Zunächst einmal gibt es grundsätzlich zwei soziopolitische Grundcharaktere: erstens den Konservativen, der sozusagen „konservativ vor sich hinpulsiert“, d.h. biophysiologisch einseitig von der Funktion der orgonotischen Pulsation, die im Solar plexus zentriert ist, bestimmt wird; und zweitens den Liberalen, der biophysiologisch ganz vom auf die kosmische Kreiselwellen-Bewegung zurückgehenden „Orgonom“ bestimmt wird und entsprechend ständig „nach vorne strebt“, „progressiv“ ist, wie man so schön sagt.
Ohne den letzteren würde es die Wissenschaft im allgemeinen und die Orgonomie im besonderen gar nicht geben! Das Problem ist, daß der Liberale („liberal“ im amerikanischen Sinne!) kein Halten kennt. Er ist der Feind alles Bestehenden, so rational es auch immer sei. Das ist im übrigen auch das Geheimnis des Stalinismus: nirgends wurden mehr Kommunisten umgebracht als unter Stalin, weil man mit „Trotzkisten“ und „Kosmopoliten“ buchstäblich keinen Staat machen kann. Man könnte geradezu von einer „Dialektik des Linksradikalismus“ sprechen, der stets in der Karikatur eines spießigen Pseudo-Konservatismus mündet. Oder kann man sich etwas Spießigeres vorstellen, als den „Realsozialismus“, wie er bis 1989 herrschte?
Ähnlich sieht es in der Orgonomie aus. Schon zu Reichs Lebzeiten war der Rand der Orgonomie unter Reichs verbliebenen „liberalen“ Schülern in Skandinavien und Figuren wie Alexander Lowen, Paul Ritter und David Boadella heillos und teilweise bis zum Gegenteil der Orgonomie zerfranst. Heute ist das Schild von Orgonon regenbogenfarbenbunt und die üblichen Verdächtigen tun alles, um die Orgonomie populär zu machen, d.h. neben andere „bunte Trends“ zu plazieren, Hauptsache diese sind auf eine unbestimmte Art und Weise „progressiv“ und sei das beispielsweise „Tantra“. In den Händen „dieser Leute“ wird nichts, aber auch rein gar nichts von der Orgonomie übrigbleiben, außer einer hohlen Geste. Das ist kein „böser“ Wille, sondern fast schon zwangsläufige Folge des charakterstrukturellen Zwangs, dem sie tragischerweise unterliegen.
Weniger neutral kann man auf den zweiten, den biopsychologischen Aspekt schauen: bioenergetischer Kern, sekundäre Schicht, soziale Oberfläche. Der Liberale geht ganz und gar in der dritten, der oberflächlichen Schicht auf und hat, da dieser so fremd und unheimlich ist, eine Todesangst vor dem Kern, letztendlich vor der Orgonenergie selbst. Deshalb auch der so auffällige und überaus penetrante, nervige und allgegenwärtige „Antifaschismus“ dieser Leute! Die sekundäre, „faschistische“ Schicht wird nicht etwa deshalb abgewehrt, weil sie lebensfeindlich ist, sondern ganz im Gegenteil, weil sie tiefer liegt und der „schwarze Faschismus“ (eine entstellte Extremform des Konservatismus) beispielsweise mit seinem „Blut und Boden“ tatsächlich verzerrte (!) Kernimpulse repräsentiert.
