Posts Tagged ‘Emotionen’

DER ROTE FADEN (Band 2): 28. Die Pharmaindustrie und die Emotionelle Pest

13. September 2023

DER ROTE FADEN (Band 2): 28. Die Pharmaindustrie und die Emotionelle Pest

David Holbrook, M.D.: SCHLAF / WAS UNS ZURÜCKHÄLT / DEMOKRATIE / SPEKULATION / LIEBE UND HASS / EINFACHHEIT UND KOMPLEXITÄT

29. August 2023

DAVID HOLBROOK, M.D.:

Schlaf

Wer hält dich zurück?

Dingen nachjagen, die es nicht gibt

Die Neuartigkeit von Freiheit und Demokratie

Spekulation

Spekulative Schlußfolgerungen im Vergleich zu Schlußfolgerungen, die auf Beobachtung beruhen

Was wir gemeinsam haben

Wie man denkt

Vertrauen

Das Gehirn ist weiter als der Himmel

Uneinigkeit

Liebe und Haß

Wenn man glaubt, die Motive anderer Menschen zu kennen

Einfachheit gegen Komplexität

Jenseits des Lebens / Jenseits des Todes (Teil 3)

14. Juli 2023

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Die Frage beantwortet sich von selbst. Es ist so, als wenn ich fragen würde: „Gibt es einen Gehweg, wenn der Gehweg zuende ist?“ (oder was auch immer!) Oder? Ich meine, ist das nicht ein quasi „atomistisches“ Weltbild? „Das Leben“, „der Tod“. Etwa so wie eine Lampe: an (Licht), aus (Dunkelheit). Ist die Wirklichkeit nicht, wenn man so will, „verschmiert“? Sozusagen „Dämmerung“ und Dinge, die nicht einfach definiert werden können. Was etwa ist ein „Gehweg“ genau? Abstrakt scheint das klar zu sein, aber wir alle kennen das, der Waldweg wird enger, die Konturen werden vage – und plötzlich steckst du im Gestrüpp fest. Genauso ist das auch mit unserem subjektiven Erleben: schlaf ich jetzt, träume ich, wache ich, ist das ein hypnagoger Zustand, bin ich intoxikiert, lebe ich noch?

Die Entdeckung des Orgons, dem die Entdeckung der Bione und der „Bioelektrizität“ vorangegangen ist, war die Beschäftigung mit derartigen „Schmierphänomenen“. Offenbar gibt es ein Energiefeld, eine „Aura“, die den Körper unabhängig von anatomischen Grenzen durchwirkt und durchströmt und die über die Körperoberfläche in den Raum hinausgreift. Offenbar haben wir mit den Bionen („Energiebläschen“) ein Übergangsphänomen zwischen nichtlebender und lebender Materie. Und offenbar ist das Orgon die „Substanz“ dieses „Bereichs“ zwischen Leben und Tod, Körper und freiem Raum.

Im Verlauf der Orgonforschung stellte Reich zweierlei über die Orgonenergie fest: sie ist kein formloses Etwas, sondern hat bestimmte Charakteristika, die sich vor allem in der „Bohnenform“ alles Lebendigen quer durch alle Organisationsstufen und Funktionsbereiche niederschlägt von der Niere bis zum Embryo, vom menschlichen Ohr bis zur Bewegung einer Gazelle, etc.pp. Das zweite ist, daß die Orgonenergie nicht nur quasi dergestalt einen „Körper“ hat (Stichworte Kreiselwelle und Orgonom), sondern auch eine „Seele“, ein „Innenleben“, will sagen, sie ist erregbar und ist die Grundlage aller Wahrnehmung (Stichworte ORANUR und CORE). Jeder kontaktvolle Cloudbuster-Operateur weiß, daß er es nicht nur mit einer „atmosphärischen Energie“ zu tun hat, sondern mit der LEBENSenergie, die sich auf besondere nicht-mechanische Weise bewegt, erregt werden kann, „wahrnimmt“, fühlt, „Emotionen“ hat und entsprechend reagiert.

Von daher glaube ich nicht, daß man sich das so einfach machen kann, nach dem Motto, wenn ich bin, ist der Tod nicht, und wenn der Tod ist, bin ich nicht. Zumal man die Orgonenergie nicht einfach auf Bewegung reduzieren kann. Neben der Pulsation und der Kreiselwelle („Leben ist Pulsation einer bohnenförmigen Membran“) gibt es auch das einheitliche Funktionieren (die ko-existierende Wirkung) unabhängig von jede Einheit zerstückelndem Raum und zerstückelnder Zeit. Ohne dieses „Sein“ reduzierst du den Körper, auch wenn du es „orgonomisch“ verbrämen magst, letztendlich doch auf „Gehirn an Milz!“, denn es muß Raum und Zeit überbrückt werden (Raum/Zeit = Bewegung).

