Sittlichkeit ist Grundlage der Gesellschaft von Menschen. Egoismus die des „Vereins von Ichen“ (Der Einzige, S. 196). In der Gesellschaft darf ich nicht ich selbst sein, darf nicht authentisch sein, sondern muß ein anderer sein (Der Einzige, S. 233), d.h. ich muß sittlich sein (Der Einzige, S. 196). Diese „heiligen“ Gebilde hält nämlich der Glaube, die Ideologie (im Nationalsozialismus „das Blut“) zusammen, die aus dem Einzelnen ein bloßes Exemplar macht und ihn so seiner Einzigkeit beraubt: sie existieren auf Kosten des „Einzigen“ (Der Einzige, S. 349), seine Demut ist ihre Lebensgrundlage. Das neue Fundament des Zusammenlebens im Verein hingegen ist schlicht bioenergetischer Kontakt! „Nur wenn Ihr einzig seid, könnt Ihr als das, was Ihr seid, miteinander verkehren“ (Der Einzige, S. 148).
Stirner unterscheidet zwischen „Selbstbefreiung“ und „Emanzipation“ (Freisprechung, Freilassung). Wer das letztere verlangt, zeigt damit, wie unmündig er ist. Und wer mündig ist – der nimmt sich die Freiheit (Der Einzige, S. 185). Stirner ist also alles andere als ein unrealistischer Utopist, zumal die ersehnte Welt, die aus Vereinen von Egoisten besteht, schon jetzt alltäglich funktioniert – entsprechend Reichs „Utopie“ von der Arbeitsdemokratie. Einem seiner Kritiker, der ihm Utopismus vorwarf, entgegnete Stirner:
Sähe Heß [der besagte Kritiker] das wirkliche Leben, worauf er doch soviel hält, aufmerksam an, so würde er hunderte von solchen teils schnell vorübergehenden, teils dauernden egoistischen Vereinen vor Augen haben. Vielleicht laufen in diesem Augenblicke vor seinem Fenster Kinder zu einer Spielkameradschaft zusammen; er sehe sie an und er wird lustige egoistische Vereine erblicken. Vielleicht hat Heß einen Freund, eine Geliebte; dann kann er wissen, wie sich das Herz zum Herzen findet; wie ihrer zwei sich egoistisch vereinen, um aneinander Genuß zu haben, und wie keiner dabei „zu kurz kommt“. Vielleicht begegnet er ein paar guten Bekannten auf der Straße und wird aufgefordert, sie in ein Weinhaus zu begleiten; geht er etwa mit, um ihnen einen Liebesdienst zu erweisen, oder „vereint“ er sich mit ihnen, weil er sich Genuß davon verspricht? Haben sie sich wegen der „Aufopferung“ schönstens bei ihm zu bedanken, oder wissen sie’s, daß sie zusammen auf ein Stückchen einen „egoistischen Verein“ bildeten? Freilich wird Heß es diesen trivialen Beispielen nicht ansehen, wie inhaltsschwer und wie himmelweit verschieden sie von den heiligen Gesellschaften, ja von der „brüderlichen, menschlichen Gesellschaft“ der heiligen Sozialisten sind. (Parerga, S. 204)
Stirner führt, im Gegensatz zum späteren Marx, die kapitalistische Herrschaft auf den Staat zurück. Alles beruht auf „Rechtstitel“ (Der Einzige, S. 125). Man vergleiche das mit Reichs Diktum, daß die Politik der Hauptfeind ist. Reichs Konzept der Arbeitsdemokratie in der Form, wie er es Ende der 1930er Jahre formulierte, ist praktisch identisch mit Stirners Konzept des Vereins, wobei Stirner nicht nur kein Sozialist, sondern auch kein „Kapitalist“ ist:
(…) die Konkurrenz (…) hat (…) gerade dadurch Bestand, daß nicht Alle sich ihrer Sache annehmen und sich über sie miteinander verständigen. Brot ist z.B. das Bedürfnis aller Einwohner einer Stadt; deshalb könnten sie leicht übereinkommen, eine öffentliche Bäckerei einzurichten. Statt dessen überlassen sie die Lieferung des Bedarfs den konkurrierenden Bäckern. Ebenso Fleisch den Fleischern, Wein den Weinhändlern usw.
Die Konkurrenz aufheben heißt nicht soviel als die Zunft begünstigen. Der Unterschied ist dieser: In der Zunft ist das Backen usw. Sache der Zünftigen; in der Konkurrenz Sache der beliebig Wetteifernden; im Verein Derer, welche Gebackenes brauchen, also meine, diese Sache, weder Sache des zünftigen noch des konzessionierten Bäckers, sondern Sache der Vereinten.
