Posts Tagged ‘Psychologie’

Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 14)

18. April 2024

Wie ungeeignet und oberflächlich die (Neue) Phänomenologie ist, zeigt sich in der Beschreibung des „vitalen Antriebs“:

Der vitale Antrieb, die Achse der spürbaren leiblichen Dynamik, besteht in der antagonistischen Verschränkung der fundamentalen leiblichen Impulse Engung und Weitung, die ich in dieser Verschränkung als Spannung bzw. Schwellung bezeichne. Übergewicht der Spannung findet sich z.B. bei Angst, Schmerz, Beklommenheit, ungefähres Gleichgewicht bei körperlicher Kraftanstrengung, Übergewicht der Schwellung bei Wollust. (S. 306)

Hier gerät aus bioenergetischer Sicht soviel durcheinander, daß nichts als Wirrnis übrigbleibt. Das ganze ist vollkommen indiskutabel. „Phänomenologisch“ wäre der Orgasmus beispielsweise eine Expansion, bioenergetisch ist er jedoch das genaue Gegenteil!

Wie oberflächlich und abwegig Schmitz ist, sieht man auch daran, daß er die moderne Verwahrlosung der Sexualität als weniger gewichtig erachtet als die der – Musik (S. 315). Was er in dem betreffenden Brief über Sexualität und etwa über den Krieg schreibt, ist derartig verstiegen…:

…das heute merkwürdig starke und zunehmende Liebäugeln mit dem Sadismus. Ich bin durchaus dagegen, nach Verboten zu rufen, abgesehen von Verbrechen, wobei Menschen gegen Ihren Willen gequält werden. Ich rechne nämlich damit, daß auf diese Weise ein wichtiges Bedürfnis menschlicher Lebensgestaltung sich seinen Weg sucht. Im letzten Aufsatz meiner Sammlung „Höhlengänge“ (Berlin 1997) habe ich unter dem mir auferlegten Titel „Die ethische Bedeutung der Atombombe“ auf die Not hingewiesen, in die die Menschen durch den Entzug der Möglichkeit des Sichauslebens in der Form der Kriege geraten, weil damit eine einzigartige Chance der Integration von personaler Emanzipation und personaler Regression verlorengeht, der Vereinigung von gespannter Erregung, erschütterndem Betroffensein mit kühler Wachsamkeit und besonnenem Handeln. Diese Integration ist aber für personale Selbstbehauptung unentbehrlich, wofür das Bild des Wellenreiters steht; andernfalls droht Steuerlosigkeit oder steife Verstiegenheit. Die Menschheit braucht einen Ersatz für den Krieg, sofern dieser bei gesteigerter Zivilisation und unter dem Druck moderner Waffen nicht mehr als Leitbild taugt, und ich könnte mir denken, daß sich an dieser Stelle einmal eine Kultur des leiblichen Schmerzes herausbilden wird, nicht so, daß man wie Dutroux Leute gegen ihren Willen zu Tode quält; aber vielleicht wie bei den Indianern oder nach Wellhausen „Reste arabischen Heidentums“ oder auf andere Weise. Das Liebäugeln mit dem Sadismus bereitet vielleicht eine solche Entwicklung vor. (S. 317)

Reich, der tatsächlich durch die Hölle des Krieges gegangen ist, hat das Notwendige über solche „Analysen“ gesagt. Die von Schmitz erinnert fatal an die Freuds… Nichtig! Trotzdem, man mag es kaum glauben, ist Schmitz interessant, denn seine Phänomenologie stellt eine nicht-psychologische Herangehensweise an das Phänomen des Erlebens, des „subjektiven Erlebens“, wie man so schön sagt, dar. Die Psychologie ist nämlich mit einem „metaphysischen“ Ballast befrachtet, beispielsweise der Vorstellung, daß man „ein Gefühl hat“, d.h. ein „Ding“ ein anderes „Ding“ „produziert“.

