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Orgonbiophysik und Über-Ich

17. Oktober 2023

In Äther, Gott und Teufel (1949) stellt Reich den mechanistischen Materialismus mit dem Mystizimus auf die gleiche Stufe. Beide gehen von einem unveränderlichen Absoluten aus, das jeweils einer Fehldeutung der kosmischen Orgonenergie aufgrund von Panzerung entspricht. Was beim Mystizismus Gott (der schließlich zum „absoluten Geist“, einer bloßen mathematischen Abstraktion mutierte) ist, ist beim gängigen Szientismus der Äther. „Äther“, wurde der nicht von Einstein überwunden? Ja, gerade darauf will Reich hinaus: weil der Äther als starr betrachtet wurde und die orgonotische Erstrahlung nicht berücksichtigt wurde, war seine Ersetzung durch den „leeren Raum“ unausweichlich. Ein „leerer Raum“, der dann mit mathematischen Abstraktionen gefüllt wurde. Tatsächlich ist auch die Quantenmechanik, gegenüber der Einstein eher fremdelte, nichts anderes als das: mathematische Abstraktion.

Wie gesagt, es geht um „das Absolute“, das nichts anderes ist als die „ideologische“ Widerspiegelung der unbeweglichen Panzerung, die uns zu lebenden Automaten macht, die lächeln, wenn sie wütend sein sollten, und wüten, wenn sie glücklich sein sollten. Wir leben nicht mit, sondern gegen das Leben, weil wir nicht frei pulsieren und fließen können. Entsprechend haben wir eine Naturwissenschaft entwickelt, die wie blind und taub und gefühllos gegenüber der Lebensenergie ist, die unseren Körper, unsere Atmosphäre und den gesamten Kosmos durchfließt.

Das hat Reich bereits bei seinen ersten Gehversuchen in der experimentellen Naturforschung erfahren, als er sich 1935 daran machte das Gefühlsleben des Menschen „bioelektrisch“ zu vermessen. Die Leute von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (der heutigen Max-Planck-Gesellschaft), die ihm mit ihrer technischen Expertise zur Seite stehen sollten, hätten das Projekt zerstört, hätte er sie gewähren lassen, denn ihnen ging es nicht ums Wesentliche (die Entfaltung von Gefühlsregungen unter störenden, technizistischen Laborbedingungen), sondern um Meßfehler, mechanische Wiederholbarkeit, Kalibrierung etc., so als hätte man es mit der technischen Überprüfung von Maschinen zu tun und nicht mit hochsensiblen Menschen.

Ähnlich sah es mit den Bionversuchen aus und Reichs daran anschließende erste Schritte in der Orgonbiophysik. Zellen können, so die Experten, nur aus Zellen entstehen und Pleomorphismus ist nur ein Scheinphänomen aufgrund mangelnder Sterilität. Visuelle Eindrücke sind „subjektiv“, elektrische und thermische Messungen beruhen auf elektrostatischen Phänomenen und einer Fehldeutung der ehernen Gesetze der Thermodynamik. Kurzum alles, was Reich an Beobachtungen und Messungen vorbrachte, wurde wegerklärt. Und selbst, wenn seine Versuche nachvollzogen wurden, dann so, daß die Phänomene durch den Versuchsaufbau zerstört wurden – womit wir wieder bei Reichs Problemen mit den bioelektrischen Versuchen wären.

Es ist prinzipiell das gleiche Phänomen, dem Reich in den 1920er und 1930er Jahren in der Psychoanalyse und in der „praktischen Soziologie“ (linke, antifaschistische Politik) begegnet war: daß das Denken und Fühlen der Menschen nicht den gesellschaftlichen Erfordernissen entspricht und sie deshalb als „unpolitische Menschen“ blind in ihr Unglück laufen. Das ist so, weil die Herrschaft des Unrechts und der Ausbeutung nicht nur von oben herab die Menschen bedrückt, sondern sie sich in jedem einzelnen Individuum der Menschenmasse verankert hat. In Gestalt des Über-Ichs tragen wir den verblödenden Pfaffen, den strengen Lehrer, der uns die herrschende Ideologie einbleut, und den diese Ideologie mit Gewalt durchsetzenden Polizisten in uns selbst herum. Wir sind sozusagen „besetztes Land“ – „besessene Menschen“, die fremden Mächten dienen, so wie LaMettrie, Stirner und Reich (LSR) es dargelegt haben.

