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DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: 7. Der Christusmord nach Markus / Max Stirner

22. Juli 2022

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 7. Der Christusmord nach Markus / Max Stirner

Peters Geschichte

2. Juli 2020

Schon als 12- oder 13jähriger ist mir bei der Lektüre von Büchern über die „verlorenen Welten“ der Antike und Vorzeit, wie beispielsweise Cerams Götter, Gräber und Gelehrte, aufgefallen, daß diese ungeheueren Zeiträume von geschichtslosen „dunklen Zeitaltern“ zerrissen waren und die Geschichte sich ansonsten ständig wiederholte. Die gleichen Entdeckungen und Eroberungen werden im Verlauf einer offenbar nicht vorhandenen Entwicklung immer wieder gemacht, um danach unerklärlicherweise bald wieder in der Versenkung zu verschwinden. Monoton werden ständig dieselben Geschichten erzählt. Es ist fast unmöglich, die Chroniken unmittelbar benachbarter Kulturen logisch aufeinander abzustimmen. Der Zeitablauf machte keinen organischen Sinn, so daß meine jugendliche Faszination schnell in Widerwillen umschlug.

Als ich viele Jahre später Immanuel Velikovsky las, der versuchte, Ordnung in die westlichen „Zeitalter im Chaos“ hineinzubringen, stellte sich schnell heraus, daß er kaum mehr getan hatte, als die Geschichte des Nahen Ostens, die durch die Rekonstruktion der neuzeitlichen Altertumsforscher vollends durcheinandergeraten war, an der biblischen Geschichte neu auszurichten. Seine Rekonstruktion war ziemlich abwegig, da es keinen archäologischen Beleg für das Alte Israel gibt: Salomo, David und gar Moses sind allenfalls netter Erzählstoff. Daß Velikovsky mit Hilfe der nachweisbar frei erfundenen Bibel Ordnung schaffen konnte, war Hinweis darauf, daß die Alte Geschichte in ihrer Gesamtheit nicht etwa gelebt, sondern genauso wie die Bibel geschrieben worden war.

Velikovskys Forschungen entwickelten sich aus seiner Auseinandersetzung mit Freuds Buch Der Mann Moses und die monotheistische Religion, in dem sich Freud mit dem Rüstzeug der Psychoanalyse als Altertumsforscher versucht – und dabei ein weiteres Mal die Psychoanalyse ad absurdum führt. Doch bereits ein Jahrzehnt vorher war von Reich die Weiterentwicklung der Psychoanalyse zur Charakteranalyse in Angriff genommen worden. Er war zunehmend weniger an Erinnerungen und deren interpretativen Durchdringung interessiert, sondern am gegenwärtigen Funktionieren. Nicht die Erinnerungen bestimmen die jetzige Psyche, sondern umgekehrt: die (geschichtlich gewachsenen) aktuellen psychischen Verhaltensmuster und konkret greifbaren körperlichen Strukturen bedingen bestimmte „Erinnerungen“. Entsprechend kann es bei der Alten Geschichte nicht um die doch immer ziemlich willkürliche Rekonstruktion der Historie gehen, sondern allenfalls um das Freilegen von „metahistorischen“ Strukturen, die die Geschichtskonstruktion zur Zeit ihrer Fixierung bestimmten.

Unter den diversen „Geschichtskritikern“ ist der russische Mathematiker Anatolij T. Fomenko am konsequentesten vorgegangen und ist deshalb im Bereich der Geschichtswissenschaft vielleicht die beste Entsprechung zu Reichs Herangehensweise. Fomenko zufolge ist die gesamte Geschichte vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618) ein Konstrukt. Aufgrund einer statistischen Computeranalyse der Geschichtsdaten weist er nach, daß die Alte Geschichte künstlich generiert wurde, indem ein Grundmuster von 333 bzw. 360 Jahren vervielfältigt und in immer neuen Variationen der Grundelemente über die Zeitachse verschoben wurde. Nach der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert entzieht der Buchdruck, der die damalige Geschichtserfindung und ihre flächendeckende Verbreitung erst möglich gemacht hatte, die Geschichte ein für allemal dem menschlichen Zugriff. Man denke nur an die Institution „Tageszeitung“!

Was Fomenko, ähnlich wie vor ihm Velikovsky, unterließ, war eine konsequente Würdigung der theologischen Natur der Geschichtserfindung. Offensichtlich wurde zur Zeit der sogenannten „Re-Formation“ zusammen mit der Bibel eine zu ihren Aussagen passende Weltgeschichte kreiert, d.h. beides wurde gedruckt und unters Volk gebracht. (Dieser Ursprung der Bibel erklärt auch, warum die Amischen und die orthodoxen Juden bis heute partout darauf beharren, ausgerechnet in einer Welt des 17. Jahrhunderts leben zu wollen: die Bibel und die damalige Zeit gehören untrennbar zusammen.)

Gleichzeitig flossen, quasi nebenbei, die leider ganz und gar nicht „christus-haften“ partikularen Interessen der Schöpfer dieser pseudorealistischen Konstruktion in die Christus-Gestalt ein: im Geiste der damaligen machiavellistischen „Humanisten“, die natürlich auf der Seite der entrechteten „Plebejer“ standen, war Jesus ein Führer, der Schwäche und Ohnmacht in Stärke transformiert und in eine „geistige“ Macht, die alle „weltliche“ Macht übersteigt. In dieser Hinsicht waren diese „Befreiungstheologen“ Vorläufer und Inspiratoren von Lenin und Hitler. Diese diabolische Dynamik und die ins Auge springende schizoide Doppelgesichtigkeit Jesu – Spartakus/Cäsar, Bettelmönch/Pontifex Maximus, Diogenes/Alexander, Pazifist/herrschsüchtiger Gewaltmensch – wird in Christus thematisiert.

Andererseits: daß eine reale, charismatische Figur, ein genitaler Charakter und sein tragisches Schicksal die Autoren der Christus-Geschichte inspiriert hat, ist anzunehmen, denn nur so wäre die unwiderstehliche Kraft des Christentums und der Geschichtskonstruktion, die es perfekt illustriert, erklärlich. Reich schrieb dazu:

Die Geschichte Christi hat die Menschheit tief berührt und zu Tränen, Jammer und großer Kunst bewegt, weil sie die eigene, tragische Geschichte der Menschheit ist. Jeder Mensch ist Christus und Opfer der Pest. Die Menschen sind hilflos vor ihren eigenen Gerichten, fliehende Jünger und schlafende Bewunderer; es sind Judasse, die dem Meister den Todeskuß geben und Marias, die Christus eine verbotene, göttliche Liebe geben; sie sind abgestorbene Körper, die die Schönheit Gottes in ihren erstarrten Gliedern vergeblich suchen, aber niemals aufhören, seine Existenz in sich und außerhalb zu fühlen. Trotz aller Panzerung, Sünde, Haß und Perversion sind auch die Menschen im Grunde Lebewesen, die nicht anders können, als die Lebenskraft in sich und außerhalb zu fühlen. (Christusmord, Freiburg 1978, S. 240f)

Zwar hat der Beginn der heutigen Geschichtsschreibung nichts mit den Anfängen der flächendeckenden Panzerung der Menschenmassen zu tun, es ist jedoch von tiefer Bedeutung, daß sich der Kern ihrer Tragödie in praktisch allen Erzählsträngen der westlichen Geschichtsmythen niederschlug.

