Posts Tagged ‘Subjekt’
20. Dezember 2025
In Tiefenwahrheit ist ein maßgeblicher Einwand Töpfers, daß der Begriff „Schmerz“, bei Reich gar nicht vorkomme. Der Schmerz entstehe durch eine Verletzung. Der „Urschmerz“ (Janov) stamme von einem dem Säugling oder Kind zugefügtem Trauma (S. 139f).
Im Freisetzen des Urschmerzes liegt die Wiederentdeckung des klitzekleinen Eigners, hier steigt Phönix aus der Asche, hier wird das Nichts genichtet, hier beginnt die „Negation des irrationalen Über-Ichs“ und der Fremdsteuerung. (S. 468)
Nun, der Schmerz ist im Gegensatz zur kontraktilen Emotion Angst „nur“ eine kontraktile Sensation. Reich setzt sich in Der Krebs eingehend mit ihm auseinander im Zusammenhang mit den „ziehenden“ Krebsschmerzen. Daß so viele Psychologen und Laien, die „psychotherapeutische“ Systeme entwickeln (nichts leichter als das!), sich derartig auf den Schmerz kaprizieren, hat mit ihrer fast durchweg linken („liberalen“) Charakterstruktur zu tun, die auf der Überführung von Emotionen in Sensationen beruht. Das ist einer ihrer hauptsächlichen Abwehrmechanismen. Als schlagendes Beispiel betrachte man eine beliebige Sitzung der Töpferschen „Tiefenwahrheit“: jede aufkommende Emotion wird in Schmerz überführt. Die „Verschmerzung“ ist das Ziel.
Charakteristisch ist auch, wie Töpfer derartiges Aufdecken von Abwehrmechanismen vom Tisch wischt. Imgrunde ist das der gesamte Inhalt seines sehr dicken Wälzers:
Um von der Sinnlosigkeit des analpsycholytischen Geschwätzes abzulenken, versteckt [Freud] die ausbleibenden, gar nicht entstehen könnenden Erfolge in Witzischkeit, und wendet dafür eine Technik an, die er in seinem (…) Buch Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten erklärt hat: die Unifizierung. (…) Im so hergestellten beißenden Sarkasmus wird die Einsicht des Mißerfolgs [der Psychoanalyse] ertränkt: Durch das Kleinmachen der anderen macht er sich zwar nicht groß, rettet sich und seine erfolglose Methode aber. Jetzt kann er weiterhin zynisch Patienten annehmen und diese sinnlos „behandeln“ – entgegen seines eigentlich besseren Wissens und gegen riesige Honorare. Reich macht das (…) genauso, hat aber dafür wenigstens einen absolut triftigen Zweck – einen „höheren und heiligen“, würde Stirner sagen –: Geld für den Krieg gegen die Außerirdischen zu generieren. (S. 132)
Reichs Charakteranalyse sei zwar der richtige Ansatz gewesen, da er in die Tiefe ging, aber dabei sei er „wohl in ein zu heißes Fahrwasser geraten und hatte darauf den Rückzug bzw. die Flucht in den Mechanismus und das kosmische Ingenieurswesen angetreten“ (S. 135). Reich sei „durch und durch Mechanist“ gewesen (S. 172).
Reich und seine Schüler waren nicht an den erlebten Existenzen, sondern am Zirkulieren einer Energie interessiert, und schauten nach, wo die Energie am freien Zirkulieren gehindert wird. Dort müsse sie wieder freigelegt, von Blockierungen befreit und zum Fließen gebracht werden. (S. 173)
Doch dieser Vorwurf des Mechanismus ist pure Projektion Töpfers, was deutlich wird, wenn er unmittelbar fortfährt, daß vielmehr „das Subjekt als Existenz“ (nicht etwa „die Existenz des Subjekts“!) im Mittelpunkt stehen müsse. Explizit geht es ihm um – Erlösung (vgl. S. 201f)!
Dazu muß ich wieder weiter ausholen: Bei Mechanisten wie Elon Musk, der uns am liebsten einen Computer-Chip ins Gehirn pflanzen würde und von Kolonien im sterilen Weltraum träumt, also die Verkörperung des technizistischen Alptraums, ist es so, als sei das Kontinuum zwischen Gefühlen und Gedanken unterbrochen. Sie sind wie blind, was all die nonverbalen Signale und verbalen Zweideutigkeiten betrifft, die durchschnittliche Menschen ständig austauschen, so daß diese Normalmenschen in einem Gefühlsgewebe gefangen sind. Mechanisten wie Musk sind frei davon und gehen durch dieses enge soziale Gespinst wie durch ein Vakuum, so als existiere es gar nicht. Aber ohne ein „Du“ gibt es kein „Ich“! Was bleibt ist die Leere eines Autisten wie Musk.
Töpfer geriert sich als das exakte Gegenteil eines Mechanisten, ist aber im alles beherrschenden Mechanomystizismus nicht mehr als der mystische, d.h. sozusagen „nach innen gerichtete“ Gegenpart. Er will sich mittels der Praxis der „Tiefenwahrheit“ nicht über die Welt orientieren, in der er leben muß, sondern: „Für mich ist Philosophie nur Nachdenken und Nachsinnen über mich und meine Lage“ (S. 188). Ich, ich, ich! Es geht um den Rückzug in sich selbst und die eigenen Befindlichkeiten. So als würde sich ein wirkliches „Ich“ für sich selbst interessieren! Im Gegensatz zum Mechanisten haßt er zwar „die Maschine“, aber im Grunde lebt auch er in einem Vakuum – und hat entsprechend nur abgrundtiefe Verachtung für „Körpertherapie- und Orgonfreaks“ und „Orgon-Spinner“ übrig.
Töpfer bringt es sogar fertig, in Bezug auf dessen Begriff „Eigner“ von Stirners „theoretischer Ur-Sünde“ zu sprechen (S. 195), denn in der Tiefenwahrheit gäbe es nur noch das unmittelbare Ich. Als Agnostiker spielt auch Stirners Problemstellung der „Ehrfurcht“ für Töpfer keine Rolle mehr. Er ist einfach nur von seinen Eltern enttäuscht und verzweifelt traurig (S. 197f), „ich fühle mich einfach nur verzweifelt verrückt gemacht“ (S. 198). Hingegen, oder wohl genau deshalb, spielt „das Heilige“, der bei Stirner der Endgegner ist, für Töpfer „eine ausgeprägt positive Rolle: Manchmal ist es noch das Lebendigste an mir“ (S. 199). Es geht hier natürlich nicht um das heteronome, sondern um das „positiv-autonome Heilige“ (S. 201). Wir staunen, wie bei Töpfer alles einfacher und eindeutiger wird …
Und was LaMettrie betrifft: „La Mettrie ist eine sehr ‚schöne‘ und tragische, von Laska aufbereitete Erzählung und Lektüre, aber für das Programm einer Selbstermächtigung eigentlich nicht nötig“ (S. 282). Man fragt sich, was Töpfer überhaupt mit LaMettrie, Stirner, Reich und Laska zu tun hat?!
