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Art fickt dich!

29. Oktober 2024

D.H. Lawrence hat geschrieben, Pornographie sei der Versuch, den Sex zu beleidigen, ihn zu beschmutzen. Nun, sie ist etwas weitaus Schlimmeres! Es geht um das Vernichten des Lebens selbst.

Orgastische Impotenz kann man auf die Formel „Sex ohne Liebe“ reduzieren. Bei orgastischer Potenz liefert man sich im Sexualakt in wirklich jeder denkbaren Hinsicht vollkommen aus. Das geht nur mit absolutem Vertrauen, mit einem anderen Wort: Liebe. Ohne sie ist die vollkommene Hingabe an das Erleben (= orgastische Potenz) ausgeschlossen. „Liebe“ kann sich hier auf eine lebenslange Beziehung oder auf den Gefühlsrausch eines einzigen romantischen Abends beziehen.

Auch schwindet das Bewußtsein bzw. die „Wachsamkeit“. Zwar gilt dem Partner und dem eigenen Erleben die volle Aufmerksamkeit, aber erstens verschwimmen hier die Grenzen, d.h. das Lusterleben des einen ist von dem des anderen nicht mehr zu trennen, und zweitens verschwimmt die Umwelt. Man ist nicht mehr „auf der Hut“. Die Pupillen weiten sich und man sieht nur noch unscharf. Man ist vollkommen „ausgeliefert“.

Von daher ist jedwede Art von Pornographie, d.h. distanziertes, objektivierendes Beobachten (VOYEURTUM), das Gegenteil von orgastischer Potenz, egal ob man den Partner im Akt selbst „objektiviert“, d.h. wie ein losgelöstes Ding, ein „Sexualobjekt“ betrachtet (heutzutage sogar mit dem Smartphone filmt) oder Pornographie „konsumiert“ (den ins Netz gestellten soeben erwähnten Film anschaut) und dergestalt das „Objektivieren“ geradezu antrainiert.

Es gibt kaum etwas Schlimmeres als Pornographie. Sie macht den Wesenskern der orgastischen Impotenz aus: das Gegenüber wird zum bloßen Objekt, die Trennung von Liebe und Sex. Der Partner wird zu einem Stück Fleisch. Das wird besonders evident, wenn sich die beiden Genres „Porno“ und „Horror“ im Torture Porn überschneiden. Man denke nur an den gegenwärtigen Hype um „Art, den Clown“ von Terrifier:

Im weiteren Verlauf der „Handlung“ wird der Horrorclown u.a. die Blondine an den gespreizten Beinen aufhängen, von der Vagina angefangen mit einer Säge in der Mitte durchschneiden und ihre im Blut erstickenden Schmerzensschreie lustig finden. Man betrachte nochmal die obige Szene: die Emotionelle Pest macht sich über die Genitalität lustig. Sie haßt und verachtet das Leben selbst.

Eines der zentralen Punkte in Reichs Christusmord ist, daß die Pornographie („Pornographie“ im weitesten Sinne, siehe oben) den Untergang des Römischen Reiches einleitete und das sexualfeindliche Paulinische Christentum an die Macht brachte, das wenigstens Reste von Menschlichkeit bewahrte. Heute, nach dem Untergang des Christentums, führt die Pornographie definitiv zum Untergang der Menschheit.

Anhang zu NACHTRAG zu „Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 151)“, oder: Gedanken zur Esoterik (Teil 2)

28. August 2024

3. Der Ursprung der Panzerung

Es gibt zwei Gruppen von Theorien, wie die Menschheit sich gepanzert hat: die „exogenen“ Theorien (insbesondere James DeMeos direkt auf Reich zurückgehende Saharasia-Theorie) und die „endogenen“ Theorien (wie Reich sie im Schlußkapitel von Die kosmische Überlagerung vorgezeichnet hat). Die ersteren lassen sich auf den Nenner „DOR“ reduzieren, die letzteren auf den Nenner „Bewußtsein“. Privatim vertreten, drittens, manche Orgonomen die Meinung, es handele sich um ein Scheinproblem, d.h. um eine natürliche Anpassung und schon Tiere könnten gepanzert sein.

Zu diesem Komplex möchte ich meine Theorie zum Besten geben, daß es zwei Arten von Biologie gibt. Auf der einen Seite haben wir Orgonenergetisches wie die Pulsation, die das Phänomen „Leben“ erst konstituiert, die Orgonomform, Bifurkation, Erstrahlung, etc. Nehme wir einen „Orgonmotor“: ein Auto könnten wir mit ihm nicht sinnvoll betreiben, da sein Funktionieren von der Witterung abhängig ist und er ohnehin unvorhersehbar funktioniert. Man könnte allenfalls eine Batterie aufladen und mit der dann einen Elektromotor antreiben. Ähnlich funktionieren Organismen: ohne Orgonenergie kein Leben, aber ohne Biochemie und die natürliche Anpassung nach Darwin, allgemein „Biomechanik“ (wie sie insbesondere durch die DNA verkörpert wird), hätte sich das Leben nie über das Stadium bloßer Bionhaufen hinaus entwickeln können.

Hier ordne ich auch die Panzerung ein: sie ist nichts, was irgendwie aus dem Nichts heraus ins freipulsierende Lebendige „hereinbricht“ oder weil unsere Natur irgendwie defizitär wäre (Bewußtsein vs. das Lebendige), sie ist auch nicht schlichtweg „natürlich“. Panzerung tritt dann auf, wenn das Lebendige förmlich nicht weiter weiß und deshalb, frei nach Reichs Ausführungen in Massenpsychologie des Faschismus, sozusagen „biomechanisch entartet“.