Mit dieser Offenlegung ist die Aufklärung vollendet und dem Christentum das Fundament endgültig entzogen. An seine Stelle wird die Orgonomie, d.h. die Wissenschaft, als einzige legitime Quelle der Identität der westlichen Welt treten. Wir „glauben“ weder an einen persönlichen Gott noch an eine unpersönliche „kosmische Kraft“ (der „Druck“, den orgastisch impotente Menschen empfinden und als Chi, Prana und gar „die Leere“ mystifizieren – daraus sind faschistische Religionen wie der Buddhismus und der Hinduismus hervorgegangen), sondern an das Lebendige, das sich im unkodifizierbaren Gefühl von Anstand in uns selbst, im Funkeln in der Atmosphäre und im Lächeln jedes Neugeborenen offenbart.

Paul Mathews: Eine funktionelle Auffassung des modernen liberalen Charakters

22. März 2019

 

Paul Mathews:
Eine funktionelle Auffassung des modernen liberalen Charakters

 

Eine funktionelle Auffassung des modernen liberalen Charakters (Teil 4)

1. April 2018

 

Paul Mathews: Eine funktionelle Auffassung des modernen liberalen Charakters York: Macmillan Co., 1967

Politik und Ökologie: Was geht in Antifaschisten vor und was in Faschisten?

15. März 2016

Der gepanzerte, orgastisch impotente Mensch, versucht die organismische Orgonenergie, die durch die moderne freiere Welt aktiviert wurde, irgendwie zu drosseln. Zu Zeiten Reichs wurde die biologische Energie dadurch niedergehalten, daß sich die Massen gegen den Fortschritt sperrten, gegen das Aufbrechen verkrusteter Strukturen, die bis dahin die Energie gebunden hatten. Reich beschreibt das ausführlich in Die Massenpsychologie des Faschismus. Heute, in der anti-autoritären Gesellschaft, stellt sich das ganze grundlegend anders dar. Man denke etwa an den penetrant umworbenen Veganismus.

Generell ist es so, daß fleischfressende Tiere eine höhere orgonotische Ladung haben als „vegan“ lebende Tiere, die sich ständig durch Raubtiere bedrängt sehen und in einer „Landschaft der Angst“ leben. Auf diese naheliegende Beobachtung hat Nietzsche einen Gutteil seiner Moralphilosophie gegründet (Willen zu Macht, Herdenmoral, etc.). Was er nicht sah, war der bioenergetische, sexualökonomische Hintergrund von dem, was damals etwa als „Sozialdemokratie“ reüssierte und heute als Veganertum, Spiritualität und „Frieden“ daherkommt. Was sich als „überlegene Moral“ geriert, soll tatsächlich das Energieniveau und damit gleichzeitig das Angstniveau („Stauungsangst aufgrund orgastischer Impotenz“) senken. Dazu gehört auch die Entnationalisierung, der „Kampf gegen Rechts“ und das Fluten des Landes mit Raubtieren aus der Wüste; die „große Verschwulung“ von der Akif Pirincci spricht. Nicht zu vergessen natürlich die Genderismus: Frauen und Männer werden zu prägenitalen, niedrig-energetischen Neutra. Politisch korrekt ist man wieder da angelangt, wo die Reaktion, etwa in Gestalt der von Reich angeprangerten katholischen Ideologie (man denke insbesondere an den Marienkult) schon immer hin wollte.

Es ging und geht niemals um Moral und Ethik, sondern einzig und allein um die Senkung des eignen Energieniveaus zwecks Angstbewältigung.

Soweit die Guten. Was geht in den Bösen, den Rechtsradikalen vor?

In Freudianisch und Marxistisch orientierten Antworten auf diese Frage kommt alles mögliche aufs Tablett (Sehnsucht nach autoritären Strukturen in einer entfremdeten Welt, etc.), aber nie das, was „Neonazis“ selbst beseelt, ihr Selbstverständnis: daß sie sich als Partei des Lebens, als Vertreter der Naturgesetze, als Ökologen sehen. Sie betrachten den Menschen als Menschentier, das den gleichen biologischen Gesetzen unterliegt wie jedes andere Tier auch: Zuchtwahl, Elitebildung, territorialer Imperativ, rassische Differenzierung.

Man denke nur an Sigmar Gabriel, der wiederholt sich gegen jedwede biologische Betrachtungsweise sozialer und politischer Vorgänge ausgesprochen hat, denn darauf würde das ganze Grundgesetz beruhen. Sarrazin liegt falsch, weil er falsch liegen muß! Die Biologie des Menschen als Todfeind – des Menschen.

Linke sind entsetzt angesichts der „biologistischen“ Unmenschlichkeit, Rechte angesichts der kulturalistischen Verlogenheit. Wenn sie nur könnten, würden sie den jeweils anderen ausmerzen ohne mit der Wimper zu zucken. Die Nationalsozialisten versuchten die Juden auszurotten, weil sie diese als Verkörperung der „Antibiologie“ betrachteten. Die Antifa „kennt keine Diskussion“, weil sie die Menschheit vor dem „Antihumanismus“ bewahren muß.

„Nazis“ hat immer beseelt, daß sie die einzigen sind, die nicht eine unhaltbare Lüge leben. Sie fühlen sich darin ständig bestärkt, weil das niemals in den ganzen Bibliotheken erwähnt wird, die im „Kampf gegen Rechts“ verfaßt wurden. Der „Kampf gegen Rechts“ ist so erbarmungswürdig hilflos, weil er keine Ahnung von der Panzerung hat, die primäre Triebe in sekundäre Triebe umwandelt, die dann mittels eines verlogenen Humanismus in Schach gehalten werden müssen. Beispielsweise kommt es beim Menschen ohnehin zur „Zuchtwahl“, d.h. wie überall sonst auch bei den höheren Tieren entscheidet das Menschenweibchen welches Männchen ihre Eier befruchten darf. Offensichtlich ist, daß sie den körperlich attraktivsten und geistig potentesten Partner auswählen wird. Sie wird, solange sie kein komplettes neurotisches Wrack ist, hier keinerlei „Mitleid“ kennen und niemals den häßlichen und dummen wählen! Das alles erfolgt vollkommen unbewußt. Auch ist es nur naheliegend, daß sie einen Partner wählt, der ihr weitgehend entspricht. Wählt sie einen „Fremden“, ist es eher wahrscheinlich, daß sie es aus neurotischen Gründen tut, etwa um „ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen“.

