
THE JOURNAL OF ORGONOMY: chronological index vols. 1-57 (1967-2025)
Seelische (emotionale) Gesundheit ist kein Ideal, das man sich erarbeiten kann, indem man irgendwelchen Normen folgt. Der Umkehrschluß jedoch, Wertvorstellungen und gesellschaftliche Normen seien per se nicht mit Gesundheit vereinbar, ist nicht schlüssig. Das Problem ist, ob die soziale Fassade (die äußere Schicht des Dreischichten-Modells) reaktiv eine Abwehr sekundärer Triebe ist oder ob sie die primäre Schicht, den Kern, ausdrückt und das freie Funktionieren des Kerns unterstützt.
In der Begrifflichkeit Max Stirners: die Freiheit kann und muß sogar eingeschränkt werden (z.B. durch die Straßenverkehrsordnung), während sich die Eigenheit unter allen Umständen frei entfalten muß. Ein Beispiel ist die Erziehung nach A.S. Neill („Summerhill“), wo die Freiheit eingeschränkt wird, damit sich die Eigenheit uneingeschränkt entfalten kann.
Es geht also nicht um die Abschaffung aller Moral, sondern um eine ganz neue Moral – die vom Normalbürger einfach als irrwitziger Unsinn, wenn nicht sogar als verbrecherisch (anarchistisch oder diktatorisch, je nachdem) erachtet würde.
Eine solche Moral ist nicht von einem „Du sollst!“ oder „Du sollst nicht!“ bestimmt, sondern sie entfaltet sich spontan. Dem Gesunden imponieren entsprechend viele Forderungen und Verbote der offiziellen Moral als zutiefst unmoralisch, insbesondere was Bereiche wie Kindererziehung, Sexualmoral, Recht auf Selbstverteidigung, etc. betrifft. Man nimmt etwas auf sich nicht wegen „moralischer“ Forderungen, sondern weil es einem inneren Drang entspricht und man unterläßt etwas nicht aus Angst vor Strafe, sondern weil es einem schlicht zuwider ist. Es ist offensichtlich, daß diese Art von Moral nur funktionieren kann, wenn Menschen nicht gepanzert (d.h. „böse“) sind (vgl. Die Funktion des Orgasmus, Fischer-TB, S. 137).
Solange Panzerung im Spiel ist, gibt es natürlich durchaus ein „Du sollst!“ oder „Du sollst nicht!“ Die bioenergetisch/charakter-strukturelle Sichtweise impliziert nämlich ganz konkrete moralische Forderungen und Verbote sexualökonomischer Natur. Die neue Art von Moral kann nur funktionieren, wenn Kinder frei aufwachsen und vor dem neurotisierenden Einfluß ihrer Umwelt geschützt werden. Entsprechend sind wir Todfeinde sowohl der religiösem Erziehung, die mit Hölle und Teufel droht, als auch einer Massenkultur („Hollywood“), die Hölle und Teufel glorifiziert. Es ist eine Moral jenseits und außerhalb der „gesellschaftlichen Debatten“!
Robert Hase
Im Jahr 1966 hospitierte der dänische Lehrer Bjarne Segefjord an der von A.S. Neill geleiteten Internatsschule Summerhill. Sein Aufenthalt dauerte vom 21. Oktober bis zum 11. Dezember 1966 und wurde durch ein Stipendium des Direktorats für Unterricht ermöglicht.
1968 veröffentlichte Segefjord seine Tagebuchaufzeichnungen in Dänemark unter dem Titel Summerhilldagbog. Im Zuge der sogenannten Summerhill-Welle Anfang der 1970er Jahre wurde das Buch ins Deutsche übersetzt – ein Vorgang, der heute kaum mehr vorstellbar wäre. Die deutsche Ausgabe erschien 1971 im Paul List Verlag unter dem Titel Summerhill-Tagebuch. Erfahrungen mit Neills antiautoritärer Erziehung als Taschenbuch.
Besonders faszinierend fand ich die Schilderungen darüber, wie der damals bereits 83-jährige Neill mit der jugendlichen Sexualität umging. Zwar hatte Neill dieses Thema bereits in seinen eigenen Schriften behandelt, doch hier erleben wir es aus der Perspektive eines unmittelbaren Augenzeugen – was den Bericht besonders eindrucksvoll macht.
Heute war um elf Uhr eine außerordentliche Versammlung. Vor diesen Versammlungen liegt immer eine Spur von stiller Sensation in der Luft, denn entweder muß etwas sehr Wichtiges und Eiliges besprochen werden, was nicht bis Samstag warten kann, oder es handelt sich um Dinge, in die man aus verschiedenen Gründen keine Besucher einweihen will. Heute stand eine Fünfzehnjährige auf der Tagesordnung, die gerade aus den USA gekommen war. Sie hatte nach der Bettgehzeit einen Jungen aus dem Internationalen Klub mit nach Hause genommen. Das war ja nun eine recht delikate Angelegenheit, die bei jeder dänischen Heimschule mit Schülern ihres Alters zu einem Hinauswurf geführt hätte. Sie wurde in Ruhe und Ordnung besprochen. Keine erregten Stimmen, keine moralische Entrüstung, keine hitzige Diskussion, keine zornigen Gesichter. Warum ich das so sehr betone? könnte man fragen – ja, warum denn nicht? Ich erinnere mich an die Sache mit einem Jungen und einem Mädchen der Abgangsklasse in einem Schullandheim. Die haben beieinandergelegen und etwas geschmust, und eine hysterische, frustrierte Lehrerin hat sie nach Hause geschickt. Kein Wunder, daß sich in dem fortschrittlichen Teil der dänischen Presse Stimmen gegen diesen armen, enttäuschten Menschen erhoben. Sie haben aber das Gefühlsleben der Lehrerin gewiß nicht verändert. Im vorliegenden Fall hätte man wohl erwartet, daß Neill etwas sagte, ehe die Versammlung das „Urteil“ über das Mädchen fällte, aber er tat es nicht. Während der ganzen fünfzehn Minuten dauernden Versammlung stand er da und hörte den Zeugen zu. Als das Mädchen eine strenge Verwarnung bekommen hatte und die Auflage, daß etwas Derartiges sich nicht wiederholen dürfe, hob Neill die Hand und erhielt die Gelegenheit zu einer abschließenden Bemerkung. Er sagte: „An der ganzen Sache ist überhaupt nichts Moralisches. Du mußt dir klar darüber sein, daß das, was du in erster Linie getan hast, die Tatsache ist, daß du die festgesetzte Bettgehzeit überschritten hast, indem du zu spät aus dem Ort heimkamst. Daß du einen Besucher dabeihattest, macht die Sache nicht schlimmer und nicht besser. Du mußt nur wissen, daß alle hier in der Schule wissen wollen, wer hier Besucher ist und wer hierhergehört. Das ist eine verständliche Forderung, da ja alle hier wohnen wollen. Wir müssen wissen, wer hierherkommt – auch nach Einbruch der Dunkelheit.“ Mit dieser abschließenden Stellungnahme zeigte Neill, daß er völlig mit der Stellungnahme der Versammlung übereinstimmte. Eine Debatte über Geschlechtsverkehr hatte nicht stattgefunden, aber eine Debatte über die Einhaltung der Gesetze, bei deren Annahme alle mitgewirkt hatten. Das ist nicht nur mutige, sondern auch zweckmäßige Pädagogik – für den, der sich traut. (S. 111-112)
Lange Zeit bemühte sich Segefjord vergeblich um ein Vier-Augen-Gespräch mit Neill. Erst kurz vor dem Ende seiner Hospitation kam es dazu – und er nutzte die Gelegenheit, um Neill auch nach dessen Sicht auf Sexualität in Summerhill zu fragen.
