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Eine Notiz über James DeMeos Saharasia-Theorie (1999) (Teil 1)

27. Juni 2022

Es macht echt keinen Spaß Saharasia zu lesen, z.B. S. 20f: Reich war weder 7 Jahre lang „Assistent Director of the Berlin Psychoanalytic Polyclinic“, noch legte er als erster die anti-semitische Grundlagen des Nazismus offen (die lagen wohl mehr als klar vor!), noch kann man Reichs Aussage über die Sexpol mit Rackelmann belegen oder die Nazis mir nichts dir nichts als Nonplusultra der Anti-Sexualität hinstellen (vgl. Die sexuelle Revolution) oder C.G. Jung 1933 zu den Psychoanalytikern zählen. Außerdem hat Freud durchaus die faschistische Bewegung unterstützt, die österreichischen Dollfuß-Faschisten. Wirklich, praktisch kein Satz ist ganz richtig. Ich mag kleinlich sein, aber ich dachte immer, es geht hier um Wissenschaft! Auf S. 22 stimmt fast nichts! Und so weiter und so fort! Auf S. 23 wird es sogar komisch: „Many priests and puritanical elements had also dominated the Communist Party of the Soviet Union.“ Priester in der KPdSU?! DeMeo ist wohl dadurch durcheinander gekommen, weil Reich im übertragenen Sinne von „Marxistischen Pfaffen“ spricht. S. 24: Reich hat die SU nicht 1932, sondern 1929 besucht! Auf der gleichen Seite: „He (Reich) left Germany for Danmark just before the war.“ Das Buch ist schrecklich zusammengeschludert, etwa wenn ein und dasselbe Freud-Zitat gebracht wird zunächst auf S. 19 mit Verweis auf Civilisation and its Discontent und dann auf S. 24 mit Verweis  „quoted by M. Hodann“.

Auch was bestimmte Elemente der Saharasia-Theorie betrifft kann ich DeMeo unmöglich folgen. Beispielsweise schreibt er auf S. 84: „Unarmored peoples might simply lay down and die in the desert, rather than do the unthinkable and use their hunting tools to kill other human beings.“ Das stimmt auf die in Notzeiten sehr kriegerischen Trobriander nicht zu und mit Sicherheit auf überhaupt kein Volk! Daran krankt DeMeos ganzes Buch: daß er kein Wissenschaftler, sondern ein Ideologe ist. Es ist ihm wichtiger, Reich als antifaschistischen Heros, statt die wirkliche Geschichte der Sexpol darzustellen. Da es gerade en vogue ist, wird Reich als Vertreter der Mißbrauchstheorie (Sexualität wird von den Eltern an das Kind herangetragen) dargestellt, die Freud durch seine Libidotheorie (das Kind als sexuelles Wesen) ersetzte. Ausgerechnet Reich, der Vertreter der Libidotheorie. Und dann die Saharasia-Theorie selbst: patristische Völker werden zu schwarz dargestellt, während die matristischen Völker zu weiß dastehen (systematisch blendet DeMeo alles aus, was etwa bei den Trobriandern oder den Muria nicht koscher ist, z.B. das beides extrem illiberale Gesellschaften sind, in denen Außenseiter (etwa ökonomisch nicht erfolgreiche Stammesmitglieder, Albinos, etc.) kein gutes Leben haben. Diese Schwarz-Weiß-Malerei ist genau das, was sie anklagt…

Oder nehmen wir mal die Defäkation: nirgends erwähnt DeMeo, daß sie nicht zu den natürlichen Libidobefriedigungen gehört, sondern in dieser Funktion ein patristisches Artefakt ist. Die Trobriander sind von Sauberkeit in dieser Hinsicht besessen, nichts von irgendeiner „analen Lust“. Entsprechend fand DeMeo selbst in seinem Correlation-Table (S. 418-20) eine hochsignifikante 100% negative Korrelation zwischen „anal satisfaction is low“ und „female status inferior or subjected“, d.h. dort wo Frauen unterdrückt sind, ist man, was Defäkation betrifft, freizügig.

