Posts Tagged ‘Soma’

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „bionöser Zerfall” und folgende

24. März 2024

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „bionöser Zerfall“ und folgende

Die orgonometrische Grundgleichung in den Grundmythologien der Menschheit

5. Januar 2024

Meines Erachtens ist die orgonometrische Grundgleichung, die (soweit ich das übersehen kann) erste Gleichung, die Reich formuliert hat und nach deren Muster später weitgehend alle folgenden Gleichungen gebildet wurden:

Nach diesem „Urgegensatz von Psyche vs. Soma“ können wir alle bekannten mythologischen Gegensätze an- bzw. einordnen:

Licht vs. Finsternis

Ordnung vs. Chaos

Geist vs. Materie

Yang vs. Yin

Die „Psyche“ ist der Körper, der in seiner Gesamtheit funktioniert. Wir schauen in den Spiegel und sagen: „Das bin ich.“ Sodann können wir auf die „Einzelheiten“, d.h. unsere Glieder verweisen, etwa auf die Finger oder auf den Bereich unserer Leber. Das ist das „Soma“, die einzelnen Teile unseres Organismus, die wir zu einem Gutteil „abschneiden“ können, ohne uns selbst zu verlieren. Ich bin kein anderer, wenn meine entzündeten Mandeln entfernt werden oder ich mit der Brotschneidemaschine unachtsamerweise gleich noch meinen kleinen Finger mitverwurste!

Das Licht in der Finsternis, der Ton in der Stille, die Berührung in der Einsamkeit – das ist alles, als wenn die „Psyche“ in Erscheinung tritt. Bewußtsein assoziieren wir mit Licht, etwa beim allmorgendlichen Erwachen. Gedanken sind so etwas wie „Töne“. Wir kommen erst zu uns selbst, wachen aus dem autistischen Wachkoma auf, wenn wir buchstäblich oder im übertragenen Sinne „berührt“ werden. Vorher sind wir nur „Körper“, d.h. eine Aneinanderreihung von Organen und Gliedern. Etwas, was man ohne ethische Bedenken „ausweiden“ kann. Und genau das geschieht alltäglich mit „Organspendern“ in Kliniken.

Ordnung zieht in eine chaotische Welt ein: das beschreiben ausnahmslos alle Mythologien von der Bibel bis zu den nordischen Heldensagen und der vedischen Literatur, von den Mythen der Indianer bis zu denen der Aborigines. Es ist alles so beschrieben, als würden die „psychischen“ Funktionen in einem Körper erwachen.

Nichts anderes beschreiben auch die klassischen Philosophien, etwa der Platonismus (die Welt der Ideen vs. die formlose Materie) und die Gedankenwelt des Ostens, etwa das „Yang“ und „Yin“ im alten China, wo es immer darum geht, daß ein aktives Prinzip und ein passives Prinzip einander durchdringen und befruchten. In China ist das aktive Prinzip dabei eindeutig männlich konnotiert, in Indien eindeutig weiblich („Shakti“). Shakti tanzt auf dem wie tot daliegenden Shiva. Zusammen machen sie den Organismus aus, den wir Universum nennen. Wie gesagt gegensätzlich konnotiert drückt das Symbol der chinesischen Weltanschauung genau das gleiche aus:

Alle bisherige menschliche Weisheit ist nichts anderes als Orgonometrie in statu nascendi.

Funktionelle Topik und Aufklärung

6. August 2023

Zwischen 1920 und 1940 zeigte die Orgasmustheorie, daß die Libido physikalisch real ist: das Orgon. Parallel zeigte die Charakteranalyse, daß die Verdrängung (aus Freuds erstem topischen Modell) und das Über-Ich (aus seinem zweiten topischen Modell) nicht nur „psychische“ Mechanismen bzw. Instanzen sind, sondern somatische Realität: die Muskelpanzerung. Das, was abgewehrt wird, und das, was abwehrt, sind also keine bloßen dichterischen Metaphern bzw. wissenschaftliche Konzepte, sondern handfeste Wirklichkeiten, jenseits jedes Meinungsstreits und jeder Ideologie – und damit Jenseits von Verdrängung und Moral (Über-Ich).