„Warum ist es nie zu einer Schwangerschaft von Schülerinnen gekommen?“
„Ich kann nur glauben, daß es vor allem daher kommt, daß ich den großen Schülern erkläre, welche Folgen eine Schwangerschaft für die Schule hätte. Man darf auch nicht vergessen, daß die Sexualität einfach nicht wie an anderen Schulen, wo Jungen und Mädchen zusammen sind, zum Problem wird, wenn sie hier von früher Kindheit an wie Brüder und Schwestern miteinander verkehren. Man kann es auch kurz so sagen: In der Erziehung gilt es, das Unbewußte bewußt zu machen. Mir kommt es vor, als ob die sogenannte normale Erziehung das genaue Gegenteil erstrebt, nämlich das Bewußte unbewußt zu machen. Man darf annehmen, daß Kinder von Geburt an sich der Sexualität bewußt sind. Das Saugen an der Brust befriedigt einen gewissen sexuellen Bedarf beim Kleinkind und stillt natürlich gleichzeitig auch das Hungergefühl. Die wichtigsten Sinnesorgane des Kleinkinds sind Zunge und Lippen, und wenn sie in Funktion sind, ist es sensuell in der üblichen Bedeutung. Wenn das Kind größer geworden ist, spielt es seine sexuellen Spiele und onaniert. Und all das ist ganz natürlich – ja, es wäre unnatürlich, wenn das Kind sich nicht diesen Tätigkeiten hingäbe. Aber was passiert dann? Man macht das Bewußte unbewußt, indem man die Onanie verbietet, indem man die sexuellen Spiele verbietet, indem man dafür sorgt, daß die Hände des Kindes auf der Decke liegen, wenn es schlafen geht, und indem die Erwachsenen und die Eltern dem Kind oft sexuelle Aufklärung verweigern. Ja, man könnte wohl noch mehr Beispiele dafür bringen, daß das Bewußtsein des Kindes auf diesem Gebiet unterdrückt und unterernährt wird. Das alles wollen wir hier in der Schule vermeiden, und es scheint ganz gut zu glücken, weil wir mit den Kindern über sexuelle Themen reden – und weil wir ihnen, wenn sie klein sind, die sexuelle Entfaltung nicht verbieten. Wenn sie größer werden, können wir auch nicht verbieten, sondern nur darum ersuchen, und das hat bis jetzt seine Wirkung gehabt.“ (S. 142-143)
Mit seiner „Leibphilosophie“ besteht Hermann Schmitz darauf, daß wir nicht Gefühle haben, sondern von Gefühlen ergriffen werden. Damit ähnelt er durchaus Reich, der seit den bio-elektrischen Experimenten Mitte der 1930er Jahre darum bemüht war, Gefühle zu „objektivieren“ und umgekehrt Subjektivität in die Forschung zu integrieren: der Forscher selbst als wichtigstes Forschungsinstrument. Laska liegt eine solche Sichtweise fern oder, besser gesagt, ihm ist das Ergriffenwerden selbst das Grundproblem: Fremdsteuerung, Manipulation, Heteronomie, Über-Ich. Und tatsächlich sind alle „Lehren“, die die Objektivität von Gefühlen vertreten (der Mensch wird zu einem bloßen „Radioempfänger“!), etwa der tibetische Buddhismus oder Steiners Anthroposophie, dezidiert, wie soll ich sagen, „über-ich-affin“. Das zeigt sich ganz konkret an der Kindererziehung, die diametral dem orgonomischen „Summerhill-Modell“ widerspricht.
Für Schmitz ist die große, alles entscheidende Wende in der Menschheitsgeschichte die Philosophie Fichtes (zugespitzt durch Stirner): die radikale Subjektivität, wie sie in der romantischen Bewegung evident wurde, eine alles zersetzende Ironie, die in vielem unsere heutigen antiautoritären Verhältnisse, die alles beherrschende Beliebigkeit, vorwegnahm. Man spielt nur noch eine beliebige Rolle, kann sogar sein Geschlecht nach Belieben ändern und sogar neue „Geschlechter“, wenn nicht „neue Genitalien“ frei erfinden. Tatsächlich wird ja Stirner von vielen neosexuellen Transleuten vereinnahmt: „Ich habe meine Sache auf nichts gestellt!“ „Ich bin, wer ich bin!“
Aus dieser Perspektive blickt Schmitz auf Laska: als jemand der sich der Ergriffenheit, Betroffenheit entzieht. Beispielsweise hat Schmitz die „Utopie“, daß Europa eines Tages von „Hndugöttern“ ergriffen werden könnte, worauf Laska nur konsterniert kopfschüttelnd reagieren kann. Was Schmitz meint, wird wohl am besten durch das Phänomen „Heilung“ verkörpert. Man lese die Kommentare unter dem Video und beachte, wie viele Menschen es sich schon angeschaut haben!