Ein Fund bei der Lektüre von Otto Fenichels Rundbriefen: DeMeo hat bei seiner Saharasia-These eine wichtige Quelle übersehen: J. Unwin: Sex and Culture (ethnological study, published 1934 or 1935, 692 pp., 715 references). Unwin compared 80 primitive cultures, and separated them in three grades: higher „deistic“ cultures with temples, middle „manistic“ cultures without temples but whorshipping the deceased (die Toten), and lower „zoistic“ cultures, who do not care about the dead. He found (with almost perfect sex-economic criteria) that statistically the „zoistic“ cultures have the most sexual freedom, the „manistic“ were more suppressed, and the „deistic“ cultures have the most sexual suppression. See also the review of Unwin’s book by Henry Alden Bunker in Psychoanalytic Quarterly 4, 1935, 640-653.

Erstaunlich, daß DeMeo dieses Buch, das soviel seiner Saharasia-Theorie vorweggenommen hat, übersehen konnte! Wahrscheinlich hat das damit zu tun, daß Unwin die entgegengesetzten, d.h. Freudistischen Schlußfolgerungen zieht: Sexualunterdrückung sei die Voraussetzung von hoher „d.h. tempelbauender“ Kultur. Eine Anschauung die wiederum Bunker in seiner Rezension kritisiert.

Es hat nie „Matriarchate“ als Pendant zum Patriarchat gegeben, allein schon aus rein körperlichen Gründen: Männer haben mehr Körperkräfte. Aber sowohl bei den Menschenaffen als auch bei den natürlichen, matriarchalen Völkern stehen die Männchen am Rande der Gesellschaft, deren Kern der Mutterclan und seine Funktionen ist. In Saharasia ist es genau umgekehrt: dort steht der Mann im Mittelpunkt („Männerkindbett“, bei Scheidung Kinder zum Mann, etc.), Frauen und (weibliche) Kinder am Rande.

Ich mache neulich abends das Fernsehen an und was muß ich sehen: eine richtiggehende Werbesendung für Beschneidung. Eine Medizinerin sprach sogar von einer „Modewelle“. Ich werde nie verstehen, wie die Leute ohne Not das Narkoserisiko auf sich nehmen und das Risiko, daß sie „verschnitten“ werden, Nerven und Blutbahnen gefährdet werden, Entzündungen auftreten können. Das gleiche gilt fürs Piercing. Es ist wirklich erstaunlich, was die Menschen alles auf sich nehmen, nur um weniger zu fühlen! Freiwillig Selbstverantwortung von sich weisen, indem sie sich selbst die Stigmen der Sklaven verpassen! (Nichts anderes ist die Bedeutung der Beschneidung: „Siehe, Herr, ich bin Dein Sklave!“)

Merkwürdigerweise muß ich in diesem Zusammenhang jetzt an das Holocaust-Denkmal in Berlin denken. Man will der Opfer gedenken, aber durch die vollkommen beliebige Abstraktheit des Denkmals wird jedes Gefühl abgetötet. Hätte man mir den Auftrag für ein solches Mahnmal gegeben, hätte ich die lebensgroße und photo-realistische Bronzestatue eines weinenden Kindes auf eine mit NATO-Draht eingezäunte riesige Fläche gestellt, die niemals mehr betreten werden darf. Nur einmal im Jahr, darf ein jüdischer Kantor die Fläche betreten und ein jüdisches Klagelied singen. Stattdessen vollkommen sinnleere Steinquader, die alles und nichts bedeuten können. Einfach lächerlich – da kontaktlos. Es wird alles getan, damit die Leute nichts fühlen! So, wie es geplant ist, ist das Holocaust-Denkmal nichts weiter als ein „Piercing der Deutschen Nation“, eine sadomasochistische Aktion und eine grausige Verhöhnuung der Opfer.

Ich lese gerade mit absoluter Begeisterung folgendes feministisches Geschichts-Buch: Doris Wolf: Was war vor den Pharaonen? Die Entdeckung der Urmütter Ägyptens, Zürich: Kreuz Verlag, 1994. Ich hoffe, daß es noch zu kaufen ist, denn es ist sozusagen der deutsche DeMeo: exakt die gleichen Ergebnisse. Der einzige Unterschied ist, daß ausschließlich die Indo-Arier aus dem Kaukasus und dem heutigen Kasachstan die Bösewichter sind, während die Semiten Opfer sind. Ansonsten vollkommen d`accord mit DeMeo.

