem damit, als asozial gelten zu können?“ Ihm, Töpfer, hingegen sei es gleichgültig, ob seine Gefühle sozial seien. Und überhaupt: was schert es Töpfer, ob wir Menschen primär „tugendhaft“ seien! Eine Diskussion darüber sei sinnlos und er persönlich versuche sich nur durchs Leben zu lavieren, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Und dann weiter: „Eine Gefahr besteht hier aber nur bezüglich des köstlichen, durch und durch liberalen Sondergesetz-Paragraphen 130 StGB, wo man zwar nicht asozial werden kann, sondern sich nur die Zunge verbrennt und bis zu fünf Jahre in den Knast wandert wegen Verstoßes gegen die Wahrheit.“ Es geht hier um Volksverhetzung und Holocaustleugnung.

Hier haben wir es mit dem „Heiligen“ unserer Tage zu tun. Unsere Waschlappenstirneristen sehen überall das Heilige, nur dort nicht, wo es ins Auge springt und ins echte Leben eingreift. Jetzt sagen sie zu ihrer Verteidigung: Uns geht es ja nur um das innere Heilige, das „Jenseits in uns“. Während das äußere, politisch-juristische Heilige ein ganzes Land moralisch in die Knie zwingt, bleiben sie ganz gelassen im Lehnstuhl ihrer Bücherstube sitzen. Der Eigner hat natürlich gar nichts mit Politik zu tun, nein, natürlich nicht. Wir sind für das höhere Heilige zuständig, das richtige, das „Heilige in uns“, nicht für ein solch niederes Interesse, nicht mehr Phantastillarden an Israel zahlen zu müssen. (S. 196)

Bei Töpfer reduziert sich die Jahrtausendentdeckung, Laskas Kernsatz (Über-Ich) und der Stirnersche Eigner, auf den bei Laska wirklich alles hinauslief, auf – Töpfer… Wirklich, das gesamte LSR-Projekt „postphilosophisch“ in die Tonne getreten und das dann als „Weiterentwicklung“ verkauft!

Die ganze Ungeheuerlichkeit kulminiert in folgendem Absatz:

Es verwundert etwas, die scharfzüngig-schonungslosen, ultraradikal-nihilistischen Kritiker des „Heiligen“ mucksmäuschenstill zu sehen, wenn es – abgesehen von meinem, d.h. positiv-autonomen Heiligen – um das heutige, negativ-heteronome Heilige geht: alles, was mit den Juden zu tun hat. Sie trauen sich vor lauter Angst oder Ehrfurcht nicht einmal, das Heiligtum in den Mund zu nehmen und das Wort „Jude“ auszusprechen. Warum wohl hat La Mettrie „Täuschungsmanöver veranstaltet, die schon vielen Schriftstellern zum Schutz vor unseren Juden und ihren Synoden gedient haben“? Warum wohl hat er sich vor dem ultimativen Vorwurf, ein „Erzfeind der Gesellschaft“ zu sein, nur weil er ein Problem für die Juden darstellte, verteidigt? Ja, glaubt Ihr denn im Ernst, daß damals weniger Angst vor den Juden geherrscht hat? Aber La Mettrie hat sie beim Namen genannt (und niemand sollte sich L-Fan nennen, der nicht diesen Mut aufbringt) – vielleicht war das sein Todesurteil. (S. 201)

Aaaarrrggghhhh! Der notorische Ironiker LaMettrie hat hier mit einem neutestamentlichen Sujet gespielt aus Angst vor seinen CHRISTLICHEN und pseudo-aufklärerischen Verfolgern, die ihn aus dem erzkatholischen Frankreich, dem liberalen Niederlanden vertrieben und sogar an Friedrichs angeblich aufklärerischen Hof bedrängten. Die Juden waren so ungefähr die letzten, vor denen LaMettrie Angst haben mußte. Man greift sich an den Kopf, weniger wegen der Verpeiltheit, sondern weil, wie am Anfang unserer Beschäftigung mit Tiefenwahrheit konstatiert, Laska und sein Projekt geradezu systematisch zwischen Holocaustleugnung und Pädophilie aufgehängt wird. Dingen, mit denen LSR nichts, aber auch rein gar NICHTS zu tun hat. Ich glaub, es hackt!

Von Reichs Modell der drei Schichten (Fassade, sekundäre Schicht, primärer Kern) will Töpfer nichts wissen: „[d]ieses theoretische, anthropologische, physikalisch sein sollende, aber eigentlich doch moralphilosophische Modell“ (S. 283).

(…) jetzt kommt die Krönung der reich‘schen Korruptheit und die moralische Katastrophe: Reich wußte, daß seine ganze Fummelei am Körper samt gleichzeitiger verbaler Destruktion zu nichts – außer Schaden – führte: Er hat nicht nur einmal gesagt: „Ein verwachsener Baum wird schwerlich wieder gerade. Was wirklich zählt, ist die Vorsorge.“ (S. 284)

Neurosenprävention, die Essenz von Reichs Lebenswerk kommentiert Töpfer mit „Bullshit!“ Sein gesamtes Buch ist ein vor schneidendem Haß und Verachtung fast berstender Rundumschlag gegen L + S + R und – L.

Der ganze Wahnsinn der Töpferschen Pestilenz hat System: LaMettrie ging es um den „Remors“, d.h. das umfassende Gefühl des Bedauerns, das schon in den Kindern implementiert wird. Töpfer reduziert das „phänomenologisch“ auf die Stimme seiner Mutter, die in ihm wiederhallt. Stirner weitete die LaMettrie’sche Erkenntnis auf die alles umfassende Bewußtmachung der „Ent-Eignung“ aus. Töpfer verwässert das auf einen kruden Existentialismus, der irgendwo zwischen Kierkegaard und Heidegger angesiedelt ist und der bei exakt niemandem aneckt. Reich hat dann Stirners Erkenntnis durch die Unterscheidung von primären und sekundären Trieben konkretisiert. Töpfer sieht darin einen Rückfall in den Moralismus. Laska erkannte, daß jedes dieser drei Elemente, L, S und R, zu einer umfassenden „Dreieinigkeit“ gehört, die die Grundlage einer fundamental neuen Kultur nicht nur sein kann, sondern absolut alternativlos sein muß. Töpfer zerstört das alles mit einer Wut und Verzweiflung, die tief blicken läßt: Kindersex und Holocaust müssen dazu herhalten! GOTT!!!

Peter Töpfer (Teil 14)

20. Dezember 2025

In Tiefenwahrheit ist ein maßgeblicher Einwand Töpfers, daß der Begriff „Schmerz“, bei Reich gar nicht vorkomme. Der Schmerz entstehe durch eine Verletzung. Der „Urschmerz“ (Janov) stamme von einem dem Säugling oder Kind zugefügtem Trauma (S. 139f).

Im Freisetzen des Urschmerzes liegt die Wiederentdeckung des klitzekleinen Eigners, hier steigt Phönix aus der Asche, hier wird das Nichts genichtet, hier beginnt die „Negation des irrationalen Über-Ichs“ und der Fremdsteuerung. (S. 468)

Nun, der Schmerz ist im Gegensatz zur kontraktilen Emotion Angst „nur“ eine kontraktile Sensation. Reich setzt sich in Der Krebs eingehend mit ihm auseinander im Zusammenhang mit den „ziehenden“ Krebsschmerzen. Daß so viele Psychologen und Laien, die „psychotherapeutische“ Systeme entwickeln (nichts leichter als das!), sich derartig auf den Schmerz kaprizieren, hat mit ihrer fast durchweg linken („liberalen“) Charakterstruktur zu tun, die auf der Überführung von Emotionen in Sensationen beruht. Das ist einer ihrer hauptsächlichen Abwehrmechanismen. Als schlagendes Beispiel betrachte man eine beliebige Sitzung der Töpferschen „Tiefenwahrheit“: jede aufkommende Emotion wird in Schmerz überführt. Die „Verschmerzung“ ist das Ziel.

Charakteristisch ist auch, wie Töpfer derartiges Aufdecken von Abwehrmechanismen vom Tisch wischt. Imgrunde ist das der gesamte Inhalt seines sehr dicken Wälzers:

Um von der Sinnlosigkeit des analpsycholytischen Geschwätzes abzulenken, versteckt [Freud] die ausbleibenden, gar nicht entstehen könnenden Erfolge in Witzischkeit, und wendet dafür eine Technik an, die er in seinem (…) Buch Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten erklärt hat: die Unifizierung. (…) Im so hergestellten beißenden Sarkasmus wird die Einsicht des Mißerfolgs [der Psychoanalyse] ertränkt: Durch das Kleinmachen der anderen macht er sich zwar nicht groß, rettet sich und seine erfolglose Methode aber. Jetzt kann er weiterhin zynisch Patienten annehmen und diese sinnlos „behandeln“ – entgegen seines eigentlich besseren Wissens und gegen riesige Honorare. Reich macht das (…) genauso, hat aber dafür wenigstens einen absolut triftigen Zweck – einen „höheren und heiligen“, würde Stirner sagen –: Geld für den Krieg gegen die Außerirdischen zu generieren. (S. 132)

Reichs Charakteranalyse sei zwar der richtige Ansatz gewesen, da er in die Tiefe ging, aber dabei sei er „wohl in ein zu heißes Fahrwasser geraten und hatte darauf den Rückzug bzw. die Flucht in den Mechanismus und das kosmische Ingenieurswesen angetreten“ (S. 135). Reich sei „durch und durch Mechanist“ gewesen (S. 172).