Ein „Ding“, in diesem Fall das „Ich“, stellt sich gegen andere „Dinge“, es kann in unterschiedliche „Dinge“ (Ichs) zerfallen, etc., wobei dieses „Ding“ so ungreifbar ist, wie das sprichwörtliche „Gespenst in der Maschine“. Tatsächlich gibt es aber kein Subjekt und kein Objekt, und das Subjekt besteht vor allem nicht aus „Teilen“. Alles ist ein orgon-energetisches Kontinuum. Wir sind orgonotische Erstrahlung, die ständig zwischen Assoziation („Einheit“) und Dissoziation („Vielheit“) wechselt. Wenn dieses Hin und Her aufhört, setzt der Wahnsinn (Panzerung) ein. „Wir“ sind nichts anderes als orgonotische Erstrahlung, Assoziation und Dissoziation. Wir sind Orgonenergie und nichts anderes. Das Bewußtsein ist orgonotische Erstrahlung.

Man betrachte dazu die gesamte orgonometrische Gleichung des Kontakts: mit koexistierender Wirkung, Erstrahlung (Weitung), Anziehung (Engung), Dissoziation (Weitung) und Assoziation (Engung) auf der einen Seite und KRW (Zentrales Nervensystem) und Pulsation (Vegetatives Nervensystem) auf der anderen Seite. Was all diese Funktionen vereint, ist die „elastische Kohäsion“ der Orgonenergie mit ihrem ständigen Wechsel von Weitung und Engung. Das sind wir! Es vereint die „subjektive Welt“ und die objektive Realität. Dies wird besonders deutlich in den Dämmerungszonen des Bewußtseins, wenn wir morgens erwachen und abends einschlafen und dabei diese Vorgänge unmittelbar erleben.

Man muß Schmitz zugute halten, daß er sich mit diesem Bereich beschäftigt, der selbst von der Psychologie, erst recht aber von den restlichen Naturwissenschaften auf eine grundsätzliche Weise verfehlt wird. Sie vermitteln dem Menschen ein Bild seiner selbst, das man einfach nur als grotesk (wahnsinnig, „gepanzert“) bezeichnen kann. Das dafür keinerlei Bewußtsein oder gar Sprache existiert, macht das ganze nur noch grotesker! So absonderlich, und aus gutem Grund, uns Schmitz manchmal vorkommen mag…

BIBLIOGRAPHIE DER ORGONOMIE: Register von The Journal of Orgonomie Vols. 1-56 (1967-2023)

27. Dezember 2023

BibliographiederOrgonomie - Kopie

THE JOURNAL OF ORGONOMY: chronological index vols. 1-56 (1967-2023)

Charakter ist alles und Genitalität ist alles

19. Oktober 2023

Die gesamte moderne Medizin kann man als eine geradezu systematische Umgehung der Frage nach der Charakterstruktur, d.h. der bioenergetischen Struktur des Organismus, betrachten. Entsprechend stellt die moderne Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie eine einzige Vermeidungsstrategie gegenüber der Genitalität dar.

1.

Patienten können die abartigsten, untherapierbarsten somatischen Erkrankungen haben – trotzdem sind diese oberflächlicher als die Charakterstruktur. „Man kann sie als Komplikationen der Charakterneurosen ansehen. … [Sie] können bei jedem Charaktertypus vorkommen und sind nicht auf den spezifischen Charakter, sondern vielmehr auf die spezifische Panzerung zurückzuführen“ (Elsworth F. Baker: Der Mensch in der Falle, S. 286). Ähnlich verhält es sich mit extremen psychiatrischen Störungen, etwa Baerbocks Sprachstörung. Man kann sie vielleicht „heilen“, aber die Charakterpathologie, die ihren Nährboden darstellt, besteht fort.

