Posts Tagged ‘Nationalsozialismus’

Die faschistische Partei Wilhelm Reichs (Teil 5)

22. Januar 2025

Aktuell wird diskutiert, ob Hitler und Konsorten „links“ waren oder gar Kommunisten. Dabei argumentiert man, etwa Leute wie Weigel und Krall, vor allem wirtschaftlich. Nicht ohne Grund habe es „nationalsozialistische Arbeiterpartei“ geheißen und habe Hitler intern Stalin und seinen so überaus effektiven Staatsapparat bewundert. Hitler selbst lamentierte, sein eigener Hauptfehler sei gewesen, daß er nicht konsequenter gegen die rechte „Reaktion“ vorgegangen wäre. Betrachtet man die üblichen politischen Koordinatensysteme mit Autoritarismus-Libertarismus-Achsen, Etatismus-Anarchie-Achsen etc. kann man aus Hitler einen „Etatisten“ machen, indem man auf die Planwirtschaft verweist, oder einen „Libertären“, wenn der Fokus auf dessen dezidierte Verachtung für den Staatsapparat gerichtet wird, der die biologische Auslese hintertreibe. Nie herrschte mehr bewußt erzeugte administrative Anarchie als unter Hitler! Der Stärkere sollte sich durchsetzen, „das Lebensvolle und Aufstrebende“ vor dem alles erstickenden „jüdischen Gesetz“ bewahrt werden. Tatsächlich sind beim Nationalsozialismus viele antiautoritäre Züge bemerkenswert. Es war vor allem eine Jugendbewegung, sowohl von der historischen „Jugend- und Lebensreformbewegung“ von Anfang des 20sten Jahrhunderts her als auch angesichts des geringen Altersdurchschnitts des Führungspersonals bis hin zur organisierten Despotenzierung der elterlichen, kirchlichen und allgemein traditionellen Autorität. Ganz zu schweigen vom mehr untergründig als offen propagierten „Neuheidentum“.

Reich stand in den gleichen beiden Traditionssträngen, was allein schon ersichtlich ist, wenn man ganz naiv die Propaganda des Austromarxismus, der KPÖ, der KPD und der linkssozialistischen Kleinparteien auf sich wirken läßt und mit der der NSDAP vergleicht. Alle schwärmten von einer sozialistischen Zukunft, „mit uns zieht die neue Zeit“, Befreiung von alten Fesseln etc. Das sah man noch seltsam ungebrochen nach dem Zweiten Weltkrieg im Übergang von der NSDAP zur SED und von der Hitler-Jugend zur Freien Deutsche Jugend:

Es galt aus der rein formalen „bürgerlichen Demokratie“ eine wirkliche, das ganze Leben durchdringende „soziale Demokratie“ zu machen. Frei nach Reichs kurzzeitiger Wiener Zeitung von 1930 sollten „revolutionäre Sozialdemokraten“ den wirklichen Sozialismus errichten, d.h. die Demokratisierung nicht nur des politischen, sondern vor allem auch des wirtschaftlichen Systems. Dies sollte einhergehen, man lese nur Reichs Die sexuelle Revolution (der ich obiges Schema entnommen habe), mit der Lösung von Liebe und Sexualität von der vor allem wirtschaftlichen Institution Ehe (bzw. das, was Reich als „Zwangsehe“ bezeichnete) und vor allen von der Lösung der Kindererziehung von der Familie (bzw. der „Zwangsfamilie“). Bei Reich selbst wurden daraus die beiden Konzepte „Arbeitsdemokratie“ und „Kinder der Zukunft“, in der DDR Ulbrichts immer neue Versuche, die Planwirtschaft effektiv zu machen, bis hin zu kybernetischen Modellen, und in der DDR Honeckers das Programm einer „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ – und Kinderkrippen… In diesem Zusammenhang lohnt es sich wirklich Andreas Peglaus monomentales Werk Unpolitische Wissenschaft? von vorne bis hinten durchzulesen; Peglau, ein Reichianer mit DDR-Sozialisation, der immer noch von den „alten Idealen“ träumt.

Jenseits aller politischen Polemik und des „Jetzt habe ich dich!“ und billigen Bloßstellungen durch historische Gleichsetzung durchzieht all dies (SPD, KPD, NSDAP, SED, Die Grünen) ein Motiv, das Reich 1942 in Die Funktion des Orgasmus als (mißglückte) „biologische Revolution“ bezeichnet hat: die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit (letztendlich Freiheit von der einschränkenden Panzerung) und die gleichzeitige Angst vor der Freiheit (das „Abbiegen“ im obigen Schema), die solche durch und durch groteske Gestalten wie Adolf Hitler und Rudolf Habeck möglich gemacht hat.

Um zur Anfangsfrage zurückzukehren: Rechter (schwarzer) Faschismus ist, wenn sich Reaktionäre, die rechts von extremen Konservativen stehen, sozialistische Ideen aneignen und mit dem spielen, was Reich als „sozialistische Sehnsucht der Massen“ bezeichnet hat. Linker (roter) Faschismus ist, wenn der Antiautoritarismus der Massen in einen voluntaristischen, d.h. korrupten etatistischen Neofeudalismus umbiegt – und der neue Führer bei piratigen Aktionen auf Siegestore projiziert wird: „Ein Mensch. Ein Wort“

Die faschistische Partei Wilhelm Reichs (Teil 4)

21. Januar 2025

In The Journal of Orgonomy Vol. 52, No. 2, S. 39f findet sich folgende Aufstellung:

Der rote Faschismus umfaßt:

1. Den Einsatz von verdeckten, hinterhältigen Mitteln, um andere zu kontrollieren.

2. Einen starren, unverrückbaren Idealismus im Gegensatz zu realistischen Erwägungen.

3. Den Gebrauch der [charakterlichen] Fassade, um die mittlere Schicht [des Charakters] mittels Einsatz des Intellekts, d.h. ausgeklügelten Theorien, Rationalisierungen und Programmen verborgen zu halten.

4. Eine mächtige [charakterliche] Abwehr gegen Selbstprüfung und neurotische Schuldgefühle.

Schwarzer Faschismus beinhaltet:

1. Die Anwendung offener, Mittel zur Kontrolle anderer.

2. Einen starren, unverrückbaren Mystizismus, der fanatische, wahnhafte Züge trägt, die den Wahnvorstellungen paranoid-schizophrener Mörder sehr ähneln.

3. Ein ungehinderter Ausdruck der mittleren Schicht mit sadistischen, mörderischen, brutalen Handlungen.

4. Eine mächtige Abwehr gegen Introspektion und das Spüren des inneren Elends.

Der rote Faschist will den verhaßten autoritären Vater vernichten, während der schwarze Faschist sich mit dem gefürchteten brutalen Vater identifiziert. (Alberto Foglia, Virginia Whitener)

Daß die Grünen den Schwarzen Faschismus in Gestalt des Islam in unserem Land etablieren wollen, brauche ich nicht ausführen. Er ist, wie wir mittlerweile alle aus dem Alltag wissen, gekennzeichnet durch offene Einschüchterung, in jeder Hinsicht „irres“ Sendungsbewußtsein, das vollständige Fehlen auch nur eines Hauchs von Selbstreflektion und Selbstkritik. Und das alles getragen durch die komplette Identifikation mit dem gottgleich idealisierten Übervater Mohammed. (Übrigends wählt eine Mehrheit der Türken, die in der Heimat überwiegend den schwarzen Faschisten Erdogan wählen, in Deutschland rotfaschistisch! Man könnte auf die absurde Idee verfallen, eine Land wollten sie erhalten, das andere zerstören und unterwerfen.)

Warum bringt die Kinderfickerpartei ausgerechnet „Nazis“ ins Land? Destabilisierung und Zerstörung der biologischen (genetischen) und ökonomischen (Arbeitsmoral) Grundlagen der Nation! Diese Strategie ist Teil ihrer oben beschriebenen Charakterstruktur. Auf hinterfotzige Weise versuchen sie die Menschen zu kontrollieren, indem sie an deren Mitmenschlichkeit und Schuldgefühle appellieren. Das dann ein kleiner Promillesatz der Schutzsuchenden die Frauen und Kinder der Schutzgewährenden massakrieren, erfüllt den Grünen mit einem klammheimlichen wohligen Gefühl. Ich muß da immer an eine Szene aus einer Pfarrei hier in Hamburg denken: Irgendwelche „Schutzsuchenden“ fanden mit Hilfe einer zeckigen Unterstützergruppe Kirchenasyl und tyrannisierten fortan das gutwillige Pastorenehepaar, so daß der Frau eines nachts die Nerven durchgingen und sie heulend darum flehte, daß doch endlich mal Ruhe sei, damit sie schlafen könne. Die deutschen Unterstützer reagierten darauf nur mit einem höhnischen sadistischen Lachen. – Glaub mir, das Zeckenherz geht auf, wenn die Knochen deines Kindes von einem einfahrenden ICE zermalmt werden!