Reich und seine Schüler waren nicht an den erlebten Existenzen, sondern am Zirkulieren einer Energie interessiert, und schauten nach, wo die Energie am freien Zirkulieren gehindert wird. Dort müsse sie wieder freigelegt, von Blockierungen befreit und zum Fließen gebracht werden. (S. 173)

Doch dieser Vorwurf des Mechanismus ist pure Projektion Töpfers, was deutlich wird, wenn er unmittelbar fortfährt, daß vielmehr „das Subjekt als Existenz“ (nicht etwa „die Existenz des Subjekts“!) im Mittelpunkt stehen müsse. Explizit geht es ihm um – Erlösung (vgl. S. 201f)!

Dazu muß ich wieder weiter ausholen: Bei Mechanisten wie Elon Musk, der uns am liebsten einen Computer-Chip ins Gehirn pflanzen würde und von Kolonien im sterilen Weltraum träumt, also die Verkörperung des technizistischen Alptraums, ist es so, als sei das Kontinuum zwischen Gefühlen und Gedanken unterbrochen. Sie sind wie blind, was all die nonverbalen Signale und verbalen Zweideutigkeiten betrifft, die durchschnittliche Menschen ständig austauschen, so daß diese Normalmenschen in einem Gefühlsgewebe gefangen sind. Mechanisten wie Musk sind frei davon und gehen durch dieses enge soziale Gespinst wie durch ein Vakuum, so als existiere es gar nicht. Aber ohne ein „Du“ gibt es kein „Ich“! Was bleibt ist die Leere eines Autisten wie Musk.

Töpfer geriert sich als das exakte Gegenteil eines Mechanisten, ist aber im alles beherrschenden Mechanomystizismus nicht mehr als der mystische, d.h. sozusagen „nach innen gerichtete“ Gegenpart. Er will sich mittels der Praxis der „Tiefenwahrheit“ nicht über die Welt orientieren, in der er leben muß, sondern: „Für mich ist Philosophie nur Nachdenken und Nachsinnen über mich und meine Lage“ (S. 188). Ich, ich, ich! Es geht um den Rückzug in sich selbst und die eigenen Befindlichkeiten. So als würde sich ein wirkliches „Ich“ für sich selbst interessieren! Im Gegensatz zum Mechanisten haßt er zwar „die Maschine“, aber im Grunde lebt auch er in einem Vakuum – und hat entsprechend nur abgrundtiefe Verachtung für „Körpertherapie- und Orgonfreaks“ und „Orgon-Spinner“ übrig.

Töpfer bringt es sogar fertig, in Bezug auf dessen Begriff „Eigner“ von Stirners „theoretischer Ur-Sünde“ zu sprechen (S. 195), denn in der Tiefenwahrheit gäbe es nur noch das unmittelbare Ich. Als Agnostiker spielt auch Stirners Problemstellung der „Ehrfurcht“ für Töpfer keine Rolle mehr. Er ist einfach nur von seinen Eltern enttäuscht und verzweifelt traurig (S. 197f), „ich fühle mich einfach nur verzweifelt verrückt gemacht“ (S. 198). Hingegen, oder wohl genau deshalb, spielt „das Heilige“, der bei Stirner der Endgegner ist, für Töpfer „eine ausgeprägt positive Rolle: Manchmal ist es noch das Lebendigste an mir“ (S. 199). Es geht hier natürlich nicht um das heteronome, sondern um das „positiv-autonome Heilige“ (S. 201). Wir staunen, wie bei Töpfer alles einfacher und eindeutiger wird …

Und was LaMettrie betrifft: „La Mettrie ist eine sehr ‚schöne‘ und tragische, von Laska aufbereitete Erzählung und Lektüre, aber für das Programm einer Selbstermächtigung eigentlich nicht nötig“ (S. 282). Man fragt sich, was Töpfer überhaupt mit LaMettrie, Stirner, Reich und Laska zu tun hat?!

„R“ will er ja ohnehin durch „J“, wenn nicht gar „T“ ersetzen. Bleibt vielleicht Stirner, aber Töpfer ist doch eher Romantiker, dem es um „Erlösung“ geht:

Auch „Erlösung“ sehe ich überhaupt nicht negativ. Bei Laska heißt es dazu: „Diese Ausweglosigkeit [die Freiheitsunfähigkeit des Freiheitssüchtigen] sieht Stirner nur für den Wunsch nach ‚Erlösung‘, nach ‚Befreiung von oben‘, für Freiheit via Religion oder Politik: Selbstbefreiung, die egoistische ‚Empörung‘, […] ‚Befreiung von unten‘ hält er für den einzig möglichen Weg.“ – Und genau das wäre für mich eine – Erlösung. Wie soll man denn das Aufhören von Qualen sonst bezeichnen? Aber wer die Qualen nicht fühlt, der glaubt auch, sich gegen Freiheitsunfähigkeit erfolgreich „empören“ zu können. Aber hier hilft kein „Empören“ mehr. Davon hatte Stirner noch keine Ahnung. Stundenlanges tiefes Weinen und Betrauern der Freiheitsunfähigkeit hatte nichts mehr mit „Empörung“ zu tun. Wenn man damit durch war, konnte man sich nur noch von den Qualen – vorerst, halbwegs – erlöst fühlen. Erlösung kommt bei mir andauernd vor, z.B. im Video „Tod – Leben: Trauer – Abfließen – Sterben – Erlösung“. (S. 201)

Peter Töpfer (Teil 12)

12. Dezember 2025

Die Massen in den überlaufenden Wartezimmern der „objektivierenden“ Psychotherapeuten warten auf Töpfer (Tiefenwahrheit, S. 73), der sich auf Stirner beruft: „Stirner (…) war die Ausgeburt des Subjektiven; das machte ihn zum ‚bedeutsameren Denker‘ (Laska), und deswegen ist er unser Leitstern“ (S. 73). Reich, der „ich-feindliche Mechanist“ (S. 302), hingegen sei ein „enthemmter Anti-Subjektivist (…), der als Helfer bei einer Eignerwerdung im stirner‘schen Sinne von vornherein nicht in Frage kam“. Reich hätte doch lieber Landwirt bleiben oder sich auf Naturwissenschaft beschränken sollen! Außerdem war er, wie Laska, „ich-schwach, in beträchtlichem Maße entfremdet und von großem Mißtrauen sich selbst gegenüber gewesen“ (S. 101).

Ahnt Töpfer eigentlich wie modern oder sagen wir lieber „postmodern“ (antiautoritär) er mit seinem radikalen, alles Objektive dekonstruierenden Subjektivismus ist? Für ihn ist die subjektive Wahrheit die eine und einzige Wahrheit (S. 102). Sieht er nicht, daß heute, in der woken Gesellschaft, alle Diskussionen postphilosophisch ablaufen, d.h. rationale („kognitive“) Argumente spielen keinerlei Rolle mehr, sondern nur noch Gefühle, allein schon, wenn man falsche oder verbotene Worte benutzt? Im Zweifelsfall enden die Diskussionen dann emotional-affektiv mit Weinen oder hysterischen körperlichen Bedrohungen.

„Es nimmt angesichts der Heerscharen von Wahrheitskrämern nicht Wunder, daß die Wahrheit bei Stirner gehörig ihr Fett abkriegt.“ Dieser Satz Töpfers zeigt, daß er nicht die blasseste Ahnung von dem hat, was Wahrheit (Kontakt) und was Wahrheitskrämerei (der kontaktlose Umgang mit der Wahrheit) ist. Stirner habe „nur“ die äußere Wahrheit, „auf die Welt außer mir bezogene Wahrheit“, denunziert. Verwirrenderweise fährt er im nächsten Satz fort: „Gegen diese ‚zahllosen Wahrheiten‘ hatte er ja auch gar nichts.“ Aber es sei halt nicht seine innereWahrheit: „die Wahrheit, die er zur Konstituierung seiner Person (seines ‚Eigners‘) und zu seinem Verkehr braucht“ (S. 104). Für mich sind diese Ausführungen nichts weiter als wirres Zeugs! Wahrheit ist Kontakt mit der Wirklichkeit und wer keinen Kontakt zu sich selbst hat, kann auch keinen Kontakt zu seiner Umgebung haben und umgekehrt. Punkt. Ende der Diskussion!

