Warum war für Reich die Christus-Figur, die vielleicht gar nicht historisch ist, sondern von den Römern gegen die Juden oder von den Juden gegen die Römer schlichtweg ausgedacht wurde, so wichtig? Was ist so besonderes an dieser „himmlischen Figur“, die, wie Nietzsche richtig sagt, nur auf die Erde kommt, um dann wirklich nichts Bedeutendes von sich zu geben? Warum einer Monty Python-Witzfigur Bedeutung beimessen, die Wasser in Wein verwandeln, über Wasser gehen und Blinde mit einer Schlammpaste aus Spucke und Staub sehend machen kann? Welche Bedeutung sollte irgendein verpeilter jüdischer Rabbi von vor 2000 Jahren für uns haben? Warum im Zusammenhang mit Laskas LSR-Projekt einen religiösen Spinner diskutieren?
Die Antwort liefert folgende Predigt eines Bischofs der „nestorianischen“ Assyrischen Kirche des Ostens:
Hier die Übersetzung: “Der Herr Jesus kam und sagte: Ich werde Euch ein Gesetz geben, das Liebe heißt. Vergeßt ‚nicht töten‘, ‚nicht stehlen‘, ‚nicht, nicht, nicht‘. Vergeßt sie alle. Vergeßt all die Gesetze. Er sagt: An dem Tag, an dem Ihr lernt, zu lieben, werdet Ihr nicht mehr töten. An dem Tag, an dem Ihr lernt zu lieben, werdet Ihr nicht mehr stehlen. An dem Tag, an dem Ihr lernt zu lieben, werdet Ihr niemanden mehr verletzen, denn es ist die Liebe, die Euch diese Fähigkeit verleiht.”
Wenn man sagt, daß Jesu Botschaft „die Liebe“ gewesen sei, ist das nur ein Allgemeinplatz, aber so, wie es Bischof Mar Mari Emmanuel ausdrückt, wird sie bemerkenswert und entspricht formal Reichs Orgasmustheorie und dem LSR-Projekt, d.h. der Befreiung vom Über-Ich. Siehe dazu meine beiden Bücher Der verdrängte Christus: Bd. 1 Orgonomie und Christentum und Bd. 2 Das orgonomische Testament.
Diese „Frohe Botschaft“ wird dann jedoch stets unmittelbar aufgehoben und ins Gegenteil verkehrt, durch den eigentlichen Begründer des Christentums: Paulus, der von nichts anderem redet, als daß wir durch und durch böse sind und nichts Gutes in uns haben und uns deshalb ganz und gar Jesus überantworten sollen – dem Über-Ich. „Wo Ich war, soll Christus sein!“ Von Anfang an, prügeln die Christen den „dämonischen“ Eigensinn aus ihren Kindern – „weil sie sie lieben“.
„Positives“, d.h. magisches Denken bestimmt einen Großteil der heutigen Menschen. Sie wähnen sich wie Gott selbst, der („Es werde Licht!“) durch bloße Postulate die materielle Realität schuf. Verstärkt wird dieser Mystizismus dadurch, daß mittlerweile ein Großteil der Menschen abends und am Wochenende in die Welt von Computerspielen abtaucht, wo durch einen bloßen Mausklick ganze Tomatenplantagen innerhalb von Millisekunden wachsen, Wagenladungen frischer Munition aus dem Nichts erscheinen und Wunderkanonen sich in deiner Hand „materialisieren“ etc. Unvermittelt wurden wir alle zu „Kabbalisten“!
Diese (mechano-) mystische Wahnwelt erschöpft sich nicht etwa auf den Spielkonsolen der dergestalt ruhiggestellten Massen, sondern bestimmt auch das Denken und Handeln der Eliten, die „Geld und Wachstum“ per Knopfdruck erzeugen („Modern Monetary Theory“) und von kommunistischen Cyberutopien träumen mit ihnen selbst an den Hebeln der Macht: Götter.
Das hüllt sich alles in das Gewand der Aufklärung, ist aber das exakte Gegenteil und taumelt wie einst das Ancien Regime oder der Warschauer Pakt seinem sicheren Untergang entgegen.