Der „Idealismus“ der Grünen kennt keine Grenzen. Je schlimmer die Folgen der Umvolkung, der Landschaftszerstörung durch Vogelschredder, der Verelendung der Arbeiterschaft und des unteren Mittelstandes, die nur noch für ihre Miete, den Wagen (um zur Arbeit zu gelangen!) und das Essen schuften, desto mehr reden sie von der unbedingten Notwendigkeit den eingeschlagenen Kurs nicht nur beizubehalten, sondern weiter zu radikalisieren und angesichts der immer näher kommenden Betonwand maximal aufs Gas zu drücken. Dabei haben sie die gleiche irre sadistische Lache im Gesicht wie in der besagten Pfarrei!

Das ganze wird verpackt in hehre Theorien, die ganz offensichtlich nur eine Funktion haben: rationales Denken und unverzerrtes Fühlen zu verunmöglichen und die wahre Motivation des ganzen zu verbergen – die Rache am Vater, den Autoritäten, den Altvorderen, letztendlich an Gott selbst. Die Grünen sind das absolut Böse!

Übertreibe ich nicht maßlos? Ähhh, einfach auf das aktuelle Resultat der Politik von Rudolf Habeck schauen! Ich zitiere The Journal of Orgonomy Vol. 56, No. 2, S. 94f:

Kennzeichen der Emotionellen Pest ist, daß die wahren Absichten und die Auswirkungen eines Verhaltens, einer sozialen Aktivität, eines sozialen Programms usw. im Gegensatz zu den erklärten Absichten der Aktivität stehen. So wohlwollend der anfängliche Anstoß und die Präsentation einer Aktivität auch sein mögen, die Absicht des Initiators zeigt sich in den emotionalen und körperlichen Schmerzen, dem Leiden, den Funktionsstörungen, der Krankheit und dem Tod, die daraus resultieren. Die Auswirkungen können sich bei Einzelpersonen, Gesellschaften und Nationen zeigen.

Wirksame emotionell pestilente Aktivitäten verschaffen dem Initiator eine gewisse Erleichterung, da die Personen oder Bevölkerungsgruppen, auf die sie abzielen, körperlich und emotional geschwächt werden, Angst bekommen und in einem verwirrten Zustand leben. Schwächer geworden sind sie dann leichter zu kontrollieren, zu zerstören und für die Zerstörung anderer zu gewinnen. Die Befriedigung, so flüchtig sie auch sein mag, liegt für den emotionell pestilenten Charakter in dieser Kontrolle und darin, die Gesundheit, Spontaneität und Vitalität des Einzelnen, von Gruppen und Gesellschaften zu vermindern, zu schädigen und zu töten.

Die Einführung von Praktiken, die Schaden anrichten und Gesundheit und Vitalität vermindern, ist für den emotionell pestilenten Charakter und für die fortlaufende Entfaltung seiner Macht und der ihn unterstützenden Organisation unerläßlich. (Virginia Whitener)

Die faschistische Partei Wilhelm Reichs (Teil 1)

18. Januar 2025

Was bedeutet der Begriff „Faschismus“? Ursprünglich beschrieb er die Einheit von Staat, Gewerkschaften, Kapitalisten, Medien und der akademischen Welt. In diesem strengen Sinne einer gleichgeschalteten Einheitsfront ist die Bundesregierung faschistisch, und zwar wörtlich, denn der Staatsapparat, die Gewerkschaften, die Kapitalisten, die Medien und die Wissenschaft sind eine große liberale Einheit: „ein Bündel“ (fascio). Reich hingegen benutzte eine lockerere Interpretation des Begriffs „Faschismus“, indem er auf den emotionalen Inhalt der Bewegung Mussolinis, Hitlers und Stalins Bezug nahm, die der Inbegriff des Funktionierens der zweiten Schicht, also der destruktiven, perversen Schicht der Charakterstruktur waren.

In der Einleitung zu Massenpsychologie des Faschismus beschreibt Reich drei Charaktere: Der genitale Charakter hat Kontakt mit seinem bioenergetischen Kern. Das ist das Reich der Arbeitsdemokratie, wie es Reich am Ende des Buches beschreibt. Der liberale Charakter geht ganz in seiner Fassade auf und der Faschist agiert aus seiner sekundären Schicht heraus. Genauer gesagt hat der schwarze Faschist einen verzerrten Kontakt mit dem Kern („Blut und Ehre“) und propagiert typischerweise ein Konzept einer mystischen „Lebensenergie“. Sowohl Hitler als auch Himmler taten dies. Ihr Gott war Odin (bzw. Wotan) und sie glaubten dementsprechend u.a. an Karl Freiherr von Reichenbachs „Od“, was sie dem „blauen Faschismus“, den ich sogleich beschreiben werde, recht nahe bringt. In ihrem Buch Hitlers Wien (1998) führt die Historikerin Brigitte Hamann aus, welchen Einfluß u.a. Reichenbach auf das Milieu hatte, aus dem Hitler und der Nationalsozialismus erwachsen sind. Beispielsweise betrachtete man das menschliche Gehirn als „Od-Akkumulator“. Tatsächlich ist Reich heute bei einigen Neonazis im Zeichen des „Vril“ überraschend populär!

Der rote Faschist, den Elsworth F. Baker in Der Mensch in der Falle beschreibt, funktioniert von seiner sekundären Schicht aus, gibt aber vor, ein Liberaler zu sein, um subversiv wirken zu können. Das rückt ihn ebenfalls in die Nähe des „blauen Faschismus“, denn genau diese „Subversion“ richtet sich gegen das Über-Ich (Panzerung). Ich erinnere daran, wie beliebt ausgerechnet die Maoistische Kulturrevolution in der „Reichianischen“ Kinderladenbewegung der 1970er Jahre war. Der denkwürdige Konnex zwischen Überwindung des Über-Ichs und dem roten Faschismus („Kulturrevolution“) erklärt auch, warum Reich eine ganze Zeitlang ein glühender Kommunist war. Auch bei manchen roten Faschisten ist entsprechend Reich bis heute eine Autorität!

Und was genau ist ein „blauer Faschist“? In der christlichen Vorstellungswelt ist das Böse bzw. der Böse jemand, der sich gegen Gottes Liebe sperrt und deshalb von ihr förmlich zerrissen wird, so wie der Grashalm auf einer Wiese, der sich vorher im Wind wiegte, von dem gleichen Wind zerbrochen wird, wenn dieser Halm verholzt und dadurch starr wird. Man denke auch an Jesu Gleichnis von dem neuen, noch gärenden Wein, der die alten brüchig gewordenen Weinschläuche zerreißt. Der Hauch des Heiligen Geistes und die expansive Liebe Gottes erzeugt entsprechend „teuflisches“ Ressentiment in verhärteten Seelen. Ein Element davon ist, daß die christliche Botschaft von den „Antichristen“ entstellt und unterminiert wird, um die so sehr schmerzende „Liebesbotschaft“ aus der Welt zu schaffen. Entsprechend erzeugt das Orgon, das in gepanzerte Organismen fließt, eine ungeheure Sehnsucht nach Erfüllung, aber gleichzeitig dabei auch einen untergründigen Haß gegen die Orgonomie, weil diese Sehnsucht nicht erfüllt werden kann. „Blauer Faschismus“ ist entsprechend das ultimative Ressentiment gegen das Leben selbst. (Das Blau bezieht sich natürlich auf die Bläue des Orgons.)

Der Blaue Faschismus am Beispiel der Anthroposophie (Teil 2)

5. Januar 2025

Die Beziehung zwischen Nazismus und Anthroposophie gleicht ziemlich der zwischen Stalinismus und Trotzkismus. Sie waren fast identisch mit vielen Überschneidungen aber nichtsdestoweniger zumindest offiziell Todfeinde. Die Anthroposophische Gesellschaft wurde 1935 wie jede andere kultische oder politische Organisation, die in den gleichen Gefilden wie die Nazis wilderte, verboten. Die Gestapo bekämpfte die Anthroposophie als einen „pseudogermanischen orientalischen Freimaurerkult“. Aber solange die Anthroposophen nichts auf organisatorischer Ebene taten, waren sie frei. Es war möglich, daß die NSDAP vollkommen gegen Steiner war, als „Teil einer freimaurerisch-jüdischen Verschwörung“, während der Leiter der NSDAP, Rudolf Heß, sich für Steiners Sache einsetzte und die Anthroposophen beschützte; daß die SS sich für die Anthroposophie als „Teil des Ahnenerbes“ interessierte, während der Leiter des SD, Reinhard Heydrich, die Anthroposophische Gesellschaft verbot. Da Steiner an der ungarisch-kroatischen Grenze geboren war, stand stets die Frage seines „rassischen“ Status im Raum. Rosenberg wurde als Weltanschauungs- und „Rassenexperte“ der NSDAP mit Anfragen über ihn bombardiert.

