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Dr. Batkis und Dr. Reich (Teil 3)

2. Juni 2022

Die Sexualrevolution in Rußland (Ende)

Die Gesetzgebung mischt sich […] nie in ein sexuelles Verhältnis, solange dasselbe sich zwischen zwei erwachsenen Personen ohne irgendwelche Zwangserscheinungen abspielt. Die Art sexueller Betätigungen eines solchen Verhältnisses sind Privatangelegenheit der betreffenden Personen. Die Frage der öffentlichen Sittlichkeit existiert für die Gesetzgebung in dem Falle nicht.

Gegenüber dem Homosexualismus, der Sodomie und irgendwelcher anderen Formen der sexuellen Befriedigung, die von den europäischen Gesetzgebungen als öffentliches Vergehen gegen die Sittlichkeit hingestellt werden, verhält sich die Sowjet-Gesetzgebung genau so wie zu dem sogenannten „natürlichen“ Verkehr. Alle Formen des Verkehrs sind Privatangelegenheit. Die Frage der kriminellen Verfolgung taucht erst bei Anwendung von Gewalt und Zwang, wie überhaupt bei einem Übergriff oder Schädigung der Interessen des Anderen auf.

In diesen Grundzügen bewegte sich die Revolution auf dem Gebiete des Sexualismus.

Diese revolutionäre Gesetzgebung ist ein Spiegelbild der sexuellen Revolution, wie sie im lebendigen Leben vor sich ging.

Die Feinde der jungen Gesellschaft haben Märchen über die wilde freie Liebe, Sozialisierung der Frau und ähnlichen Unsinn erfunden und über die ganze Welt verbreitet. Man sieht nach all dem, was hier gesagt worden ist, wie dumm und geschmacklos jene sensationellen Nachrichten waren. Die Beobachtung des alltäglichen Lebens lehrt uns das gerade Gegenteil davon.

Es wurde schon vorhin gesagt, daß die ehelichen Verbindungen eine innere Festigung erfahren haben, es wäre nun hier passend, auch etwas über das Geschlechtsleben der heranwachsenden Generation zu berichten.

Unmittelbar nach den großen revolutionären Erschütterungen, die Sowjetrußland durchgelebt hat, vermeinte man das Sexualleben der Jugend für besonders besorgniserregend. Man hatte noch frisch in Erinnerung die bittere Erfahrung, den vollkommenen Mischmasch in Hinsicht auf das sexuelle Sich-Ausleben bei der städtischen und besonders bei der sogenannten intelligenten Jugend im Jahre 1905, in der Zeit der wiedereinsetzenden Reaktion.

Die pornographische Literatur, wie Arzibaschews Szanin, sexuelle Kreise und Verbände, in denen man sich dem Sexualismus restlos hingab, dies alles füllte das Leben der Intelligenz und insbesondere der Jugend jener reaktionären Zeit aus.

Und wie sah es in Rußland in der Periode der 0ktober-Revolution und des darauffolgenden Bürgerkrieges aus? Wie stand es denn mit der russischen Jugend in der Zeit des Überganges zum friedlichen Aufbau?

Das Moment der Erotik, des Sexualismus spielte während der Revolution nur eine untergeordnete Rolle, da die Jugend sich von der revolutionären Stimmung vollkommen hinreißen ließ und nur für die großen Ideen lebte. Als aber die ruhigen Zeiten des Aufbaus kamen, befürchtete man, daß die Jugend nun abgekühlt und nüchtern den Weg der unbegrenzten Erotik wie im Jahre 1905 gehen würde.

Dies traf aber nicht zu. Die brennende Arbeit an der Organisation des öffentlichen und privaten Lebens ward zur geistigen Nahrung der Jugend und füllte besonders die weibliche Jugend aus.

Ich behaupte auf Grund der Erfahrungen in Sowjet-Rußland, daß die Frau, da sie die soziale Befreiung erlebt und mit der öffentlichen sozialen Arbeit sich vertraut machte, also in dieser Übergangszeit vom bloßen Weib zum Menschen, eine .gewisse sexuelle Erkaltung erlebte. Das Geschlechtliche ist in ihr, wenn auch nur für eine Zeit, verdrängt.

Nunmehr ist von großer Bedeutung die geschlechtliche Aufklärung, die sexuelle Erziehung der Jugend. Die Schaffung neuer Sitten, eines neuen Lebens beginnt immer mit der Erziehung.