Heilung im Sinne Schmitz‘! An sich ist der Mummenschanz lächerlich und fordert zur Ironie auf, aber die bleibt einem buchstäblich im Halse stecken, wenn man den Mut hat sich der Erfahrung zu öffnen – den Gefühlen zu öffnen.
Hier haben wir exakt das, was Wagner anstrebte und nicht zuletzt sein Adept Hitler. In Massenpsychologie des Faschismus hat sich Reich ausgiebig mit dem Phänomen des „Ergriffenseins“ beschäftigt. Gleichzeitig hat er eine Alternative angeboten; eine Alternative, die explizit gegen das Über-Ich gerichtet ist. Die Rede ist davon, daß in seinen „Sexpol-Gruppen“ die sexualpositive Massenatmosphäre, die durch die wortwörtliche „Aufklärung“ erzeugt wurde, die individuellen Hemmungen überwunden hat und den Impuls zur kollektiven Befreiung freisetzte. Ähnliches strebte er später mit seinem Konzept der „Arbeitsdemokratie“ in der Sphäre der Arbeit an. Das ist der sozusagen „menschentierliche“ „unbedingte Ernst“, der „‘tierisch‘ verankerte Lebenswille“, den Laska Schmitz nahebringen will, aber Schmitz sieht nur Kultur, verteidigt die Kultur, die „einpflanzende Situation“ – das Über-Ich. Faschismus! Seine Zukunftsvision sind „Hindugötter“! Heilung…
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Das Zentrum von Hegels Philosophie ist die Frage, wie Bewegung überhaupt möglich ist. Jeder kennt das Paradoxon des Zenon: Ein Pfeil kann sich vom „philosophischen Standpunkt“ aus nicht bewegen, denn in jedem Moment, in dem wir den Pfeil mit unserem „philosophischen Auge“ betrachten, steht er still, wie die Einzelbilder eines Kinofilms. Nach Hegel ist die Bewegung nur möglich, weil zwei sich gegenseitig ausschließende Tatsachen (wie: der Pfeil ist entweder hier oder der Pfeil ist dort) koexistieren können (Bewegung des Pfeils). Diese Einheit von „hier“ und „dort“ ist (sic!) das synthetische Funktionieren des Verstandes, und so ist alles um uns herum eigentlich nichts als Geist oder vielmehr die Entfaltung des „reinen Geistes“ der Logik und ihrer Bewegungsgesetze jenseits von Zeit und Raum: (schrecklich verkürzt) These, Antithese, Synthese.
Dieser „Geist“ ist autonom, d.h. weder mein Geist („hier“) noch dein Geist („dort“), sondern universeller Geist. Der reine und dann entfaltete Geist wird zum „absoluten Geist“, wenn er sich in Kunst und Musik, Religion und Philosophie manifestiert, wo bzw. weil sich der Geist schließlich seiner selbst bewußt und damit „absolut“ wird. Der „absolute Geist“ ist die höhere Synthese aus dem „subjektiven Geist“ des Einzelnen und dem „objektiven Geist“ der Ethik: Familie, Gesellschaft, Staat. Der „objektive Geist“ wiederum manifestiert sich in der Geschichte der Welt, und die Geschichte der Welt ist nichts anderes als die Geschichte der Staaten, Reiche und Dynastien. Das Endziel dieser Entwicklung ist, wie gesagt, der „absolute Geist“. Deshalb muß das egoistische Individuum, das die Entwicklung des „objektiven Geistes“ behindert, um jeden Preis unterworfen werden, d.h. es muß vollständig der Ethik untergeordnet werden. Der Staat ist alles, denn der Staat ist die Manifestation Gottes, bzw. der Staat führt zu Gottes endgültiger Manifestation als absoluter Geist. So waren „Staaten mit philosophischem Ziel“ wie Nazi-Deutschland und die (in philosophischer Hinsicht durch und durch „germanische“) Sowjetunion die höchsten Manifestationen des Hegelschen Denkens.
Marx war die Fortsetzung von Hegel: die vollständige Unterwerfung des egoistischen Individuums unter die Idee der Humanität, d.h. die preußische Schule. Stirner war das Gegenteil von Hegel: „egoistische“ Selbstregulierung, d.h. sozusagen Neills Summerhill. Stirner war ein Todfeind der Ethik an sich. Er war gegen das „Über-Ich“ und für die Kinder der Zukunft, genau wie LaMettrie und Reich.
Man denke auch an die Liebesaffäre zwischen der Adlerschen und Freudschen Psychoanalyse auf der einen und dem „Trotzkistischen“ Bolschewismus auf der anderen Seite. Über die „Bucharinistische Pädologie“ reichte bis zum Stalinschen Terror eine gerade und vollkommen logische Linie: das Animalische im Menschen „vermenschlichen“ und das „Individualistische“ kollektivieren. Schaut man zurück auf Hegels Ausgangspunkt bei Zenon beruht im Dialektischen Materialismus die Bewegung der Materie selbst letztendlich auf dem Über-Ich (Gott!) – und der Marxismus erweist sich als allerfinsterste Reaktion: alles geht auf den „Geist“ zurück und zielt auf dessen Absolutierung – auf das triumphierende Über-Ich.
Liebe, Arbeit und Wissen bedeuten LiebesGLÜCK (Reichs Orgasmustheorie), ArbeitsFREUDE (das, was Reich ursprünglich als „Sozialismus“ bezeichnet hat) und WißBEGIERDE (die Grundlage der Summerhill-Erziehung). Siehe dazu auch die ursprüngliche Formulierung von Reichs Motto, das er ab 1942 jedem seiner Schriften voranstellte: „Liebesglück, Wissen und Arbeit sind die Säfte unseres Lebens! Sie sollten es auch regieren!“ Das ist der Schlußsatz von Die natürliche Organisation der Arbeit in der Arbeitsdemokratie, seiner ersten Arbeit zur Arbeitsdemokratie vom Januar 1939.