Man kann darauf einwenden, dies sei nichts besonderes, da es schon immer Konzepte einer „Energie“ gegeben habe. Die Antwort darauf lautet, daß diese Vorstellungen durchweg mystisch waren (Psyche –> Soma, die „Energie“ organisiert die „Materiebrocken“), genauso wie entsprechend die Konzepte von „Blockaden“ dieser „Energie“ durchweg mechanistisch waren (Soma –> Psyche, die „Materiebrocken“ behindern den freien Fluß der „Energie“). Hinter diesen proto- und pseudo-orgonomischen Auffassungen stecken die beiden Grundaxiome des Mechano-Mystizismus: die Materie wird vom Geist bestimmt („mind over matter“) bzw. der Geist ist in der Materie gefangen („fleischliche Lüste streiten wider die Seele“).

Zu derartigen Vorstellungen kommt es, weil die „Psyche“ die quasi „energetische“ Gesamtfunktion des Organismus ist („die Psyche Herrn Müllers“), während das „Soma“ die materiellen Teilfunktionen umfaßt („die Niere auf Zimmer 2.04“). Erst Reich und im Anschluß an ihn Charles Konia haben die Zusammenhänge geklärt, indem der „horizontale“ Bereich (Psyche – Soma) um den „vertikalen“, energetischen erweitert wurde (Panzerung – Orgon:

Das wirkliche Problem der menschlichen Existenz ist demnach nicht der quasi „horizontale“ Konflikt zwischen Psyche und Soma; ein Konflikt, der ohne Panzerung gar nicht existieren würde, sondern der quasi „vertikale“ Konflikt zwischen Panzerung und Orgonenergie. Es gilt schlichtweg die Panzerung zu beseitigen. Das Problem dabei ist, daß unsere gesamte geistige Kultur und materielle Zivilisation, die nichts weiter als Geschöpfe der Panzerung sind, uns davon abhalten wollen. Gemeinsam sind sie nichts weiter als ein allumfassender „horizontaler“ „Verblendungszusammenhang“, der uns von der „vertikalen“ Wirklichkeit nicht nur abhält, sondern immer weiter von ihr entfernt. Aus diesem Grund war die Entdeckung des Orgons auch ein revolutionärer Akt bzw. DER revolutionäre Akt schlechthin.

Die Kultur und die Zivilisation sind mittlerweile nichts anderes als Neurose, wenn nicht schlichtweg Emotionelle Pest. Das Denken wird immer weiter ein Instrument von Verdrängung und „Moral“ (Über-Ich). Einfachste Fragen wie „Was ist eine Frau?“ oder „Wer ist ein Deutscher?“ münden in Verwirrung und moralischer Indignation. Unsere materiellen Werkzeuge (natürlich inklusive der untrennbar mit ihnen verbundenen „immateriellen“ Algorithmen), die einst als Erweiterungen unseres Organismus gedacht waren, um dessen Freiheitsgrade zu erweitern, wirken zunehmend auf ihn zurück und schränken eben diese immer weiter ein, bis wir zu toten „Cyborgs“ werden.

Die Entdeckung des Orgons ist die einzige Chance, die der Menschheit bleibt, dieser Falle zu entkommen, weil sie erstens etwas physikalisch Greifbares ist, das nicht dem „kulturellen“ Streit der Meinungen unterworfen ist und die zweitens eine neue, der Organik gemäße, „zivilisatorische“ Technik ermöglicht. Diese Chance ist aber nur realisierbar, wenn das ebenfalls praktisch greifbare Faktum der Panzerung auf individueller und gesellschaftlicher Ebene sichtbar gemacht wird, um das Orgon befreien zu können. Aufklärung! Die EINZIGE Aufklärung! DIE Aufklärung!

David Holbrook, M.D.: AUTORITÄT, AUTORITARISMUS UND ANTIAUTORITARISMUS

29. März 2023

DAVID HOLBROOK, M.D.:

Autorität, Autoritarismus und Antiautoritarismus

Orgonomie und Metaphysik (Teil 29)

2. Februar 2022

Es liegt ein untergründiger Parallelismus vor zwischen Charles Kelley und Richard Blasband, beides Randerscheinungen auf Orgonon der 1950er Jahre. Und beide endeten mit dem Diktum: „Es gibt mehr als Sex.“