In der „unpolitischen Naturwissenschaft“ ist das genauso: Maschinenmenschen haben keinerlei Sinn für das Lebendige und blenden es deshalb auf vollautomatische Weise systematisch aus. Auch sie sind vom Über-Ich „Besessene“, die nicht ihrer Natur, ihrem ureigensten Wesen gemäß leben, sondern sozusagen, man verzeihe mir den Ausdruck, „mechaniken“. Entsprechend ist ihre Naturwissenschaft unlebendig, mechanisch, nur für das Maschinenhafte geeignet. Fremdbestimmte Roboter haben sich ein entsprechendes Weltbild geschaffen!

Nachbemerkung: Ansatzweise findet sich das Gegenmodell zum Mystizismus und Mechanismus schon lange vor Reichs Orgonbiophysik bei LaMettrie im 18. Jahrhundert. Ursula Pia Jauch hätte das beinahe in ihrem LaMettrie-Buch Jenseits der Maschine (!) herausgearbeitet, hätte sie sich nicht im Gedankenfeld von der „Wiederverzauberung der Natur“ verfangen.

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 9)

19. Juli 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Wenn man den Glauben der Menschen angreift, ihre Moral, ihr Über-Ich, ist es, als würde man ihren ureigensten Wesenskern attackieren. Und tatsächlich ist es auf eine ungute, tragische, perverse Weise so, daß das religiöse Irrationale nicht nur „fixe Ideen“ sind, sondern sich bioenergetische Gegebenheiten dahinter verbergen. Das ist so, weil das irrationale Über-Ich, das berühmte „Gewissen“, das über allem steht und für das wir bereitwillig in den Tod gehen, für den vermeintlich „eigenen Wesenskern“ steht, den freilich die meisten Menschen später für ihren ureigenen halten, d.h. etwa der Katholik hält sich sozusagen für einen „geborenen Katholiken“! Gemeinhin spricht man vom „höheren Selbst“, sozusagen das „Über-Ich“, wenn man von dem spricht, was wir als „bioenergetischen Kern“ bezeichnen. Kriegsdienstverweigerer haben sich beispielsweise darauf berufen.

Es ist fatal, diese Verwechslung des „Glaubens“ mit dem Ureigenen durch „Aufklärung“ einfach vom Tisch wischen zu wollen, d.h. die „Gewissensnot“ nicht ernst zu nehmen. Es geht ums Eingemachte, so daß, wenn denn die „Aufklärung“ überhaupt funktioniert, es allenfalls zu einer Verlagerung kommen wird. Wie Stirner so schön sagte: unsere angeblichen Atheisten sind doch nur Pfaffen, nur daß sie jetzt „die Menschheit“ oder „die Humanität“ anbeten. Und dieses Festklammern an einen Ersatzkontakt ist nicht einfach „irrational“, sondern hat eine verquere Rationalität – denn letztendlich verteidigt man sein vermeintlich Eigenes. Man lebt zwar ein gebeuteltes, verpanzertes Leben, aber es wird lebenswert, indem man für „sein“ Vaterland, „seine“ Religion, „seine“ Überzeugungen etc. streitet. Wie Reich in Äther, Gott und Teufel darlegte, muß sich der durch die Panzerung „bewegungsängstlich“ gewordene Mensch („Orgasmusangst“) an etwas Absolutes festklammern.

Waren für den Konservativen das Absolute, Gott, Natur, Volk etc., der das Individuum und seine Eigenheit geopfert werden, sind es für den Liberalen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wir haben nach Stirner:

  1. den politischen Liberalismus (Freiheit): Erzeugung „freier Völker“ durch Knechtung des Einzelnen unter die Staatsidee;
  2. den sozialen Liberalismus (Gleichheit): Erzwingung der „Gerechtigkeit“ dadurch, daß allen das Eigentum genommen wird und alle „gleiche Lumpe“ werden; und
  3. den humanen Liberalismus (Brüderlichkeit): der die „Menschlichkeit“ erzeugt, indem er alles Individuelle negiert.

Dieser Schwachsinn funktioniert, weil die Menschen auf dem Weg in die Versklavung vermeinen, sie würden für sich selbst eintreten, wenn sie fanatisch für die Götzen „Freiheit“, „Gleichheit“ und „Brüderlichkeit“ eintreten. Es geht um das Geheimnis der Religion – der Rückbindung an das eigene Selbst.