Zuvor war dieser Satz bereits in Reichs Artikel „Selbstverständlichkeiten“ aufgetaucht, den Reich 1938 in seiner Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie veröffentlicht hatte:
Liebesglück, Wissen und Arbeit sind die Säfte unseres Lebens! Sie sollen es auch regieren!!
Arbeit ist die Grundlage des Lebens, Liebesglück sein Inhalt!
Arbeit soll nicht Pflicht, sondern ein Stück Lebensfreude sein!
Ohne Liebesglück würde alles keinen Sinn machen. Das geben selbst die Mystiker zu, auch wenn sie dieses Glück ins Jenseits verlagern. Dem Problem der Arbeitsfreude widmete Reich einen ganzen Abschnitt in der Massenpsychologie des Faschismus („Das Problem der ‚freiwilligen Arbeitsdisziplin‘“). Es gelte den Gegensatz zwischen Lebensfreude und Arbeit aufzuheben, d.h. die zwanghaft-unlustvolle durch die natürlich-freudige Arbeitsleistung zu ersetzen, die Arbeit von einer lästigen Pflicht in eine lustvolle Bedürfnisbefriedigung zu verwandeln und dergestalt eine Arbeitsdemokratie zu errichten.
Und was das Problem des freiwilligen Lernens betrifft, sei an Reichs Sexpol-Zeit erinnert:
Die sexualpolitische Arbeitsgemeinschaft in Berlin hatte einen ersten Anlauf unternommen, es mit der sexualökonomischen Kinderarbeit zu versuchen, und zu diesem Zwecke eine Erzählung kollektiv zusammengestellt, Das Kreidedreieck, Verein zur Erforschung der Geheimnisse der Erwachsenen. (…) Es wurde beschlossen, die Broschüre in einer Fichte-Kindergruppe vorzulesen und die Reaktion der Kinder abzuwarten. Man hätte gewünscht, daß alle diejenigen, die bei der Nennung der sozialen Sexualökonomie verächtlich die Schultern zucken, anwesend gewesen wären. Zunächst waren, statt wie sonst etwa zwanzig, siebzig Kinder anwesend. Während nach den Berichten die Funktionäre sonst nur teilweise Aufmerksamkeit herrschte, Ruhe schwer zu erzielen war, lauschte diesmal alles gespannt, die Augen glühten, die Gesichter bildeten einen einzigen hellen Fleck im Saale. An manchen Stellen wurde die Vorlesung mit heller Begeisterung unterbrochen. Am Schlusse wurden die Kinder aufgefordert, ihre Wünsche und ihre Kritik vorzubringen. Viele meldeten sich. Und man mußte sich vor diesen Kindern seiner Prüderie und Befangenheit schämen. Die pädagogischen Bearbeiter der Erzählung hatten beschlossen, die Frage der Empfängnisverhütung nicht einzubeziehen, ebenso wie die der kindlichen Onanie wegzulassen. Prompt kamen Fragen (…). Der erste vorgelesene Teil enthielt vorwiegend sexuelle Aufklärung; die Gruppe hatte jedoch die Absicht, dem ersten Band einen zweiten anzufügen, der den Kindern von diesen Fragen ausgehend die sozialen Fragen schildern sollte. Das wurde mitgeteilt. „Wann kommt der zweite Band; wird er auch so lustig sein?“ Wann hat je eine Kindergruppe derart stürmisch nach sozialen Broschüren gefragt? Sollten wir daraus nicht lernen? Gewiß, wir müssen: Die Kinder müssen durch Bejahung ihrer sexuellen Interessen und Befriedigung ihrer Wißbegierde zu sozialen Interessen erzogen werden; sie müssen das unerschütterliche Gefühl bekommen, daß ihnen das die politische Reaktion nicht geben kann. Und man wird sie massenweise gewinnen, in allen Ländern gegen die reaktionären Einflüsse immunisieren und – was das Wichtigste ist – tief an die revolutionäre Freiheitsbewegung binden. Doch zunächst stehen zwischen dieser Leistung und den Kindern nicht nur die politische Reaktion, sondern auch die „Moralischen“ im Lager der Freiheitsbewegung. (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 183f; Hervorhebungen von Reich)
Letztendlich geht es beim Wissensdurst darum, daß die in einer Membran eingeschlossene organismische Orgonenergie sehnsuchtsvoll zur freien kosmischen Orgonenergie strebt (siehe das Schlußkapitel von Die kosmische Überlagerung).

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Das Verhältnis zwischen Reich und Freud läßt sich m.E. noch am ehesten anhand von Reichs final word über Freud dingfest machen: „Re-emergence of Freud’s ‘Death Instinct’ as ‘DOR’ Energy“ (1956 in Bakers Zeitschrift Medical Orgonomy). Reich muß zugeben, daß Freud richtig fühlte, als „er schwach die (DOR-) Kraft spürte“.
Betrachtet man Freuds Entwicklung geht alles vom Somatischen, vom Sexuellen hin zur Verkopfung. Ich hätte beinahe „Verstopfung“ geschrieben – was zusammen den Sachverhalt sehr gut beschreibt. Wenn man das mit Freuds frühen Einsichten verbindet (die schließlich Leute wie Otto Groß und Wilhelm Reich zu Freud gebracht haben und die glaubten, den wahren Freud zu vertreten) hat man ein Bild vor sich, das auch Reichs Bild von Freud war: den Weg vom jugendlichen Enthusiasmus in die lebenskluge Resignation, den jeder in dieser Gesellschaft durchmacht.
In American Odyssey spricht Reich davon, daß „die Kleinlichkeit großer Männer, wie (…) Freud, vermutlich mit der Befestigung des Ichs gegen die ‚letzten Konsequenzen‘ [beginnt]. Und genau an diesem Punkt begann auch ihr Ausweichen vor der Wahrheit“ (S. 363f). Freud wäre an den zu tiefen Einsichten und dem damit einhergehendem „hohen Maß an Zellerregung“ kaputtgegangen.