„Roter Faschismus“, die extremste Form der Emotionellen Pest, liegt dann vor, wenn die soziale Fassade auf zynische Weise genutzt wird, um desto effektiver lebensfeindlich, sozusagen „sekundär-schichtig“ sein zu können. Schöne Beispiele sind linke Gegendemonstrationen anläßlich von Aufmärschen echter oder auch nur vermeintlicher Rechtsextremisten: unvermittelt wird für „trans“, also die Amputation der Geschlechtsorgane schon bei Kindern, geworben und zur systematischen Ermordung ganzer Bevölkerungsgruppen aufgerufen. Der psychotische Haß und der mörderische Fanatismus machen einen schlichtweg sprachlos:
Von Rechtswegen sollten weder der Konservative noch der Liberale in der Orgonomie ein Problem darstellen, da die beiden Funktionen „Pulsation“ und „Kreiselwelle“ einen einfachen funktionellen Gegensatz bilden, d.h. sich gegenseitig anziehen und dabei wechselseitig verstärken. Entsprechend sollte die Orgontherapie, die Beobachtung und Erforschung des Orgons, sowie das Eintauchen in die Gefühls- und Gedankenwelt des orgonomischen Funktionalismus entsprechend einen konservativen Charakter „öffnen“ und einen liberalen Charakter „schließen“, aber leider Gottes spielt die Panzerung ihr übles Spiel. Auf der konservativen Seite führt das zum Stillstand und der Erstarrung der Orgonomie, auf der liberalen Seite jedoch, wie erläutert, zu ihrer Zerstörung. Das ist keine bloße Theorie, sondern jeder, der Augen hat, kann das plastisch am Beispiel der liberalen („antiautoritären“) Gesellschaft in ihrer Gesamtheit beobachten. Ich will nicht, daß die Orgonomie mit in den Orkus „unserer Demokratie“ gerissen wird!
Bis zum Überdruß liegen Beschreibungen vor, wie sich die Bewegung der orgonotischen Erregung soziopolitisch äußert: „Kreiselwelle (energetisches Orgonom mit seinem Zentrum im ZNS) liberal“ vs. „Pulsation (orgonotisches System mit seinem Zentrum im Solar plexus) konservativ“. Ad nauseam!
Vielleicht wichtiger ist aber das einheitliche Funktionieren der orgonotischen Erregung, d.h. die koexistierende Wirkung, die sich in Erstrahlung und Anziehung kundtut. Genau darum (Erstrahlung und Anziehung) kreisen die beiden gegensätzlichen gesellschaftspolitischen Ideologien vor allem.
Das gesamte Fühlen und Denken der Linken dreht sich um das, was man im Englischen passenderweise „enlightenment“ nennt, also „Erleuchtung“ = Erstrahlung – die Wolken ziehen sich zurück und mit der „Aufklärung“ kommt die Sonne. Alles, was diese „Aufklärer“ empfinden, rationalisieren und schließlich tun, ist Ausdruck einer einseitigen bioenergetischen Polung in Richtung Erstrahlung: ihr Rationalismus bzw. „Kult der Vernunft“, ihre Formulierungen, die um „das Licht“ kreisen, ihr Planungs- und Ordnungswahn: das wuchernde Dickicht muß weg, damit das Licht den Boden erreicht.
Auf der rechten Seite ist es entsprechend die orgonotische Funktion „Anziehung“, die sich im „Glauben“ bzw. in der „Naturverbundenheit“ zeigt, in der Vaterlandsliebe, das um „Blut und Boden“ kreisende Empfinden. Schon in den 1970er Jahre war mir der gravierende Unterschied der rechten Ästhetik im Vergleich zur linken aufgefallen und zwar anhand des konservativen „ZDF-Magazins“ von Gerhard Löwenthal, dessen dunkle Erdfarben in einem auffälligen Gegensatz zur hellen Ästhetik der linken Politmagazine im Ersten standen. Die inneren Kämpfe des Konservativen drehen sich um Teilhabe „am Stammeserbe“, „an Gottes Liebe“, um die Frage, ob man würdig ist oder zurückgewiesen wird – gemäß den beiden Variationen des CFP „Anziehung“. Bei den Linken hingegen dreht sich alles darum, den „revolutionären Geist“, „den Impuls der Aufklärung“ etc. aufrechtzuerhalten – die Flamme am Erlöschen zu hindern.