4. Die geistige Welt

Was gemeint ist, kann man sich am besten am Kerngehalt der Esoterik vergegenwärtigen: der „Astralreise“. Es gäbe eine „feinstoffliche Welt“, die „Astralebene“, in die man mittels bestimmter Techniken eintauchen könne. Ähnlich wie im Traum herrschen hier die Gesetze von Raum und Zeit nur bedingt. Die Gefahr ist, daß man sich bei seinen Astralreisen verliert, indem man entweder „ins Licht geht“ oder sich in der Finsternis der dämonischen Ebene verliert. Rettungsanker ist jeweils der biomechanische Leib, mit dem man via einer Art „feinstofflichen Nabelschnur“ verbunden bleibt.

Kann man das ernstnehmen? Auffällig ist die formale Ähnlichkeit zu den in Punkt 3 erläuterten Funktionen: Orgonotisches („Feinstoffliches“) und Biomechanisches („Rettungsanker“). Tatsächlich imponiert die gesamte „Esoterik“ als ein verzerrter Kontakt zum bioenergetischen Kern. Doch trotzdem gibt es einen Rest, den man nicht einfach wegwischen kann und der die Welt tatsächlich wie eine „Matrix“ erscheinen läßt (Punkt 1). Kehren wir dazu zum satanistischen Serienmörder Richard Ramirez zurück (Punkt 2). Als potentieller Kandidat für die Todesstrafe stand ihm „geistiger Beistand“ zu. Er suchte sich dazu die beiden damals populärsten „Satanisten“ aus: das Ehepaar Zeena und Nikolas Schreck. Aus Mitmenschlichkeit (sic!) willigten die beiden ein und lernten eine verstörte Seele kennen, die sich vollkommen in einem auf den Kopf gestellten Katholizismus mexikanischer Prägung verrannt hatte und, offenbar hirnorganisch bedingt, keinerlei Mitgefühl empfinden konnte. Schließlich ließ das Ehepaar ihren „Satanismus“ hinter sich und sie wurden Anhänger des tibetischen Tantrismus. Langer Rede kurzer Sinn: bei seinem „Retreat“, um als Lama initiiert werden zu können, hatte Nikolas Schreck eines nachts einen intensiven Traum, den er pflichtgemäß morgens niederschrieb. In mitten einer unendlich langen Menschenschlange sah er Ramirez, der ihn freundlich grüßte und ihm larmoyant mitteilte, er gehe jetzt in die Hölle. Wenig später erfuhr Schreck, daß Ramirez genau zur Zeit seines Traumes gestorben war.

Man kann solche Geschichten, von denen es unendlich viele gibt, nicht einfach vom Tisch wischen! Es gibt Dinge, die (weder das Wort „irgendwie“ noch das Wort „unzweideutig“ will passen) auf die „Matrix“ und eine „allumfassende Gesamtverschwörung“ hinweisen. Esoteriker sprechen gerne von „karmischen Verknüpfungen“. Ich kann nur auf den Blogeintrag von vorgestern verweisen und insbesondere auf die dortige von Charles Konia stammende Gleichung. Die Welt ist nicht nur Erregung, sondern untrennbar damit verbunden auch Wahrnehmung. Verfolgen wir die Konia‘sche Gleichung weiter nach rechts, sehen wir, daß sich die orgonotische Erregung nicht nur in der relativen Bewegung kundtut (Bewegung von A nach B), sondern parallel dazu auch in der ko-existierenden Wirkung (Gleichzeitigkeit von Zustand A und Zustand B). Man denke etwa an den berühmten „Quantensprung“ im Atom vom Elektronenorbit A nach Elektronenorbit B, der eben kein „Sprung“ ist, da das Elektron zwischen den Orbits sich gar nicht aufhält bzw. „nicht definiert ist“ (und ohnehin „Orbit“ ein unpassender Begriff ist, da er die mathematischen Modelle nicht korrekt widergibt). Das ganze ist ein „ganzheitliches Geschehen“, das mit „Bewegung im Raum“ nicht erfaßt werden kann. Erregungszustand A geht übergangslos in den Erregungszustand B über. Letztendlich geht es um orgonotische Erregung, die stets unaufhebbar mit Wahrnehmung (dem Kern von „Bewußtsein“) einhergeht.

Wie ich bei Punkt 1 sagte, mußte, um die Ultraviolettkatastrophe abzuwenden, mit Hilfe der Quanten sozusagen ein Boden eingezogen werden. Dieser Boden ist letztendlich die kosmische Orgonenergie, die eigentliche „Matrix“, ein Begriff, der nicht von ungefähr wie die „Materie“ etymologisch mit der „Mutter“ im Sinne von „Urmutter“, Urgrund, verbunden ist. In unserem Unverstand erscheint alles, was mit der orgonotischen (!) Funktion „Wahrnehmung“ und der „ko-existierenden Wirkung“ verbunden ist als unbegreiflich, wunderbar, als „geistige Welt“, in der Gott und andere überweltliche Wesenheiten schalten und walten.

Anhang zu NACHTRAG zu „Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 151)“, oder: Gedanken zur Esoterik (Teil 1)

27. August 2024

1. Matrix

Der Gedanke, daß wir in einer Simulation leben, wird immer populärer, spätestens seit dem Film Matrix von 1999. Dabei war Rainer Werner Fassbinders zweiteiliger Fernsehfilm Welt am Draht weitaus beeindruckender und tiefgründiger. Bei mir hat er jedenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen. An einem Institut wird mit Hilfe von Supercomputern eine Kleinstadt simuliert, die, so Wikipedia, von „Identitätseinheiten“ bevölkert wird, „die in etwa dasselbe Leben führen wie normal lebende Menschen und ein Bewußtsein besitzen“. Der Clou des Films ist, daß die Macher dieser Simulation schließlich den begründeten Verdacht haben, daß sie seinerseits ebenfalls Teil einer Simulation sind.

