Posts Tagged ‘Philosophie’

Wilhelm Reich, Physiker: 1. Biophilosophie, d. Kant, Swedenborg, Newton und LaMettrie

16. Dezember 2025

Wilhelm Reich, Physiker: 1. Biophilosophie, d. Kant, Swedenborg, Newton und LaMettrie

Peter Töpfer (Teil 12)

12. Dezember 2025

Die Massen in den überlaufenden Wartezimmern der „objektivierenden“ Psychotherapeuten warten auf Töpfer (Tiefenwahrheit, S. 73), der sich auf Stirner beruft: „Stirner (…) war die Ausgeburt des Subjektiven; das machte ihn zum ‚bedeutsameren Denker‘ (Laska), und deswegen ist er unser Leitstern“ (S. 73). Reich, der „ich-feindliche Mechanist“ (S. 302), hingegen sei ein „enthemmter Anti-Subjektivist (…), der als Helfer bei einer Eignerwerdung im stirner‘schen Sinne von vornherein nicht in Frage kam“. Reich hätte doch lieber Landwirt bleiben oder sich auf Naturwissenschaft beschränken sollen! Außerdem war er, wie Laska, „ich-schwach, in beträchtlichem Maße entfremdet und von großem Mißtrauen sich selbst gegenüber gewesen“ (S. 101).

Ahnt Töpfer eigentlich wie modern oder sagen wir lieber „postmodern“ (antiautoritär) er mit seinem radikalen, alles Objektive dekonstruierenden Subjektivismus ist? Für ihn ist die subjektive Wahrheit die eine und einzige Wahrheit (S. 102). Sieht er nicht, daß heute, in der woken Gesellschaft, alle Diskussionen postphilosophisch ablaufen, d.h. rationale („kognitive“) Argumente spielen keinerlei Rolle mehr, sondern nur noch Gefühle, allein schon, wenn man falsche oder verbotene Worte benutzt? Im Zweifelsfall enden die Diskussionen dann emotional-affektiv mit Weinen oder hysterischen körperlichen Bedrohungen.

„Es nimmt angesichts der Heerscharen von Wahrheitskrämern nicht Wunder, daß die Wahrheit bei Stirner gehörig ihr Fett abkriegt.“ Dieser Satz Töpfers zeigt, daß er nicht die blasseste Ahnung von dem hat, was Wahrheit (Kontakt) und was Wahrheitskrämerei (der kontaktlose Umgang mit der Wahrheit) ist. Stirner habe „nur“ die äußere Wahrheit, „auf die Welt außer mir bezogene Wahrheit“, denunziert. Verwirrenderweise fährt er im nächsten Satz fort: „Gegen diese ‚zahllosen Wahrheiten‘ hatte er ja auch gar nichts.“ Aber es sei halt nicht seine innereWahrheit: „die Wahrheit, die er zur Konstituierung seiner Person (seines ‚Eigners‘) und zu seinem Verkehr braucht“ (S. 104). Für mich sind diese Ausführungen nichts weiter als wirres Zeugs! Wahrheit ist Kontakt mit der Wirklichkeit und wer keinen Kontakt zu sich selbst hat, kann auch keinen Kontakt zu seiner Umgebung haben und umgekehrt. Punkt. Ende der Diskussion!

Und was die Wirklichkeit betrifft und damit die Wahrheit: wir haben Hunderte von Millionen Jahren von Evolution, d.h. Anpassung an die Wirklichkeit, hinter uns. Wir können hundertprozentig sicher sein, daß wir die Welt exakt so wahrnehmen, wie sie ist. Eine hypothetische „wirkliche Wirklichkeit“ kann uns gleichgültig sein. Hauptsache der Schlüssel (wir) paßt zum Schloß (die Umwelt). Unser einziges Problem ist die Panzerung, die den Kontakt verzerrt. Punkt. Ende der Diskussion!

Dazu schreibt der offensichtlich vollkommen ungepanzerte Töpfer: „Meine Wahrheit entsteht in mir, ich pflücke sie nur in mir ab, und dann weiß ich sie – ist sie mir ‚gewiß‘. Manchmal muß ich sie, im Unterschied zu Stirner, der sie ja angeblich schon vollumfänglich hat, auch suchen – aber eben nur in mir, niemals im Äußeren (es sei denn, ich bin Ingenieur und will eine Maschine bauen)“ (S. 106). – Oder essen, arbeiten, lieben, mich in der Umwelt bewegen, überhaupt irgendwie außerhalb meines Kopfes leben und – überleben!

