Posts Tagged ‘Gott ist tot’

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 18. Der Kult der Orgonomie

7. Januar 2023

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 18. Der Kult der Orgonomie

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 14. Der zweifache Tod Gottes

21. Oktober 2022

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist grafik.png

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 14. Der zweifache Tod Gottes

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 22)

7. Oktober 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Der Kern der antiautoritären, d.h. letztendlich antigöttlichen oder vielmehr gott-tötenden, satanistischen Gesellschaft ist der Panpsychismus, wie ihn etwa Leon Southgate weitgehend vertritt. Alles ist Psyche, Bewußtsein, alles ist letztendlich du selbst. Das ganze kann man am besten vielleicht mit L. Ron Hubbards Scientology erklären, die letztendlich von Aleister Crowley inspiriert wurde. Die gesamte materielle und energetische Realität ist bloßer Ausfluß der „Thetane“, die sprachlich nicht von ungefähr an „Satane“ erinnern. Dieses Universum ist ein Spiel von Geistwesen, den besagten Thetanen, die sich irgendwann mal auf Spielregeln geeinigt haben. Der Clou dabei ist, daß Thetane nicht nur materielle Dinge postulieren und dergestalt erzeugen können, sondern auch andere Thetane postulieren und dergestalt Thetane erzeugen können, was logisch dazu führt, daß es einen Urthetan gegeben haben muß. Ja, L. Ron Hubbard!

Auf diesen Wahnsinn, diese ultimative Rebellion gegen Gott, an dessen Stelle man tritt, läßt sich jedwede Ausprägung des Panpsychismus reduzieren. Die Welt gesehen mit den magischen Augen des verzogenen „antiautoritären“ Kindes. Auf diesen Wahnsinn läßt sich letztendlich der Trotzkismus, Stalinismus, Maoismus, Rudi-Dutschkeismus etc. zurückführen. Scheiß auf die Wirklichkeit, wir deichseln das schon irgendwie – ICH deichsle das irgendwie, sei das nun die Reorganisierung der Gesellschaft aus der hohlen Hand bei Maos Großem Sprung oder die gegenwärtigen Kindereien der Grünen! Bei den strunzdummen Anhängern des vermeintlich „esoterischen“ New Age „bestellt man etwas beim Universum“. Es ist die geisteskranke Version des „Stirner“, der uns doch ganz im Gegenteil von Gespenstern, den Wahngebilden, die uns versklaven, befreien wollte.

Was ich hier sagen will, hat Charles Konia wie folgt ausgedrückt: „Die Transformation [zur antiautoritären Gesellschaft] war nicht das Ergebnis eines einzigen Ereignisses und geschah nicht über Nacht. Er vollzog sich in Wellen und seine Ursprünge lassen sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten zurückverfolgen. Seine jüngeren Ursprünge liegen in der Schwächung der weltlichen Macht der katholischen Kirche, die auf die protestantische Reformation zurückgeht. Sie wurde von Dostojewskis erschreckender Prophezeiung aus den 1870er Jahren dramatisch vorausgesagt: ‚Wenn Gott tot ist, ist alles möglich.‘“ Wozu Konia anfügt: „Das ist das Mantra unserer antiautoritären Zivilisation, mit linken Progressiven als deren Vorhut. Dostojewskis Prophezeiung hat sich durch die Moral der politischen Korrektheit erfüllt“ (Clueless, S. 62f).

„Wenn Gott tot ist, ist alles möglich“ könnte man auch auf den Kopf bzw. die Füße stellen: „Wenn alles möglich ist, dann ist Gott tot.“ Das ist der nihilistische Kern des so populären „positiven Denkens“, dem „Bestellen beim Universum“, d.h. dem magischen, d.h. satanischen Denken: „Meine Gedanken erzeugen die Wirklichkeit“. Es ist die mystische Essenz des Antiautoritarismus und das ultimative Nein zu Liebe und Sex.

Ergänzung zu „Reichs Gründe der Abkehr von der Tagespolitik (Teil 9)“

24. Juli 2021

Robert Hase hat Reichs Gedanken wie folgt wiedergegeben:

[Es ist] generell so, daß Personen, die von der Psychoanalyse zum Orgone Institute kämen, dazu neigen, sich an fehlerhafte Theorien wie die der „kulturellen Anpassung“ oder die Theorie der „Sublimierung“ zu klammern. (…) Man kann von einem Kind nicht erwarten, daß es seine Genitalität „sublimiert“ und es gleichzeitig sexualökonomisch erziehen. (…) Da der vorherige Psychoanalytiker sich nicht von diesen fehlerhaften Konzepten befreien kann, greift er auf irrationale Rechtfertigungen zurück, um nicht klar Stellung beziehen zu müssen und auf diese Weise in Schwierigkeiten zu geraten.

