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Orgonomie und Metaphysik (Teil 55)

30. April 2022

Leute, die den Mystizismus in die Orgonomie integrieren wollen, tun das gerne mit Verweis auf das letzte Kapitel von Die kosmische Überlagerung. Ich bezweifle, ob sie auch folgenden vernichtenden Satz Reichs berücksichtigen: „Die Entdeckung des kosmischen Orgonozeans, seine reale Existenz, seine konkrete physikalische Erscheinung, wie sie uns in der strömenden Lebensenergie in lebenden Organismen begegnet, setzt dem Zwang, jede tiefe Suche in irreale mystische Erfahrungen zu verwandeln, eine Ende“ (Die kosmische Überlagerung, S. 128). Das ist Reichs radikale Absage an jede Form von Mystizismus.

Wird es der Naturwissenschaft gelingen, die Fragen wirklich zu lösen, die die Beziehung zwischen Körper und Seele betreffen, das heißt sie derart zu bewältigen, daß sich daraus auch menschliche Praxis und nicht nur Salonphilosophien ergeben werden, dann hat auch die Stunde des transzendentalen Mystizismus, des „absoluten objektiven Geistes“ und mithin auch die Stunde aller Ideologien geschlagen, die unter Religion im engeren und weiteren Sinne verstanden werden. (Charakteranalyse, KiWi, S. 468)

„Die Kirche lebt vom Leben, das sie tötet“ (Jenseits der Psychologie, S. 307). Wir müssen dem Mystizismus den Todesstoß versetzen – oder er wird der Menschheit zum Verhängnis. Schon zu viele Abermillionen Menschen mußten sterben oder ein Leben im Elend führen – wegen des Mystizismus. Es muß endlich Schluß sein, die Frühgeschichte aufhören und die Zivilisation anfangen!

Das heißt nicht, daß ich die rationalistische Verachtung für das Thema Religion teile, gibt es doch keinen Bereich, der die Menschen mehr vereinigt und gleichzeitig mehr trennt. Ich meinerseits empfinde Verachtung für Menschen, die, wie Hitler, dieses Thema aus opportunistischen Gründen kleinhalten wollen, weil es Deutschland, die multikulturelle Gesellschaft oder welche Gemeinschaft auch immer spaltet und „Gefühle verletzt werden könnten“. Gefühle! Das geht soweit, daß Religionskritik zunehmend kriminalisiert wird.

Elsworth F. Baker zufolge erhält sich die gepanzerte Gesellschaft durch drei Tabus: Politik (die angeblich rational ist), Religion (über die man angeblich nicht reden kann) und Sexualität (die in jeder ihrer Formen angeblich gesund ist) (Der Mensch in der Falle). Reich hat die Sexualität klassifiziert, Baker die Politik, aber interessanterweise hat sich noch kein Orgonom recht an die Religion gewagt. Aus irgendeinem Grund ist es das tiefste Tabu, tiefer als die Sexualität. Gegenüber seiner Sekretärin und Geliebten Lois Wyvell hat Reich in diese Richtung spekuliert (Wyvell: Orgone and You. A Serialized Book: 11. The Universal Fear of Orgone Energy. Offshoots of Orgonomy No. 12, 1986).

Neulich begegnete mir der Besitzer eines kleinen Bekleidungsgeschäfts hier im Einkaufszentrum auf der Straße. Der Mann stammt aus Indien und ist Sikh. Mir ging auf, wie vollkommen anders er auftritt, sich bewegt, wie vollkommen anders seine Mimik ist und seine Ausstrahlung als bei einem Moslem. Buchstäblich: Sikh gehen anders als Moslems, nämlich gutgelaunt und entspannt. Ich kenne das aus meiner eigenen „bi-konfessionellen“ Familie, seit ich ein Baby bin: Katholiken sind vollständig andere Menschen als Protestanten. Die Atmosphäre in einer katholischen Stadt in Norddeutschland, etwa Münster oder Hildesheim, ist vollkommen anders als in einer vergleichbaren protestantischen Stadt, etwa Oldenburg oder Lübeck, nämlich bedrückt und bedrückend, die Menschen gehen gebeugter. Das typische katholische Miasma.