Was das mit dem „Leben nach dem Leben“ zu tun hat, wird sofort evident, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß wir jeden Tag sterben! Wenn wir einschlafen, sind wir weg, gleichzeitig erleben wir in jeder Nacht, eine Welt, die vollkommen frei ist von den Gesetzen von Raum und Zeit. Im Traum wechseln wir nach Australien oder ins Mittelalter, als wären tausende Kilometer und Jahrhunderte ein nichts. Ein ganzes Planetensystem paßt in unseren Kopf und wir durchleben Jahrhunderte während der Wecker nur wenige Minuten weitergetickt ist.

Ich will damit nicht sagen, daß das Leben nach dem Tod weitergeht, sondern nur, daß nicht mal der Tod sicher ist… Persönlich habe ich den Verdacht, daß die ganze Scheiße auf die eine oder andere Weise weitergeht. Niemand kann sich davonstehlen!

Es ist wirklich frappant, daß sich Mechanisten und Mystiker auf ähnliche Weise davonstehlen. Man denke nur an Epikurs bereits angeschnittenes berühmtes Diktum:

Gewöhne dich daran zu glauben, daß der Tod keine Bedeutung für uns hat. Denn alles, was gut, und alles, was schlecht ist, ist Sache der Wahrnehmung. Der Verlust der Wahrnehmung aber ist der Tod. Daher macht die richtige Erkenntnis, daß der Tod keine Bedeutung für uns hat, die Vergänglichkeit des Lebens zu einer Quelle der Lust, indem sie uns keine unbegrenzte Zeit in Aussicht stellt, sondern das Verlangen nach Unsterblichkeit aufhebt. (…) Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.

Naja… Die Hölle der Panzerung potenziert sich in der Hölle der entsprechenden Träume…

Jenseits des Lebens / Jenseits des Todes (Teil 1)

12. Juli 2023

Engel, Dämonen „und andere Geistwesen“ haben, so die Lehre der Katholischen Kirche, keinen Körper, keine Emotionen, sie erfassen Zusammenhänge instantan, d.h. in gewissem Sinne stehen sie außerhalb von Raum und Zeit. Mit anderen Worten sind es sozusagen „Platonistische“ Wesen, die in der Welt der „Ideen“ beheimatet sind.

Ich will weder behaupten noch bestreiten, daß es solche Wesen gibt, sondern nur darauf hinweisen welche orgon-energetischen Funktionen zum Glauben an ihre Existenz führten und wohl auch zu einem Glauben an das Leben nach dem Tode. Dazu verweise ich auf meinen Blogeintrag über Wolfgang von Goethe und Thomas Gast, wo ich beschrieb, daß wir „zwei Seelen in unserer Brust“ haben. Eine der beiden, „das Herz“ und die Emotionen, sind mehr erdgebunden, die andere entspricht „dem Hirn“ und den Sensationen.

In orgonomischer Begrifflichkeit entsprechen die Geistwesen der Kreiselwelle, wie Reich sie in Die kosmische Überlagerung beschrieben hat, und der koexistierenden Wirkung, wie Charles Konia sie im Anschluß an Reich beschrieben hat. Der Glaube an das Spirituelle entspricht den funktionellen Transformationen in der folgenden orgonometrischen Darstellung:

Der Überführung von Erregung in Wahrnehmung („Kontemplation“, „Achtsamkeit“, „Spiritualität“), die Überführung von Bewegung in koexistierende Wirkung (schizophrenes Beziehungserleben, „Synchronizität“, Mystizismus) und schließlich die Überführung von Emotion (eine Abart der Wahrnehmungs-Funktion die auf Pulsation beruht) in Sensation (eine Abart der Wahrnehmungs-Funktion die auf der Kreiselwelle, genauer gesagt dem „energetischen Orgonom“ beruht). Sensation läßt sich am besten durch den Zustand des „Chillens“ beschreiben, den Cannabis-Konsumenten erfahren. Sie können stundenlang emotionslos eine weiße Tapete anstarren fasziniert von den Sensationen, die das Muster der Raufaser vermittelt. Praktisch die gesamte merkwürdig emotionslos wirkende Avantgarde-Kunst beruht auf der Überführung von Emotion in Sensation. Siehe dazu auch meinen Artikel Die Massenpsychologie des Buddhismus.