Für das Durcheinander ist es bezeichnend, wie noch heute z.B. Das große Lexikon des Dritten Reiches der Anthroposophie einen antifaschistischen Persilschein ausstellt:

Der Nationalsozialismus bekämpfte die Anthroposophie als internationalistisch, pazifistisch und als Feind des „Rassegrundsatzes“, ihre Waldorf-Schulen mit der dem natürlichen Führerprinzip hohnsprechenden Pädagogik seien „Brutstätten der Talmuderei“. Die Anthroposophische Gesellschaft wurde am 1.11.35 im Deutschen Reich verboten. (Augsburg 1993)

Der Anthroposoph Dieter Rüggeberg stimmt in seinem Buch Geheimpolitik – Der Fahrplan zur Weltherrschaft (1990) von anthroposophischer Seite in diesen antifaschistischen Chor ein: Hitler und die anderen Naziführer seien in Wirklichkeit Agenten der angelsächsisch-jüdischen Verschwörung der „Weisen von Zion“ nach Weltherrschaft gewesen!

Am Ende seines Buches spricht sich Rüggeberg für die „Dreigliederung des sozialen Organismus“ aus. Er verteidigt sich mit anthroposophischen Argumenten gegen den Vorwurf, ein Rassist zu sein. Ein Okkultist könne nie Rassist sein, da im Verlauf der Wiedergeburten die menschliche Seele von (niederer) Rasse zu (höherer) Rasse reisen müßte. Das ist Anthroposophie: sie erklären, keine Rassisten zu sein, aber ihre Argumentation ist rassistisch! Weiter erklärt Rüggeberg, daß es in Zukunft sowieso keine Rassen mehr geben würde, sondern nur die Rasse der Wahrhaftigen und die Rasse der Lügner. Aus dem anti-zionistischen Kontext seines Buches, weiß man, was dies heißt: Arier kontra Juden!

Die Beziehung von Anthroposophie und Nationalsozialismus wurde ausführlich in den anthroposophischen Flensburger Heften (3/91 und Sonderheft Nr. 8 ) erläutert. Sie fürchteten die Offenlegung der Beziehung von Nationalsozialismus und Anthroposophie durch Nichtanthroposophen, so daß sie sich entschlossen lieber selbst vorbehaltlos auszupacken. Doch bei der Lektüre fühlte ich nie eine richtige antifaschistische Emotion, weder Zorn noch Trauer, sondern eine seltsam depressive kanzeröse „Weichheit“. Nach dem Motto: Wir sind schließlich alle Sünder! und: Wer will den ersten Stein werfen? Vielleicht stammt dieses Fehlen von Emotionen von ihrem Glauben an das Schicksal: alles ist vorherbestimmt und die Geschichte verläuft sowieso nach dem festen Plan Gottes. Warum also sich zu sehr aufregen über 6 000 000 ermordete unschuldige Menschen? Nach dem Motto: Es war ihr Karma! Aber wir, als Anthroposophen, werden nur positive Schwingungen hervorrufen! Die Flensburger Hefte stimmen z.B. nicht mit Ravenscrofts Spear of Destiny überein und betrachten das Buch als lächerlich, aber es fällt kein Wort gegen all die anti-semitischen Konzepte in Ravenscrofts Buch, wo z.B. vom „vergällten Blut der jüdischen Rasse“ (sic!) die Rede ist, sie erwähnen diese Ausfälle nicht einmal! Offensichtlich lag er richtig mit seiner Beschreibung der anthroposophischen „Theorien“ über die „jüdische Rasse“.

In Ravenscrofts anthroposophischem Machwerk von 1973 wird Hitler als beeindruckender Meister der Schwarzen Magie mit „offenen Zentren im Astralleib“ und als eine Art satanischer Heiliger dargestellt, als „dunkler Genius“ von „magischem Charisma der Persönlichkeit“ mit der Macht uralter esoterischer Weisheit, „eine Figur mit fast übermenschlichen Kräften“ und mit dem „arrogantesten Gesicht und den dämonischten Augen, die man jemals gesehen hat“. Dieses „verrückte Genie“ hätte „übermenschliche Willenskraft und Selbstdisziplin“ und „überpersönliche Stärke und Entschlußkraft“ besessen. Außerdem hätte er mit der „geistigen Welt“ in Verbindung gestanden und sei dergestalt von übersinnlichen Geistwesen „beraten“ worden.

Es wird von Anthroposophen sogar vorgebracht, daß das Zentrum der Anthroposophie ursprünglich in München hat gebaut werden sollen (nicht in Dornach, dem heutigen Sitz des Goethenaums), statt dessen sei dort usurpatorischerweise das „Braune Haus“ der NSDAP errichtet worden. Die NSDAP wurde am 27. Februar 1925 neugegründet – angeblich nicht zufälligerweise am letzten Geburtstag Steiners. Dies würde darauf hinweisen, daß der Nationalsozialismus sich systematisch an die Stelle der Anthroposophie gesetzt habe. Und tatsächlich war z.B. eines von Steiners zentralen Themen, von dem er vor seinen Anhängern sprach, die okkulte Bedeutung des Hakenkreuzes und später, als die Nazi-Bewegung es benutzte, schlossen einige der Anthroposophen, daß Hitler der neue okkulte Führer sein müsse. Für Steiner war das Hakenkreuz das Symbol des „inneren Auges“, das Gott erschaut. Zusätzlich hatte Steiner 1910 erklärt, daß entweder 1933, 1935 oder 1937 etwas Okkultes in der Welt sich zutragen werde, der Mensch neue okkulte Fähigkeiten gewinne. Christus fange an im Geist zurückzukehren.

In der Geheimlehre der Theosophie und Anthroposophie stellen die Juden ein unnatürliches Zwischengied der Wurzelrassen dar, sozusagen einen Fehlläufer der Evolution, der nur einen negativen Einfluß auf den gesunden natürlichen Lauf der Dinge haben kann. Auch gäbe es noch immer ärgerlicherweise Restbestände niederer Rassen, repräsentiert von einigen elenden Stämmen, die gegenwärtig aussterben aufgrund des karmischen Gesetzes (z.B. die Indios, Eskimos, Papuas, Aborigines, Polynesier, d.h. all die genitalen Stämme am Rande Saharasias). Diese braunen, roten und kupferfarbenen Rassen seien dekadent und deshalb dazu bestimmt bald auszusterben, da der Geist mehr und mehr Macht gewinnen wird. In den gleichen Bereich wie diese dekadenten Rassen ohne Geist gehören die Menschenaffen, die sogar eine noch weitere Degeneration des Menschen darstellen.

Steiner erläuterte, daß Schwarze das Licht und die Wärme der Sonne absorbieren und in ihrem „besonders ausgebildeten Hinterhirn“ verarbeiten, von dort geht sie das Rückgrat hinunter, wo die inneren Organe des Schwarzen von der Sonnenenergie erhitzt werden, was erkläre, warum der Metabolismus und das Triebleben der Nigriden so „heiß“ sei. Wenn der Schwarze in den Westen geht, wo weniger Sonne ist, wird er zum Indianer und seine Haut wird rot, da die Rothäute gezwungen sind, einiges von dem Licht und der Wärme wieder abzustrahlen und wegen dieser Energieentladung sind sie zum Aussterben vorbestimmt. Im Gegensatz dazu sind die Arier von äußerer Energie unabhängig. Mit ihrem großen Vorderhirn sind sie fähig, den Geist in sich zu entwickeln und deshalb sind nur sie wahrhaft Menschen. Indianische Stämme starben nicht aufgrund des europäischen Imperialismus aus, sondern vielmehr gaben die Europäer ihnen die Möglichkeit ihr gottgegebenes Schicksal zu erfüllen. Da sie vom Saturn bestimmt werden, der die Dämmerung des Menschengeschlechts hervorruft, ist ihre Entwicklung beendet.

