Posts Tagged ‘Vergangenheit’

Nie verliebt

24. August 2023

Die gerade erwachsen werdende Generation, also Leute um die 20, sind in einem erschreckenden Zustand. Ihnen stehen alle Möglichkeiten der Welt offen, von praktisch beliebig vielen Sexualpartnern bis zu Bali oder ein Trip zum Südpol. Die Welt steht ihnen offen wie keiner Generation zuvor. Und doch sind sie innerlich leer, ergehen sich in nächtelangen Computerspielen, pfeifen sich Alkohol, Gras und Psychopharmaka ein, um irgendwie „das Gefühl der Gefühllosigkeit“ in sich zu betäuben, d.h. selbst der Kontakt zur Kontaktlosigkeit wird unterbunden.

Was ist geschehen? Was für eine idiotische Frage! Jeder weiß, was geschehen ist! Es ist genau das geschehen, was an jeden Ecken und Enden gefordert wird, daß es geschieht!

Diesen Heranwachsenden und jungen Erwachsenen wurde das genommen, was den Menschen ausmacht: die Vergangenheit und die Zukunft. Seit unvordenklichen Zeiten haben die Menschen, die sich nachts in der Steppe um Lagerfeuer gruppierten von kaum etwas anderem gesprochen als ihren glorreichen Ahnen und haben gemeinsam von neuen Jagdgründen und einer noch glorreicheren Zukunft geschwärmt. Jeder einzelne war eingebunden in ein Geflecht von „zeitlichen“ Verpflichtungen gegenüber jenen, die schon verstorben sind und jenen, die noch kommen werden, und „räumlichen“ Verpflichtungen innerhalb der Stammeshierarchie und gegenüber anderen Clans und Stämmen. Das galt sowohl für Menschen, die irgendwo in der sibirischen Tundra tagtäglich um ihr Überleben kämpfen mußten, wie für die Glücklichen, die auf irgendwelchen Südseeinseln ein sorgen- und praktisch arbeitsfreies Leben genossen. Sie alle waren sozusagen Schnittstellen eines Gewebes aus bioenergetischer Spannung. D.h. der Herauszögerung von Befriedigung, um eine um so größere Befriedigung aufgrund eines längeren und höheren Spannungsbogens zu erfahren.

Das wird gemeinhin als „Sinn des Lebens“ bezeichnet: bei näherer Betrachtung eine intellektualistische und vollkommen sinnleere Formel. Anyway, „die jungen Leute von heute“ empfinden ihre Existenz als vollkommen sinnleer, weil ihnen systematisch und vermeintlich „emanzipatorisch“ durch die Gemeinschaftsanstrengung von amerikanischen Casinokapitalisten und dem vaterlandsverräterischen grünroten Abschaum die Gemeinschaft mit den Toten, den Lebenden und den Zukünftigen genommen wurde. Alles ist sinnlos, leer und gleichgültig und vor allem durch und durch unbefriedigend geworden. Vor allem gibt es keine Liebe mehr, d.h. das Versprechen und das Vertrauen über Zeit und Raum für den anderen da zu sein. Hier das traurige Lied dieser Generation:

Jenseits des Lebens / Jenseits des Todes (Teil 5)

16. Juli 2023

Frägt man einen Menschen jenseits der 80, wie es ist, so alt zu werden, antwortet er, daß man eine neue Ebene betritt, auf der die Unterschiede zwischen Traum und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Vorstellung immer mehr verschwimmen. „Ist das real oder träume ich?“ Für mich hört sich das so an, als ob die Funktionen der relativen Bewegung (Pulsation, Fortbewegung, Strömungen, L/t) langsam abnehmen und durch Funktionen der ko-existierenden Wirkung (L –> t und t –> L) ersetzt werden – bis zu dem Tag, an dem endlich alle Bewegung aufhört. Am Anfang des Lebens ist es weitgehend umgekehrt: der Säugling wird immer wacher und aktiver, das Kind tritt aus seiner Märchenwelt heraus. Es hat eine tiefgehende orgon-energetische Bedeutung, wenn die Oma dem Kleinkind Märchen erzählt: die beiden weit auseinanderliegenden Generationen begegnen sich an einem Schnittpunkt auf gleicher Ebene, auf der Ebene der „magischen Welt“.

Die Beziehung zu unserem Thema ist offensichtlich: der Schritt ins Leben hinein und der aus dem Leben heraus sind Übergänge, bei denen nicht eine „Seele“ in einen anderen „Raum“ tritt, sondern Funktionen einander ablösen. Sie tun das auf eine Weise, die wir auf mechano-mystische Weise („immaterielle Gegenstände“!) so interpretieren, als gäbe es so etwas wie eine „unsterbliche Seele“.