Hiermit sind bereits die beiden Probleme einer Matrix-Welt angeschnitten, ihre „Ultraviolettkatastrophe“. Um 1900 sah sich die Physik gezwungen bei Wechselwirkungen sozusagen einen Boden in Gestalt der Quanten einzuziehen, da ansonsten die Gesetze der Thermodynamik dazu führen würden, daß die Welt in einem Ultraviolett-Blitz (heute würde man von Gamma-Blitz sprechen) instantan zerstrahlt, weil elektromagnetische Wellen unendlich klein werden können – von daher die Quantelung. Die Frage bzw. das Problem der Unendlichkeit stellt sich auch in einer „Welt am Draht“, denn wer sagt uns, daß die Macher einer Simulation nicht ebenfalls eine Simulation darstellen und so weiter ad infinitum?

Die zweite Ultraviolettkatastrophe ergibt sich mit den „Bewußtseinseinheiten“, denn jedes einzelne Bewußtsein ist eine Welt für sich. Wir selbst simulieren ja ständig ganze Welten, wenn wir nachts träumen. Man stelle sich mal vor, Oma Käthe und Tante Helga würden in unserem Traum selbst ein Bewußtsein entwickeln und ihrerseits träumen…

2. Verschwörungstheorien

Das Problem des unendlichen Regresses (Stichworte „Welt am Draht“ und Träumen) bringt mich zum zweiten Aspekt der gegenwärtigen Esoterik: alles ist geplant, es gibt keinen Zufall. Formal entspricht dieses Gedankenfeld der wahnwitzigen Vorstellung, man könne ein ganzes Universum mitsamt von unendlich vielen Beobachtern dieses Universums simulieren. Es ist purer Mystizismus so einen allwissenden und allkönnenden Gott zu postulieren, einen omnipotenten, mir fällt spontan kein anderer Name ein, „Klaus Schwab“. Man muß im Gegenzug nur wirklichen „Verschwörern“ zuhören, etwa Ex-Mitgliedern des amerikanischen National Security Council, die von ineffizienter und saublöder Bürokratie berichten und darüber, daß ständig „Geheimnisse“ durchsickern. Oder man nehme die Berichte von Ex-Mafiabossen: es stimmt, daß die „fünf Familien“ New York City kontrolliert haben, aber Filme wie Don Siegels Der große Coup (1973) mit Walter Matthau, wo die Mafia als überweltlich effizient phantasiert wird, sind weltfremd. Die Realität war, daß ein abtrünniger Mafioso für sein legales Geschäft ein Büro in einem von der Mafia (via die Gewerkschaften) gebautes und kontrolliertes Bürogebäude unter seinem Klarnamen mieten konnte und sie erst auf ihn aufmerksam wurden, als ein Associate ihm zufällig auf dem Parkdeck über den Weg lief. Mörderisch, aber trotzdem „eine Bande von Idioten“. Heute ein verängstigter Schatten ihrer selbst.

Es gibt tatsächliche Verschwörungen noch und nöcher, aber sie werden durchweg von MENSCHEN betrieben. Und das gilt auch in einer zweiten Hinsicht: Wir glauben allzugern an das absolut Böse. Moloch wurden Kinder geopfert und werden es heute noch, etc. Alles römische und jüdische Greuelpropaganda, die mit der abenteuerlich hohen Kindersterblichkeit in der Antike zusammenhängt. Hinzu kommt das Aussetzen von ungewollten Neugeborenen, das noch heute bei Naturvölkern gang und gäbe ist. Mit „Satanismus“ hat das nichts zu tun!

Wer will ausschließen, daß es irgendwo Durchgeknallte gibt, die ähnlich wie Richard Ramirez den Katholizismus einfach auf den Kopf stellen, und unaussprechliche Dinge tun, um im Jenseits von Satan belohnt zu werden? Genuine „Satanisten“ wie Kenneth Anger mögen zwar Schwarze Magie betreiben, aber erstens wurde keiner je irgendeines Kapitalverbrechens „auf materieller Ebene“ überführt und überhaupt: Anger hat Zeit seines Lebens am Hungertuch genagt und auch alle anderen Großen der Szene konnten allenfalls bei amerikanischen Trash-Talkern im Fernsehen reüssieren. Traurige Gestalten, die entweder einem, mir fällt kein besserer Begriff ein, „verquasten Pseudo-Atheismus“ anhängen oder mit Hilfe der Magie selber zu „Göttern“ werden wollen. Jeder amerikanische Fernsehprediger ist hundertmal mehr sinister!

Wie die Matrix sind auch die gängigen Verschwörungstheorien – bodenlos.

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Fachbewußtsein” und folgende

21. Juli 2024

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Fachbewußtsein“ und folgende

Mal wieder ein haßerfüllter Blogeintrag von Peter

11. November 2023

In letzter Zeit fällt mir auf, daß die jungen Psychologen insbesondere in psychosomatischen Tageskliniken ihre Patienten zunehmend „antipädagogisch“ zu ihrem „inneren Kind“ führen. Die Partnerinnen beklagen, daß ihr Mann zu einem Waschlappen geworden ist, der kindische Wutanfälle bekommt, sich nicht um die Kinder kümmern will, „weil ihm nicht danach ist“ etc. Die Leute werden, ganz im Geiste Fritz Perls, von den besagten Psychologen dazu aufgefordert, selbst ihren Kindern gegenüber ihrem ganzen Irrationalismus freien Lauf zu lassen, „um sich zu befreien“ und um „authentisch zu bleiben“. Ihr ach so kostbares Ich! Wenn das dann noch mit dem woken Moralismus verbunden wird, ist das Irrenhaus perfekt. Und diese Vollpfosten von „Therapeuten“ mitsamt ihren „Patienten“ bilden sich auch noch ein irgendwie auf der Seite der Aufklärung und von „LSR“ (ohne den Begriff zu kennen, selbstredend) zu stehen: Lebensfreude, Fortschritt, Eigenheit, antiautoritär, befreit, selbstbestimmt, aufgeklärt. Mir graut vor den ebenso beziehungsunfähigen Kindern, die die Produkte derartiger „Therapien“ heranziehen werden.