1922 forderte Steiner Schwangere auf, sie sollten damit aufhören, die damals populären „Negerromane“ zu lesen, da durch den geistigen Einfluß dieser Lektüre auf den Fötus ihre Kinder negroid, grau und kraushaarig werden würden. Auch beklagte er ganz allgemein den Einfluß der Negerkultur in Europa, weil es schädlich für die geistig-rassische Reinheit sei. 1926 schrieb seine Witwe Marie von Sivers, in einer ihrer Einleitungen zu Steiners Vorträgen, über „das Blöde und das Negerhafte“, dem der moderne Europäer als letzter Mode huldige, so würde er zum „Untersinnlich-Dämonischen streben, das wiederum dem Negerhaften entsteigt“.

1934 erschien in der offiziellen Zeitschrift der Anthroposophischen Kirche Die Christengemeinde die Beschreibung eines Buches über afrikanische Märchen von einem Anthroposophischen Ethnologen: „(…) die ergreifende Geisttradition einer in die Tiefe gesunkenen Rasse“ – Ahrimanische Finsternis über Afrika. Und 1936 erschien in der gleichen Zeitschrift ein Artikel über eine Ausstellung über den Bolschewismus. Im Artikel werden die Kommunisten als tiergleiche Untermenschen mit animalischen Instinkten aus dem Untergrund dargestellt. Ihre Gesichter würden diese rassische Bestialität widerspiegeln. Der Kampf gegen den Kommunismus war also auch aus Anthroposophischer Sicht ein „Rassenkrieg“!

Bereits 1930 erschien in der Anthroposophischen Zeitschrift Die Drei ein Artikel „Zur Frage von Rassebildung und Mischehe“. Der Anthroposophische Autor erklärt, daß es aus spiritueller Sicht minderwertige Rassen gibt und dieser Geist würde sich auch in der Physiologie der verschiedenen Rassen zeigen. Da niedere Rassen hinter der Entwicklung des Menschen hinterherhinken, werden sie bald vom Antlitz der Erde getilgt sein. Aus Anthroposophischer Sicht sollte es keine rassischen Mischehen, z.B. zwischen „Ariern“ und „Juden“ geben, da dies der spirituellen Entwicklung entgegenlaufen würde. Die Seelen der so erzeugten Mischlinge würden zwischen ihren höheren und niederen rassischen Anteilen zerrissen und als Resultat könnten diese Seelen spirituell nur tiefer sinken. Deshalb tritt der anthroposophische Autor für ein rassisch reines Deutschland ein.

Der Blaue Faschismus am Beispiel der Anthroposophie (Teil 1)

4. Januar 2025

Rudolf Steiner glaubte, daß seine Gedanken ihm durch göttliche Kräfte eingegeben würden. Von Geburt an bis zu seinem Krebstod waren „geistige Wesenheiten“ seine ständigen Begleiter. während seiner Pubertät erlebte Steiner in der Beschäftigung mit der höheren Mathematik Befreiung von seinen drängenden Trieben. Statt genitaler erstrebte er mystische Erfüllung und „spirituelle Entladung“, während er, wohl aus persönlicher Erfahrung heraus, Sex mit Schwarzer Magie gleichsetzte.

1875 gründete Helena Petrowna Blavatsky die Theosophische Gesellschaft mit ihrer „Geheimen Lehre“ von Atlantis und dessen sieben „Wurzelrassen“, zu denen auch die „Herrenrasse“ zählte, die „Arier“. (Tatsächlich geht auf sie praktisch das gesamte Oeuvre der modernen „Esoterik“ zurück: etwa die „Hohlerde“ und David Icke ist nur ein fader Blavatsky-Aufguß.) Ein Freund Blavatskys, der Rosenkreuzer Franz Hartmann, gründete 1895 zusammen mit dem Wiener Fabrikanten Karl Kellner in Wien die Loge Ordo Templi Orientis (O.T.O.), deren Ordensgeheimnis tantrische Sexualmagie war. Aus dieser Geheimloge ist, neben Aleister Crowley (auf den wiederum die Scientology zurückgeht) Steiners Anthroposophie hervorgegangen. Eine weitere Abzweigung des O.T.O. war Lanz von Liebenfels Ordo Novi Templi (O.N.T.), der den Mutterboden der NSDAP formte. Jedenfalls gehörte das Hakenkreuz zum Logen-Wappen und aus dem Logenmotto „Heil und Sieg!“ wurde „Sieg Heil!“.

1920 schrieb der Anthroposoph Karl Heise (der später die Heraufkunft des Nazi-Regimes enthusiastisch begrüßen sollte) ein Buch über Entente-Freimaurerei und Weltkrieg, dessen Druck Steiner persönlich finanzierte und für das er das Vorwort schrieb. Das Buch handelt von „der britisch-freimaurerischen Verschwörung“ und zitiert dazu ausführlich Guido von List, den Logenbruder von Lanz von Liebenfels und Begründer des proto-nazistischen „Armanenordens“, dessen rassistische Sexualmagie ich in Der blaue Faschismus beschrieben habe. Heute wird Heises Buch von neonazistischen Gruppen ständig neu verlegt.

Steiner hatte den Ersten Weltkrieg als „strafenden Sturmwind“ für die ungläubigen Alliierten bezeichnet. Wilson und Lenin nannte er „ahrimanische Mächte“ gegen Deutschlands spirituelle Sendung. In diesem Geiste hatte er bereits zu Beginn des Krieges den Chef des deutschen Generalstabs Helmuth von Moltke, einen Anthroposophen, beeinflußt. Anthroposophie als die Ideologie des deutschen Imperialismus! Der Gründer der anthroposophischen Kirche „Christengemeinschaft“, Pastor Friedrich Rittelmeyer, veröffentlichte 1934 ein Buch mit dem Titel Deutschtum, in dem er für einen Befreiungskrieg von der angelsächsischen Welt warb.

Als Hitler auftrat, reagierten zwar manche Anthroposophen reserviert, aber niemals wirklich feindselig, während sich die meisten begeistert der „Bewegung“ anschlossen. 1933 erklärte der ehemalige Privatsekretär Steiners und späteres Mitglied des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft, Guenther Wachsmuth, gegenüber einer dänischen Zeitung, daß es kein Geheimnis sei, daß die Anthroposophen die Entwicklung in Deutschland voll Sympathie verfolgten. Währenddessen schickte der Nachfolger Steiners und Präsident der Anthroposophischen Gesellschaft, Albert Steffen, ein Rundschreiben an die führenden Nazis, um ihnen zu vergewissern, daß sich die Lehren Steiners in vollkommener Übereinstimmung mit dem Nationalsozialismus befänden.

Dementsprechend waren schon manche Anthroposophen aktiv gewesen. Da wäre z.B. Hans Eberhard Maikowski (Spitzname „Roter Hahn“), ein Sturmbannführer der SA und in dieser Eigenschaft der Führer des berüchtigten Killerkommandos „SA-Mordsturm 33“. Sein Bruder, ein Waldorf-Lehrer, war enger Mitarbeiter Steiners gewesen und auch der „Rote Hahn“ selbst war glühender Verehrer Steiners. Am Tag der Machtübernahme wurde er von einem Kommunisten erschossen, woraufhin er neben Horst Wessel zu einem der Nationalheiligen Hitler-Deutschlands wurde.

Trotzdem bezeichnete z.B. Reinhard Heydrich die Anthroposophie als „orientalische Verschmutzung des klaren germanischen Geistes“. Entsprechend wurde 1935 die Anthroposophische Gesellschaft verboten. Daraufhin sandte der Vorstand an Hitler einen Brief, in dem ihm die führenden Anthroposophen vergewisserten, es gäbe keinerlei Verbindungen mit freimaurerisch-jüdischen Kreisen und außerdem hätten ja nationalsozialistische Rassenexperten den Anthroposophen offiziell bescheinigt, daß Steiner Arier gewesen sei.

Noch heute versteht es die Anthroposophie sich ein positives Image zu geben. Zum Beispiel gibt sie vor, für individuelle Gnosis zu stehen, doch ist sie tatsächlich ein steriles, dogmatisches System, dessen Dreh- und Angelpunkt die Unterdrückung aller kritischen Distanz und die vollständige Identifikation mit dem Führer ist. Ihr positives Image ist um so erschreckender, wenn man sich vergegenwärtigt, daß ihr spiritueller Wahn vom Krieg der Kräfte des Lichts gegen die der unterirdischen Dunkelheit praktisch mit dem biologischen Wahn der Nationalsozialisten identisch ist. Wie Jerome Eden in seiner Broschüre The Emotional Plague vs. Orgonomic UFOlogy (S. 32) geschrieben hat: „Von Ahrimanisch zu Nicht-Arisch ist nur ein einfacher pathologischer Schritt“.