„Nazis“ machen aus etwas, was ohnehin von allein abläuft bzw. ablaufen sollte, etwas, was wie auf einem Bauernhof, der auf Ertrag züchtet, durch künstliche Eingriffe aufrechterhalten werden muß. Sie sind darin nicht besser als die „Humanisten“, die nicht glauben können, daß der Mensch auch ohne ethische Indoktrination moralisch handelt.

Einen wirklichen Nazi erkennt man daran, daß ihm jede wirkliche Verbindung zum biologischen Kern fehlt. Die Genitalität kennt er nur über einen Zerrspiegel und er hat eine tödliche Angst vor ihr. Deshalb sein Rassismus, der tatsächlich Angst vor dem sexuellen „Tier im Menschen“ ist. Von daher auch sein erstaunlich durchgängiger Hang zur Homosexualität, um dem Ödipuskonflikt zu entgehen. (Zeig auf einen Neonazi und du zeigst mit einiger Sicherheit auf einen Schwulen!) Und nicht zuletzt stammt daher sein Hang zum Okkultismus, der alles ins Unwirkliche versetzt. Durch die totale Panzerung wird das Leben selbst unerreichbar, ungreifbar, außer wie durch einen Zerrspiegel, so daß das Lebensgefühl durch und durch mystisch wird. Eine Welt, die von einem geheimnisvollen Raunen durchdrungen wird, in der alles voller geheimnisvoller Bedeutung steckt und die „Vorsehung“ waltet. Der Lebensimpuls wird in die rassistische und antigenitale „nationalsozialistische Mystik“ abgebogen.

Das macht den „Kampf gegen Rechts“ noch verlogener, als er ohnehin schon ist, tut doch die Linke nichts anderes als Gruppen zu trennen und für „Gruppenbewußtsein“ zu sorgen, die Genitalität zu bekämpfen und „spirituell zu sein“. Es hat etwas Tragi-Komisches sich „gegen Rechts zu engagieren“ und gleichzeitig die eigenen Kinder auf eine Waldorfschule zu schicken oder etwa dem Karmapa zu folgen.

Nationalsozialismus ist Perversion. Er ist das, was unmittelbar dabei rauskommt, wenn die Panzerung total ist. (Beim Roten Faschisten ist alles verwickelter, weil die soziale Fassade in den Dienst der sekundären Schicht tritt: nichts ist „unmittelbar“.) Die gesamte Biologie des Menschen tritt als grotesk verzerrte Karikatur zu Tage. Es ist ähnlich wie bei der sexuellen Perversion, wo die natürliche genitale Aggression des Mannes zum Sexualmord wird und die natürliche genitale Unterwerfung der Frau zu masochistischen Vergewaltigungsphantasien entartet.

Die totale Abpanzerung des Nationalsozialisten geht damit einher, daß er vollkommen von der Arbeitsdemokratie abgetrennt ist. Er ist nicht arbeitsfähig und kann nur als politischer Agitator und Verbrecher, d.h. als Parasit überleben. Man schaue sich nur diese kriminellen Schießbudenfiguren an, die von Anbeginn immer das verkörpert haben, was sie bei anderen bekämpfen!

schemanazis

Apropos der Mensch als fleischfressendes Raubtier und der gegenwärtige linksliberale Hype um das Veganertum. Das Fleisch hat uns erst zu Menschen gemacht:

Vegetarier werden dies vielleicht nicht gerne hören: Die rein pflanzliche Nahrung, die heute wieder im Trend liegt, könnte für unsere Vorfahren eine Sackgasse gewesen sein. Erst als die Vormenschen begannen, regelmäßig Fleisch zu essen und es mit Hilfe ihrer Steinwerkzeuge zu zerkleinern, konnte ihre Zähne kleiner und ihre Gesichtszüge menschlicher werden. Fleisch und Werkzeuge schufen demnach die Voraussetzungen für Sprache und ein größeres Gehirn, wie eine Studie nahelegt.

Orgonomie und Buddhismus (Teil 1)

26. Juli 2015

Die Begierde ist das Wesen des Menschen selbst, nämlich das Streben, kraft dessen der Mensch in seinem Sein beharren will.

Spinoza

Es ist so angenehm, sich selber zu verneinen, es ist eine Wollust zu entsagen! Es ist die höchste Wollust!

Comte

Das folgende ist gefährlich. Oder wie mir vor vielen Jahren ein besorgter Freund sagte: Ich solle auf keinen Fall die Anhänger des tibetischen Buddhismus unterschätzen. Sie seien fanatisch und mit ihnen sei nicht zu spaßen. Wie alle faschistischen Systeme beruht er auf der Aufgabe des eigenen Ich, letztendlich auf der Verneinung des Lebens selbst. Die Gläubigen machen sich zu Werkzeugen „höherer“ Mächte.

In der Orgonomie ist Lust die fundamentale Emotion schlechthin. Für das Christentum ist die tiefste Realität der Welt ebenfalls die Lust – des Schöpfergottes und der Seelen, die er erschaffen hat. Das Grundgefühl des Buddhismus ist die Unlust. Anders als der christliche Glaube will der Buddhismus zur totalen Ernüchterung und Objektivität führen, worin er dem öden mechanistischen Weltbild sehr nahe kommt, das sich aus dem christlichen ähnlich entwickelt hat, wie das buddhistische aus dem brahmanischen.

Während das Christentum, das ganz auf dem Affekt der liebenden Hingabe an Gott beruht, den Intellekt zugunsten der Emotionen abtötet (1 Kor 1,17-25), appelliert der Buddhismus, der jeder Leidenschaft abhold ist und alle Emotionen abtötet, an den Intellekt. Jeder fortgeschrittene Buddhist wird sagen, daß alle Wahrheit nur relativ sei, z.B. es vom Gesichtspunkt der Erleuchtung aus weder Erleuchtung noch den Ozean des Leidens gäbe. Dergestalt ist der „Edle Mittlere Pfad“, d.i. der Buddhismus, der sich jeder Festlegung entzieht, wie ein glitschiges Stück Seife unwiderlegbar. Es ist genauso sinnlos sich mit einem Buddhisten auseinanderzusetzen, wie es unsinnig ist mit einem Linksintellektuellen über die soziale Wirklichkeit zu diskutieren.