Zunächst einmal muß man sich in zweierlei Hinsicht in die damalige deutsche/österreichische Kultur versetzen, in der die Psychoanalyse eine Art „Erlösungsbewegung“ war gegen zwei „Schlammfluten“: die des um sich greifenden pseudoreligiösen Obskurantismus, wie sie der „Verräter“ der Psychoanalyse und spätere Nazisympathisant C.G. Jung sozusagen „archetypisch“ verkörperte. Dies war auf unheilvolle Weise mit Sexualität verknüpft. Man muß sich nur der schwülen Kunst des Fin de Siècle aussetzen! Psychoanalyse stand dafür, das Irrationale und Triebhafte zu entzaubern und durch Analyse und Sublimierung der Vernunft zu unterwerfen.

Zweitens war die alte Moral, war, trotz all des wuchernden Okkultismus, Gott selbst tot, und der Mensch mußte sich nunmehr sozusagen am eigenen Schopf aus dem Morast ziehen. Unter welchem Druck Psychoanalytiker von ihrer ganzen Denkart standen, wenn sie generell für sexuelle Freiheit, insbesondere aber für die Freiheit von Kindern und Jugendlichen eintraten, wird anhand von Freuds Aufsatz „Die ‚kulturelle‘ Sexualmoral und die moderne Nervosität“ deutlich: man stellte sich als eine Art „Bestie“ außerhalb der Gesellschaft, unterhöhlte deren ureigensten Grundlagen, Übermenschliches wurde von einem abverlangt. Nietzschesanisch ausgedrückt, ermordete man Gott und mußte die Konsequenzen tragen. Freud:

Unsere Kultur ist ganz allgemein auf der Unterdrückung von [sexuellen] Trieben aufgebaut. (…) Wer kraft seiner unbeugsamen Konstitution diese Triebunterdrückung nicht mitmachen kann, steht der Gesellschaft als „Verbrecher“, als „outlaw“ gegenüber, insofern nicht seine soziale Position und seine hervorragenden Fähigkeiten ihm gestatten, sich in ihr als großer Mann, als „Held“ durchzusetzen. (FREUD STUDIENAUSGABE, Bd. 9, S. 18)

Reich als „ver-rückt“ abzutun, war nur konsequent, denn zu dieser „Diagnose“ gab es nur eine einzige Alternative…

Vor diesem Hintergrund war Reich ein denkbar „unheimlicher Schreckensmann“. Seine Wirkung kann man vielleicht nur quasi „religionsgeschichtlich“ betrachten. Man denke nur daran, daß Freud die Psychoanalyse als eine Art „Freimaurerloge“ aufzog und alle alten Psychoanalytiker aus einem Nietzscheanischen Dunstkreis stammten und zu den ersten Lesern des Meisters gehörten. Wenn der Nationalsozialismus eine „politische Religion“ war, dann war die Psychoanalyse eine „wissenschaftliche Religion“. Wenn „Religion“ nach dem Tod Gottes denn noch Sinn macht – der Mensch, der über sich selbst hinauswachsende Mensch, tritt an die Stelle Gottes.

Wenn also von den „Schwierigkeiten“ der ehemaligen Psychoanalytiker die Rede ist, bringt es nichts, sich zu fragen, warum sie denn nicht einfach die Überlegenheit der Reichschen Theorie erkannt haben. Das war nicht einfach „Wissenschaft“, sondern eine existentielle Menschheitsfrage war betroffen, bei der weitaus mehr mitklang als nur Differenzen von Therapieschulen und Sozialphilosophien!

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 18. Der Kult der Orgonomie

21. Dezember 2017

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 18. Der Kult der Orgonomie

Münster: Gott ist tot und die letzten Menschen blinzeln

1. Februar 2017

Gestern postete Robert dankenswerterweise einen Link zur „Erinnerungskultur“ in diesem gottverlassenen Scheißland: http://www.journalistenwatch.com/2017/01/31/terroranschlag-breitscheidplatz-den-opfern-einen-namen-geben/

Dort geht es darum, daß das Politikerpack aus wahltaktischen Gründen nicht will, daß das von ihnen so bezeichnete „Pack“, die deutsche Wahlkartoffel, allzusehr emotionalisiert wird und auf dumme Gedanken kommt.