Es wird auf amerikanischem Boden zu Hamas/Hisbollah-Anschlägen kommen. Durch die mit Bedacht offen gehaltene Südgrenze der USA konnten bereits ganze Terrorarmeen ins Land einmarschieren. Das ist vom tiefen Staat gewollt, denn mit „Terrorabwehr“ kann man eine Gesellschaft beliebig stark kontrollieren. Massaker mit Tausenden von Toten bei Football-Veranstaltungen, die live im Fernsehen übertragen werden, werden in den USA zu der von den Mächtigen ersehnten demokratisch verbrämten Militärdiktatur führen, die nach außen hin einen Angriff auf den Iran lancieren wird, ähnlich dem nach 9/11 gegen Afghanistan und Irak. Dies wird für die USA aber in einer Katastrophe münden, weil der Iran tatsächlich alle US-Flugzeugträger in der Region mittels Hyperschallraketen versenken kann, gegen die prinzipiell keine Verteidigung möglich ist. Resultat wird ein radikaler Rückzug der USA auf die eigene Hemisphäre sein.
Generell wird sich der Krieg grundlegend verändern, z.B. werden Panzer verschwinden, weil sie durch Schwärme von Killerdrohnen und Kampfrobotern völlig nutzlos werden. Selbst die hochentwickelsten Verteidigungssysteme werden bei der zigsten Welle von solchen Drohnenangriffen und wandelnden Panzerfäusten zusammenbrechen, d.h. Panzer werden von einer Bedrohung zu tragikomischen Selbstmordboxen. Das gleiche gilt für Schiffe und letztendlich auch alle Flugzeuge – und für ganze Länder! Beispielsweise kann Israel ein beliebig weitentwickeltes Raketenabwehrsystem besitzen, irgendwann wird es angesichts der xten Angriffswelle zusammenbrechen und die Raketen der Hisbollah aus dem Libanon werden das Heilige Land in eine unbewohnbare Trümmerwüste verwandeln – so wie es jetzt Gaza ist. Alles entsprechend der kabbalistischen Wahnwelt, in der die säkularen europäischen Zionisten nach ihrem Einbruch ins Land der Philister (Gaza) ausgerottet werden müssen – zusammen mit den Europäern und Arabern. Gott weiß, wie Israel mit seinem Atomwaffenarsenal reagieren wird. Die Samson-Option? („Wenn wir untergehen, wird der gesamte Nahe Osten und Europa zur Atomwüste!“)
Die Europäische Union wird (glücklicherweise!) implodieren, da sowohl Italien als auch Frankreich bereits heute schlichtweg bankrott sind und die Kern-EU ohne Euro undenkbar ist. Die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen werden unausdenkbar sein. Entsprechend werden wir ein Wiederaufleben von „Franco“, „Mussolini“ und, nun ja, sogar „Hitler“ erleben.
Chinas Stärke ist eine Illusion, die Mißwirtschaft der KP ist atemberaubend. Nur Idioten können den Wirtschaftsdaten trauen, mit dem uns die Chinesen blenden. China wird wieder in Fürstentümer von Warlords zerfallen. Hingegen wird das längst abgeschriebene Rußland, das dem Kommunismus schon seit langem endgültig abgeschworen hat, langsam aber sicher den eurasisch-afrikanischen Superkontinent beherrschen.
Zurück zum Rest der Welt, Amerika: die CIA wird Trump töten und Michelle Obama wird nach entsprechenden „demokratischen Wahlen“ zum neuen Präsidenten ernannt. Ein faschistisches CIA-Regime wird Amerika beherrschen und der Norden wird weiter systematisch „lateinamerikanisiert“ werden, um eine gesamtamerikanische Hacienda schaffen zu können. Auf unserer Seite des Atlantik werden entsprechend Irland und Großbritannien in völliger „multiethnischer“ Anarchie versinken. Deutschland muß sich entscheiden, dem gleichen Schicksal entgegenzutaumeln oder zu einem autoritär regierten russischen Satelliten gemacht zu werden, wie es einst die „DDR“ war.
Ich erwähnte Killerdrohnen und Hyperschallraketen, die die gesamte Militärtechnologie, die sich seit dem Ersten Weltkrieg ausgeprägt hat, obsolet machen werden. Gleiches gilt für die vielbeschworene Digitalisierung: Virenprogramme werden die gesamte digitale Infrastruktur zum Kollaps bringen und auch dagegen wird es prinzipiell kein Gegenmittel geben können. Entsprechend wird die Zukunft grundlegend anders aussehen, als uns die Propheten des Fortschritts weismachen wollen.