All das „Linke“ und „Rechte“ hat nur oberflächlich mit realen gesellschaftlichen Problemen, d.h. arbeitsdemokratischen Problemen zu tun, sondern ist Ausdruck von Panzerung, die es verhindert, daß Erstrahlung natürlicherweise in Anziehung übergeht und umgekehrt. Genauso wie im Funktionsbereich „relative Bewegung“ die Panzerung eben das, die Bewegung, hintertreibt, einschränkt, bizarr einseitig macht, unterbindet die Panzerung im Funktionsbereich „koexistierende Wirkung“ – die koexistierende Wirkung. Resultat sind zwei vollkommen verkrüppelte Wesen, von Krankheit grotesk entstellte Monster: der „verstrahlte“ Liberale (Linke nach europäischer Ausdrucksweise) und der „gläubige“ Konservative, der ewig im finsteren Mittelalter feststecken wird. Ziel der Orgonomie ist, daß sich die orgonotische Erregung gesund und frei von diesem pseudorationalistischen und religiösen Wahnsinn ausbreiten kann!
Linksreichianer waren und sind immer wieder empört, daß seit Erscheinen von Elsworth F. Bakers Der Mensch in der Falle 1967, dann von Paul Mathews und schließlich heute von Charles Konia die Orgonomie ins rechtskonservative Lager versetzt wurde. Angesichts dessen, daß das eine direkte Fortführung dessen war und ist, was Reich im wachsenden Maße vertreten hat: Woher diese Empörung mit dem Vorwurf eines politischen Mißbrauchs der Orgonomie? Und zwar von Leuten, die umgekehrt sich am linken Rand des linksliberalen Mainstreams bewegen und das offensiv vertreten?
Was sie aufregt und vor Wut beben läßt, wird deutlich, wenn ihr Hauptargument laut wird: „Baker et al. mißbrauchen die Orgonomie für ihre eigene politische Agenda.“ Und wie ungerecht es doch sei, daß man ihre, der Linksreichianer, entgegengesetzte politische Ansichten, etwa ihre Unterstützung von Killary Clinton und Camela Harris, nun skandalisiere. Was beim Kampf gegen Baker et al., Trump und in Deutschland gegen die AfD auffällt, ist der Schrecken vor und die Empörung angesichts der Aggressivität mit der die Rechten ihre Position vertreten. Linke sind das schlichtweg nicht gewöhnt. Wie selbstverständlich gehen sie stets davon aus, daß Konservative schwach und eingeschüchtert reagieren, eben „konservativ“, wenn der „unaufhaltsame Fortschritt“ seinen sozialistischen Gang geht.
Ein Konservativer, der nicht nur nicht zurückweicht, sondern ganz im Gegenteil zum Gegenangriff übergeht oder gar von sich aus angreift, kann in den Augen eines Linken nichts anderes sein als ein „Nazi“, das ultimative Böse. Konservative haben gefälligst schulterzuckend die Überfremdung des eigenen Lebensraums hinzunehmen und gar zu fördern, so wie es die CDU unter Merkel und die Republikaner unter Bush jr. getan haben. Wenn nun aber Trump und die AfD sich dem Unrecht entgegenstellen, dann … „Nazis!“
Genauso reagierte ein Gutteil der „Reichianer“ auf Baker, Mathews, Konia und deren Gesinnungsgenossen: mit Schock, Verwirrung, Panik und Haß. Es wäre für sie akzeptabel gewesen, wenn Baker, Mathews und Konia folgenlos mit „konservativen Versatzstücken“ des späten Reich hantiert hätten, aber dem konservativen Charakter eine stärkere Bindung an den bioenergetischen Kern zuzuschreiben und den „modernen Liberalen“ in Amerika bzw. den Sozialdemokraten in Europa als Verkörperungen der Emotionellen Pest zu charakterisieren, die es offensiv zu bekämpfen gelte, führte und führt bei Linksreichianern zur emotionalen Kernschmelze. So etwas erwarten sie einfach nicht, dafür stehen ihnen keine adäquaten Bewältigungsmuster zur Verfügung, weshalb sie nur wirr und buchstäblich mit Schreikrämpfen reagieren können.
