Posts Tagged ‘Amöben’

Was mich von James DeMeo trennte (Teil 1)

26. Mai 2025

Vor 1951 konnte man überall einen Orgonenergie-Akkumulator aufstellen und benutzen, weil das Orgon sozusagen per definitionem von guter Qualität war. Es ist schließlich die primordiale Energie des Universums! Nach 1951, also nach dem ORANUR-Experiment, lauerte hingegen überall das abgestandene, giftige, todbringende  Orgon in Gestalt von Röhrenfernsehern, Neonröhren, Atomkraftwerken, Röntgengeräten etc. Vom Orgonakkumulator konnte also DOR akkumuliert werden. Reich und später Jerome Eden insistierten deshalb darauf, daß grundsätzlich jeder Akkumulator in Wasser „geerdet“ werden müsse, um das DOR abzuziehen. Als ich DeMeo darauf ansprach, war er seltsam irritiert, was wiederum mich irritierte etc. Schließlich brach es aus ihm heraus, daß dies den Akkumulator doch zu einem Medical DOR-Buster machen würde. Wieder Irritation meinerseits, Gesprächsabbruch. „Mit DeMeo kann man nicht diskutieren.“ „Mit Nasselstein kann man nicht diskutieren.“

Nebenbei angemerkt war die neue Version des Akkumulators auch der unmittelbare Auslöser für Reichs schließlicher Haftstrafe. Als Reich in Arizona war, brachte sein Mitarbeiter Michael Silvert sämtliche noch auf Orgonon befindlichen Akkumulatoren nach New York, um sie dort in einer Werkstatt „anzubohren“ und mit „BX-Kabeln“ zu versehen.

Zurück zu DeMeo: Das, was Reich bei seinem Antifaschismus bekämpft hat, also die Gene und die „Konrad Lorenz-ity“, sind ein tatsächlicher Faktor und keine bloß „mechanistische Wissenschaft“, gar „faschistische Wissenschaft“. Biologie ist mechanischer als Reich dachte. Stichwort „egoistische Gene“, Löwenmännchen, die systematisch Löwenbabys totbeißen, um ihre eigenen Nachfahren zu zeugen; Schimpansen können absolute Monster sein, deren Horden untereinander regelrechte Vernichtungskriege führen, etc. Reich wollte das nicht sehen und betrieb statt, was nahegelegen hätte, Verhaltensforschung an Schimpansen, Löwen, Gänsen, etc. Biologie an Amöben, bioelektrische Messungen an Menschen etc. Im Anschluß daran war auch DeMeos Einstellung davon geprägt: das Lebendige ist gut, ebenfalls sozusagen per definionem. Was nicht ins Bild einer „orgonomischen“ Weltanschauung paßte, wurde mit entsprechender Rhetorik vom Tisch gewischt, die sich immer auf den Vorwurf „gepanzert“ runterdestillieren ließ.

Ich bin ein vehementer Unterstützer bzw. „Vertreter“ seiner Saharasia-Theorie, aber DeMeos Insistieren darauf, daß es vor dem Einbruch Saharasias um etwa 4000 vor Christi keine Gewalt gegeben habe, hat mich stets – irritiert. Dazu paßt auch, daß er meine Aussage, daß Bronislaw Malinowski in seinen Tagebüchern die „Nigger“ (sic!) der Trobriand-Inseln wüst beschimpft hatte und diese ihrerseits von diesem „übelriechenden blassen haarigen weißen Monster“ alles andere als begeistert gewesen waren, wegbügelte, als wären diese Tagebücher nie veröffentlicht worden. Die Natur des Menschen war gut und Malinowski eine Lichtgestalt. DeMeo hatte eindeutig die beunruhigende Tendenz sein Weltbild zu glätten.

Dazu gehörte auch die Physik bzw. Kosmologie. Es war zwecklos ihm nahebringen zu wollen, daß man im Universum unmöglich alles mit Bewegung, genauer gesagt Bewegung der Orgonenergie, erklären kann. Fernwirkung, immerhin Grundlage der Newtonschen Physik, war für ihn mystisches Teufelswerk und mußte im Zweifelsfall mit überlichtschnell strömender Orgonenergie „erklärt“ werden. Das läuft letztendlich auf ein Descartesianisches hydromechanisches Weltbild hinaus, das alles mit einer Art „Orgonsauce“, die durch Weltall fließt und Wirbel bildet, erklären will – und das mechanisch unendlich verwickelt.

