Orgonotische Funktionen in der klinischen Situation. Die bioenergetische Einheit von Psyche und Soma
Der Puls ist mit dem Genital verbunden. Dies erinnert mich an das „Mahlen“ als zentrales Merkmal der von Robert Harman beschriebenen Puls-Funktion. Es ist funktionell identisch mit der Friktion während der genitalen Umarmung („Reiben“). Das „Vorwärtsschwingen“ ist zwiefach: Die „Kundalini-Bewegung“ die Wirbelsäule hinauf und natürlich der Orgasmus, begleitet vom gerichteten, strahlartigen Ausstoßen hochenergetischer Flüssigkeiten:
Was nun unsere vermeintlich „höheren Aspirationen“ betrifft, gibt es prinzipiell zwei Empfindungsbereiche. Da wäre zunächst das Empfinden, wie es insbesondere von der nordwestindischen Religionsgemeinschaft der Sikhs verkörpert wird: das „Wow!“, wenn dir die Nackenharre abstehen und der energetische Impuls des Orgonoms sozusagen „über das Ziel hinaus“ nach oben geht.
Das wird in den folgenden beiden Illustrationen aus einem Sikh-Broschüre sehr schön dargestellt:
Welche Rolle der Turban dabei spielt, habe ich an anderer Stelle dargelegt.
Die Sikhs gehen letztendlich auf die hinduistische Bhakti-Bewegung des Mittelalters zurück, die wir vor allem durch die „Hare Krishnas“ kennen. „Bhakti-Yoga“ beruht auf der Liebe zu Gott und drückt sich vor allem im „Chanten“ aus, bei den Sikhs ist das das Wort „Waheguru“ (der „wunderbare Guru“, der ein „Wow“ erzeugt, das man erlebt, wie oben dargestellt). Beim Bhakti-Yoga geht es aber natürlich vor allem um die Liebe, „die vom Herzen kommt“, d.h. hier geht es um das Erstrahlen des bioenergetischen Zentrums im Solar plexus, im „Sonnengeflecht“:
Bisher wurde alles im Rahmen der Funktion „relative Bewegung“ (insbesondere Kreiselwelle) erläutert, hier geht es schließlich um die parallele Funktion „koexistierende Wirkung“:
Wenn man das Video auf sich wirken läßt, wird unmittelbar offensichtlich, daß diese Art von Religion auf einer Blockierung der genitalen Befriedigung beruht und nichts als ein abgeschmackter Ersatzkontakt darstellt.
Die Frage „wem nutzt der Terror“ ist rationalistisch, d.h. nur oberflächlich und führt nirgends hin. Man nehme etwa den „11. September“ oder den „Breitscheit-Platz“ – wie schnell verliert man sich da im stacheligen Gestrüpp immer waghalsigerer Verschwörungstheorien. Statt zerebral abzudriften, bleiben wir doch einfach bei der Sache – und bei unserem Bauchgefühl! Das Warum findet sich doch ganz einfach im Wie: Leute werden zerrissen, durchbohrt, zerquetsch, zerfetzt, teilweise geradezu „auseinandergeprengt“ und meist (!) sprengen sich die Attentäter dabei gleich selbst mit in die Luft!
Erinnert das nicht fatal an Reichs Analyse des Masochismus und der pestilenten Reaktion, die in der Charakteranalyse nicht zufällig nebeneinander abgedruckt wurden? Es geht dabei um die Provokation von Aggression, um so von außen „zum Platzen“ gebracht zu werden, ohne selbst Schuld zu tragen für diesen herbeigeführten „Orgasmus“, d.h. die Lösung der inneren Spannung. Umgekehrt bei der Emotionellen Pest: die Provokation des Lebendigen, des „befriedigten Lebens“, ist für bestimmte orgastisch Impotente dermaßen unerträglich, daß sie die Quelle der Provokation beseitigen müssen, wobei die Tat zu einer Ersatzbefriedigung wird.