Zweifellos ist das alles so richtig beobachtet, aber ich möchte den Blick tiefer richten auf die massenpsychologischen Aspekte. Es trifft sich gut, daß ich, wenn ich durch das wintertrübe westfälische Münster gehe, an „Wilsberg“ denken muß oder an den „Münster-Tatort“. Was mich dabei beklemmt, ist das Gefühl, daß das Fernsehen, die Fiktion, in einer gewissen Hinsicht realer ist als die Wirklichkeit. Die letztere ist rein fassadär, will sagen: im Film dringen die Protagonisten tatsächlich durch die Häuserfassaden, hinter denen die Menschen leben, und vor allem: im Film haben die Menschen einen Charakter, sind Unikate, während im realen Leben die Menschen immer austauschbarer werden, Fensterpuppen. Ich bin alt genug, um in der Rückschau zu sehen, daß früher die Menschen zu einem Gutteil wirkliche „Charakterköpfe“ waren, interessant, mit Biographien, mit einem Innenleben. Heute sehe ich nur Zombies. Je jünger desto leerer und austauschbarer. Es ist so, als wenn die Menschen nur noch Fassaden wären; nur noch Oberfläche ohne Tiefe, ohne Inhalt.

Man vergleiche die heutigen Politiker mit einem Kiesinger, Adenauer, Strauß, Wehner, Brandt oder Schmidt! Die ersteren sind gar keine Menschen mehr, sondern nur Chimären, Geister, Pappkameraden. Sie spiegeln getreulich das wider, was in den Massen geschieht: Es gibt kein Leben mehr hinter den Häuserfassaden, denn die Menschen schauen Wilsberg oder den Münster-Tatort, wo sie wirkliche Charaktere, etwa Ekki oder Professor Boerne, mit einer Faszination bewundern, deren Ursprung sie nicht benennen können. Auf der Straße begegnet man solchen Charakteren nie, sondern emotionalen Neutren ohne Innenleben.

Wegen dieser allgegenwärtigen Leere kommt den demokratischen Eliten, den Politikern, gar nicht in den Sinn, daß da auf dem Berliner Weihnachtsmarkt MENSCHEN auf grausamste Weise zerfetzt und zerquetscht wurden, unendlich bedeutsame Biographien, ganze Universen des Innenlebens ausgelöscht wurden. Es ist alles nur Fassade. Gott ist tot, der bioenergetische Kern ist erloschen. Tote Augen blicken uns an, während tote Münder irgendwelche bedeutungslosen Laute absondern.

Gott ist tot!

24. September 2016

Er starb an widerholten Messerstichen in unterschiedlichen Bereichen seines Körpers und geistert heute nur noch als zunehmend verwesender und zerfallender übelstinkender Untoter durch ein paar wenige Nischen der Gesellschaft. Die ersten beiden Stöße verabreichtem ihm die Astronomie und das Wideraufleben des antiken Atomismus, d.h. des Materialismus. Erst wurde die Erde aus dem Mittelpunkt des Universums gekippt, dann die Sonne und schließlich unser gesamtes Sternensystem. Gott war heimatlos und vor allem berufslos geworden. Er konnte weder „Weltenschöpfer“ noch „Architekt“ sein. Der Atomismus machte seine vermeintliche Schöpfung substanzlos. Der nächste Stoß war die Textkritik. Gott stellte sich als bloßes Fabelwesen heraus. Noch verheerender war der Stoß, der ihm von Darwin verabreicht wurde. „Gottes Ebenbild“ war das zufällige Produkt einer blinden Auslese. Der finale Todesstoß war jedoch die Einsicht, daß Gott nichts anderes ist als die „verinnerlichte gesellschaftliche Hierarchie“ im allgemeinen bzw. der verinnerlichte strafende Vater im besonderen. Wir taumeln durch eine sinnlose und leere Welt und unsere Leitsterne sind nicht nur Produkte unseres eigenen Wahns, sondern schaden uns und halten uns gefangen! Jene, die vorgeben noch an Gott zu glauben, also die widerlichen Pfaffen und ihre Schafe, sind schmutzige Lügner, bestenfalls bedauernswerte Kretins.

Die Wissenschaft hat die Religion abgelöst, doch so kann keine Gesellschaft überleben. Mit dem Mord an Gott haben wir uns selbst umgebracht. Denn, auch wenn wir es uns nicht eingestehen, wissen wir, daß nunmehr alles vollkommen sinnlos, leer und orientierungslos ist. Ganze Generationen wachsen heran, an denen nichts Menschliches mehr ist und es wird schlimmer werden. Zombies ohne Empathie und Selbstgefühl, d.h. Maschinen. Im Physik- und Biologieunterricht lernen sie ohnehin, daß sie Maschinen in einer Maschinenwelt sind. Und unsere „Aufklärer“ glauben tatsächlich noch immer, das wäre besser als das, was man früher in der „Sonntagsschule“ gelernt hat!