Töpfer: „Stirner meint mit der Wahrheit (…) irgendeine höhere Wahrheit, die weitab von mir ist und nach der ich von vornherein nur im Außen suche – Politik, Geschichte, Wissenschaft, Philosophie –, anstatt daß ich ‚bei mir zuhause nachsehe‘ (Otto Waalkes), oder die jetzt in mir ist, weil ich sie hereingenommen, die ich von außen übernommen habe (‚Über-Ich‘)“ (S. 106). Die „äußere Wahrheit“, daß ich lieber nicht prüfen sollte, ob eine Herdplatte angeschaltet ist, indem ich meine Handfläche auf sie lege, ist schlichtweg realitätsgerecht und „Wissenschaft“ und deshalb, wenn ich es einem Kind vermittle meinetwegen „rationales Über-Ich“. Nur Unsinn, etwa das Tragen einer Covid-Maske, das Kindern eingebleut wurde, erzeugt ein „irrationales Über-Ich“. – Bei Töpfer geht das alles im Wirbelwind pseudo-philosophischer Phrasen unter! Immerhin ist die „objektivistische“ Wissenschaft ja sein Hauptgegner!

Töpfer:

Psychologie ist als Wissenschaft das neue Heilige: etwas Höheres – nichts Gutes wie die Mathematik (…). Stirner weiter dazu: „Warum ist eine unumstößliche mathematische Wahrheit, die nach dem gewöhnlichen Wortverstande sogar eine ewige genannt werden könnte, keine – heilige? Weil sie keine geoffenbarte, oder nicht die Offenbarung eines höhern Wesens ist.“ Jede Anthropologie aber kann ebenfalls, selbst wenn sie mit mathematischen Mitteln arbeitet, nur eine solche geoffenbarte Wahrheit sein, weswegen ich sie nicht mag. (S. 107)

Daß grundsätzlich alle bisher erforschten Menschengruppen die gleichen Grundemotionen zeigen, daß es nie und nirgends vegane Menschengruppen gab, überall Linkshänder in der Minderzahl sind, etc.pp. und daß in der wissenschaftlichen Anthropologie alles durch den Fleischwolf der Frage nach der statistischen Relevanz der Ergebnisse gedreht wird, gerade um alles Ideologische, d.h. „Über-Ichige“ auszuschließen… Seufz! – Das bedeutet nicht, daß die Wissenschaft „heilig“ ist, sondern nur, daß die Wirklichkeit dich zum Straucheln bringen wird, wenn du das kollektiv angesammelte Wissen ignorierst und vollkommen verpeilt deiner „inneren“ vermeintlichen „Wahrheit“ folgst und entsprechend selbst jeden Scheiß auf die harte Tour lernen mußt!

Warum Töpfer so ist, teilt er uns selbst mit. Seine „Wahrheitstheorie“ begann im Alter von 15 Jahren, als er auf seinen initialen Hauptgedanken kam: Wenn ich unter irgendetwas leide – wenn zum Beispiel meine Mutter sterben sollte –, dann muß ich nur darüber nachdenken, dann muß ich mir das genau vorstellen und analysieren. Dann könne mir nichts passieren“ (S. 108). Die Seelenwelt des tatsächlich noch „ich-schwachen“ Kindes, das an die Allmacht der Gedanken glaubt, an die die Welt konstituierende „innere Wahrheit“. Wenn ich die Augen zumache, sieht mich niemand!

Das ist der Kern des gesamten Projekts „Tiefenwahrheit“. Laska habe nur paraphilosophische Kriminalgeschichte betrieben, um eine illusorische bzw. verbrecherische Praxis der Neurosenprävention zu initiieren (Stichwort Pädosex), doch ich, Töpfer, verändere die Welt, indem ich die Augen zumache und in mich gehe. Ich werde sozusagen effektiv, indem ich affektiv werde… Mein, Töpfers, Maßstab von Aufklärung und Wahrheit ist die Holocaustleugnung! Willkommen in der wunderbaren Welt von – LST! Aber es geht tiefer:

Rückblickend hätte ich mir LSR sparen können. LSR war nur ein Umweg zu SJT bzw. ST, d.h. zur Tiefenwahrheit als stirneristischem Verfahren zur „Selbstermächtigung“ (Laska) bzw. zur Wieder-Aneignung. Für ein solches Verfahren scheidet R sowieso aus. Dieser hatte auch einen Umweg genommen, aber einen unproduktiven: über Freud zurück zu seiner Naturwissenschaft. Meiner, über Reich und Janov, war produktiv. (S. 658)

Notiz: Urteile über Stirner (o.J.)

10. Dezember 2025

Notiz: Urteile über Stirner (o.J.)