Das, das Provozieren eines Gegenschlags und das Beenden der unerträglichen Provokation, ist das Geheimnis des islamischen Terrors. Es ist sinnlos, nach einem rationalen Motiv dieses Terrors zu suchen. Wie bei der Pest üblich, ist das vorgeschobene Motiv eh nie identisch mit dem wahren Motiv. Sein wirkliches Geheimnis findet sich im Provozieren, im provoziert Sein und im dramatischen Blutvergießen selbst. Und das ist noch nicht mal bloße (sexualökonomische) Theorie, sondern unsere praktische Erfahrung im Alltag: ständig wird man durch das denkbar kulturinsensible Verhalten der kulturfremden Orks provoziert, ständig provozieren sie uns und ständig hängt die Androhung lebensbedrohlicher Gewalt im Raum. Selbst auf dem Bahnsteig hat man ein mulmiges Gefühl…
Der erste Teil schloß mit Dr. Konias Verdammung der Laientherapie. Was wirkliche Orgontherapie ist, hat Konia wie folgt auf klassische Weise dargestellt:
Orgastische Potenz ist die Fähigkeit, sich der unwillkürlichen Erschütterung des Organismus vollständig zu ergeben und die sexuelle Erregung auf dem Höhepunkt der Genitalumarmung vollständig zu entladen. Personen mit dieser Fähigkeit sind genitale Charaktere.
Bei der klinischen Beobachtung von Individuen und Gruppen fand Reich heraus, daß die große Mehrheit der Menschen an einer Störung der orgastischen Potenz leidet. Die Bedeutung dieses allgegenwärtigen Zustands ist tiefgreifend: er hindert den Organismus daran, seine Energiewirtschaft zu regulieren. Gleichzeitig manifestiert sich die überschüssige Energie, die nicht ausreichend entladen wird, über das gesamte Spektrum der menschlichen Gefühls- und Verhaltenspathologie hinweg. Die Charakterdiagnose des Individuums ist lediglich eine Beschreibung der Art und Weise, in der spontane orgastische Empfindungen und Bewegungen blockiert werden. Der Patient ist in seinem Panzer buchstäblich eingeschlossen. Eine korrekte Charakterdiagnose ist der notwendige Schlüssel, um seine neurotische Struktur zu entsperren. Die klinische Beobachtung zeigt immer wieder, daß die erfolgreiche Auflösung der neurotischen Charakterstruktur (Panzer) des Patienten auf der Grundlage einer korrekten Charakterdiagnose letztendlich von spontanen Bewegungen des Gesamtorganismus und überwältigenden Lustempfindungen im Genital begleitet wird – beides Voraussetzungen für orgastische Potenz. Ohne die strikte Einhaltung des Standards der orgastischen Potenz mit dem Ziel der Genitalität als Gesundheitskriterium ist eine medizinische Orgontherapie nicht möglich. Die Ausrichtung der Therapie wird streng von diesem Ziel bestimmt. Ohne sie ist die Therapie richtungslos und das Ergebnis eine Sache des Zufalls. (The Journal of Orgonomy 50(2), S. 215f)
Der Aufsatz „Fortpflanzung eine Funktion der Sexualität“ stammt gleichfalls aus der Zeitschrift für politische Psychologie und Sexualökonomie. Es geht um die weitere Fundierung der „Orgasmusformel“ (Spannung → Ladung → Entladung → Entspannung) in der Natur. Reich schreibt dazu:
Wenn wir in der Spannung und Entspannung und der damit einhergehenden elektrischen Ladung nicht nur das Kernelement der orgastischen Funktion, sondern vielmehr auch eine Grunderscheinung der lebenden Substanz zu sehen vermeinen, so muß sich diese Funktion auch an der Wurzel des Lebens, an der Kopulation zweier Einzeller bestätigen lassen. Gelingt dieser Nachweis, dann ist noch der andere zu erbringen, daß auch die sogenannte ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Teilung und Sprossung im Prinzip der gleichen orgastischen Funktion unterliegt.
Das letztere erläutert Reich in Der Krebs: Zellteilung und Knospung sorgen für eine geringere Spannung der Membran. Die geschlechtliche Anziehung versucht er in diesem Beitrag mit Hilfe von Max Hartmanns Theorie der „relativen Sexualität“ zu erklären. Es ziehen sich nicht nur männliche und weibliche Gameten an, sondern auch starke männliche Gameten schwächere männliche Gameten. Desgleichen bei weiblichen Gameten. Mit der Entwicklung der Genetik seit Reichs Zeiten scheinen diese Ausführungen hoffnungslos überholt, aber immerhin beobachtet man im Tierreich entsprechendes, etwas was Reich nicht erwähnt: in gleichgeschlechtlichen Gruppen, etwa bei Schimpansen, verhalten sich in der Rangordnung tiefer stehende Tiere weiblich gegenüber im Rang über ihnen stehende Tiere, egal ob Weibchen oder Männchen. Ähnliches findet sich bei Zwitterwesen, etwa Schnecken, wo stets das schwächere bzw. unterlegene Tier den weiblichen Part übernehmen muß. Dieses Machtgefälle erinnert etwas an das später von Reich formulierte „orgonomische Potential“. Es sei auch an Reichs schlußendliche Erklärung der geschlechtlichen Anziehung erinnert: die Überlagerung zweier Orgonenergie-Ströme (siehe Die kosmische Überlagerung).