Und was die Wirklichkeit betrifft und damit die Wahrheit: wir haben Hunderte von Millionen Jahren von Evolution, d.h. Anpassung an die Wirklichkeit, hinter uns. Wir können hundertprozentig sicher sein, daß wir die Welt exakt so wahrnehmen, wie sie ist. Eine hypothetische „wirkliche Wirklichkeit“ kann uns gleichgültig sein. Hauptsache der Schlüssel (wir) paßt zum Schloß (die Umwelt). Unser einziges Problem ist die Panzerung, die den Kontakt verzerrt. Punkt. Ende der Diskussion!

Dazu schreibt der offensichtlich vollkommen ungepanzerte Töpfer: „Meine Wahrheit entsteht in mir, ich pflücke sie nur in mir ab, und dann weiß ich sie – ist sie mir ‚gewiß‘. Manchmal muß ich sie, im Unterschied zu Stirner, der sie ja angeblich schon vollumfänglich hat, auch suchen – aber eben nur in mir, niemals im Äußeren (es sei denn, ich bin Ingenieur und will eine Maschine bauen)“ (S. 106). – Oder essen, arbeiten, lieben, mich in der Umwelt bewegen, überhaupt irgendwie außerhalb meines Kopfes leben und – überleben!

Töpfer: „Stirner meint mit der Wahrheit (…) irgendeine höhere Wahrheit, die weitab von mir ist und nach der ich von vornherein nur im Außen suche – Politik, Geschichte, Wissenschaft, Philosophie –, anstatt daß ich ‚bei mir zuhause nachsehe‘ (Otto Waalkes), oder die jetzt in mir ist, weil ich sie hereingenommen, die ich von außen übernommen habe (‚Über-Ich‘)“ (S. 106). Die „äußere Wahrheit“, daß ich lieber nicht prüfen sollte, ob eine Herdplatte angeschaltet ist, indem ich meine Handfläche auf sie lege, ist schlichtweg realitätsgerecht und „Wissenschaft“ und deshalb, wenn ich es einem Kind vermittle meinetwegen „rationales Über-Ich“. Nur Unsinn, etwa das Tragen einer Covid-Maske, das Kindern eingebleut wurde, erzeugt ein „irrationales Über-Ich“. – Bei Töpfer geht das alles im Wirbelwind pseudo-philosophischer Phrasen unter! Immerhin ist die „objektivistische“ Wissenschaft ja sein Hauptgegner!

Töpfer:

Psychologie ist als Wissenschaft das neue Heilige: etwas Höheres – nichts Gutes wie die Mathematik (…). Stirner weiter dazu: „Warum ist eine unumstößliche mathematische Wahrheit, die nach dem gewöhnlichen Wortverstande sogar eine ewige genannt werden könnte, keine – heilige? Weil sie keine geoffenbarte, oder nicht die Offenbarung eines höhern Wesens ist.“ Jede Anthropologie aber kann ebenfalls, selbst wenn sie mit mathematischen Mitteln arbeitet, nur eine solche geoffenbarte Wahrheit sein, weswegen ich sie nicht mag. (S. 107)

Daß grundsätzlich alle bisher erforschten Menschengruppen die gleichen Grundemotionen zeigen, daß es nie und nirgends vegane Menschengruppen gab, überall Linkshänder in der Minderzahl sind, etc.pp. und daß in der wissenschaftlichen Anthropologie alles durch den Fleischwolf der Frage nach der statistischen Relevanz der Ergebnisse gedreht wird, gerade um alles Ideologische, d.h. „Über-Ichige“ auszuschließen… Seufz! – Das bedeutet nicht, daß die Wissenschaft „heilig“ ist, sondern nur, daß die Wirklichkeit dich zum Straucheln bringen wird, wenn du das kollektiv angesammelte Wissen ignorierst und vollkommen verpeilt deiner „inneren“ vermeintlichen „Wahrheit“ folgst und entsprechend selbst jeden Scheiß auf die harte Tour lernen mußt!

Warum Töpfer so ist, teilt er uns selbst mit. Seine „Wahrheitstheorie“ begann im Alter von 15 Jahren, als er auf seinen initialen Hauptgedanken kam: Wenn ich unter irgendetwas leide – wenn zum Beispiel meine Mutter sterben sollte –, dann muß ich nur darüber nachdenken, dann muß ich mir das genau vorstellen und analysieren. Dann könne mir nichts passieren“ (S. 108). Die Seelenwelt des tatsächlich noch „ich-schwachen“ Kindes, das an die Allmacht der Gedanken glaubt, an die die Welt konstituierende „innere Wahrheit“. Wenn ich die Augen zumache, sieht mich niemand!

Das ist der Kern des gesamten Projekts „Tiefenwahrheit“. Laska habe nur paraphilosophische Kriminalgeschichte betrieben, um eine illusorische bzw. verbrecherische Praxis der Neurosenprävention zu initiieren (Stichwort Pädosex), doch ich, Töpfer, verändere die Welt, indem ich die Augen zumache und in mich gehe. Ich werde sozusagen effektiv, indem ich affektiv werde… Mein, Töpfers, Maßstab von Aufklärung und Wahrheit ist die Holocaustleugnung! Willkommen in der wunderbaren Welt von – LST! Aber es geht tiefer:

Rückblickend hätte ich mir LSR sparen können. LSR war nur ein Umweg zu SJT bzw. ST, d.h. zur Tiefenwahrheit als stirneristischem Verfahren zur „Selbstermächtigung“ (Laska) bzw. zur Wieder-Aneignung. Für ein solches Verfahren scheidet R sowieso aus. Dieser hatte auch einen Umweg genommen, aber einen unproduktiven: über Freud zurück zu seiner Naturwissenschaft. Meiner, über Reich und Janov, war produktiv. (S. 658)

Peter Töpfer (Teil 11)

9. Dezember 2025

Töpfer beschreibt gewohnt lang und breit Reichs Kindheits- bzw. Jugendtragödie mit dem Selbstmord der Mutter und im Anschluß der des Vaters. Habe es doch damals die Tiefenwahrheit gegeben und hätte er, Reich, doch seinen Schmerz nicht „repulsiert“! Dann wäre er zur neuen postphilosophischen Aufklärung fortgeschritten!

Aber auch Laska hätte der Neuen Aufklärung einen größeren Dienst als ohnehin schon erweisen können, wenn er die reich‘sche Repulsion thematisiert und diese selbst nicht auch repulsiert hätte. Doch das machen wir ja jetzt als LSR-Fortführer. Das reich’sche Scheitern bei der Verarbeitung seines Traumas hängt mit seiner Resignation als Therapeut und seiner Aufgabe der Therapie bzw. deren verbleibendem Zweck der Geldbeschaffung zusammen. (…) Abgesehen davon, daß Reich und Laska offenbar den Mißbrauch und das Ausbeuten von Patienten gutheißen, kommt das doch einer schändlichen Kapitulation gleich, zumal es – wenn man von den Reichianern absieht, die sich am „LBTQ“-Verbrechen beteiligen – offensichtlich überhaupt nie zu irgendwelchen „Vorschlägen“, geschweige denn zu einer „Prophylaxe“ gekommen ist. Beide, Reich und Laska, haben kapituliert und ihre Kapitulation mittels „Prophylaxe“ ausagiert. Die auf Ignoranz basierende Kapitulation wird mit Arroganz überspielt und grenzt dann schon an den „Zynismus von Theologen“, den Laska selbst kritisiert: „[Der Leser des ‚Anti-Seneca‘] möge sich […] mit Kondylis auseinandersetzen: […]; kurz: ob das letzte Wort zum Thema ‚Aufklärung‘ (das bisher Kondylis sprach) im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft, was zynische Theologen schon immer wußten.“ Dieses Laska-Zitat stellte ich 1998 meinem Aufsatz „Auschwitz, das Ende und die Fortführung der Aufklärung“ voran, und zwar – weil es so schön dazu paßte – neben dieses Zitat von [dem Holocaustleugner] Pierre Guillaume (…). (Tiefenwahrheit, S. 377)

Dieser ganze Quatsch mit der „Tiefenwahrheit“ als Alternative zu Orgontherapie und Neurosenprävention, Vorwürfe von Pädokriminalität und das unmotivierte Anklingenlassen von Holocaustleugnung – und im Zentrum ausgerechnet Laska: das ist der Inhalt von Töpfers Buch!