Freuds Abwehr gegen Reich war nichts anderes als die Abwehr aller emotionalen Zombies gegen die Jugend, d.h. gegen den „Lebenstrieb“. Aber da ist noch etwas anderes, ein rationales Element, in diesem Kampf gegen das Lebendige, denn: „Dantes Phantasien und Freuds Realitäten des Unbewußten sind der poetische bzw. wissenschaftliche Ausdruck der Einsicht in die Emotionelle Pest“ (ebd., S. 315). Dies bedeutet, daß, wenn die Gesellschaft zum Kern durchdringen will, „sie eine Phase chaotischer Ereignisse, einschließlich Massenmord und Todschlag, durchlaufen muß, bevor sie zu einer sozialen Ordnung gelangt, die auf dem biologischen Kern des Menschentiers beruht“ (ebd.). Davor hatte Freud zurecht eine Todesangst: er wußte, worum es wirklich ging. Darum mußte Reich, das Symbol aller heimlichen Sehnsüchte Freuds, unter allen Umständen umgebracht werden. Wer die Menschheit ernsthaft befreien will, zum Kern vordringen will, weckt den wahrhaftigen Teufel. Das ist die tiefere Logik hinter den Attacken des katholischen Gesellianers Hans-Joachim Führer, des Katechon Carl Schmitt, etc. gegen Stirner. Daß hinter dieser Rationalität sich dann noch die größte denkbare Irrationalität verbirgt, so wie sich hinter der liberalen, bürgerlichen Fassade die sekundären Schicht verbirgt und unter der der Kern…
Hier ein Beispiel wie Reich gegen den Strich denkt: „Freud hatte ‚recht‘, als er sich gegen die Kommunisten [also den damaligen Reich, PN] wandte; aber er hat nichts von der Massenpsychologie des Faschismus geahnt. Die Faschisten haben ‚recht‘, daß die Menschen wertlos sind; aber sie haben keine ‚Rede an den kleinen Mann‘ geschrieben. Ich irre mich lieber und lerne aus der Erfahrung“ (ebd., S. 358f). Also hatten Freud und die Faschisten 1933/34 recht und Reich unrecht (was die sekundäre Schicht betraf) – aber er, Reich, hatte natürlich in einem tieferen Sinne recht (was den Kern als tiefere Schicht betraf) und außerdem hat er gelernt, sie nicht. Es gab aber auch Leute, die von Anfang an immer unrecht hatten und nie gelernt haben: jene unerträglichen „Aufklärer“, wie Fromm und Fenichel, die in ihrem „Optimismus“ weder Freud verstanden, noch Reich folgen wollten. Praktisch alle anfänglichen „Freunde“ Reichs gehörten dazu: sie hatten die gleiche scheiß Angst vor dem „kern-igen“ Leben wie Freud, aber es ermangelte ihnen an jeder tieferen Einsicht, wie Freud sie hatte.
Ich denke tatsächlich, daß Freud Reich unendlich näher stand als alle seine (Reichs) linksfreudianischen „Freunde“ und ihre „Reichianischen“ Nachfolger (Boadella & Co.). Die hasse ich wie die Pest, während ich gegenüber Freud trotz allem immer noch Verständnis entgegenbringen kann. Man nehme nur mal, willkürlich herausgegriffen den 2001-Kommentar zu Christusmord von 1997, wo Reichs „verschrobene oder gar abstoßend wirkende Ausführungen“ gegen den Liberalismus mit „kommunistischer oder nazistischer Programmatik“ gleichgesetzt werden.
Entweder man unterstützt das „vegetative Leben“ (Reich) oder nicht (Freud), aber diese liberale „Toleranz“ (Fenichel, Boadella) gegenüber dem „vegetative Leben“ (das man nie und nimmer aktiv unterstützen wird) und den Feinden des „vegetativen Lebens“ (die man nie kompromißlos bekämpfen wird) – ist absolut unerträglich und der ultimative Verrat. Freud war es todernst mit der Verteidigung „der Kultur“, genauso wie es Reich todernst mit der Vernichtung „dieser Kultur“ war, während den David Boadellas nichts ernst ist. Um das Argument greifbarer zu machen: Freud hatte recht, wenn er davor zurückschreckte durch Charakteranalyse zu tief vorzudringen und „das böse Tier im Menschen“ aufzuwecken; Reich hatte recht, wenn er durch eine konsequente Charakteranalyse bis zum Kern durchdrang; absolut unrecht haben aber jene, die laienhaft die Charakterpanzerung durcheinanderbringen und ihre Opfer in die Psychose treiben. Die gegenwärtige zutiefst psychotische antiautoritäre Gesellschaft ist Produkt einer mißglückten sexuellen („Reichianischen“) Revolution! Kindererziehung: autoritäre Erziehung und Selbstregulation sind unvermischbar. Eine „tolerante“ pseudo-selbstregulatorische Erziehung erzeugt genau jene Monster, unter denen wir heute leiden. Wenn sich etwa eine Dumpfbacke wie Erich Fromm als Vertreter des Summerhill-Gedankens aufspielt, raste ich aus. Diese Unfähigkeit, einen Gedanken zuende zu denken, diese Vermeidung jeder Konsequenz!
Mit Freuds Verhalten konnte Reich trotz allem leben und selbst die Wahrheit im Todestrieb erkennen, nicht jedoch mit dem Verhalten Otto Fenichels, in dem kein Funken Wahrheit war. Das gleiche gilt für die Wiedergänger Fallend, Nitzschke, Reichmayr, Dahmer, Peglau und diese ganze „antifaschistische“ Vernünftelei.
Mit dem Papst kann ich leben (wenn ich Franziskus ausblende), nicht jedoch mit Reformtheologen. Ich könnte das gesamte psychologische Werk Freuds mit Gewinn durchlesen, aber Fenichels 119 Rundbriefe waren eine Qual, die mich leer und elend zurückgelassen haben. Grau ist eine ekelerregende Farbe.