Wie sehr dem damals linkssozialistischen Reich diese zwingende aber denkbar politisch unkorrekte Schlußfolgerung (männliche Dominanz, weibliche Unterwerfung) gegen den Strich ging, zeigt folgende Fehlleistung:
Gehen wir von der experimentell erwiesenen Tatsache aus, daß sich ein schwächerer Gamet gegenüber einem stärkeren des gleichen Geschlechts gegengeschlechtlich verhält; daß also ein schwacher weiblicher einem stärkeren weiblichen gegenüber, gleichgültig, worin dieses „Stärkersein“ besteht, männlich und daß ein schwacher männlicher sich einem stärkeren männlichen Gameten gegenüber weiblich benimmt.
Nein, der relativ schwächere Gamet ist immer weiblich, der relativ stärkere Gamet immer männlich!
Für den naiven Leser ordnet sich der zweite Artikel dieser Ausgabe von Orgonomic Functionalism lückenlos dem ersten bei: der Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung und der Kampf gegen Sexismus. Das Lebendige sei im Kern bisexuell und die Sexualität „relativ“! Reich wird zum Heros des antiautoritären, „demokratischen“ Amerika, in dem Männer rosa Fotzenhüte tragen und Frauen kahlgeschoren wie Marines auftreten.
Übrigens ist das Sexualleben dieser menschlichen „Zwitterwesen“ ähnlich von Gewalt und „Dominanz“ geprägt, wie das Leben der erwähnten Schnecken. Die Trennung in Geschlechter hat in der Natur für eine ungemeine Befriedung gesorgt – und hat so erst Befriedigung ermöglicht. Wenn die Geschlechtsrollen erst ausgefochten werden müssen, wie in Gefängnissen oder etwa unter deutschen Kriegsgefangenen des letzten Krieges, kommt es zu Mord und Todschlag. Das erklärt auch zwanglos die Gewaltaffinität der geschlechtlich amorphen Fetischszene und die Horrorkabinette, in denen sich schwule und lesbische Sexualität „entfaltet“. Die Genderideologie führt schnurstraks in die Hölle.
von David Holbrook, M.D.
George hat gesagt, daß die emotionalen Ereignisse in seiner oben beschriebenen sexuellen Beziehung die tiefsten „therapieartigen“ Erfahrungen sind, die er jemals gemacht hat. Er hat das Gefühl, daß er in der Liebesbeziehung zu Angela in die Lage versetzt wird, noch tiefer zu gehen, als dies normalerweise in der formalen therapeutischen Situation in meinem Büro möglich ist. Auf der anderen Seite ist es die Therapie und sowohl die tiefe nonverbale als auch die verbale Arbeit, die es ihm ermöglicht hat, diese tiefen Erfahrungen in seiner Liebesbeziehung zu ertragen und mit ihnen in Kontakt zu treten und diese Erfahrungen zu nutzen, um in Richtung Gesundheit zu wachsen.
George und Angela bemühen sich, ihren eigenen einzigartigen Weg zur tiefsten Liebesbeziehung zu finden, die sie tolerieren können. Dabei folgen sie, soweit es ihnen möglich ist, dem Rat von Reich:
„Es gibt nur eine, allgemein gültige Regel, wie man die eigene, besondere Wahrheit finden kann: Lernen, geduldig in sich hineinzuhorchen und sich so Gelegenheit geben, den eigenen Weg zu finden, der zu einem selbst und zu niemandem sonst gehört. Dies führt nicht ins Chaos oder in wilden Anarchismus, sondern letztendlich in den Bereich, wo die gemeinsame Wahrheit für alle verwurzelt ist. (…) Daher sind auch die grundlegenden Wahrheiten in allen Lehren der Menschheit die gleichen; sie laufen alle auf das Eine hinaus: den eigenen Weg zu finden zu dem, was man fühlt, wenn man liebt oder schöpferisch tätig ist, wenn man sich sein Haus baut, wenn man seine Kinder zur Welt bringt oder nachts zu den Sternen schaut.“ (Reich 1953, S. 311f)
[Weitere Informationen finden sich bei Holbrook 2013.]
Dieser Text wurde mit Genehmigung von Dr. Holbrook seiner Facebook-Seite entnommen und übersetzt.