Dazu ist zunächst zu sagen, daß dies natürlich auch Reich in Christusmord gesagt hat („mehr als bloßes Ficken“), andererseits hat Reich natürlich über die Mystifizierung der genitalen Christus-Energie geschrieben, wie es sich in der christlichen Kunst zeigt. Ich erinnere auch an den hinduistischen Hare Krishna-Kitsch, wo Krishna (Christus) mit den Milchmädchen spielt, „Gopis“, die die Seelen verkörpern. Hier wird die religiöse Ekstase direkt im Bild der genitalen Umarmung gefaßt. Die Religiösen sagen, dies zeige, daß sie doch gar nicht so sexualfeindlich seien, während Reich sagt, daß alle Irrationalität transformierte Sexualität ist und alles Rationale befriedigter Sexualität entspricht – also absolut asexuell ist.

Es ist aber unbestritten, daß, wie allein schon der Begriff „Orgon“ zeigt, in der Orgonomie (ursprünglich „Sexualökonomie“!) alles auf den Sexus gründet und etwa die Orgontherapie richtigerweise „Orgasmustherapie“ heißen müßte. Kelley und Blasband wollten von dieser Ausschließlichkeit weg. Kelley indem er von „Feeling and Purpose“ sprach. Also in der Therapie sollte es nicht nur um Emotionen bzw. deren Befreiung gehen, sondern vor allem auch um Zielstrebigkeit. Das entspricht ungefähr dem, warum heutzutage junge Männer zur Fremdenlegion gehen: um ihre emotionalen Grenzen auszuloten und um Disziplin bzw. Selbstdisziplin zu lernen. Bei Blasband ging es entsprechend um die „zielgerichtete Intention“ mit der man die diversen „Energiekörper“ (die Schichten der Aura) beeinflussen kann.

Es ist in etwa so wie beim Qi Gong: die Funktion der Vorstellungskraft („der Geist“) ist der Weg zur Manipulation der Orgonenergie bzw. des „Qi“. Die von Koopman und Blasband vorgebrachte „unsterbliche Essenz“ ist nichts weiter als Ballast, ein unnützes mystisches „zusätzliches“, imgrunde tautologisches Konzept mit zweifelhafter funktioneller Bedeutung. Es ist nur die biophysikalische Orgonfunktion der Imagination, mit der Blasband und andere die Orgonenergie manipulieren.

Blasband und auch Kelley verwechseln schlicht die Folge mit der Ursache. Die gute Koordination des Organismus vermittelt das Gefühl psychischer Einheit (Soma –> Psyche). Nun kommt Blasband und erklärt die Folge der organismischen Koordination, nämlich die psychische Einheitsempfindung zur Ursache (Psyche –> Soma). Eine auf den Kopf gestellte Welt, die bereits Reich auf die Füße gestellt hatte.

In der Geschichte der Orgonomie sehe ich nur einen einzigen Anknüpfungspunkt zu der Welt von Kelley und Blasband, nämlich ausgerechnet Marx! Zurecht insistiert dieser darauf, daß Arbeit, die Grundlage unserer Existenz, nicht bloßes organismisches Roboten ist, sondern dieses erst zur Arbeit wird, wenn es zielgerichtet, intentional, einem Plan folgend ist. Allenfalls könnte man noch Freuds Überwindung des Lustprinzips durch das Realitätsprinzip nennen.

Bereits Friedrich Albert Lange hat in seinem Buch über die Geschichte des Materialismus (übrigens Pflichtlektüre für jeden angehenden Orgonomen) über die berechtigte und notwendige Ergänzung des Materialismus geschrieben, denn der Materialismus allein könne die Realität nicht erklären. Dieser Neukantianer stimmte der materialistischen naturwissenschaftlichen Methode vollkommen zu, man dürfe darauf aber keine umfassende Weltanschauung bauen, da der Mensch nur immer Bruchstücke der Wirklichkeit erfassen könne. Insbesondere das Bewußtsein ließe sich nicht aus stofflichen Vorgängen erklären, obwohl es offensichtlich von diesen abhängig ist.

„Metaphysik“ erkannte Lange nur als Kinderspiel für Erwachsene, dichterischen Mythos und ideele Fiktion an, die nichtsdestoweniger eine zentrale Funktion hat. Das sieht man z.B. daran, daß im Glauben verankerte Menschen, wobei scheiß egal ist, woran sie glauben, weniger an Krebs erkranken als materialistische Atheisten. Und dem liegt auch die ganze Geistheilerei zugrunde: die funktionelle Bedeutung der Illusion. Man darf nur nicht vergessen, daß es Illusion ist.