Gut, die Linken erwarten keine „konservative Aggression“ und reagieren empört, hilflos und voller Panik auf sie, aber warum? Den Konservativen und den Linken kann man sich wie zwei Pyramiden vorstellen: die eine, die konservative Pyramide, steht unverrückbar natürlich auf ihrer breiten Basis, während die andere, die linke Pyramide, unnatürlich prekär auf ihrer Spitze steht. Das hat fünf Aspekte:
Die stabile „konservativen“ Pyramide ruht fest in der Realität, d.h. ihr breites Fundament unten symbolisiert all das Faktenwissen, die Evidenz, die Lebenserfahrung, Realitätstauglichkeit, die Arbeitsdemokratie, während die kleine Spitze oben der daraus abgeleiteten Theorie entspricht. Bei der labilen „linken“ Pyramide wird alles von einem utopischen Wolkenkuckucksheim bestimmt, das in keinster Weise im realen Leben verankert ist. Man schaue sich die gegenwärtige kommunistische Regierung der BRD an!
Konservative leben in der realen Welt und beschäftigen sich mit mondänen, faktischen Dingen, sie sind sozusagen „Materialisten“, Handwerker, Bauern, Arbeiter, Unternehmer. Sie stehen mit beiden Beinen auf der Erde. Sie sind wie Donald Trump. Linke sind von Natur aus spintisierende Platonisten, die akrobatisch auf abstrakten Ideen von „Gerechtigkeit“ und „Liebe“ balancieren, so wie eine Pyramide, die auf ihrer Spitze steht.
Die überwiegende Mehrheit der Menschen sind zumindest charakterstrukturell konservativ oder gemäßigt liberal, während wirkliche Linke, als pestilente Charaktere (Emotionelle Pest), eine verschwindend kleine Minderheit sind, die sich in Sekten wie der SPD oder der Redaktion des Spiegel organisiert hat, und trotz ihrer flächendeckenden Dominanz, was die öffentliche Meinung betrifft, eine klitzekleine Minorität bleibt, die sich zwar als die alles tragende Elite empfindet, aber gleichzeitig auch spürt, daß die Massen sie zerquetschen wird – wie bei einer auf den Kopf gestellten Pyramide.
Die labilen Linken geraten aber vor allem deshalb in Panik, wenn sie in Frage gestellt werden, weil diese beiden Pyramiden in erster Linie die Bioenergetik symbolisieren: Der Konservative ist durch die Muskelpanzerung, die ihn beherrscht, im Körper verankert und hat einen (wenn auch mystisch verzerrten) Kontakt zum bioenergetischen Kern, von daher ist er „bioenergetisch stabil“. Der Linke, mit seiner intellektuellen Abwehr, d.h. okularen „Kopfpanzerung“ und seiner kompletten Abgeschnittenheit vom bioenergetischen Kern steht hingegen buchstäblich auf dem Kopf und droht ständig umzukippen.
Konservative sind es gewohnt mit starken „Bauchgefühlen“ umzugehen, während Linke mit der unerwarteten bioenergetischen Erregung nicht umgehen können, weil bei ihnen alles kopflastig ist und sie folglich die Energie weder binden, noch in Muskelaktivität umsetzen können, – wie eine Pyramide, die auf dem Kopf steht. Linke können wegen ihrer strukturellen Labilität mit Aggressivität nicht umgehen. Sie sterben fast vor Angst!
Es gibt, bleiben wir im spätestens jetzt schiefwerdenden Bild, für die auf dem Kopf stehende Pyramide nichts Erschreckenderes als mit einer aggressiv umstürzlerischen auf der Bodenplatte stehenden Pyramide konfrontiert zu sein, von der man doch eher harmlose Beharrung erwarten würde. Von daher, aus diesem Schrecken des „Sie bewegt sich doch!“ heraus, stammt all das linke Gerede vom verfassungsfeindlichen, systemumstürzenden Trump bzw. der AfD. Die Apokalypse! Von daher auch die entsprechende Reaktion der Linksreichianer auf das American College of Orgonomy, die einzige, DIE EINZIGE legitime Vertretung der Orgonomie!