Was die Menschen heute, d.h. im antiautoritären Zeitalter, stattdessen brauchen, ist vor allem Orientierung nicht „Freiheit“. Beispielsweise, daß irgendwelche Experimente mit der Sexualität oder dem Bewußtsein (Drogen) am Anfang vielleicht aufregend sein mögen, aber zu nichts führen, abhängig machen und langfristig Schaden werden. Sie setzen einen Teufelskreis in Gang, der nur durch Selbstdisziplin unterbrochen werden kann. Warum diese Disziplin nicht jetzt aufbringen, bevor Dinge aktiviert werden, die ein fatales Eigenleben entwickeln? Das gleiche gilt schon für Wutanfälle. Meistens sind es nur hilflose, impotente Versuche die innere Erregung loszuwerden, weil man nicht wirklich das „innere Brennen“ ertragen kann. Ähnlich ist es mit irgendwelchen herbeigekitzelten angeblichen „multiplen Orgasmen“ bestellt, die nichts mit wirklicher bioenergetischer Entladung zu tun haben, oder mit „erweiterten“ Bewußtseinszuständen, die weit von wirklichen Einsichten in die Natur der Dinge entfernt sind: Ersatzkontakt statt Kontakt.

Heute ist Zurückhaltung, Überlegung, das was man früher verächtlich als „sekundäre Tugenden“ bezeichnet hat, wichtig. Das Ertragen und fruchtbar Machen von „Spannungszuständen“. Deshalb bin ich auch kein Libertärer, egal wie sehr ich auch mit Libertären sympathisiere. Beispielsweise würde ich, könnte ich es denn, Frauen den Alkoholkonsum schlichtweg verbieten. Ja! Sie können nie 100%ig sicher sein, daß kein Embryo in ihnen heranwächst. Ich würde generell Cannabis verbieten, weil es Kinder schwerst schädigt. Sind nämlich die Eltern „Konsumenten“, wachsen die Kinder in einem Horrorfilm auf, in dem die Eltern immer wieder und schließlich permanent zu Zombies mutieren, zu denen keine echte emotionale Beziehung aufgebaut werden kann.

Ist das nicht ungeheuerlicher Autoritarismus? Bitte! Euren scheiß Liberalismus, eure teuflische „Toleranz“ und eure lächerliche „Demokratie“ könnt ihr euch sonstwo hinstecken. Man darf sekundäre Triebe und die Emotionelle Pest nicht dulden. Punkt! Wer sich wie ein verzogenes Kind benimmt, wird auch so behandelt. Aber gilt nicht die freie, „antiautoritäre“ Erziehung? NEIN! Gegenwärtig geht eine ganze Generation von Kindern psychisch (emotional) zugrunde, weil man ihnen alles durchgehen läßt. Das empfinden sie nämlich nicht etwa als Liebe, sondern ganz im Gegenteil als Gleichgültigkeit und Vernachlässigung. Jeder einigermaßen kontaktvolle Mensch sollte spüren, daß man Kinder bei bestimmten Sachen Grenzen setzen kann, ohne daß sie sich abpanzern, daß man aber bei anderen Dingen unter keinen Umständen eingreifen darf. Beispielsweise muß ein Kind lernen, daß auch andere Rechte habe, aber unter keinen wie auch immer gearteten Umständen darf man sich über sein lustvolles Erkunden der Welt lustig machen, dieses verurteilen oder gar unterbinden. In Amerika kann es passieren, daß die Polizei gerufen wird, weil ein 5jähriger „Sexualstraftäter“ ein 4jähriges Mädchen umarmt und geküßt hat!

Ist es zuviel verlangt, daß ich in einer normalen Welt leben will, nicht in einer CLOWNSWELT? Und noch eins drauf: Ich würde die internationalistische Linke (also Grüne, SPD, Linke) zu Staatsfeinden und Volks- und Landesverrätern erklären und als Verfassungsfeinde schlichtweg verbieten; die restlichen Parteien, die von diesem Gift zersetzt sind, unter strengste Beobachtung stellen. Gegen eine nicht-woke wirkliche ARBEITER-Linke, eine NATIONALE Linke hätte ich nichts, aber auch rein gar nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil! Aber dieses gottverfluchte Gesindel von Gutmenschen…

Jenseits des Lebens / Jenseits des Todes (Teil 6)

17. Juli 2023

Was Leben und Tod betrifft habe ich natürlich keine Antwort, nur als Aussagen getarnte Fragen, wobei ich einen Verdacht noch gar nicht angesprochen habe: die abstrakte Natur des Bewußtseins an sich. Elementarteilchen sind identisch (schließlich können wir etwa Elektronen in keinster Weise „beschriften“!) und beispielsweise Zahlen sind identisch: zwei Birnen, zwei Äpfel – die 2 bleibt 2! Wer sagt uns, daß unser individuelles Bewußtsein nicht genauso geartet ist? Schließlich können wir Bewußtseinsinhalte ebenfalls nicht „beschriften“! Daß es auf der Welt nur EINEN Zahnschmerz gibt (also nur einen „ziehenden“, nur einen „pochenden“, etc.), nur ein Angstempfinden etc.? So daß wir auf einer gewissen Ebene genauso individuell sind wie ein Elektron oder „die 2“ – nämlich ganz und gar nicht! Ohne Individuum kein Tod.

Das bringt mich zurück zu Teil 1, denn die dort beschriebenen funktionellen Transformationen sind genau das: der Übergang vom Individuellen zum Allgemeinen, sozusagen von „Äpfeln“ und „Birnen“ zur „2“. Letztendlich interessieren uns philosophische Fragen, wie die nach dem Leben nach dem Tod, nicht, sondern nur die orgonenergetischen Funktionen, die sich hinter der Frage und ihren vermeintlichen Antworten verbergen. Die Orgonomie ist keine Weltanschauung, sondern die Untersuchung der Grundlage aller denkbaren Weltanschauungen. Jede dieser Weltanschauungen hat irgendwo recht, aber sie kann nicht sagen, wo und wieso und auch wann sie recht hat und wann nicht! Funktionalismus!