„R“ will er ja ohnehin durch „J“, wenn nicht gar „T“ ersetzen. Bleibt vielleicht Stirner, aber Töpfer ist doch eher Romantiker, dem es um „Erlösung“ geht:
Auch „Erlösung“ sehe ich überhaupt nicht negativ. Bei Laska heißt es dazu: „Diese Ausweglosigkeit [die Freiheitsunfähigkeit des Freiheitssüchtigen] sieht Stirner nur für den Wunsch nach ‚Erlösung‘, nach ‚Befreiung von oben‘, für Freiheit via Religion oder Politik: Selbstbefreiung, die egoistische ‚Empörung‘, […] ‚Befreiung von unten‘ hält er für den einzig möglichen Weg.“ – Und genau das wäre für mich eine – Erlösung. Wie soll man denn das Aufhören von Qualen sonst bezeichnen? Aber wer die Qualen nicht fühlt, der glaubt auch, sich gegen Freiheitsunfähigkeit erfolgreich „empören“ zu können. Aber hier hilft kein „Empören“ mehr. Davon hatte Stirner noch keine Ahnung. Stundenlanges tiefes Weinen und Betrauern der Freiheitsunfähigkeit hatte nichts mehr mit „Empörung“ zu tun. Wenn man damit durch war, konnte man sich nur noch von den Qualen – vorerst, halbwegs – erlöst fühlen. Erlösung kommt bei mir andauernd vor, z.B. im Video „Tod – Leben: Trauer – Abfließen – Sterben – Erlösung“. (S. 201)
Schlagwörter:Abwehrmechanismen, Angst, Autismus, Über-Ich, Elon Musk, Emotion, Erlösung, Existenz, Janov, Körpertherapie, La Mettrie, Leben, Schmerz, Schmerzen, Sensation, Sterben, Stirner, Subjekt, Tod, Trauer, Urschmerz, Verletzung
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25. November 2025
Wenden wir uns Töpfers Buch Pan-Agnostik von 2023 zu (Für ein theistisch-agnostisches Bündnis im Kampf gegen den Great Reset und Transhumanismus. Erscheinungsformen der Metaphysik und deren Wertlosigkeit für die Existenz).
Auf ein und derselben Seite zu schreiben, daß die Evolution „ein lächerliches Märchen ist“ und gleichzeitig zu behaupten, „die Existenz Gottes in Frage zu stellen (…) wäre ja dermaßen eine Dummheit zum Quadrat, wie man es sich gar nicht vorstellen kann“ (S. 24) – dazu gehört schon Chuzpe! Ich frage mich ernsthaft, welche merkwürdige Verstrickung einen Menschen mit derartigen Ansichten ausgerechnet zu LaMettrie, Stirner, Reich und Laska geführt hat. Zumal er auch noch explizit den Ironisten und Autor der Naturgeschichte der Seele, LaMettrie, als Zeugen Gottes heranzieht und wie folgt zitiert: „Damit will ich nicht sagen, daß ich die Existenz eines höchstens Wesen in Zweifel ziehe; mir scheint im Gegenteil, daß der höchste Grad der Wahrscheinlichkeit für sie spricht“ (S. 25).
Mit jeder Seite wird es schlimmer, denn mit einer verqueren Dialektik bringt es Töpfer nicht nur fertig, LaMettrie als Theisten dastehen zu lassen, sondern darüber hinaus die Theisten gegenüber den Atheisten mit Hilfe Stirners zu verteidigen: während die Atheisten ein Nichts verträten, verträten die Theisten ein Etwas, wenn auch nur einen Gedanken. „Man mag ihn wie Max Stirner als ‚Sparren‘ oder als ‚Spuk‘ bezeichnen, aber dennoch ist dieser Gedanke in der Welt: in den Köpfen der Theisten“ (S. 26). – Man kann dem Wesentlichen nicht radikaler ausweichen, dem LSR-Projekt nicht hinterhältiger die Beine wegziehen!
Um dem ganzen die Krone an Absurdität aufzusetzen schreibt Töpfer über sich selbst:
Die Frage nach der Existenz Gottes und Gott selbst ist für den Agnostiker [womit Töpfer stets sich selbst meint!] nicht interessant, denn er sieht in einem solchen Gedanken keinen Sinn und keinen Nutzen. Er sieht keinen Grund dafür sich mit diesem Gedanken überhaupt zu beschäftigen. (S. 25)
Für LaMettrie, Stirner, Reich und Laska war das die einzige Frage, die überhaupt von Interesse war! Es geht schließlich um das Über-Ich und die mystische Fehldeutung der „vegetativen Strömung“ aufgrund des Über-Ich! Aber Töpfer wirkt wie taub gegenüber dem eigentlichen Thema seines Buches. Es geht immer nur um die Verarbeitung von „Information“ und um den kleinkrämerischen „Nutzen“, so als handele es sich um ein Softwareproblem bei einem Roboter. („…durch Theismus an mehr Informationen rankommen. Aber den ‚Glauben an Gott‘ als ‚Kraft‘ brauche ich nicht“ [S. 58].) Entsprechend wird der Theismus rein rationalistisch betrachtet, statt nach den Gefühlen zu fragen. Selbst da, wo es um Autonomie (Selbstregulierung) und Heteronomie (Über-Ich) beim Theismus geht, verfehlt Töpfer den Knackpunkt. Er erläutert, daß die theistische Herangehensweise an Gott auf eine „Abwesenheit des Subjekts“ hindeute:
Das ist keine Psychologisierung, sondern logisch: Das Subjekt wendet sich ganz offenbar an etwas außer sich Liegendes, das heißt an ein Objekt, im vorliegenden Falle möglicherweise ein Personalobjekt. Das Objekt befindet sich offenbar nicht im Subjekt. (S. 44)
Ich kann aber prinzipiell nur auf ein Objekt hören! Unser Innenleben ist verinnerlichtes Sozialleben. Ohne dieses hätten wir gar kein Ich, „auf das wir hören können“, wären kein Subjekt, sondern nur reiner unreflektierter Affekt.
Einerseits ist, wie wir gesehen haben, für Töpfer die Existenz Gottes absolut evident, andererseits meint er mit „Gott“ „immer alles metaphysisch und spirituell Fremdregulierende“ (S. 55). Dieser Widerspruch ist nur möglich, weil er von seiner ganzen Denkungsart gar nicht erfassen kann, was Gott ist: einerseits die mystifizierte vegetative Strömung, die uns antreibt, und andererseits das hypostasierte Über-Ich. Je nachdem ist das entweder „Gott“ oder der „Teufel“. Stattdessen verfängt sich Töpfer in nicht enden wollenden Spitzfindigkeiten.
Dabei wäre es so einfach! Man schaue sich Reichs Buch Äther, Gott und Teufel an und vergegenwärtige sich, daß der Erzatheist Reich den Theisten durchaus ein „Bündnis“ angeboten hat und zwar zum Entsetzen seiner treuen Schüler. Immerhin konnte er nachvollziehen, daß es etwas „jenseits“ der Alltagserscheinungen gibt, wenn auch nicht mystisch und ungreifbar „wie in einem Spiegel“, aber Reich hatte doch einen gemeinsamen Boden mit den Theisten gefunden – im Gegensatz zum Verhältnis zu den mechanistischen Materialisten. Daß sich Töpfer als letzterer erweist und sich dann auch noch auf die mechano-mystischen „Gottesbekenntnisse“ von Einstein und Planck beruft (S. 23f), für die Gott ein bloßer Lückenbüßer ist wie einst für die „gefühllosen“ Deisten des 18. Jahrhunderts, für die die Welt ein perfektes Uhrwerk war, daß zwar einen Schöpfer erforderte, der sich danach aber zur Ruhe setzen konnte…
Schlagwörter:Agnostik, Autonomie, Über-Ich, Bernd Laska, Deisten, Einstein, Evolution, Gott, Great Reset, Heteronomie, Innenleben, LaMettrie, Max Stirner, Metaphysik, Planck, Selbstregulierung, Sozialleben, Stirner, Subjekt, Teufel, Theismus, Theisten, Transhumanismus, Wilhelm Reich
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23. November 2025
Wir springen ins Jahr 2022 und landen bei dem Buch von Alexander Dugin Eurasische Mission (Eine Einführung in den Neo-Eurasianismus, London: Arktos) bzw. bei Töpfers Vorwort: „Das Radikale Subjekt als Katechon“. Das gemahnt natürlich an Laskas Auseinandersetzung mit Carl Schmitt und dessen Ringen mit Max Stirner. Der „Katechon“ stellt sich dem Kommen des Antichrist entgegen, also dem nihilistischen, haltlosen Liberalismus des Westens bzw. dem, was Charles Konia als „antiautoritäre Gesellschaft“ mit ihrer nihilistischen relativen Moral bezeichnet hat.