Gerade bin ich über eine Stelle gestolpert, wo dargestellt wird, wie die Erzengel Gabriel und Michael auf den ersten indoarischen Eroberer Mesopotamiens und seinen Sohn zurückgeführt werden können, die die teuflische Schlange Tiamat töteten: die semitische Urmutter und die semitischen „Untermenschen“. Die Erzengel verkörpern also unsere absoluten Todfeinde: es ist, als würde sich die verpeilten Erzengel-Fans auf Hitler und Himmler berufen und zu ihnen beten!

Schaue Dir ein beliebiges religiöses Erzengel-Bild an: ein Held erlegt einen Schlangen-Drachen. Die Schlange ist die kosmische Orgonenergie und Genitalität. Sie wird ermordet. xyz ordnet die Mörder in die „spirituelle Orgonomie“ ein und Peter hängt über der Kloschüssel, um zu kotzen.

Wolfs Ausführungen haben wieder meinem alten Verdacht neue Nahrung gegeben, daß Saharasia mit dem „arischen“ Großreich Persiens begann, das Ägypten, Griechenland, Europa, China, Indien und Arabien eroberte. Der Befreiungskampf hat dann Saharasia weiter verbreitet. Beispiele sind der semitische Islam, der von Mekka aus, das gesamte Kernland des besagten Großreichs eroberte und die Mongolen und Türken, die es von der anderen Seite in die Zange nahmen und dabei wiederum das islamische Großreich zerstörten. DeMeo schreibt, daß die kommunistischen Diktaturen in Rußland und China ein Aufbäumen gegen das zentralasiatische Saharasia waren (Reich beschreibt einen Teil dieses Kampfes in Die sexuelle Revolution) – und dabei selbst aktiv Saharasia ausgebreitet haben. ähnliches läßt sich sicherlich über den deutschen Nationalsozialismus und den amerikanischen Imperialismus sagen oder etwa über die Kreuzzüge.

Ich glaube, daß ganze ist nicht viel älter als 2000 Jahre. Davor haben wir eine hochstehende ungepanzerte Zivilisation weltweit. Etwa so: Matriarchat – arische Nomaden fallen in den Iran und Mesopotamien ein, errichten ein Großreich, das die ganze Erde infiziert – daraus entwickelt sich Byzans, das von den Arabern angegriffen wird, die zweite, sekundäre Welle Saharasias – das islamische Großreich wird dann von den Mongolen zerstört, die wiederum durch „Byzanz“, also Moskau unterworfen werden, etc. Hätte es nicht die Engländer und Franzosen gegeben, hätte Moskau im 19. Jahrhundert das Osmanische Reich, Iran, Indien und China unterworfen und wir hätten wieder das alte arische Großreich.

Der Begriff „Saharasia“ ist etwas fehlleitend, denn die Sahara spielt als Ursprungsort „Saharasias“ kaum eine Rolle. DeMeo (und etwa Doris Wolf) stellt selbst dar, daß die patristischen Eroberer aus Asien in die Sahara eindrangen. Es waren die indoarischen Kurgan-Völker, die zwischen der Krim und dem Aralsee nördlich des Kaukasus lagen, dort als erste die Pferde domestizierten, Eisenwaffen herstellten und als „Argonauten“ das Schwarze Meer befuhren. Wie Cortez in Mexiko fielen sie dergestalt als schwerbewaffnete Herrenreiter über das klimatisch geschwächte kulturell hochstehende Saharasia her: als Mykener in Griechenland, Horus-Anhänger in Ägypten (RA), weiße Oberschicht zwischen Palästina und dem Iran (Mith-RA), als „Arier“ in Indien (Ind-RA). Den Rest beschreibt DeMeo. Problem ist nur, daß das Gebiet um Wolgograd (das frühere Stalingrad), also das Ursprungsgebiet der Arier, nicht gerade im Zentrum Saharasias liegt und hier kaum DeMeos Erklärung des Ursprungs der Panzerung hinpaßt

Zum Gedenken an James DeMeo (14.1.1949 – 3.4.2022): Die „Saharasia-Theorie“ (Teil 5)

14. April 2022

Der Geograph und Anarchist Pjotr Kropotkin (1842-1921) war in vieler Hinsicht ein Vorläufer James DeMeos und seiner Saharasia-Theorie. Ich verweise auf den Artikel von Mike Davis: „Klimapioniere – Von Eiszeiten, Wassermangel und Wüstenzonen“, wo ich auch den Hinweis auf Ruskin gefunden habe.