Zum Abschluß noch der Verweis auf schamanistische „Astralreisen“, also das willentliche Verlassen der Seele aus dem Körper. Der wohl überzeugendste Hinweis darauf, daß es ein Leben nach dem Tode geben könnte. Was leider nicht gesehen wird, ist, daß man mit derartigen Praktiken, insbesondere auch Drogen, „Wesenheiten“ ein Einfallstor bietet, die alles tun, um dich zu vernichten. Ein Beispiel ist die folgende junge Frau, die auf Astralreisen ging bis sie eines Tages während einer solchen „Reise“ unvermittelt von ihrem Freund angerufen wurde und panikartig in ihren Körper zurückkehrte. Seit diesem Tag wurde sie von haßerfüllten und pornographischen Gedanken geplagt, die sich fremd anfühlten, als wären es nicht ihre eigenen Gedanken.

Oder wie es in einem Kommentar unter dem Video heißt:

Ich habe das Gleiche durchgemacht. Es gab einen spirituellen Weg namens Eckankar, bei dem sich der Glaube auf Astralreisen konzentrierte. Eines Nachts schlüpfte ich aus meinem Körper. Ich war entsetzt und zog mich zurück in ihn, was extrem schwer war. Danach hatte ich tagelang das Gefühl, von etwas Bösem heimgesucht zu werden. Ich vermied den Schlaf.

Reichs Schüler Elsworth F. Baker glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod, mußte aber zugeben, daß ihn Berichte über „Geister und Gespenster“ in dieser Hinsicht unsicher machten. Sie stammen, so der Volksglaube, von Menschen, die unvermittelt und meist auf grausame Art aus dem Leben gerissen wurden. Sie haben sozusagen gar nicht mitgekriegt, daß sie gestorben sind und „spuken“ seitdem weiter.

Ich erwähne zum Abschluß diese, wenn man so will, „spirituellen Unfälle“, weil wir möglicherweise allesamt Kurpfuscher sind und uns selbst und unseren Mitmenschen ungeheuren Schaden zufügen, weil wir einen zentralen Bereich unserer Existenz als beseelte Wesen ignorieren und „das Leben nach dem Tod“ irgendwelchen verpeilten Mystikern überlassen. Außerdem verweise ich zurück auf meine Ausführungen über Kinder und Greise, die „nicht ganz von dieser Welt sind“, sondern in einer „magischen Welt“ leben. Dazu muß man sich der Tatsache gewahr sein, daß ein Gutteil der „Kinder der Zukunft“, konkret die Kinder und Kindeskinder von Reich-Anhängern, teilweise eine absolute Katastrophe waren. Wissen wir, was wir tun, wenn wir Kinder „ohne Gott“ aufwachsen lassen? Ich weiß nicht, aber es kann sein, daß wir einen riesigen Fehler begehen. Übrigens versuchte Reich am Ende, als alles düster und hoffnungslos war, seinem Sohn Peter das Beten nahezubringen…

…und noch etwas: genauso wie man alles tun sollte, um seine Kinder ungepanzert in die Welt zu schicken, sollte man alles tun, um selbst diese Welt ungepanzert zu verlassen. Wie ich bereits sagte: die Panzerung macht deine Träume zu Alpträumen – genauso könnte die Hölle auf dich warten, wenn du gepanzert ins „Jenseits“ trittst.

Die meisten Menschen treibt die Angst um, daß ihre bewußte Existenz zusammen mit dem Absterben der körperlichen Funktionen verschwindet, wie eine Kerzenflamme, wenn das Kerzenwachs aufgebraucht ist. Mich treibt die genau gegenteilige Befürchtung um – etwas, was ich im übrigen mit Milliarden von Hindus, Buddhisten und vielen Animisten teile. Sie glauben, dieses „Feuer“ brenne weiter von der Sehnsucht getrieben eine neue Kerze anzufachen.

Um Gottes Willen! Ich merke, daß ich mich gerade erst anfange mich warmzuschreiben, deshalb endlich Schluß mit dem Thema 😉

Jenseits des Lebens / Jenseits des Todes (Teil 2)

13. Juli 2023

Wie in Teil 1 angeschnitten, gibt es prinzipiell zwei Antworten auf die Frage nach dem „Leben nach dem Tode“:

1. Ausgehend von der „atomistischen“ Physik des 19. Jahrhunderts und einer „wirklich“ unendlichen Zeit des Universums sollte es eine Wiederkehr jedes beliebigen Zeitpunktes geben, darüber hinaus sogar eine unendlich häufige Wiederkehr desselben. Dies war aber nur die sozusagen „objektive“ Oberfläche von Nietzsches Konzept der ewigen Widerkehr. Tatsächlich ging es ihm weitaus mehr um den subjektiven Aspekt dieses „Die Welt ist tief!“ Mich gibt es nur im Zusammenhang mit meiner Umgebung, d.h. dem gesamten Universum. Ist irgendetwas anders, dann bin ich nicht mehr ich, was nichts anderes bedeutet, als daß ICH die ewige Wiederkehr bin. Jeder Augenblick ist das Siegel der Ewigkeit. Wenn man demnach eine Uhr betrachtet, diese mit dem Universum gleichsetzt und gewahr wird, daß jede beliebige „objektive“ Zeigerstellung ewig wiederkehren wird, dann gehört zu dieser Uhr bzw. diesem Universum vor allem auch mein jeweiliger subjektiver Zustand.

Dieses Konzept war nie sehr überzeugend, doch interessanterweise hat die Physik des 20. Jahrhunderts, die das „Legobaustein-Universum“ ad absurdum führte, diesen Weltentwurf erst tragbar gemacht, denn mit der Quantenphysik war nicht nur der Beobachter unlösbar mit dem Beobachteten verknüpft, sondern es war (Stichwort EPR-Paradoxon) konzeptionell vorstellbar, daß alles mit allem „verschränkt“ ist. Unsere Existenz und unsere Stellung im Weltraum hat damit ein Gewicht, die jedes Spekulieren über ein Fortleben über den Tod hinaus zu einer beiläufigen Marginalie macht. Die Ewigkeit ist hier und jetzt!