Daß pseudofreudistische und pseudomarxistische „liberale Reformer“ den Freudismus und Kommunismus zerstört haben, damit kann ich leben, ich bin ihnen sogar dankbar, trotzdem ich sie verachte und obwohl sie für das psychotherapeutische und postsowjetische Massenelend, das sie hervorgerufen haben, verantwortlich sind. Nicht leben kann ich mit pseudo-Reichianischen „liberalen Reformern“, die die Orgonomie (oder LSR) unterminieren und zerstören. „Es gibt Grund zur Verzweiflung angesichts dieser Verflachung all dessen, was unser Leben auf rationale Weise verändern soll“ (ebd., S. 376).
1.
Hollywood ist ein Verhängnis! Am schlimmsten dran sind die Frauen. Sie werden von einem vollkommen unrealistischen Schönheitsideal terrorisiert. Etwas, was bis zur Genitalverstümmelung geht! Grazile Frauen sollen etwas anatomisch Unmögliches vorweisen: üppige Brüste und das Gesicht von Kleinkindern mit riesigen Augen und wulstigen Lippen. Noch schlimmer ist die Rebellion gegen diesen Barbie-Terror: fiese Piercings und Tattoos, die typischerweise voll von Todessymbolik sind, etwa Totenköpfe. Mit allen Mitteln möchte man „cool“ sein, wie seine nihilistischen, abgefuckten Vorbilder aus Hollywood.
Einer, der verhängnisvollsten Filme, die gedreht wurden, war vielleicht Carrie, des Satans jüngste Tochter (1976). Jedenfalls hat Lauren Rosewarne (University of Melbourne) diesen Film als den am meisten traumatisierenden einer ganzen Reihe von Hollywood-Produktionen (Film und Fernsehen) identifiziert, was die Darstellung der Menstruation betrifft:
Das Verschmelzen der Elemente nacktes Mädchen, Duscheschauer, Schreien und Blut verwies zurück auf die berühmteste Horrorszene in einer Dusche der Kinogeschichte, Psycho. Auch wenn das Publikum wohl durchschaute, daß Carrie nur menstruierte, war der Terror ansteckend, den die Filmfigur durchmachte.
Nachdem sie Hunderte Hollywood-Produktionen analysierte, hat Rosewarne festgestellt, daß die Menstruation von Hollywood zum überwiegenden Teil sehr negativ gezeichnet wird. Die Monatsblutung wird als traumatisch, peinlich, beschämend, anstößig, widerlich, lächerlich oder absolut katastrophal dargestellt. Sie werde, so Rosewarne, sogar ziemlich oft als böse, ekelerregend „und als Wurzel aller weiblichen Bosheit“ präsentiert. Entsprechend betrachten dann im realen Leben Mädchen und Frauen die Menstruation als eine Belastung, gar als etwas Krankhaftes, das behandelt werden muß, und Männer üben ihren Spott und bringen ihre Abscheu zum Ausdruck.
Dieser abgrundtiefe durch und durch pornographische Haß auf den weiblichen Körper und die Sexualität ist nur ein Aspekt von Hollywoods Kulturimperialismus, der die Seelen von Milliarden vergiftet und ganze Generationen ins Unglück stürzt. Heute ist es die Transgender-Propaganda, die das Frausein im Kern auslöschen will.
2.
Sean Connery wurde als erster „James Bond“ bekannt. Noch mit 70 und Halbglatze war er „the sexiest man alive“. Obwohl er (ganz ähnlich wie Reich) eindeutig phallisch-narzißtische Züge zeigte, war er doch einer der wenigen Menschen, den ich vorbehaltlos für einen genitalen Charakter halte.
Ich kann mich an eine dieser ekelhaften Klatschsendungen in Sat1 oder RTL erinnern, wo eine Geliebte von Connery aus Rache ein Interview gab, weil sie sich nur benutzt fühlte. Die übliche Verlogenheit der Frauen… Jedenfalls plauderte sie auch aus dem Bett. Eines Tages sagte sie ihm, daß er immer so komische Zuckungen habe und so einen komischen Singsang von sich gäbe, „wenn er komme“, worauf Connery ihr geantwortet habe: „Ich weiß nicht, was ich tue, wenn ich komme, denn wenn ich komme, verliere ich das Bewußtsein und bin in einer anderen Welt.“
In den 60er Jahren am Höhepunkt seines Ruhmes als „007“ war Connery in Orgontherapie. In einer Biographie heißt es dazu:
Connery hat selbst auf seinen inneren Aufruhr angespielt. Er gab an, in den siebziger Jahren mit R.D. Laing geflirtet zu haben und es wird berichtet, daß er in Norwegen einen altgedienten Anhänger von Wilhelm Reich konsultiert habe, den Begründer der Orgonkiste, der damals in Mode war. (Michael Feeney Callan: Sean Connery. The Untouchable Hero, London: Virgin Books, 1993, S. 9)
Es handelte sich dabei um den norwegischen Psychologen Ola Raknes, den damals dienstältesten Orgontherapeuten. Er hatte nicht den geringsten Schimmer, daß Connery ein berühmter Filmstar war und war entsprechend baß erstaunt, als er ihn nach der Sitzung zur Tür begleitete und sehen mußte, daß sein Vorgarten von Reportern, Kamerateams und Fanhorden bevölkert war (Offshoots of Orgonomy, No. 5, S. 11).
Mir fällt kein Film von Connery ein, der für den orgonomisch Interessierten mehr als Unterhaltungswert hätte. Mit vielleicht einer Ausnahme:
Der antiautoritäre Linke Neill war immer wieder perplex, wie gut sich doch Summerhill-Schüler ins britische Militär einpaßten. Summerhillianer wurden durchweg von ihren Vorgesetzten gelobt. Sie waren so unneurotisch, daß sie kein Sand im militärischen Getriebe waren.