Jamaika war in den 1970er Jahren, als es von den Rastas geprägt wurde, ein vollkommen anderes Land als heute, wo es von der Hip-Hop-Kultur dominiert wird. Gut, Hip Hop ist keine Religion, aber es geht hier vor allem um Kultur, Lebensgefühl, Werte, „Geist“. Nichts änderte sich in Jamaika, „nur“ die Populärkultur, und aus dem karibischen Paradies wurde die Hölle auf Erden! Vom Marxistischen Ungeist benebelte Dummköpfe werden das nie begreifen. Sie werden nie verstehen, daß Australien eine Erfolgsgeschichte ist, weil es protestantisch geprägt ist, und das vergleichbare Argentinien ein Trauerspiel, weil es katholisch ist.

Ich könnte so unendlich fortfahren, etwa auf die Inder und Pakistaner in England verweisen, die genetisch und kulturell identisch sind, die sich nur durch die Religion unterscheiden – und deren Stellung in der englischen Gesellschaft nicht unterschiedlicher sein könnte. Es gibt wirklich keinen wichtigeren Faktor im gesellschaftlichen Leben als die Religion! Das wußte im übrigen auch Reich bereits zu Zeiten der Sexpol, als er die Bedeutung der Sexualökonomie im gesellschaftlichen Leben analysierte.

Mein Traum wäre eine Art „Charakteranalyse“ der Religionen zu schreiben, doch das überschreitet mein Wissen und Können bei weitem. Deshalb hier nur ein paar Stichworte zur Anregung:

Erstmal zurück zu meinem Sikh und seiner Art der Bewegung. Man schaue sich Pierre Vogel oder irgendeinen anderen Vertreter des Islam an: alle haben die gleichen Manierismen, die gleiche Ausstrahlung, den gleiche Zungenschlag, den gleichen „Stallgeruch“. Und dann betrachte man zum Vergleich dazu Vertreter des Sikhismus: wie Menschen von zwei verschiedenen Planeten!

Es geht schlicht um unterschiedliche Ausdrucksweisen der organismischen Orgonenergie in ganzen Gruppen. Wie Glaubensdinge sich an der Orgonenergie festmachen, sieht man an folgendem Beispiel:

Ich kenne ein 6-jähriges Mädchen, die hin und wieder gerne während der Dämmerung mit ihrer Mutter auf der Couch liegt. Sie sagt ihrer Mutter, sie solle auf dem Rücken liegen und zur Decke schauen. Dort gäbe es, so erzählt sie, sehr viele angenehme bewegte Bilder zu sehen. Nach einem Aufenthalt bei ihren Großeltern erwachte das Kind eines abends stark verängstigt. Nachdem sie etwas beruhigt war, sagte sie, daß sie an der Decke und an den Wänden die sich bewegenden Augen der Großmutter sehe. Sie würden sie beobachten und ihr sagen, zu masturbieren sei schlimm. Der Eindruck hielt an, selbst nachdem das Licht eingeschaltet wurde. Die Kleine bestand auf der Objektivität ihrer Wahrnehmung. Sie verlor ihre Angst, als die Mutter, statt diese Objektivität in Frage zu stellen, ihr sagte: „Vertreib die Augen. Sie haben Dir nichts zu verbieten.” (Baumann: Some Observations of the Atmospheric Orgone Energy. Orgone Energy Bulletin 2(2), S. 81)

Hier haben wir schon die ganze Geschichte des Monotheismus. Liest man das Alte Testament, ging es vor allem um atmosphärische Phänomene, die man einem „Gott“ zuschrieb, der in seinen Moralvorstellungen eine erstaunliche Nähe zu den Patriarchen der nomadisierenden Völker zeigte, die schließlich Israel ausmachten. Nicht von ungefähr stellte Michelangelo dieses „Über-Ich“ als gestrengen Greis mit weißem Bart dar. Der absurde Glaube an diesen „Gott“ konnte sich aber nur verankern, weil er im Großen und im Kleinen (siehe das Erleben des kleinen Mädchens oben, wo atmosphärische Orgonenergie unversehens zum plastischen „Über-Ich“ wird) mit überwältigenden orgonotischen Phänomenen verbunden war. Sie sind überwältigend, weil die atmosphärische und die organismische Orgonenergie funktionell identisch sind und man sich entsprechend kaum gegen diese Massenpsychose wehren kann.