2. Ursprünglich gab es in der Orgonomie keinerlei Platz für ein Leben nach dem Tod. Leben ist das Pulsieren und Fließen von kosmischer Orgonenergie innerhalb einer Membran. Sie wird dadurch zu organismischer Orgonenergie, die sich wieder zu kosmischer Orgonenergie wandelt, löst sich die besagte Membran auf. Verkürzt dargestellt, aber den Kern der Angelegenheit treffend.

Alles ist Bewegung (Pulsation und Kreiselwelle) und deshalb ist eine die Zeiten überdauernde Identität ausgeschlossen. Alles löst sich schließlich auf und Neues entsteht. Wenn man so will „energetischer Materialismus“. Tatsächlich ist das aber eine einseitige Darstellung, die die Realität nicht trifft. Wie bei Punkt 1 weist uns wieder die Quantenphysik in die richtige Richtung. Ich spreche von der „ko-existierenden Wirkung“, ein Begriff den Charles Konia vom genannten EPR-Paradoxon abgeleitet hat. In der Natur gibt es Funktionen, die so ablaufen, als gäbe es den trennenden Raum zwischen Objekten nicht (die bereits erwähnte „Verschränkung“), d.h. die Wirkung erfolgt an Punkt A und B gleichzeitig. Unser Bewußtsein ist genau das: es hat keine Teile, der Raumbegriff macht bei ihm keinen Sinn. Henri Bergson hat viel darüber geschrieben und Reich ist von diesen Überlegungen ausgegangen; oder etwa auch von F.A. Langes Ausführungen, daß kein denkbarer Weg von den Atomen zum Bewußtsein führt.

Wir kennen den Tod aus eigenem täglichen Erleben: den Schlaf, der uns den Traum schenkt, in dem wir ganz und gar in eine Welt eintauchen, die von der „ko-existierenden Wirkung“ geprägt ist. Was der Orgasmus im Bereich der Orgonenergie-Bewegung ist (die gestaute Orgonenergie verläßt explosionsartig die Membran, „ich komme“ – der „kleine Tod“), ist der Traum im Bereich der ko-existierenden Wirkung. Der Schlaf sorgt dafür, daß wir unser hohes Orgonenergie-Niveau aufrechterhalten können und der Traum strukturiert ständig von neuem das, was wir Wirklichkeit nennen. Ohne diese sozusagen „organische Psychotherapie“ würden wir buchstäblich verrückt werden.

Schwieriges Thema. Ich setze in Teil 3 nochmals an…

Von den Massen lernen, heißt siegen lernen

29. Juni 2023

Ich habe mich damit beschäftigt, wie der Dialog buchstäblich unsere menschliche (menschengemachte) Umwelt erschafft. Das wirkt weniger fremdartig, wenn man sich vergegenwärtigt, daß das gesamte Universum Produkt eines „Dialogs“, d.h. von Dialektik ist: alles, wirklich ausnahmslos alles, läßt sich mit orgonometrischen Gleichungen beschreiben, weil die Bifurkation und das Gemeinsame Funktionsprinzip das Wesen des Universums selbst ausmacht.

Letztendlich wird alles von orgonotischen Prozessen, der Orgonenergie selbst, bestimmt. Das gilt auch für Gesellschaft, Ökonomie und Politik. Wie Reich in Menschen im Staat ausgeführt hat, ist der Geschichtsprozeß nichts weiter als Bewegung der Orgonenergie. Warum war Reich zu seiner Zeit so erfolgreich und warum ist die gegenwärtige Orgonomie so erfolglos? Weil Reich auf bereits existierenden Wellen auf den Ozean der Massen ritt, während die gegenwärtige Orgonomie versucht Wellen zu erzeugen, was sowohl lächerlich als auch größenwahnsinnig ist. Verliere nie den Kontakt zu den Massen, sonst bist du verloren. Ich meine nicht opportunistischen Populismus, der eh nur kurzfristigen Erfolg bringt, sondern den Kontakt zu den „revolutionären“ Unterströmungen bzw. allgemein zum fortschreitenden gesellschaftlichen Prozeß, was mit einem dauerhaften Erfolg einhergeht.

Reich zufolge muß man wissen, wohin sich die Massen bewegen werden, bevor diese selbst es wissen, und somit ihr natürlicher Führer sein. Es geht um orgonotischen Kontakt, um das, was man gemeinhin „politisches Gespür“ nennt. Das gilt nicht nur für die Politik, sondern natürlich auch für die Wirtschaft. Zu wissen, was die Kunden wirklich wollen, bevor sie überhaupt wissen, daß sie es wollen! Das ist der Schlüssel zum Erfolg in der Wirtschaft wie auch in der Politik. Das ist es, was man „Menschen inspirieren“ nennt.

Natürlich kann es in der Politik nicht darum gehen, irgendwelchen läppischen „Trends“ zu folgen, sondern freiheitliche („revolutionäre“) Impulse zu registrieren und ihnen zum Bewußtsein ihrer selbst zu verhelfen. Die Gesellschaft ist krank und strebt danach die natürliche Selbstregulation wiederherzustellen. Was Not tut, kann man nicht aus Büchern lernen, man kann keine „Theorien umsetzen“, ohne sich lächerlich zu machen, sondern man kann nur das tun, was jeder Orgonom tut, wenn er beispielsweise den Reichschen Bluttest durchführt: die orgonotische Strömung selbst beobachten. Im gesellschaftlichen Bereich ist das „Labor“ die Straße, der Arbeitsplatz, die Familie, das gesellschaftliche Leben selbst. Der einzige Unterschied ist, daß man den „dialektischen“ (orgonomisch-funktionalistischen) Blick hat und ein möglichst unverzerrtes Gespür für orgonotische Prozesse, die im Gesellschaftsleben zum Ausdruck kommen (Erstrahlung, Anziehung, Expansion, Kontraktion, Puls, Welle, Ladung, Entladung, Assoziation, Dissoziation, Bifurkation, Fusion, Transformation, Homogenität, etc.).

