Ebenfalls 1939 und ebenfalls zum Komplex „Baerbock“ schrieb Reich:
Die Realität des „Faschismus“ wirft grundlegende Fragen zur jahrtausendealten menschlichen Kultur auf, angefangen von der Funktion der Politik, der Rolle der Gewalt bis hin zu den tiefgreifenden Fragen nach dem Sinn des Lebens im allgemeinen. Der Faschismus selbst kann nicht einmal eine dieser Fragen beantworten. Der Faschismus wird überall siegreich sein, solange keine Antworten auf diese Fragen gefunden werden, und das bedeutet den totalen Untergang. Eine europäische und globale Neuordnung kann also nur aus der Lebenswelt des Faschismus selbst kommen, indem man dieses Phänomen am Schopf packt und kräftig durchschüttelt, bis die darin enthaltene Saat herausfällt. Aus dem Faschismus wird die nächste Stufe hervorgehen. (S. 105)
Angesichts des faschistischen Merkelregimes und seiner Schlägertrupps (Antifa, Berlinier „Polizei“ etc.) und dem ganzen Zynismus und Nihilismus seiner Politik: Was wären heute die Antworten auf diese drei Fragen?
Gewalt: Das Problem mit der Gewalt ist, daß man sie wie Feuer zwar „chirurgisch“ (also quasi „funktionell“) einsetzen kann, aber Feuer hat die ungenehme Eigenschaft sehr leicht vollständig außer Kontrolle geraten zu können:
Zunächst einmal sollten wird das Wesen der Gewalt erfassen und zwar bioenergetisch und bioemotional („tiefenpsychologisch“): Gewalt („ORANUR“) ist Folge der wechselseitigen Sequestration von OR und DOR und entzieht sich damit weitgehend unserer Kontrolle. 1939 erwähnt Reich insbesondere das Problem der Rache, die uns unter keinen Umständen motivieren sollte, da sie uns blind und unfähig macht, das anzugehen, was unsere wirkliche Aufgabe sein sollte: „Unsere glorreiche Rache wird darin bestehen, daß sich das, was das gegenwärtige globale Elend verursacht hat, nicht mehr wiederholen kann.“ Mit anderen Worten: unsere „Rache“ ist der Aufbau der Arbeitsdemokratie und damit der endgültige Triumph des Lebendigen (OR) über die Emotionelle Pest (DOR).
Politik: Um das zu erreichen, müssen wir endlich das Wesen der Politik durchschauen, die eben nicht das Ringen um die beste Lösung ist, sondern einzig und allein das Ausleben neurotischer Charakterstrebungen, letztendlich „liberal gegen konservativ“. Nötig tut eine Art „Charakteranalyse“ der Gesellschaft im Sinne Elsworth F. Bakers (Der Mensch in der Falle), um die Bioenergetik freizumachen, d.h. Arbeitsdemokratie zu ermöglichen.
Sinn des Lebens: Das gegenwärtige faschistische Unrechtssystem ist zutiefst lebensfeindlich und im Kern mörderisch. Es ist nichts weiter als die organisierte Emotionelle Pest, die jederzeit in offenen Mord und Todschlag umkippen kann. Das ist so, weil ihre Träger und die von ihnen vertretene gesellschaftliche Ideologie (oder sprechen wir lieber von „gesellschaftlicher Grundstimmung“) sich vollkommen vom Leben, dem Lebendigen, gelöst hat und entsprechend nihilistisch ist – was, wie gesagt, jederzeit in „aktiven Nihilismus“ umschlagen kann. Dagegen können wird nur den Sinn des Lebens setzen! Was soll der sein? Wenn du mit deinen Kindern spielst, vollkommen in lebensnotwenige Arbeit aufgehst, durch den deutschen Wald gehst – wie kannst du es da immer noch nicht begriffen haben und nach dem Sinn des Lebens fragen? Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst! Etwas, was einem erst aufgeht, wenn man ins Leben eintaucht und Teil des Kontinuums des Lebendigen wird. Unsere faschistischen Todfeinde, diese lebensfeindlichen Mörder, haben diesen Kontakt verloren oder vielleicht nie gehabt. In der neuen Welt werden sie nicht überlebensfähig sein, so wie Vampire nicht im Sonnenlicht existieren können.