Das ist nicht so offensichtlich, weil die charakterliche Störung „peripher“ ist, d.h. letztendlich soziale Ursachen hat (auch die Kindererziehung ist eine „soziale Ursache“!). Man nehme etwa Reichs Beschreibung des Zusammenhangs zwischen charakterlicher Resignation und der Krebsschrumpfungsbiopathie, die das bioenergetische Zentrum des Organismus befällt:

Resignation ohne offenen oder geheimen Protest gegen die Versagung der Lebensfreude muß als eine der wesentlichen Grundlagen der Schrumpfungsbiopathie angesehen werden. Die biopathische Schrumpfung wäre demnach eine Fortsetzung chronischer charakterlicher Resignation im Bereich der Zellplasmafunktion. (Reich: Der Krebs, Fischer TB, S. 223f)

Es gibt Schichten des Lebensapparates verschiedener Tiefe um den biologischen Kern herum. Es gibt höhere und tiefer gelegene Schichten im Biosystem. Es gibt demzufolge oberflächliche und tiefergreifende Störungen der Körperfunktion. Eine akute Atemstörung wird dem Kern des Biosystems nichts anhaben. Eine chronische Atemstörung durch Inspirationshaltung wird chronische Angst erzeugen, aber die biologische Zellplasmafunktion nicht berühren, solange die bioenergetischen Funktionen in den Zellen selbst weitergehen, solange der Organismus weiter kräftige Impulse produziert. Ist aber die Impulsproduktion in den Zellen selbst getroffen, hat die periphere charakterliche Resignation das Zellplasmasystem erfaßt, dann haben wir es mit dem Prozeß der biopathischen Schrumpfung zu tun. (ebd., S. 224)

2.

Generell stehen in der Neurose die prä-genitalen Störungen im Vordergrund (phallisch, anal, oral). Am extremsten in der „okularen“ Schizophrenie (ja, keine Neurose, sondern Psychose). Trotzdem arbeitet sich der Therapeut zum Kern dieser Störungen vor und das ist die genital-orgastische Störung. Die prägenitalen „Frühstörungen“ sind in jedem Fall oberflächlicher als der ödipale Konflikt.

Ärzten, Psychiatern, Psychologen ist das so fremd und unverständlich, weil sie nicht so tief vordringen wie Reich. Ihre Arbeit ist erledigt, wenn die oberflächlichen „prägenitalen“ Symptome verschwinden, d.h. ein neurotisches Gleichgewicht hergestellt ist. Ähnlich wie die eingangs beschriebenen „genesenen“ somatisch Kranken, haben die Patienten zwar ihre psychische Auffälligkeit überwunden und sich wieder in die Gesellschaft integriert, aber das wirkliche Problem bleibt unberührt (siehe dazu den gestrigen Blogeintrag).

Beispielsweise kann eine Schizophrenie geheilt werden, wenn der okulare Block beseitigt ist, doch dann fängt die eigentliche Arbeit erst wirklich an, weil nunmehr der tieferliegende ödipale Konflikt angegangen werden muß. Generell kann man sagen, daß in der Therapie „von oben nach unten“ („von okular zu genital“), vom Oberflächlichen zum Tiefen, von der Oberfläche zum Kern, von der Gegenwart in die Vergangenheit fortgeschritten wird, vom Prägenitalen zum Genitalen, (richtig verstanden!!) vom Unwesentlichen zum Wesentlichen.

Ein orgonomischer Blick auf die moderne Psychotherapie und Psychiatrie

18. Oktober 2023

In der modernen Psychiatrie ist der Begriff „Charakter“, der in der Orgonomie so zentral ist, ein Tabu. Bereits Reich hatte Probleme den geisteswissenschaftlich vorbelasteten Begriff „Charakter“ durchzusetzen (Charakteranalyse, KiWI TB, S. 198). Außerdem gehört es zur Natur der institutionalisierten Psychiatrie, daß sie sich nur mit der Oberfläche beschäftigt, d.h. mit den hervorstechenden Symptomen und nach diesen die Patienten einteilt. Demgegenüber hat die Reichsche Diagnose des Charakters nur bedingt etwas mit den präsentierten Symptomen zu tun. Zum Beispiel ist eine Patientin mit Waschzwang mit einiger Wahrscheinlichkeit kein Zwangscharakter, sondern ein hysterischer Charakter, der die prägenitale (anale) zwanghafte Hygiene dazu benutzt, um vor der zwar libidinös besetzten aber mit Angst verbundenen Genitalität hysterie-typisch „wegzulaufen“.