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Kann man sich ein eine unpassendere Überschrift für Laskas LSR-Projekt vorstellen: „konservativ“? Wenn es einen Ort in Laskas LSR-Projekt dafür gibt, dann beim von ihm eingeführten „rationalen Über-Ich“, mit dem er explizit von Stirner abweicht.
Haben sich auch ungepanzerte Trobriander schuldig gefühlt? Genauso wie du dich schuldig fühlst, wenn du irgendwas an deinem Auto nicht überprüft hast und dergestalt einen schweren Unfall schuldhaft verursachen könntest. Das sind rationale Schuldgefühle. Das „rational“ gilt selbst dann, wenn etwas Schlimmes passiert, nachdem der besagte Trobriander irgendein magisches Ritual beim Bootsbau versäumt hat und das Boot später kentert. „Rational“ kann man also nicht abstrakt „rationalistisch“ betrachten.
Rational ist erstens was den eigenen Interessen und den Interessen jener dient, mit denen man sich identifiziert (Familie, Gemeinschaft, Nation, Rasse, Menschheit), und zweitens spontan dem primären Lebensimpuls entspringt. Hat beispielsweise das Mitglied eines Nachbarstamms der Trobriander Schuldgefühle, weil er verabsäumt hat, seinen Sohn zu beschneiden und der dann verunglückt („ihn die Götter strafen, weil er unrein ist“), dann ist das formal zwar die gleiche Situation wie beim besagten Bootsunglück, aber dem Sohn wird objektiv durch die Verstümmelung geschadet und sie entstammt zweifelsfrei lebensfeindlichen („irrationalen“) Motiven.
Zwar sind beide Rituale (Magie beim Bootsbau, Beschneidung) objektiv sinnlos, aber „subjektiv“, d.h. im bioenergetischen, psychologischen und sozialen Zusammenhang sind sie nicht gleichwertig. Die Beschneidung schadet der Lebensenergie, hinter der „guten Tat“ (vorgeschobenes Motiv) lauert Sadismus (wahres Motiv) und das gesamte gesellschaftliche Umfeld ist toxisch.
Laska hat zwischen einem „rationalen Über-Ich“ und einem „irrationalen Über-Ich“ unterschieden. Vor dem Hintergrund der obigen Ausführungen sehe ich das so: man kann vollkommen ungepanzert sein und trotzdem Schuldgefühle haben, aber man kann nicht ungepanzert sein und gleichzeitig gegen die Sexualität von Kindern und Jugendlichen sein!
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Warum konnte ein Mann wie Reich, der Stirner kannte, seine Orgasmustheorie, Charakteranalyse etc. in der Tasche hatte, auf die Linken und, wie er sie später in Amerika rückschauend nannte, die „Liberalen“ hereinfallen? Weil er und sie etwas gemeinsam hatten: im krassen Gegensatz etwa zu Freud glaubten Reich und die Linken, daß der Mensch gut ist, daß man ihn nur a la Sexpol „aufklären“ müsse, damit sein guter Kern zum Tragen komme. Später mußte Reich erkennen, daß erstens Freud (oberflächlich) recht hatte und zweitens, die Linken und „Liberalen“ noch weiter vom „Kern“ entfernt waren, als etwa Freud: ihre „optimistische Anthropologie“, ihr Glaube an das Gute im Menschen war darauf begründet, daß sie nur die soziale Fassade sahen und selbst nur in dieser Fassade lebten. Ich denke jetzt an Habermas, Fromm, Marcuse und all diese anderen Flachen.
Das ist Reichs singuläre Position: daß er nichts, aber auch rein gar nichts, mit seinen alten Genossen zu tun hat (auch wenn die Rackelmanns, Senfs, Nitzschkes, Fallends, Bennetts, etc. ihn wieder in die „Emanzipationsbewegung“ heimholen wollen), sehr viel jedoch mit einer konservativen Position a la Freud – seinem Todfeind…. Siehe oben.