Das bedeutet auch, ich verweise wieder auf den Blogeintrag Wolfgang von Goethe und Thomas Gast, daß es zwei Arten von Leben nach dem Tod gibt – bzw. daß es zwei GLAUBEN an ein Leben nach dem Tod gibt – oder noch besser: zwei Arten mit der Angst vor der Vergänglichkeit umzugehen. Die eine handelt vom materiellen Hier und Jetzt, die andere handelt vom geistigen „Jenseits“ und entspricht der obigen Transformation. Beim ersteren denke man an diverse Konzepte einer „ewigen Wiederkehr“, die man sich nach dem Muster des Jahreszeitenwechsels und ähnlicher pulsatil-zyklischer Naturprozesse vorstellt. Mit Nietzsches „ewiger Widerkehr“ werde ich mich im nächsten Teil dieser Blogserie beschäftigen.

David Holbrook, M.D.: WAS IST „KONTAKT“? / ÜBER „KONTAKT“ UND SINGEN

11. Mai 2023

DAVID HOLBROOK, M.D.:

Was ist „Kontakt“?

Über „Kontakt“ und Singen (Brief an eine Gesangslehrerin)

Das Jüngste Gericht begann 1960 (Teil 7)

1. April 2023

Gemeinhin meint man mit Divide et impera „einen Keil zwischen die Menschen treiben“, die man dann, sozusagen als dritte Kraft, gegeneinander ausspielen und so problemlos beherrschen kann. Das ist zweifellos ein zentraler Faktor, doch damit der funktioniert, muß man tiefer gehen, nämlich bioenergetisch ansetzen.

Um Menschen beherrschen zu können, muß man sie auf psychologischer, d.h. emotionaler Ebene unterminieren. Man muß sie bei ihrer Sexualität packen und dergestalt zu Feinden ihrer selbst machen: sie innerlich spalten.

In der autoritären Gesellschaft machte man das, indem man die Sexualität von der Liebe abspaltete und die letztere Funktion zur alles bestimmenden machte. Die Sexualität lebte ein abgespaltenes, verschämtes Nischendasein, während in der Öffentlichkeit alles mit (vermeintlicher) Liebe zugekleistert wurde. Letztendlich galt Keuschheit als DAS Siegel der Liebe!

Heute, in der antiautoritären Gesellschaft, ist es umgekehrt: die vermeintliche „sexuelle Befreiung“ hat das Gefühlsleben der Menschen weitgehend ruiniert. Typischerweise sind Jugendliche bindungsunfähig, weil ja immer die Möglichkeit besteht, einem geileren Jungen bzw. einem geileren Mädchen zu begegnen.

Beides, die Abspaltung der Liebe von der Sexualität und umgekehrt, spaltet die Menschen, zerreißt sie innerlich und macht sie desorientiert und zum Spielball der Mächtigen. Entweder bist du ein kastrierter Tölpel oder ein dauergeiler Tölpel – auf jeden Fall bist du nicht mehr Herr deiner selbst.

Wie fundamental diese Verkrüppelung ist, kann ausschließlich mit Hilfe der Orgonomie erfaßt werden. Dazu betrachten wir die drei folgenden orgonometrischen Gleichungen:

Die Kreiselwellen-Bewegung („energetisches Orgonom“) vom Steißbein nach oben zum Kopf und dann an der Vorderseite des Körpers hinab zum Genital kann man mit der Sexualität gleichsetzen, die bioenergetische Pulsation, deren Zentrum in Herznähe der Plexus solaris ist, mit der Liebe. Die beiden aufeinander gerichteten Pfeile deuten an, daß sich diese beiden Funktionen wechselseitig anziehen und dabei verstärken. Werden sie auseinandergerissen, schädigt das den Organismus auf denkbar fundamentale Weise.

Ähnliches läßt sich über die Funktion „relative Bewegung“ (das gemeinsame Funktionsprinzip von Pulsation und Kreiselwelle) und die Funktion „ko-existierende Wirkung“ sagen. Die Bewegung verankert uns in der Realität, während beispielsweise unser Traumerleben vollkommen von den Gesetzen von Raum und Zeit befreit zu sein scheint: ko-existierende Wirkung. Wie Freud in der Neuen Folge zur Einführung in die Psychoanalyse schreibt: „Es gibt im Es nichts, was man der Negation gleichstellen könnte, auch nimmt man mit Überraschung die Ausnahme von dem Satz der Philosophen wahr, daß Raum und Zeit notwendige Formen unserer seelischen Akte seien“ (Studienausgabe, Bd. 1, S. 511).