Eine Abschnittsüberschrift im Buch lautet allen Ernstes: „Kann sich die Neue Aufklärung mit Prophylaxe begnügen? Oder sollte sie nicht dem bedürftigen Publikum ein aktuell-individuelles Angebot einer Eigner-Werdung unterbreiten?“ Muß ich diese komplett verrückte Umkehrung der Sachlage, wie sie sich seit etwa 100 Jahrhundert Reich und seinen Nachfolgern darstellte, kommentieren? Leider ja, denn den nächsten Abschnitt überschreibt Töpfer: „Gefährliche Abwege bei Laskas Fixierung auf die ‚Prophylaxe‘.“

Zunächst einmal stellt Töpfer Laskas (bzw. Reichs!) „ultra-gefährliche“ Vision von der Unterbrechung der Kontinuität der Über-Ich-Implantierung in unserer Kultur dar. Was Töpfer „an irgendwelche schwer verpestete deutsche Grüne (erinnert), die den Kindern gern auch mal ein böses ‚Über-Ich‘ einredeten, wenn sie sich nicht bereitwillig sexuell ausbeuten und damit schwerst traumatisieren lassen wollten“ (S. 61). Das seien Laskas „[i]rre Phantasien von der großen, zukünftigen Welt – aber nichts im Kleinen bei sich selbst tun“ (S. 62).

Es geht weiter unter der Überschrift: „Das Märchen von der ‚Prophylaxe‘ – nur Veränderungen in der Gegenwart können für die ‚Kinder der Zukunft‘ (Reich) etwas bewirken.“ Was scheren den Stirnerschen Egoisten die „Kinder der Zukunft“, zumal die Prophylaxe eh eine Illusion sei, denn die Eltern sind mangels eigener Therapie eh zu krank, um gesunde Kinder aufzuziehen und das langsame Vorgehen über Generationen sei eh Blödsinn, angesichts von Kriegen alle drei Generationen, die alles wieder zunichte machen. Gesunde Kinder könnten nur sozusagen „Kollateralnutzen“ gesundender Eltern sein. Natürlich gesundet durch eine effizientere Therapie als den Dreck, den Reich angeboten hat (S. 64), nämlich der Tiefenwahrheit, „dem LSR-Verfahren“ (S. 130 oder wohl eher „LSRJ-Verfahren“, wobei das J für Janov steht (S. 129). Wir erinnern uns an die apostolische Abfolge: Reich – Janov –Töpfer! Später wird Töpfer entsprechend von „LRT“ sprechen, wie wir noch sehen werden.

Ich kann nur sagen, daß heutzutage die wenigsten Menschen an wirklicher Reichscher Therapie, also dem Abbau der Panzerung, interessiert sind. Ganz im Gegenteil suchen die Menschen heute nach mehr Panzerung, insbesondere durch Psychopharmaka und Psychotherapien, die immer spezifischer ganz bestimmte störende Symptome angehen, damit die zugrundeliegende Charakterneurose um so stabiler bleibt! Parallel dazu wollen sie ihre Kinder eher mehr abpanzern, damit die nicht rumnerven (Stichwort ADHS), Babys werden beispielsweise immer mehr wie Pakete eingeschnürt („pucken“) und durch irgendwelche „Aktivitäten“ am Bildschirm ruhiggestellt. Aber Leute, die dagegen ankämpfen, sind für Töpfer ja eh nur „Körpertherapie- und Orgonfreaks“ (S. 68), „Orgon-Spinner“ wie Walter Hoppe (S. 131). „Viele vermeintliche Helfer sind auch insofern Betrüger, als sie wissen, daß ihre Dienste nichts bringen und sie diese trotzdem anbieten – das war bei Wilhelm Reich und vielen Orgonomen der Fall“ (S. 241). „Reich (…) war ein formidabler ‚Freiheitskrämer‘. Er hat auf diese Weise viel Geld eingestrichen, das er zum Fenster in den blauen Orgonhimmel hinausgeworfen hat“ (S. 446). „Als Reich bei der Verfolgung der Verästelungen [Verschachtelung der Triebabwehr] mit seinem Latein am Ende war und nicht mehr mit dem an allen Enden aufreißenden Chaos fertigwurde, kam er auf den schlauen Gedanken, dem Symptom die Energie zu entziehen“ (S. 270).

Die Fortführung irgendeiner Art von „Therapie“ ist, so Töpfer, eine LSR-immanente Notwendigkeit und „Konsequenz“. Dabei will er über das Kognitive, also „die Wahrheit“, ins Emotionale übergehen, „die Tiefenwahrheit“, und von der Objektorientierung der Psychologen zur existentialistischen Subjektorientierung (S. 73). „In allen meinen Sitzungen geht es um die elementare Beziehung von Leben und Tod“ (S. 441). Wie schon bei der Lektüre seines Buches über Die Wahrheit wird auch hier klar, daß Töpfers Problem in erster Linie die „Ichlosigkeit“ (S. 84), will sagen die Kontaktlosigkeit ist, deshalb ja auch die Faszination mit „Wahrheit“ und „Tiefenwahrheit“!

Wilhelm Reich, Physiker: 1. Biophilosophie, c. Antifunktionalismus: Der Geist in der Maschine

6. Dezember 2025
Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist oranurphysik.jpg.

W:ilhelm Reich, Physiker: 1. Biophilosophie, c. Antifunktionalismus: Der Geist in der Maschine

Peter Töpfer (Teil 10)

5. Dezember 2025

In Tiefenwahrheit geht Töpfer von Laskas Aussage aus, die sich im kognitiv-rationalen Bereich erschöpfende Alte Aufklärung, sei durch eine neue, im affektiv-emotionalen Bereich operierende und damit „praktisch“ werdende zu ersetzen. Laska meinte damit schlicht das grundsätzliche Infragestellen des irrationalen Über-Ichs und davon ausgehend das Verhindern, daß sich ein solches in zukünftigen Generationen ausbildet und diese zu den gleichen Gefühlskrüppeln macht, wie wir es sind. Töpfer hingegen meint das Auffüllen der „existentiellen Leere“ durch „Immanenz“ (nicht etwa Transzendenz in der Voraufklärung). Praktisch hätte Laska sozusagen zum den „Urschmerz“ verwindenden „Urschrei“, zur Existenz selbst, vordringen müssen. Laska selbst, als Person!

Töpfers zweiter Punkt kreist darum, daß, so Töpfer, die Sexualität erst mit der Pubertät anfängt, die Menschen aber schon vorher „enteignet“ wurden und zwar eben nicht durch sexuelle, sondern durch „existentielle“ Schuldgefühle bzw. noch früher durch körperliche Traumata. Das würde nicht nur durch die Freudsche/Reichsche/Laskasche These von der infantilen Sexualität verdrängt, sondern diese Traumatisierungen würden, durch den dadurch angeregten Pädosex, verstärkt, wenn nicht erst verursacht werden, womit Reich und Laska ihre eigenen Theorien, die Rede von der Neurosenprophylaxe und von den „Kindern der Zukunft“, ad absurdum führten. (Daß entgegen Töpfers Theorie im Normalfall weniger laute Traumata, sondern die stille Kontaktlosigkeit der Eltern bei der Panzerbildung eine Rolle spielt, sei nur nebenbei erwähnt.)

Da ich (Peter Nasselstein) Töpfers Quelle für diese Anschuldigungen bin, rennt er bei mir offene Türen ein. Ja, es sind im Umfeld Reichs unverzeihliche Dinge geschehen, Malinowski (und damit Reich) hat sich beim Alter der Trobriander geirrt, d.h. den Beginn sexueller Aktivitäten zu früh angesetzt und in unserer Gesellschaft ist „früher Sex“ fast immer die verzweifelte Suche nach körperlicher Nähe und Wärme, d.h. nach einem Ersatz für die schmerzlich vermißte frühkindliche mütterliche und väterliche Nähe. Womit sich der Kreis schließt, denn heute kann kaum ein Vater vollkommen entspannt die Windel seiner Tochter wechseln oder sie zärtlich umarmen. Das ganze Thema ist zum Verzweifeln. Daß es aber keine infantile Sexualität gibt… War Töpfer denn selbst nie Kind? Hat er in der Badeanstalt nie beobachtet, wie der Fünfjährige plötzlich wie Arnold Schwarzenegger daher stolziert, wenn die Blicke seiner Kameradinnen auf ihn fallen, während das fünfjährige Mädchen gegenüber unserem kleinen Rambo kokettiert und „weibliche Signale aussendet“? Hat er nie in der Ersten Klasse mit einer Spielkameradin konkrete „Heiratspläne“ geschmiedet? Ich habe IHR sogar den größten materiellen Schatz geschenkt, den ich je auf Erde besessen habe, eine exotisch-orientalische Keksdose bis oben mit Glassplittern gefüllt, die ich gefühlt „über die die Jahre“ auf dem Bahndamm aufgelesen hatte. Einem Spielkameraden hätte ich diesen unfaßbaren Reichtum in tausend Jahren nie gegeben. SIE brauchte mich nur anlächeln und ihr langes blondes Haar im Wind wehen lassen und ich war ein willenloser Haufen Wackelpudding.