Die Probleme der Sexualpädagogik sind das Tagesgespräch in Sowjet-Rußland, und in der allernächsten Zukunft werden sie das Thema der lebhaftesten Diskussionen im allrussischen Kongreß sein.

Aufgabe der Sexualpädagogik in Rußland ist es, gesunde Menschen, Mitbürger der zukünftigen Gesellschaft in vollem Einklang zwischen den natürlichen Trieben und den großen sozialen Aufgaben, die ihrer harren, zu erziehen. Die Richtlinien dafür wären: Alles schöpferische, aufbauende, das in den natürlichen Trieben schlummert, zu fördern, aber zu beseitigen alles, was für die Entwicklung der Persönlichkeit des Mitglieds des Kollektivs schädlich werden könnte.

Die so erzeugte Gesellschaft wird die Gesellschaft der Harmonie und der Freude am Leben sein. – Heute hat sie schon die Liebe aus allen Fesseln der politischen und ökonomischen Bedrängnisse befreit. Die freie Liebe in Rußland ist nicht irgendein zügelloses wildes Sich-Ausleben, sondern die ideale Verbindung von zwei freien, in Unabhängigkeit sich liebenden Menschen.

Soweit Dr. Batkis Broschüre.

Die hier unterstrichenen Passagen zitiert Reich in Die sexuelle Revolution und schreibt dazu (Fischer TB, S. 185f):

Selbst der sonst klare Batkis blieb, richtig ansetzend, in Schlagworten stecken

Die Sexualität der Jugend wird als „Sexualismus“ bezeichnet. Das Sexualproblem ein „Moment der Erotik“. Man beruhigte sich damit, daß die Frauen eine gewisse Erkaltung erlebten, und daß sie „vom bloßen Weib“ zum „Menschen“ wurden; alles müßte beseitigt werden, was der Entwicklung der Persönlichkeit schädlich sein könnte (gemeint war natürlich die Sexualität), und man stellte das wilde zügellose Sichausleben der „idealen“ Verbindung von „zwei freien, in Unabhängigkeit sich liebenden Menschen“ entgegen. Die Masse hing in diesen Begriffen wie in Netzen. Sieht man sie näher an, so zeigt sich ihre vollkommene Leere bzw. ihre antisexuelle, also reaktionäre Tendenz. Was heißt „sich wild ausleben“? Ist damit gemeint, daß ein Mann und eine Frau in der Umarmung sich nicht ausleben dürfen? Und was ist „ideale Verbindung“? Ist die Verbindung dann ideal, wenn sie zur vollen „tierischen“ Hingabe fähig sind? Ja – aber dann sind sie doch wieder „wild“ ! Kurz und gut, es sind Worte, die, statt die Wirklichkeit des Geschlechtslebens zu erfassen und die Widersprüche, von denen es beherrscht ist, zu beseitigen, nur Wahrheiten verhüllen, um womöglich mit diesen peinlichen Sachen nicht in Berührung zu geraten.

Wo verfing sich hier das Denken? In der Nichtunterscheidung von krankhafter Sexualität der Jugend, die ihren kulturellen Aufgaben widersprach, und gesunder Sexualität, die die wichtigste physiologische Grundlage der sozialen Leistung ist; im Gegensatz von „Weib“ (= sinnlicher Frau) und „Mensch“ (= tätige, sublimierende Frau) statt im sexuellen Selbstbewußtwerden der Frau die psychische Grundlage ihrer revolutionären Emanzipation und Tätigkeit zu sehen; im Gegensatz von „Sichausleben“ und „idealer Verbindung“, statt in der Fähigkeit zu voller sexueller Hingabe an den geliebten Partner die sicherste Grundlage der kameradschaftlichen Beziehung zu sehen.

Paul Mathews: People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest

1. November 2019

 

Paul Mathews:
People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest

 

Besprechung: Marx, Engels, Lenin, Trotsky – GENOCIDE Quotes (The Hidden History of Communism’s Founding Tyrants, in their Own Words) von James DeMeo

13. Mai 2019

In der Einleitung zu dieser Zitatensammlung ist ständig von „königlichen Despoten“ die Rede, so als wäre die beiden Kaiser Despoten gewesen. Wenn man das mit dem mörderischen Wüten der „Demokratien“ England, Frankreich und insbesondere Belgien in deren Kolonien vergleicht… Nicht vergessen sei auch, daß diese Demokratien Verbündete des despotischen Rußland gegen das „despotische“ Deutschland waren. Im Ersten Weltkrieg einen Kampf zwischen Gut und Böse sehen zu wollen, ist mystisches, d.h. irrationales Denken, das sich in seiner Struktur beispielsweise kaum vom Antisemitismus unterscheidet.