Vertrete ich damit eine trostlose „seelenlose“ mechanistische Lebensanschauung? Nein, ganz im Gegenteil! Die Vorstellung eines „Dings“, das wir „Seele“ nennen, ist mechanistisch (und gleichzeitig mystisch); zutiefst abstoßend, da es uns letztendlich auf ein Gespenst reduziert. Wo wir herkommen, was wir sind und wo wir hingehen, läßt sich nicht anhand der Figuren eines Kasperletheaters erfassen, es läßt sich nur erahnen und erfühlen, in den Werken der großen Kunst, Dichtung, Musik, wenn alles in eins fließt und der Sinn des ganzen existentiell erfahrbar wird.

Schwieriges Thema, deshalb nochmal kurz:

Meine Idee war, daß im Alter die Funktionen der koexistierenden Wirkung (L –> t, t –> L) die Funktionen der relativen Bewegung (L/t) soweit verdrängen, bis sie schließlich aufhören (t/L). Religiöse Menschen glauben, daß sie in die geistige Welt eintreten. Interessanterweise bleibt angesichts von Krankheit, Verletzung und Tod, also wenn die Funktionen der relativen Bewegung zusammenbrechen, fast niemand Atheist!

Ähnliche Vorgänge beobachten wir am Anfang des Lebens: Das Baby und der Säugling befinden sich in einem traumähnlichen Zustand, einem Lala-Land, voller Drachen und anderer Märchen. Mit der Koordination von Pulsation und Kreiselwelle übernehmen die Funktionen der relativen Bewegung die Vorherrschaft und das Kind tritt in die Realität ein.

Beide Funktionsbereiche bedeuten, daß jeder Augenblick eine unendliche Tiefe hat – siehe Teil 2!

[Ilya Prigogine] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

13. April 2023

[Ilya Prigogine] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 51)

24. Februar 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Von Alain de Benoist stammt der Satz: „Der Sinn des Kommenden ist immer in dem Verhältnis zur Herkunft enthalten“ (Aufstand der Kulturen. Europäisches Manifest für das 21. Jahrhundert, Berlin: Edition Junge Freiheit, 1999, S. 39). Wie der Titel seines Buches schon sagt, geht es darum, daß man nur „sinnvoll“ leben kann, wenn man in seiner Kultur, in der Vergangenheit verwurzelt ist. In diesem Zusammenhang gemahnt bei ihm manches an Reichs „europäische“ Abhandlungen über die Arbeitsdemokratie und auch an Reichs einfachen Ausspruch: „Die Zukunft erwächst aus dem ständigen Strom der Gegenwart, wie auch die Gegenwart aus der Vergangenheit hervorgeht“ (Christusmord, 1978, S. 72).

Ich glaube, wenn man gegen seine Herkunft lebt, man einen Preis dafür zu bezahlen hat. Das war wohl ein Teil von Reichs persönlicher Tragik: um er selbst zu sein, mußte er gegen seinen Vater, die Vater-Imago, das Judentum, letztendlich das Über-Ich anleben; das bekämpfen, was er als „Familitis“ bezeichnete. Aber wie, losgelöst von der Herkunft, selbst sein? Diese innere Zerrissenheit haben Ilse Ollendorff und Peter Reich sehr gut beschrieben.

Sie zeigt sich auch in Fragen der Kindererziehung. Anfangs wollte Reich das Kind als quasi autonomes Subjekt behandeln, das möglichst früh von der Familie, gar der Mutter getrennt, „kollektiv“ aufwächst. Erst Mitte der 1940er Jahre sah er angesichts seines eigenen Sohnes die ganze Bedeutung des engen orgonotischen Kontakts zwischen Mutter und Kind in den ersten Jahren.

Reich wollte seine eigene Problematik umgehen, indem er seine Herkunft, seine Erdung, seine „Verwurzelung“ (!) bei Amöben, Quallen und in der Milchstraße suchte (siehe Die kosmische Überlagerung).

Doch man lebt aus den unmittelbaren Wurzeln heraus und kann nicht, quasi religiös, die „Kontinuität der Funktionen“ überspringen (siehe dazu Orgonometrie, Teil 3, Kapitel 12).