Reich erinnert sich:

In der medizinischen Arbeit war ich Mechanist und gedanklich eher allzu systematisch. Von den vorklinischen Fächern interessierten mich am meisten die systematische und topographische Anatomie. Gehirn und Nervensystem beherrschte ich vollkommen. Die Kompliziertheit der Nervenbahnen und die sinnreiche Anordnung der Schaltstationen faszinierten mich. So sammelte ich viel mehr an Wissensstoff, als zum Rigorosum gefordert war. Aber gleichzeitig wurde ich von der Metaphysik gefesselt. Langes Geschichte des Materialismus gefiel mir, weil die Unabkömmlichkeit der idealistischen Philosophie über das Leben klar hervortrat. Manche Kollegen ärgerten sich über meine „Sprunghaftigkeit“ und „Denkinkonsequenz“. (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 29)

Ganz ähnlich war Blasband. Charles Konia beschreibt ein Fallbeispiel, hinter dem sich niemand anderes verbirgt als Blasband. Ich paraphrasiere entsprechend: Im Gegensatz zum typischen impulsiven Charakter zeigte sich bei Blasband eine energische und charmante Führungspersönlichkeit der Orgonomie mit einer gewisse Arbeitsfähigkeit, solange er unter dem Leiter der Orgonomie, E.F. Baker, einer starken Autoritätsperson, arbeitete. Solange er unter Bakers Kontrolle stand, war er ein guter Soldat und führte seine Aufgaben einigermaßen gut durch, obwohl man das Gefühl hatte, daß er sie auf Befehl und nicht aus innerer Motivation heraus erledigte. Man hatte den Eindruck, daß er auf sich allein gestellt Schwierigkeiten gehabt hätte, bei seiner Arbeit Verantwortung zu übernehmen. Als Baker plötzlich starb, war Blasband gezwungen, die Verantwortung für den Arbeitsprozeß zu übernehmen. Zunächst machte er seine Sache recht gut, indem er sich an Bakers Vorbild orientierte. Nach und nach verschlechterte sich jedoch seine Arbeitsleistung (chronisches Erschöpfungssyndrom). Er verlor die Fokussierung und ließ sich zunächst heimlich, dann offen mit einem mystischen Heiler (Nikolai Levashov) ein. Seine Arbeitsfähigkeit verschlechterte sich weiter, und er brach seine Tätigkeit in der Orgonomie ab (The Emotional Plague, S. 304).

Blasband ein Triebhafter Charakter?! Ich finde, diese Diagnose macht schon Sinn, wenn man an sein Verhalten gegenüber Jerome Eden denkt, z.B. sein vollkommen unberechenbares und unverantwortliches Verhalten während der Rio Vista-Expedition; seine Beziehung zu dem pestilenten mystischen Psychopathen Trevor Constable; seine merkwürdige Besprechung eines Buches über Otto Fenichel, wo er den Modju Fenichel als Märtyrer einer guten, rationalen Sache hinstellte (vollkommen irrsinnig!); seine vollkommen blödsinnige Bemerkung mir gegenüber von wegen alle Deutschen sollten schuldbewußt sein; seine pornographische Bemerkung als Guiseppe Cammarellas Frau bei der orgonomischen Konferenz in Nizza mit einem Mikro nicht zurechtkam; sein Ernstnehmen der abstrusesten Theorien, die Levashov präsentierte; sein unverantworliches Verhalten in bezug auf „Körpertherapeuten“ sowie dem profilneurotischen lunatic fringe der Orgonomie, das im krassesten Widerspruch zu dem stand, was er davor vertreten hatte (als er noch ein braver ACO-Soldat war); seine infantilen Allmachts- und Allwissensphantasien; seine Beliebtheit bei allen: der Charmeur, den jeder mag. Ich erinnere auch daran, wie Reich auf Blasband reagierte, als sie sich das erste Mal begegneten: „Auf sanfte Weise erzählte er (Reich) mir von meiner Impulsivität und ging ein wenig auf mein Verhalten ein“ („A Visit to Orgonon“ Journal of Orgonomy 21(2), November 1987, S. 242).