Wilhelm Reich, Physiker: 1. Biophilosophie, c. Antifunktionalismus: Der Geist in der Maschine

6. Dezember 2025
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W:ilhelm Reich, Physiker: 1. Biophilosophie, c. Antifunktionalismus: Der Geist in der Maschine

Warum sollte ich mich für Philosophie interessieren?

11. November 2025

Gemeinhin liest man einen Philosophen, etwa Nietzsche, um daraus irgendwelche Lebensweisheiten zu schöpfen. Man schaut etwa, was Nietzsche über Künstler geschrieben hat, und wägt das dann mit den eigenen Erfahrungen mit Künstlern im eigenen Leben ab. Gemeinhin merkt man schnell, daß das nirgendwo hinführt und die eigene Positionierung in der Welt in keinster Weise erleichtert, sondern eher zu mehr Verwirrung führt. Fruchtbarer hingegen ist es die betreffende Stelle von Nietzsches Biographie her zu lesen, also beispielsweise als Kommentar über Wagner. In diesem Kontext wird alles plastischer und man findet alle möglichen Parallelen in der eigenen Wirklichkeit, denkt an den passionierten Wagnerianer Hitler oder die Verwirklichung des „Gesamtkunstwerks“ in Hollywood. Ein ansonsten läppischer Aphorismus aus der so ganz anderen Welt eines verkrachten Altphilologieprofessors vom Ende des 19. Jahrhunderts öffnet dergestalt den kritischen Zugang zu einer ganz neuen Sichtweise.

Oder man nehme läppisch wirkende Aussagen über Polypen in Teichen oder die Auswirkungen von Drogen auf das Gehirn. Der oberflächliche Leser zuckt nur mit den Schultern, während sich der vorgebildete Leser unvermittelt in einem aufregenden Gedankenstrudel wiederfindet, weil Nietzsche hier Teil der Aufklärung ist, die seit DesCartes das Lebendige und das Bewußtsein im Rahmen der Naturgesetze verstehen wollte. Nietzsche und mit ihm der Leser sind dann nicht mehr irgendwelche Spintisierer, sondern werden Teil einer sich durch die Geschichte ziehenden quasi autonomen „Bewußtwerdung“ der vegetativen Strömung, die dem Geschichtsprozeß zugrunde liegt, seit die Menschen vor Urzeiten das Sprechen und das Denken lernten.

Die Philosophiegeschichte ist dann nicht mehr eine langweilige, abseitige und im Grunde überflüssige Beschäftigung von Philosophiestudenten, die sich auf eine Existenz als Taxifahrer vorbereiten, sondern rückt in das Zentrum unserer Existenz als Mensch, wenn diese mehr sein soll als sinnleeres Fressen, Fernsehen und Ficken!

Warum Nietzsche oder irgendeinen anderen Denker lesen? Aus dem gleichen Grunde warum man sich für Ökonomie interessieren sollte: um sich im „ideellen“ (und materiellen) Fluß des Geschichtsprozesses zu positionieren. Entweder wird man Teil des nach vorne strebenden Lebensimpulses oder man geht zugrunde. Es ist wie der einzelne Soldat im Gefecht: entweder weiß er, wo genau der Feind und der Freund steht, wo er Deckung findet und wie er den jeweiligen Feind vernichten kann oder er bleibt als Kanonenfutter auf der Strecke; oder der, der sich noch immer auf die Stabilität der Fiatwährungen verläßt, während am Horizont sich bereits die wirtschaftliche Apokalypse abzeichnet.

Hinzu kommt der Trost, Teil von etwas zu sein, das umfassend ist, weit zurückweist und Zukunft hat. Ich könnte jetzt schreiben, daß sich im Menschen das Orgon seiner selbst bewußt wird und ich im Kern das Orgon bin, das sich in dem entfaltet, was wir als „Geschichtsprozeß“ bezeichnen… Das Problem dabei wäre, daß alles zu sehr an Hegel („Weltprozeß“), Heidegger („Seinsgeschichte“) und Konsorten (weitere neoplatonistische Vorstellungen) erinnerte, d.h. an mystisch verzerrte und pervers entstellte Ahnungen dessen, was ich hier zum Ausdruck bringen will – und es grundlegend verfehlt. Diese Systeme sind nämlich direkter Ausdruck von Kontaktlosigkeit und Augenpanzerung, während es hier um das diametrale Gegenteil geht. Es geht um das dreidimensionale Sehen, d.h. die umfassende Positionierung in Raum und Zeit. Es geht schlichtweg ums LEBEN, um Tiefe und Weite, um den Nietzscheschen Pathos im besten Sinne, sozusagen um… …den Pathos der Eigentlichkeit!

Man lese Werke wie F.A. Langes Geschichte des Materialismus, Reichs Äther, Gott und Teufel und Menschen im Staat, um einen Zugang zu dem hier angedeuteten zu finden.