Dialektische Verrenkung gab es bereits bei den indischen Skeptizisten, Zynikern und Sophisten aus Buddhas Zeit, die verkündeten, daß es keine Wahrheit und keine Lüge, keine mystische Hinterwelt und keine mystische Erlösung gäbe und man sich einfach seines Lebens freuen sollte, ohne sich ein Gewissen zu machen! Wäre Indien diesen die mystische Hinterwelt zertrümmernden Aufklärern und nicht den angeblich „Erleuchteten“ gefolgt, hätte es die welthistorische Rolle Europas spielen können. Stattdessen ist Indien für immer seines Lebensfeuers beraubt worden – und diese kanzeröse Pest greift nun, nachdem es die übrigen asiatischen Völker emotional vergiftet hat, nach Westen.

Der Buddhist erkennt, daß letztendlich für ihn und allem, was er liebt, das Leben nur Leid und Tod bedeutet. Dieser Realismus verleiht dem Buddhismus Größe, die noch dadurch unterstützt wird, daß der Buddhist durch diese (nicht etwa trotz dieser) Erkenntnis eine bemerkenswerte Seelenklarheit, Ruhe und Heiterkeit gewinnt, die dem islamischen kismet und inshallah entspricht und sich gleichzeitig radikal von ihm abhebt: Warum sich aufregen, wenn sowieso alles den Bach runtergeht? Warum die Seelengelassenheit durch sinnlose Emotionen gefährden? Warum sich emotional an etwas Vergängliches binden und sich dadurch verletzlich machen?

Dementsprechend kommt die buddhistische Heiterkeit nicht aus der (Mit-) Freude am Leben, sondern ganz im Gegenteil aus der Distanz aufgrund der Unterdrückung aller Lebenstriebe und der Kontrolle aller Sinne. Die Kultiviertheit und Distanziertheit des buddhistischen Asiaten ist das exakte Gegenteil der Genitalität, wie sie sich in der „ungehobelten Primitivität“ der Urvölker zeigt; bei den genitalen Trobriandern oder Murias oder Eskimos – und die die Orgonomie wieder freilegen will. (Siehe dazu Eine andere Gesellschaft ist möglich. LEBEN ist möglich!)

Soweit ist der Buddhismus nur neurotisch; über bloßen Stoizismus hinausgehend und wirklich pestilent wird er dadurch, daß er die richtige Einsicht von der Prozeßhaftigkeit der Welt in ihr Gegenteil verkehrt und statt Hingabe an das Leben zu predigen, das vergängliche Leben für wertlos erklärt und das Verlöschen des Lebensfeuers predigt. Er verewigt unsere Existenz in der Falle, indem er auf illusorische Ausgänge verweist. Dabei ist das Nonplusultra an Pestilenz, daß der buddhistische Ausgang gewissermaßen eine echte Alternative ist, so wie der Tod eine echte Alternative zum Leben ist. Dies macht den Buddhismus zum eigentlichen Gegenspieler der Orgonomie.

Seinem Selbstverständnis nach ist der Buddhismus mehr als bloße Religion und sogar mehr als spekulative Naturphilosophie, nämlich ein auf meditativen Erfahrungstatsachen beruhender und deshalb überprüfbarer Weg. Er führt zur Erfahrung des unbedingten „Nirwana“, der unbedingten „Leere“ und des unbedingten „Buddha-Bewußtseins“ jenseits aller schemenhaften Bedingtheit. Dieses „Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungeschaffene“ ist konkret und pragmatisch betrachtet einfach die Losgelöstheit von allen Triebenergien, d.h. sie bedeutet die Negation der Orgonenergie.

Die anderen im Gegensatz zum Buddhismus naturphilosophisch orientierten Systeme Indiens hatten wenigstens ihre positiven Substanzen als Erinnerung an das handfeste Leben, während der Buddhismus nur die abstrakte Negation des „leer von allem Bestimmbaren“ kennt. Diese „metaphysische“ Verödung ist identisch mit einer emotionalen Verödung. Es gibt für den Buddhismus keine Selbststeuerung, sondern nur das „selbstlose“ ethische Gesetz des Kosmos (dharma), das identisch mit dem Absoluten ist (die Leere, sunyata).

Die „Erfahrungswissenschaft“ Buddhismus, die sich nicht auf die empirische Untersuchung der äußeren, sondern die meditative der inneren Natur stützt, beruht auf einer speziellen Form der okularen Panzerung, die ich in Die Massenpsychologie des Buddhismus beschreibe. Der Buddhist bleibt buchstäblich innerhalb der Augenpanzerung „sitzen“ und redet dann von Transzendenz und Befreiung.

Hier kann der Buddhist mit recht einwenden, daß es im Buddhismus keine Selbstbespiegelung gibt, da er jede Form von substantieller „Selbstheit“ leugnet und deshalb keine absolute Geist-Monade kennt. Das Problem ist nur, daß die Achtsamkeit, mit der jedes illusorische „Ich“ zersetzt wird, auf einem Bewußtsein beruht, das schließlich doch zum „wahren Ich“ erhoben wird. Auch das erläutere ich eingehend in Die Massenpsychologie des Buddhismus.

Ohnehin gibt es in der Spiegelwelt des vereinzelten Autisten gar kein Ich, da sich ein solches nur in der Gesellschaft mit anderen „Ichen“ ausbildet. Als Nicht-Ich ist er die ganze Welt und gleichzeitig radikal abgetrennt von der Welt. Außerdem gibt es in Asien von vornherein gar kein „Ich“ und keine persönliche Verantwortung, sondern nur das Gruppen-Ich der Familie, der Sekte, des Stammes oder der Nation und die altruistische Führer-Persönlichkeit: das buddhistische Bodhisattva-Ideal.

Der Buddhismus ist der anti-lebendige Nihilismus schlechthin, der uns die Verworfenheit und Substanzlosigkeit des Daseins predigt, wo es doch nur darum gehen kann, das Leben zu leben. Nur in der vorbehaltlosen, emotionalen Bindung an das empirische Dasein und dergestalt das Einssein mit den energetischen Funktionen sind wir in der „Ewigkeit“. Der Schlüssel zur Überwindung des Todes liegt einzig und allein in der Genitalität, denn nur die orgastisch potenten Einzeller sind unsterblich. Der nekrophile Buddhismus wirft dieses unser höchstes Gut in den Dreck. Er ähnelt darin der mechanistischen Wissenschaft.