Es ist vorbei, aus, das Ende. Die letzte und einzige Chance, die die Menschheit hat, ist die Orgonomie.

In der Sexkiste zum höheren Bewußtsein

7. Mai 2015

Es wird ein Orgonenergie-Akkumulator angeboten, der Raum für gleichzeitig zwei Personen bietet.

Der ORAC für zwei ist ein Engel-Energie-Akkumulator für Meditation und für Tantra, d.h. man kann in diesem Akku auch zu zweit sitzen.

Daß man im Lotussitz innerhalb des Akkumulators meditiert, kann ich ja noch ertragen, aber die tantrischen Liebesstellung bzw. Meditationsstellung (Yab Yum) innerhalb des Großakkumulators…

Reich wurde zur Strecke gebracht, indem der Orgonenergie-Akkumulator als eine Art „Sexkiste“ hingestellt wurde, mit bzw. in der Leute unaussprechliche Dinge tun. Diesen zerstörerischen Gerüchten neue Nahrung zu geben, ist schon schlimm genug, dies dann aber auch noch mit dem Nonplusultra an orgastischer Impotenz zu verknüpfen, nämlich dem Tantrismus…

Allein schon dieses (angeblich) „esoterische“ Getue. Der dänische Lama Ole Nydahl hat einmal den „tibetischen Weg zur Buddhaschaft“ wie folgt umrissen: man ziehe die Maske Buddhas so lange über sein Gesicht, bis man schließlich identisch mit der Maske und damit selbst zum Buddha wird.

Oder anders ausgedrückt: das authentische, eigene Ich wird durch verinnerlichte „Hierarchien“, d.h. durch das „Über-Ich“ verdrängt (vgl. Die Massenpsychologie des Buddhismus). Jede spontane Regung wird durch Schauspielerei erstickt. Das ist der Kern des Tantrismus.

Wenn sich dies sogar auf die genitale Umarmung ausweitet, – grundsätzlicher kann man die Orgonomie gar nicht negieren.

Ich mache mir zunehmend Sorgen darüber, daß der Mystizismus (und letztendlich die Emotionelle Pest) die Orgonomie von innen heraus aushöhlen und zerstören könnte.

Was ist „Mystizismus“? Reichs Definition in Äther, Gott und Teufel drehte sich um die Vorstellung der Mystiker, daß der Geist vom Körper unabhängig funktionieren könne.

Ganz offensichtlich beruhte Reichs Abgrenzung gegen den Mystizismus auf einer nur schwer haltbaren Position, denn bereits während seiner bio-elektrischen Versuche in den 1930er Jahren und seiner Untersuchung des schizophrenen Charakters Anfang der 1940er Jahre hatte er Hinweise darauf gefunden, daß „psychische“ Funktionen ganz und gar nicht auf den Körper beschränkt sind, sondern mit dem in die Umgebung ausgreifenden Orgonenergie-Feld des Körpers verknüpft sind. Entsprechend bringt uns Reichs Definition des Mystizismus nicht sehr weit. Sie liefert eher dem Mystizismus die Argumente frei Haus!

Es findet sich jedoch in Äther, Gott und Teufel ein zweiter Einwurf, bei dem Reich der Anschauung entgegentritt, daß man psychische Funktionen durch das Postulat einer Art „Kontrollzentrums“ im Sinne eines „kleinen Mannes im Kopf“ erklären könnte. Dieser wäre, so legen es jedenfalls die Vertreter einer mystischen Lebensanschauung nahe, das Zentrum unseres subjektiven Empfindens und kontrolliere unseren Körper, letztendlich „unser“ ganzes Universum.

Für mich ist das der Kern des Mystizismus und gleichzeitig das diametrale Gegenteil von allem, was gut an den spirituellen Traditionen ist. (Etwa die Dreieinigkeit im Christentum, weil Gott die Liebe ist, und es ihn deshalb als monolithischen Götzen nicht geben kann. Oder die Vorstellung im Buddhismus, daß das verhärtete Ich eine selbstschädigende Illusion ist.) Die Vorstellung eines „Kontrollzentrums“, sozusagen eines „Führers“, ist Emotionelle Pest!