Gedanken zur Paraphilosophie (handschriftlicher Zettel, o.J.)

1. November 2025

Gedanken zur Paraphilosophie (handschriftlicher Zettel, o.J.)

rational/irrational (Teil 2)

11. Oktober 2025

Der folgende Auszug aus einem Aufsatz über „Selbstinteresse“ exemplifiziert die ganze Nichtigkeit der Philosophie. Es ist durchweg nur alles Gerede, weil die bioenergetische Verankerung fehlt:

Das Selbstinteresse für sich gebietet schon ein rationales, wenn auch noch nichtsittliches Handeln. Da der Mensch jedoch selbst Verantwortung für Leib, Leben und Wohlbefinden trägt, ist die Vernachlässigung dieser Aufgaben nicht sittlich, das Selbstinteresse, sofern es die Aufgaben übernimmt, sittlich. Nur eine (schon durch Butler und vom Standpunkt der Psychoanalyse durch E. Fromm kritisierte) falsche Gegenüberstellung von Selbstinteresse und Nächsten-Liebe oder Wohlwollen hält das Selbstinteresse für schlechthin unsittlich. Unsittlich ist es allerdings, das Selbstinteresse zum letzten Maßstab allen Handelns zu machen und es ohne Rücksicht auf die Interessen und Rechte der Mitmenschen zu verfolgen (Egoismus). Stirner behauptet, das einzig Reale sei das Ich und alles habe nur insoweit Wert, wie es dem Ich dient. Wenn alle ausschließlich ihrem Selbstinteresse folgen, kommt es in der (prinzipiell nicht vermeidbaren) Situation, daß verschiedene Individuen dieselben Mittel der Befriedigung ihrer Wünsche beanspruchen, zu einem durch keine verbindlichen Regeln begrenzten Streit, zu „einem Krieg aller gegen alle“ (Hobbes): Das zum allgemeinen Gesetz gewordene Selbstinteresse gefährdet seinen eigenen Zweck, das persönliche Glück. Die Gefährdung wird aufgehoben durch die Errichtung eines Rechtszustandes (…) (Otfried Höffe (Hrsg.): Lexikon der Ethik, München 1997, S. 261)

Dies ist alles vollkommen richtig, soweit es um sekundäre Triebe, beispielsweise die Rachsucht geht, die vom Rechtsstaat aufgefangen werden muß, damit wir nicht in einem blutigen Chaos versinken. Das ist die einzige Rechtfertigung für dieses imgrunde irrationale philosophische Geschwafel, das davon ausgeht, daß Sittlichkeit irrational in Bezug auf das Selbstinteresse ist und umgekehrt Selbstinteresse irrational in Bezug auf die Sittlichkeit. Entweder vernachlässigt man sich selbst oder die anderen. Um diese beiden der Sache angeblich intrinsischen Konflikte zu lösen, bedarf es der Vernunft, d.h. der Philosophie in Gestalt von „Lebensmaximen“ und vor allem in Gestalt des Rechts.

Tatsächlich sind aber sowohl Selbstinteresse als auch Sittlichkeit in sich rational! Im „Selbstinteresse“ und „sittlich“ zu handeln, bedeutet nämlich aus dem Kern heraus handeln, d.h. man ist im Kontakt mit sich selbst und damit mit der Umwelt: man handelt rational, d.h. in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit! Wer im Selbstinteresse handelt, wird auch sittlich handeln und wer sittlich handelt, handelt gleichzeitig auch im Selbstinteresse.

Der „Rechtszustand“, der den vermeintlichen Gegensatz von Selbstinteresse und Sittlichkeit aufheben soll, untergräbt hingegen die Rationalität. Jeder kennt aus seinem Alltag, wie das ausufernde „Recht“ ständig Orwellsche bzw. Kafkaeske Momente schafft, die es fast unmöglich machen im Kontakt zu bleiben und d.h. „sittlich“ zu handeln. Das gleiche gilt auch für irgendwelche situationsunabhängigen, abstrakten „Maximen“, etwa „Lüge nie!“, die in bestimmten Situationen für einen selbst und/oder für andere einfach nur fatale Konsequenzen zeitigen können.

Was „das Recht“ manchmal an Unsittlichkeit mit sich bringt, ist kaum zu fassen. Tatsächlich ist es eine direkte Entsprechung dessen, was es bekämpfen soll! Es soll die sekundären Triebe einschränken, die auf die Panzerung der Massenindividuen zurückgehen, ist aber selbst funktionell betrachtet „gesellschaftliche Panzerung“. Oder wie Reich es ausdrückte: die Moral erzeugt genau jene Unmoral, die sie bekämpfen will. Das ist so, weil nicht zwischen primären und sekundären Trieben unterschieden wird.

