Posts Tagged ‘Verdrängung’

Punkt 8: Gold und Scheiße auf der Apothekentheke

12. September 2023

Ich war heute in der Apotheke und bin dabei auf etwas gestoßen, was ich ansonsten nie beachte: die, wie der Name schon sagt, urdeutsche Apothekenzeitschrift my life (17 / 1. September 2023 A). [Moment: ich mußte mich kurz übergeben – weiter:] Aufgefallen war mir der Artikel „Das Geheimnis der Entspannung. Reizen sie den Vagusnerven“.

Es geht um die Stimulierung des Vagusnerves, d.h. die Herstellung von orgonotischer Expansion. Das reicht vom Gurgeln (weil so der Nerv stimuliert wird), übers Grimassenschneiden, hin zu Augenbewegungen und den Hals streicheln. Leider wird das ganze mit der fragwürdigen „Polyvagaltheorie“ verknüpft, die zwischen einem neuen (Säugetier) und alten (Reptil) Vagus unterscheidet und den Gegensatz von Vagus (Expansion) und Sympathikus (Kontraktion) unnötig verkompliziert.

Wichtiger sind aber ohnehin zwei Tests, die im Heft angeboten werden:

Öffne den Mund und beobachte im Spiegel das Zäpfchen. Wenn man hintereinander kurz und laut „ah, ah, ah“ sagt, zieht sich dann der Gaumen links und rechts des Zäpfchens symetrisch hoch oder bloß einseitig? Nur im ersteren Fall arbeitet der Vagus einwandfrei.

Kann man die folgenden zehn Fragen mit „Ja“ beantworten?

  1. Beim Lächeln: bewegt sich auch die Augenpartie?
  2. Beim Reden: variiert die Stimme zwischen hoch und niedrig, laut und leise?
  3. Beim Blickkontakt: kann er gehalten werden und fühlt sich das angenehm an?
  4. Beim Schließen der Lider: bleiben die Augen ruhig?
  5. Sind die Augen selten trocken?
  6. Ist der Appetit gut?
  7. Mit dem Magen ist alles in Ordnung?
  8. „Ihre Organe machen geräuschlos im Hintergrund ihre Arbeit?“
  9. Herzschlag: ruhig und leicht?
  10. Bist du sexuell gut erregbar?

Hierzu lese man die entsprechenden Stellen am Ende von Reichs wissenschaftlicher Autobiographie Die Funktion des Orgasmus von 1942. Und zum folgenden, was Reich über „Atemübungen“ und Yoga in Äther, Gott und Teufel geschrieben hat.

In einer Rubrik dieser Ausgabe von my life dient die Fernsehjournalistin Nina Ruge dem Leser neben „positivem Denken“ (auf Deutsch Verdrängung) folgende Atemtechnik an, die das diametrale Gegenteil der Orgonomie ist, nämlich Yoga (Panzerung):

Atemtraining. Noch etwas hilft uns nachweislich, den Alterungsschalter Streß auf „Stop“ zu schalten: unser Atem. Wenn wir richtig atmen, übergeben wir das Steuer dem Ruhepol, dem Parasympathikus. Probieren Sie mal das „physiologische Seufzen“: durch die Nase sanft einatmen, bis in den Bauch, und noch ein bißchen tiefer. Kurz Atmen anhalten, und dann ausatmen, sehr langsam, durch den Mund. Wenn Sie das ein paarmal geübt haben, dann haben Sie Ihre Atemfrequenz halbiert. Von durchschnittlich zwölf Atemzügen pro Minute auf sechs. Diese verlangsamte Atmung senkt den Blutdruck, die Streßhormone und ihre unguten Folgen. Atmen Sie gaaaanz langsam den Streß weg, und bleiben Sie jung!