Töpfer plaziert also das „radikale Subjekt“ in Stellung gegen den alles zersetzenden Liberalismus des Westens. Dieses Subjekt scheint jedoch merkwürdig verkümmert zu sein, denn er konstatiert, daß „die Motivation von Handlung, (…) immer aus einer Unzufriedenheit (Nichtbefriedigtheit) heraus geschieht. Und nur für uns soll alles geschehen. Dugins Manifest der Globalen Revolutionären Allianz wird mit dem Motto Unzufriedene auf der ganzen Welt, vereinigt euch! eingeleitet“ (S. X). In meiner Welt folgen Handlungen eher aus einem Wohlgefühl der Stärke und des Überflusses. Töpfer und Dugin hingegen geht es um den „existentialistischen“ Heideggerschen Menschen: ein Seiendes, das sich zu seinem eigenen Sein verhält. Es ist ein Da-Sein, dessen Hauptmoment die Sorge ist. Diese hört auf, wenn wir, frei nach Dugin und Töpfer, die Trennung von Objekt und Subjekt, Sein und Denken aufheben und ganz „postphilosophisch“ zum bloßen Ereignis werden: Authentizität, die in „existentieller Politik“ mündet (S. XII-XIV). An die Stelle der Moderne soll die Archaik treten, die, wie angedeutet, mit Heidegger „alle modernen philosophischen Konzepte auslöscht: Subjekt, Objekt, Realität, Zeit, Raum, Technik, das Individuum usw.“ (S. XXIII). Für mich klingt das nach infantilistischer Hippie-Kultur und – Nationalsozialismus!
Das rationale Individuum geht in einem irrationalen narzißtischen Brei aus purem Affekt auf. Dugin präsentiert seine „vierte Theorie“ als Alternative zum westlichen Antiautoritarismus, sie ist aber kaum mehr als eine weitere Facette dieses weltweiten Phänomens. Der Epochenbruch von 1960, der Übergang von einer autoritären zu einer antiautoritären Gesellschaft, ist an Rußland nicht vorbeigegangen, genausowenig wie beispielsweise an irgendeinem Landstrich der islamischen Welt. Ein beredtes Beispiel ist der Pop-Islamismus von ISIS.
Töpfer verbindet die von Reich und Elsworth F. Baker vertretene Theorie, daß der Liberale „keinen Kern“ hat, mit Dugins durch Heidegger inspirierte Vorstellung, daß der Liberale keine tiefe Identität hat, also quasi, wenn man so sagen kann, hohl ist und „implodieren“ muß, um „die Selbstbestätigung als die einzigartige und ultimative Instanz des Seins“ zu erreichen. Infolge erscheint das wahre Selbst. „Das Selbst entdeckt in seiner Radikalisierung nicht nur seine Transpersonalität und Weltverbundenheit, sondern auch sein Bedürfnis nach Verwurzelung“ (S. XVII). Aus dem Nichts erwächst so das Authentische und der „Katechon“ erhebt sein Haupt.
Was hier beschrieben wird, ist jedoch nicht etwa der Ausgang aus der Falle, sondern der Circulus vitiosus der Falle selbst. Die Falle ist: Die notwendige konservative Abwehr der sekundären Triebe betrifft auch die primären Triebe, die dergestalt in sekundäre Triebe umgeformt werden. Dagegen bäumen sich die freiheitskrämerischen Liberalen auf und setzen noch mehr sekundäre Triebe frei, bis sie schließlich desillusioniert dem Konservativen recht geben und zu Kreuze kriechen, auf daß die ganze Scheiße von vorne beginnt. Der einzige Ausweg aus der Falle ist die Aufklärung über diesen Mechanismus und die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Trieben. Genau das hintertreiben Töpfer und Dugin jedoch mit ihrem kategorienverwässernden Obskurantismus.
Die Duginsche „Implosion“ mit ihrem Tribalismus, Emotionalismus und untergründigem Mystizismus ist nicht etwa Ausdruck eines Impulses, der sich gegen die antiautoritäre Gesellschaft und den Gesamtwahnsinn der Falle stellt, sondern direkter Ausdruck dieser. Das reicht vom „Tribal Tattoo“ der Jahrtausendwende bis hin zum heutigen „Meine wahre Identität ist ein lila Space-Fury-Fuchs vom Andromeda“ und anderen Besessenheitsphänomenen. Die Gesellschaft implodiert und reorganisiert sich auf immer primitiverer Ebene – gesellschaftlicher bionöser Krebszerfall! Aus diesem Grund hat die Orgonomie in den 1960er Jahren in keinster Weise sich der „Gegenkultur“ der 1960er und dem New Age der 1980er Jahre angeschlossen. Das ganze ist ihr so fremd und antithetisch wie – Arthur Janov. In diesem Zusammenhang ist es kein Zufall, daß sich Töpfer in seinen Schriften ständig auf eben diese „Gegenkultur“ beruft von Bob Dylan und John Lennon bis hin zu den heutigen Entsprechungen.