Würden die primären Triebe „herrschen“, d.h. gäbe es eine Selbststeuerung, wären die im oben zitierten Aufsatz vorgebrachten Gegensätze zwischen „Egoismus“ und „Ethik“ null und nichtig. Aber auch so ist derartiges Herumphilosophieren ein Skandal, da dieses Gedankengut die Unsittlichkeit zementiert. Oder mit anderen Worten: es ist gemeingefährliches „Geschwafel“, weil es nicht zwischen primären und sekundären Trieben unterscheidet.

Die Welt ist so ein elender Ort, weil nicht paßgenau gehandelt wird. Statt spezifisch die Emotionelle Pest zu bekämpfen, werden unterschiedslos alle Regungen des Lebendigen eingeschränkt – was selbst nichts anderes als Emotionelle Pest ist.

In der antiautoritären Gesellschaft kommt es schließlich sogar zu einer regelrechten Umkehr: die sekundären Triebe werden gefördert, während die primären Triebe bekämpft werden. Nichts anderes ist die Political Correctness! Man denke nur an die Kontrollen an Flughäfen, wo streng darauf geachtet wird, doch ja nicht die kostbaren Gefühle jener Mohammedaner zu verletzen, die das ganze erst notwendig gemacht haben, während umgekehrt die Allerunverdächtigsten geradezu demonstrativ ganz besonders gepiesakt und schikaniert werden.

Oder hier zwei selbst beobachtete Beispiele: Kinder bewerfen Enten mit Steinen, um sie zu töten, die Mutter sitzt auf der Parkbank daneben und lacht. Ein Elternpaar geht mit dem kleinen Sohn spazieren, der auf dem Weg einen Sägemehl-Pfeil für eine Schnitzeljagd mit dem Fuß wegwischt, die Eltern ignorieren es.

Sekundäre Triebe und Kontaktlosigkeit (Rücksichtslosigkeit) werden heute aus reiner Bequemlichkeit und schlichter Gleichgültigkeit nicht mehr sanktioniert, während andererseits die Kinder emotional verhungern, ihre primären Antriebe nicht befriedigt werden. Und dann wird ihnen irgendwann Moral nahegebracht und man fragt sich, warum denn diese kleinen Monster trotz des Ethik-Unterrichts, wo das oben zitierte Blablabla gelehrt wird, so grausam und rücksichtslos sind.

Als Gegenmittel wird im Namen der „Sittlichkeit“ bereits im Kindergarten gegen die „Selbstinteresse“ gekämpft, etwa indem Zärtlichkeiten zwischen Kindern unterbunden, wenn nicht sogar sanktioniert werden, so als handele es sich um „sexuelle Übergriffe“. Dabei liegt genau hier und nur hier der Schlüssel, um aller „Philosophie“ und „Ethik“ ein Ende zu bereiten:

In der kindlichen Sexualregung, in der kindlichen sinnlichen Liebesbeziehung liegt unendlich mehr Sittlichkeit, Echtheit, Kraft und Lebenswillen als in Tausenden ledernen Analysen und Thesen. Hier, in der Lebendigkeit des kindlichen Wesens, liegt die Garantie für den Aufbau einer Gesellschaft wirklich freier Menschen, nur hier. (Die sexuelle Revolution, Fischer TB, S. 260)

Wer satt ist, stiehlt nicht. Wer sexuell glücklich ist, braucht keinen „moralischen Halt“ und hat sein naturwahrstes „religiöses Erleben“. Das Leben ist so einfach wie diese Tatsachen. Es wird nur kompliziert durch die lebensängstlich gewordene menschliche Struktur. (ebd., S. 269)

Max Stirner, Soter (Teil 24)

26. August 2025

Stirner sah sich als Vollender der Aufklärung. So wie einst die äußere Welt zu bloßem Material wurde, muß auch die innere Welt, die Welt der Gedanken und Ideen, sich ganz meiner Macht unterwerfen (Der Einzige, S. 402). Er hat sozusagen in aufklärerischer Fortführung des Christentums nicht nur die „Dinge dieser Welt“, sondern auch „die Wahrheiten und ihre Macht“ (= Über-Ich) (Der Einzige, S. 390) überwunden. Es geht darum den „Geist“ genauso zu entweihen, zu entheiligen, zu entgöttern und unbedenklich nach Gefallen zu gebrauchen, wie man es mit der Natur macht (Der Einzige, S. 104). Man könnte fragen: „Beschäftigen mich die Sachen“ (vom grüblerischen Denken bis zur Versklavung durch eine fixe Idee) oder beschäftige (gebrauche) ich umgekehrt die Sachen (vgl. Der Einzige, S. 380).