ÄTHER, GOTT UND TEUFEL: Übersetzung des Klappentexts und der Inhaltsangabe des Originals von 1949

25. November 2018

In diesem Buch beschreibt Wilhelm Reich den Prozeß des funktionellen Denkens und wie die innere Logik dieses objektiven Denkprozesses ihn zur Entdeckung der kosmischen Orgonenergie und anderer grundlegender orgonomischer Entdeckungen der letzten drei Jahrzehnte führte. Funktionelles Denken und Organempfindungen sind wesentliche Werkzeuge der naturwissenschaftlichen Forschung und entscheidend für die Bewältigung der Probleme des Lebendigen. Der Unterschied zwischen der Denkweise des orgonomischen Funktionalismus und der mechanistischen und mystischen Denkweise wird deutlich durch die Darstellung der Beziehung der kosmischen Orgonenergie zu den beiden Grundpfeilern des menschlichen Denkens: „Gott“ und „Äther“. Reich zeigt, wie der „Teufel“ in Religion und Volksglauben eine Verzerrung des menschlichen Körpergefühls darstellt und wie die Orgonomie jenseits des Reiches des Teufels geht.

I. DIE WERKSTÄTTE DES ORKONOMISCHEN FUNKTIONALISMUS
Das „zu viel auf einmal“ der Orgonomie; die Funktion des Orgasmus – der einzige Zugang zu den kosmischen Orgonenergie-Funktionen; außerhalb des Rahmens von Mechanismus und Mystizismus; der Funktionalismus als Forschungsinstrument; die wissenschaftliche Ordnung der Freiheit; der biophysikalische Standpunkt; Grundlagenforschung auf unbekanntem Gebiet.

II. DIE ZWEI GRUNDPFEILER MENSCHLICHEN DENKENS: „GOTT“ UND „ÄTHER“
Der Standpunkt der Lebendigen; das Irren des Menschentiers; irrationale Fehler; die Logik des Irrens; das „GÖTTLICHE“, das „ABSOLUTE“, das „STATISCHE“; die Suche nach Schutzmaßnahmen gegen Fehler; die Frage der „SCHULD“ im Bereich des Wissens; naive Fragen und ausweichende Antworten; das Gemeinsame von Gott und Äther; Unterschiede zwischen Gott und Äther; die „Nichtexistenz des Äthers“; die Selbstkontrolle der Forschung; das gemeinsame Prinzip irrationaler Fehler; die biophysikalische Panzerung.

III. DIE ORGANEMPFINDUNG ALS WERKZEUG DER NATURFORSCHUNG
Die Rationalität der primären biophysikalischen Emotionen; Wahrnehmung – unterschiedlich bei gepanzerten und ungepanzerten Organismen; das Lebendige als Bezugsrahmen; das Kind als Lebewesen und als Bürger; biosexuelle Energiestauung; gepanzertes und ungepanzertes Leben; Reaktionen der Gepanzerten auf die Orgonomie.

IV. ANIMISMUS, MYSTIZISMUS UND MECHANISMUS
Das Verbot gegen die Untersuchung des Lebendigen; die Charakteranalyse öffnet das Tor zur Einsicht in die Empfindungen; Weltbild und Struktur des Forschers; die Natur ist unexakt; Angst vor der Organempfindung und Angst vor der Orgonforschung; Animismus und Mystizismus; Mystizismus und Erforschung des Mystizismus; die Panzerung des Mystikers; die pulsierende Welt des orgonomischen Funktionalismus; die Reinhaltung von Sinneswerkzeuge; die Lebensfunktion als Modell grundlegender Naturvorgänge; die Natur ist im Fluß; grundlegende Natur und abgeänderte Natur; funktionelle Krebsforschung; das Gemeinsame und das Trennende; der Funktionalismus löst Widersprüche auf; funktionelle Verbindungen, keine Zauberei; mechanistische, mystische und funktionelle Vorstellungen vom Organismus.

V. DAS REICH DES TEUFELS
Religion und die kosmische Erfahrung des Menschen; Gott und Teufel; das Übersehen des Wesentlichen; Hauptmerkmale des gepanzerten Menschen; die Logik der Moral; der gemeinsame Nenner des gesellschaftlichen Versagens des Menschen; Ereignisse aus Sicht der Lebenden beurteilen; Orgasmusangst als Hindernis für ein rationales Leben; Orgonomie geht über den Teufel hinaus.

VI. KOSMISCHE ORGONE ENERGIE UND „ÄTHER“
Die Existenz einer alles durchdringenden und nachweisbaren Energie; kein „leerer Raum“; Allgegenwart; orgonomisches Potential; Orgon-Metabolismus; Pulsation; Pulse und Wellen; West→Ost-Bewegung; Sichtbarkeit; Erstrahlung; Wärmeerzeugung; die orgonotische Sensibilität des Beobachters; die Eigenschaften der Orgonenergie und des Äthers; Zusammenfassung.