Vor der Orgonomie war es die Welt des Okkulten (es ist kein Zufall, daß er danach noch jahrelang an Constable klebte), dann hat er sich der Führerfigur Baker unterworfen; es ist kein Zufall, daß er den beiden Naiven Eden und Baker gefolgt ist und dem faschistischen Malteser-Ritterorden beitrat und später Mitglied von Levashovs okkulten Orden wurde, der mit mehreren anderen Galaxien und anderen Universen (sic!) in Kontakt steht. Es ist eine Sekte, schlimmer als Scientology!

Übrigens ist der Triebhafte Charakter prinzipiell unheilbar und ähnelt darin (wie auch in anderen Dingen) dem pestilenten Charakter. In vieler Hinsicht ähnelt Blasband Reichs Mitarbeiter Michael Silvert. Reich sagte einmal zu Morton Herskowitz auf die Frage, wie er denn solche Typen, solche „Kommunisten“ wie Silvert, um sich dulden könne: „Auch die Orgonomie braucht ihre Kommunisten!“. Und Silvert hat denn auch dort, wo er unter direkter Kontrolle stand, sehr gute Arbeit geleistet – die die anderen Orgonomen nicht geleistet haben. Ähnliches trifft auf Blasband zu. Die Orgonomie, d.h. Baker brauchte ihn einfach, weil mit den anderen Orgonomen nicht viel los war, was den naturwissenschaftlichen Bereich betrifft. Aber dort wo Blasband selbständig arbeitete, kam es über kurz oder lang genau wie bei Silvert zur Katastrophe.

„Implications of Orgone for Consciousness Research“ von Leon Southgate

27. September 2021

Das Problem mit Southgates Arbeit (hier und hier) fängt bereits mit seiner Definition von Bewußtsein als jede subjektive Erfahrung an. Emotionen, Empfindungen, Kognitionen, Wollen und Ideation, Seele und Geist – wird alles zusammengeworfen. Daraus zaubert er eine Art „orgonomischen“ Panpsychismus frei nach Rupert Sheldrake, bei dem Bewußtsein und Orgonenergie schlichtweg gleichgesetzt werden. Es ist ähnlich wie bei Maglione, der die Lebensformel auch auf die unbelebte Natur angewendet hat. Auf diese Weise wird Reichs gesamte Lebensleistung ad absurdum geführt, denn dann hätte Reich gleich beim Vitalismus eines Driesch und dem Panpsychismus, der die Psychoanalyse der 1920er Jahre umwaberte (Groddeck), bleiben können. Es ist auch bezeichnend, daß Maglione mit keinem Wort das wirkliche Geheimnis des Orgonenergie-Motors erwähnt, nämlich die Kreiselwelle, und Southgate mit keinem Wort das wirkliche Geheimnis des Bewußtseins (die Funktionen Wahrnehmung und Erinnerung), nämlich die koexistierende Wirkung.

Was mich an dieser Arbeit geradezu abgestoßen hat, ist die sie prägende schizoide Weltsicht. Ein einzelner Mensch, mag jede Menge „Subjektivität“ haben und wie ein Autist in einer „psychischen Welt“ leben („Panpsychismus“), aber das ist das Gegenteil von Bewußtsein im eigentlichen Sinne. Bewußtsein im eigentlichen Sinne ist vor allem eine soziale Funktion. Herdentiere brauchen angesichts der hochkomplexen Vorgänge innerhalb einer Herde ein Konzept von „Ich“ und „Du“ und eine innere Bühne („Bewußtsein“), in dem sie ihre „Schachzüge“ im Voraus planen. Allein schon die Frage der Sprache! Bewußtsein ohne Sprache? Schwierig. Sprache ohne andere Menschen? Sinnlos. Die Psyche ist vom Sozialen nicht zu trennen. Das hat Freud gewußt („Ödipuskomplex“) und der Soziologe Reich gewußt, während Southgate, eine Art Wiedergänger C.G. Jungs, alles wieder in den autistischen Urschlamm des Okkultismus hinab zieht. Man vermeint bei der Lektüre geradezu die Ouvertüre von Wagners „Rheingold“ zu vernehmen…