Zu dieser Welt jenseits der üblichen Logik gehört auch die Liebe, die „ewige Liebe“, „die stärker ist als der Tod“, „Ozeane können uns nicht trennen“, etc. Die gesamte Liebeslyrik ist eine Beschreibung der „ko-existierenden Wirkung“, während Sexualität denkbar profan ist. – Diese beiden Welten, da heterogen, können ineinander übergehen, wie etwa im Wechsel vom Schlafzustand („Träume“) in den Wachzustand („Aktivität“) und umgekehrt. Erst das macht uns zu vollwertigen Menschen, die autonom agieren können. Ohne dieses Zusammenspiel, diese Variabilität in unserem Funktionieren, sind wir innerlich blockiert: entweder willenlose Sexroboter ohne Tiefe, die man beliebig programmieren kann, oder hilflose Geister, die im nirgendwo schweben – in religiösen Wahnvorstellungen.

Das gemeinsame Funktionsprinzip von relativer Bewegung und ko-existierender Wirkung ist die orgonotische Erregung, deren, ebenfalls heterogener, funktioneller Gegenpart die Wahrnehmung ist. Normalerweise können auch sie ineinander übergehen: Erregung kann dazu führen, daß wir sozusagen „aufwachen“ und aufmerksam werden, Wahrnehmung kann in Erregung übergehen. In der autoritären („neurotischen“) Gesellschaft wurden beide Funktionen eingeschränkt, so daß der Wahrnehmungs- und Erregungspegel stets niedrig blieb. Die neurotischen Massen entsprachen dem Homo normalis. In der antiautoritären Gesellschaft kommt es tendenziell zu einer Spaltung zwischen Erregung und Wahrnehmung. Eine Spaltung, die Reich zufolge die Grundlage der Schizophrenie ist, in der die beiden Funktionen ein weitgehendes Eigenleben führen. Ein perfektes Beispiel ist die Pornographisierung unseres Lebens („Sex findet im Kopf statt“, „das Gehirn ist das erogene Organ“) und die „Perversierung“, bei der sich die Sexualität (Erregung) vom Geschlecht, der Spezies, ja sogar vom Lebendigen selbst löst. Der schiere Wahnsinn starrt uns an:

David Holbrook, M.D.: VERNUNFT UND GEFÜHL / DEMOKRATIE UND AUTORITARISMUS / EIN LEIDENSCHAFTLICHES LEBEN / POLITIK / MEDIEN

18. November 2022

DAVID HOLBROOK, M.D.:

Vernunft und Gefühl

Demokratie versus Autoritarismus

Autoritarismus versus Autorität

Ein leidenschaftliches Leben

Politik versus politische Diskussion

Politik als eine Form von sozio-emotionaler Krankheit

Unsere abgeschotteten Informationsquellen

Meine Antwort auf eine Kritik am Kapitalismus, die in einer Facebook-Gruppe gepostet wurde

Die Grenzen der Rache: The Batman (2022)

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 13. Der Christusmord nach Johannes / Christus bringt die Erlösung

26. September 2022

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 13. Der Christusmord nach Johannes / Christus bringt die Erlösung

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: 5. Orgonomie und Religion (Teil 1)

19. Juni 2022
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DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 5. Orgonomie und Religion (Teil 1)

Die zwei Pole der Antiorgonomie

15. Juni 2022

Manchmal braucht man lange um zu verstehen. Diesen Blogbeitrag hat der geneigte Leser dem Stöbern in meinem Archiv zu danken, wo ich auf einen alten Flyer der „Sigmund Freud PrivatUniversität, Wien“ gestoßen bin. Es geht um eine Veranstaltung zu Reichs 50. Todestag 2007.

Der Soziologe Prof. Dr. Helmut Dahmer führte aus, wie es zu Reichs „Verabschiedung der Psychologie zugunsten einer phantastischen Naturwissenschaft (der ‚Orgonologie‘)“ gekommen sei. Reichs Lehrer Freud hatte sich, so Dahmer, von einem materialistischen Physiologen der Helmholtz-Schule zu einem Kulturkritiker entwickelt, der unsere „seelischen und kulturellen Institutionen“ als „Religionen“ enttarnte. Dahmer weiter: „Seine (Freuds) neuartige Wissenschaft – eine Kritik von Pseudonatur, die sich sowohl von der traditionellen Geistes- wie von den traditionellen Naturwissenschaften unterscheidet – präsentierte er (aus verschiedenen Gründen) auch weiterhin als eine Naturwissenschaft.“ Die „Freudsche Linke“, nicht zuletzt Reich, sei diesem Verständnis der Psychoanalyse als Naturwissenschaft treugeblieben, wobei er, Reich, schließlich „die resignative Abkehr von der Geschichtsphilosophie und die Hinwendung zur Naturphilosophie (…) (wiederholte), wie sie schon für die nachhegelsche Philosophie (Schelling, Feuerbach) im 19 Jahrhundert charakteristisch war“.