Beispielsweise beharrte er einseitig auf Reichs Erklärung des Michelson-Morley-Experiments mit Hilfe der Bewegung der Orgonenergie-Hülle des Planeten. Die von Reich parallel dazu vorgetragene Hypothese, daß man zwischen elektromagnetischer Strahlung und orgonotischer Erstrahlung („Licht“) unterscheiden müsse, fiel bei DeMeo unter den Tisch, denn diese impliziert das, was Charles Konia später als „koexistierende Wirkung“ ausgearbeitet hat. „Fernwirkung“, eben die „koexistierende Wirkung“, war für DeMeo mystisch, letztendlich also – gepanzert.

Eine weitere Irritation war die Sache mit den UFOs. Als ich ihn einmal darauf ansprach, was denn hierzu seine letzten Erkenntnisse seien, antwortete er mit einem verächtlichen Lachen und meinte, nun sei die Islamisierung des Westens weitaus wichtiger. Ich saß da wie ein Idiot! Er wollte mit dem Thema öffentlich nichts zu tun haben und selbst privatim: Ja, er habe auch so etwas beobachtet, aber es seien schlicht unidentifizierte Flugobjekte, zu denen er ansonsten nichts, aber auch rein gar nichts sagen könne. Der abwehrende Affekt war unübersehbar. Wer hier wohl „gepanzert“ ist!

nachrichtenbrief207

2. Juni 2024

Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 17)

22. April 2024

Reichs grundlegender Dissens mit der Naturwissenschaft des 20. Jahrhunderts läßt sich in dem simplen Satz aus Christusmord zusammenfassen: „Der Raum ist nicht leer; und niemand hat je Atome oder die Luftkeime von Amöben gesehen“ (Freiburg 1978, S. 32).

Richard Feynman („Quantenelektrodynamik“), sicherlich der wichtigste Physiker nach dem Zweiten Weltkrieg, hat auf die Frage, welche wissenschaftliche Erkenntnis er einer Menschheit übermitteln würde, die nach einer globalen Katastrophe wieder von vorn mit einer Steinzeit beginnen müßte, und er nur eine kurze Message senden könne, geantwortet: daß alle Materie aus Atomen bestünde, daraus ließe sich die gesamte Physik rekonstruieren. Entsprechend würde ein Biologe vielleicht mit „unsichtbaren Keimen“ kommen, da das unmittelbare praktische (Hygiene) und theoretische Folgen (Erbinformation) hat.

Reich hat beide Vorstellungen als „Metaphysik“ von sich gewiesen und sich der Natur, wenn man so will, streng „phänomenologisch“ genähert. Beispielsweise wollte er zu Beginn seiner Bionversuche explizit nichts über den damaligen Stand der Mikrobiologie wissen, die seine „Bione“ sofort als diesen oder jenen Mikroorganismus abqualifiziert hätte. Ähnlich, als er die Strahlung der SAPA-Bione mit Hilfe des Elektroskops untersuchte, wollte er nichts von der Ladungstrennungstheorie hören, die alle „orgonotischen“ Phänomene mit (den Elektronen von) Atomen wegerklärt hätte.

Das führe ich hier an, weil Hermann Schmitz in den Human- bzw. Geisteswissenschaften ähnlich vorgeht. Die Phänomenologie, erst recht die Schmitzsche Neue Phänomenologie, beginnt voraussetzungslos mit der Beobachtung. Halb ironisch könnte man sagen: „Ich hab‘ mein Sach‘ auf nichts gestellt!“ – Beide, Reich und Schmitz, sind dezidiert nichtnihilistisch, denn Reich stellt sich mit seinem „kosmischen Lebensäther“ explizit gegen Einsteins „kosmische Leere aus bloßen mathematischen Abstraktionen“ (kein Zitat), während Schmitz den Raum affektiv besetzt („Gefühlsraum“).