Schlagwörter:Alexander Dugin, Antichrist, Archaik, Arthur Janov, Bob Dylan, Carl Schmitt, Emotionalismus, Epochenbruch, Eurasische Mission, Gegenkultur, Heidegger, Hippie, Identität, Individuum, Isis, Islamismus, John Lennon, Katechon, Liberale, Liberalismus, Max Stirner, Moderne, Mystizismus, Nationalsozialismus, Neo-Eurasianismus, New Age, Objekt, Obskurantismus, Peter Töpfer, Raum, Realität, Rußland, Subjekt, Technik, Transpersonalität, Tribal Tattoo, Tribalismus, Weltverbundenheit, Westen, Zeit
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10. Mai 2025
Das folgende ist vor dem Hintergrund des gestrigen Blogeintrags zu lesen:
Die „ironistische Verfehlung“, von der der Philosoph Hermann Schmitz spricht, beinhaltet schlicht, daß das Subjekt nicht zur Welt gehört und mit dieser nach Belieben seinen Spott treiben kann. Nichts muß man ernst nehmen, von nichts berührt werden, weil alles nur ein Spiel sei. Ein passendes Beispiel ist der psychopathische Massenmörder Hannibal Lector, der seine höhnische Distanz bei Vivisektionen von Menschen zeigt. „Frischer geht Leber nicht. Lecker!“
Hermann Schmitz ist auf diese alles menschliche Leben zerstörende Geisteshaltung vor allem in seinem Buch über Adolf Hitler in der Geschichte (Bonn 1999) eingegangen. Einer der ersten Übeltäter, neben Plotin und dessen selbstbezogenem Streben nach Glückseligkeit, sei Augustinus gewesen. Augustinus, der das Ende der Antike und den Anfang des Mittelalters markiert. Er war der Erste, der „Ich“ gesagt, eine Autobiographie geschrieben hat. Schmitz schreibt über ihn etwas, was uns Augustinus, Kirchenvater der Westkirche und damit des Westens schlechthin, sofort als ersten modernen Menschen erweist:
Jeder Mensch – das ist der Kern der Anthropologie Augustins – will vor allem glücklich sein und alles andere nur deshalb. Das letzte Ziel alles menschlichen Strebens ist das Glück. Die richtige Ordnung der Bestrebungen ist daher durch den Weg zum Glück vorgegeben. Glück ist Privatsache: Durch das Glück eines Anderen wird kein Mensch glücklich. Dieses streng auf den Einzelnen zugeschnittene Glück wird dem Seligen im ewigen Leben bei Gott zuteil. (Schmitz, S. 142)
Und weiter auf den eigentlichen Punkt kommend: „Wenn wirklich die Sehnsucht nach Glück das höchste Streben des Menschen und Genuß bei und an Gott dessen einzige Erfüllung ist, dann wird Gott nicht um seiner selbst willen geliebt, sondern als Mittel zur Erlangung des Glücks, das nur bei ihm zu finden ist“ (Schmitz, S. 144). Wenn sogar Gott ein bloßes Mittel zum Zweck ist, wie jede beliebige Prostituierte, ist ein „ironistisches“ Verhältnis zur Welt konstituiert.
Im Mittelalter selbst findet sich Meister Eckhart mit einer einzigen eher zufälligen und folgenlosen Äußerung, die zumindest ansatzweise in die gleiche Kerbe schlägt. Eckhart:
Mir kam einmal der Gedanke, es ist noch nicht lange her: Daß ich ein Mensch bin, das hat auch ein anderer Mensch mit mir gemein; daß ich sehe und höre und esse, das tut auch das Vieh; aber was ich bin, das gehört keinem Menschen sonst zu als mir allein, keinem Menschen noch Engel noch Gott, außer soweit ich eins mit ihm bin; es ist eine Lauterkeit und eine Einheit. (z.n. Schmitz, S. 169).
Seit Fichte, also mit dem Beginn der romantischen Bewegung, sei, so Schmitz, dieses Bewußtsein „massenwirksam“ wach geworden. Um 1800 beginnt sozusagen der echte Atheismus. Vorher betrachteten sich die Menschen noch als Objekte (Gottes) – selbst wenn sie sich als „Atheisten“ sahen, danach kam es sozusagen zu einem perspektivischen Wechsel. Dieses Erwachen zum „Ich“, dieser echte Atheismus, bei dem dem dergestalt „ironischen“ Subjekt alles distanzierte Travestie ist, hätte die endgültige Befreiung bringen können – hat aber stattdessen den endgültigen Untergang heraufbeschworen. Wir erinnern uns an Hannibal Lector: er hat wie kein anderer die Verlogenheit und Kontraproduktivität von Moral und Ethik, kurz dem „Über-Ich“ durchschaut, aber… – Nach Schmitz liegt die Tragik darin, daß sich der Mensch endlich findet – und im gleichen Augenblick endgültig verliert, da er sich als von allem separiertes Subjekt nicht mehr in der Welt der objektiven Tatsachen einreihen kann und so alles verspielt, nicht zuletzt sich selbst: „Weltverlust“ und „Selbstverlust“ sind ein und dasselbe.
Der Mensch hatte sich stets analog zu den Dingen betrachtet. Selbst für Descartes war das Ich von „Ich denke also bin ich!“ letztendlich, ob ausgedehnt oder nicht, auch nur ein „denkendes Ding“. Selbst Kant ist nicht darüber hinweggekommen und gehört noch ins überkommene Denken. Erst Fichte hat erkannt, daß „Ich“ kein Ding ist, sondern wirklich ein Subjekt. Aber was haben Fichte und seine Nachfolger, Schmitz zufolge insbesondere auch Stirner, aus der Einsicht gemacht, daß „ich“ kein Ding in der Welt bin? Sie haben das Ich von der Welt separiert, als sei es ein – Un-Ding, statt überhaupt Objektivität und Subjektivität, damit die ironische Distanz zu überwinden. Überwinden im Sinne einer „Atmosphäre“, bei der das Subjekt und die objektive Welt in eins fließen. Gefühle kommen dann nicht mehr von innen, sondern von außen, d.h. übermannen uns. Beispielsweise kann ich einen Sonnenuntergang auf einem Feld nur erleben, wenn ich integraler Bestandteil dieses einheitlichen „Situation“ werde. Wenn ich ihn distanziert, „ironisch“ betrachte, erlebe ich keinen Sonnenuntergang im eigentlichen Sinne. Die Welt wird leer und deshalb verschwinde auch ich. Nihilismus im eigentlichen Sinne!
Wie angedeutet reiht Schmitz auch Stirner in diese „ironistische Verfehlung“ ein, von daher ja seine epische Korrespondenz mit Laska: der wichtigste Briefwechsel der Menschheitsgeschichte. Was Schmitz nicht sieht, ist, daß Stirner den „verdinglichenden“ Faktor dingfest gemacht hat, nämlich die Vergesellschaftung des Menschen, seine „Verdinglichung“, seine Abtrennung von sich selbst und von den anderen Selbsten durch das, was Laska in Anlehnung an Freud „Über-Ich“ nennen sollte. Es geht schlichtweg um den Panzer, der den bioenergetischen Kern von der Umwelt und damit von sich selbst trennt. Das organismische und das kosmische Orgon sind ein und dasselbe, solange sie nicht durch den Panzer getrennt werden.
Mit der Rede von der „Atmosphäre“ vertritt Schmitz diese Einsicht – und umgeht sie gleichzeitig. Schmitz will den entfremdeten Menschen wieder in der Welt heimisch machen. Die „Atmosphäre“ ist ein Faktor, der sowohl die eigene Subjektivität und die Objektivität der Außenwelt in einer allumfassenden – ja, „Atmosphäre“ aufnimmt. Daß dieser „Neo-Animismus“, bei aller grundsätzlichen Berechtigung (siehe Reichs Äther, Gott und Teufel), die wahren Ursachen der Entfremdung nur verkleistert und sogar heiligt, war Schmitz nicht zugänglich zu machen. Was ist etwa mit der autoritären (heute „antiautoritären“) „Familienatmosphäre“ bzw. dem, was Schmitz wie blind hinsichtlich der eigentlichen Problematik ausgerechnet „implantierende Situation“ nennt?!