Wenn Ich Mich nicht um meine Sache bekümmere, so muß Ich mit dem vorlieb nehmen, was Andern Mir zu gewähren beliebt. Brot zu haben, ist meine Sache, mein Wunsch und Begehren, und doch überläßt man das den Bäckern, und hofft höchstens durch ihren Hader, ihr Rangablaufen, ihren Wetteifern, kurz ihre Konkurrenz einen Vorteil zu erlangen, auf welchen man bei den Zünftigen, die gänzlich und allein im Eigentum der Backgerechtigkeit saßen, nicht rechnen konnte. – Was Jeder braucht, an dessen Herbeischaffung und Hervorbringung sollte sich auch Jeder beteiligen; es ist seine Sache, sein Eigentum, nicht Eigentum des zünftigen oder konzessionierten Meisters. (Der Einzige, S. 306)
Es ist einfach verblüffend zu sehen, wie aktuell Stirners Buch nach über 180 Jahren noch ist: seine Kritik am Kapitalismus und am Kommunismus (er schreibt so, als wäre ihm der Marxismus schon präsent – nun, er war es in Gestalt all der kommunistischen Theoretiker, die Stirner vor Augen hatte und von denen Marx fleißig abschrieb) und dann nimmt er noch den späten Nietzsche vorweg, indem er z.B. den dreifaltigen Liberalismus auf das Christentum zurückführt: „So kehrt in diesem Ende der Neuzeit (Zeit der Neuen) als Hauptsache wieder, was im Anfang derselben Hauptsache gewesen war: die ‚geistige Freiheit’“ (Der Einzige, S. 142). – Stirner hat Marx und Nietzsche bereits überholt, bevor der erste Kommunist war und der zweite überhaupt aus den Windeln raus war!
Marx ging es um den „Unterbau“, um vom „Überbau“ (dem Über-Ich) abzulenken, er verkaufte das aber als Überwindung von Max Stirners Ansatz:
Der Sparren, den Sankt Max [also Max Stirner] in den Köpfen der Menschen entdeckt, ist nichts als sein eigner Sparren, der Sparren „des Heiligen“, der die Welt sub specie aeterni betrachten und sowohl die heuchlerischen Phrasen wie die Illusionen der Menschen für die wirklichen Motive ihrer Handlungen versieht; weswegen auch der naive, gläubige Mann getrost den großen Satz ausspricht: „Fast die ganze Menschenwelt hängt am Höheren.“ [Der Einzige, S. 57] Der „Sparren“ ist „eine fixe Idee“, d.h. „eine Idee, die den Menschen sich unterworfen hat“, oder, wie wir später populärer gesagt wird, allerlei Abgeschmacktheiten, die die Leute „sich in den Kopf gesetzt haben“. Mit spielender Leichtigkeit ergibt sich für Sankt Max, daß alles, was die Menschen sich unterworfen hat, z.B. die Notwendigkeit zu produzieren, um zu leben, und die davon abhängigen Verhältnisse eine solche „Abgeschmacktheit“ oder „fixe Idee“ ist. (Marx: Die deutsche Ideologie, In: Frühe Schriften, Zweiter Band, Herausgegeben von Hans-Joachim Lieber und Peter Furth, Darmstadt 1971, S. 180)
Bei „Stirner“ ist auch dies Bewußtsein „alle jeworden“, er glaubt wirklich an die Herrschaft des abstrakten Gedanken der Ideologie in der heutigen Welt, er glaubt, in seinem Kampfe gegen die „Prädikate“, die Begriffe, nicht mehr eine Illusion, sondern die wirkliche Herrschermächte der Welt anzugreifen. Daher seine Manier, alles auf den Kopf zu stellen, daher seine enorme Leichtgläubigkeit, mit der er alle scheinheiligen Illusionen, alle heuchlerischen Beteuerungen der Bourgeoisie für bare Münze nimmt. (Die deutsche Ideologie, S. 276)
Das ist imgrunde die gleiche Litanei, die das Marxisten-Gesindel bis zum heutigen Tage gegen Reich richtet. Mit dem gleichen Duktus!
Marxisten sind Fanatiker der „humanen Vernunftreligion“: „Bleibt die Meinung bestehen, so habe Ich meinen Gott (Gott ist ja nur als ‚mein Gott‘, ist eine Meinung oder mein ‚Glaube‘); also meinen Glauben, meine Religion, meine Gedanken, meine Ideale. Darum muß ein allgemein menschlicher Glaube entstehen, der ‚Fanatismus der Freiheit‘. Dies wäre nämlich ein Glaube, welcher mit dem ‚Wesen des Menschen‘ übereinstimmte, und weil nur ‘der Mensch‘ vernünftig ist (Ich und Du können sehr unvernünftig sein!), ein vernünftiger Glaube“ (Der Einzige, S. 141).