Aber lassen wir Southgates Beitrag Revue passieren: Nach einer umfassenden Darstellung des wissenschaftlichen Problems „Bewußtsein“ und einer her oberflächlichen Darstellung des Reichschen Beitrags zu diesem Bereich kommt Southgate zu seiner eigenen Theorie, dem „orgonotischen [gemeint ist natürlich „orgonomischen“] Panpsychismus“, dem zufolge das Bewußtsein schlichtweg eine nicht weiter reduzierbare Eigenschaft der Orgonenergie ist. Was Southgate nicht aufzugehen scheint, ist, daß in diesem Zusammenhang „Bewußtsein“ genauso nichtssagend ist, wie „Sein“. Will sagen: das ganze bringt uns ungefähr so weit, als würde man sagen, daß „das Sein“ eine Eigenschaft der Orgonenergie ist. Es erklärt rein gar nichts!

Wenn es sich darauf beschränken würde, aber für Southgate „unterstützen Bione und die Abiogenese den panpsychischen Ansatz, daß Materie lebendig und bewußt ist“. Ich kann mir kaum einen schlimmeren Mißbrauch der Reichschen Theorie vorstellen. Die Bionforschung war nicht zuletzt ein antifaschistisches Projekt, das gegen den Mystizismus (Panpsychismus) gerichtet war, d.h. sowohl gegen das Neuheidentum der Nazis und die damalige „Erbforschung“, als auch gegen den kirchlichen Mystizismus. Reich wollte das Leben und damit auch „Geist und Seele“ (dialektisch-) materialistisch erklären. Southgate hingegen meint, daß die Beweise insgesamt darauf hindeuten, „daß sich der Geist gar nicht im Körper befindet, sondern lediglich mit ihm verbunden ist“. Dagegen hielt Reich, daß die funktionelle Einheit des Seelischen und Körperlichen „Jenseitigkeit oder auch nur Autonomie des Seelischen völlig und endgültig ausschließt“ (Äther, Gott und Teufel, S. 95).

Southgate kritisiert, daß Reich nicht den Ort des Bewußtseins angeben kann. Für Southgate ist dieser „Ort“ das Orgon selbst: das Bewußtsein sei die grundlegende Realität und Geist und Orgon seien „auf der tiefsten Ebene“ identisch. Entsprechend könnten die Gesetze der Psyche auf das Orgon übertragen werden. Das heißt nichts anderes, als daß wir wieder bei Georg Groddeck angelangt sind!

Southgates ganze Argumentation krankt daran, daß er „Soma“ und „Psyche“ nicht definiert. Das Soma, das ist die Gesamtheit der Teile des Organismus („die Niere auf Zimmer 7“), während die Psyche aus dem ganzheitlichen Funktionieren des Organismus bzw. dessen Störungen hervorgeht („Charakteranalyse“). Daß die Lebensenergie strömt, erregt wird und wahrnimmt, ist davon unabhängig und bedeutet nicht, daß das Orgon so etwas wie eine „Psyche“ hat. Es ist alles eine Frage der Orgonometrie, d.h. der Klassifizierung und richtigen Einordnung:

 

Southgate hintertreibt genau das, indem er alles mit allem gleichsetzt:

Orgon wird von Reich als eine unbewußte, nicht lebende, aber schöpferische Energie dargestellt, während seine Schöpfungen – Lebenswesen – immer bis zu einem gewissen Grad Bewußtsein zu haben scheinen. (…) Es ist unlogisch zu sagen, daß eine Energie, die Leben erschafft, kein Bewußtsein hat, wenn überall Leben mit Bewußtsein gepaart ist und nirgendwo Leben mit Nicht-Bewußtsein gepaart ist. (…) Man kann sagen, daß die Amöbe nur wahrnimmt und kein echtes Selbstbewußtsein hat, aber solche Klassifizierungen sind in diesem Zusammenhang bedeutungslos – jede Wahrnehmung ist eine Form von Bewußtsein. Es ist bei der Amöbe dasselbe wie bei unserem Selbst – es ist nur eine Frage des Grades.