Das ganze ist geradezu peinlich simpel, offensichtlich und selbstverständlich, aber ich kenne niemanden, der sowas ausspricht.
Ich hasse „Freud“, ich hasse unsere „Kultur“… Die Frage ist nur, wie man die Falle verläßt. Die Linke, das Liberale, das „Progressive“, wird uns ob seiner Oberflächlichkeit in alle Ewigkeit nur noch weiter in die Scheiße reinreiten. Der einzige Weg ist: siehe oben. – Und überhaupt: Bernd Laskas LSR-Projekt mit seiner Devise „zunächst die Widerstände“ reiht sich harmonisch in diesen „konservativen“, realistischen Weg ein.
Reichs Schüler Elsworth F. Baker hat zwischen dem liberalen und dem konservativem Charakter unterschieden und damit die gesellschaftliche Dynamik erklärt. Der Liberale ist von intellektueller Abwehr bestimmt, der Konservative von muskulärer. Worum es geht, zeigt sich in folgendem Interview mit amerikanischen Konservativen, die den konservativen Osten Oregons mit dem weitgehend konservativen Idaho vereinigen wollen, um sich so von der „liberalen Westküste“ zu befreien. Ein vollkommen legitimes, zutiefst demokratisches Verlagen. Es ist egal, ob man das Amerikanisch im Video versteht oder nicht. Was wichtig ist, ist die simple „Körperlichkeit“ der konservativen Aktivisten und das verächtliche, selbstgefällige, herablassende Getue des pseudointellektuellen Interviewers. Am besten den Ton ausschalten:
Das illustriert Bakers grundlegenden Beitrag zur Orgonomie perfekt. Das Problem, das ich mit Baker habe, ist – Reich und Konsorten. Baker war das, was man heute einen „Paläokonservativen“ nennt, d.h. ein isolationistischer Mensch, der am Bewährten festhält, eben weil es sich bewährt hat, und ansonsten mit der Außenwelt so wenig zu tun haben will, wie nur irgend möglich. Sprachrohr dieser erzkonservativen Amerikaner war Anfang der 1950er Jahre Senator und Präsidentschaftskandidat Robert A. Taft, der zuvor gegen den Kriegseintritt der USA im Zweiten Weltkrieg war und auch, obwohl beinharter Antikommunist, gegen den Kalten Krieg und die NATO. Die USA sollten sich auf ihre eigene Hemisphäre konzentrieren und ansonsten die Welt sich selbst überlassen. Statt ihm wurde 1953 Eisenhower zum Präsidenten der USA gewählt. Reich war begeistert, während Baker mißmutig der Kolonne folgte.
Eisenhower führte ungebrochen Trumans Politik der „Eindämmung“ und des weltweiten militärischen Engagements Amerikas fort, die bis heute anhält. Baker und insbesondere sein Schüler Paul Mathews untermauerten diese (heute so bezeichnete) „neo-konservative“ Außenpolitik mit orgonomischer Theorie. Ich frage mich dabei jedoch zusehends, ob hier nicht ein eklatanter Verrat an der Bakerschen Grundeinsicht über die oben skizzierte soziopolitische Charakterdynamik vorliegt, denn… All diese geostrategischen Überlegungen hinsichtlich etwa des Irak, des Irans, der Ukraine, etc. sind vollkommen losgelöst vom Alltagsleben des einfachen Amerikaners, der diese Länder nicht mal ansatzweise auf einer Landkarte lokalisieren könnte, und dem diese ganzen Verwicklungen letztendlich nur schaden.