Tatsächlich ist das Geheimnis der Punkt 8 der obigen Aufstellung: „Ihre Organe machen geräuschlos im Hintergrund ihre Arbeit?“ Will sagen: funktioniert dein Organismus autonom und SPONTAN? Kannst du dich dem natürlichen, „automatischen“ Atemrhythmus vollkommen hingeben oder hältst du etwas, hältst du dich zurück? Lebst du in der Realität oder einer verkopften, infantilen Scheinwelt (von wegen „positives Denken“)? Bist du orgastisch potent?

Anmerkung: Hältst du dich zurück? Lebst du in Scheinwelten? Hallo! Schon mal was von Max Stirner und Bernd Laskas LSR-Projekt gehört? Bist du Eigner deiner selbst oder eingeschüchterter Sklave, der nicht mehr frei atmen kann und nur das im Kopf hat, was die Mächtigen hineingeschissen haben?!

Funktionelle Topik und Aufklärung

6. August 2023

Zwischen 1920 und 1940 zeigte die Orgasmustheorie, daß die Libido physikalisch real ist: das Orgon. Parallel zeigte die Charakteranalyse, daß die Verdrängung (aus Freuds erstem topischen Modell) und das Über-Ich (aus seinem zweiten topischen Modell) nicht nur „psychische“ Mechanismen bzw. Instanzen sind, sondern somatische Realität: die Muskelpanzerung. Das, was abgewehrt wird, und das, was abwehrt, sind also keine bloßen dichterischen Metaphern bzw. wissenschaftliche Konzepte, sondern handfeste Wirklichkeiten, jenseits jedes Meinungsstreits und jeder Ideologie – und damit Jenseits von Verdrängung und Moral (Über-Ich).

Man kann darauf einwenden, dies sei nichts besonderes, da es schon immer Konzepte einer „Energie“ gegeben habe. Die Antwort darauf lautet, daß diese Vorstellungen durchweg mystisch waren (Psyche –> Soma, die „Energie“ organisiert die „Materiebrocken“), genauso wie entsprechend die Konzepte von „Blockaden“ dieser „Energie“ durchweg mechanistisch waren (Soma –> Psyche, die „Materiebrocken“ behindern den freien Fluß der „Energie“). Hinter diesen proto- und pseudo-orgonomischen Auffassungen stecken die beiden Grundaxiome des Mechano-Mystizismus: die Materie wird vom Geist bestimmt („mind over matter“) bzw. der Geist ist in der Materie gefangen („fleischliche Lüste streiten wider die Seele“).

Zu derartigen Vorstellungen kommt es, weil die „Psyche“ die quasi „energetische“ Gesamtfunktion des Organismus ist („die Psyche Herrn Müllers“), während das „Soma“ die materiellen Teilfunktionen umfaßt („die Niere auf Zimmer 2.04“). Erst Reich und im Anschluß an ihn Charles Konia haben die Zusammenhänge geklärt, indem der „horizontale“ Bereich (Psyche – Soma) um den „vertikalen“, energetischen erweitert wurde (Panzerung – Orgon:

Das wirkliche Problem der menschlichen Existenz ist demnach nicht der quasi „horizontale“ Konflikt zwischen Psyche und Soma; ein Konflikt, der ohne Panzerung gar nicht existieren würde, sondern der quasi „vertikale“ Konflikt zwischen Panzerung und Orgonenergie. Es gilt schlichtweg die Panzerung zu beseitigen. Das Problem dabei ist, daß unsere gesamte geistige Kultur und materielle Zivilisation, die nichts weiter als Geschöpfe der Panzerung sind, uns davon abhalten wollen. Gemeinsam sind sie nichts weiter als ein allumfassender „horizontaler“ „Verblendungszusammenhang“, der uns von der „vertikalen“ Wirklichkeit nicht nur abhält, sondern immer weiter von ihr entfernt. Aus diesem Grund war die Entdeckung des Orgons auch ein revolutionärer Akt bzw. DER revolutionäre Akt schlechthin.