Für die Orgonomie ist Zellteilung Ausdruck der heilenden Funktion des Orgasmus, während sie für die moderne Humanbiologie in erster Linie Alterung und Tod bedeutet, da die Erbinformation immer schlechter kopiert wird, so daß das Leben langsam entartet, d.h. altert. Desgleichen bedeutet auch für den mechano-mystischen Buddhismus das Leben nur Zerfall und Leid. Letztes Ziel sowohl der modernen Medizin wie des Buddhismus ist es, die zyklische Pulsation, die der Buddhismus als ewige leidvolle Wiedergeburt mystifiziert, zu beenden. Die Orgonomie jedoch will sie hervorrufen, verstärken und bewahren.

Europäisch ist das Ideal „des übermütigsten lebendigsten und weltbejahensten Wesens“ das „unersättlich da capo rufend“ das Auf und Ab des Lebens will – in alle Ewigkeit (Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse, Kritische Studienausgabe, Bd. 5, S. 75). Dem kosmischen Menschen bedeutet die buddhistische Diagnose des Kreises des Weltentreibens als leidvoll nichts, denn er steht, so Nietzsche,

mit einem freudigen und vertrauenden Fatalismus mitten im All, im Glauben, (…) daß im Ganzen sich alles erlöst und bejaht – er verneint nicht mehr… Aber ein solcher Glaube ist der höchste aller möglichen Glauben: ich habe ihn auf den Namen des Dionysos getauft (Götzendämmerung, Kritische Studienausgabe, Bd. 6, S. 152)

– dem im Buddhismus Buddhas Versucher und Gegenspieler „Mara“ entspricht.

Der anti-dionysische Buddhismus ist eine sehr gute, aber auch oberflächliche psychologische Diät und Hygiene, bei der es um die Ruhigstellung des Körpers und seiner Begierden durch die Zügelung des Geistes geht. Einsicht in die Zwecklosigkeit des Lebens soll die Energiequelle abdrehen und so zur Heilung führen. Es ist das Gegenteil der sexualökonomischen Hygiene, bei der es um Ruhe des Geistes durch eine geregelte Abfuhr der gestauten Energie geht.

Und was ist mit dem „fortgeschrittenen Buddhismus“, dem tantrischen Buddhismus? Er versucht nicht die Triebenergie zu drosseln und er arbeitet mit „dionysischen“ Emotionen, da er sie nutzen will. Er will, indem er durch sie hindurchgeht, die Sexualität um so besser sublimieren und überwinden, ganz ähnlich wie es die Psychoanalyse versucht.

Ohnehin erinnert der Buddhismus in seiner ganzen Lebensfeindlichkeit stark an die Freudsche Psychoanalyse: die Triebe, die einst von einem schwachen Ich pathogen verdrängt werden mußten, werden nun von einem starken Ich bewußt verurteilt und so „Begierde in Weisheit“ verwandelt. Nicht mehr Gefühlsregungen und Gedanken beherrschen einen, sondern man wird zu ihrem Herrn. Die Triebe werden unters Joch gespannt.

Das Zwangskorsett eines moralischen antisexuellen Dharma, dem sich das Schicksal (karma) von Mutter Natur und ihrer Kinder einpassen muß, ist Buddhas („der Erwachte“) Rache, sein ultimativer männlicher Wille zur Macht: „ich gehe zwar ins Nirwana ein, aber nun wird meine Lehre herrschen“. Seine Lehre ist die kriegerische Tugend des „rechten Strebens“, d.h. stets „wach“ zu sein und die „Sinnestore“ und das Gemüt zu bewachen. Man soll durch die Selbstdisziplin der Wachsamkeit und die Zügelung der Affekte die Sinneseindrücke vernunftgemäß objektiv bewerten und kontrollieren, so daß es zu keiner „selbstischen“ gefühlsmäßigen Objektbindung kommt. Um den Kreislauf von Geburt und Tod zu beenden, muß man den bösen „Willen“, der zukünftige Leben erzeugt, durch einen frühzeitigen emotionalen Tod zum verschwinden bringen. Alle unschuldigen Lebenstriebe werden vermoralisiert und dem Leben die Unschuld genommen. Das Lebendige wird schon an seinen Wurzeln verteufelt, während das Christentum nur die Früchte für böse erklärt.

Dies geht mit einem abgrundtiefen Frauenhaß einher. Oder wie Robert hier geschrieben hat:

Als ich in den achtziger Jahren voll froher Erwartung zum ersten Mal das Buddhistische Haus in Berlin-Frohnau besuchte und dort auch die hervorragende Bibliothek erblickte, erwartete ich voller Erregung tiefste menschliche Geheimnisse vorzufinden. Ich schlug einige alte buddhistische Schriften in schweren Ledereinbänden auf. Wie groß war meine Enttäuschung, als in den Texten nichts anderes als Frauenablehnung zu lesen war. Ihr Geruch war widerwärtig, ihr Aussehen, ihr Einfluß und dann ihre menstruellen Ausscheidungen. Voll Enttäuschung verließ ich diese Pilgerstätte, irritiert und mich fragend, warum man sowas nie sonst über den Buddhismus zu lesen bekam.

Entsprechend hielten sich die buddhistischen Mönche mit einer selbst die missionierenden Jesuiten erschreckenden Selbstverständlichkeit an kleine Jungs, die Novizen.

In einem populären tibetischen Mahayana-Text lesen wir über die buddhistische Eva:

Die Frauen sind die Ursache der drei Verderbnisse (also Gier, Haß und Verblendung, PN). Der Umgang mit Frauen kann dem Mann nur schaden. Die Frauen sind ein Unglück für die Männer in dieser und in der anderen Welt. Wer sich nach Frauen sehnt, findet keinen Frieden, wer sich nach Frauen sehnt, sollte sie fliehen (…) Die Frauen sind so sicher die Ursache der Sünden, wie die Buddhas nicht von ihnen geboren werden (…) Diese Welt wird noch an den Frauen zugrundegehen.

Dieser buddhistische Ungeist hat über die buddhistisch-persisch-christliche Mischreligion des Manichäismus, durch die Augustinus entscheidend geprägt wurde, auch auf Europa gewirkt und von dort aus die ganze Welt vergiftet.