Dem britischen Anthroposophen Trevor Ravenscroft zufolge träumten sowohl Anthroposophie als auch Nationalsozialismus von einer neuen „Sonnenrasse unter dem Hakenkreuz“, in der die alte rassische Reinheit neu erstehen würde, die nach theosophisch-anthroposophischer Lehre durch die „degenerierten Rassen“ aus dem Süden des „atlantischen Urkontinents“ besudelt wurde. Dort waren, um mit Lanz von Liebenfels zu sprechen, „die Sodomsäfflinge“ Opfer monströser Selbstmutationen aufgrund ihrer „bösen Seelenkräfte“ gewesen. Schließlich sei der rassisch geschwächte Arier durch intellektuell-luziferische und materialistisch-ahrimanische (d.h. jüdische) Kräfte, die ihn von seinen spirituellen Quellen abgeschnitten hätten, aus seinem arischen Paradies vertrieben worden. Es ist in der Anthroposophie also durchaus eine Verbindung zum „Rassebiologischen“ zu finden.

Die ganze anthroposophische Grals-Mystik geht in diese Richtung. Denn was ist der „Gral“ anderes als Träger des Blutes Christi – des noblen arischen Blutes. In der reinen, arischen Blutlinie der Gralsfamilie pflanze sich die Fähigkeit zur hellsichtigen Geistschau als „Blut-Erinnerung“ der arischen Gottes-Söhne fort. Steiner glaubte, so Ravenscroft, seine eigene Geistschau habe er als letzter Vertreter von seinen germanischen Vorfahren geerbt, die diese Fähigkeit mit dem Sonnensymbol der Swastika symbolisiert hätten. Aus dieser okkulten Hellsichtigkeit heraus spräche Steiner von der „okkulten Bedeutung des Blutes“, das Gefäß der Stammes- und Rassen-Identität sei, und von „okkulten Blutriten“ zum Hervorrufen einer magischen Mutation hin zur reinen arischen Rasse. Einer Mutation, die eine neue Phase in der menschlichen Evolution hervorrufen würde, die Geburt des „Übermenschen“ durch „Ätherisierung des Blutes“. Dazu müsse das arische Blut reinerhalten werden, denn Luzifer habe sich im Blut der Menschheit etabliert, nämlich im „Blut der jüdischen Rasse“, die heute zum Träger von Tragödie und Bosheit geworden sei. Das jüdische Blut sei gallig geworden, weil es sich verbohrt gegen das Blut des Neuen Bundes gesperrt habe. Deshalb dürfe das jüdische Blut keine weitere Rolle in der Evolution der Menschheit spielen.

Ich bezweifle, daß Ravenscroft solche Stellen belegen kann, was sich jedoch belegen läßt ist, daß die Steinersche „Geisteswissenschaft“ behauptet, in der Menschheit gäbe es eine evolutionäre Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen, wie beim einzelnen Menschen auch. Dementsprechend sei die negroide Rasse „Baby“, die malaisch-polynesische „Kind“, die mongolische „Jugendlicher“, die indoarische „Erwachsener“ und die indianische „Greis“ (und deshalb leider Gottes dazu bestimmt auszusterben).

In der Anthroposophie wird die persönliche Verantwortung auf Geisteswesen, das karmische Gesetz und den göttlichen Weltplan delegiert, während das Judentum für die persönlich Verantwortung vor Gott steht, die vom Kleinen Mann gehaßt und vom anthroposophischen Christus überwunden wird. Der Anthroposoph kann nur in fixen mystischen Strukturen denken, mit festen Vorstellungen von Gut und Böse. In Verbindung mit Steiners Offenbarung, daß alle Nationen, Völker und „Rassen“ Ausdruck von Geistwesen und deshalb festumrissene „organische“ Einheiten sind, wird sie zur Ideologie des rassistischen Nationalismus, der „Rassenseele“. Steiner selbst sprach im typischen späteren Nazijargon von der „Volksseele“, der unlösbaren Verbindung zwischen „Nation und Blut“ und der „germanischen Sendung“. Goebbels‘ Roman Michael (1929) zeigt die Geistesverwandtschaft von Nationalsozialismus und Anthroposophie, denn der Anthroposophie zufolge ist „Michael“, der Erzengel, der Deutschland verkörpert, die „geistige Macht“ unserer Zeit.

Goebbels denkt Gesellschaft ganz allgemein in der Kategorie der Identität, insofern sowohl von der fremden als auch von der eigenen Gemeinschaft behauptet wird, sie hätte ein „Wesen“; was weder wissenschaftlich noch rational begründet werden kann: „Der Jude ist uns im Wesen entgegengesetzt.“ (Claus-E. Bärsch: „Antijudaismus, Apokalyptik und Satanologie“, Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 1988, S. 118)

Steiners „atlantische“ Rassetheorien aus seiner Akasha-Chronik entsprechen denen Hitlers. Der deutsche Psychiater Wolfgang Treher zeigt in seiner Studie Hitler, Steiner, Schreber – Ein Beitrag zur Phänomenologie des kranken Geistes (Emmendingen 1966) die enge Verwandtschaft zwischen den geisteskranken Systemen Hitlers und Steiners auf. Treher zufolge kämpfte Hitler, in der Art von Projektion, die für Schizophrene charakteristisch ist, gegen das teuflische Böse, d.h. gegen die Juden, um die Einheit seiner manichäisch gespaltenen schizophrenen Seele wiederherzustellen. Treher betrachtet Steiner, der denselben psychotischen manichäischen Krieg des arischen Christus gegen den jüdischen Ahriman kämpfte, als sogar noch kränker und verrückter als Hitler. In beiden schizophrenen Wahnsystemen gibt es zwei Gruppen – eine höhere geistige Rasse und eine dämonische materialistische. Die letztere Rasse muß ihre Sünden abarbeiten, bis sie stirbt, wie in Hitlers KZs.

Steiner und Hitler waren beide Mystiker, aber für Steiner war die metaphysische Einheit der „absolute Geist“, der von der Materie unabhängig ist, während für Hitler es der „absolute Wille“ war, der nicht von den Umständen abhängig ist. So empfand Hitler nur Verachtung für den ästhetisierenden Schwächling Steiner. (In seinen frühen Tagen schrieb Hitler im Völkischen Beobachter gegen den „galizischen Juden“ Steiner.) Während Steiner sicherlich nur Mitleid mit dem primitiven Ahriman Hitler fühlte. Dies hinderte aber manchen ihrer Anhänger nicht daran, ihnen beiden zu folgen.

Der Blaue Faschismus am Beispiel Alfred Schuler

3. Januar 2025

Zunächst verweise ich auf den Aufsatz Alfred Schuler und die kosmische Bläue von Martin Schwarz und auf meinen eigenen Artikel über den „blauen Faschismus“.

Alfred Schuler war ein Prophet der völkischen Bewegung – und verkörperte deren ganze Widersprüchlichkeit. Beispielsweise waren die „Völkischen“ die Verkörperung der autoritären Gesellschaft („Patriarchat“) – vertraten aber teilweise genauso extrem „anti-autoritäre“ Gedanken. Für Schuler war

das republikanische Rom (…) ein steriles, lebensfeindliches Gemeinwesen (…), in dem die Männer die Frauen, die eigentlich schöpferischen Geister der Stadt, tyrannisiert hätten. Dem stellte Schuler als leuchtendes Gegenbild das Rom der späten Kaiserzeit gegenüber, dessen opulente sexuelle Dekadenz er der modernen Welt zu Nachahmung empfahl. (David Clay Large: Hitlers München, München 2001, S. 60)

Man denke auch an das widersprüchliche Verhältnis der Kreise, aus der der Nationalsozialismus erwachsen ist, und des Nationalsozialismus selbst zur Homosexualität.