Mit großen Bildungsgestus spielt Dahmer die alte Leier der Marxisten: Reich war kein richtiger Marxist, weil er den Menschen unkritisch nicht primär als gesellschaftliches Wesen, sondern als Naturwesen betrachtete. Reich konnte darauf nur antworten, daß er der „Ausdruckssprache des Lebendigen“ folgte, in der sich beides zeigte: die durch die Gesellschaft verformte Pseudonatur, der Freud sein Lebenswerk widmete (Muskelpanzerung, sekundäre Triebe, das komplizierte und verwickelte „Unbewußte“), und die wirkliche Natur (die denkbar einfachen primären Triebe), zu der Leute wie Freud und Dahmer keinen Zugang haben, weil sie von der bunten und verwirrenden Welt der Neurosen und Perversionen in Beschlag genommen werden und sich in dieser behaglich suhlen.

In vieler Hinsicht die Gegenposition zum „Freudo-Marxisten“ Dahmer nimmt Dr. med. Heike Buhl ein, die 2007 am gleichen Ort über „Orgonmedizin in der Praxis“ referierte. Dabei fällt der bemerkenswerte Satz: „Wilhelm Reich entwickelte seinen zunächst psychosomatischen Ansatz im Laufe seines Lebens zu einem energetischen Konzept weiter. Seine Arbeit veränderte sich: nicht mehr der Gefühlsausdruck, sondern die Anregung der selbstregulierten Lebenskraft, die er Orgon nannte, stand nun im Vordergrund.“ Nun, das ist eine der Hauptmißverständnisse der Orgontherapie durch orgonomische Laien: daß der Orgontherapeut von innen her das Lebendige gegen den Panzer mobilisiert. Tatsächlich ist es umgekehrt: der Panzer wird von außen Schichtweise abgetragen, genauso, wie am Anfang jedes Cloudbusting zunächst die Beseitigung des DOR steht, das Aufbrechen der „atmosphärischen Panzerung“, bevor man „mit dem Orgon arbeitet“.

Buhl führt auch aus, daß „der energetische Ansatz“ „im übrigen erstaunliche Parallelen zu den östlichen Energiesystemen des Daoismus aufweist“. Es geht also darum, das „selbstregulierte“ Chi, Prana und vermeintliche „Orgon“ zu unterstützen, auf daß die Selbstregulation sozusagen die Macht im Menschen übernimmt. Nun, das ist keine Wissenschaft, sondern genau die „Religion“, die Freud zu Recht kritisiert hatte. Die vermeintliche reine „Lebenskraft“, die Buhl mobilisieren will, ist erstens geprägt durch die gepanzerte Gesellschaft, etwas, was Reich schon in seinen bioenergetischen Experimenten in den 1930er Jahren feststellte („negative bioelektrische Konditionierung“), und zweitens hatte Reich schon in den 1920er Jahren bei der Weiterentwicklung der Psychoanalyse zur Charakteranalyse festgestellt, daß es nur zu Chaos führen kann, wenn man ohne systematische Widerstandanalyse durch Deutungen die Libido sozusagen direkt anspricht. Die Ausdruckssprache des Lebendigen übergehen zu wollen… – grotesker geht es einfach nicht!

Heike Buhl, die den Menschen nicht als gesellschaftliches Wesen, sondern als Naturwesen betrachtet, präsentiert genau den „orgonologischen“ Strohmann „Wilhelm Reich“, den Helmut Dahmer dann mit überlegener Leichtigkeit umhauen kann.

Übrigens sind die klassische Psychoanalyse und die diversen Therapien der „energetischen Medizin“ durchweg für die Katz, vollkommen sinnlos, wenn nicht kontraproduktiv, weil sie einseitig das energetische Orgonom (Zentrales Nervensystem, Sensationen) ansprechen, so daß der Organismus immer ins orgonotische System (Vegetatives Nervensystem, Emotionen) ausweichen kann, wenn die Therapie das neurotische Gleichgewicht gefährdet. Und genau darum geht es pseudo-progressiven „Antiorgonomen“ wie Helmut Dahmer und Heike Buhl in Wirklichkeit: es soll sich ja nichts verändern, genauso wie sich im daoistischen China über Jahrtausende nichts verändert hat am ständigen Massaker am Lebendigen.