Kropotkin war der erste, der in den 1870er Jahren die Vorstellung aufbrachte,

daß die 14 000 Jahre seit dem letzteiszeitlichen Maximum eine Epoche anhaltender, katastrophischer Austrocknung der Kontinentalgebiete seien. Diese Theorie – man könnte sie die „alte klimatische Deutung der Geschichte“ nennen – war zu Beginn des 20. Jahrhunderts äußerst einflußreich, verlor aber in den 1940er Jahren mit dem Aufkommen der dynamischen Meteorologie und deren Unterstellung eines sich selbst justierenden physikalischen Gleichgewichts rasch an Bedeutung.

Es ging dabei insbesondere um die These von der Austrocknung seit der letzten Eiszeit als Triebkraft der eurasischen Geschichte. Danach waren Ostturkestan und das Kernland der Mongolei einst wasserreich und „kulturell fortgeschritten“. Davis zitiert Kropotkin:

All das ist nun verschwunden, und es muß die schnelle Austrocknung dieser Gebiete gewesen sein, die ihre Einwohner nötigte, hinunter zur Dsungarischen Pforte, ins Tiefland von Balqasch und Obi zu wandern und dabei die Einwohner der Niederungen vor sich herzutreiben, was die großen Einfälle und Völkerwanderungen in Europa während der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung bewirkt hat.

Man vermeint DeMeo zu lesen, während der nächste Russe sozusagen das Negativ von Kropotkin ist:

Lew Gumiljow (1912-1992), ein sowjetischer Historiker, Ethnologe und Anthropologe prägt seit der Endzeit der Sowjetunion den antiwestlichen, „eurasischen“ Diskurs sowohl der rechtsradikalen Kreise in Rußland als auch bei den russischen Randvölkern, den von Gumiljow glorifizierten „Steppenvölkern“. Das ganze bezeichnet man als „Neo-Eurasianismus“. Gumiljow ist sozusagen der „Karl Haushofer“ eines neuen Nationalsozialismus.

In den 1950er Jahren begann Gumiljow sich mit der Geschichte der Kazaren und anderer Steppenvölker im mittelasiatischen Teil der Sowjetunion zu beschäftigen. Für ihn stellen die Russen im Verbund mit den Steppenvölkern eine „Großethnie“ dar, die sich immer wieder gegen den Hauptfeind, die Großethnie „katholisches Europa“, zur Wehr setzen mußte. Die Steppenvölker hätten dabei der gemeinsamen Mission wiederholt neue Kampfkraft beigesteuert, nachdem die Russen jeweils der Trägheit verfallen waren.

Die in einzelnen Erscheinungen vielleicht bedauerliche, in ihrer Gesamtheit jedoch fruchttragende Migration aus den südlichen Steppengebieten sei von Trockenperioden und der Wüstenausbreitung bestimmt gewesen, die wiederum auf die Sonnenaktivität und andere kosmische Einflüsse zurückgingen. Die „kosmischen Strahlen“ hätten diesen Völkern gleichzeitig auch „passionarnost“ verliehen; die Passion, Energie, Vitalität, den inneren Impetus, um andere Völker zu übermannen. Diese Strahlen seien vielleicht sogar für Mutationen und das Auftreten neuer „Rassen“ verantwortlich.

Im Rückgriff auf u.a. Wladimir Wernadski sind für Gumiljow Menschen „Funktionen“ der Biosphäre. Die Ethnien seien nicht nur eine Ansammlung von Individuen, sondern Teil umfassender „biogeochemischer“ Prozesse. Sie wären dem Zweiten Thermodynamischen Gesetz unterworden, der zum Energieausgleich und Stillstand führt, gäbe es nicht Phänomene gleicher Stärke, die dem entgegenwirkten. Die lebendige Materie besäße anti-entropische Eigenschaften. Diese Energie sei genauso real wie jene, die von den Physikern studiert wird.