Ich kann mich lebhaft an eine Diskussion mit einem Freund erinnern. Wir saßen in der Küche und sprachen über unser Rechtssystem. Meine Idee war, was wäre, wenn ein Mann in einem hermetisch abgeschlossenen ABC-Anzug, der keinerlei Spuren hinterläßt, hereinstürmen würde, das Küchenmesser aus meiner Hand risse und meinem Freund ins Herz stieße? Oder umgekehrt, was wäre, wenn ich ihn ersteche und behaupte der unbekannte „ABC-Mann“ wäre es gewesen. Wer wollte mir jemals das Gegenteil beweisen! Es gibt keine Zeugen? Er hat sich halt aufs Grundstück geschlichen oder das Schweigen der Zeugen wurde von der Mafia, der CIA oder wem auch immer erzwungen. Meine Fingerabdrücke befänden sich auf dem Messer? Ich habe damit gegessen! Und was alle anderen Spuren betrifft: wir haben eine Stunde zusammen in der Küche gesessen und er ist in meinen Armen gestorben! Welches Gericht der Welt will mich verurteilen?!
Die Antwort ist einfach: jedes Gericht der Welt! Es gibt so etwas wie eine Lebenswirklichkeit und die von mir aufgetischte Geschichte ist einfach lebensfremd. Hinzu kommt das Prinzip des Rechtsfriedens: man kann nicht alles bis in alle Ewigkeit widerkäuen, denn dann gäbe es keine einzige Verurteilung. Oder nehmen wir die unrühmliche Geschichte von Lee Harvey Oswalds Mord an Kennedy. Niemand kann 100prozentig ausschließen, daß Oswald tatsächlich unschuldig war, aber dann gäbe es kein einziges Mordurteil. Niemals und nirgendwo! Schließlich sind Staatsanwälte, Richter und Geschworene keine unfehlbaren Götter, sondern nur fehlbare Menschen. Bis es nicht irgendwelche neuen und umstürzenden Erkenntnisse gibt, ist eine Diskussion über Oswald oder irgendeinen anderen überführten Mörder vollkommen sinnlos.
Derartige Debatten haben nur eine Funktion: Verwirrung zu stiften. Das ist eine der Haupttaktiken der Emotionellen Pest. Eine Arbeitsgruppe arbeitet produktiv zusammen, man kommt zu Ergebnissen und es geht voran. Und dann betritt der pestilente Charakter (oder auch nur ein akut an der Pest erkrankter!) die Szene und bringt alles mit „neuen Gesichtspunkten“ durcheinander. Die einzige Funktion dieser „neuen Gesichtspunkte“ ist es vom Wesentlichen abzulenken. Und es ist ja nicht so, daß der Störer unbedingt falsch liegen muß, vielmehr ist in diesem Moment die von ihm präsentierte Wahrheit nicht zielführend. Man betrachte nur, wie sich Reich hoffnungslos in einem unentwirrbaren juristischem Wirrwarr verfangen hatte, nachdem ihm von dem Modju Michael Silvert eingeredet wurde, man müsse die objektive Wahrheit durchsetzen und sich nicht von Anwälten in juristische Spitzfindigkeiten verwickeln lassen. Abstrakt und „idealistisch“ betrachtet hatte Silvert vollkommen recht, doch das Ergebnis in der realen Welt war, wie gesagt, ein wirklich unentwirrbarer juristischer Wirrwarr.
Abstrakt und „idealistisch“ betrachtet hätte tatsächlich der „ABC-Mann“ meinen Freund erstechen können, könnte Oswald vollkommen unschuldig gewesen sein, etc.pp. Sich auf dieses Spiel einzulassen, bedeutet in die Falle zu tappen. Übrigens ist das auch der tiefere Grund für all die Spaltungen in der Orgonomie nach Reichs Tod. Immer ging es darum, daß Dr. Elsworth F. Baker und nach ihm Dr. Charles Konia sich gegen Leute wenden mußten, die die Orgonomie hoffnungslos vom Weg abgebracht hätten. Man muß den Mut haben einen Punkt zu setzen.