Um was es geht, wird deutlicher, wenn wir den Beitrag von Bakers Schüler Charles Konia zur sozialen Orgonomie betrachten: die um das Jahr 1960 erfolgte Transformation von der autoritären Gesellschaft, wie Reich sie analysiert hatte, zur vollkommen andersgearteten antiautoritären Gesellschaft, in der wir heute leben. Der Hauptunterschied ist der Fokus von Autorität: in der autoritären Gesellschaft war sie lokal (der Vater und Vaterfiguren), während in der antiautoritären Gesellschaft diese lokalen Autoritäten systematisch der Lächerlichkeit preisgegeben und durch die staatliche Autorität ersetzt werden. Man schaue sich etwa die Politik der pestilenten Organisation SPD an: von der Krippe bis zur Bahre staatliche Kontrolle bis in dein Denken und Fühlen hinein bei einem gleichzeitigen antiautoritären („antifaschistischen“) Impetus. Oder wie mir am Montag die Antifa mit haßverzerrten Gesichtern entgegen schrie: „Eure Kinder werden wie wir!“
Hervorragende Analyse durch Konia, doch auf internationaler Ebene tritt er weiterhin für ein offensives Eintreten der USA, etwa in Syrien oder im Ukraine-Konflikt, ein. Doch was bitte sehr geht die USA ausgerechnet Syrien an? Um den „Tyrannen“ Assad zu bekämpfen, muß man mit sunnitischen „Befreiungsorganisationen“ kooperieren, die sich in nichts von ISIS unterscheiden, und Kurdenverbände bekämpfen, die für nichts anderes einstehen als das Selbstbestimmungsrecht ihres Volkes. Amerika kann nur seine eigenen Prinzipien verraten und seiner Seele verlustig werden, wenn es sich in eine Sache einmischt, die nicht seine Sache ist! Lokale Autoritäten sollen ihre lokalen Konflikte gefälligst selbst ausfechten! Jede „internationale“ Einflußnahme kann nur zu Chaos führen, das in logischer Konsequenz im kommunistischen Weltstaat münden wird.
Übrigens, wenn man wirklich alles liest und genauer hinschaut, merkt man, genau wie zuvor bei Baker, daß Konia im Grunde seiner Seele nicht mit dem neo-konservativen Projekt übereinstimmt, etwa wenn er über den „arabischen Frühling“ schreibt:
Die biologisch bedingten Einschränkungen der Menschen, die sich aus der individuellen und sozialen Panzerung ergeben, zu erkennen, und die starren gesellschaftlichen Bedingungen zu verstehen, die sie daran hindern ihr Leben zu regeln und im Alltag frei und verantwortungsbewußt zu handeln, macht verständlich, warum alle Bewegungen des Arabischen Frühlings zwangsläufig scheitern mußten. Die Versuche Amerikas, die durch ihre Stammesstruktur gesellschaftlich rückständigen Länder Afghanistan und Irak zu „befreien“, zeigen die tragischen Folgen, wenn man dieser grundlegenden biosozialen Realitäten nicht gewahr ist. (Clueless, S. 118)
Die folgende Diskussion, die mich an die Gespräche zwischen Linken in den 1970er Jahren erinnert, ist ein schönes Beispiel, wie man sich heillos in verwirrenden Auseinandersetzungen über das verfangen kann, was links und rechts und politisch praktikabel und so weiter ist. Es nimmt kein Ende bzw. am Ende ist man nur verpeilter als am Anfang. Elsworth F. Baker hat mit einem Hieb, diesen Gordischen Knoten durchtrennt!
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
In einer Vorbemerkung zur Neuherausgabe von Russel Kirk: The Conservative Mind. From Burke to Eliot, Washington, D.C.: Regnery Publishing, Inc., 1995 schreibt der Verleger:
Die Wirkung von The Conservative Mind, als es 1953 zum ersten Mal erschien, ist heute kaum noch vorstellbar. Nach der langen Vorherrschaft des Liberalismus mit seiner Verherrlichung des „kleinen Mannes“, seinem Glauben an mechanistische politische Lösungen für alle menschlichen Probleme, seiner Ablehnung der tragischen und heroischen Aspekte des Lebens und der nicht gerade inspirierenden Prosa, in der seine Ideen gewöhnlich zu Papier gebracht werden, nach all dem, ich wiederhole, wirkten folgende Gefühlsäußerungen wie Regen nach einer langen Dürre: „die ungekaufte Gnade des Lebens“, die „ewige Kette des Rechts und der Pflicht, die Großes und Verborgenes, Lebendes und Totes verbindet“, eine Auffassung von Politik als „die Kunst, die Gerechtigkeit, die über der Natur steht, zu begreifen und anzuwenden“. (S. vi)
Das Buch wurde allgemein enthusiastisch aufgenommen, mit ein paar Ausnahmen.