1965 spielte Connery in dem Film The Hill (deutsch-idiotisch Ein Haufen toller Hunde) von Sydney Lumet einen derartigen Soldaten, der wegen Gehorsamsverweigerung in ein menschenvernichtendes Militärgefängnis in Nordafrika verbracht wird. Er ist der prototypische Summerhillianer im Militär. Funktioniert hervorragend, ist durch keine Neurosen gehemmt, weigert sich dann aber einen schwachsinnigen Befehl durchzuführen, der den sicheren Tod seiner ihm untergebenen Männer bedeutet hätte. Er läßt sich nicht vom Stigma „Feigling“ und dem Gespenst „Ehre“ tyrannisieren. Im Militärgefängnis ist er dann der einzige Normale zwischen zwangsneurotischen Kommißköppen und den noch kränkeren Mitgefangenen, die wegen ihrer neurotischen Rebellion im Militärgefängnis sitzen und sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen.
Der Film lehrt, daß es keine mechanische Beziehung zwischen der neurotischen Charakterstruktur der Massen und den neurotischen Institutionen gibt. Das Militär kann nicht mit Neurotikern funktionieren.
3.
Für „Reichianer“ noch verstörender ist Der Schrecken der Medusa, ein Film von 1978 mit Richard Burton in der Hauptrolle.
Ohne, daß die meisten Zuschauer auch nur etwas davon ahnen, ist das einer der politisch unkorrektesten Filme, die je gedreht wurden. Es geht um einen Mann, der die „parapsychologische“ Gabe hat, Katastrophen durch pure „Gedankenkraft“ hervorzurufen. Er kann also genau das vollbringen, was sich das unreife Kind einbildet tun zu können. Es wünscht sich etwa, daß Papa, der ihm kein Fahrrad zum Geburtstag geschenkt hat, doch tot umfallen möge. Stirbt der Vater dann tatsächlich kurze Zeit später durch einen Autounfall, wird das Kind unverrückbar davon überzeugt sein, es selbst habe den Vater „durch Gedankenkraft“ getötet.
Nun stelle man sich mal vor, es gäbe tatsächlich so einen Menschen, der durch reine Gedankenkraft etwa vollbeladene Passagierflugzeuge vom Himmel holen könnte. Und der so etwas aus reiner Lust an seiner Boshaftigkeit auch ständig macht! Wäre es nicht gerechtfertigt ihn zu töten? Nun, die Menschen des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit waren davon überzeugt, daß solche Teufel tatsächlich massenhaft zwischen ihnen lebten: die Hexen. Waren da die Hexenverfolgungen nicht rational gerechtfertigt?!
Ist entsprechend der von Burton gespielte massenmörderische Mann wirklich zu verurteilen? Es wird nämlich in dem Film gezeigt, wie er sich schon als Kind mit seinen parapsychologischen Fähigkeiten gegen seine alptraumhaften Eltern und Erzieher zur Wehr gesetzt hat, indem er sie in Katastrophen, die er durch Gedankenkraft verursacht hatte, umkommen ließ. Reine Notwehr! Und er hat nicht mehr getan, als jedes andere Kind auch. Nur daß seine mörderischen Wünsche tatsächlich in Erfüllung gegangen sind! Als Erwachsener ist es schließlich das „innere Kind“, das sich in ihm auslebt. Böse?
Erhellend ist nun, daß die Macher des Films eine Intention hatten, die meinen Überlegungen von der Tendenz her diametral entgegengesetzt ist: es sollte ein, in heutigen Begriffen, „politisch korrekter“ Film mit einer „progressiven“ Botschaft sein. Sie wollten die Regierung, „das Militär“, „Gott“, kurz „das Establishment“ allegorisch anklagen. Stattdessen schufen sie ungewollt einen Film, der alle gutmenschlichen Gewißheiten über das, was böse ist, schreddert!
Linksliberale sind strukturell nicht in der Lage, einen Gedanken logisch zu Ende zu denken. Ich muß in diesem Zusammenhang immer an den legendären „Alfred Tetzlaff“ denken. Die Serie wurde eingestellt, weil die Macher erkennen mußten, daß die Zuschauer eher Alfred als seinem linken Schwiegersohn zustimmten. Und im Nachhinein: Alfred hat in fast allen Punkten Recht behalten.
Im linken Projekt ist ein Selbstzerstörungsmechanismus eingebaut: es steht in einem fundamentalen Widerspruch zur Logik und zur Realität.
1) Herbert C. O’Neil: A Guide to the English Language written by … D. Agate … A.S.Neill etc. 1915
2) A Dominie’s Log, London 1916 (Herbert Jenkins) 219pp
3) A Dominie Dismissed, London 1917 (Herbert Jenkins) 226pp
4) The Booming of Bunkie, London 1919 (Herbert Jenkins) 318pp
5) A Dominie in Doubt, London 1921 (1920) (Herbert Jenkins) 256pp
6) Carroty Broon, London 1921 (Herbert Jenkins) 318pp
7) A Dominie Abroad, London 1923 (Herbert Jenkins) 256pp
8) A Dominie’s Five; or, Free School!, London 1924 (Herbert Jenkins) 256pp
9) The Problem Child, London 1926 (Herbert Jenkins) 256pp
„…“, new edition, with appendix, London 1929 (Herbert Jenkins) 267pp
„…“, 4th edition, London 1934 (Herbert Jenkins) xxi+256pp
10) The Problem Parent, London 1932 (Herbert Jenkins) 256pp
11) Is Scotland Educated?, London 1936 (George Routledge & Sons, in der Reihe “Voice of Scotland”) v+192pp [Im VI. Kapitel („Erziehung und Sex“) erwähnt Neill erstmals Reich und zwar im ersten Absatz:
EIN BRILLIANTER Psychologe, Dr. Wilhelm Reich, hat darauf hingewiesen, daß die Unterdrückung des Sexualtriebs von der Kapitalistenklasse unbewußt geplant und durchgeführt wird. Indem die herrschende Klasse den Sexualtrieb der Arbeiter unterdrückt, kastriert sie sie symbolisch und macht sie gefügig; sie stellen keine Fragen und leisten keinen Widerstand. Diese wahre Erkenntnis ist neu, aber die Beweise dafür liegen schon lange vor. Die Reichen haben den Staat konstituiert, und das Wahlrecht der Armen war ein bloßes Hirngespinst: Die Armen hatten die Macht, zwischen einem reichen Mann und einem anderen zu wählen, und als die Armen schließlich ihre eigenen Kandidaten aufstellten, waren ihre Labour-Chefs von derselben geistigen Klasse wie ihre Vorgesetzten, die Tories und die Liberalen, das heißt, sie waren sichere Gefolgsleute, das, was die Amerikaner „yes men“ nennen würden; Männer, die den Staat, wie er existierte, nicht ernsthaft in Frage stellen würden. Und die Armen hatten nicht das Urteilsvermögen, die besten Männer zu wählen, denn die Armen wurden in den staatlichen Schulen erzogen und lernten nur das, was für die Autorität sicher war.]