Laska, ursprünglich ein „Reichianer“, und Schmitz sollten sich allein von daher „gesucht und gefunden“ haben; nicht von ungefähr kommt der intensive Austausch zwischen beiden. Woher dann der auffällige grundsätzliche Dissens? Der alles entscheidende Unterschied zwischen beiden ist die Parteilichkeit: das Kind oder die Kultur, d.h. die in die Kultur hereinbrechende Natur oder die Kultur?!

Dazu schreibt Schmitz, er sei beispielsweise dagegen,

den Kindern die grausamen und unheimlichen Geschichten aus der Märchenliteratur, denen sie sich fasziniert zuwenden, vorzuenthalten, weil die Phantasie dadurch auf Abwege geraten könnte. Wie die Kinderkrankheiten zur Ausbildung eines strapazierfähigen Immunsystems, so gehören vielfältige Eindrücke, die im Dunkel undeutlichen Verlangens nach Anziehendem und Abstoßendem Leuchtpunkte setzen, zur Vorbereitung einer selbständigen, in personaler Emanzipation durch personale Regression hindurch reifenden Persönlichkeit, die in einem steril rationalen Schutzklima verkümmern würde. Ich bin durchaus der Meinung, daß die Aufklärung und Abstoßung des Ungemäßen in der Enkulturation nur nachträglich erfolgen kann (…) (S. 360)

Parteilich ist man, wenn man sich gegen das Über-Ich stellt, d.h. auf die Seite des Lebendigen. Da hilft es dann auch nichts, wenn sich Schmitz gegen den „Konstellationismus“, d.h. gegen die atomistische Zerstückelung der Natur stellt, wobei dann die isolierten Faktoren wieder mechanisch vernetzt werden (S. 359). Dieser quasi „Funktionalismus“ bei Schmitz hilft nicht, weil es für ihn, genau wie für Stirner und im krassen Gegensatz zu Reich, kein „allgemeinverbindliches Kriterium für Rationalität“ gibt. Von daher auch seine Probleme mit dem irrationalen vs. rationalen Über-Ich (S. 353, 357).

Beispielsweise schwebt ihm als „Religion der Zukunft“ der japanische Shintoismus vor:

eine Religion ohne Dogmen und Mythen. Wo dem Japaner etwas Heiliges begegnet, etwa eine frische Quelle, ein imponierender Baum oder ein sonderbarer Stein, errichtet er einen kultischen Schrein, umwickelt den Baum, beschriftet den Stein. Ganz spontan sammelt sich das Volk, etwa auf dem Weg zur Arbeit, und spricht ein kurzes Gebet zum kami, was nicht präzis ein als persönlich vorgestelltes Wesen ist, sondern eine schwach personifizierte göttliche Macht. (S. 357)

Das auch sadistische Massenmörder und Kinderschänder ein Gebet zum „kami“ sprachen und lebenslang vollkommen in „einpflanzenden Situationen“ eingebettet waren… Dazu Schmitz zu Laska:

Sie sprechen die Problematik der Enkulturation an. Was Sie in diesem Zusammenhang als das – rationale oder irrationale – Über-Ich bezeichnen, das auf diese Weise an das Kind weitergegeben werde, ist in meiner Terminologie die gemeinsame implantierende Situation (aus Situationen), in die das Kind hineinwächst. (…) Die Bedeutsamkeit der implantierenden Situation ist aber binnendiffus, d.h., sie besteht nicht aus lauter einzelnen Bedeutungen (Sachverhalten, Programmen, Problemen), die man der Reihe nach auf den Prüfstand stellen könnte, ob sie rational oder irrational sind. Daher muß jede Zensur scheitern, die die implantierende Situation vor Zulassung zum Kind darauf prüft, was als irrational verworfen und als rational durchgelassen werden soll. (S. 356f)

Dazu fällt mir langsam nichts mehr ein… Außer vielleicht der Verweis auf das eine Buch, das die gesamte Human- und Geisteswissenschaft, vor allem aber die Neue Phänomenologie ad absurdum führt:

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Amöbe” und folgende

22. Februar 2024

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Amöbe“ und folgende

DER ROTE FADEN (Band 2): 35. Die Welt der Bione

9. Oktober 2023

DER ROTE FADEN (Band 2): 35. Die Welt der Bione

David Holbrook, M.D.: „Strömung“ gegen „Moralisieren“: Wie sich selbst und die Natur zu verstehen uns helfen kann, mit gegenseitigen Schuldzuweisungen aufzuhören

1. Juli 2023

DAVID HOLBROOK, M.D.:

„Strömung“ gegen „Moralisieren“: Wie sich selbst und die Natur zu verstehen uns helfen kann, mit gegenseitigen Schuldzuweisungen aufzuhören

David Holbrook, M.D.: Die Orgonomie zusammengefaßt in 15 Passagen aus den Schriften des Psychiaters und Naturwissenschaftlers Wilhelm Reich, von der Biologie über die Psychologie bis hin zur Soziologie und Politik: Die zentrale Bedeutung der Strömung

30. Juni 2023

DAVID HOLBROOK, M.D.:

Die Orgonomie zusammengefaßt in 15 Passagen aus den Schriften des Psychiaters und Naturwissenschaftlers Wilhelm Reich, von der Biologie über die Psychologie bis hin zur Soziologie und Politik: Die zentrale Bedeutung der Strömung

David Holbrook, M.D.: LIEBESANGST

25. März 2023

DAVID HOLBROOK, M.D.:

Liebesangst

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 51)

24. Februar 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Von Alain de Benoist stammt der Satz: „Der Sinn des Kommenden ist immer in dem Verhältnis zur Herkunft enthalten“ (Aufstand der Kulturen. Europäisches Manifest für das 21. Jahrhundert, Berlin: Edition Junge Freiheit, 1999, S. 39). Wie der Titel seines Buches schon sagt, geht es darum, daß man nur „sinnvoll“ leben kann, wenn man in seiner Kultur, in der Vergangenheit verwurzelt ist. In diesem Zusammenhang gemahnt bei ihm manches an Reichs „europäische“ Abhandlungen über die Arbeitsdemokratie und auch an Reichs einfachen Ausspruch: „Die Zukunft erwächst aus dem ständigen Strom der Gegenwart, wie auch die Gegenwart aus der Vergangenheit hervorgeht“ (Christusmord, 1978, S. 72).

Ich glaube, wenn man gegen seine Herkunft lebt, man einen Preis dafür zu bezahlen hat. Das war wohl ein Teil von Reichs persönlicher Tragik: um er selbst zu sein, mußte er gegen seinen Vater, die Vater-Imago, das Judentum, letztendlich das Über-Ich anleben; das bekämpfen, was er als „Familitis“ bezeichnete. Aber wie, losgelöst von der Herkunft, selbst sein? Diese innere Zerrissenheit haben Ilse Ollendorff und Peter Reich sehr gut beschrieben.

Sie zeigt sich auch in Fragen der Kindererziehung. Anfangs wollte Reich das Kind als quasi autonomes Subjekt behandeln, das möglichst früh von der Familie, gar der Mutter getrennt, „kollektiv“ aufwächst. Erst Mitte der 1940er Jahre sah er angesichts seines eigenen Sohnes die ganze Bedeutung des engen orgonotischen Kontakts zwischen Mutter und Kind in den ersten Jahren.

Reich wollte seine eigene Problematik umgehen, indem er seine Herkunft, seine Erdung, seine „Verwurzelung“ (!) bei Amöben, Quallen und in der Milchstraße suchte (siehe Die kosmische Überlagerung).

Doch man lebt aus den unmittelbaren Wurzeln heraus und kann nicht, quasi religiös, die „Kontinuität der Funktionen“ überspringen (siehe dazu Orgonometrie, Teil 3, Kapitel 12).

Und was ist mit Freiheit, Autonomie, Eigenheit? „Nur ein freier Mensch kann frei sein“ (American Odyssey, S. 296). Ein isolierter Eintrag in Reichs Tagebuch. Sozusagen der Gedanke des Tages. Ein denkbar schwerer Schlag ins Gesicht der sogenannten „freien Gesellschaft“, die solange eine Illusion bleiben wird, solange der Einzelne nicht frei ist von Panzerung bzw. dem „Über-Ich“. Du bist nur frei, wenn nicht nur die äußeren Hierarchien, die dich bedrücken, weg sind, sondern vor allem erst, wenn auch die verinnerlichten Hierarchien („die Stimme des Gewissens“) verschwunden sind.