Wie komme ich darauf, was hat das hier, auf einer orgonomischen Seite, zu suchen? Zunächst einmal werden die „satanistischen“ Eliten durch zwei „esoterische“ Lehren „positiven Denkens“ bestimmt: die jüdische Kabbala und der tibetische Buddhismus. Man schaue nach Hollywood! Zweitens darf man den Medien der Großkonzerne weniger trauen als den Goebbels-Medien am Ende des Zweiten Weltkrieges. NIEMALS die Staatsmedien und die Medien der Großkonzerne anschauen, sondern ausschließlich Feindsender hören und diese Informationen entsprechend extrapolieren, wobei man stets damit kalkulieren muß, daß psychotische Irre an den Fäden ziehen! Und drittens wird das gesamte gesellschaftliche Leben vom Gegensatz zwischen Emotioneller Pest und Arbeitsdemokratie bestimmt:
Wobei die Emotionelle Pest von ihrem (selbst-) zerstörerischen Grundwesen heraus nicht stabil sein kann und stets im Untergang mündet. Es ist der Gegensatz zwischen, wenn man so will, „Todestrieb“ und „Lebenstrieb“ bzw. natürlich zwischen DOR und OR.
Viertens ist die gepanzerte Gesellschaft auf einer mechano-mystischen Denkweise aufgebaut, die realitätswidrig ist, wodurch, wie gesagt, sämtliche ihrer Utopien scheitern werden. Die gesamte Kriegsmaschinerie und Digitalisierung, Maschinisierung (Roboter) und Mystifizierung (entkörperlichende Digitalisierung) ist dem Untergang geweiht und das funktionelle Denken wird triumphieren:
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
LaMettries „Maschinenmensch“ war nicht nur, so Ursula Pia Jauch in ihrem Buch Jenseits der Maschine, ein „heuristisches, schon in der Antike gebräuchliches Modell zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Körper des Menschen“, sondern es kommt
auch eine sozialkritische Komponente hinzu. Herrscher, Kriegsführer, Potentaten: Ihr unterwerft eure Subjekte und verlangt von ihnen einen blinden Gehorsam, als wären sie bewußtseinslose Maschinen, als könnten sie nur auf Befehl und Verbot reagieren, als wären sie Reiz- und Reaktionssysteme. Ihr macht aus denkenden Menschen gehorsame Soldaten, abgerichtet auf Kanonendonner und Schlachtenlärm; Tausende von Soldaten werden an grünen Tischen, in euren Köpfen, zu kleinen Rädersystemen für die große Kriegsmaschine. (S. 455)
Entgegen dem Vorteil des Automatenhaften ging es LaMettrie vor allem um das Innenleben. Eindeutig war er ein Vorläufer der Psychoanalyse: „Wir sind nicht die Herren unserer Ideen; sie kommen von ich weiß nicht woher (…).“ Ursula Jauch spricht von seiner „Experimentalmetaphysik der Seele (…), einer Seele, die nun nicht mehr Gegenstand spekulativer Theologen, sondern Schauplatz des Emotionalen ist“. Und er dringt zur Ausdruckssprache des Lebendigen vor:
Die konventionelle Sprache, ich will sagen: das Wort, ist beileibe nicht jenes Zeichen, das am meisten ausdrückt. Es gibt ein anderes Verständigungsmittel bei den Menschen & bei den Tieren, das viel mächtiger ist; ich spreche von der Gefühlssprache (…).“ (Jauch: Jenseits der Maschine, S. 339-342)
Es entspricht vollständig Reichs orgonomischen Funktionalismus, wenn LaMettrie skeptisch gegenüber der Sprache und den durch sie vermittelten Erkenntnismöglichkeiten ist. Wie Jauch schreibt: „Wer es versteht, hat Ähnliches schon gedacht [schon gefühlt!]; wer es nicht versteht, dem kann man es kaum erklären“ (S. 453).