Und was ist mit Freiheit, Autonomie, Eigenheit? „Nur ein freier Mensch kann frei sein“ (American Odyssey, S. 296). Ein isolierter Eintrag in Reichs Tagebuch. Sozusagen der Gedanke des Tages. Ein denkbar schwerer Schlag ins Gesicht der sogenannten „freien Gesellschaft“, die solange eine Illusion bleiben wird, solange der Einzelne nicht frei ist von Panzerung bzw. dem „Über-Ich“. Du bist nur frei, wenn nicht nur die äußeren Hierarchien, die dich bedrücken, weg sind, sondern vor allem erst, wenn auch die verinnerlichten Hierarchien („die Stimme des Gewissens“) verschwunden sind.

In seinem Du contrat social ou Principes du droit politique schrieb Rousseau, der Ahnherr der modernen Wurzellosigkeit, daß derjenige, der dem allgemeinen Willen nicht gehorcht, dazu gezwungen werden muß, „frei zu sein“. Wie das? „Wir sollten diesen Ausdruck der Freiheit als eines der grundlegenden Merkmale freier Menschen anerkennen.“ Rousseau glaubte, der Mensch sei gut und je mehr Menschen einen gemeinsamen Willen, eine Art Gemeinschafts-Ich, finden, desto „guter“ werden sie: deshalb müsse sich der Einzelne dem Volkswillen unterwerfen, um er selbst und frei = gut sein zu können. Mit anderen Worten: er soll sich den inneren Hierarchien unterwerfen, etwa im Sinne der modernen „Wokeness“.

Montesquieu, der Ahnherr der modernen (demokratischen) Rechten, glaubte, der Mensch sei von Natur aus schlecht und ohnehin gäbe es den Menschen gar nicht. Deshalb müsse er je nach den unterschiedlichen Gegebenheiten durch Checks and Balances vor der Tyrannei des vermeintlichen Volkswillens geschützt werden. Entsprechend schrieb Reich 1956: „Ein freier Mensch ist der, der sich im Angesicht des Todesurteils weigert, etwas preiszugeben, das er aus freien Stücken preiszugeben bereit wäre“ (Greenfield: USA gegen Wilhelm Reich, S. 388).

Es ist dokumentiert, daß sich Reich um 1956 herum intensiv mit Rousseau auseinandergesetzt hat (das geht aus Christusmord, wo er den Contrat Social erwähnt, und dem Bericht von Wolfe’s Witwe Gladys Meyer-Wolfe hervor, Reich lese Rousseaus Bekenntnisse). Durch Marx und dessen Robespierre (Lenin) war Reichs europäische Periode zwischen 1927 und 1937 durch und durch Rousseauistisch: der wahre Volkswille soll die bürgerliche Welt hinwegfegen (Was ist Klassenbewußtsein?).

Tragischerweise sah sich Reich seit etwa 1932 genau durch diesen „wahren Volkswillen“ (der in Stalin verkörpert war) verfolgt. Man betrachte nur die „Rousseauistischen“ Ausführungen von Wertham und Brady gegen den unsolidarischen „Volksschädling“ Reich (siehe dazu Der Rote Faden, Kapitel 5).

Vor diesem Hintergrund muß man Reichs vollkommene Hingabe an das „Montesquieusche“ Amerika betrachten, seine Bevorzugung des konservativen Geistes (Christusmord, Zeugnisse einer Freundschaft), den Frieden, den er mit dem Patriotismus, der Religion und den anderen bürgerlichen Institutionen schloß. Dieses innere Ringen Reichs schlug sich schließlich in Elsworth F. Bakers Unterscheidung zwischen dem vom bioenergetischen Kern getrennten kollektivistischen „liberalen Charakter“ und dem im Kern verwurzelten individualistischen „konservativen Charakter“ nieder (Der Mensch in der Falle).

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 8)

18. Juli 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Genau wie Gott, ist der Einzige kein Wald- und Wiesen-Egoist, eben weil er eine Einheit ist. Er ist dadurch gekennzeichnet, daß er alles in sich vereint. Homo normalis, der fremdgesteuerte Neurotiker muß die Vergangenheit (d.h. seine Verpflichtungen) und die Zukunft (d.h. seine Versprechungen) negieren, um überhaupt überleben zu können. Er ist nicht, sondern die Moral bzw. der Verrat an eben dieser Moral regiert ihn. Im Grunde heißt das, daß die Zeit für ihn nicht existiert, d.h. er negiert die bioenergetische Spannung, er ist „gepanzert“ (Über-Ich-reguliert). Er lebt den Imperialismus des „Heute“, der das „Gestern“ und das „Morgen“ negiert. Mit anderen Worten, es ist Verrat: an sich selbst und an denen, mit denen er einen Verein (eine „Ver-Einigung“) eingegangen ist.