In seinem Du contrat social ou Principes du droit politique schrieb Rousseau, der Ahnherr der modernen Wurzellosigkeit, daß derjenige, der dem allgemeinen Willen nicht gehorcht, dazu gezwungen werden muß, „frei zu sein“. Wie das? „Wir sollten diesen Ausdruck der Freiheit als eines der grundlegenden Merkmale freier Menschen anerkennen.“ Rousseau glaubte, der Mensch sei gut und je mehr Menschen einen gemeinsamen Willen, eine Art Gemeinschafts-Ich, finden, desto „guter“ werden sie: deshalb müsse sich der Einzelne dem Volkswillen unterwerfen, um er selbst und frei = gut sein zu können. Mit anderen Worten: er soll sich den inneren Hierarchien unterwerfen, etwa im Sinne der modernen „Wokeness“.

Montesquieu, der Ahnherr der modernen (demokratischen) Rechten, glaubte, der Mensch sei von Natur aus schlecht und ohnehin gäbe es den Menschen gar nicht. Deshalb müsse er je nach den unterschiedlichen Gegebenheiten durch Checks and Balances vor der Tyrannei des vermeintlichen Volkswillens geschützt werden. Entsprechend schrieb Reich 1956: „Ein freier Mensch ist der, der sich im Angesicht des Todesurteils weigert, etwas preiszugeben, das er aus freien Stücken preiszugeben bereit wäre“ (Greenfield: USA gegen Wilhelm Reich, S. 388).

Es ist dokumentiert, daß sich Reich um 1956 herum intensiv mit Rousseau auseinandergesetzt hat (das geht aus Christusmord, wo er den Contrat Social erwähnt, und dem Bericht von Wolfe’s Witwe Gladys Meyer-Wolfe hervor, Reich lese Rousseaus Bekenntnisse). Durch Marx und dessen Robespierre (Lenin) war Reichs europäische Periode zwischen 1927 und 1937 durch und durch Rousseauistisch: der wahre Volkswille soll die bürgerliche Welt hinwegfegen (Was ist Klassenbewußtsein?).

Tragischerweise sah sich Reich seit etwa 1932 genau durch diesen „wahren Volkswillen“ (der in Stalin verkörpert war) verfolgt. Man betrachte nur die „Rousseauistischen“ Ausführungen von Wertham und Brady gegen den unsolidarischen „Volksschädling“ Reich (siehe dazu Der Rote Faden, Kapitel 5).

Vor diesem Hintergrund muß man Reichs vollkommene Hingabe an das „Montesquieusche“ Amerika betrachten, seine Bevorzugung des konservativen Geistes (Christusmord, Zeugnisse einer Freundschaft), den Frieden, den er mit dem Patriotismus, der Religion und den anderen bürgerlichen Institutionen schloß. Dieses innere Ringen Reichs schlug sich schließlich in Elsworth F. Bakers Unterscheidung zwischen dem vom bioenergetischen Kern getrennten kollektivistischen „liberalen Charakter“ und dem im Kern verwurzelten individualistischen „konservativen Charakter“ nieder (Der Mensch in der Falle).

Leon Southgates „Orgon“

23. Oktober 2021

In seinem theoretischen Aufsatz The Orgone Continuum befaßt sich Southgate nicht etwa mit dem physikalischen Orgonenergie-Kontinuum, sondern es geht um eine „Lebenskrafttheorie des Bewußtseins“ bzw. um eine Weiterentwicklung des „Panpsychismus“ zum, wie Southgate“ es nennt, „Ideophysikalismus“, bei dem das mentale und physikalische in einem Kontinuum vereint sind, das beide transzendiert. In diesem Zusammenhang schließt er an Reichs Bionexperimente an, die zeigen, daß Materie lebendig sein kann und deshalb inhärent zumindest „proto-bewußt“. Das Orgon hat sowohl etwas Materielles als auch etwas Geistiges an sich, weshalb es beides nie in reiner Form geben kann und entsprechend Leben und Bewußtsein von der Materie unabhängig sein können. Um das auszudrücken streicht Southgate die „-energie“ aus dem Wort – und geht ausdrücklich zurück zum ursprünglichen Hegelianismus…