Für den Buddhismus gibt es nur leidenschaffende Emotionen, da alles Leiden aus der Verfolgung egoistischer Glücksziele hervorgeht und das Ich nichts anderes als die Abfolge von Gefühlsregungen ist. Anhaften an der Ich-Haftigkeit (Selbstzentriertheit, der energetische Kern) bedeutet Unwissenheit, Ignoranz und Verblendung. Aus dieser Grundlage der Emotionen entwickelt sich einerseits zu sich heranziehende Gier, Leidenschaft und Verlangen (Kontraktion) und andererseits von sich abstoßender Haß, Aggression und Ärger (Expansion) und in Folge alle weiteren weibischen Emotionen (z.B. Stolz, Eifersucht und Geiz). Diese Begierden zu tilgen, ist also gleichbedeutend mit der Tilgung des Ich und umgekehrt.

Beim Zen sieht man die Auslöschung der Emotionen am eindeutigsten. Mit Gewalt im Lotussitz sitzen (zazen), d.h. „leere Nabelschau“, ohne eigentliche Meditation über ein Objekt, bis die existentielle Erfahrung kommt, daß alles vergänglich, leer und nichtig ist und einen deshalb das Leid nicht berühren, nicht mehr anrühren kann. Dieses emotionale Erstarren führt uns zum eigentlichen Kern des Buddhismus. Der Buddhismus ist die Apotheose des von Reich in Christusmord beschriebenen „Sitzens“. Es gibt die unterschiedlichsten Formen des Buddhismus, dem unser christlicher Dogmatismus fremd ist, aber dieser abgestorbene Kern bleibt.

Dieser gefühllose Zustand des Sitzens erinnert sehr an die „heitere“ emotionale Flachheit von Krebspatienten (Krebs ist die „Berufskrankheit“ der Yogis und Zen-Meister). Der Funken des Lebens erlischt, was, wie gesagt, eine Alternative zur geregelten Sexualökonomie ist. Der Buddhismus sucht immer den mittleren Weg und den Kompromiß und ist damit funktionell identisch mit charakterologischer Resignation. Übermütige Freude und tiefste Traurigkeit sind dem buddhistischen Bewußtsein vollkommen fremd, der die beständige Gleichmut der Begierdelosigkeit erstrebt. Alles ist auf Ruhe, Unbewegtheit und Leere ausgerichtet; jede störende Emotion wird mit mildem Humor zugedeckt. Um das seelische Gleichgewicht nicht zu stören, scheut sich der Buddhismus um die konfliktträchtige Aufarbeitung der Vergangenheit, in der wilde Triebe schlummern, die besser unterdrückt bleiben. Nur nicht dran rühren! Dies erklärt, warum es in Ländern wie Japan keine „Vergangenheitsbewältigung“ gibt.

Die buddhistische Lehre spiegelt historisch-energetisch den Ort ihres Ursprungs an der damaligen südlichen Front Saharasias wider: den allgemeinen vom DOR verursachten Zerfall des ökologischen, ökonomischen und sozialen Umfeldes. In diesem Tumult brachte der Buddhismus emotionale Ruhe und später hat er in den zerrissenen Kulturen Saharasias nur überlebt, weil er die effizienteste Art und Weise ist, die Emotionen abzutöten. Zweifellos wirkt dies im Kleinen auch heute noch sehr befreiend auf den gestreßten Amerikaner und Mitteleuropäer, genauso wie es auf Asien wirkte, das für Reich das Abbild einer kranken, sitzenden Gesellschaft war.

So verkörpert der „harmlose, sanfte“ Buddhismus eine allgemeine Krebsschrumpfungs-Biopathie ähnlich wie der „harmlose, sanfte“ Liberalismus, der zu gesellschaftlichem Verfall und Kommunismus führt. Die Nähe des pestilenten Buddhismus zum Kommunismus zeigt sich schon daran, daß es um das Verschwinden der eigenen Persönlichkeit (der Ich-Haftigkeit), um die Befolgung des moralischen Gesetzes und die restlose Einordnung in die Gemeinschaft (sangha) geht.

Der Buddhismus beruht auf der Annahme, daß es keine natürliche Moralität gibt, sondern allem Lebendigen die buddhistische Frohe Botschaft gepredigt werden muß, daß man seinen Emotionen (also Haß und Gier) nicht trauen darf und sie überwinden muß. Er blickt über die gegenwärtigen Freuden hinaus, sieht das zukünftige Leid und rät zu Zurückhaltung, Beherrschung und Lebensklugheit als die einzige Möglichkeit diesem antizipierten Leid zu entgehen. In seiner „sozialen“ Form, dem Mahayana, geht es dabei nicht nur um die Nichtung des Einzelnen, sondern um die Ver-Nichtung allen Seins. Der Sieg des Buddhismus wäre das Ende des Lebens auf diesem Planeten, denn die Erlösung vom Leben ist sein ausgesprochenes Ziel und in seiner europäisierten perversen Schopenhauerschen Form spricht er sich sogar ganz offen für die atomare Auslöschung der Menschheit als größtem Liebes- und Mitleidsdienst überhaupt aus.

Der Buddhismus sieht im Leben einen wilden Fluß, auf den man sich besser nicht einläßt, um ihn schnell und gefahrlos zu überqueren. Dazu gibt es als älteste Fähre den Theravada-Buddhismus („Lehre der älteren Jünger“), bei dem es um die Überwindung des emotionalen Anhaftens geht, das uns vormacht, es gäbe in dieser Welt Bestand. In Wirklichkeit gibt es aber nur flüchtige Daseinsfaktoren, die in der abhängigen Entstehung des Kausalnexus einander hervorrufen und deren Entstehung praktisch mit ihrem Untergang zusammenfällt. Es gilt die Unbeständigkeit der Welt und des eigenen Selbst zu erkennen, so daß sich die Vorstellung des substanzhaften Abgetrenntseins von der Welt und anderen Menschen als Illusion erweist und damit auch jeder Egoismus. Ist aber das egoistische Anhaften überwunden, findet das Lebensfeuer kein Brennmaterial mehr, so daß es erlischt und der Buddhist ins friedvolle Nichts eingeht.

Buddhismus beruht auf der Illusion des „Todestriebes“, nämlich darauf, daß es so etwas wie eine autonome „Selbstaufhebung“ oder „Selbstauslöschung“ (nairatmya) ins Nirwana, ins Nichtsein gäbe. Den Freudschen Todestrieb widerlegte Reich damit, daß es eben keine Selbst-Auslöschung gibt. In der Natur gibt es keinen Energieimpuls, der sich gegen sich selbst richtet. Erst im Menschen kommt es unter dem Einfluß einer lebensfeindlichen Gesellschaft dazu, daß sich der ursprüngliche Impuls aufspaltet, sich selber blockiert und zu vernichten trachtet (Orgonomic Functionalism, Vol. 3, S. 86-91).