Ich fühle mich mißbraucht. Ich bespreche Bücher, egal, ob das der Orgonomie nützt oder schadet, weil ich ausschließlich der objektiven Wahrheit verpflichtet bin. Töpfer benutzt das, um… Ich schicke Töpfer als freundliche Geste Material zu Bert Brecht aus dem LSR-Archiv zu, da ihn das als gelernten DDR-Bürger doch sicherlich interessiert. Er preßt es wie eine Zitrone aus und dichtet Laska aus hingeworfenen Brief-Stellen „Ich-Schwäche“ an. Töpfer:

Selbst bei der philosophischen Herangehensweise zur Eigner-Stärkung kommt es bei großer Ich-Schwäche zu Schwierigkeiten. Laska vorbildlich in der prinzipiellen Herangehensweise – doch (…) Laska selbst eigentlich nur bedingt als Aufklärer im Sinne einer Neuen Aufklärung gelten kann. Er hat zwar „Gott von der Weltbühne vertrieben“ (Erste Aufklärung), aber Laska „entlarvt“ sich tatsächlich selbst als „Naturerscheinung“ und anerkennt sich fast als solche. (…) Zumindest zweifelt Laska die „Phänomene“ als „auf sich als Selbstsüchtigen beziehend“ an. Es sind keine selbstigen, zu seinem Ich gehörigen, es sind nicht seine eigenen Phänomene. Er räumt ziemlich deutlich der Wissenschaft die Deutungshoheit über seine eigene Person ein: Er fragt nämlich, „ob das oft beschworene ‚Eigene‘ nicht sowieso nur – wie die ‚Gene‘ – eine einzigartige Mixtur aus ‚Fremden‘ ist.“ Der Zusammenhang, in dem Laska diese Frage stellt, ist der einer anderen Frage, nämlich der, „ob man überhaupt [etwas Bestimmtes] ‚will‘“. Was ist dieses Bestimmte? – Die Antwort darauf findet sich in diesem Satz Laskas: „Sie (sic! PN) werfen die Frage auf, wie man […] ‚das Fremde‘ aus sich wieder herausbekommt, um so nur ‚das Eigene‘ übrig zu behalten, ja, ob oder ggf. in welchem Maße man (bei sich) darüber verfügen kann.“ Es geht hier also präzise um die Frage, ob LSR – das ist in diesem Falle Laska selbst – tatsächlich überhaupt bereit ist, „im Affektiv emotionalen zu operieren“ (Zweite Aufklärung), sprich: sich praktisch einem Verfahren der „Selbstermächtigung“ (Laska) zu unterziehen, oder ob er nicht er selbst und mit ihm die Alte Aufklärung „in eine Sackgasse geraten“ sei. Aber wir diskutieren diese Frage und Laskas Ich-Schwäche nicht hier (…). (S. 52f)

Bevor ich auf diese Zusammenhänge im nächsten Teil genauer eingehe, muß und möchte ich bei dieser Gelegenheit etwas weiter ausholen:

Ganz im Sinne Stirners (und übrigens auch Nietzsches) ist das Ich des Egoisten nichts vom Himmel Gefallenes, nichts sozusagen überweltlich „Selbstisches“, sondern primär Fremdes (die Mutter-, Familien- und Stammesbindung), aus dem wir uns emanzipieren und zum Eigner werden. Von Biologie und Stammesgeschichte, will ich erst gar nicht anfangen. Töpfer hingegen scheint von einer Art „autonomen Seelenfunken“ auszugehen, der in dieser „fremden Welt“ gefangen wird und sich im „Urschrei“ aus dieser schmerzlichen Gefangenschaft wieder befreien muß: Gnosis, versponnen in der „inneren Wahrheit“!

Wie ist das nun mit dem Eigenen „aus orgonomischer Sicht“? Zunächst einmal ist es so, daß je fundamentaler wir die Natur betrachten, also auf Quantenebene, desto mehr verschwindet jedwede Individualität. Beispielsweise sind alle Elementarteilchen, etwa Elektronen, voneinander prinzipiell vollkommen ununterscheidbar. Wenn ich doch das eine Elektron vom anderen dadurch unterscheide, einfach indem ich es verorte, etwa in der Blasenkammer oder im Doppelspaltexperiment, geht die quasi „kollektivistische“ Quantenwelt in unsere „individualistische“ Alltagswelt über. Beim Doppelspaltversuch werden durch diese „Individualisierung“ aus Wellen, die sich überlagern und dergestalt Interferenzmuster erzeugen, ganz normale Partikel, so als handele es sich um Pistolenkugeln oder dergleichen. Nun ist es so, daß nicht nur durch Verortung, sondern prinzipiell keine zwei Pistolenkugeln, keine zwei Sandkörner oder andere beliebige Objekte der Makrosphäre identisch sind. Genauso ist es mit jedem Menschen ab dem Moment der Empfängnis. Der Unterschied ist, daß wir im Gegensatz zum Sandkorn empfinden können (wie auch jede Amöbe!) und schließlich darüber hinaus ein Bewußtsein unserer Individualität entwickeln (wir empfinden, daß wir empfinden). An diesem „Geistigen“, dem Bewußtsein bzw. dem Empfinden, machen Leute wie Töpfer das Individuum fest. Nun ist es aber so, daß dieses „Geistige“ selbst zum „Quantenbereich“ gehört, d.h. hier fällt das Individuelle weg. Das sieht man schon an der (notwendigerweise kollektivistischen) Sprache: es gibt keine zwei identischen konkreten Bäume, aber der abstrakte Begriff „Baum“ ist universell. Oder mit anderen Worten: es gibt keine „individuellen Seelenfunken“, vielmehr ist unser Innenleben gewissermaßen „kollektiv“. Wir sind zwar unverwechselbare Individuen und „eigen“, aber diese Eigenheit ist etwas in jeder Hinsicht Sekundäres, das nur durch den Kontakt mit der Außenwelt entsteht und durch diesen Kontakt aufrechterhalten wird. Wie das Elektron in der Doppelspaltanordnung, „muß ich gesehen werden“, um zum Individuum und zum Eigner meiner selbst werden zu können.

Das Kind kristallisiert sich wie ein Salzkorn aus dem Meer (Mutter-, Familien- und Sippenbindung). Man kann nur hoffen, daß dieses „Meer“ sich aus den richtigen Bestandteilen zusammensetzt und durch seine Bewegung, etwa sexuellen Mißbrauch, diese „Kristallisation“ nicht stört.

In der Tat, wir sind nur „Naturerscheinung“, tatsächlich nur „Sozialerscheinung“! Alles andere ist Kontaktlosigkeit und – Entfremdung! Ich weiß, daß viele Stirner auf Töpfers vollkommen abstruse, selbstwidersprüchliche, da entfremdende „existentielle“ Weise lesen (Depersonalisation, Derealisation), aber genau deshalb sind wir ja Laskaianer: uns interessiert einzig und allein die Herausarbeitung der Funktion des irrationalen Über-Ichs. Andere Stirnerianer können sich meinetwegen ins Knie ficken!

Peter Töpfer (Teil 9)

28. November 2025

Wir sind endlich bei dem alles krönenden, Mitte dieses Jahres erschienenen Hauptwerk Peter Töpfers angelangt: Max Stirner und die Tiefenwahrheit als post-psychotherapeutisches Selbstermächtigungsverfahren (Bernd A. Laskas LSR-Projekt und die Weiterentwicklung der im Kognitiven, Affektiven und Korporellen operierenden Neuen Aufklärung).

Das Buch hebt mit der Aussage an, beim LSR-Projekt ginge es „um die fundamentalsten Dinge unseres Lebens (…) – das Totalprekariat der menschlichen Existenz –, auf die die Gegenaufklärung mit einer Rückwendung zum Transzendenten glaubt antworten zu können“ (S. 18). Nein, geht es nicht! Es geht Laska nicht um die „menschliche Existenz“, mit der ist alles in Ordnung, es geht nicht um das Sein und das Nichts, sondern um die jeweilige prekäre individuelle Existenz in einer durch die individuelle Implementierung eines „irrationalen Über-Ichs“ seit unzähligen Generationen vollkommen irrational gewordenen Gesellschaft. Das mag in der Formulierung kein großer Unterschied sein, doch von Anfang an stimmt Töpfer einen „existentiellen“ quasi „gnostischen“, geradezu „religiösen“ Ton an, der Laskas aufklärerischen Intentionen diametral zu widerläuft und ein 859seitiges Ausweichmanöver einleitet.