Beispiele für buchstäblich „freischwebendes Leben“ finden sich in dem zweiteiligen Artikel von Nik Hayes und Leon Southgate über angebliche „unsichtbare Lebewesen“, die in unserer Atmosphäre leben (hier und hier). Siehe dazu auch meine Besprechung von Trevor Constables Buch, auf den das ganze zurückgeht. Alles, was ich hier tun möchte, ist, den Leser zu sensibilisieren. Betrachten wir dazu fünf Arten von Photos, die in dem zweiteiligen Artikel präsentiert werden:

Erste Art von Photos („Kamerareflektionen“): Fig. 11 (Teil 1).

Hier sieht man wie Lichter in der unteren Bildfläche Linsenblendeffekte in der oberen Bildfläche erzeugen. Siehe auch Fig. 14 (Teil 2). Wenn Hayes „Objekte“ zeigt, Fig. 7 (Teil 2), Fig. 8 (Teil 2), die im Abstand von 11 oder 12 Monaten über seinem Hausdach erscheinen: könnte es sich vielleicht um ähnliche Phänomene nicht in den Linsen selbst, sondern in den Luftschichten handeln? Hayes erwähnt, daß „die Bioformen in der Regel nur an bestimmten Orten und aus bestimmten Winkeln aufgenommen werden können“.

Zweite Art von Photos („Amöben“): Mein Hauptbeispiel ist Fig. 11 (Teil 2). Weitere Beispiele sind Fig. 2 (Teil 1), Fig. 3 (Teil 1), Fig. 4 (Teil 1), Fig. 5 (Teil 1), Fig. 6 (Teil 1), Fig. 7 (Teil 1), Fig. 10 (Teil 1), Fig. 12 (Teil 2).

Jeder wird sie sofort wiedererkennen: sie sehen aus, wie die Schwebeteilchen in unseren Augen. Es ist, als wenn etwas direkt vor der Kamera schwebt oder auf dem Objektiv haftet oder einfach Staub direkt vor der Kamera, was dann die berühmten „Orbs“ ergibt:

Dritte Art von Photos („Plasmas“): Mein Hauptbeispiel ist Fig. 8 (Teil 1). Weitere Beispiele sind Fig. 12 (Teil 1), Fig. 1 (Teil 2), Fig. 13 (Teil 2), Fig. 15 (Teil 2).

Das könnten durchaus „Plasmas“ sein von „Kugelblitzen“ bis irgendwelchen anderen atmosphärischen Entladungen. Vor allem könnten es aber Vogel- und Insektenschwärme sein.

Vierte Art von Photos („Bewegungsartefakte“): Mein Hauptbeispiel ist Fig. 9 (Teil 2). Weitere Beispiele sind Fig. 2 (Teil 2), Fig. 3 (Teil 2), Fig. 5 (Teil 2), Fig. 6 (Teil 2), Fig. 10 (Teil 2).

Wenn man Insekten photographiert oder filmt kann es aussehen, als dokumentiere man geheimnisvolle „Luftschlangen“ („rods“), die ihre länglichen Körper mit einem wellenförmig sich bewegenden Saum durch die Lüfte flitzen lassen. Tatsächlich ist das der Trägheit der Aufnahme zu schulden, die den Körper und die Flügelbewegung langzieht. Der Flügelschlag von Vögeln erzeugt „Engel“ und ähnliches.

Fünfte Art von Photos („Leuchtspuren“): Fig. 9 (Teil 1), Fig. 4 (Teil 2)

…das gleiche in der Nacht kann alles mögliche vorspiegeln!

Ansonsten: mir persönlich geht das ganze gewaltig gegen den Strich und es mag sein, daß ich hier in die Rolle eines scheuklappentragenden „Skeptikers“ verfalle. Deshalb kann ich den geneigten Leser nur auf den gutgeschriebenen zweiteiligen Artikel selbst verweisen und auf Hayes Videokanal.