Schlagwörter:Adolf Hitler, Animismus, Antike, Atheisten, Atmosphäre, Augustin, Augustinus, Über-Ich, Fichte, Hannibal Lector, Hermann Schmitz, implantierende Situation, ironistische Verfehlung, Kant, Meister Eckhart, Mittelalter, Moral und Ethik, Nihilismus, Objektivität, Plotin, romantische Bewegung, Selbstverlust, Situation, Spott, Stirner, Subjekt, Subjektivität, Vivisektion, Weltverlust
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10. September 2024
Die Künstliche Intelligenz (KI) erzeugt nicht nur die Zukunft, sondern auch eine völlig neue Vergangenheit. Sie beginnt mit Fernsehserien aus den 1950er Jahren, die es nie gegeben hat, und endet mit einer völlig synthetischen menschlichen Vergangenheit. Im Weltnetz finden sich jede Menge Bilder und sogar Filmausschnitte beispielsweise davon wie Star Wars ausgehen hätte, wenn die Geschichte in den 1950er Jahren verfilmt worden wäre. KI generiert sogar ein „Wilhelm Reich“: synthetische Bilder von Reich, die kaum noch Ähnlichkeit mit seinem tatsächlichen Aussehen haben. So werden schon heute entsprechende Youtube-Videos über ihn mit Hilfe von KI illustriert. Eine vollkommen künstliche Pseudowirklichkeit, die immer mehr die „wirkliche Wirklichkeit“ ersetzt. Wie unter Stalin: die Geschichte wird neu geschrieben. Der Weg zur völligen Kontaktlosigkeit, bei der der Mensch auch seine letzten Wurzeln verliert bzw. ihm jedwede Verwurzelung abhanden kommt.
Die diversen Gefahren, die uns die KI beschert, kann man beliebig weiter spinnen, alles richtig und wichtig, die wichtigste Gefahr der KI findet sich jedoch in der soziopolitischen Charakterologie. Alle Mainstream-Medien, die gesamte Wissenschaft und damit das Internet wird von der pseudoliberalen (kommunistischen) Ideologie beherrscht, an allen entscheidenden Stellen sitzen pseudoliberale (kommunistische) Charaktere, alle Meinungsmacher sind Pseudoliberale (Kommunisten). KI tut nichts anderes als aus diesem Pool zu schöpfen und das vorgegebene in immer neuen Variationen zu präsentieren. Überantworteten wir KI die Weltherrschaft, würden wir in einer kommunistischen Diktatur landen, wenn nicht schlimmeres – denn schließlich ist die menschliche Rasse für den Psycholiberalen (Kommunisten) nichts anderes als ein metastierender Krebs, der ausgemerzt gehört. KI wäre ein gottgleicher „Klimakleber“, der jeder Regung des Menschengeschlechts ein Ende machen würde!
Entsprechend ist zweierlei zu tun, wenn wir durch KI profitieren und nicht ausgerottet werden wollen. Erstens müssen wir uns, wie Reich schon angesichts der tumben Maschine mahnte (Massenpsychologie des Faschismus), von KI distanzieren und das auf eine fundamentale Weise. Was damit gemeint ist, kann man nicht darstellen ohne in „orgonomische“ Phrasendrescherei zu verfallen. Aus diesem Grund möchte ich weit zurückgreifen, auf die Religionsgeschichte, und mit Max Stirner argumentieren. Dazu zitiere ich Bernd Kasts Die Thematik des „Eigners“ in der Philosophie Max Stirners (1979):
Stirner bestimmt: den Menschen ganz als Subjekt, das sich nur dann selbst verwirklicht, wenn es nicht einen Teil seiner Selbst in ein Objekt projiziert. Die Religion nimmt das veräußerlichte, idealisierte, zum Objekt erhobene Ich wieder zurück ins Subjekt, ohne es aber von seinem objektiven Charakter zu befreien. (S. 99)
Kast zitiert Stirner:
Hier liegen alle Qualen, alle Kämpfe von Jahrtausenden; denn fürchterlich ist es, außer sich zu sein, und außer sich ist Jeder, der sich selbst zum Objekt hat, ohne dies Objekt ganz mit sich vereinigen und als Objekt, als Gegen- und Widerstand vernichten zu können.
Mit KI haben wir („natürliche Intelligenz“) uns selbst nach außen projiziert („künstliche Intelligenz“), verwechseln die KI dann mit uns selbst („Religion“) und lassen uns von diesem Fremdkörper beherrschen – wie von einem „Über-Ich“.
Es geht hier um den Kern unserer Existenz als gepanzerte Wesen. Es gilt die Panzerung (das Über-Ich) in uns zu vernichten und wirklich zu selbstgesteuerten Wesen zu werden. Es geht buchstäblich um alles, was die Orgonomie überhaupt ausmacht. Wobei KI in ihrer Wirkung auf uns tatsächlich noch am ehesten mit den Begriffen der Religion erfaßbar ist – weshalb wir mehr denn je zu wahrhaften Atheisten werden müssen!
Zweitens: Der Kampf gegen den pseudoliberalen (kommunistischen) Ungeist ist weitaus dringender und existentieller, als wir ihn uns bisher ausgemalt haben. Je weiter KI die Macht übernimmt desto näher rückt das Ende der Menschheit in der rotfaschistischen Hölle. Wir müssen also, wie dargestellt, KI ähnlich bekämpfen wie die Panzerung/das Über-Ich, und gleichzeitig das pseudoliberale (kommunistischen) Programm umschreiben und die pseudoliberalen (kommunistischen) Programmierer aus ihren Stühlen treten. Der anti-rotfaschistische Kampf (Antikommunismus) ist notweniger und dringender als jemals zuvor.
Schlagwörter:Antikommunismus, Über-Ich, Internet, künstliche Intelligenz, Ki, Klimakleber, Kommunisten, kommunistisch, Mainstream, Max Stirner, Medien, Objekt, Religion, Star Wars, Subjekt, Weltnetz, Wissenschaft
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1. September 2024
1847 schrieb Marx in Bezug auf Hegels dialektische Methode:
[Die These spaltet sich] indem sie sich selbst entgegenstellt, in zwei widersprechende Gedanken, in Positiv und Negativ, in Ja und Nein. Der Kampf dieser beiden gegensätzlichen, in der Antithese enthaltenen Elemente bildet die dialektische Bewegung. Das Ja wird Nein, das Nein wird Ja, das Ja wird gleichzeitig Ja und Nein, das Nein wird gleichzeitig Nein und Ja; auf diese Weise halten sich die Gegensätze die Waage, neutralisieren sie sich, heben sie sich auf. Die Verschmelzung dieser beiden widersprechenden Gedanken bildet einen neuen Gedanken, die Synthese derselben. Dieser neue Gedanke spaltet sich wiederum in zwei widersprechende Gedanken, die ihrerseits wiederum eine neue Synthese bilden. Aus dieser Zeugungsarbeit erwächst eine Gruppe von Gedanken. Diese Gedankengruppe verfolgt dieselbe dialektische Bewegung wie eine einfache Kategorie und hat zur Antithese eine gegensätzliche Gruppe. Aus diesen zwei Gedankengruppen entsteht eine neue Gedankengruppe, die Synthese beider. Wie aus der dialektischen Bewegung der einfachen Kategorien die Gruppe entsteht, so entsteht aus der dialektischen Bewegung der Gruppen die Reihe (série) und aus der dialektischen Bewegung der Reihen das ganze System. (…) So ist für Hegel alles, was geschehen ist und noch geschieht, genau das, was in seinem eigenen Denken vor sich geht. So ist die Philosophie der Geschichte nur mehr die Geschichte der Philosophie, seiner eigenen Philosophie. Es gibt keine „Geschichte nach der Ordnung der Zeit“ mehr, sondern nur noch die „Aufeinanderfolge der Ideen in der Vernunft“. Er glaubt, die Welt mittelst der Bewegung des Gedankens konstruieren zu können, während er nur die Gedanken, die in jedermanns Kopf sind, systematisch rekonstruiert und nach der absoluten Methode klassifiziert. (Das Elend der Philosophie)
Bei aller Polemik gegen den „Hegelianer“ Proudhon, gegen den Das Elend der Philosophie geschrieben ist, wird doch zweierlei klar: Die Bifurkation („die These spaltet sich“) hin zu einer „Reihe“, also eine Ahnung von den orgonometrischen Gleichungen und, zweitens, in der Polemik gegen Hegel selbst, wird von Marx zwischen „Geschichte nach der Ordnung der Zeit“ und „Aufeinanderfolge der Ideen in der Vernunft“ unterschieden. Das letzere deutet auf eine spontan funktionierende „absolute Selbstbewegung“, die der Wirklichkeit und damit auch der Zeit selbst zugrundeliegt.