Der Kernimpuls spaltet sich in einen destruktiven Impuls und einen abwehrenden Impuls auf, wobei der letztere in einen Ersatzimpuls (neurotisches Symptom) sozusagen überschießen kann. Die Psychiatrie kapriziert sich auf diesen weit sichtbaren Ersatzimpuls und macht daran laienhaft alles fest, während die Charakteranalyse ihre Diagnose auf den tief verborgenen abwehrenden Impuls gründet. Eine Hysterikerin kann sich beispielsweise in Persönlichkeiten aufspalten, eine „multiple Persönlichkeit“ aufweisen. Für die Orgonomie ist das keine Grundlage einer Charakterdiagnose. Sie richtet den Blick vielmehr auf das Wegrennen (abwehrender Impuls) vor der Genitalität (abgewehrter Impuls). Wie dramatisch und facettenreich sich dieses Wegrennen nun nach außen hin gestalten mag, ist von sekundärer Bedeutung, da es sich ebensogut in einer narzißtischen Persönlichkeitsstörung („ich bin ein Star!“), in Depressionen („ich kann nicht, ich habe Migräne!“), in nerviger Kindlichkeit, in masochistischen Anwandlungen oder sonstwie zeigen kann. Die vollständig verpeilten Psychiater kleben dann jeweils ihre Etiketten dran und merken nicht, daß sie es mit ein und derselben Charakterneurose zu tun haben. Manchmal steht auf diesen Etiketten sogar das exakte Gegenteil des zugrundeliegenden Charakters, da in diesen Fällen die Ersatzimpulse die gleiche Richtung aufweisen wie der abgewehrte Impuls.

In der Freudschen Psychoanalyse werden, so Reich, die Einzelsymptome

ausdrücklich als Fremdkörper in einem sonst gesunden psychischen Organismus betrachtet. (…) ein Stück der Persönlichkeit, hieß es, hat die Gesamtentwicklung zur Erwachsenheit nicht mitgemacht und ist auf einer frühen kindlichen Entwicklungsstufe der Sexualität zurückgeblieben. (…) Dieses Stück gerät nun in Konflikt mit dem übrigen Ich, durch das es in Verdrängung gehalten wird. Meine (…) Charakterlehre behauptet dagegen, daß es neurotische Symptome ohne eine Erkrankung des Gesamtcharakters nicht gibt. (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 35f)

Mit ihrem Gerede von diversen „Störungen“ ist die Psychiatrie 2023 noch im gleichen Zustand, den Reich 1923 überwunden hat!

Es ist noch schlimmer, denn das Elend mit der heutigen Psychiatrie ist, daß sie nun auch noch zwei Dinge hoffnungslos durcheinanderbringt: 1. Charakterstörungen, wie sie klassisch Elsworth F. Baker umrissen hat, und 2. die eigentlichen Persönlichkeitsstörungen. Es ist aber entscheidend, das auseinanderzuhalten, denn Charakterstörungen sind eine Funktion der biopsychischen mittleren Schicht, Persönlichkeitsstörungen eine der sozialen Fassade. Dazu gehören Störungen des Selbstbildes und der Beziehung zu anderen Menschen, also „narzißtische““ Störungen. Das wird in der modernen Literatur teilweise gut beschrieben, wenn nur nicht immer wieder Elemente hineingemengt würden, die nicht zur Persönlichkeit (Fassade), sondern zum Charakter (mittlere Schicht) gehören.