Wir nehmen die lebensfeindliche Gesellschaft in uns auf und jeder „Selbstmord“ der begangen wird, ist in Wirklichkeit Mord innerhalb unseres derartig von fremden Mächten okkupierten Ichs. So ist die buddhistische „Selbstauslöschung“ die Apotheose der Neurose, die aus dem Konflikt zwischen Innenwelt und Außenwelt hervorgeht. Im Buddhismus siegt die patriarchale Außenwelt, indem das zum Erwachsenen „erwachte“ Kind alle Lebenstriebe und damit „sich selbst“ tötet.

Der Buddhist wird einwenden, daß es eine schon von Buddha bekämpfte einseitige Interpretation sei, das Nirwana nur als Negativum zu betrachten. Aber jedes mit dem Nirwana verbundene positive Attribut macht den Buddhismus zum Ausdruck der größten denkbaren egoistischen Verblendung: dem finalen Lustgewinn außerhalb des Welttreibens losgelöst von allen anderen Menschen.

Und selbst dort, wo der Buddhist sozial auf das Nirwana verzichtet (das zentrale Moment der „Großen Fähre“, dem Mahayana), sucht er innerhalb des trostlosen Welttreibens als Trost das „Glück im Mitleiden“. Wie Nietzsche in seinem gleichnamigen Aphorismus schreibt:

Mitleiden wird das Gegenmittel gegen den Selbstmord, als eine Empfindung, welche Lust enthält und Überlegenheit in kleinen Dosen zu kosten gibt: es zieht von uns ab, macht das Herz voll, verscheucht die Furcht und die Erstarrung, regt zu Worten, Klagen und Handlungen an, – es ist verhältnismäßig ein Glück, gemessen am Elend der Erkenntnis, welche das Individuum von allen Seiten in die Enge und Dunkelheit treibt und ihm den Atem nimmt. (Morgenröte, Kritische Studienausgabe, Bd. 3, S. 129)

So ist das Mitleid des Mahayana-Buddhisten in Wirklichkeit das Mit-Leiden seines Opfers. Mit dem Ego, von dem sich der Buddhist befreit, belastet er seine Mitmenschen, er läßt „seinen Dämonen in die Nächsten fahren“, wie Nietzsche im gleichnamigen Aphorismus (Morgenröte, Kritische Studienausgabe, Bd. 3, S. 299) schreibt: „mögen diese Anderen zusehen, daß sie nicht schlimm dabei fahren, so wohl er ihnen anscheinend auch will!“

Das kalte, unbeteiligte „Mitleid“ des selbstlosen Buddhisten ist unparteiische „Freundlichkeit“, die, damit nicht doch noch eine gefühlsmäßige Beziehung aufkommt, von der Weisheit des „Über-der-illusorischen-Zweiheit-stehens“ gezügelt wird. Was man hier nicht findet, ist das europäische Verständnis von „selbsthafter“ und „parteiischer“ Liebe und persönlicher Hinwendung, mit seiner ganzen Spannweite vom platonischen Eros bis zur sexuellen Anziehung. Erst recht gibt es im Buddhismus keinen Platz für die orgonomische Definition der Liebe: die Erregung des Genitals, die bei einem passenden gegengeschlechtlichen Gegenüber zur genitalen Überlagerung führt. Daraus leitet sich alle wirkliche, d.h. emotionale Hinwendung zum Nächsten her. Das, was die Buddhisten als emotionale „Liebe“ anführen, ist der tantrische Brand, der die Ichheit verzerrt. (Über Liebe siehe meinen Blogeintrag Liebe, Arbeit und Wissen: Zwei Arten von Liebe.)

Wirkliches Mitleid ist das ichhafte geschwisterliche Einfühlen in einen anderen Menschen, sonst ist es gemein, hinterhältig, verlogen und grausam: das Erbarmen des Mächtigen gegen den Schwachen; des „Erwachten“ gegenüber dem noch im Nicht-Wissen verstrickten; dessen, der alle Komplexe in sich verarbeitet hat und klar wie Kristall ist, gegenüber dem neurotisch leidenden und betrübten; des Mitleidvollen gegenüber dem Mitleidlosen; des Asexuellen gegenüber dem Sexuellen. Im Mitleiden liegt immer Grausamkeit gegenüber dem Bemitleideten, denn wer wird schon gerne bemitleidet und so unter einen Mächtigeren gestellt. Lieber werden wir von den Ohnmächtigen gehaßt – die wir dann bemitleiden können.

Das buddhistische Mitleid entspricht so einer typischen saharasischen Klassengesellschaft (Buddha stammt ja aus der Fürstenschicht): der vornehme Gepanzerte, der an der Spitze der Welt steht und voll Geringschätzung auf die Parias und das Gewürm hinabsieht, die sich ganz unten krümmen und winden. Man denke an die selbstherrliche Attitüde des Bodhisattvas („erwachtes Wesen“), der im Vajrayana (der dritten Fähre, die den Kern des „Lamaismus“ ausmacht) alle Insignien eines Priesterkönigs trägt.

Bioenergetisch gesehen ist falsches Mitleid nichts anderes als Verachtung: die Energie fließt zum Kopf hin („Überlegen“). Der Unterschied ist nur, daß sich die Energie im Mitleid entlädt, während sie sich in der Verachtung staut. Ohne Mitleid würde der Buddhist platzen. Mitleid ist das Notventil, der tantrische Sex der Buddhisten, der das leidvolle Principii individuationis aufsprengt. Der Buddhist wird einwenden, daß nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein kann, denn das buddhistische Mitleid würde ja auf dem Nicht-Ich basieren. Das buddhistische Mitleid ist also nicht nur Sex, sondern seelenloser Sex! Der Mahayana-Buddhist wird einwenden, es ginge doch um vollständige Hingabe an und altruistische Aufopferung für den Mitmenschen. Es ist nicht nur Sex, es ist sadomasochistischer Sex!

Im Theravada ist der Mensch ein kern- und substanzloses Konglomerat von disparaten Einzelteilen. Wird so das Mitleid nicht vom Theravada ad absurdum geführt? Wie kann es ohne Ich ein Du geben? Wie kann es Menschlichkeit ohne Menschen geben? Wie Verbindung in einer verbindungslosen Welt? Zwar richtet das Mahayana sein Augenmerk weniger auf die vergänglichen Daseinsfaktoren und mehr auf die Un-Bedingtheit der ganzheitlichen Leere hinter ihnen, doch mit dem „Leersein von Abgetrenntheit“ gibt es keine Spannung und keine Überlagerung mehr, keine Potentialunterschiede. Alles endet in einem amorphen prägenitalen Brei ohne echte Gefühle. Diese Leere kann man mit dem Nirwana gleichsetzen: dem Nichtsein von Gier, Haß und Ich-Haftigkeit. Das ist aber das kastrierte Orgon: die nichtpulsierende Orgonenergie, die Leere in gefühllosen Genitalien. Der tantrische Buddhist wird einwenden, daß es sich bei der Leere um die dynamische, unendliche Potentialität des kosmogonischen absoluten Bewußtseins handelt: ein Weltbild, geformt aus der „idealistischen“ okularen Abpanzerung heraus.