Dieses beginnt mit einer, wie stets bei Töpfer, fast unerträglich langatmigen Darstellung der am Jenseits ausgerichteten Lebensauffassung des Holocaustleugners und katholischen Gegenaufklärers Vincent Reynouard. Ja, es ist vollkommen absurd, wegen bloßer Worte, dazu noch Aussagen über die mittlerweile ferne Vergangenheit, ins Gefängnis zu kommen, aber ausgerechnet mit einer solchen Person und ihrem mystischen Gewäsch (man ist ja „Agnostiker“…) das erste Kapitel anzustimmen, in dem es in Folge um Bernd A. Laska, Wilhelm Reich und Laskas Nachfolger Christian Fernandes geht… Was soll das?!

Die Neue Aufklärung, etwa LaMettrie, ist, so Töpfer, ins „Sensuelle, also den Sinn“, sozusagen mitten ins Leben, vorgestoßen und hat „eine metaphysisch indifferente und agnostische Position“ eingenommen, die ein unausgesprochenes Bündnis mit den Gegenaufklärern ermöglichte, während die Alte Aufklärung Gott durch das sinnlose Nichts ersetzt hatte und danach dieses Nichts auch in der Mitte ihres Lebens gähnte (S. 23f).

Ihre Radikalen Kollegen erinnerten sie an den Urschmerz der Vernichtung ihrer Person. Da sie diesen Urschmerz unbedingt von sich fernhalten mußten – die Gegenaufklärer ließen ihn und den Trost dagegen zum Teil zu –, mußten sie die Neuen Aufklärer mörderisch verfolgen oder aber „repulsieren“, wie Laska das nennt. (S. 24)

Problem ist, so Töpfer, daß „das Nichts, die vernichtete Person und der ‚repulsierte‘ Urschmerz natürlich auch die Radikalen Aufklärer selbst betreffen“ (S. 25).

Wir landen bei Töpfer immer wieder konsequent an der Über-Ich-Problematik vorbeizielend beim „Existentiellen“, d.h. dem „Urschmerz“. Man könnte sagen, von dem Elend des neurotischen Charakters (Massenneurose) und dessen Über-Ich-Problematik werden wir abgelenkt hin zum Elend des schizophrenen Charakters, bei dem sich, wegen früher Vernachlässigung, alles um die bloße Existenz des Ich dreht. Ich erinnere an die Rede vom „Totalprekariat der menschlichen Existenz“!

Tatsächlich hat Töpfer hier einen Nerv getroffen, nämlich den, daß Laska den größten Epochenbruch seit 6000 Jahren, als die Panzerung des Menschen im Anschluß an die sexuelle Revolution anfing zu kollabieren, nicht recht ins Kalkül genommen hat. Ich spreche vom 1960 erfolgten Wechsel von der autoritären „neurotischen“ Über-Ich-Gesellschaft hin zu einer antiautoritären „schizophrenen“ Gesellschaft, in der das Über-Ich „isoliert“ ist, die Menschen nicht mal mehr wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind, die Moral auftritt wie der unvorhersehbar agierende sadistische Mörder in einem Horrorfilm und die Menschen zu undifferenzierten Fleischhaufen werden, die sich im „Urschmerz“ winden. Töpfer bzw. seine durch Arthur Janov inspiriertes „post-psychotherapeutisches Selbstermächtigungsverfahren“ („Befreiungs-Urschrei“) ist ein Ausdruck dieses epochalen Zusammenbruchs der Muskelpanzerung der Menschheit und ihre Ersetzung durch okulare Panzerung. Daß Töpfer Laska, die „Jahrtausendentdeckung“ und die Idee der Prophylaxe, dieses letzte Aufkeimen von Rationalität, in diesem Buch dekonstruiert, ist integraler Bestandteil dieses Verfallprozesses. Bezeichnenderweise spielt die verbrecherischste Seite der sexuellen Revolution, Kindersex, bei diesem Vernichtungswerk eine zentrale Rolle, wie wir noch sehen werden. Laska wird sozusagen zwischen den beiden Haupttriggerpunkten der BRD aufgeknüpft: zwischen Holocaustleugnung und Pädophilieverdacht.

Frei nach Karl Kraus ist die Tiefenwahrheit die Krankheit, die sie zu heilen vorgibt! Dazu gehört auch, daß Aufklärung heute eben NICHT „korporell“ sein kann, denn mit der Auflösung der Muskelpanzerung haben wir bereits genug affektives Ausagieren in der Gesellschaft, wohingegen bei all dem antiautoritären Irrationalismus der Appell an die Vernunft und klares Denken immer wichtiger wird. Dazu gehört das Angehen der Oberfläche, der sozialen Fassade, und das Vermeiden wahrheits- und freiheitskrämerisch bei zu tiefen biophysischen Schichten anzusetzen.

Peter Töpfer (Teil 8)

27. November 2025

Es ist bezeichnend, wie Töpfer in Pan-Agnostik mit Bernd A. Laska umgeht, dessen einziges Anliegen die radikale Liquidierung des Über-Ichs („LSR“) war. Für, meiner Einschätzung nach, pseudowissenschaftlichen Quark wie „germanische Medizin“, Jochen Kirchhoff und „Parawissenschaft“ ist in dem voluminösen Band jede Menge Platz, aber keiner für LSR-Relevantes und das bei einem, der am liebsten die „existentiell sinnlose“ Naturwissenschaft abschaffen würde (vgl. S. 234). Daß für Stirner und im Anschluß für Laska ausschließlich die MINT-Fächer sinnvoll, da über-ich-frei, waren, der Rest Dreck, wird auf eine Weise ins Gegenteil verdreht, die sogleich evident werden wird. Zwar sind Töpfers „agnostische“ Ausführungen über die erwähnten metaphysischen Systeme eben das, agnostisch, aber genau das ist das Problem, denn trotz allem Eintreten für die Autonomie und gegen die Heteronomie, bleibt die Tatsache der agnostischen Einstellung gegenüber Gott, d.h. dem – Über-Ich. Vielleicht deshalb diese 467 manisch vollgeschriebenen Seiten: um diesen Widerspruch vor sich selbst zu übertünchen.

Laska wird nur auf sieben Seiten erwähnt:

S. 25: Hier der bereits in Teil 6 erwähnte Mißbrauch LaMettries als Zeugen Gottes (also des Über-Ichs) mit Verweis auf Laskas Herausgeberschaft von Der Mensch als Maschine.

S. 33: „Religionskritiker wie Feuerbach sind tatsächlich näher an Gott dran als Religiöse. ‚Der agnostische Standpunkt ist auf theologischem Gebiet dem theistischen überlegen‘ ließe sich in Abwandlung einer Feststellung von Panajotis Kondylis auch sagen.“ In einer Fußnote wird das Originalzitat mit Verweis auf Laska als Quelle angegeben. Indirekt wird von Töpfer der fanatische Atheist Laska in den Dunstkreis der Zeugen Gottes (also des Über-Ichs) hineingezogen.

S. 104: „In ihrer Fehleinschätzung und Anbetung des Intellektuellen spotteten die philosophischen Wissenschaftler über ‚Gott‘, ohne zu bemerken, daß ihr ‚Mensch‘ genau so ein ‚höheres Wesen‘ ist, das aber sogar einer noch geistigeren Vorstellung als ‚Gott‘ entstammt, wie es Bernd A. Laska richtig sagt.“ Der Stirnersche Satz, daß „Gott“ durch das Gespenst „der Mensch“ ersetzt wurde, macht aber grundsätzlich nur aus atheistischer Warte Sinn, nicht aus agnostischer. In letzterer verkehrt er sich sogar ins Gegenteil.

S. 190: Im Zusammenhang mit der Physik von Burkhard Heim, welche von zwei zusätzlichen Dimensionen spricht, die das Geistige und das Lebendige erklären sollen, wendet Töpfer ein, man solle sich zuerst der Dimension des „Irdisch-Existentiellen“ nähern. „Das wäre aber kein rein intellektuelles Vorgehen, sondern ein ‚im affektiv-rationalen Bereich operierendes und damit „praktisch“ werdendes‘, denn ‚Stirners Postulat, die alte Aufklärung, die im kognitiv-rationalen Bereich operierte, sei am Ende ihrer Möglichkeiten und deshalb durch eine neue fortzusetzen.‘ (Bernd A. Laska)“ Spökenkiekerische Physik, die mit Taschenspielertricks operiert (zusätzlichen Dimensionen), wird mit der alten rationalistischen Aufklärung gleichgesetzt und das „existentialistische“ Gedöns Töpfers mit Stirners Überwindung des emotionalen Problems Über-Ich gleichgesetzt. Laska, der als Steinbruch für abstruse Beweisführungen benutzt wird, ist hier wieder Mißbrauchsopfer! Ein ganzes Buch an der Über-Ich-Problematik vorbei!