Sie bringt die Organismen dazu sich zu entfalten und zu vermehren. Dazu zählten auch die Menschen und Völker. Ausgelöst durch die bereits erwähnten „kosmischen Strahlungen“, die bestimmte Abschnitte der Erdoberfläche unabhängig von geographischen Barrieren träfen, würde es zu „passionierten“ Eruptionen und Exzessen bei den Völkern kommen, mit deren Hilfe sie die akkumulierte Energie wieder entladen. Dies erkläre warum mächtige Eroberer schnell wieder in Vergessenheit geraten. Ihr „Erschlaffen“ ist nur allzu natürlich.

Die entsprechenden energetischen Prozesse führen gesetzmäßig nacheinander zum Aufstieg einer Ethnie, ihrer Entwicklung, dem imperialen Höhepunkt, gefolgt von Trägheit, Rückzug und Erinnerung an die glorreichen Zeiten. Beim Aufwallen der nationalen Passion und ihrer „orgasmischen“ Entladung komme es zu den großen Eroberungen. So sah Gumiljow beispielsweise das derzeitige Verhältnis zwischen dem trägen Europa und dem von nationaler Passion getriebenen Arabien.

James DeMeo verweist in seinem Buch Saharasia zwar auf Gumiljows Forschungen über die Auswirkungen von Dürreperioden in Zentralasien auf die Wanderungsbewegungen der Steppenvölker, erwähnt jedoch weder die quasi „orgonomischen“ Anteile von dessen Theorie noch, daß Gumiljow sozusagen eine „faschistische Variante der Saharasia-Theorie“ vertritt. Geradezu zwangsläufig muß dieser „Anti-DeMeo“ im Antisemitismus münden: Für ihn stehen die Juden außerhalb der beschriebenen energetischen Prozesse. Sie seien ein merkantiler Fremdkörper, der in keiner organischen Beziehung zu seiner Umwelt steht.

Um das richtig einordnen zu können, verweise ich auf meine Ausführungen in Der Blaue Faschismus, wo gezeigt wird, daß der Nationalsozialismus auf ähnlichen quasi „orgonomischen“ Theorien beruht.

Bleiben wir auf dem eurasischen Kontinent: David Zhang (University of Hong Kong) et al. haben bei der Analyse von Klimadaten und historischen Aufzeichnungen entdeckt, daß es im Osten des chinesischen Kaiserreichs im vergangenen Jahrtausend immer dann gehäuft zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen ist, wenn in diesem Zeitraum das Klima besonders kalt war. Im ganzen traten sechs große Kältephasen auf, die mit Perioden zusammenfielen, in denen es gehäuft zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam. Die Wissenschaftler führen das auf die verringerten landwirtschaftlichen Erträge zurück. Die Kriege brachen meist etwa zehn bis dreißig Jahre nach Beginn der jeweiligen Klimaperiode aus. Die Forscher weisen auch darauf hin, daß der Dreißigjährige Krieg und andere Krisen in Europa und Asien mit dem Höhepunkt der „kleinen Eiszeit“ zusammenfallen.

Das ist eine weitere Bestätigung für einen zentralen Aspekt von James DeMeos Saharasiatheorie: lebenswidrige Umwelteinflüsse führen zu lebenswidrigem Verhalten. (Übrigens stehen wir gegenwärtig am Beginn einer neuen kleinen Eiszeit!)

Einer Studie von Richard Neugebauer von der Columbia Universität in New York zufolge erhöht eine mangelhafte Nährstoffversorgung im Mutterleib das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, deutlich. Beim Vergleich von klinischen Daten zwischen 1971 und 2001 von Patienten die vor, während und nach einer extremen Hungersnot Mitte des 20. Jahrhunderts in China zur Welt gekommen waren, wurde festgestellt, daß sich bei jenen, die während der Hungerperiode geboren wurden, das Risiko für Schizophrenie verdoppelt hatte.

Die Forscher fragen sich, ob der generelle Nährstoffmangel oder das Fehlen eines bestimmten Stoffes während der Schwangerschaft das auslösende Moment ist. Bezeichnenderweise wird nicht gefragt, ob auch der Umgang mit den Kindern unter dieser extremen Streßsituation eine Rolle spielt. Jedenfalls bestätigt diese Studie aufs neue James DeMeos Saharasia-These: daß Panzerung ursächlich auf Wüstenbildung (oder in diesem speziellen Fall auf die soziale Ver-Wüstung durch den Kommunismus) zurückgeht.