Die Kultur und die Zivilisation sind mittlerweile nichts anderes als Neurose, wenn nicht schlichtweg Emotionelle Pest. Das Denken wird immer weiter ein Instrument von Verdrängung und „Moral“ (Über-Ich). Einfachste Fragen wie „Was ist eine Frau?“ oder „Wer ist ein Deutscher?“ münden in Verwirrung und moralischer Indignation. Unsere materiellen Werkzeuge (natürlich inklusive der untrennbar mit ihnen verbundenen „immateriellen“ Algorithmen), die einst als Erweiterungen unseres Organismus gedacht waren, um dessen Freiheitsgrade zu erweitern, wirken zunehmend auf ihn zurück und schränken eben diese immer weiter ein, bis wir zu toten „Cyborgs“ werden.

Die Entdeckung des Orgons ist die einzige Chance, die der Menschheit bleibt, dieser Falle zu entkommen, weil sie erstens etwas physikalisch Greifbares ist, das nicht dem „kulturellen“ Streit der Meinungen unterworfen ist und die zweitens eine neue, der Organik gemäße, „zivilisatorische“ Technik ermöglicht. Diese Chance ist aber nur realisierbar, wenn das ebenfalls praktisch greifbare Faktum der Panzerung auf individueller und gesellschaftlicher Ebene sichtbar gemacht wird, um das Orgon befreien zu können. Aufklärung! Die EINZIGE Aufklärung! DIE Aufklärung!

Email [Laskas Werdegang] (2013)

18. Juli 2023

Email [Laskas Werdegang] (2013)

Eine Email von Peter Nasselstein an Bernd A. Laska, 10.09.03

12. Januar 2023

PN: Liest sich glatt, keinerlei Häme etc wie sonst so oft. Aber: Von Sexualität kein Wort. Und Merksatz 1: Biopathien sind unbekannten Ursprungs (aber dann orgontherapeutisch zu behandeln).

Dieser Satz ist (Robert A.) Dews klassischer Definition der Biopathien entnommen: using classical medical concepts, the ethiologies of these diseases remain elusive

BAL: Vielleicht berechtigt, when using classical medical concepts ??? Aber hat Dew denn auf nicht-klassische Weise den Ursprung der Biopathien zu erklären versucht?

PN: Ja, denn das ist ja der Sinn des Satzes: Ätiologie unbekannt, weil Pulsationsstörung nicht beachtet wird – denn die würde einen langen Schwanz an Implikationen nach sich ziehen und letztendlich unsere „pulsationsschädigende“ Gesellschaftsordnung infrage stellen.

BAL: Da war der alte Freud doch radikaler: als er sagte (wann eigentlich? wo?), dass seine Psychoanalyse in puncto Heilen mit Lourdes nicht mithalten könne, er sie auch nicht als Heilmethode empfehle, sondern wegen ihres Wahrheitsgehaltes.

PN: Freud war, wenn ich mich recht erinnere, Anatom des Nervensystems, der kaum je mit wirklichem menschenlichen Leiden in Kontakt kam – und wenn, dann war es eine interessante Kuriosität. Bei Reich war das anders (Krieg, bei Wagner-Jauregg auf der Station, im psychoanalytischen Ambulatorium) und bei Dew auch (Internist, der tagtäglich mit den unbeschreiblichsten Grausamkeiten der Innereien konfrontiert ist) – die wollten wirklich heilen. Es war Reich, der Freuds snobistische Gesprächstherapie in eine regelrechte Psychotherapie MIT EINEM THERAPIEZIEL verwandelt hat.

Ich bezweifle nicht, daß die Psychoanalyse einen Wahrheitsgehalt hat – wenn man in sehr allgemeinen Begriffen spricht (Über-Ich, Ödipuskomplex, Unbewußtes, Verdrängung, Übertragung, prägenitale Organisation – das wars dann auch schon – und alles nur in einer holzschnittartigen Primitivversion brauchbar). Das besondere an Freud war eine „Wahrheitssuche“, die ihn stets zu den absurdesten Schwachsinnigkeiten geführt hat: eine grandiose Flucht vor den paar Grundwahrheiten der Psychoanalyse in immer neue verwickelte Absurditäten und geradezu psychotische „Interprätationen“. „Die Psychoanalyse ist die Krankheit, die sie zu heilen vorgibt.“

Aber Sie wollen darauf hinaus, daß die Orgonomie zur Medizin verflacht wird. Das ist so’ne Sache. Egal was man macht: konzentriert man sich auf die Physik, kommt etwa Peter Reich und sagt, man solle sich doch mehr auf die wirklich wichtigen soziologischen Beiträge seines Vaters konzentrieren; macht man das, dann kommen Leute wie (Chester M.) Raphael und schreien „Orgon!“, usw.