Wie Ludwig Klages vertrat Schuler die Idee der „Blutleuchte“, „hinter dem sich das Dogma vom Blut als geheiligter Substanz der menschlichen Kreativität verbarg, als Träger einer aus der fernen mutterrechtlichen Vergangenheit herübergeretteten Energie“ (Large, S. 60). Insbesondere die Juden würden wegen ihrer „Blutschwäche“ auf die „zersetzende Rationalität“ setzen. Ganz offen forderte Schuler dazu auf, „den Juden“, für Schuler Verkörperung des kindermordenden Patriarchats, auszurotten. Schuler: „Morde den Vater, eh‘ daß er dein Kind, deine Seele, frißt, und entfessle die Urknäuel, das hundertspeichige Feuerrad.“ Large erklärt das wie folgt:

Das „Knäuel“, von dem Schuler sprach, war das Hakenkreuz, ein uraltes, beinahe allgegenwärtiges Symbol, das für so unterschiedliche Dinge stehen konnte wie das Sonnenrad, die Verbindung zwischen Vater-Gott und Mutter-Erde oder auch die Vereinigung zweier Menschen im Koitus. Die Swastika war ein passendes Emblem für Schuler, weil sie, wie der Psychoanalytiker Wilhelm Reich in seiner Massenpsychologie des Faschismus bemerkt, auf die Psyche einen Reiz ausübt, der sich als um so mächtiger erweist, je unbefriedigter eine Person ist und je mehr sie sich in unerfülltem Sexualbegehren verzehrt. Schuler konnte in einen ekstatischen Erregungszustand verfallen, wenn er nur ein Hakenkreuzmuster auf einem Aschenbecher erblickte. „Swastika! Swastika!“ stammelte er dann mit weitaufgerissenen Augen. (ebd., S. 61)

Der Nationalsozialismus lebt fort, aber nicht dort, wo man ihn allgemeinhin vermutet, d.h. bei dem lächerlich versprengten Haufen, an dem sich Antifanten abarbeiten und aufgeilen, sondern bei den heutigen „Kosmikern“. Er findet sich in Esoterikläden, bei den „Suchenden“, „Tantrikern“ und nicht zuletzt bei so manchen „Reichianern“, die Reich mit C.G. Jung oder Rudolf Steiner verwechseln, und deren ganzes seelenvolles Geschwurmel genauso pathologisch ist wie die kosmische Hysterie Schulers.

Der Blaue Faschismus am Beispiel des Hinduismus

2. Januar 2025

Es ist kein Geheimnis, daß ich den „Reichianismus“ ablehne und schlichtweg hasse. Daß er nichts weiter als eine Ausprägung dessen ist, was ich als „Blauen Faschismus“ bezeichnet habe, sieht man u.a. daran, daß ab den 1980er Jahren das „Energetische“ zunehmend durch das „Spirituelle“ verdrängt wurde. „Blauer Faschismus“ ist schlichtweg „Orgon ohne Orgasmus“. Beispielsweise hatten Hitler, Himmler und der Dalai Lama vage Vorstellungen einer „kosmischen Energie“.

Was „Bauer Faschismus“ nun im Einzelnen ist, sieht man an folgenden Beispielen. Zunächst einmal fällt die extreme okulare Panzerung auf. Man denke nur an all die Berichte über Hitlers „hypnotische Augen“ und all das wirre Zeugs, das Faschisten wie Himmler oder der Dalai Lama von sich geben. Sodann der ungemeine Sadismus, der Reich zufolge untrennbar mit dem Mystizismus verbunden ist:

Im obigen Buch wird insbesondere anhand von Krishna und der Bhagavad Gita die ungemeine Nähe von Hinduismus und Nationalsozialismus aufgezeigt. Was ist denn Krishnas Botschaft in der Bhagavad Gita? Daß du ohne Rücksicht auf deine Gefühle, deine „Schwächen“, wie Hitler und Himmler und der Dalai Lama, sich ausgedrückt hätten, „deine Pflicht“ zu erfüllen hast und in der Schlacht töten mußt und dich selbst opfern mußt! Nichts anderes symbolisiert die Totenkopf-Symbolik im Nationalsozialismus und im hinduistischen und buddhistischen Tantrismus!

Hier ein kurzes Video über den Pop-Yogi zu Reichs Zeiten, Yogananda. Man beachte, wie die Augen nicht ganz von dieser Welt sind und er ständig quasi „orgasmisch“ unvermittelt wegtritt. Schizophrene Pathologie, d.h. die Spaltung von Erregung und Wahrnehmung, in Reinform:

Der Unterschied zwischen der einfachen Schizophrenie und dem Mystizismus ist, daß bei letzterem neben der alles dominierenden Augenpanzerung noch eine sehr starke Muskelpanzerung im Körper hinzutritt. Eine „Mauer“, die mit Gewalt durchbrochen werden muß, um ins selige Jenseits durchzustoßen. Das ist die Grundlage des erwähnten Sadismus.

Wie die Panzerung durch Yoga künstlich verstärkt wird, sieht man in geradezu klassischer Form hier: Einatmen, Luft anhalten! Das genaue Gegenteil der Orgontherpie!

Letztendlich reduziert sich das auf die Sexualökonomie im Allgemeinen und das Zurückhalten von Sperma insbesondere. Am Anfang des Nationalsozialismus standen Leute wie Moritz Schreber, die alles Taten, bis hin zur Folterung, um Onanie zu verhindern. Die Gedanken dahinter sind identisch mit denen des Hinduismus:

Swami Sivananda über den Wert des Samens – Praxis von Brahmacharya:

Meine lieben Brüder! Die Lebenskraft, das Veerya, das euer Leben trägt, das das Prana der Pranas ist, das in euren funkelnden Augen leuchtet, das in euren strahlenden Wangen strahlt, ist ein großer Schatz für euch. Erinnere dich gut an diesen Punkt. Veerya ist die Quintessenz des Blutes. Ein Tropfen Sperma wird aus vierzig Tropfen Blut hergestellt. Merkt euch, wie wertvoll diese Flüssigkeit ist!

Ein Baum zieht die Essenz oder Rasa aus der Erde. Diese Essenz zirkuliert durch den Baum, seine Zweige, Äste, Blätter, Blüten und Früchte. Die leuchtenden Farben und das Leben in den Blättern, Blüten und Früchten sind auf dieses Rasa zurückzuführen. In ähnlicher Weise gibt das Veerya, das von den Zellen der Hoden aus dem Blut hergestellt wird, dem menschlichen Körper und seinen verschiedenen Organen Farbe und Vitalität.

Laut Ayurveda ist der Samen das letzte Dhatu, das aus der Nahrung gebildet wird. Aus der Nahrung wird Chyle hergestellt. Aus Chylus entsteht Blut. Aus dem Blut entsteht Fleisch. Aus dem Fleisch kommt das Fett. Aus Fett entstehen Knochen. Aus den Knochen kommt das Knochenmark. Aus dem Mark kommt der Samen. Dies sind die Sapta Dhatus oder die sieben Dhatus, die dieses Leben und diesen Körper unterstützen. Beachte, wie kostbar der Samen ist! Er ist die letzte Essenz. Es ist die Essenz der Essenzen. Das Veerya kommt aus dem Mark, das im Inneren der Knochen verborgen liegt.

In jedem Dhatu gibt es drei Abteilungen. Sperma nährt den physischen Körper, das Herz und den Intellekt. Nur der Mensch, der den physischen Körper, das Herz und den Intellekt benutzt, kann vollkommenes Brahmacharya haben. Ein Ringer, der nur seinen physischen Körper benutzt, aber den Intellekt und das Herz unentwickelt lässt, kann nicht erwarten, volles Brahmacharya zu haben. Er kann nur Brahmacharya für den Körper haben, aber nicht für den Verstand und das Herz. Der Samen, der zum Herzen und zum Verstand gehört, wird sicherlich ausfließen. Wenn ein Aspirant nur Japa und Meditation macht, wenn er das Herz nicht entwickelt und wenn er keine körperlichen Übungen macht, wird er nur geistiges Brahmacharya haben. Der Teil des Samens, der das Herz und den Körper nährt, wird abfließen. Aber ein fortgeschrittener Yogi, der tief in die Meditation eintaucht, wird volles Brahmacharya haben, selbst wenn er keine körperlichen Übungen macht.

Sperma ist die Quintessenz von Nahrung oder Blut. Nach der modernen medizinischen Wissenschaft wird ein Tropfen Sperma aus vierzig Tropfen Blut hergestellt. Laut Ayurveda wird es aus achtzig Blutstropfen hergestellt. Die beiden Hoden oder Samen, die sich im Hodensack befinden, werden Sekretionsdrüsen genannt. Die Zellen dieser Hoden sind mit der besonderen Eigenschaft ausgestattet, Sperma aus dem Blut abzusondern. So wie die Bienen den Honig tropfenweise in der Wabe sammeln, so sammeln die Zellen der Hoden den Samen tropfenweise aus dem Blut. Dann wird diese Flüssigkeit durch die beiden Gänge oder Röhren zu den Samenblasen geleitet. Bei Erregung wird sie durch spezielle Gänge, die sogenannten Ejakulationsgänge, in die Harnröhre ausgeschleudert, wo sie sich mit dem Prostatasaft vermischt.

Das Sperma ist in allen Zellen des Körpers in einem subtilen Zustand vorhanden. So wie der Zucker im Zuckerrohr und die Butter in der Milch allgegenwärtig sind, so durchdringt auch der Samen den ganzen Körper. So wie die Buttermilch dünnflüssig ist, nachdem die Butter entfernt wurde, so wird auch der Samen durch seine Verschwendung dünnflüssig. Je mehr Samen verschwendet wird, desto größer ist die Schwäche. In den Yoga Sastras heißt es: Das Abfallen des Samens bringt den Tod; die Erhaltung des Samens gibt Leben.