Zum Gedenken an James DeMeo (14.1.1949 – 3.4.2022): Die „Saharasia-Theorie“ (Teil 3)

11. April 2022

Die destruktive Irrationalität des Menschen hat einen bis in die Details nachverfolgbaren zeitlichen und örtlichen Ursprung: sie begann vor etwa 6000 Jahren im Wüstengürtel des afroeurasischen Kontinents, der sich von Marokko bis vor die Tore Pekings erstreckt. Die Verwüstung ging mit der Ausbreitung dessen einher, was Reich als „emotionale Wüste“ bezeichnet hat. Diese ist gekennzeichnet durch eine alles bestimmende Lebensfeindlichkeit, die funktionell identisch ist mit Sexualfeindlichkeit: niedriger Status der Frau, Gewalt gegen Kinder, Zwangsehen, Verwandtenehen, „Familienehre“, „Jungfräulichkeit“, Doppelmoral, „Knabenliebe“ (man denke nur an Aghanistan!), Genitalverstümmelung, etc. Also all dem, was insbesondere den Islam auszeichnet. Die Quellen unseres Lebens selbst werden negiert: Liebe, Arbeit und Wissen. Stattdessen kommen Kopftücher, Moscheen, religiöser Fanatismus, Intoleranz, ein mittelalterliches Weltbild, Frauen-, Homosexuellen-, Christen- und Judenfeindlichkeit, Ehrenmorde, Djihad und ewiges Beleidigtsein.

In Teil 2 habe ich eine Karte präsentiert, die „Saharasia“ aus geographischer Sicht zeigt: das globale „Wüsten-Krebsgeschwür“. Hier zum Vergleich James DeMeos Saharasia-Karte, die die sexualökonomischen Verhältnisse widergibt (die „emotionale Wüste“):

worldmap

Die funktionelle Identität von Sahara und emotionaler Wüste scheint in einem Radiobericht über die von clandestini überschwemmte italienische Insel Lampedusa auf. Ein Äthiopier, der auf der Suche nach menschenwürdigen Lebensverhältnissen 18 Tage über Tausende von Kilometern durch die Sahara Richtung Libyen (damals noch unter Gaddafi) geflüchtet war, berichtet:

So kamen wir also nach Tripolis. Dort in Libyen sind Menschen aus allen Herkunftsländern, die versuchen nach Europa zu gelangen. Araber, Afrikaner, Palästinenser, Asiaten, sehr viele. Du traust deinen Augen nicht, wenn du sie siehst. Aber Libyen ist kein demokratisches Land. Man kann dort nicht von Menschenrechten sprechen. Sie steinigen Menschen, die dort leben, grundlos. Überall arbeiten Flüchtlinge als Sklaven für die Libyer. Das ist eine weitere Sahara. Wir versuchten also nach Italien zu kommen.

Die von DeMeo beschriebene geographische Verteilung findet sich auf praktisch allen derartigen Karten. Ein Blick auf die Weltkarte der Religionen zeigt beispielsweise, daß die Verteilung von Christentum auf der einen und Islam plus Buddhismus auf der anderen Seite fast genau die Saharasia-Karte widerspiegelt. Sie entspricht weitgehend der „Weltkarte des Christenhasses“.

Es ist einfach so, daß die unlebendigsten Menschen im islamischen und (im denkbar weitesten Sinne) buddhistischen (d.h. inkl. Hinduismus und Taoismus/Konfuzianismus) Bereich leben, die lebendigsten Menschen im christlichen. Die Humanethologie weist auf die gleiche Verteilung hin (obwohl sie in Der politische Irrationalismus aus Sicht der Orgonomie etwas anders interpretiert wird als hier). Imgrunde braucht man nur den Fernseher anschalten und sich die Gesichter und die Bewegungen der Menschen in diesen drei Weltgegenden („christlich“ und „islamisch/buddhistisch“) betrachten.