Im allgemeinen kann man sagen, daß Persönlichkeitsstörungen sozial auffällig und störend sind, d.h. die moderne Psychiatrie benutzt durchweg letztendlich willkürlich gesetzte soziale Normen (die wiederum nichts anderes als charakterneurotische Normen sind), um die Persönlichkeitsstörungen zu definieren. Gesund ist dann das, was sich in die Gesellschaft einpaßt. Alles, was nicht hineinpaßt, wird als „Persönlichkeitsstörung“ abqualifiziert. Das Über-Ich wird also von der „unpolitischen“ Psychiatrie unterstützt statt unterminiert. Beispielsweise gilt heute das als normal, insbesondere alles, was sich um „Gender“ dreht, was vor noch wenigen Jahren als hochpathologisch eingeschätzt wurde – und umgekehrt, etwa „toxische Männlichkeit“.

Helfen, d.h. objektive, also wissenschaftliche Maßstäbe bieten, kann hier nur die Orgonomie, für die Persönlichkeitsstörungen überall dort auftreten, wo die Fassade nicht mehr in der Lage ist, mit den aus der mittleren Schicht durchbrechenden neurotischen Symptomen fertigzuwerden.

Die mittlere Schicht (bzw. „sekundäre Schicht“) wird mit den Strebungen aus dem Kern fertig (Charakter), die Fassade mit den Strebungen aus der mittleren Schicht (Persönlichkeit). Beispielsweise kann das Unvermögen sekundäre Strebungen zu beherrschen zu einer multiplen Persönlichkeit führen. Die Fassade zersplittert förmlich in diverse Segmente.

Das, was die moderne Psychiatrie, als Therapie anbietet, sind entweder Medikamente, die die Energieproduktion eindämmen (Panzerung wird durch Biochemie hergestellt), oder Gesprächs- und Verhaltenstheapien, die „den Charakter stärken“ (die Symptome werden buchstäblich zurück in den Körper gedrückt, wo sie dann somatisieren – aber das ist dann das Problem des Hausarztes). Außerhalb der Orgonomie gibt es keine Wissenschaft im allgemeinen und keine Psychiatrie im besonderen.

DER ROTE FADEN (Band 2): 28. Die Pharmaindustrie und die Emotionelle Pest

13. September 2023

DER ROTE FADEN (Band 2): 28. Die Pharmaindustrie und die Emotionelle Pest

David Holbrook, M.D.: Die Orgonomie zusammengefaßt in 15 Passagen aus den Schriften des Psychiaters und Naturwissenschaftlers Wilhelm Reich, von der Biologie über die Psychologie bis hin zur Soziologie und Politik: Die zentrale Bedeutung der Strömung

30. Juni 2023

DAVID HOLBROOK, M.D.:

Die Orgonomie zusammengefaßt in 15 Passagen aus den Schriften des Psychiaters und Naturwissenschaftlers Wilhelm Reich, von der Biologie über die Psychologie bis hin zur Soziologie und Politik: Die zentrale Bedeutung der Strömung

Email [Gespräch über LSR mit einem Physiker] (2005)

10. Juni 2023

Email [Gespräch über LSR mit einem Physiker] (2005)

[Jan Hendrik van den Berg] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

5. Mai 2023

[Jan Hendrik van den Berg] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

Nachtrag zu: Die Apokalypse begann 1960

22. April 2023

Nach Elsworth F. Baker wird die autoritäre Gesellschaft von drei Tabus getragen: Sexualität, Politik und Religion. Sie dürfen nicht ernsthaft angesprochen werden, nicht hinterfragt werden, weil das das gesamte Konstrukt der autoritären Gesellschaft zum Kollabieren bringen würde.