Das ganze ist, jetzt mal unabhängig von unserem Laska-Thema, sowieso Quark, denn, „wie es die Pan-Agnostik aufzeigt“, gibt es keine Beziehung zwischen dem Physikalischen und der Existenz (S. 197). Unser „Agnostiker“ ist, wie ich schon vorher andeutete, demnach ein waschechter Gnostiker, den rein gar nichts mit dem Demiurgen verbindet und der verzweifelt nach dem autonomen Seelenfunken in sich sucht! Was im übrigen durch und durch luziferisch ist. DIE Religion der Weltverschwörer. Aber lassen wir das…

S. 202: Töpfer erwähnt Laskas Hinweis in dessen Reich-Monographie, daß bei diesem die jüdische Herkunft weniger prägend war als bei anderen. Töpfer verweist dann auf mich, daß Reich seine Wurzeln lieber bei „Amöben, Quallen und in der Milchstraße“ gesucht hat. Blasphemie für den vermeintlichen „A-Gnostiker“ Töpfer, für den es keine Beziehung zwischen dem (Bio-) Physikalischen und der Existenz gibt… Aber es ist eh immer dasselbe: statt naheliegender Ausführungen über das Über-Ich und das das damit zusammenhängende jüdische Selbstempfinden bei Freud im Vergleich zu Reich werden wir vermeintlich von Laska ausgehend „cisintellektuell“ ins „Existentielle“ geführt…

S. 226: „Einzig wirklich wichtig für das vorliegende Buch aber ist, daß weder mystische Quantentheoretiker wie Dr. Robert Lanza, noch Anti-Viren-Biologen wie Dr. Stefan Lanka von irgendeiner existentiellen Relevanz sind, dafür aber Bernd A. Laska schon eher, da Laska die Tür in die, wie er sagt, ‚Paraphilosophie‘, anders gesagt in die Postphilosophie und den Cisintellektualismus aufstößt.“

Wohin hier die Reise in diese „Zweite Aufklärung“ geht, zeigt Töpfer auf seiner Website:

In der Zweiten Aufklärung ist nicht nur rational, was sich messen läßt, sondern all die inkommensurablen Dinge auch, die nicht nur mathematisch nicht, sondern die überhaupt nicht sprachlich ausdrückbar sind. Schließlich geht es auch gar nicht um das sprachliche Ausdrücken (das Darüber-sprechen), sondern um das Sein – wozu freilich unbedingt das Ausdrücken zählt; ja, ohne den Ausdruck gibt es gar nichts; nur was sich ausdrückt, lebt; dafür bedarf es aber des transintellektuellen Ausdrucks, lebendiger Ausdruck ist niemals nur intellektuell. Es geht bei der Neuen Aufklärung also nicht nur um das Erfassen und Begreifen dessen, worum die Alte Aufklärung einen großen Bogen machte – damit bliebe die Neue Aufklärung im Bereich des rein Kognitiven –, sondern um das tatsächliche Sein, das die Alte Aufklärung lediglich beschreiben, kategorisieren und enzyklopedieren konnte und wollte.

Laska hätte wohl in Konsequenz seinen Namen tanzen sollen oder was?!

S. 426: Töpfer erwähnt Stirners Schrift Das unwahre Prinzip unserer Erziehung, die auch in den von Laska herausgegebenen Parerga, Repliken, Kritiken Stirners erschienen sei. „Niemand hat im 19. Jahrhundert diese umfassende Unantastbarkeit und Integrität [der Kinder] radikaler reklamiert als Max Stirner (..).“ Und das nicht „bloß“ sexuell, sondern viel weiter, nämlich existentiell.

Gut, klingt zwar merkwürdig verquer (wieso ausgerechnet im Zusammenhang mit Stirner überhaupt das Sexuelle erwähnen?), aber doch alles sehr gut und beruhigend,– wenn da nicht Töpfers zwei Jahre später, also dieses Jahr, erschienenes Buch Tiefenwahrheit (859 manische Seiten!) wäre, denn dort wirft Töpfer Laska eine Rechtfertigung von Pädophilie durch Festhalten am Freudschen Theorem der kindlichen Sexualität vor, wobei aber deutlich wird, daß es hierbei gar nicht um eine sachliche Auseinandersetzung geht, denn was hat ausgerechnet Laska mit dem Thema zu tun? Bei all dem merkwürdig verwaschenen Geschwurbel wird höchstens deutlich, daß Töpfer, der Anarchist, erstaunlicherweise am ebenfalls Freudschen „die Kultur geht vor“ festhält. (Soviel zur „Unantastbarkeit“ der Kinder!) Zudem leitet Töpfer seine Ausführungen über Laska auch noch mit dem Töpferschen Thema Holocaustleugnung ein, wobei es Töpfer zwar hauptsächlich um die Meinungsfreiheit zu tun scheint, realiter aber wird, parallel zur Pädophilie, ausgerechnet Laska mit Holocaustleugnung irgendwie in Verbindung gebracht. Was wird beim Leser haftenbleiben?

Peter Töpfer (Teil 7)

26. November 2025

Wir waren bei dem Bündnis mit dem Theismus. Töpfer sieht die Annäherung insbesondere in der Frage des Gewissens gegeben – ausgerechnet:

Das Gewissen ist das Autonome schlechthin – die tiefste Stimme. Gott, so verstanden, hat nicht nur einen Sinn und Nutzen, er ist dann der oberste oder tiefste Befehlsgeber in existentiell unklaren Lagen und Fragen. Auch wenn es den Anschein haben könnte, als sei das Gewissen eine externe Instanz (Gott), so ist es doch die innerste Instanz – die innere und eigentliche Instanz par excellence. (Hervorhebung hinzugefügt)

Und noch unglaublicher:

Eine Teileinpflanzung des Gewissens muß (…) gar nicht unbedingt schlecht sein, muß der Eigenheit des Kindes nicht widersprechen, ja, das Kind braucht zu seiner Sozialisierung und Kultivierung einen Appell an sein Gewissen. (S 78, Hervorhebung hinzugefügt)

Das ist dermaßen hanebüchen, dermaßen das diametrale Gegenteil von allem wofür LaMettrie, Stirner, Reich und Laskas gesamtes LSR-Projekt stehen… Mir fehlen schlichtweg die Worte! DAS meint also Töpfer mit „Bündnis“: Verrat an LSR!

Apropos Emotionelle Pest: Eines der Hauptmankos derartiger Unternehmungen wie Töpfers Pan-Agnostik ist das Verfehlen der Emotionellen Pest. Stattdessen wird von der angeblich unausweichlichen Tragik des menschlichen Lebens mit seinen „unaufhebbaren Gegensätzen“ schwadroniert, die man „mannhaft“ zu tragen habe. In diesem Zusammenhang zitiert Töpfer Kierkegaard: „Heirate, und du wirst es bereuen. Heirate nicht, und du wirst es ebenfalls bereuen“ (S. 55). Aber erst angesichts des absoluten Nichts würde man wirklich anfangen zu beten, denn „Nichts und Gott (sind) funktional identisch“ (S. 56). Es geht hier nämlich um die letzten Fragen der ins Nichts geworfenen menschlichen Existenz. Aber genau DAS, diese Perspektive, ist „Metaphysik“, die vom Wesentlichen, nämlich der Emotionellen Pest ablenkt – und damit die offensichtliche Funktion der Töpferschen „Pan-Agnostik“ erfüllt, – die doch vorgeblich die Wertlosigkeit der Metaphysik für die Existenz erweisen will.

Wir haben es im Leben immer genau dann mit der Emotionellen Pest zu tun, wenn wir, was immer wir auch tun, wie immer wir uns auch entscheiden, das Falsche machen, etwa heiraten oder Single bleiben. Genauso ist es stets und in jedem Fall nichts weiter als Emotionelle Pest, wenn wir vor „existentielle Dilemmata“ gestellt werden, aus denen es prinzipiell kein entkommen gibt. Am Ende würdest du doch sterben, jede Sinngebung bzw. Sinnhaftigkeit sei letztendlich Illusion, es wäre besser du wärst nie geboren worden, etc. Beides, die Ausweglosigkeit des Alltags und die „metaphysische“ Ausweglosigkeit unserer Existenz, blockiert und verunmöglicht die Lösung konkreter Probleme insbesondere die sexualökonomischer Natur. Reich hat darüber ein ganzes Buch geschrieben, Die sexuelle Revolution. Ich verweise ausdrücklich auf das Motto „Aus dem Tagebuch des Schülers Kostja Rjabzew“: Leben ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Probleme des Alltags werden wir entsprechend mit einer wirklichen sexuellen Revolution lösen. Und was die unlösbare „existentielle Not“ betrifft: zur Hölle mit Kierkegaard, Heidegger und den restlichen Dunkelmännern mit ihrem unerträglichen lebensuntüchtigen Geseier über den „Urschmerz“! Wir haben es mit dem wirklichen Leben zu tun, nicht mit den „existentiellen“ Problemen lebensferner Randexistenzen.