Dabei ist es ziemlich egal, was man macht, solange man nicht den Roten Faden verliert. Und ich weigere mich, dabei auf Ärzte herabzublicken, die „nur“ Leute in den ORAC setzen oder „nur“ psychiatrische Orgontherapie“ machen. Es kommt auf den Geist an, mit dem sie es tun. Zugegeben manche sind erschreckend geistlos….

BAL: Ich will das [Reich, Silvert, Soziopathen] nicht abstreiten. Aber was wusste (Lois) Wyvell, was sogar die linke Europäerin (Ilse) Ollendorff, von dem, was Reich um- und antrieb ? Als die ihn kennen lernten, da war schon viel perdu, da hatte er SICH vor Augen, als er in FO42 bemerkte, man solle Autobiographien in jungen Jahren schreiben, denn: „manche Illusionen [!], die man … noch hat, befähigen einen…“ usw. (k&w, S.16)

PN: Wyvell ist ja nur eine Nebenfigur. Einzig interessant, weil sie wie kaum jemand anderer Einblicke in den privaten Reich hatte. Vielleicht mehr als Ollendorff (Gewöhnung macht blind, stumpft ab). Vor allem in Reichs Beziehung zu Silvert (einem wahrhaftigen Monster), in dem er sicherlich seinen „Mr. Hyde (?)“ sah.

BAL: Dass üble Typen sich zu WR hingezogen fühlten, und er das resigniert akzeptierte (CM: „auch du brauchtest sie…“), OK, menschlich verständlich. Aber dass es kaum Andere gab (und gibt); dass offenbar kaum ein Zeitgenosse von intellektuellemRang das Gespräch mit ihm suchte; dass der „Konflikt mit Freud“, der Ausschluss, so gespenstisch lautlos über die Bühne ging; dass es keine „immanente“ Kritik gab, die er sich ja wohl ernsthaft wünschte, u.v.a.m. DAS ist die weltumspannende „conspiracy“.

PN: Ja. Ich will ja auch nicht die „Silvert-Sache“ ins Zentrum stellen oder gar die Orgonomie mit „Reichs Geheinmnis“ erklären. Für mich ist es nur die naheliegenste Erklärung für eine kleine Nebensache: warum so viele Soziopathen sich zu Reich hingezogen fühlen.

Interessant ist die Beschreibung von Reichs Anfangszeit in New York. Wie alte „Freunde“ aus Berlin und Wien mit ihm Kontakt aufnahmen – und fluchtartig das weite suchten.

Nehmen wir aus aktuellem Anlaß mal Adorno: voll von Freudistischen und Marxistischen Theorien. Und dann ein mögliches Gespräch mit Reich: während Adorno theoretisieren will, kommt Reich mit den biologischen (medizinischen) Grundlagen der Charakterbildung, den Besonderheiten der Kindererziehung („Ist Ihnen aufgefallen, daß in New Yorker Kinderwagen, die Babys auf dem Bauch liegen? Das ist der Anfang des 3. Weltkrieges!“), etc.

Und mit den beschränkten Fach-Psychiatern und lebensfeindlichen Baby-Experten konnte Reich erst recht nicht sprechen.

Hat das was mit LSR zu tun? Nun ja, auf ihre Weise waren auch LaMettrie und Stirner „konkretistisch“: die Kunst des guten Lebens – und darin die Utopie verwoben.