Wie sieht das heute in der antiautoritären Gesellschaft mit diesen drei Tabus aus, nachdem die autoritäre Gesellschaft tatsächlich kollabiert ist? Es ist zu einer bemerkenswerten Verschiebung gekommen, die andeutet, daß die gepanzerte Gesellschaft an und für sich vor dem Kollaps steht!

Die antiautoritäre Gesellschaft begann mit der Befreiung der Sexualität: die sogenannte „sexuelle Revolution“ der 1960er und 70er Jahre war ein selbstwidersprüchliches Desaster. Das begann schon mit der Pille, die zwar die Frau schrankenlos verfügbar machte, aber gleichzeitig bei ganzen Generationen von Frauen die Libido abtötete, weil dem Körper mittels entsprechender Hormone eine Dauerschwangerschaft signalisiert wurde. Was übrigens auch für Männer, zumindest unterschwellig, die Frauen auch nicht gerade attraktiver machte! Sodann wurde suggeriert, daß „Sex in Wirklichkeit nur im Kopf stattfindet“. Mit dieser fatalen Kombination – besser kann man die Genitalien gar nicht abtöten – und der umfassenden Pornographisierung und „Tinderisierung“ (Entpersönlichung) der Sexualität enttarnt sich die gesamte mechano-mystische Zivilisation als genau das: Pornographie („die geistige Welt“) und Beziehungslosigkeit („die materielle Welt“). Was fehlt ist schlichtweg die bioenergetische Ladung, die GENITALE ERREGUNG.

In der aufgeklärten Welt sollte explizit über Politik geredet, der Alltag politisiert werden, was konkret bedeutete, daß es zu einem generellen Linksumschwung kam. Die Fortschritte der mechanistischen Genetik, Neurologie, Psychologie, also der Sperrspitze der „Aufklärung“, haben aber gezeigt, daß politische Einstellungen BIOLOGISCH verankert sind und rationalen Argumenten nicht nur nicht zugänglich sind, sondern diese die quasi angeborene politische Haltung sogar verstärken. Mit dieser Priorität des Biologischen („Biologismus“ im Wortgeklingel der Marxisten) bricht aber das gesamte Fundament der antiautoritären Gesellschaft in sich zusammen: die „Enttabuisierung“ des Themas Politik führte in Bereiche, die der gesamten linken Ideologie, mit ihrer Fokussierung auf „das Gesellschaftliche“ das Fundament entziehen.

Noch schlimmer sieht die Angelegenheit in Sachen Religion aus. Die autoritäre Gesellschaft beruhte darauf, daß Gott den Menschen erschaffen hatte, die antiautoritäre Gesellschaft beruht auf dem umgekehrten Diktum: frei nach Ludwig Feuerbach wurde Gott durch den Menschen erschaffen. Klingt gut! Das ist sozusagen die Essenz aller Aufklärung. Gott dergestalt zur Disposition zu stellen, ist die quasi religiöse Grundlage der antiautoritären Gesellschaft. Problem ist, daß die Anthropologie nicht mitspielen will, denn man hat noch nie eine gottlose Gesellschaft entdeckt und ähnlich wie im Politischen scheint es eine biologische Disposition in diese Richtung zu geben und „gottgläubige“ Menschen sind objektiv glücklicher und gesünder als bekennende Atheisten. Irgendwas läuft hier grundlegend nicht im Sinne der „Aufklärung“ und im Sinne von „Anti-Autoritarismus“. Gott ist nicht nur nicht totzukriegen, sondern ist vom Menschsein an sich nicht zu trennen. Irgendwo scheint sich da eine grundlegende Fehlberechnung eingeschlichen zu haben… Anstatt irgendeiner „Befreiung“ wartet der Transhumanismus auf uns, wenn wir die „Transzendenz“ leugnen, die sich letztendlich als BIOLOGIE erweist.