Lenin in seiner Anfang des Ersten Weltkriegs verfaßten Notiz „Zur Frage der Dialektik“ drückt sich, nicht zuletzt durch die Vorarbeiten von Engels, noch „orgonometrischer“ aus:
Spaltung des Einheitlichen und Erkenntnis seiner widersprechenden Bestandteile (…) ist das Wesen (…) der Dialektik. (…) Dieser Seite der Dialektik wird gewöhnlich (…) nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet: die Identität der Gegensätze wird als Summe von Beispielen genommen (…) nicht aber als Gesetz der Erkenntnis (und Gesetz der objektiven Welt). In der Mathematik + und –, Differential und Integral, in der Mechanik Wirkung und Gegenwirkung, in der Physik positive und negative Elektrizität, in der Chemie Verbindung und Dissoziation der Atome, in der Gesellschaftswissenschaft Klassenkampf. Identität der Gegensätze (…) bedeutet Anerkennung (Aufdeckung) widersprechender, einander ausschließender, gegensätzlicher Tendenzen in allen Erscheinungen und Vorgängen der Natur (darunter auch des Geistes und der Gesellschaft). Bedingung der Erkenntnis aller Vorgänge in der Welt in ihrer „Selbstbewegung“, in ihrer spontanen Entwicklung, in ihrem lebendigen Leben, ist die Erkenntnis derselben als Einheit von Gegensätzen. Entwicklung ist „Kampf“ der Gegensätze. Die beiden grundlegenden (…) Konzeptionen der Entwicklung (Evolution) sind: Entwicklung als Abnahme und Zunahme, als Wiederholung, und Entwicklung als Einheit der Gegensätze (Spaltung des Einheitlichen in einander ausschließende Gegensätze und das Wechselverhältnis zwischen ihnen). Bei der ersten Konzeption der Bewegung bleibt die Selbstbewegung, ihre treibende Kraft, ihre Quelle, ihr Motiv im Dunkel (oder diese Quelle wird nach außen verlegt – Gott, Subjekt etc.). Bei der zweiten Konzeption richtet sich die Hauptaufmerksamkeit gerade auf die Erkenntnis der Quelle der Selbstbewegung. Die erste Konzeption ist tot, farblos, trocken. Die zweite lebendig. Nur die zweite liefert den Schlüssel zu der „Selbstbewegung“ alles Seienden; nur sie liefert den Schlüssel zu den „Sprüngen“, zum „Abbrechen der Allmählichkeit“, zum „Umschlagen in das Gegenteil“, zum Vergehen des Alten und Entstehen des Neuen. Die Einheit (Kongruenz, Identität, Wirkungsgleichheit) der Gegensätze ist bedingt, zeitweilig, vergänglich, relativ. Der Kampf der einander ausschließenden Gegensätze ist absolut, wie die Entwicklung, die Bewegung absolut ist. (Lenin: Werke, Bd. 38, S. 338f)
Schlagwörter:Bewegung, Bifurkation, Dialektik, dialektische Methode, Einheit, Evolution, Gegensätze, Gott, Hegels, Identität, Identität der Gegensätze, Klassenkampf, Kongruenz, Lenin, Marx, Philosophie, Proudhon, Selbstbewegung, Subjekt, Synthese, Umschlagen in das Gegenteil, Vernunft, Wirkungsgleichheit
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16. August 2024
Stirner und Marx sahen das Subjekt nicht als das Eigentliche, „Authentische“, sondern nur als Phrase. Stirner hat das explizit gesagt, im Sinne, daß kein Wort, kein Begriff den Einzigen erfassen kann – man ist vor seinem Denken, sozusagen „Zwischen seinen Gedanken“. Bei Marx ist das Subjekt nur ein Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse, d.h. das Verhalten der Subjekte zueinander bzw. eine bloße Reflektion der von den Subjekten stets neu umgeformten materiellen Verhältnisse – es gibt sozusagen nur das Verhältnis.
Es ist ungefähr so, als würde ich (Stirner) sagen, daß es die Mondlandung nie gegeben hat und du (Marx) darauf antwortest: „Was! Du glaubst tatsächlich, daß es den Mond wirklich gibt?!“ Für das, worum es Laska geht (die „Verschwörung“ im Sinne des Über-Ichs) bleibt bei dieser Marxschen Denkfigur kein Platz mehr, da sich alles in „Verhältnisse“ auflöst und die Über-Ich-Problematik entsprechend ganz aus der Sicht verschwindet.
Bei Stirner löst sich das Subjekt in die Biologie auf, in das, was Reich als „Menschentier“ bezeichnet hat. Wir spielen zwar Rollen, tragen „Charaktermasken“, aber sie sind unsere Werkzeuge, während in der Welt des Wahnsinns, von der sich Stirner distanziert, sich die Menschen selbstvergessen über diese elende Schauspielerei, dieses degoutante Schmierentheater definieren. Und genau hier kommt Marx‘ Historischer Materialismus (wie er später bezeichnet wurde) ins Spiel, mit dem er Stirner überwinden wollte: das Leben ist das Kasperletheater des „Klassenkampfs“ und nichts außerdem. Am Ende stand das, was wir noch heute in Nordkorea bewundern können: wirkliches Kasperletheater, dreidimensional aus Fleisch und Blut. Man vertue sich nicht: all die krypto-Marxistischen Clowns bei den Grünen und den Sozialdemoratten sind genauso!
Und was ist nun mit denen, für die das Subjekt keine Phrase ist, die also, meinetwegen, an die „unsterbliche Seele“ glauben? Das sind die authentischen Konservativen, die einen verzerrten (mystischen) Kontakt zum „Menschentier“ in sich haben. Sie sind offensichtlich nicht vollkommen kontaktlos, während die Linke die reine Pest ist; emotionale Wüste, die letztendlich ein verwüstetes Land hinterläßt. Das beobachten wir gerade live in Deutschland!
Schlagwörter:Grüne, Historischer Materialismus, Karl Marx, Konservative, Marx, Max Stirner, Rotgrün, Sozialdemokraten, Stirner, Subjekt, unsterbliche Seele, Verschwörung
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8. Juni 2024
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Man kann den Marxismus als Versuch betrachten, mit Stirner fertigzuwerden – und den Neomarxismus als verzerrte Rückkehr des Verdrängten.