Deshalb ist es nicht so einfach mit der „medizinischen (oder physikalischen, etc.pp) Verflachung des Reichschen Lebenswerkes“. Die gibt es, zweifellos, aber…. Vorsicht! – Was hält einem vom wirklichen, konkreten Leben ab (dem Reparieren des Kühlschranks, einer effektiven psychotherapeutischen Tätigkeit am Patienten, der Erforschung der Atmosphäre, dem Erfinden narrensicherer Computerprogramme, etc.pp.)? Das ÜBER-ICH?

Sehr grob und sehr platt: der LSR-Gehalt des Reparierens von Kühlschränken ist in Reichs mysteriösem (und irgendwie unpassenden) Begriff „Arbeitsdemokratie“ aufgehoben.

Sie selbst schrieben mir mal über sich: „Als Resultat meines gewiss langen Studiums des Reich’schen Werkes auf der Basis meiner Herkunft aus der arbeitenden/realistischen Sphäre ist LSR entstanden. Mein Verhältnis zum Komplex Philosophie ist vielleicht vergleichbar mit dem, das Reich zum Komplex Neurose hatte. Reich begab sich in diesen Unrat nicht, weil er sich dort — wie Freud et al. — wohl und heimisch fühlte…“ Reich fühlte sich in der „arbeitenden/realistischen Sphäre“ heimisch! Und deshalb kann man die Arbeit des Psychiaters und Internisten nicht so einfach als irrelevant wegwischen!

(…)

BAL: Aber (drei deutsche Reichianer)…  Aaaarrrggghh.

Die Schuttschicht auf Reichs Grab wird immer dicker (statt dass Schichten des Reich-gemachten „Palimpsests“ abgetragen werden).

PN: Eva Reich hat all diese Leute ja tatkräftig unterstützt – damit Reichs Name nicht verlorengeht.

BAL: Das lag ganz auf der Linie, dass sie die Nachlassverwaltung an Higgins gegeben hat. (Ob sie selbst weniger schädlich gewirkt hätte, muss freilich dahingestellt bleiben).

PN: Entweder hätte sie alles freigegeben – und dabei obskure Figuren bevorzugt. Oder, was ich eher glaube, sklavisch die Anweisungen ihres Vaters befolgt: das bereits Veröffentlichte unverändert neu herausgeben – und ansonsten die Archive bis 2007 geschlossen gehalten. – Und während dessen auf Orgonon allen möglichen Unsinn getrieben….

BAL: Reichs Name wurde jedenfalls bekannt, aber alles, wofür er steht oder stehen könnte, wurde um so effektiver verschüttet, zu einem grossen Teil auch durch Evas Herumtingeln in aller Welt, wo sie unter Missbrauch der Autorität ihres Namens ein verwaschenes Reich-Bild an viele „Multiplikatoren“ vermittelt haben wird. In Brasilien hat sie auch ihre fans.

PN: Besonders fatal sind Geschichten wie: Auf der Fahrt nach Arizona sprach mein Vater zu mir über Selbsrregulierung und daß sich die Leute von Ärzten unabhängig machen und sich selbst therapieren sollen. – Und daraus macht Eva dann eine Rechtfertigung für all die Geschäftemacher, die ohne die Last eines Studiums und einer Ausbildung auf sich genommen haben, nach ein paar Wochendseminaren als „Reich-Therapeuten“ auftreten. Und was meinte Reich? Das genaue Gegenteil: die Verhinderung einer „Therapie-Szene“.

Wirklich was aus Reichs Anregung zu machen, ist sie mangels eigener Orgontherapieausbildung unfähig. Wie (Richard) Schwartzman mir mal sagte: Ich kann den Patienten nicht helfen! Wie soll ich das tun? Die können sich nur selbst helfen. Ich kann allenfalls assistieren. Was Sie hier auf meiner Couch für viel Geld machen, könnten Sie ebensogut selbst zu Hause machen. Aber Sie werden es nicht tun! – Er hatte recht.