Das wird in allen angeblich „esoterischen“ Lehren evident, die den Menschen auf solch ein „Kontrollzentrum“ reduzieren. Insbesondere ist dies so in der Scientology. Die kriminellen Übergriffe, von denen man im Weltnetz liest (beispielsweise mußte Scientology offiziell zugeben, daß es zu Gewaltexzessen innerhalb der Führungselite gekommen ist), sind direkter Ausfluß einer Weltanschauung, in der der Körper eine bloße Maschine ist, die vom geistigen Kontrollzentrum bedient wird. „Spirits in a material world.“

Für Reich war das Funktionieren des Organismus Beispiel für eine Arbeitsdemokratie, wobei er sich gegen die gängige Vorstellung wandte, das Gehirn würde sozusagen als „Kommandozentrale“ dem Körper, der nichts als eine Maschine sei, Befehle erteilen. Die Mystiker setzen noch eins drauf und lassen wiederum das Gehirn den Befehlen des „Geistes“ folgen.

Entsprechend gibt es bei den Hirnforschern zwei Fraktionen: die mehr traditionelle Schule, der zufolge das Gehirn eine hierarchische Struktur hat und die moderne, für die das Gehirn mehr ein Netzwerk ist, vergleichbar mit dem Internet.

Das Problem ist, daß man die „Verdrahtung“ der einzelnen Hirnregionen nur sehr schwer verfolgen kann. Immerhin konnten die beiden amerikanischen Neurowissenschaftler Richard H. Thompson und Larry W. Swanson in einem kleinen Areal des Rattenhirns diese „Verdrahtung“ darstellen. Die Schaltkreise zeigten Muster mit ringförmigen Schlaufen, d.h. der Schaltplan wies auf ein Netzwerk hin. Swanson:

Wir fingen an einer Stelle an und schauten auf die Verbindungen. Es führte in eine sehr komplizierte Reihe von Schlaufen und Kreisen. Es ist kein Organisationsdiagramm. Es gibt kein oben und unten.

Swanson zufolge erklärt ein Vergleich mit dem Internet, wie es dem Gehirn gelingt, begrenzte Beschädigungen vollständig wettzumachen.

Das Internet wurde ja auch explizit deshalb vom Pentagon ins Leben gerufen, weil Schäden in einem Teil des weltweiten Computernetzwerks, etwa durch einen Atomschlag, den Rest so gut wie gar nicht involvieren. Genauso gibt es, Swanson zufolge, im Gehirn normalerweise alternative Nervenwege, so daß kein Teil des Gehirns prinzipiell lebenswichtiger ist als jeder beliebige andere.

Ein weiteres Element, das den Mystizismus auszeichnet, ist der Obskurantismus, der ihn stets begleitet. Mystisch verseuchte Menschen sind zu unglaublich abwegigen Vorstellungen in der Lage, was nicht zuletzt Scientology zeigt. Das beruht darauf, daß körpereigene Prozesse als fremd wahrgenommen werden, so als hätten sie ihren Ursprung „jenseits“ des eigenen Körpers oder kämen aus anderen Dimensionen (Charakteranalyse, KiWi, S. 617).

Dieser anarchische Zug ist das funktionelle Gegenstück zum erwähnten tyrannischen Zug („der innere Führer“). Beides ist unmittelbarer Ausdruck der Panzerung, die stets mit einem Zerfall des einheitlichen Funktionierens und der Reorganisation auf niedrigerem Niveau einhergeht.

Gerät die Orgonomie in die Hände von Menschen, die entsprechend strukturiert sind, droht sie in einer Flut aus zügellosem Obskurantismus zu ertrinken. Man nehme beispielsweise das folgende Interview mit dem amerikanischen „Esoteriker“ Jordan Maxwell zum Thema Wilhelm Reich und Sexualsymbolik:

Maxwell ist ganz allgemein von Reich fasziniert, im besonderen jedoch von dessen Orgasmustheorie. Er behandelt das Thema respektvoll und im großen und ganzen korrekt. Aber im Verlauf des Interviews wird das Thema zunehmend in einer geradezu pornographischen Symbolik und etymologischen Absurditäten erstickt. Schließlich wird angedeutet, die führenden Politiker der Erde seien in Wirklichkeit Außerirdische, etc. Der übliche Müll über „Illuminati“. Alles wird „sexualökonomisch“ erklärt, nur nicht die eigene Psychose!

Ich fürchte, daß diese Art von „Orgonomie“ die Zukunft gehört. Nichts schreckt diese Leute, nicht einmal die Orgasmustheorie – die gnadenlos ihrer Bedeutung beraubt wird. Bereits in Der Blaue Faschismus habe ich mich damit auseinandergesetzt, wie Reichs Einsichten instrumentalisiert werden können.