Hatten die „Ergebenen“ eine unbezwungene Macht zu ihrer Herrin erhoben und angebetet, hatten sie Anbetung von Allen verlangt, so kam ein solcher Natursohn, der sich nicht ergeben wollte, und jagte die angebetete Macht aus ihrem unersteiglichen Olymp. Er rief der laufenden Sonne sein „Stehe“ zu, und ließ die Erde kreisen: die Ergebenen mußten sich’s gefallen lassen; er legte an die heiligen Eichen seine Axt, und die „Ergebenen“ staunten, daß kein himmlisches Feuer ihn verzehre; er warf den Papst vom Petersstuhle, und die „Ergebenen“ wußten’s nicht zu hindern; er reißt die Gottesgnadenschaft nieder, und die „Ergebenen“ krächzen, um endlich erfolglos zu verstummen. (Der Einzige, S. 183.

Das Denken wird so wenig als das Empfinden aufhören. Aber die Macht der Gedanken und Ideen, die Herrschaft der Theorien und Prinzipien, die Oberherrlichkeit des Geistes, kurz die – Hierarchie währt so lange, als die Pfaffen, d.h. Theologen, Philosophen, Staatsmänner, Philister, Liberale, Schulmeister, Bedienten, Eltern, Kinder, Eheleute, Proudhon, George Sand, Bluntschli usw., usw. das große Wort führen: die Hierarchie wird dauern, solange man an Prinzipien glaubt, denkt, oder auch sie kritisiert: denn selbst die unerbittlichste Kritik, die alle geltenden Prinzipien untergräbt, glaubt schließlich doch an das Prinzip. (Der Einzige, S. 392f)

„Wem die Grundsätze der Moral gehörig eingeprägt wurden, der wird von moralischen Gedanken niemals wieder frei, und Raub, Meineid, Übervorteilung u.dgl. bleiben ihm fixe Ideen, gegen die ihn keine Gedankenfreiheit schützt. Er hat seine Gedanken ‚von oben‘ und bleibt dabei“ (Der Einzige, S. 383). „Wäre die Hierarchie nicht so ins Innere gedrungen, daß sie den Menschen allen Mut benahm, freie, d.h. Gott vielleicht mißfällige Gedanken zu verfolgen, so müßte man Gedankenfreiheit für ein ebenso leeres Wort ansehen, wie etwa eine Verdauungsfreiheit“ (Der Einzige, S. 385).

„Es ist dies das Wahrzeichen aller reaktionären Wünsche, daß sie etwas Allgemeines, Abstraktes, einen leeren, leblosen Begriff herstellen wollen, wogegen die Eigenen das stämmige lebenvolle Einzelne vom Wust der Allgemeinheiten zu entlasten trachten“ (Der Einzige, S. 254). Was bei Reich die Panzerung ist, ist bei Stirner die Welt der Begriffe, die eine Art Eigenleben führen. Ähnlich wie Reich mit der Beseitigung des Panzers den authentischen Menschen unter der Charaktermaske freisetzt, befreit Stirner mit dem Ruf „Komm zu Dir!“ (Der Einzige, S. 180) das Individuum aus dem „Reich der absoluten Gedanken“ (Parerga, S. 151), aus der Herrschaft der „inneren Hierarchie“, die nichts anderes ist als die „Herrschaft des Guten“ (vgl. Parerga, S. 174), d.h. des Über-Ich. Entweder ist man selbstbestimmt oder von „sittlichen Rücksichten“ (Der Einzige, S. 261): „Ich bin nur dadurch Ich, daß Ich Mich mache, d.h. daß nicht ein Anderer Mich macht, sondern Ich mein eigen Werk sein muß“ (Der Einzige, S. 256). „Denke nicht, daß ich scherze oder bildlich rede, wenn Ich die am höheren hängenden Menschen, und weil die ungeheuere Mehrzahl hierher gehört, fast die ganze Menschenwelt für veritable Narren, Narren im Tollhause ansehe“ (Der Einzige, S. 46).