Diese Weltkarte läßt sich mit der bio-emotionalen Struktur des gepanzerten Menschen korrelieren: der Kern (bzw. verzerrter Kernkontakt) ist mit der einzig genuin „kosmischen“ Religion verknüpft, dem Christentum; die Sekundäre Schicht mit dem Islam, der gar keine Religion ist, sondern nichts weiter als organisierte Emotionelle Pest; der Buddhismus schließlich mit der Fassade, in der alles Gefühlsleben erstarrt (vgl. Die Massenpsychologie des Buddhismus). Zum letzteren kann man auch die antichristlichen „kulturellen Eliten“ des Westens zählen! (Das Christentum ist, wie jeder andere irrationale Kult, natürlich auch nichts anderes als ein letztendlich ziemlich unappetitlicher Ersatzkontakt und wäre in einer ungepanzerten Gesellschaft [zum Glück] nicht überlebensfähig.)

Ähnlich sieht es mit der Verteilung der politischen Regime auf der Welt aus. Man schaue sich etwa die Weltkarte auf The 10 Most Repressive Countries in the World an. Unter die repressivsten Regierungen gehören:

  • ehemalige spanische Kolonien: Kuba, Äquatorialguinea (noch in den 1970er Jahren war fast die gesamte hispanische Welt faschistisch).
  • Arabien und Umfeld: West-Sahara (Marokko), Libyen, Tschad, Sudan, Eritrea, Somalia, Syrien, Saudi-Arabien (auch sonst gibt es in dieser Weltgegend keine einzige Demokratie).
  • islamische Gebiete der ehemaligen UdSSR: Turkmenien, Usbekistan (in der gesamten islamischen Welt gibt es, außer, wenn man großzügig ist, der Türkei, keine Demokratie). Hinzu kommt als nichtmoslemischen Gebiete Weißrußland, Ukraine und Süd-Ossetien.
  • buddhistische Länder: Tibet (China), Burma, Laos, China, Nordkorea.

Bis auf Kuba und Äquatorialguinea (ehemalige Kolonien des islamisch geprägten Spanien) liegen alle genannten Länder im oder unmittelbar am Zentralbereich Saharasias, d.h. gehören zum islamischen oder buddhistischen Kulturkreis.

Von diesen Ländern haben oder hatten (bis auf Marokko und Saudi-Arabien) alle mehr oder weniger „sozialistisch“ orientierte Regierungen.

Damit hätten wir die drei lebensfeindlichen Antipoden der Orgonomie, die nicht zufällig das DOR-verseuchte Saharasia prägen: Islam, Buddhismus, Sozialismus.

James DeMeos Saharasia-Theorie bestätigt sich immer wieder und wieder. Etwa hier ein Demokratie-Index mit entsprechender Weltkarte. Oder hier Weltkarte der journalistischen Unfreiheit. Die Evidenz springt einem praktisch täglich ins Auge!

Zum Gedenken an James DeMeo (14.1.1949 – 3.4.2022): Die „Saharasia-Theorie“ (Teil 1)

9. April 2022

In der historischen Entwicklung der Reichschen „Orgonomie“ gab es nacheinander drei Theorien über den phylogenetischen Ursprung der Panzerung: das funktionalistische Modell nach Bronislaw Malinowski, wie Reich es 1931 in Einbruch der Sexualmoral dargestellt hat. Hier führt er die Aufhebung der Sexualität als Selbstzweck zurück auf äußere ökonomische Zwecke aufgrund universeller ökonomischer Akkumulations-Mechanismen – was aber eher auf das evolutionistische (pseudo-dialektische) System von Marx und Engels verweist:

Ein genuin Reichsches evolutionistisches Model wird 1951 in Die kosmische Überlagerung vorgelegt. Die wachsende Bewußtheit des Menschen führte irgendwann in der Urgeschichte dazu, daß er die existentielle Erschütterung durch den Sexus nicht mehr ertrug und sich dagegen sperrte, analog den Vorgängen bei katatonen Zusammenbrüchen. Reich beschreibt es in Die kosmische Überlagerung so, als seien die Triebe eine Gefahr für das Ich („Angst als Signal an das Ich“, Freud) und als sei deshalb etwas inhärent falsch am menschlichen Bewußtsein. Tatsächlich geht es aber nur um ein Problem der Integration von Funktionen, die schnell in Desintegration umkippen kann. Charles Konia zufolge war dieser Punkt mit der Sprachentwicklung erreicht, wo Bewußtsein und „Atemkontrolle“ aufeinandertreffen: während des biophysischen Integrationsprozesses konnten schon kleinste Störungen zu einem Zerfall (in diesem Fall Panzerung) führen. Ich selbst glaube, daß wir hier mit einem, wenn man so will „Kategorienfehler“, kämpfen: Es geht gar nicht um den Ursprung der Panzerung per se, sondern warum der Mensch so verdammt anfällig für Panzerung ist. Das einzige, was den Menschen vom Tier trennt ist Bewußtsein und Sprache.