Wir, du und ich, sind in ihren Augen die Unvernunft, nicht etwa weil wir „Kapitalisten“ (Anhänger des Kapitalismus) sind, sondern weil wir nicht an ihren „Gott“, die Vernunft, glauben, die es zu offenbaren gelte. Doch unser höchstes Ziel ist die Selbstoffenbarung (Parerga, S. 91). Der von allem Fremden (Über-Ich) befreite Ich ist Eigner seiner selbst, d.h. ein Mensch, der sich selbst offenbart (Parerga, S. 88).
(…) das Religiöse besteht in der Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Menschen, d.h. mit der Aufstellung einer zu erstrebenden „Vollkommenheit“, in dem „nach seiner Vollendung ringenden Menschen.“ (…) es besteht in der Fixierung eines Ideals, eines Absoluten. Die Vollkommenheit ist das „höchste Gut“, der finis bonorum; das Ideal eines Jeden ist der vollkommene Mensch, der wahre, der freie Mensch usw. (Der Einzige, S. 269)
Ich Meinesteils gehe von einer Voraussetzung aus, indem Ich Mich voraussetze; aber meine Voraussetzung ringt nicht nach ihrer Vollendung, wie der „nach seiner Vollendung ringende Mensch“, sondern dient Mir nur dazu, sie zu genießen und zu verzehren. Ich zehre gerade an meiner Voraussetzung allein und bin nur, indem Ich sie verzehre. Darum aber ist jene Voraussetzung gar keine; denn da Ich der Einzige bin, so weiß Ich nichts von der Zweiheit eines voraussetzenden und vorausgesetzten Ich’s (eines „unvollkommenen“ und „vollkommenen“ Ich’s oder Menschen), sondern, daß Ich Mich verzehre, heißt nur, daß Ich bin. Ich setze Mich nicht voraus, weil Ich Mich jeden Augenblick überhaupt erst setze oder schaffe, und nur dadurch Ich bin, daß Ich nicht vorausgesetzt, sondern gesetzt bin, und wiederum nur in dem Moment gesetzt, wo Ich Mich setze, d.h. Ich bin Schöpfer und Geschöpf in Einem. (Der Einzige, S. 167)
Darum verachtest Du den Egoisten, weil er das Geistige gegen das Persönliche zurücksetzt, und für sich besorgt ist, wo Du ihn einer Idee zu Liebe handeln sehen möchtest. Ihr unterscheidet Euch darin, daß Du den Geist, er aber Sich zum Mittelpunkte macht, oder daß Du Dein Ich entzweist und Dein „eigentliches Ich“, den Geist, zum Gebieter des wertloseren Restes erhebst, während er von dieser Entzweiung nichts wissen will, und geistige und materielle Interessen eben nach seiner Lust verfolgt. (Der Einzige, S. 32)
Besser als Max Stirner, unser Erlöser, kann man das Über-Ich kaum beschreiben!
Die wahren Feinde von LSR sind nicht die üblichen Verdächtigen, etwa die Katholische Kirche oder irgendwelche Gutmenschen. Nein, es sind die, die den Glauben und den Altruismus verfluchen und die nur sich selbst anbeten – die kein höheres Wesen über sich anerkennen und deshalb in ihrem Tun frei von jedweder Moral, Ethik und Mitmenschlichkeit sind bzw. vermeinen zu sein. Teilweise sind sie sogar Anhänger von LaMettrie, Stirner, Reich und – Bernd A. Laska.
Wenn man nicht die Abbildung unten vor Augen hat, könnte man irrigerweise glauben, daß die Welt von Anhängern Max Stirners beherrscht wird, also daß die Weltverschwörer Stirnerianer sind. Hans G. Helms und Alexander Stulpe haben sehr dicke Bücher darüber geschrieben.
Um zu den Weltverschwörern zu gehören, mußt du dich zu den sieben Todsünden Trägheit, Neid, Völlerei, Wollust, Habgier, und schließlich Hochmut, d.h. zu Luzifer, bekennen, um schließlich, siebentens, im Zorn und im Namen Satans unaussprechliche Dinge zu tun, die dich, vom Über-Ich befreit, auf ewig aus der menschlichen Gemeinschaft ausschließen…
…schau dir die Kreaturen an, die ihre Seele an den Teufel verkauft haben, die Entertainer (Marke Madonna) mit ihren Musikvideos und die Politiker (Marke Macron) mit ihrer bösartigen Politik! EINFACH MAL DIE AUGEN AUFMACHEN! Die sieben Sprossen der „Stairway to Heaven“ führen schließlich zum letzten Raum im Schloß der blutigen Bestie:
Der Film zeigt das, was sie aus Kubricks Eyes Wide Shut herausgeschnitten haben…
Du willst mir sagen, daß ich dem Marquis de Sade, den bekennenden Satanisten Marx und Lenin und polymorph-perversen Psychoanalytikern wie Isidor Sadger und Paul Federn folgen soll?! DMF (Diderot, Marx, Freud) statt LSR?!