Das Sperma ist die wahre Vitalität des Menschen. Er ist der verborgene Schatz im Menschen. Er verleiht dem Gesicht Brahma-Tejas und dem Intellekt Stärke.

Diese ganze blödsinnige und erzreaktionäre Anti-Sexualökonomie kann man hier im Kontext nachlesen. Nochmal: da kann soviel wie möglich von „kosmischer Lebensenergie“ gequatscht werden, es ist und bleibt Anti-Orgonomie, Blauer Faschismus.

Das ganze ist natürlich nur vor dem erzreaktionären gesellschaftlichen Hintergrund zu verstehen:

Der Begründer der Hare Krishna-Bewegung (New York 1966) war 22, als ihm seine Eltern das 11jährige Kind, eine Blutsverwandte, vorstellten, das er zu heiraten hatte: „Nach der Heirat mochte ich meine Frau nicht.“ Alltag in Indien, bis heute. All die Horror-Meldungen über Vergewaltigungen und Sexualmorde in Indien sind von daher kein Zufall. Die Spaltung zwischen Liebe und Sexualität ist, neben der erwähnten Spaltung zwischen Erregung und Wahrnehmung, Grundlage des Hinduismus = „Liebe zu Gott“. Ich zitiere den Text zum obigen Video:

Bevor Sie der Hare-Krishna-Sekte beitreten, sollten Sie sich unabhängig über die Geschichte ihres Gründers „Prabhupada“ informieren. Es gibt unzählige Beispiele für unverhohlene Bigotterie, Sexismus, Homophobie, Rassismus usw. Dies sind Informationen, die den Mitgliedern nicht zur Verfügung gestellt werden, wenn sie über einen Beitritt nachdenken, aber es ist nur recht und billig, daß die „Anhänger“ die Wahrheit über ihren Gründer erfahren, den sie als „gut wie Gott“ verehren.

Zitate vom Gründer der Hare-Krishna-Sekte, AC Bhaktivedanta Swami:

„In diesem Zusammenhang ist das Wort vikhyatam sehr bedeutsam. Ein Mann ist immer für seine Aggression gegenüber einer schönen Frau bekannt, und diese Aggression wird manchmal als Vergewaltigung bezeichnet. Obwohl Vergewaltigung rechtlich nicht erlaubt ist, ist es eine Tatsache, daß eine Frau einen Mann mag, der sehr erfahren beim Vergewaltigen ist.“

„Wenn eine Frau von einem Mann angegriffen wird – sei es ihr Ehemann oder ein anderer Mann – genießt sie im Allgemeinen den Angriff, da sie zu lüstern ist.“

„Wenn eine Frau, die keinen Mann hat, von einem aggressiven Mann angegriffen wird, empfindet sie sein Handeln als Gnade.“

„Prabhupada: „Ja, das ist immer Gesetz. Vergewaltigung bedeutet Sex ohne Zustimmung. Sonst gibt es keine Vergewaltigung. Es gab einen Vergewaltigungs-Fall in Kalkutta, und der Anwalt war sehr intelligent. Er brachte die Frau auf die eine oder andere Weise dazu, zuzugeben: ‚Ja, ich habe Lust empfunden. So wurde er freigelassen. ‚ Hier ist die Zustimmung. Und das ist eine Tatsache. Denn nach allem Sex, Vergewaltigung oder nicht Vergewaltigung, werden sie ein gewisses Vergnügen empfinden. Also brachte der Anwalt die Frau mit List und Tücke dazu, zuzustimmen: ‚Ja, ich habe etwas Vergnügen empfunden.‘ Jetzt liegt eine Zustimmung vor. Also wurde er freigelassen. Schließlich ist es eine juckende Empfindung. Ob nun mit Gewalt oder freiwillig, wenn es juckt, fühlt sich jeder erleichtert, wenn es juckt. Das ist Psychologie. Es ist nicht so, daß die Frau Vergewaltigung nicht mag. Sie mögen sie manchmal. Sie tun es freiwillig. Das ist die Psychologie. Äußerlich zeigen sie ein gewisses Mißfallen, aber innerlich tun sie es nicht. Das ist die Psychologie.“ (Morning Walk – 11. Mai 1975, Perth)

Man lese Reichs Massenpsychologie des Faschismus und Die sexuelle Revolution. Aber versuch das mal einem dieser geistig versifften „Reichianer“ zu verklickern…

Hare Krishna!

Stalin, Freud, Hitler und Reich

30. Dezember 2024

Zu Beginn der 1930er Jahre mochten die deutschen Kommunisten Reich, weil er mit seiner Sexualberatungsarbeit etliche Organisationen unter kommunistische Kontrolle brachte. Was er auch bereitwillig und voller Enthusiasmus tat. Was ihnen gar nicht gefiel, war, daß er über die Parteidoktrin hinaus in der „Sexpol“ seine eigenen Vorstellungen von Selbstregulierung propagierte („erkenne deine Eigeninteressen und setze sie durch“), was diametral der „kommunistischen Parteidisziplin“ widersprach, die sich um Selbstkontrolle drehte („reiß dich zusammen und stelle deine Eigeninteressen hintan“).

Die Psychoanalytiker haben ihn nicht wegen seines Kommunismus ausgeschlossen, wie immer und immer wieder kolportiert wird und auch von den Psychoanalytikern selbst damals vorgeschoben wurde, sondern weil seine Anthropologie (Selbstregulierung) das diametrale Gegenteil der Freuds war (Selbstkontrolle). Man denke etwa an die Rolle der Übertragung, d.h. der unbewußten Identifikation des Analytikers mit den Eltern also letztendlich dem Über-Ich. Der „gesichtslose“ Psychoanalytiker nutzt das, um genauso auf den Patienten einzuwirken, wie es einst seine Eltern taten – nur diesmal vermeintlich „heilend“. Ganz anders bei Reich, der Kontakt mit dem Patienten aufnimmt und die unvermeidliche Übertragung als Ersatzkontakt auflöst und wirklichen zwischenmenschlichen Kontakt herstellt, um den Patienten im Hier und Jetzt zu verankern.

Die Kommunisten gingen ähnlich vor wie die Freudianer, als sie aus Partei und Staat eine Art „Ersatzeltern“ machten, vor denen man sich ständig rechtfertigen mußte. Stalin wurde zu einer Art liebenden und strafenden Übervater und die Sowjetunion wurde zum „Mutterland“. Entsprechend sprach Reich vom „Roten Faschismus“, weil das alles genau der Ideologie von Hitler und Goebbels entsprach. Sogar die Erziehungsmethoden waren praktisch identisch. Es paßt ins Bild, daß die Psychoanalyse, entgegen dem antifaschistischen Mythus, unter der Schirmherrschaft von Matthias Goering im Nationalsozialismus fortwirken konnte, um den „heroischen Menschen“ zu formen.

Die Massenpsychologie von „Fridays for Future“

27. Dezember 2024

Die Massenpsychologie und der orgonomische Funktionalismus sind engstens miteinander verzahnt. Ohne Distanzierung vom mechano-mystischen Massenwahn der gepanzerten „Zivilisation“, ohne die Einsicht, die existentielle Erfahrung, daß man in einer wahnsinnigen Welt, einer kollektiven Wahnwelt lebt, ist es unmöglich, wirklich wissenschaftlich, d.h. so zu denken, wie die Welt wirklich ist. Reich hätte, ohne durch den Fleischwolf seiner „antifaschistischen Phase“ zu gehen, niemals das Orgon entdecken können! Umgekehrt: wenn man vom realen, d.h. funktionellen Leben getrennt ist, muß man zwangsläufig einem faschistischen Massenwahn anheimfallen. Das war so bei dem randständigen Gesindel von Pseudointellektuellen, das den Bolschewismus und den Nationalsozialismus hervorgebracht hat, und es ist heute so, bei den wohlstandsverwahrlosten Kids, die in einer elektronischen Scheinwelt unter der strengen Überwachung durch Helikoptereltern aufgewachsen sind.