Ja, das sind auch Probleme, mit denen man sich auseinandersetzen kann, aber es ist wie bei den öffentlichen Sexpol-Abenden Reichs in Wien und Berlin: die genitalen Probleme der Massen werden öffentlich debattiert, während die prägenitalen Perversionen im persönlichen Gespräch mit dem Arzt besprochen werden. Außerdem wird verhindert, daß die perversen Sonderlinge den öffentlichen Raum dominieren, wie es im damaligen Berlin ansatzweise tatsächlich gegeben war. Ja, die Seelenleiden, die „existentielle Not“ und der „Urschmerz“ von schizophrenen Charakteren sind ernst zu nehmen, haben aber im öffentlichen Diskurs nichts, aber auch rein gar nichts zu suchen. Leider ist es so, daß sie heutzutage alles bestimmen und das Lebendige marginalisieren. Reich und Laska haben diese Befindlichkeiten stets ihrerseits marginalisiert!

Ein dritter Punkt, der mich ganz persönlich umtreibt, hat tatsächlich explizit mit „Gott“ zu tun, den der Agnostiker ehrfurchtsvoll auf Abstand hält, wie es die Juden mit ihrem Gott tun, dessen Namen sie nicht mal auszusprechen wagen. Hier tut sich die Lücke auf, in der der Agnostiker Raum für die Moral und „Metaphysik“ schafft, die doch LSR angetreten ist, radikal zu liquidieren. Entsprechend sollten wir „Gott“ im Gegenteil ganz genau und vollkommen distanzlos betrachten. Lieber Theist, ich analysiere, seziere und rekonstruiere deinen „Gott“, diese Über-Ich-Mißgeburt selbstherrlich ohne den leiseste Anflug von Ehrfurcht und „erkenntniskritischer“ Bescheidenheit!

Namen haben eine Bedeutung, da sie einen ganzen Kontext herstellen, der sich in einer Persönlichkeit verkörpert. Töpfer tut so, als wäre „Gott“ etwas, das so jenseitig ist, daß man sich nicht drum kümmern muß. Tatsächlich ist es aber etwas grundlegend anderes, ob eine Gesellschaft ständig „Allah“ evoziert bzw. „herabbeschwört“, den „Waheguru“ der Sikhs, den Wotan der Neuheiden, den Seth der Satanisten oder Jesus, der eine Person des „dreifaltigen Gottes“ ist. Religionen sind so etwas wie „Energiefelder“, die etwas mit der Gesellschaft und dem Einzelnen machen. An seinen Früchten wird man den jeweiligen Gott erkennen. Beispielsweise war der Nationalsozialismus nichts anderes als ein Wotanskult:

Peter Töpfer (Teil 6)

25. November 2025

Wenden wir uns Töpfers Buch Pan-Agnostik von 2023 zu (Für ein theistisch-agnostisches Bündnis im Kampf gegen den Great Reset und Transhumanismus. Erscheinungsformen der Metaphysik und deren Wertlosigkeit für die Existenz).

Auf ein und derselben Seite zu schreiben, daß die Evolution „ein lächerliches Märchen ist“ und gleichzeitig zu behaupten, „die Existenz Gottes in Frage zu stellen (…) wäre ja dermaßen eine Dummheit zum Quadrat, wie man es sich gar nicht vorstellen kann“ (S. 24) – dazu gehört schon Chuzpe! Ich frage mich ernsthaft, welche merkwürdige Verstrickung einen Menschen mit derartigen Ansichten ausgerechnet zu LaMettrie, Stirner, Reich und Laska geführt hat. Zumal er auch noch explizit den Ironisten und Autor der Naturgeschichte der Seele, LaMettrie, als Zeugen Gottes heranzieht und wie folgt zitiert: „Damit will ich nicht sagen, daß ich die Existenz eines höchstens Wesen in Zweifel ziehe; mir scheint im Gegenteil, daß der höchste Grad der Wahrscheinlichkeit für sie spricht“ (S. 25).

Mit jeder Seite wird es schlimmer, denn mit einer verqueren Dialektik bringt es Töpfer nicht nur fertig, LaMettrie als Theisten dastehen zu lassen, sondern darüber hinaus die Theisten gegenüber den Atheisten mit Hilfe Stirners zu verteidigen: während die Atheisten ein Nichts verträten, verträten die Theisten ein Etwas, wenn auch nur einen Gedanken. „Man mag ihn wie Max Stirner als ‚Sparren‘ oder als ‚Spuk‘ bezeichnen, aber dennoch ist dieser Gedanke in der Welt: in den Köpfen der Theisten“ (S. 26). – Man kann dem Wesentlichen nicht radikaler ausweichen, dem LSR-Projekt nicht hinterhältiger die Beine wegziehen!

Um dem ganzen die Krone an Absurdität aufzusetzen schreibt Töpfer über sich selbst:

Die Frage nach der Existenz Gottes und Gott selbst ist für den Agnostiker [womit Töpfer stets sich selbst meint!] nicht interessant, denn er sieht in einem solchen Gedanken keinen Sinn und keinen Nutzen. Er sieht keinen Grund dafür sich mit diesem Gedanken überhaupt zu beschäftigen. (S. 25)

Für LaMettrie, Stirner, Reich und Laska war das die einzige Frage, die überhaupt von Interesse war! Es geht schließlich um das Über-Ich und die mystische Fehldeutung der „vegetativen Strömung“ aufgrund des Über-Ich! Aber Töpfer wirkt wie taub gegenüber dem eigentlichen Thema seines Buches. Es geht immer nur um die Verarbeitung von „Information“ und um den kleinkrämerischen „Nutzen“, so als handele es sich um ein Softwareproblem bei einem Roboter. („…durch Theismus an mehr Informationen rankommen. Aber den ‚Glauben an Gott‘ als ‚Kraft‘ brauche ich nicht“ [S. 58].) Entsprechend wird der Theismus rein rationalistisch betrachtet, statt nach den Gefühlen zu fragen. Selbst da, wo es um Autonomie (Selbstregulierung) und Heteronomie (Über-Ich) beim Theismus geht, verfehlt Töpfer den Knackpunkt. Er erläutert, daß die theistische Herangehensweise an Gott auf eine „Abwesenheit des Subjekts“ hindeute:

Das ist keine Psychologisierung, sondern logisch: Das Subjekt wendet sich ganz offenbar an etwas außer sich Liegendes, das heißt an ein Objekt, im vorliegenden Falle möglicherweise ein Personalobjekt. Das Objekt befindet sich offenbar nicht im Subjekt. (S. 44)

Ich kann aber prinzipiell nur auf ein Objekt hören! Unser Innenleben ist verinnerlichtes Sozialleben. Ohne dieses hätten wir gar kein Ich, „auf das wir hören können“, wären kein Subjekt, sondern nur reiner unreflektierter Affekt.

Einerseits ist, wie wir gesehen haben, für Töpfer die Existenz Gottes absolut evident, andererseits meint er mit „Gott“ „immer alles metaphysisch und spirituell Fremdregulierende“ (S. 55). Dieser Widerspruch ist nur möglich, weil er von seiner ganzen Denkungsart gar nicht erfassen kann, was Gott ist: einerseits die mystifizierte vegetative Strömung, die uns antreibt, und andererseits das hypostasierte Über-Ich. Je nachdem ist das entweder „Gott“ oder der „Teufel“. Stattdessen verfängt sich Töpfer in nicht enden wollenden Spitzfindigkeiten.

Dabei wäre es so einfach! Man schaue sich Reichs Buch Äther, Gott und Teufel an und vergegenwärtige sich, daß der Erzatheist Reich den Theisten durchaus ein „Bündnis“ angeboten hat und zwar zum Entsetzen seiner treuen Schüler. Immerhin konnte er nachvollziehen, daß es etwas „jenseits“ der Alltagserscheinungen gibt, wenn auch nicht mystisch und ungreifbar „wie in einem Spiegel“, aber Reich hatte doch einen gemeinsamen Boden mit den Theisten gefunden – im Gegensatz zum Verhältnis zu den mechanistischen Materialisten. Daß sich Töpfer als letzterer erweist und sich dann auch noch auf die mechano-mystischen „Gottesbekenntnisse“ von Einstein und Planck beruft (S. 23f), für die Gott ein bloßer Lückenbüßer ist wie einst für die „gefühllosen“ Deisten des 18. Jahrhunderts, für die die Welt ein perfektes Uhrwerk war, daß zwar einen Schöpfer erforderte, der sich danach aber zur Ruhe setzen konnte…