Der Mensch entschließt sich in einer bestimmten Situation zu etwas, der Wille „erstarrt“ quasi – so daß, selbst wenn sich die Situation grundlegend geändert hat, dieser zurückliegende Willensäußerungen Tribut gezahlt wird. Der Mensch macht sich zum Deppen seiner selbst: „Mein Geschöpf (…) wäre mein Gebieter geworden“ (Der Einzige, S. 215). „Beruf –Bestimmung – Aufgabe!“ (Der Einzige, S. 364) Beruf = Aufgabe, Pflicht (Der Einzige, S. 376). – Stirner unterscheidet zwischen „Beruf“ und der „natürlichen Tat“ (Der Einzige, S. 368). Der Gegensatz von „Beruf“ ist „sich ausleben, sich auflösen“ (Der Einzige, S. 372). Während ein Tier sich „realisiert“, „indem es sich auslebt, d.h. auflöst, vergeht“, versucht der wahnsinnige Mensch Begriffe zu „realisieren“, z.B. indem er bestrebt ist „Mensch“ zu sein (Der Einzige, S. 372). Der Mensch hält an sich und vertut so sein Leben, das nichts anderes ist als „Auflösen“, „wie die Zeit alles auflöst“ (Der Einzige, S. 373; Hervorhebung hinzugefügt; vgl. auch Der Einzige, S. 366).

Imgrunde steckt hinter dem Gegensatz zwischen „Begriff“ und „Leben“ der Gegensatz zwischen Raum und Zeit. Wenn Stirner eine Philosophie hat, dann ist es diese quasi „Bergsonianische“ Dialektik von abstraktem Denken („Raum“) und konkretem Leben („Zeit“). Die räumliche Vorstellungswelt hat natürlicherweise die Qualität des Statischen, während das Lebendige dadurch gekennzeichnet ist, daß es sich in einem ständigen Fluß befindet. Dazu steht nicht im Widerspruch, daß das lebendige (funktionelle) Denken nichts anderes ist als die „rastlose Zurücknahme aller sich verfestigenden Gedanken“ (Der Einzige, S. 342); es ist nur dadurch möglich, daß man jeden Augenblick gedanken- und sprachlos wird (Der Einzige, S. 389). Es geht hier, beim bloß abstrakten Denken, nämlich um das „heilige Denken“, der vermeintlich „Denkenden“, d.h. jener, die alles in Begriffssysteme pressen und deshalb in Wirklichkeit gedankenlose Dummköpfe sind. Entsprechend sieht die gegenwärtige Welt aus (Der Einzige, S. 371). „Dem Realisierenden liegt nämlich wenig an den Realitäten, alles aber daran, daß dieselben Verwirklichungen der Idee seien“ (Der Einzige, S. 408f).

Die besagten „Realisierenden“ sind blind gegen die Unmittelbarkeit der Dinge und unfähig sie zu meistern. Deshalb erscheinen sie Stirners bereits erwähnten „kräftigen Natursohne“ als unbeholfene närrische Käuze (Der Einzige, S. 381), die kontaktlos in ihrer eigenen Traumwelt leben (Der Einzige, S. 30). Sie sind irrational, da sie sich nicht als Ganzheit wahrnehmen. Um rational zu sein, muß der Mensch sich ganz vernehmen, d.h. sowohl den Geist als auch das „Fleisch“, denn „nur, wenn er sich ganz vernimmt ist er vernehmend oder vernünftig“ (Der Einzige, S. 68, Parerga, S. 90).

Bei Stirner ist denkbar viel Reich vorweggenommen: funktionalistisches Denken; die Erstarrung versus das Lebendige, sich Hingebende und Fließende; das Abstrakte und Kontaktlose versus das handelnde und sich entfaltende Leben; fast die ganze Menschheit irre.

Wohin könnte man blicken, ohne Opfern der Selbstverleugnung zu begegnen? Da sitzt Mir gegenüber ein Mädchen, das vielleicht schon seit zehn Jahren seiner Seele blutige Opfer bringt. Über der üppigen Gestalt neigt sich ein todmüdes Haupt, und bleiche Wangen verraten die langsame Verblutung ihrer Jugend. Armes Kind, wie oft mögen die Leidenschaften an Dein Herz geschlagen, und die reichen Jugendkräfte ihr Recht gefordert haben! Wenn Dein Haupt sich in die weichen Kissen wühlte, wie zuckte die erwachende Natur durch Deine Glieder, spannte das Blut Deine Adern, und gossen feurige Phantasien den Glanz der Wollust in Deine Augen. Da erschien das Gespenst der Seele und ihrer Seligkeit. Du erschrakst, Deine Hände falteten sich, Dein gequältes Auge richtete den Blick nach oben, Du – betetest. Die Stürme der Natur verstummten, Meeresstille glitt hin über den Ozean Deiner Begierden. Langsam senkten sich die matten Augenlider über das unter ihnen erloschene Leben, aus den strotzenden Gliedern schlich unvermerkt die Spannung, in dem Herzen versiegten die lärmenden Wogen, die gefalteten Hände selbst lasteten entkräftet auf dem widerstandslosen Busen, ein leises, letztes Ach stöhnte noch nach, und – die Seele war ruhig. Du entschliefst, um am Morgen zu neuem Kampfe zu erwachen und zu neuem – Gebete. Jetzt kühlt die Gewohnheit der Entsagung die Hitze Deines Verlangens und die Rosen Deiner Jugend erblassen in der – Bleichsucht Deiner Seligkeit. Die Seele ist gerettet, der Leib mag verderben! O Lais, o Ninon, wie tatet Ihr wohl, diese bleiche Tugend zu verschmähen. Eine freie Grisette gegen tausend in der Tugend grau gewordene Jungfern!“ (Der Einzige, S. 66f).