Er fährt fort – und man merkt richtig, wie alles zerfällt – die Psyche geradezu dekompensiert:

Orgon und Bewußtsein werden auf der tiefsten Ebene identisch, so wie Energie oder Materie in Sheldrakes Panpsychismus mit dem Bewußtsein identisch ist. Orgon gewinnt erst auf oberflächlicheren Ebenen an Differenzierung, die als Orgonenergie und schließlich als Materie erfahren wird, die eine Form von gefrorener Orgonenergie ist. Es gibt also ein monistisches Kontinuum in einem Dreiklang: von orgonotischem Bewußtsein zu Orgonenergie und schließlich zu Orgon-Materie. Dieses monistische Kontinuum hat drei verschiedene Aspekte: Orgon-Bewußtsein, Orgon-Energie und Orgon-Materie. Alle drei sind physisch und alle drei sind real, aber man könnte sagen, daß die Bewußtseinsebene die „realste“ oder die primäre Realität ist. Orgonenergie und -materie sind in dieser Sichtweise spezialisierte Formen eines physischen orgonotischen Bewußtseins. Energie und Materie existieren noch immer für sich, sind aber nicht vom Bewußtsein getrennt.

Alles gerät heillos durcheinander und wird auf den Kopf gestellt, Worte verlieren ihre Bedeutung. Aus der Orgonenergie wird ein bloßes Wort. Wie bei allen „Reichianern“, etwa in der „energetischen Medizin“, ist das, was sie als „Energie“ oder „Orgon“ bezeichnet, nichts anderes als Psyche:

Dieser Mystizismus, und um nichts andere handelt es sich hier, mündet schließlich in Ausführungen über, man glaubt es kaum, künstliche Intelligenz, die von Magliones Arbeit inspiriert sind.

Southgate führt aus:

Ursprünglich war es das Ziel des Autors zu untersuchen, ob das Orgon selbst ein Bewußtsein besitzt. Im Laufe einiger Jahre dämmerte die Erkenntnis, daß die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen, darin bestand, das Orgon selbst zum „Sprechen“ zu bringen – unabhängig von jeder anderen Entität. Alles andere wäre nur eine Demonstration des Bewußtseins eines Organismus, der bereits existiert. Eine solche Einrichtung, in der das Bewußtsein von Orgon demonstriert werden könnte, müßte also jegliche Organismen oder andere Eingaben ausschließen. Sie müßte völlig künstlich sein und sich nur auf das Orgon selbst stützen, um zu kommunizieren. Dann dämmerte dem Autor, daß dieses Ziel nicht ohne die Erforschung einer starken künstlichen Intelligenz verfolgt werden könnte.

Ich erinnere an Reichs oben zitierte Aussage in Äther, Gott und Teufel über die funktionelle Einheit von Psyche und Soma. Bei Southgate kommt das kurzschlüssige mystische Denken zum tragen, das untrennbar mit dem Mechanismus verbunden ist.

Er schließt an Magliones Konzept einer Art „Orgonenergie-Motor-Einrichtung“ an: einem Orgonenergie-Akkumulator, dessen orgonotisches Potential durch eine radioaktive Quelle derartig hochgepusht wird, daß „dadurch das Orgon von seinem ‚nebligen‘ Zustand in seinen aktiven ‚spitzen‘ Zustand übergehen würde. Wenn dies geschieht, findet ein spontaner Wechsel von orgonotischen zu teilweise elektrischen Energien statt. Organismen scheinen auf einer trilateralen Basis zu funktionieren – ein nicht-energetisches Bewußtseinsfeld, das sich in Orgonenergie umwandelt, die sich wiederum in elektromechanische Bewegung umwandelt. Es gibt Parallelen zum Orgonmotor, der auf der Übersetzung von Orgonenergie in elektrische und dann in mechanische Energie beruht.“ Das ist nichts anderes als „orgonomisch“ verbrämter Mechomystizismus! Die magische-okkulte Weltsicht die letztendlich hier zum Ausdruck kommt, offenbart sich im letzten Satz des Autors: „Dieser Autor glaubt nicht, daß Bewußtsein oder bewußte Wesen erschaffen werden können, sondern daß ihnen eine Gelegenheit geboten werden kann, sich aus einem nichtmateriellen Bereich zu manifestieren.“