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 70)

28. Juni 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Meines Erachtens gibt es zwei Aspekte von „Tiefe“. Einen vertikalen Aspekt, bei dem es um den Kontakt mit dem „tiefliegenden“ bioenergetischen Kern geht. Aber es gibt auch einen „horizontalen“ Aspekt der Tiefe – die Tiefe des Raumes: 1. wie weit kannst du sehen; 2. siehst du alternative Perspektiven; 3. wie gehst du mit der einfachen Tatsache um, daß du, was immer du auch tust, stets im perspektivischen Zentrum stehst?

Wir alle kennen das, daß wir Kontakte verlieren, weil das Gegenüber immer oberflächlicher wird. (1) Er sieht nicht, daß er mit dem Kontaktabbruch seine eigenen Zukunftsmöglichkeiten beschneidet. (2) Er ist der beschränkte Kleine Mann, der nur seine eigene Sichtweise sieht – er erkennt seine eigene Kleinheit nicht und wird deshalb ungerecht. (3) Er hat eine infantile Einstellung und sieht sich selbst als Mittelpunkt des Universums mit allmächtigen magischen Kräften, statt das Leben als Herausforderung zur Selbstregulierung zu nehmen.

Tiefe kann nur in ihren zwei oder besser gesagt vier Aspekten richtig verstanden werden: Wo befindest du dich strukturell? In der sozialen Fassade? In einer Fassade, die nur ein Vorwand für die sekundäre Schicht ist? In der sekundären Schicht? Im Kern, der durch die sekundäre Schicht verzerrt wird? usw. Plus: 1. Wo stehst du in deiner Entwicklung? a. Bist du ein Kind (Freiheit) oder ein verantwortungsbewußter Erwachsener, der zukünftige Konsequenzen sieht; sieht, was am Horizont liegt und näher kommt? b. Kannst du dich in eine andere Person hineinversetzen, d.h. die Perspektive wechseln? c. Aufgrund deiner bloßen Existenz und Wahrnehmungsfähigkeit stehst du in jedem Augenblick im Mittelpunkt des Universums. Macht dich das solipsistisch und oberflächlich, oder macht es dich wahrhaft lebendig? Für mich sind das die vier Aspekte der Tiefe. Ein Baby zum Beispiel ist ganz Kern, aber es steht am Anfang seiner Entwicklung. Ein manipulierender EP-Charakter ist in der Lage, die Perspektive zu wechseln, um Menschen zu manipulieren, aber er ist völlig von seinem Kern abgeschnitten usw.

Die vier Aspekte des Mangels an Tiefe sind ein Gesamtpaket. Man nehme etwa Amerika, das nur noch Fassade ist („Image“), völlig unverantwortlich (man denke etwa die außer Kontrolle geratene Gelddruckerei), ideologisch („woke“) und größenwahnsinnig (Ukraine, Taiwan).

Bei Punkt 4 meiner Definition von Tiefgründigkeit (das Zentrum des [oder vielmehr deines] Universums zu sein) war ich mir selbst nicht sicher, was das überhaupt bedeutet. Nun, es wird in diesem Lied ausgedrückt:

Als ich jung war, war ich der netteste Kerl, den ich kannte. Ich dachte, ich wäre der Auserwählte. Aber die Zeit verging und ich fand ein oder zwei Dinge heraus. Mein Glanz verblaßte mit der Zeit. Ich dachte, ich lebte das perfekte Leben. Aber in den einsamen Stunden, wenn die Wahrheit zu beißen beginnt, dachte ich an die Zeiten, in denen ich mich abwandte und alles abwürgte. Ich bin doch kein netter Kerl. Als ich jung war, gab es keine Alternative zu mir. Ich war sicher, alles im Griff zu haben, aber die Zeit verging und ich verlor mich in dem, was ich vorfand. Die Beweggründe verblaßten, der Weg wurde unsicher. Ich dachte, daß ich das Leben auf die einzig mögliche Art und Weise lebte. Aber als ich sah, daß das Leben mehr als nur der nächste Tag war, wandte ich mich um und las die Schrift an der Wand. Ich bin doch kein netter Kerl. Ich bin doch kein netter Kerl. In all den Jahren, die du zwischen deiner Geburt und deinem Tod verbringst, stellst du fest, daß es viele Zeiten gibt, in denen du hättest innehalten sollen. Es ist ein ziemlicher Schock, wenn dieser Trip dich schließlich zu Fall bringt.

Wie einer der Kommentatoren unter dem Video schrieb: „Ich liebe die Lyrics. Es ist ziemlich tiefgründig. Im Grunde genommen geht es um den Kern des Erwachsenwerdens: Du stellst fest, daß du nicht das Zentrum des Universums oder die Hauptfigur in einer Geschichte bist. In Wirklichkeit bist du vielleicht der Bösewicht in der Geschichte von jemand anderem.“ Werde erwachsen!

Das Jüngste Gericht begann 1960 (Teil 12)

17. April 2023

Im November 1932 hielt Leo Trotzki seine berühmte „Kopenhagener Rede“ unter dem Titel „Die russische Revolution“. Sie endete mit den folgenden drei Absätzen:

Zwar hat die Menschheit mehr als einmal Giganten des Gedankens und der Tat hervorgebracht, die die Zeitgenossen wie Gipfel einer Bergkette überragten. Das Menschengeschlecht hat ein Recht auf Aristoteles, Shakespeare, Darwin, Beethoven, Goethe, Marx, Edison, Lenin stolz zu sein. Warum sind diese aber so selten? Vor allem darum, weil sie fast ausnahmslos aus höheren und mittleren Klassen hervorgegangen sind. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, sind die Funken der Genialität in den niedergehaltenen Tiefen des Volkes, ehe sie noch auflodern konnten, erstickt. Aber auch deshalb, weil der Prozeß der Zeugung, der Entwicklung und Erziehung des Menschen im Wesen eine Sache des Zufalls blieb und bleibt: nicht durchleuchtet von Theorie und Praxis, nicht dem Bewußtsein und dem Willen untergeordnet.