Homo normalis faselt gerne von „der Wahrheit“ (d.h. dem, was ihm das Über-Ich diktiert), aber in Wirklichkeit kann er die Mehrdeutigkeit, d.h. die bioenergetische Spannung, nicht ertragen. Er erstrebt den entropischen „Wärmetod seines Universums“, d.h. alles muß sich der gleichen Temperatur annähern. Während in Wirklichkeit die Wahrheit in den Widersprüchen und in der Veränderung liegt!

Der Gott, der von sich sagt, daß er der ist, der er ist, verwirklicht sich in der Zeit, d.h. er ist kein willkürlicher Götze wie Allah, sondern er hat eine Vergangenheit, die auf die Zukunft verweist. Man kann sich auf ihn verlassen, d.h. „glauben“ – der christliche Glaube. Genauso ist es mit Stirners Einzigem und seinem Verein bestellt! Er ist die EINZIGE Grundlage eines „konservativen“ und zukunftsfähigen menschlichen Zusammenlebens.

Orgonomie und Metaphysik (Teil 44)

10. März 2022

„Peter, warum hast du das gesagt, getan bzw. so gehandelt?“ Es ist mir unmöglich, darauf zu antworten. Das ist einfach nicht die Art, wie ich funktioniere. Ich tue etwas, Punkt. Und wenn jemand fragt: „Warum?“ könnte ich vor Wut schreien: „Es ist passiert, Punkt!“ Es mag Gründe für mein Verhalten oder Handeln geben, aber ich bin nicht daran interessiert, sie zu formulieren, darüber nachzudenken oder sie zu erklären, zu verteidigen und zu rechtfertigen. Eine Antwort wäre ohnehin sinnlos. Bedeutungslos, weil sie so willkürlich wäre wie mein Handeln selbst. Es ist wie das Bewußtsein selbst und meine Identität als Mensch selbst: Es gibt Myriaden von inneren und äußeren Impulsen, die im retikulären Aktivierungssystem meines Gehirns zusammenfließen und dadurch mich hervorbringen; es gibt die erste Generation mit 2 Vorfahren, die zweite Generation mit 4, die dritte Generation mit 8, die vierte Generation mit 16 – es gibt unzählige Menschen, die mich hervorgebracht haben, keine „Erblinie“. Es macht entsprechend überhaupt keinen Sinn, zurückzublicken, denn es gibt keine einfache „Ursache und Wirkung“.

Natürlich erkläre ich meine Handlungen und die Handlungen anderer, aber nicht, um an eine „verborgene Wahrheit“ über die „wirklichen Beweggründe“ heranzukommen, sondern nur aus pragmatischen Gründen, d.h. wenn ich künftiges Verhalten mit einiger Sicherheit vorhersagen kann, bin ich zufrieden. Das ist für mich „Wahrheit“ genug. Es ist wie in der Physik, wo es die Grenze zur Idiotie überschreitet, genauer sein zu wollen als die Genauigkeit der Meßinstrumente hergibt. Oder nehmen wir das Recht: es ist wichtiger „Rechtsfrieden“ herzustellen, als zur vermeintlichen „Wahrheit“ zu gelangen. Wir sind Menschen und können nicht in die Vergangenheit zurückgehen, um genau festzustellen, was zur Tatzeit „wirklich“ passiert ist! Alles, was wir tun können, ist, Schlußfolgerungen zu ziehen, die uns eine friedliche Zukunft ermöglichen.

Auch das Orgon ist nur eine Abstraktion (Äther, Gott und Teufel, S. 156), jedes „Tiefergehen“ führt zu nichts, es wäre Metaphysik, also – Idiotie!

Die antiautoritäre Transformation der amerikanischen Gesellschaft ist real

25. Juli 2020


Die Regenbogennation.

Die antiautoritäre Transformation der amerikanischen Gesellschaft ist real

Der systematische Plan der Linken zur Vernichtung der amerikanischen Nation

30. Juni 2020


Der Abgrund hinter der Antifa.

Der systematische Plan der Linken zur Vernichtung der amerikanischen Nation

Der Zusammenbruch der Verantwortung in der antiautoritären Gesellschaft

21. Februar 2020


Die roten Garden.

Der Zusammenbruch der Verantwortung in der antiautoritären Gesellschaft

Warum die extreme Linke die Vergangenheit Amerikas ausradieren muß

8. Dezember 2019


Der Angriff der linken Gegenwart auf die rechte Vergangenheit:

Warum die extreme Linke die Vergangenheit Amerikas ausradieren muß