Dazu ein interessanter Kommentar aus dem Netz über die sich rasend vermehrenden „Flacherdler“:

Hunderte von Jahren navigierten die Menschen erfolgreich durch die Ozeane, indem sie Mathe- und Vorhersagetabellen benutzten, die von Menschen erstellt wurden, die wußten, daß die Erde eine Kugel ist. Jetzt haben wir eine Generation, die weder die Astro-Navigation mit einem Sextanten noch die Küstennavigation mit Hilfe von Hebungs- und Senkungsdistanzen (wo man buchstäblich die Krümmung der Meeresoberfläche mißt) verstehen muß. Diese neue Generation hat Zugang zu einem kleinen GPS, das ihr sagt, wo sie sich befindet, und sie braucht keine Kenntnisse oder Fähigkeiten, um sich zurechtzufinden. Vielleicht ist das der Grund, warum sie etabliertes Wissen nicht mehr akzeptieren – sie sind von der Mathematik und der Wissenschaft, die ihre Positionsbestimmung ermöglicht, abgekoppelt – sie haben kein Verständnis dafür, wie die kleine Elektronikbox funktioniert, und so kehren sie, nachdem sie auf das gleiche niedrige Niveau, den Mangel an Verständnis, zurückgekehrt sind, das unsere Vorfahren, die Höhlenmenschen, gehabt haben müssen, auch zu vereinfachenden märchenhaften Ansichten über die Form unseres Planeten zurück.

Früher lebten die Menschen ein funktionelles Leben. Sie mußten echten Kontakt mit dem Himmel und den Sternen und ihrer tatsächlichen Position in der Welt aufnehmen, um zu überleben. Sie mußten die Wirklichkeit beobachten! Heute befinden wir uns in Isoliertanks und haben psychedelische Träume, die nichts, aber auch rein gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Ein Gutteil der heutigen jungen Menschen sind lebensunfähige Vollidioten, denen man jedweden Unsinn auftischen kann. Sie glauben sogar daran, daß man durch Ablaßzahlungen an einen professionellen Schwachkopf „das Klima“ (sic!) retten kann.

Am Ende wird, wie bei Hitler, ein vollkommen zerstörtes Deutschland stehen:

Die Massenpsychologie des arabischen Faschismus (Teil 1)

23. Dezember 2024

Politische Analysten betrachten die Vorgänge seit dem „arabischen Frühling“ 2011 im Rahmen des Konflikts zwischen dem von den USA unterstützten sunnitischen Saudi-Arabien und dem von Rußland und China unterstützten schiitischen Iran. Uns interessiert jedoch in erster Linie, um mit Reich zu sprechen, „was in den Massen vorgeht“. Eine Frage, die aktueller denn je ist, wenn man daran denkt, daß wir es bei den mohammedanischen Ländern durchweg mit extrem jungen Bevölkerungen zu tun haben. Sie sind vor allem von zwei Fragen getrieben: woran sie sich orientieren sollen und wie ihre wirtschaftliche Zukunft aussieht. Dies wird dadurch verschärft, daß in dieser Region der Welt ein normales Sexualleben ohne wirtschaftliche Unabhängigkeit undenkbar ist. Deshalb sind nirgendwo sonst die Probleme der Arbeitsdemokratie und der Sexualökonomie derartig eng ineinander verzahnt.

Den Menschen (oder besser gesagt den jugendlichen Massen) in Nordafrika und Arabien ging es nicht in erster Linie um politische Freiheiten, sondern um die Ökonomie – die, wie gesagt, dort fast gleichbedeutend mit „Sexualökonomie“ ist. Welche Richtung das ganze nehmen, d.h. welche „Politik“ verfolgt werden sollte, blieb offen. Diese ideele Lücke wurde bis in die 1970er Jahre hinein von den Sozialisten ausgefüllt, heute sind es die Islamisten. Früher war es „Moskau“, heute ist es Riad bzw. ein mythisches Ideal-Mekka.

Bis auf Marokko verstanden sich die Regime in Nordafrika durchweg als „sozialistisch“ und waren einst tatsächlich aus ähnlichen Volksaufständen hervorgegangen wie denen von 2011. Die Freiheitsunfähigkeit der Massen hatte die Situation in diesen „befreiten“ Ländern jedoch sehr schnell dermaßen verschlechtert, daß es schlimmer zuging als zur Kolonialzeit, bzw. als in den Monarchien, die die Kolonialherrschaft abgelöst hatten. An Orientierung bleibt, nachdem sich der Sozialismus vollends desavouiert hat, heute kaum etwas anderes als der Islamismus. (Dieser hat mit dem traditionellen Volksislam ungefähr genausoviel zu tun, wie eine politisierte rechtsextreme evangelikale Sekte mit der linksliberalen Evangelischen Amtskirche!)

In vieler Hinsicht waren die in Baathistischer und Nasseristischer Tradition stehenden Regime in Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Syrien und Irak vom Nationalsozialismus geprägt. Das reicht von den tiefsitzenden Sympathien für die Rommel-Armee in Nordafrika, über den ganz offenen „Nationalsozialismus“ der jungen Offiziere Ägyptens, aus deren Reihen Nasser und Sadat hervorgegangen sind, bis zur Baath-Partei in Syrien und Irak, die sich nach dem Vorbild der NSDAP gebildet hat.

Die Ideologie war weitgehend identisch: ein in „Großräumen“ denkender Nationalismus (eine fiktive „arabische Nation“), ein paternalistischer „Sozialismus“, gepaart mit an Anarchie grenzender Willkür, „der Führer“ und natürlich der Antisemitismus. Wie in Hitler-Deutschland bekannte man sich zwar oberflächlich zur traditionellen Religion, doch hatte sie dem Staat zu dienen, statt umgekehrt. Trotz aller opportunistischen Lippenbekenntnisse, um die Massen zu beruhigen, stand sie zur Disposition.

Die Befreiung vom Nationalsozialismus in (West-) Deutschland war in vielerlei Hinsicht ein Rückschritt. Unter Adenauer wurde in weiten Teilen die Hegemonie der Kirche über die Kindererziehung und große Bereiche des öffentlichen Lebens wiederhergestellt, bzw. war weit strenger als in der Weimarer Republik vor Hitlers Machtergreifung. Erstaunlich offenherzige Unterhaltungsfilme wie unter Goebbels und Umzüge mit barbusigen Tusneldas wie dem folgenden waren plötzlich schlichtweg undenkbar:

Deutschland suchte nach dem Untergang des Reichs sein Heil in „traditionellen Werten“, das Land erstickte im klerikalen Mief. (Eine Rückkehr Reichs nach Deutschland kann man sich gar nicht vorstellen! Seine Bücher wären anders als in Amerika wegen seiner sexualökonomischen Aussagen verboten worden.)

Ähnliches beobachten wir heute in der arabischen Welt. Das künstliche, nur mit extremer Gewalt aufrechtzuerhaltende nationalsozialistische Regime wird (mehr oder weniger direkt) von den Amerikanern hinweggefegt, doch statt einer „liberalen Aufhellung“, kommt es im Land zu einer „klerikalen Verfinsterung“. Ist diese reaktionäre Rückkehr zur Tradition ein Wunder, angesichts der „liberalen“ Elemente des alten Unrechtsregimes; angesichts des bizarren, von Willkür und schierem Wahnsinn geprägten Verhaltens der alten Machthaber; angesichts ihres „gottlosen Zynismus“? Es ist nur natürlich, daß sich die arabische Welt nach dem unsäglichen Voluntarismus ihrer „Führer“ nach rechts wendet, d.h. nach „ehernen göttlichen Gesetzen“ neu organisiert und geradezu versteinert.

Die Frage ist, ob diese Länder sich aus der konservativen Erstarrung eines Tages wieder lösen können. Sie hätte vor allem eine Funktion: durch Arbeit das Land wieder voranzubringen. Das heißt für Arabien endlich Anschluß an Amerika, Europa und Asien zu gewinnen. Dafür fehlt aber jede Tradition in einer islamischen Gesellschaft, die von jeher von Raub und Sklaverei lebte:

Es ist wohl nicht ganz ausgeschlossen, daß sich das „türkische Modell“ durchsetzt, aber erstens hassen und verachten die Araber ihre ehemalige osmanische Kolonialmacht, die sich schon im 19. Jahrhundert zu „europäisieren“ begann, und zweitens: im Gegensatz zur restlichen moslemischen Welt verstehen die Araber den Koran und die übrigen kanonischen Schriften – und richten sich danach… Es ist deshalb eher eine „Talibanisierung“ zu befürchten und damit ein nicht enden wollendes Ringen um den „wahren Islam“.

Andererseits kann man sich auch eine solche Entwicklung angesichts der neuen Informationsmedien nur schwer vorstellen. Wie will man das Mittelalter angesichts einer geradezu absurd jungen Bevölkerung aufrechterhalten?

Wenn Arabien für irgendetwas steht, dann die enge Verzahnung von Sexualökonomie und „Arbeitsökonomie“: wenn das eine nicht funktioniert, kann das andere auch nicht funktionieren.