Man fühlt sich in Reichs Buch Die kosmische Überlagerung versetzt, wenn LaMettrie schreibt, daß
der menschliche Körper in seiner ersten Anlage nicht mehr als ein Wurm ist, dessen weitere Metamorphosen nicht überraschender sind als jene jedes anderen Insekts. Weshalb denn sollte es verboten sein, in der Natur nach einem noch unbekannten Prinzip zu forschen, dessen Eigenschaften sich in Aktivität & Sensibilität äußern; ein Prinzip, das diesen Wurm [gemeint ist der Mensch] mit Stolz über die Erdoberfläche kriechen läßt? (z.n. S. 250)
Die Natur bedeckt auch die einfachsten Dinge mit einem Schleier des Respekts, den man nur mit Bescheidenheit lüften darf; ein mutwilliger Angriff würde ihn zerreißen; indiskrete Augen vertreiben die verborgenen Dinge. (z.n., S. 535)
Auch Stirner spricht in Der Einzige und sein Eigentum von der Spontanität unseres inneren Funktionierens:
Darum nun, weil Kräfte sich stets von selbst werktätig erweisen, wäre das Gebot, sie zu gebrauchen, überflüssig und sinnlos. Seine Kräfte zu gebrauchen ist nicht der Beruf und die Aufgabe des Menschen, sondern es ist seine allezeit wirkliche, vorhandene Tat. Kraft ist nur ein einfacheres Wort für Kraftäußerung.
Wie nun diese Rose von vornherein wahre Rose, diese Nachtigall stets wahre Nachtigall ist, so bin Ich nicht erst wahrer Mensch, wenn Ich meinen Beruf erfülle, meiner Bestimmung nachlebe, sondern Ich bin von Haus „wahrer Mensch“. Mein erstes Lallen ist das Lebenszeichen eines „wahren Menschen“, meine Lebenskämpfe seine Kraftergüsse, mein letzter Atemzug das letzte Kraftaushauchen „des Menschen“.
Nicht in der Zukunft, ein Gegenstand der Sehnsucht, liegt der wahre Mensch, sondern daseiend und wirklich liegt er in der Gegenwart. Wie und wer Ich auch sei, freudvoll und leidvoll, ein Kind oder ein Greis, in Zuversicht oder Zweifel, im Schlaf oder im Wachen, Ich bin es, Ich bin der wahre Mensch.
Bin Ich aber der Mensch und habe Ich ihn, den die religiöse Menschheit als fernes Ziel bezeichnete, wirklich in Mir gefunden, so ist auch alles „wahrhaft Menschliche“ mein eigen. Was man der Idee der Menschheit zuschrieb, das gehört Mir. Jene Handelsfreiheit z.B., welche die Menschheit erst erreichen soll, und die man wie einen bezaubernden Traum in ihre goldene Zukunft versetzt, Ich nehme sie Mir als mein Eigentum vorweg und treibe sie einstweilen in der Form des Schmuggels. Freilich möchten nur wenige Schmuggler sich diese Rechenschaft über ihr Tun zu geben wissen, aber der Instinkt des Egoismus ersetzt ihr Bewußtsein.
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Anfang 1845 verfaßte Marx seine berühmten elf „Thesen über Feuerbach“. Die dritte These ist auf die französischen Materialisten des 18. Jahrhunderts und damit auch bzw. vor allem auf LaMettrie gemünzt:
Die materialistische Lehre von der Veränderung der Umstände und der Erziehung vergißt, daß die Umstände von den Menschen verändert und der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie muß daher die Gesellschaft in zwei Teile – von denen der eine über ihr erhaben ist – sondieren. Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit oder Selbstveränderung kann nur als revolutionäre Praxis gefaßt und rationell verstanden werden.