Hierher gehört auch die Sache mit dem gestern erwähnten David Jacobs. Er ist Historiker und die Geschichtswissenschaft gehört zu den aufwendigsten Studienfächern überhaupt, weil man angesichts der überwältigenden Materialfülle lernen muß, das Wichtige vom Unwichtigem, das Charakteristische vom Zufälligen zu scheiden. So ist Jacobs auch ans UFO-Phänomen herangegangen, hat gesehen, daß hinter all den Geschichten ein wahrer Kern stecken muß und hat Jahrzehnte damit verbracht diesen Kern freizulegen. Sein Ansatz war dabei, sich nicht durch das verwirrende Material von der Wahrheitssuche abbringen zu lassen, sich auf das Wesentliche, den besagten „Kern“ zu konzentrieren und nicht Passendes als „Konfabulieren“ zu entlarven, d.h. als falsche Aussagen aufgrund von Fehlwahrnehmungen und Gedächtnisstörungen. Das Hauptkriterium dabei ist, ob etwas unabhängig voneinander von unterschiedlichen Zeugen bestätigt wird. Es ist ähnlich wie beim Fall Oswald: natürlich gibt es immer wieder einzelne Zeugen und Aktennotizen, die nicht zum Gesamtbild passen, aber das entspringt nach aller Lebenserfahrung mit einiger Sicherheit „Konfabulation“. Praktisch bei jedem Fall, etwa von „Schulmassakern“, gibt es hier und da Zeugen, die einen „zweiten Schützen“ gesehen haben wollen. Nochmals: man muß den Mut haben einen Punkt zu setzen oder man wird nichts, rein gar nichts zuwege bringen!
Der in eine Mafia-Familie hineingeborene John F. Kennedy war ein lebenslanger Nichtsnutz. Ein sexsüchtiger Junkie. Seine Präsidentschaft war das Produkt von Wahlmanipulation, Marketing, „Hollywood-Inszenierung“ und einer Journaille, der nur ein kompletter Idiot auch nur ein Wort glauben kann. Vor allem war seine Präsidentschaft, und noch weit mehr sein Nachleben im kollektiven Bewußtsein Amerikas, Produkt eines bestimmten massenpsychologischen Mechanismus.
Er war zwar eine wirklich komplette Null, aber ihn zeichnete eine Charakterstruktur aus, die ihn für den durchschnittlichen Neurotiker absolut unwiderstehlich macht: er war ein triebhafter Charakter, d.h. in vieler Hinsicht ein lebender Leichnam, ein Zombie. „Lebende Menschen“ (man verzeihe mir den Ausdruck) zeichnen sich dadurch aus, daß sie Angst haben, leicht verunsichert werden, Scham und Schuld empfinden, mit einem Wort „schwach“ sind. Sie verlieben sich, sind in ihre Gefühlsleben ambivalent, sind naiv, können ihre Regungen nicht verbergen, sind leicht aus dem Konzept zu bringen, etc. – halt normale Menschen. Da sie sich dessen schämen, letztendlich davor schämen sexuell zu sein, ein „sexuelles Tier“ zu sein, bewundern sie Rock- und Popstars, etwa David Bowie, die so „cool“ sind. Diese bioenergetisch toten („coolen“) Menschen scheinen nicht unter chronischer Kontraktion („Sympathikotonie“) zu leiden und stehen deshalb auf verquere Weise für Expansion, Optimismus, Hoffnung, Inspiration. Aus diesem denkbar perversen Grund üben auch Triebmörder und Psychopathen wie Charles Manson so eine unwiderstehliche Faszination auf die Massen aus. Deshalb, und nur deshalb, auch diese vollkommen irrationale Vergottung von Harvey Oswald, einem typischen psychopathischen Mörder.
Die Religion um „JFK“ und seinen Mörder ist so unausrottbar, die Geschichte um einen an sich simplen Mordfall wird auch in Zukunft ganze Bibliotheken füllen, weil wir es hier einzig und allein mit einem massenpsychologischen Phänomen zu tun haben. Kennedy wurde zu einer Christusfigur, weil die Massen durch diese „mystische Verbindung“ frei von Ängsten, Scham- und Schuldgefühlen sein wollen; frei, wie ihr angebeteter Held. Die Tragik ist, daß niemand, wirklich niemand sie aufklärt, sondern alles getan wird, damit sie weiterhin ihr Leben vertun – beispielsweise in der nichtigen Beschäftigung mit unsinnigen Verschwörungstheorien, die nirgend hinführen, sondern nur die Kontaktlosigkeit perpetuieren. Das hat die gleiche Qualität wie die Vergötterung von hohlen Pop- und Kinostars.
Interessant ist auch, wie genau die Verschwörungstheorie um „JFKs“ Ermordung entstanden ist: sie wurde vom KGB ins Leben gerufen, ähnlich wie der KGB zuvor die Verfolgung Reichs durch die amerikanischen Gesundheitsbehörden „angeregt“ hatte.