In der erstarrten Welt des Buddhismus gibt es keine Entwicklung von unten nach oben. Dem Buddhismus fehlt der dreidimensionale Tiefenblick, der der Entfaltung der Funktionen entspricht. Der Buddhismus kennt keinen Übergang vom primordialen zum materiellen Bereich, sondern nur die pluralistischen Daseinsfaktoren, die sich nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung ohne einen zugrundeliegenden dritten Faktor substanzlos nacheinander herziehen. Und was die einheitliche „Leere“ hinter den pluralistischen Daseinsfaktoren betrifft, ist es in Übereinstimmung mit dem nichttheistischen Zentraldogma des Buddhismus kein positiver Urgrund, sondern nur negative Unfaßlichkeit.

Das Buddha-Bewußtsein schließlich hat immerhin wie angedeutet einen kosmogonischen Aspekt, doch der beinhaltet, daß „alles nur ein Traum ist“ (maya), platt, ohne Tiefe und Perspektive. Hier gibt es keine Entwicklung vom Vegetativen zum Geistigen, sondern unser Körper ist das Produkt unserer Eltern, während unser Bewußtsein sich aus vorgeburtlichen Existenzen herleitet. Dies entspricht in etwa dem von Reich bekämpften Omnis cellula ex cellula. Während die Orgonomie ungelerntes Verhalten, wie das sofortige Saugen an der Brust, funktionell erklärt, führt es der Buddhismus auf Wissen aus früheren Leben zurück.

Die drei großen Tabus in der antiautoritären Gesellschaft

16. Juni 2012

Elsworth F. Baker zufolge gibt es drei Tabus, die die autoritäre Gesellschaft zusammenhalten:

  1. Sex;
  2. Politik; und
  3. Religion.

Darüber darf nicht geredet werden. Man kann einwenden, daß über kaum etwas anderes geredet wurde, aber Genitalität war tabu (man denke nur an Reichs Erfahrungen in der Psychoanalyse!), es durfte nicht angerührt werden, daß all die hochtrabenden politischen Debatten Ausdruck von Neurose sind, und nichts mit der Arbeitsdemokratie zu tun haben, und es durften die Grundlagen der Religionen nicht in Frage gestellt werden. All das ist „intim“, „persönlich“, entspricht „inneren Überzeugungen“, etc.

In der antiautoritären Gesellschaft hat sich nichts daran geändert. Man denke nur einmal daran, daß Homosexualität groteskerweise nicht als Perversion bezeichnet werden darf! Wenn ich Staubsauger, Bernhardiner oder Kleinkinder sexuell begehre, bin ich pervers, schmierige Außenminister darf ich jedoch sogar heiraten!

Was die Politik betrifft: Man schaue sich folgende Debatte über den Islam an. Alles sehr mutig (das sage ich ohne Ironie), aber niemandem fällt auf, daß diese linken „Humanisten“ mindestens so verrückt sind, wie die Islamisten, die sie kritisieren. Niemand ist sich dessen gewahr, wie verpeilt und lächerlich dieser „Humanismus“ und dieses „Linkssein“ ist – daß es der vollkommen irrationalen Abwehr bioenergetischer Strömungen entspricht. Ganz nebenbei gesagt: diese Art von „Humanismus“ (Roter Faschismus) hat im letzten Jahrhundert 100 000 000 Menschen ermordet!

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Und was schließlich die Religion angeht, darf man alles anbeten, tibetische und hinduistische Götte etwa, aber wehe jemand deutet an, wie schlichtweg bizarr es ist, wenn ein Europäer die „weiße Tara“ anbetet. „Der wagt es meinen Glauben anzugreifen!“ Den Papst und Protestanten, die tatsächlich der Bibel folgen, darf man nach Belieben dekonstruieren, aber wehe man dehnt die Religionskritik auf beispielsweise die „östlichen Weisheitslehren“ aus! Dann gilt man plötzlich als „beschränkt“!

Betrachten wir die drei Tabus in der antiautoritären Gesellschaft:

  1. Sex: In Die sexuelle Revolution führt Reich aus:

    Gerade weil die autoritative Bindung selbst zu einem großen Teil unbewußt wird, entzieht sie sich der bewußten Beeinflussung. Es hat wenig zu sagen, wenn die unbewußte Bindung an die elterliche Autorität oft als Gegenteil, als neurotisches Revoltieren zum Ausdruck kommt; es vermag die sexuellen Interessen dennoch nicht zur Entfaltung zu bringen, es sei denn in Form triebhafter und unbeherrschter sexueller Aktionen, als krankhafte Kompromisse zwischen Sexualität und Schuldgefühl. (Fischer TB, S. 93)

    Darauf beruht heute die gesamte „öffentliche Sexualität“, man denke nur daran was Madonna und Lady Gaga an Pornographie in die Zimmer unserer Kinder tragen. Es geht wirklich nur um eins: „Dafür strafe ich dich, du geiles Stück!“

  2. Politik: Wie Charles Konia ausgeführt hat, bedeutet „Linkssein“ vor allem eines: der soziale Aktivismus soll das Gewissen erleichtern, die Schuldgefühle verschwinden lassen und dergestalt den bioenergetischen Druck senken. Wehe jemand spricht das an!
  3. Religion: In der autoritären Gesellschaft war letztendlich die Religion für die Lösung der Frage nach den Schuld zuständig: Vergebung. In der antiautoritären Gesellschaft verschwindet hingegen die Religion, d.h. (verzerrter) Kernkontakt, immer mehr. Dort, wo noch Religion zu finden ist, wird sie zu einer „Religion ohne Gott“, d.h. eine „Religion“ ohne (wie auch immer verzerrten) bioenergetischen Kontakt. Man denke nur an den Siegeszug des Buddhismus (oder dessen, was Europäer für „Buddhismus“ halten). Gott ist ein größeres Tabu als jemals zuvor.

Nach wie vor haben erstens die Funktion des Orgasmus, zweitens die Arbeitsdemokratie und drittens die Entdeckung des Orgons keinen Platz in der gepanzerten Gesellschaft.