Und schließlich in den 1980er Jahren das durch Reichs Auseinandersetzung mit der Wüstenbildung inspirierte diffusionistische Modell des Geographen James DeMeo, wonach die Entstehung der weltweiten Panzerung keiner universellen Mechanismen bedarf, da sie nachweisbar von einem mehr oder weniger klar umrissenen Herd („Saharasia“) sich im Laufe der Geschichte über die Erde ausbreitete.

Wie angedeutet schloß sich DeMeo dabei an Spekulationen des späten Reich über die Beziehung zwischen geographischen Wüsten und der inneren „emotionalen Wüste“ an. Denn Emotionelle Pest war für Reich nicht nur eine Metapher. Zum Beispiel schreibt Walter Hoppe:

Im Verlauf seiner Arbeit erkannte er (Reich) in der neurotischen Massenerkrankung, sofern sie nicht in der Stille abläuft, sondern in den zwischenmenschlichen Beziehungen Schaden anrichtet, einen Pestvorgang, der in seinen verheerenden Folgen die Pest des Mittelalters, die aus den menschenleeren Steppen Asiens im 14. Jahrhundert eingeschleppt wurde, bei weitem übertreffen würde. Reich prägte für diese Erscheinung den Begriff der emotionellen Pest. (Hoppe: Wilhelm Reich und andere große Männer der Wissenschaft im Kampf mit dem Irrationalismus, Kurt Nane Jürgenson, München 1984, S. 24)

Während sich die Psychoanalytiker vorher größtenteils auf Mythenforscher und Verwerter von Reiseberichten beriefen (z.B. Freud auf den Schreibtischgelehrten Frazer), war Reich der erste, der auf wirkliche ethnographische Feldforschung bezug nahm, auf den Frazer-Schüler Malinowski, der die Ethnographie erst zu einer Wissenschaft gemacht hatte. DeMeo hat schließlich in seiner „Saharasia-Studie“ die Sexualökonomie von über 1100 unterschiedlicher Kulturen miteinander abgeglichen.

Sowohl Reich als auch Malinowski bezeichneten ihre Ansätze als Funktionalismus. Bei Malinowski bedeutet das: individuelle Bedürfnisse schaffen sich die kulturellen und technischen Voraussetzungen ihrer Erfüllung. Wenn bei verschiedenen Gruppen ähnliche Erscheinungen auftreten, dann deshalb, weil sie der naheliegendste Ansatz zur Bedürfnisbefriedigung sind. Der Löffel zum Essen von Suppe brauchte nicht vermittelt werden, sondern konnte sich unabhängig an den verschiedensten Orten ausbilden. Er erfüllt schlichtweg seine Funktion. Von daher wird deutlich, daß Malinowskis Funktionalismus ausschließlich die rationalen Elemente einer Gesellschaft erklären kann. Um den Irrationalismus (die Emotionelle Pest) erklären zu können, benötigt man als Zusatzannahme ein diffusionistisches Modell wie DeMeos Saharasia-Theorie.

Orgonometrie (Teil 3): Kapitel 46

31. Dezember 2019

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46. Goethes Funktionalismus

Paul Mathews: Der genitale Charakter und die genitale Welt

19. September 2019

 

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13. April 2018

DIE ZEITSCHRIFT FÜR ORGONOMIE

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acologo

James DeMeos Saharasia-Theorie bestätigt sich…

7. Februar 2018

Zum Gedenken an James DeMeo (14.1.1949 – 3.4.2022): Die „Saharasia-Theorie“ (Teil 3)

ZUKUNFTSKINDER: 1. „Rousseauismus“? c. Verlorengegangene und erträumte Paradiese

27. Januar 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

ZUKUNFTSKINDER:

1. „Rousseauismus“? c. Verlorengegangene und erträumte Paradiese

Funktionalismus, Evolutionismus, Diffusionismus

16. Dezember 2017

Zum Gedenken an James DeMeo (14.1.1949 – 3.4.2022): Die „Saharasia-Theorie“ (Teil 1)