Zur Entstehungsgeschichte der Orgonomie

2. November 2020

Diese Arbeit von Klaus Heimann spiegelt die Orgonomie in Deutschland bzw. das orgonomische Wissen in Deutschland Mitte/Ende der 1970er Jahre wider. In diese Zeit reichen die Bemühungen zurück, die Orgonomie in Deutschland, nach der restlosen Zerstörung erster Anfänge auf deutschem Boden, die 1933 erfolgte, erneut zu etablieren. Das damalige orgonomische Wissen ist der Ausgangspunkt des NACHRICHTENBRIEFes und sollte deshalb von jedem, der neu zu unseren Netzseiten stößt, als Einführung gelesen werden, damit wir alle eine gemeinsame Grundlage haben. Klaus Heimanns Arbeit hat den Zauber des Anfangs an sich und möge in einer neuen Generation das Feuer von neuem entzünden:

ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER ORGONOMIE von Klaus Heimann

Der bioenergetische Dreisatz der Corona-Krise

5. April 2020

Die einen folgen der quasi regierungsamtlichen „somatischen“ Theorie, daß wir es mit einer echten Pandemie zu tun haben und alles getan werden muß, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, bis ein geeigneter Impfstoff entwickelt worden ist. Die quasi „oppositionelle“ Theorie ist eine „psychologische“: es handle sich um eine reine Massenhysterie, gar Massenpsychose angesichts eines ganz gewöhnlichen Grippevirus. (Die Frage, ob diese Massenhysterie intentional gesteuert ist und spontan entstanden ist, lassen wir mal draußen vor!)

In diesem, sozusagen „psycho-somatischen“ Rahmen kann es keine orgonomische („bioenergetische“) Antwort geben. Der eine Orgonom kann zur „Virusseite“ tendieren, der anderen zur Seite der „Hysterie“ je nach Informationsstand. Schließlich streiten sich selbst Virologen und Epidemiologen untereinander. Was also wäre die spezifisch orgonomische Antwort auf die gegenwärtige Corona-Krise?

Beim funktionellen Denken geht es stets darum, was das Endresultat eines Vorgangs ist. Das ist wiederum funktionell identisch mit der bioenergetischen Auswirkung. Beispielsweise ist es letztendlich egal, worauf die gegenwärtige Einschränkung unseres Lebens beruht, d.h. ob die Bedrohung real ist oder alle gaga geworden sind. Was erfolgt ist, ist eine bioenergetische Kontraktion des gesellschaftlichen Organismus. Es ist wichtig, wie wir mit dieser umgehen und wie wir wieder aus ihr herauskommen.

Hier beginnt die Expertise der Orgonomie, denn nur sie hat den Blick dafür, was wirklich vor sich geht. Nur sie weiß, daß überhaupt eine Kontraktion vorliegt, hinter den Kontaktverboten und der generellen Einschränkung aller ökonomischen und Freizeitaktivitäten etwas Bioenergetisches vor sich geht – und was dabei „bioenergetisch“ eigentlich bedeutet.

Da wäre Beispielsweise die Emotion, die (neben der Emotion Trauer) mit Kontraktion assoziiert ist: die Angst. Dr. Peter Crist weist etwa darauf hin, daß in der gegenwärtigen Situation Politiker dazu neigen könnten, „etwas zu tun“ und dabei gar nicht sachlich motiviert sind, sondern tatsächlich schlichtweg ihre EIGENE Angst unter Kontrolle bringen wollen. (Man höre seine Ausführungen hier.)

Nicht zuletzt wird diese generelle bioenergetische Kontraktion gravierende Auswirkungen auf das Soma und die Psyche aller Menschen in diesem Land haben. Die Menschen werden krankheitsanfälliger werden und psychisch (d.h. emotional) deskompensieren, allein schon weil der Ersatzkontakt wegfällt, der für viele Menschen ihre vermeintliche „Arbeit“ und ihre obskuren Freizeitaktivitäten darstellen. Es ist selbstredend, daß damit auch eine große Chance gegeben ist, nämlich die, daß sich die einzelnen Menschen und vielleicht auch die gesamte Gesellschaft neu justiert in Richtung eines genuineren Kontakts.

Orgonometrie (Teil 3): Kapitel 55

26. Februar 2020

orgonometrieteil12

55. Funktionelle Medizin

David Holbrook, M.D.: ORGONOTISCHE FUNKTIONEN IN DER KLINISCHEN SITUATION. DIE BIOENERGETISCHE EINHEIT VON PSYCHE UND SOMA (Teil 6)

23. Februar 2020

 

DAVID HOLBROOK, M.D.:

 

Orgonotische Funktionen in der klinischen Situation. Die bioenergetische Einheit von Psyche und Soma