Drogenmißbrauch insbesondere Cannabis (Trägheit), Neid („Kleiner Mann“), Völlerei, Wollust und Habgier (orgastische Impotenz) und Hochmut (die Verlagerung von Energie weg vom Genital in den Kopf: „Hochnäsigkeit“) und schließlich sexueller Kindesmißbrauch und Mord (die blutige Zerstörung von Genitalien) sind das, wofür AUSGERECHNET LaMettrie, Stirner und Reich stehen sollen?!
Ich kann nur immer und immer und immer wieder und wieder und wieder auf Reichs Dreischichtenschema verweisen:
Das DOR in der Mitte wird sequestriert werden und die Fassade wird den Kern ausdrücken! Keine Ahnung warum, aber das findet sich alles ausgerechnet in den B-Movies von Roger Corman.
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Man kann den Nerv der Zeit treffen. Jahrtausende wurden Milliarden von Menschenseelen von dem absurdesten und geistlosesten Müll in Beschlag genommen. Warum sollte die Alternative zu den beiden Grundideologien (Mechanismus und Mystizismus) die Menschen nicht weit mehr motivieren? Reichs Sexpol, d.h. das Bewußtmachen, daß niemand mit seinen natürlichen sexuellen Antrieben allein dasteht, das Über-Ich einen also angelogen hat, und man gemeinsam gegen die Unterdrückung vorgehen kann, war ein erster Schritt. Wobei Reich noch nicht ahnte, wie tief das Unnatürliche und die Unterdrückung in jedem Einzelnen selbst verankert ist und deshalb jede „Befreiungsbewegung“ sehr schnell ins Gegenteil kippen kann. Man betrachte nur, was heute „sexuelle Befreiung“ bedeutet: möglicherweise Pubertätsblocker und chirurgische Kastration.
Soll man also gar nichts tun, weil alles viel zu gefährlich ist? Um was es wirklich ging war stets: glaubt man wirklich an das Dreischichtenmodell, also an den Kern und hat deshalb Vertrauen („Glaube“) – oder ist man in Wirklichkeit Freudianer = Schopenhauerianer, d.h. Pessimist und „Bedenkenträger“. Wenn man das Dreischichtenmodell zu Grundlage macht, wird man niemals an der sekundären Schicht (Freuds „Unbewußtem“) verzweifeln und zum Reaktionär werden, weil man immer den bioenergetischen Kern vor Augen hat, der mit jedem Neugeborenen von Neuem und in absoluter Perfektion vor einem steht! Man wird aber auch nie in wilden Optimismus verfallen, eben weil man sich der sekundären Schicht stets bewußt ist. Man wird aber vor allem stets mit der oberflächlichen Schicht anfangen, d.h. Aufklärung betreiben. „Auf-Klärung“ bedeutet hier von oben nach unten, von der Oberfläche in die Tiefe der intrinsischen Logik dessen zu folgen, was uns als gesellschaftliche und individuelle Irrationalität entgegentritt.
Teil davon ist das LSR-Projekt, war doch die „Widerstandsanalyse“ explizit immer das Modell nach dem Bernd Laska vorgegangen ist. Selbst in Stirners Hauptwerk selbst finden sich dazu Ansätze, wenn Stirner versucht die „Weltgeschichte des Einzigen“ zu rekonstruieren, d.h. von der Oberfläche (etwa heutiges Christentum) zum Kern („Christus“ und wofür er wirklich steht) vorzudringen. Die Menschen müssen lernen, daß sie in der Falle stecken und wie diese Falle konstruiert ist und welche Gefahren lauern, wenn man die Falle verlassen will – und sich dabei nicht immer tiefer in der Falle verfangen will.
„Positives Denken“ ist kein Denken. Ich glaube an das „ganzheitliche Denken“, das Denken an das Ganze
Mechanismus und Mystik
Wahrheit versus Haß
Die Wahrheit benutzt die Liebe als Vehikel
Über Moralismus
Ein guter Weg, um sicherzustellen, daß jemand niemals das tut, was man von ihm möchte, ist, ihn zu drängen, es zu tun
Sadismus und seine Verkleidungen
Verletzlichkeit, Glaube, Hoffnung, Vergebung, Genesung, Auferstehung, Flexibilität und die Fähigkeit, Wut und andere Abwehrmechanismen fahrenzulassen, sind miteinander verbundene Phänomene