Kurz gesagt, krankt die gesamte „Aufklärung“ unter einem einzigen alles umfassenden „biologischen Rechenfehler“ (Reich), nämlich die Verkennung der biologischen (Orgon-) Energie selbst. Lust ist Biologie, Politik ist Biologie, „Gott“ ist Biologie. Reich hat die BIOLOGISCHE Revolution eingeleitet, die dem gegenwärtigen Spuk ein Ende machen wird!

Das Jüngste Gericht begann 1960 (Teil 13)

19. April 2023

Kommen wir von Trotzki/Stalin zu Hitler:

Das leidige Thema „Vergangenheitsbewältigung“: natürlich bin ich Deutscher. Ich bin sogar ein stolzer Deutscher. Hitler und der Nationalsozialismus sind nicht das Problem. Ganz im Gegenteil: in vieler Hinsicht verkörperten sie so etwas wie eine „antiautoritäre“, geradezu „antideutsche“ Jugendbewegung, ging es doch um die Beseitigung lokaler Autoritäten, „Gleichschaltung“.

Das wirkliche Problem mit Deutschland liegt viel tiefer, nämlich im deutschen Schulsystem, „Preußentum“ und Militarismus, das seit etwa 200 Jahren die Welt verpestet. Ein schönes Beispiel ist Japan, dessen Schule und Militär nach preußischem Vorbild gestaltet wurden. Frei nach Hegel soll alles Individuelle und Spontane rücksichtslos beschnitten und unterbunden werden, um Platz für „das Ideale“ zu schaffen: Gleichschaltung.

Man mag einwenden, daß die neue antiautoritäre Erziehung, in der alles so individuell ist, daß man sogar sein Geschlecht auswählen kann, diesem Seelenmassaker endlich ein Ende gesetzt hat, doch tatsächlich ist alles schlimmer geworden. Es hat kaum je eine konformere, autoritätshörigere und im schlechtesten Sinne naivere Jugend gegeben als die heutige.

An den alten Idealen des Guten, Wahren und Schönen, Manneszucht, Pflichtgefühl und Ordnungssinn ist ja nichts auszusetzen. Sie wurden restlos ersetzt durch die beiden Ideale Selbstverwirklichung und Solidarität bzw. Gerechtigkeitsgefühl. Und genau damit fängt das Problem an, denn das Selbst verwirklichen ist die Grundaktivität des Lebendigen. Daraus ein „Ideal“ zu machen, bedeutet eben diesen bioenergetischen Kern, d.h. DEN bioenergetischen Kern selbst anzugreifen, den die oben genannten Ideale nicht nur unangetastet ließen, sondern sogar auf mystisch entstellte Weise verkörperten. Wenn du beispielsweise vermeinst, deine wahre Identität sei die eines trisexuellen Unterwassereichhörnchens, dann spricht aus deiner vermeintlichen „Selbstentfaltung“ nichts anderes als deine entfremdete, kolonialisierte, mit fremden Inhalten besetzte Seele. Und alle Solidarität, alles Mitempfinden, die zweite Grundfunktion des Lebendigen, dient nunmehr der Absicherung dieser Fremdbestimmung.

Wer das nicht begreift, hat rein gar nichts über das heutige Leben, die heutige Jugend begriffen!

Was tun, in einer Welt, die im Kern verrottet ist? Sie ist verrottet, weil alle Begriffe und Kategorien (etwa „Geschlecht“) restlos durcheinander geraten sind und das Gefühlsleben fundamental verunsichert wurde. Dagegen hilft nur die eine und einzige Aufklärung: die Orgonomie. Sie ist: die Orgasmustheorie (Psychologie, Soziologie, Medizin), die Entdeckung des Orgons und der orgonomische Funktionalismus bzw. die Orgonometrie. Die Beseitigung von individueller und gesellschaftlicher Panzerung und insbesondere okularer Panzerung („Verwirrtheit“) ist ihr eigentliches Metier. Mit dem Orgon beschäftigen wir uns im nächsten Teil.