Mit anderen Worten LaMettrie wird historisiert und damit auch seine These von den Schuldgefühlen. Niemand steht über der Geschichte und man muß sich in das Kollektiv, die gesellschaftliche bzw. geschichtliche Entwicklung einordnen. Der Stachel ist gezogen, die Befreiung vom Über-Ich, also die Aufklärung, dergestalt „durch Aufklärung“ unmöglich gemacht! – Unmittelbar darauf setzte Marx sich mit Die deutsche Ideologie an seine „historisch materialistische“ Kritik von Stirners Der Einzige und sein Eigentum…
Um das richtig einordnen zu können, d.h. Marx als den „Ur-Stalin“ zu begreifen und damit Reichs Kampf gegen den „roten Faschismus“, folgendes: LaMettrie hat, sozusagen „ganz ahistorisch“, eine Orgasmustheorie vertreten: „Die Lust“, so schrieb er, „gehört zum Wesen des Menschen & zur Ordnung des Universums.“ Und weiter:
Nur die Ausschweifung & alles, was den Interessen der Gesellschaft schadet, fällt aus dieser Ordnung heraus und ist verboten; es gibt keinen anderen Gesichtspunkt der Tugend, als derjenige, was dem Staat nützlich ist. Die Fähigkeit, Lust zu empfinden, ist allen Tieren als gleichsam primäres Attribut gegeben; sie streben nach Lust um der Lust willen, ohne weiter darüber nachzudenken. Einzig der Mensch, dieses vernunftbegabte Wesen, kann sich bis zur Wollust erheben; und dies ist die wunderbarste Mitgift der Vernunft. … Wir verdanken unser Wohlbefinden einzig der Lust; sie hat die einzigartige Kette geschmiedet, die die Tiere & die Menschen verbindet; die Lust spricht zu mir über meine Organe & verbindet mich mit dem Leben. (z.n. Ursula Pia Jauch: Jenseits der Maschine, S. 346)
Der sexuellen Enthaltsamkeit schenkt LaMettrie sein besonderes Interesse, könne sie doch, wie Jauch referiert, „zu Persönlichkeitsveränderungen, zu Raserei, Hysterie und krankhaften Realitätsverzerrungen führen“ (S. 344). „Der Entzug von Liebesfreuden verursacht“, so schreibt LaMettrie, „Krankheiten“, weshalb sich die Wissenschaft um die Empfängnisverhütung kümmern müsse (S. 419).
Halten wir Begierden, die einer übersteigerten Phantasie entspringen, nicht mehr für unsere wirklichen Bedürfnisse, und es wird weniger Schlemmer, Zecher und Wüstlinge geben! Doch geben wir der Natur, was ihr gebührt! Man trinkt, wenn man Durst hat; man ißt, wenn man Hunger hat; und in der Liebe spürt man manchmal einen doppelt starken Drang: wer hätte nicht bisweilen Hunger und Durst zugleich nach gewissen Lüsten gehabt? Und wie viele trübe Wolken der Unzufriedenheit und Launenhaftigkeit ziehen, wenn diese Bedürfnisse unbefriedigt bleiben, am Himmel der Seele auf, wo sie allein durch die Sonne der Lust wieder aufgelöst werden können (…). Ich übersehe durchaus nicht, daß gewisse schwächliche Naturen sich der Lust enthalten können oder vielmehr müssen, um sich wohl fühlen oder andere Vergnügungen besser genießen zu können. In allen übrigen Fällen aber ist die vernünftige Befriedigung der Wollust ebenso notwendig wie die der anderen Bedürfnisse; denn die Natur verwendet die gleichen Mittel, sie zu wecken (…). Das ist der Grund, weshalb (…) alle medizinisch versierten Philosophen in ihren Schriften ohne weiteres den Beischlaf empfehlen und kluge Ratschläge in Liebesdingen hinzufügen. (Anti-Seneca, S. 106f)
LaMettrie hatte ein Konzept von „Über-Ich“ und damit der Panzerung. In den Worten von Jauch:
Überhaupt hat der Bretone [also LaMettrie] ein für die Zeit unübliches Verständnis der Zensur. das sich freilich aus der Perspektive seiner psychologischen Anthropologie nachvollziehen läßt: Der Mensch ist ein Wesen, das Vorurteile und Denkbehinderungen „mit der Muttermilch“ (will heißen: schon mit den ersten sozialen Prägungen) aufnimmt. Die unhinterfragte Adaptation von „Autoritätsmeinungen“ entspricht einem Trägheitsgesetz des menschlichen Geistes, das seinerseits wiederum auf der mimetischen, imitierenden Struktur des menschlichen Lernverhaltens beruht. Daß einer nicht mehr „nachahmt“, sondern „selber“ zu denken beginnt, ist die Ausnahme, nicht die Regel. Analog dazu ist die Zensur zu betrachten als ein natürliches Übel, das zu jeder menschlichen Gesellschaft gehört. (S. 466)
Der Rote Faden (Band 2): 55. Die „Liberalen“ und die Kommunisten
26. Dezember 2023DER ROTE FADEN (Band 2): 55. Die „Liberalen“ und die Kommunisten
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