12) That Dreadful School, London 1937 (Herbert Jenkins) 224pp
(deutsch: Selbstverwaltung in der Schule, Zürich 1950, 2005, Verlag Pestalozzianum)
13) The Last Man Alive, London 1938 (Herbert Jenkins) 256pp
(deutsch: Die grüne Wolke, Reinbek 2001)
14) The Problem Teacher, London 1939 (Herbert Jenkins) 192pp
15) Hearts not Heads in the School, London 1944 (Herbert Jenkins) 164pp
16) The Problem Family, London 1949 (Herbert Jenkins) 160pp
17) The Free Child, London 1953 (Herbert Jenkins) 179pp (nennt es im Vorwort sein 16. Buch, d.h. zählt Nr.1 nicht mit)
18) Summerhill. A Radical Approach to Education (mit Vorwort von Erich Fromm), London 1962 (Gollancz), zuvor New York 1960 (Hart Publishing Co.), xxiv+392pp
(deutsch: Erziehung in Summerhill, das revolutionäre Beispiel einer freien Schule, München 1965 (Szczesny), und: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung, das Beispiel Summerhill, Reinbek 1969 (Rowohlt) 338pp)
19) Freedom – not License!, New York 1966 (Hart Publishing Co.) 192pp
20) Talking of Summerhill, London 1967 (Gollancz) 142pp
(deutsch: Das Prinzip Summerhill, Fragen und Antworten, Reinbek 1971 (Rowohlt) 155pp)
21) Neill, Neill , Orange Peel!, New York 1972 (Hart Publishing Co.)
(deutsch: Neill, Neill , Birnenstiel!, Reinbek 1973 (Rowohit) 346pp)
Addendum:
22) Record of a Friendship. The Correspondence of Wilhelm Reich and A. S. Neill. London 1981 (Gollancz)
(deutsch: Beverley R. Placzek (Hrsg.): Zeugnisse einer Freundschaft. Der Briefwechsel zwischen Wilhelm Reich und A. S. Neill 1936–1957. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 1989)
23) Jonathan Croall (Hrsg.): All the Best, Neill. Letters from Summerhill. London 1983 (André Deutsch)
In seinem Buch Der Mensch in der Falle führt Elsworth F. Baker aus:
Der moderne Liberale wird vielleicht auch versuchen, den Lehren von A.S. Neill von Summerhill zu folgen. Er behauptet, „auf der Seite des Kindes“ zu stehen, versteht aber weder Neill noch das Kind. Das Ergebnis ist eine von Schuldgefühlen verzerrte, mechanische Anwendung von „freiheitsorientierten“ und „sexualfreundlichen“ Techniken, bei der „alles Richtige“ dem Kind in den Rachen gestopft wird, wodurch Verwirrung, Ressentiment, Frustration, Ungezogenheit und „Beatnikismus“ erzeugt werden. Übersehen wird die emotionale Fähigkeit des Kindes, solche Lehren anzunehmen oder die Verantwortung für ihre richtige Anwendung zu übernehmen.
Das hat Baker Anfang der 1960er Jahre geschrieben, doch läßt es sich eins zu eins auf heutige Verhältnisse übertragen. Das, was damals die Kinder der „Beat Generation“ waren, d.h. die damalige „flippige“ antiautoritäre „Gegenkultur“, die von linker Ideologie, Musik, Mode, Drogen und östlichem Mystizismus geprägt war, – das sind heute die hüpfenden Freitags für Fjudscher-Kids.
Sie sind das Produkt rot-grüner Lehrer*Innen, die, selbst durch und durch antiautoritär, auf der Seite des Kindes stehen, d.h. „des Kindes an sich“ – nicht etwa auf der Seite von Charlotte oder von Paul, konkreten Individuen. Man ist auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten – und merkt dabei gar nicht, daß man diese ausnutzt, um die eigenen charakterlichen Probleme auszuleben bzw. zu versuchen sie zu bewältigen. Das ist das, was die Leninisten den Bauern- und Arbeitermassen in Rußland angetan haben. Genau das gleiche geschieht heute in unseren Klassenzimmern!
Die Lehrer sind von ihrem bioenergetischen Kern abgeschnitten und entfremden entsprechend die Kinder systematisch von deren eigenen Identität, mittlerweile sogar ihrer Geschlechtsidentität. Je schlimmer es den Opfern dieser „fortschrittlichen“ Erziehung geht, je verwirrter und frustrierter sie werden, desto mehr werden sie auf die vermeintlichen Verursacher ihres Seelenelends gehetzt: auf die allerletzten Überreste von rationaler Autorität, von Rationalität überhaupt, die es in unserer Gesellschaft noch gibt. Diese Kinder werden grausamer und rücksichtsloser sein, als die Kinder des Nationalsozialismus. Man schaue sich doch nur mal die Vernichtungsphantasien der „Antifa“ und der Corona-Sekte an!
Die ganze Menschenverachtung zeigt sich darin, daß die Kinder dazu gebracht werden ihre eigene Zukunft zu zerstören. Was wird bleiben, wenn unsere Gesellschaft etwa durch Blackouts zusammenbricht? Mord und Todschlag und eine Hölle auf Erden, die wirklich alles an Schrecken in den Schatten stellt, was jemals an Elend gewesen ist. Auf eine verquere Art scheinen die Freitags für Fjudscher-Gören das ja auch zu ahnen… Es wird schlimmer werden als der Holocaust! – Vom Great Reset will ich erst gar nicht anfangen…