Die Anthropologie, Biologie, Physiologie, Psychologie haben Berge von Material gesammelt, um vor dem Menschen in vollem Umfange die Aufgaben seiner eigenen körperlichen und geistigen Vervollkommnung und weiteren Entwicklung aufzurichten. Die Psychoanalyse hob mit Sigmund Freuds genialer Hand den Deckel vom Brunnen, der poetisch die „Seele“ des Menschen genannt wird. Und was hat sich erwiesen? Unser bewußtes Denken bildet nur ein Teilchen in der Arbeit der finsteren psychischen Kräfte. Gelehrte Taucher steigen auf den Boden des Ozeans und fotografieren dort geheimnisvolle Fische. Indem der menschliche Gedanke auf den Boden seines eigenen seelischen Brunnens hinabsteigt, muß er die geheimnisvollsten Triebkräfte der Psyche beleuchten und sie der Vernunft und dem Willen unterwerfen.

Ist er einmal mit den anarchischen Kräften der eigenen Gesellschaft fertiggeworden, wird der Mensch sich selbst in Arbeit nehmen, in den Mörser, in die Retorte des Chemikers. Die Menschheit wird zum ersten Male sich selbst als Rohmaterial, bestenfalls als physisches und psychisches Halbfabrikat betrachten. Der Sozialismus wird ein Sprung aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit auch in dem Sinne bedeuten, daß der gegenwärtige, widerspruchsvolle und unharmonische Mensch einer neuen und glücklicheren Rasse den Weg ebnen wird.

Reich hat im Oktober 1933 diese Aussagen Trotzkis in seiner kurzen Korrespondenz mit ihm in einen – Reich‘schen Zusammenhang gestellt.

Die kommunistische Partei kann als wirtschaftspolitische Organisation die sexualpolitische Arbeit nicht leisten, hierzu ist eine eigene Massenorganisation notwendig, doch kann diese ohne Anlehnung an eine politische Partei ebensowenig zur vollen Entwicklung kommen. Ich bitte Sie nun, mir mitzuteilen, wie Sie zu einer Zusammenarbeit stehen. Dazu wäre natürlich notwendig, daß sich die Führung der politischen Organisation ausreichend über die Grundprobleme der Sexualpolitik orientiert und im Falle des grundsätzlichen Einverständnisses die Organisation unterstützt. Ich glaube bei Ihnen für die Bedeutung der Sexualpolitik für den Klassenkampf mehr Verständnis, als sonst der Fall ist, zu finden und gründe diese Ansicht auf den Schluß Ihrer Kopenhagener Rede; sowie auf Ihre Schrift „Fragen des Alltagslebens“, ich glaube aus dem Jahre 1924, in der Sie im Anhang mit vollem Verständnis die Fragen der Funktionäre dieses Gebiet betreffend abdruckten. Ich darf, ohne es hier zu beweisen, anfügen, daß der Rückgang der Kulturrevolution in der SU zentral mit der Tatsache innigst zusammenhängt, daß die sexuelle Revolution im Jahre 1923 abgestoppt und nicht ins Klare weiterentwickelt wurde.

Reich verkannte vollkommen, daß er und Trotzki (und mit ihm praktisch das gesamte damalige „progressive Lager“) auf zwei vollkommen unterschiedlichen Seiten standen. Marx, Engels, Lenin, Trotzki, Stalin ging es um die Beherrschung der „anarchischen“ Natur, und zwar im Sinn sowohl der äußeren als auch der inneren. „Planwirtschaft!“ Freudianisch ausgedrückt: wo Es war sollte Ich herrschen. Reich ging es ganz im Gegenteil um die Beendigung dieser Art von Herrschaft per se: wo Über-ich war, sollte Ich sein. Das Menschentier sollte „entdomestiziert“ werden und auf gesellschaftlicher Ebene die „natürliche Arbeitsdemokratie“ freigelegt werden.

In seinen obigen Ausführungen dachte Trotzki an etwas grundlegend anderes; etwas, was dem heutigen „Transhumanismus“ nahekommt: „Bewußtsein“, „Wille“, „körperliche und geistige Vervollkommnung und weitere Entwicklung“, „Triebkräfte der Psyche beleuchten und der Vernunft und dem Willen unterwerfen“, „mit den anarchischen Kräften der eigenen Gesellschaft fertigwerden“, „der Mensch in den Mörser, in die Retorte des Chemikers stecken“. Transhumanismus: „Die Menschheit wird zum ersten Male sich selbst als Rohmaterial, bestenfalls als physisches und psychisches Halbfabrikat betrachten.“

Dahinter steckt der eine welthistorische Konflikt zwischen LSR und DMF, zwischen LaMatrie, Stirner, Reich auf der einen und Diderot (Rousseau sowie weitere Menschenbändiger und -züchter), Marx (Nietzsche sowie weitere Menschenbändiger und -züchter) und Freud (Marcuse sowie weitere Menschenbändiger und -züchter) auf der anderen Seite. Bernd Laska hat gezeigt, daß ein Teil von Reichs Tragödie darin bestand, diesen grundlegenden anthropologischen Unterschied zwischen sich und Leuten wie Trotzki, nicht zu sehen bzw. nie deutlich genug wahrzunehmen und eindeutig auszuformulieren. Bereits ins der Deutschen Ideologie hatte Marx gegen Stirner dargelegt, daß der Weg zur Emanzipation nichts Abstraktes sei, blablabla, sondern nur über die Veränderung der Umwelt möglich sei, wobei sich der Mensch selbst verändere…