Ein neues „Do-it-yourself-Buch“? Nein, natürlich nicht. Aber ein neues Bewußtsein dessen, was man sich selbst antut: das ewige Weglaufen vor dem Wesentlichen. Aber genau das wäre Eva und Konsoren unerträglich, denn die Sache wäre nicht mehr „frei“ und „bunt“ UND „demokratisch“, sondern FOKUSSIERT. Die Reich-Szene, die maßgebend von Eva kreiert wurde, ist genau das, was zu heilen sie vorgibt: Flucht vor dem Lebendigen.

Warum initiiert der Orgontherapeuten-Ausbilder nicht sowas, was Reich angeregt hat? Weil das dann sofort als „Manual“ von xyz und anderen ausgenutzt werden würde.

Die Öffentlichkeit, die Orgonomie und Bernd Laska

11. Januar 2023

Robert hat hier neulich auf Reich-Comics hingewiesen. Ich möchte hier deren Inhaltsangabe zitieren bzw. paraphrasieren, denn sie gibt perfekt den heutigen „aufgeklärten“ Blick auf Reich wider:

Bei den Comics handelt sich um einen biographischen Bericht über den Psychoanalytiker und Sexualforscher Reich, einem Protegé von Freud. Er sorgte in ganz Europa für Skandale, wo er vor allem für seine kontroversen und radikalen Ideen bekannt wurde. Reich behauptete, eine greifbare Sexualenergie entdeckt zu haben, die er „Orgon“ nannte. Das politische Klima des Zweiten Weltkriegs war für einen linken, sexuell progressiven jüdischen Aktivisten mit heterodoxen wissenschaftlichen Theorien nicht gerade fördernd. Reich war gezwungen, 1939 nach Amerika zu gehen. Dort gründete er Orgonon, eine Kommune/Labor in Rangeley, Maine.

Die Entdeckung des Orgons wird (sozusagen) erklärt. Reich behauptet, die Orgonenergie sei ein Allheilmittel und ist entschlossen, dies der Welt zu beweisen. Er ist weit weg von den Wirren des Zweiten Weltkriegs und der kritischen europäischen Presse. Leider ist die Kontroverse nicht so weit weg, wie man glauben könnte. Bald beginnt Reich Anzeichen von Paranoia zu zeigen, aber wie das Sprichwort sagt: „Nur weil ich paranoid bin, heißt das nicht, daß sie nicht hinter mir her sind.“ Er wird von der Regierung der Vereinigten Staaten verfolgt. Sein Verfolgungskomplex begann sich aber schon zu zeigen, als er 1923 Vorträge vor der Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft hielt.

Es wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der mit unerschütterlicher Überzeugung für seine Überzeugungen lebt, und zeigt die potentielle Gefahr, die in dieser Überzeugung steckt. Rekurriert wird auf die tragischen Ereignissen in der Kindheit des jungen Reich und von einem Tag in seinem Erwachsenenleben erzählt, der den jungen Analytiker politisiert und ihn schließlich zur Kommunistischen Partei führen sollte. Heft 6 befaßt sich mit den Ursprüngen von Reichs Obsessionen. Reichs Kindheit steht im Zusammenhang mit seinen Beziehungen und seiner medizinischen Forschung.

Reichs Labor und seine Ausrüstung werden von den Behörden unter die Lupe genommen, die das, was sie als Perversion betrachten, abstellen wollen. Reichs Paranoia beginnt sowohl seine persönlichen als auch seine beruflichen Beziehungen ernsthaft zu schädigen, was zum Rücktritt von zwei seiner engsten Mitarbeiter führt. Reich macht weiter, indem er zunächst eine Maschine entwickelt, die Orgon-Strahlung aus der Atmosphäre zieht, und dann findet er einen Weg, sie als Waffe einzusetzen.