Da wäre Marx quasi Aristotelische Hinwendung zur „Essenz“. Im Kapital heißt es beispielsweise, daß sich „in den zufälligen und stets schwankenden Austauschverhältnissen Arbeitszeit als regelndes Naturgesetz gewaltsam durchsetzt, wie etwa das Gesetz der Schwere, wenn einem das Haus über dem Kopf zusammenpurzelt. Die Bestimmung der Wertgröße durch die Arbeitszeit ist daher ein unter den erscheinenden Bewegungen der relativen Warenwerte verstecktes Geheimnis“ (Marx, z.n. Wolfgang Röd: Dialektische Philosophie der Neuzeit, München: C.H.Beck, 1986, S. 223). In der Ware steckt als transzendentale Essenz die Arbeit wie Christus in der Hostie! Bei dieser „Werttheorie“ bleibt vom Subjekt („Be-Wertung“) nichts. – Von der berühmten (angeblichen Marxschen) Dialektik, d.h. dem Austausch subjektiver Sichtweisen, um „auf dem Markt“ zu einer gemeinsamen objektiven Wertung zu gelangen (etwa so wie Blinde jeweils einen Körperteil eines Elefanten abtasten und sich dabei verbal austauschen), bleibt nichts!
Der Zerfall des Marxismus, der nicht zuletzt 1933 mit Reichs Massenpsychologie begann, wirkt wie eine Wiederkehr des bösen Geistes Stirner. Beispielsweise klingt Satre verdammt nach Stirner, wenn etwa die Rede ist von „Gruppen freier Praxis“ vs. „inertes Kollektiv“ (Verein vs. Gesellschaft): „Das im eigentlichen Wortsinn Wirkliche ist das Individuum in seiner totalisierenden Aktivität, nicht irgendwelche Universalien oder Kategorien, die vielmehr erst in der Totalisierung, also als Ergebnis der individuellen Praxis, erzeugt werden“ (z.n. Röd, S. 311).
Röd erwähnt neben Sartre (der verdammt, und verquer, Stirnerisch klingt) beispielsweise Adorno und nicht zuletzt Marcuse: „Wesentlich ist für Marcuses Auffassung der Dialektik die Betonung der Rolle des geschichtlichen, erkennenden und sich frei entscheidenden Subjekts“ (Röd, S. 300).
Adorno über seine „negative Dialektik“: „Mit konsequenzlogischen Mitteln trachtet sie, anstelle des (Hegelschen) Einheitsprinzips und der Allherrschaft des übergeordneten Begriffs die Idee dessen zu rücken, was außerhalb des Banns solcher Einheit wäre“ (z.n., Röd, S. 303).
Schlagwörter:Adorno, Dialektik, Marcuse, Marx, Marxismus, Naturgesetz, negative Dialektik, Neomarxismus, Sartre, Stirner, Subjekt, Werttheorie
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14. April 2024
Die Korrespondenz zwischen Hermann Schmitz und Bernd Laska ist allein schon deshalb interessant, weil sie auf verblüffende Weise ziemlich genau den Konflikt zwischen den Psychoanalytikern und Reich wiederholt.
Wie in den 1920er Jahren in Wien und Berlin geht es auch hier um eine neue „Ich-Psychologie“. Nicht von ungefähr will Schmitz Laskas Ausdruck „rationales Über-Ich“ durch den Begriff „rationale Ich“ ersetzt sehen (S. 275). – Schmitz diagnostiziert am Anfang des europäischen Denkens eine Art Zersplitterung des menschlichen Innenlebens, bei der alles, ob in uns oder in unserer Umgebung, als ein Sammelsurium objektiver Dinge betrachtet wird, zwischen denen sich ein Kampf um Vorherrschaft abspielt. Um das Jahr 1800 kam es zu einer entscheidenden Wende, als die „subjektiven Tatsachen“ entdeckt wurden, aber weiterhin alles wie „objektive Dinge“ behandelt wurde. Das Subjekt ist damit einerseits „ich selbst“, andererseits aber, da objektiv ungreifbar, zerrinnt es zu einem Nichts. Mit diesem „Ich hab‘ mein Sach‘ auf nichts gestellt!“ (Stirner) begann, so Schmitz, der Nihilismus, dessen zerstörerische Kraft wir heute in einer immer haltloseren und „kindischeren“ Gesellschaft hautnah miterleben. Ironie und Zynismus, entsprechend der angeschnittenen Entfremdung am Beginn des europäischen Denkens, und das alles beherrschende Machtspiel beginnen buchstäblich alles zu atomatisieren.
Ähnlich den „Ich-Psychoanalytikern“ zu Reichs Zeiten, die die „objektivistische“ Libido durch Soziologie (das Einbinden des Individuums in die Gemeinschaft) ersetzten, versucht Schmitz unter Wahrung der kritischen, aufklärerischen Distanz, die dem europäischen Projekt inhärent ist, die beschriebene Spaltung aufzuheben, indem er dem „Heiligen“ bzw. dem „unbedingten Ernst“ eine erneute Chance gibt, vor allem aber, indem er auf die „einpflanzenden Gesamtumstände“ setzt, bei denen der Unterschied zwischen Subjekt und Objekt weitgehend aufgehoben ist, d.h. imgrunde setzt er auf eine Einbindung in die Gemeinschaft, wie sie beispielsweise beim Spracherwerb gegeben ist. Das erinnert sehr an die Entwicklung der Psychoanalyse sozusagen „jenseits des Ödipuskomplexes“, insbesondere mit ihrem Fokus auf Frühstörungen, die Mutter-Kind-Bindung etc.
Laska hingegen beharrt darauf, daß das Ich unter dem Druck von außen zersplitterte, indem es dieses Außen in Gestalt des „irrationalen Über-Ichs“, einer nicht mehr kritisch hinterfragbaren inneren Instanz, aufnahm. Die heutigen Verhältnisse sind, so Laska, nicht etwa auf Stirner zurückzuführen, der universell als der bzw. das Böse hingestellt wird, sondern auf dessen „Bewältigung“ durch insbesondere Marx und Nietzsche. Laska versucht aber immerhin eine Brücke zu Schmitz zu schlagen, indem er erstens bestimmten „implantierenden Situationen“ durchaus nicht die Notwendigkeit abspricht und zweitens auf eine hier noch nicht genannte, dritte Instanz bei Schmitz neben dem Heiligen und der einpflanzenden Situation verweist: den „starken Daimon“, also so etwas wie einen autonomen inneren zielgerichteten Antrieb. Dieser Daimon dürfe, so Laska, nicht unterdrückt, sondern müsse gehegt und gepflegt werden, durchaus auch durch „implantierende Situationen“, um „Eigner“ im Sinne Stirners aufwachsen zu lassen.
Schmitz wendet ein, daß ein „starker Daimon“ nur bei wenigen Menschen anzufinden ist und, hätten alle ihn, gäbe es nur ein Hauen und Stechen zwischen lauter Rechthabern. Außerdem habe auch beispielsweise Hitler einen „starken Daimon“ besessen, dieser sei also nichts von vornherein Positives. Das erinnert fatal an das Menschenbild der orthodoxen Psychoanalytiker: der Mensch als sadomasochistisches Tier, das durch das Heilige und „implantierende Situationen“ gebändigt werden muß, bzw., bei den Neo-Psychoanalytikern, der Mensch als formbare Masse, der an die Hand genommen werden muß.
Übrigens ist Laskas Verständnis von „Daimon“ sehr irreführend, denn der „Dämon“ entspricht eher den „isolierten Über-Ich“, wie ihn Reich beim triebhaften Charakter beschrieben hat. Er steht keineswegs für einen starken inneren Kern. Beispielsweise meint Schmitz Goethe haben einen schwachen Daimon besessen.