Ein zweites Leitmotiv, das das Büchlein durchzieht, ist die Linie, die von den deutschtümelnden, antisemitischen, „antislawischen“ und antidemokratischen Marx und Engels zu Hitler gezogen wird. Beispielsweise zeigt ein Zitat, daß Marx 1870 auf der Seite Preußens stand und daß seiner Meinung ein deutscher Sieg im sich abzeichnenden Krieg den Interessen der Arbeiterbewegung im allgemeinen und des Marxismus im besonderen diene (S. 26). Ja, und?! Bindeglied zwischen „Marx“ und „Hitler“ ist die Unterstützung und Finanzierung Lenins durch das deutsche Oberkommando, das Friedensdiktat von Brest-Litowsk (wo Rußland übrigens nur nichtrussische Gebiete abgeben mußte!) und nach dem Krieg die strenggeheime enge Kooperation der Reichswehr mit der Roten Armee. Das ganze schließlich gekrönt vom Hitler-Stalin-Pakt.

Neben Marx wird auch Lenin zitiert, der 1920 erklärte:

Ich bin kein Freund der Deutschen, aber im gegenwärtigen Augenblick erscheint es mir besser, sie zu nützen, als sie herauszufordern. Ein unabhängiges Polen ist eine große Gefahr für Sowjetrußland; aber es ist ein Übel, das auch sein Gutes hat, denn solange es besteht, können wir auf Deutschland rechnen. Die Deutschen hassen die Polen genauso wie wir und werden sich jederzeit mit uns verbünden, um dieses Land zu vernichten. … Deutschland will Rache, und wir wollen die Revolution. Im Augenblick haben wir die gleichen Ziele. Wenn sich unsere Wege einmal trennen werden, werden die Deutschen unsere größten und erbittertsten Feinde sein. Aber die Zeit wird erweisen, ob aus den Trümmern Europas eine deutsche Hegemonie oder der kommunistische Zusammenschluß erwachsen wird. (S. 48)

Wieder: Ja, und?! Formal ist hier Lenin, ein offenbar sehr kluger Mann, nicht „böser“ oder zynischer als jeder andere Politiker dieser Zeit. Ich denke dabei insbesondere an England und Frankreich. Diese Zitatenauswahl empfinde ich als tendenziös, als wolle DeMeo sagen, daß Deutschland schlechthin böse war und daß Marx und Engels böse gewesen seien, weil sie deutsche Nationalisten waren, während Lenin und Trotzki böse gewesen seien, weil sie auf die deutsche Karte setzten. Es geht um nicht weniger als die Eroberung der Welt! DeMeo:

Lenin, Trotzki und Stalin hatten sich alle an Geheimplänen deutscher Techniker und Ingenieure beteiligt, neue Munitionsfabriken tief im sowjetischen Territorium zu errichten, geschützt vor den neugierigen Blicken der Versailler Inspektoren, mit Aufteilung der produzierten Waffen. In diesen neuen Fabriken wurden nach gemeinsamen Plänen der Sowjets und des deutschen Oberkommandos neue Generationen von Jagd- und Bomberflugzeugen, Panzern und Artillerie, Giftgas und anderen Waffen für einen späteren offenen Eroberungskrieg gegen den Rest der Welt heimlich hergestellt und getestet. Diese Täuschung blieb auch nach 1933, als Hitler an die Macht kam, geheim, und in Deutschland erschienen „wie durch Zauberei“ riesige Mengen neuer und erschreckender Waffen. Der bekanntere „Hitler-Stalin-Pakt“ von 1939, kurz vor der gemeinsamen Invasion Polens durch Deutschland und die Sowjetunion, war die erste öffentliche Ankündigung einer tödlichen Verschwörung für die Welteroberung, die zwischen den deutschen Militaristen und den bolschewistischen Sowjets zwei Jahrzehnte zuvor ausgebrütet worden war. (S. 60)