Reich gegen die Reichsflugscheiben

3. August 2021

Vor dem folgenden habe ich mich jahrzehntelang ferngehalten, weil es derartig mit Neonazi-Propaganda verknüpft ist und ohnehin an Schwachsinn kaum zu überbieten ist: „Nazi-UFOs“, „Neuschwabenland“ und der ganze Rotz. „Vril“, „Maria Orsic“, „Haunabu-Flugscheiben“, „Reichsdeutsche“ ist alles nachgewiesener Betrug.

Was auffällig ist, ist, daß zwischen 1947 und 1955, also zu Reichs Zeiten, UFO-Geschichten nicht etwa von „Greys“ und ähnlichem Krypzeugs beherrscht wurde, sondern von „Sternenmenschen“, die typischerweise von der Venus oder dem Mars stammten und in jeder Beziehung wie Menschen aussahen.

Dazu muß man dreierlei wissen: die Deutschen waren Mitte des letzten Jahrhunderts in Wirtschaft und Wissenschaft absolut führend und waren vor allem dezentral aufgestellt. Beispielsweise wurde anders als in Amerika bei der Herstellung von Atomwaffen nicht alles auf eine Karte gesetzt, sondern parallel alle möglichen Ansätze verfolgt, darunter denkbar Abwegiges. Zweitens wußte die Führung spätestens 1943, daß der Krieg definitiv verloren war und man sich auf die Nachkriegszeit vorbereiten mußte. Das war ganz ähnlich wie nach dem Ersten Weltkrieg mit den Freikorps, nur daß Deutschland nun besetzt sein würde. Und drittens gab es einen ganzen Kontinent, der praktisch unbegrenzte Entfaltungsmöglichkeiten bot und traditionell Rückzugsraum des „Deutschtums“ war: Südamerika. Argentinien wurde zwischen dem 4. Juni 1946 und dem 21. September 1955 von dem, ja, Nationalsozialisten Peron regiert.

Erwähnenswert ist auch, daß die Raumfahrt Ende der 1920er Jahre mit Hermann Oberth begann, Wernher von Braun dessen Schüler war, die NASA kaum mehr war als ein zunächst nach White Sands und dann nach Florida versetztes „Peenemünde“ und daß Oberth bis 1989 enthusiastischer Spiritus rector der deutschen „UFO-Szene“ war. Ich erinnere nur an die UFO-nachrichten, die bis in die 1980er Jahre hinein die UFO-Welt der 50er Jahre lebendig hielt.

Man fragt sich, warum ausgerechnet aus Südamerika derartig viele UFO-Berichte kommen, was in Rosswell wirklich abgestürzt ist, wem George Adamski und ähnliche „UFO-Kontaktler“ der 50er Jahre wirklich begegnet sind und schließlich mit wem ausgerechnet der Autor von Massenpsychologie des Faschismus 1954/55 wirklich mittels seiner „Raumkanone“ gerungen hat!

Ab 1955 ist der Hype um die „UFO-Kontakler“ rasch abgeklungen und wurde dann seit den 1960er Jahren langsam durch das Phänomen der „UFO abductees“ abgelöst: ein Zoo von Ekel-Aliens – zwischen denen in den Berichten immer wieder die „Nordic Aliens“ auftreten: „Außerirdische“ die aussehen wie Skandinavier…

Haben sie, wer immer auch immer „sie“ sind, eine neue Schutzmacht gefunden?

Alles, was ich sonst noch schreiben könnte, wäre haltlose Spekulation, zumal eh alles von Desinformation zersetzt ist. Ich finde das im Ungefähren bleiben müssende Szenario jedenfalls erwähnenswert, möchte mich aber nicht auf Geschichten über ein „Viertes Reich“ einlassen: Joseph Farrell, Peter Levenda, Jim Marrs. Ich versuche nur Sinn in eine absurde Geschichte zu bringen, denn man kann weder George Adamskis Geschichte (die einigen Einfluß auf Reich hatte) noch etwa Travis Waltons Geschichte von 1975 (die gegenwärtig Peter Robbins beschäftigt) so einfach vom Tisch wischen. Walton beschreibt eine UFO-Entführung durch „Greys“, bei der plötzlich „Menschen“ auftreten.

Paul Mathews: People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest

1. November 2019

 

Paul Mathews:
People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest

 

People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest (Teil 2)

6. Mai 2019

 

Paul Mathews:
People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest

 

People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest (Teil 1)*

3. Mai 2019

 

Paul Mathews:
People’s Temple: eine Fallstudie über Faschismus und die Emotionelle Pest

 

nachrichtenbrief122

7. September 2018