Reich weigert sich, die von der Regierung gegen seine Arbeit verhängte Verfügung zu befolgen. Mit Hilfe seines kleinen Sohnes experimentiert er in der Wüste von Arizona mit einem seltsamen neuen Gerät, der „Cloudbuster“-Maschine. Er gründet Little Orgonon und versucht, das Wetter zu kontrollieren, und weist einen alten Freund, der Hilfe braucht, kalt ab. Ein Gerichtstermin wird anberaumt und Reich wird klar, daß es keine Möglichkeit gibt, seinem Schicksal zu entkommen. Er versucht, seine Forschung, einen Forscherkollegen und seine eigene geistige Gesundheit zu verteidigen. Nach einigen Beratungen und einem psychiatrischen Gutachten wird ein Urteil gefällt, und er muß seine letzten Tage im Zuchthaus verbringen.

Soweit die Erzählung, die heute mit nur leichten Variationen universell über Reich verbreitet wird. Orgonomen stellen sich ihr entgegen, indem sie darauf hinweisen, Reich sei derartig verfolgt worden, weil die Orgasmustheorie und die Entdeckung des Orgons stimmig sind und entsprechende Abwehrreaktionen hervorrufen. Es wird auf die Klinik verwiesen, das Forschungslabor und Feldexpeditionen mit dem Cloudbuster etc. Offensichtlich prallt das an der Öffentlichkeit ab, wenn es nicht sogar die Meinung über Reich und den an ihn anschließenden „Kult“ verfestigt.

Bernd Laskas Herangehensweise war eine grundsätzliche andere. Das gesamte Narrativ verdecke nur den LSR-Kern der Reichschen Botschaft. All das Gerede von „europaweitem Skandal“ und seiner Zeit als Kommunist, die Diskussion um Wissenschaftlichkeit und Spekulationen zur Psychopathologie diene nur dazu den Grundkonflikt zu verkleistern Es ist alles nur vorgeschoben im Dienste der Verdrängung. Von Anfang an vertrat Reich instinktiv eine Idee, die ihn zum Außenseiter machte, den man in immer neuen Etappen fertigmachen mußte, ohne je das zur Sprache zu bringen, um was es eigentlich ging, denn eine Thematisierung des eigentlichen Knackpunkts hätte die Verdrängung gefährdet. Sein Außenseitertum wurde wohlfeil psychologisiert (Kindheitstrauma), bagatellisiert (Kommunist), in ein vollständig falsches Bild gerückt („jüdischer Aktivist“), auf subtile Weise bestritten (eine „europaweit“ bekannte Figur) und in einen anderen Bereich verschoben (Naturwissenschaft). Verdrängung!

Da dieser Mechanismus universell ist und unsere Gesellschaft rundweg konstituiert, kann man das Verdrängte nicht einfach benennen. Es ist so wie in der Psychoanalyse: einem Neurotiker zu sagen, daß er seine Mutter begehrt und seinen Nebenbuhler, den Vater aus dem Weg schaffen wollte, ist vollkommen sinnlos, rundweg lächerlich, und verpufft wirkungslos bzw. verstärkt die Neurose. Man muß sich schon auf Laskas LSR-Projekt einlassen, um erfassen zu können, worum es geht – was denn nun der LSR-Kern der Reichschen Botschaft ist!

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 13. Der Christusmord nach Johannes / Die emotionale Wüste

12. Oktober 2022

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 13. Der Christusmord nach Johannes / Die emotionale Wüste

Der Aufstieg des Psychopathen (Teil 2)

17. April 2021

Barbara G. Koopman: Der Aufstieg des Psychopathen

Über das Umschreiben der Geschichte Amerikas durch linke Ideologen

5. Januar 2021


Subversion und Verdrängung.

Über das Umschreiben der Geschichte Amerikas durch linke Ideologen

In Kontakt bleiben mit der Realität / Wandbild oder Graffiti?

22. Juli 2020


Der Wahnsinn beschleunigt sich.

In Kontakt bleiben mit der Realität

Wandbild oder Graffiti?

Orgonometrie (Teil 3): Kapitel 66

21. Mai 2020

orgonometrieteil12

66. Mechanistischer Kausalismus, mystischer Finalismus und energetischer Funktionalismus

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Spenden: paypal.me/nachrichtenbrief oder hier.