Vor allem die eingefleischten Liberalen in der Wissenschaft waren nicht bereit, Kirk irgendetwas zuzugestehen. [Der bekannte Freud-Biograph] Peter Gay von der Columbia University beendete beispielsweise seine Rezension im Political Science Quarterly (Dezember 1953) mit der Feststellung: „Indem er versucht hat, Lionel Trillings Position zu widerlegen (daß amerikanische Konservative keine Philosophie haben und sich nur ‚in Aktionen oder reizbaren mentalen Gesten‘ ausdrücken), hat Kirk sie nur bestätigt.“ (S. viii).
Das ganze wird erhellend, wenn man an Reichs „Angriff“ auf den „kleinen Mann“ und seine Prosa denkt – und die Verachtung, die Peter Gay dem Autor Kirk entgegenbringt. Sicherlich liegt hier, in Gays „liberaler“ Grundhaltung, einer der Gründe dafür, daß er Reich so auffällig in seiner Freud-Biographie übergeht. Reich war ihm wohl einfach „zu dumm“ und „un-Freudianisch“ – ich verweise zurück auf Teil 23.
Betrachten wir einen mitteleuropäischen Konservativen, den Habsburg-Fan Erik Kuehnelt-Leddihn. Das besondere an ihm ist, daß er den durch und durch faschistischen Charakter der liberalen Demokratie bloßlegt. Etwa die genauso hoch-demokratische wie viehische Vertreibung der Sudetendeutschen (und der überlebenden deutschsprachigen Juden!). Auch auf kleinster Ebene: etwa das, was man hochbegabten oder spezialbegabten Kindern antut. – Bis ins äußerste zuendegedacht landet man mit Erik Kuehnelt-Leddihn wohl nicht gerade bei Stirner, aber doch bei einer Art „Stirnerianismus“.
Alles wird von den Demokraten, dieser Bande von Kleinen Männern, plattgemacht und eingeebnet. Hitler hat in der Rede über Abessinien, die Reich so gefiel, ja auch manches an den Demokratien bloßgelegt. Aber dem anti-völkischen Erik Kuehnelt-Leddihn zufolge war Hitler auch nur ein gottverfluchter Demokrat. Kuehnelt-Leddihns bringt nur abgrundtiefe Verachtung für alle Kollektivisten von Links bis „Rechts“ auf – für den „modernen Menschen, diesem Kollektivknirps“. „Daher auch das laute Geschwätz von ‚Pluralismus‘: man redet immer über das, was man nicht hat“ (Kuehnelt-Leddihn: Austria Infelix, Wien 1983, S. 80).
Ich habe mich in Kuehnelt-Leddihn verliebt. Zum Beispiel Sätze wie: „Wenn heute der Mann auf der Straße eine Meinung äußern soll, weiß man sofort, welche Klischees er von sich geben wird. Ideen, Gedanken, ja selbst Gefühle werden dem Auge und dem Ohr in kleinster Auswahl von der Stange als Intellektualkonfektion geliefert … und selten kritisch geprüft“ (ebd., S. 15). Sowas paßt sowas von gut zu Stirner. Doch „Reichianer“ werden nur die Nase rümpfen, weil Kuehnelt-Leddihn gegen Abtreibung war oder etwa für Rhodesien – merken aber gar nicht, daß sie genau so funktionieren, wie der besagte „Mann auf der Straße“, der „Kleine Mann“ Reichs.