Man weiß gar nicht, wo anzufangen! Es kann keine Rede davon sein, daß da großartig Rüstungsgüter für die deutsche Armee hergestellt und nach Deutschland, gar nach Hitlers Machtergeifung, gebracht wurden. Hitler hat seinen Generälen nach der besagten Machtergreifung strengstens verboten, die alten Kontakte in die Sowjetunion zu aktivieren. Der Hitler-Stalin-Pakt war von beiden Seiten Machiavellistische Diplomatie, nicht Ausfluß der angeblichen „Welteroberungspläne der deutschen Militarkaste“. (Ebenso hätte Deutschland Polen als Partner und etwa das faschistische Italien als Gegner haben können!) Beim Polenfeldzug drohte der Wehrmacht, die angeblich die Welt erobern wollte, die Munition auszugehen, etc.pp. Auf diesen ganzen Komplex werde ich in den nächsten Tagen näher eingehen. Aber zunächst zum eigentlichen Inhalt der Broschüre: die Sammlung von Zitaten von Marx, Engels, Lenin und Trotzki, die von Linken (einschließlich Reich!) gerne als Lichtgestalten gegen den mörderischen Stalinismus abgehoben werden. Doch deren eigene Worte verdammen sie, „die Klassiker“. Diese zeichnen nämlich den Roten Terror vor, wenn sie ihn nicht direkt anordnen. Erschreckend ist die Menschenverachtung, mit der „Klassen“ und ganze Völker der Ausmerzung überantwortet werden. Das ganze mutet wie eine mörderische Mischung aus (Pseudo-) Hegelianismus und (Pseudo-) Darwinismus an. Für Marx, Engels & Co. gehen die „Gesetze“ der Geschichte gefühllos wie ein Erdbeben über Individuen und ganze Nationen hinweg und es gilt das eherne Gesetz der „Auslese“. Menschen werden zu „Ungeziefer“.

DeMeo bietet ein Zitat Maos (das einzige eines Stalinisten im Buch) über den Laogai, den chinesischen GULAG, das mir vollkommen neu war und das denkbar plastisch den Unterschied zwischen der „Stalinistischen“ und der Reichschen Marx-Interpretation verdeutlicht:

Unsere Wirtschaftstheorie besagt, daß der Mensch die grundlegendste Produktivkraft ist. Mit Ausnahme derer, die aus politischen Erwägungen physisch ausgerottet werden müssen, müssen Menschen als Produktivkraft eingesetzt werden vorausgesetzt sie sind unterwürfig. Laogai-Einheiten zwingen Gefangene zur Arbeit. Die grundlegende Politik des Laogai lautet: „Zwangsarbeit ist das Mittel, während Gedankenreform das grundlegende Ziel ist.“ (S. 13)

Man vergleiche das mit dem „Marx-Kapitel“ in Menschen im Staat und den Ausführungen über die „natürliche Organisation der Arbeit“ in Die Massenpsychologie des Faschismus! „Gebt Veratwortung der lebensnotwedigen Arbeit!“ DeMeo zeigt mit seiner Zitatensammlung, daß Reich einem Mythos anhing, der nichts mit dem lebensfeindlichen und despotischen Grundwesen des Marxismus zu tun hat. Die Tragik ist, daß dieser rosarote Mythos der amerikanischen Jugend flächendeckend eingetrichtert wird (mit aktiver Hilfe rotverstrahlter pestilenter „Reichianer“!) – und daß DeMeos Buch niemals zum „Kleinen Roten Buch“ dieser Generation werden wird.

Wie der Marx-Mythos geschaffen wurde und was Marx und Engels wirklich an mörderischem Schrott verzapft haben (hunderte Seiten wörtlicher Zitate!) findet sich in den beiden Werken von Konrad Löw:

Der Mythos Marx und seine Macher, München 1996

und

Das Rotbuch der kommunistischen Ideologie, München 1999

Nicht Menschen gehören ausgerottet, sondern menschenverachtende Ideologien wie der Marxismus.

People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest (Teil 2)

6. Mai 2019

 

Paul Mathews:
People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest

 

Der Rote Faden: Der rote Parasit

25. Juli 2017

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

DER ROTE FADEN:

1. Aktion und Reaktion

a. Der Weg in den Kommunismus

b. Der Weg in den Faschismus (Wien)

c. Rassenhygiene

d. Der Weg in den Faschismus (Berlin und Kopenhagen)

e. Der Übermensch

f. Die Untermenschen

2. Der Weg in den Kalten Krieg

a. Das rote Berlin

b. Der rote Parasit