Wie gesagt: das ganze wirkt wie eine um hundert Jahre versetzte Debatte zwischen den Psychoanalytikern (Schmitz) und Reich (Laska)! Sie wirft übrigens auch ein Licht zurück auf die 1920er Jahre. Schmitz zufolge ist es „Stirner: Ich gegen eine fremde Welt“, während es für Laska „Stirner: Ich gegen das Fremde in mir“ ist. Genauso wie Schmitz dachten die Psychoanalytiker damals: den „schizoiden“ Menschen mit der Welt zu versöhnen, während Reich der „Schizophrene“ war, der gegen die Welt wütete.
Schlagwörter:Ödipuskomplex, Über-Ich, Bernd Laska, Daimon, Frühstörungen, Goethe, Heilige, Hermann Schmitz, Hitler, Ich-Psychologie, implantierende Situationen, Ironie, Libido, Marx, Max Stirner, Mutter-Kind-Bindung, Neo-Psychoanalyse, Neue Phänomenologie, Nietzsche, Nihilismus, Objekt, Psychoanalytiker, schizoid, Schizophrene, Soziologie, Subjekt, Zynismus
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31. August 2013
Denkbar knapp ausgedrückt besagt die Nahwirkungstheorie, daß alles in der Welt wie ein Billardspiel funktioniert, bei dem alles auf dem direkten Kontakt zwischen den Billardkugeln, dem Coe und den Banden beruht. Ein Beispiel für die Fernwirkungstheorie ist die Newtonsche Gravitationstheorie, die auf jeden „Erklärungsmechanismus“ verzichtet. Der Fall des Apfels vom Baum und die Bewegung des Mondes um die Erde werden von einer hypothetischen „Kraft“, der Gravitation, bestimmt, ohne daß irgendein Mechanismus angegeben wird, wie diese Kraft funktioniert. Ein „Mechanismus“ ist auch schwer vorstellbar, da die Wirkung der „Schwerkraft“ instantan sein soll.
Newton selbst war diese Vorstellung zutiefst zuwider. Sie war jedoch unausweichlich. Angenommen die Gravitation würde sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten: dann würde die Erde zu einem Ort hingezogen, an dem die Sonne vor 8 Minuten war und umgekehrt die Sonne zu einem Ort, wo die Erde vor 8 Minuten war. Ergebnis wäre, daß die beiden Objekte gemäß den Gravitationsgesetzen spiralförmig aufeinander zustürzten! Diese Überlegung war der Tod aller mechanischen Nahwirkungstheorien der Gravitation, insbesondere der von Descartes, welcher die Gravitation mittels „Ätherwirbeln“ erklären wollte. Er dachte dabei etwa an einen Wasserstrudel, bei dem alles „gravitationsartig“ dem Mittelpunkt zustrebt. Newton wollte die Gravitation ähnlich wie vor ihm Descartes ebenfalls auf den Äther zurückführen, da ihm wie gesagt die Fernwirkungstheorie persönlich zutiefst zuwider war, beließ es aber bei privaten naturphilosophischen Spekulationen, die er nicht mit seinen mathematischen Formulierungen verbinden konnte.
Einstein löste das Problem mit seiner Allgemeinen Gravitationstheorie, der zufolge Gravitation „gekrümmte Raumzeit“ ist und die Energie der Gravitation selbst die „Raumzeit krümmen“ kann, was den oben beschriebenen Effekt aufhebe, obwohl sich die Schwerkraft nur mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet.
Schaut man in die Weiten des Universums mit seinen weiträumigen Strukturen, wo die Lichtgeschwindigkeit „zum Verzweifeln“ langsam ist, wird jede Nahwirkungstheorie, inklusive der Einsteinschen, vollkommen absurd. Es bleibt dann nämlich nichts, was das ganze organisiert und zusammenhält, d.h. das Universum zu einer funktionellen Einheit macht.
Entsprechendes läßt sich auch über den menschlichen Organismus sagen. Wie bereits F.A. Lange vor 150 Jahren in seiner Geschichte des Materialismus herausarbeitete, gibt es keinen denkbaren Schritt von „Atomen“, welcher Natur diese auch immer seien, d.h. den oben erwähnten Billardkugeln der Nahwirkungstheorie, zu dem, was wir „Geist“ nennen. Der Geist ist etwas, was schlichtweg keine „Teile“ hat. Oder anders ausgedrückt: Teile konstituieren ein Objekt, aber nie und nimmer ein Subjekt. Der „Geist“ repräsentiert das einheitliche Funktionieren des Organismus.
Es bleibt natürlich Newtons verzweifelte Frage, wie man die Fernwirkungstheorie verstehen soll, bzw. was man sich eigentlich darunter vorzustellen hat. Wie Newton selbst sagte, ist sie vollkommen absurd. Lange berief sich auf Kant. Das „Ding an sich“ sei unerkennbar, weshalb der ansonsten in jeder Hinsicht vorzuziehende Materialismus und damit alles menschliche Wissen hier an seine Grenze stoße.
Die Antwort findet sich in Einsteins Relativitätstheorie, der zufolge der Raum kein starrer Rahmen wie bei Newton ist, in dem sich das besagte Billardspiel „zeitlich“ abspielt, sondern Raum und Zeit ineinander verzahnt sind. Es kommt, abhängig vom Beobachter, aber trotzdem nicht nur subjektiv, zur „Längenkontraktion“ und „Zeitdilatation“. In der Allgemeinen Relativitätstheorie ist der Uhrenlauf von der Krümmung der vierdimensionalen Raumzeit abhängig, in der Raum und Zeit zu einer Art „Substanz“ vereinigt sind, die theoretisch auch mit Überlichgeschwindigkeit verschoben werden kann (der berüchtigte „Warp-Antrieb“ des Science Fiction).
Als Einstein sich mit dem Äther-Problem beschäftigte, zunächst in der Speziellen Relativitätstheorie mit dem „Lichtäther“ und dann in der Allgemeinen Relativitätstheorie mit dem, wenn man so sagen kann, „Gravitationsäther“, ist er zwangsläufig auf die entsprechenden orgonotischen Funktionen gestoßen, in denen beispielsweise aus einem räumlichen Nebeneinander ein zeitliches Nacheinander wird und entsprechend der trennende Raum zu verschwinden scheint. Newton hat das für die Schwerkraft beschrieben, Henri Bergson für den „Geist“, den man nur „zeitlich“, aber nicht räumlich beschreiben könne. (So ist auch Reichs frühes Studium der Werke Langes und Bergsons zu verstehen: der letztere wies den Weg aus der Sackgasse, die der erstere aufgezeigt hatte.)
Orgonometrisch läßt sich „Fernwirkung“ in allen ihren Aspekten auf folgendes reduzieren:

Siehe zu diesen Ausführungen auch The Journal of Orgonomy (Vol. 40, No. 2, Fall/Winter 2006).
Schlagwörter:Allgemeine Gravitationstheorie, Äther, Bergson, Bewußtsein, Billard, DesCartes, Ding an sich, Einstein, F.A. Lange, Fernwirkungstheorie, Geist, Geschichte des Materialismus, Gravitation, Gravitationstheorie, Henri Bergson, Kant, Länge, Längenkontraktion, Lichtäther, Lichtgeschwindigkeit, Materialismus, Nahwirkungstheorie, Newton, Raumzeit, Relativitätstheorie, Schwerkraft, Spezielle Relativitätstheorie, Subjekt, Warp-Antrieb, Zeitdilatation
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