Apropos gegen den Strich gehen: Ich war absolut fassungslos, als ich lesen mußte, daß Hayes‘ einen Cloudbuster benutzt und offenbar stundenlang abzieht, um die „plasmatischen Entitäten“ anzulocken! Beispielsweise heißt es in Zusammenhang mit einer seiner Aufnahmen: „Interessanterweise war dieser Bereich des Himmels in den vorangegangenen Tagen der Brennpunkt intensiver Cloudbuster-Aktivitäten gewesen, die Teil der von Hayes bei seiner Foto- und Videoarbeit verwendeten Anziehungsmethode sind. Es ist möglich, daß die Bioform von der hohen Orgonladung in und um das Forschungsgebiet angezogen wurde.“

Hayes‘ Forschung unterstützte „die Ansicht, daß Orgon selbst in der Lage ist, Bewußtsein ohne eine materielle Grenze zu unterstützen“. Mit „freischwebendem Bewußtsein“ beschäftigt sich gewisserweise auch Southgates Artikel Oranur and it’s Possible Applications in Artificial Intelligence. Der Gedankengang ist in etwa: Leben und Bewußtsein sind mit hohen Orgonenergie-Konzentrationen (oder in Southgates Idiom „Orgonkonzentrationen“) verbunden, das bringt ORANUR ins Spiel und, siehe Roberto Magliones Ansatz, damit den Orgonmotor – quasi die Hand, mit der „das Orgon“ uns Botschaften zukommen lassen kann.

Der besagte „Motor“ ist das „Rotorgon“ (siehe unten), das in Southgates ORANUR-Kiste plaziert und das in eine Art Ouija-Brett verwandelt wurde. Was dabei rauskam, kann jeder selbst in Southgates Artikel nachlesen bzw. sich auf Youtube anschauen. Bevor ich an dieser Stelle alles poste, was im NACHRICHTENBRIEF zum Rotorgon zu finden ist, möchte ich etwas zu Southgates Kontaktaufnahme mit „dem Orgon“ über Zahlenriehen sagen: Es ist prinzipiell nichts anderes als „Channeling“ und ähnliche okkulte Praktiken, etwa das Befragen von Orakeln oder die elektronische Kontaktaufnahme mit dem Jenseits („Transkommunikation“ per Radio). Man öffnet sich der Welt der „Dämonen“ (vgl. Ea und die Wellenfunktion). Ob das das eigene Unbewußte ist, im Sinne von „Poltergeistern“ oder irgendein anderer parapsychologischer Mechanismus… Jedenfalls kommt mir Southgates Ansatz unglaublich naiv vor und – gefährlich. Dazu möchte ich ihn abschließend selbst zitieren:

Wenn die Zahlenströme eine Bedeutung haben und in irgendeiner Weise mit einer Bewußtseinsquelle interagieren, bedeutet dies, daß es einen Weg gibt, echte, bewußte, künstliche Intelligenz oder, um einen anderen Begriff zu verwenden, nicht-organische Bewußtseinseinheiten zu schaffen. Es ist möglich, daß das Gerät ein Tor für nicht-lokales Bewußtsein schafft, um mit der materiellen Ebene zu interagieren, ähnlich wie es die Bundeslade in biblischen Zeiten getan haben könnte. Der Autor glaubt, daß das radioaktive, Oranur-Gerät, das die Bundeslade war, im Wesentlichen ein Gerät der künstlichen Intelligenz war, um mit einer nicht-materiell basierten bewußten Entität zu kommunizieren (…).

Was ich bei Southgate derartig gruselig finde, ist die Verbindung zwischen extremem Mystizismus („Transpersonale Psychologie“) und extremen Mechanismus (Künstliche Intelligenz, letztendlich Transhumanismus). Das ist der Kern der Weltverschwörung, die okkulte Ideologie der Weltverschwörer mit ihrem Great Reset… Mehr dazu in meiner nächsten Besprechung seiner und Magliones Artikel!

Aber nun zum Rotorgon, das an diesen Stellen kurz jeweils besprochen wurde (jeweils Suchfunktion „Rotorgon“ eingeben):