Email [Charakteranalyse und das LSR-Projekt] 2009

24. August 2025

Email [Charakteranalyse und das LSR-Projekt] 2009

Max Stirner und das Orgon

9. August 2025

Wenn Reich sein Forschungsprogramm beschreibt, gemahnt das „irgendwie“ an Max Stirner. Reich schreibt:

Die Orgonphysik geht von vollkommen neuen Beobachtungen und neuen theoretischen Annahmen aus. Von einem prinzipiellen orgonomischen Standpunkt her muß das Denken selbst als eine Funktion der Natur im allgemeinen begriffen werden. Dementsprechend müssen die Ergebnisse bloßen Denkens als sekundär gegenüber den beobachtbaren Naturfunktionen angesehen werden. Als Funktionalisten sind wir in erster Linie an beobachtbaren Naturfunktionen interessiert; von da aus gelangen wir zu den Funktionen des menschlichen Denkens mittels der emotionalen (bioenergetischen) Funktionen im beobachtenden Menschen. Solange die beobachtbare Natur nicht den Ausgangspunkt für menschliches Denken bildet, und mehr noch, solange die Funktion des Denkens selbst nicht logisch und konsistent aus den beobachtbaren Naturfunktionen im Beobachter selbst abgeleitet wird, solange stellen sich gegenüber allen Resultaten bloßen Denkens, das nicht durch Beobachtung gestützt ist, grundlegende methodologische und faktische Fragen. (Äther, Gott und Teufel, S. 150f)

Mit „bloßem“, von den tatsächlichen Naturvorgängen abweichendem Denken meint Reich offensichtlich zweierlei: erstens ein Denken, das indirekt und eines das direkt fremdbestimmt ist. Bei ersterem handelt es sich um „gepanzertes Denken“, d.h. ein Denken, das auf das durch die Erziehung entstellte Funktionieren des Organismus zurückgeht, wobei die Eltern als Einflußagenten der Gesellschaft fungieren. Beim direkt fremdbestimmten Denken geht es um die unhinterfragte Übernahme der Meinungen von Autoritäten unabhängig von der Wirklichkeit, d.h. statt selbst zu beobachten und selbst zu forschen. Man folgt dem „Über-Ich“, weil man die gesellschaftlichen Vorgaben verinnerlicht hat und durch diese charakterstrukturell umgeformt wurde. Tierarten existieren, weil sie ihre Umwelt richtig wahrnehmen und sich entsprechend anpassen, sonst wären sie schon längst ausgestorben. Homo sapiens hingegen taumelt dem Untergang entgegen, da er weitgehend blind und verkrüppelt ist und irgendwelchen wirklichkeitswidrigen Wahngebilden hinterher tappt, statt auf den Weg zu achten. Er ist mit dem Kopf in den Wolken des „bloßen Denkens“.

Ansonsten haben der Stirnersche Eigner/Einziger und Reichs Orgon formal zweierlei gemeinsam:

1. Das Orgon funktioniert weder mechanisch (Aktion und Reaktion) noch mystisch (überweltliche „Wirkstrukturen“), also nicht sozusagen „nach Befehl und Gehorsam“, sondern es bewegt sich spontan aus sich selbst heraus, ist sozusagen „eigen“. Es ist sozusagen das Substrat der Selbstregulation.

2. Das, was wir als „Orgon“ bezeichnen, sind, so Reich, „die physikalischen Funktionen, die in der Orgonphysik als ‘Orgonenergie’ abstrahiert werden“ (ebd., S. 146). Es handelt sich nicht um ein geheimnisvolles „Sein“, sondern es sind konkrete Funktionen. Physik statt „Metaphysik“! Über sein Ich schreibt Stirner entsprechend bezugnehmend auf Feuerbachs pseudomaterialistische Philosophie: „‚[D]as Sein‘ ist Abstraktion, wie selbst ‚das Ich‘. Nur Ich bin nicht Abstraktion allein, Ich bin alles in allem, folglich selbst Abstraktion oder Nichts, Ich bin alles und Nichts; Ich bin kein bloßer Gedanke, aber Ich bin zugleich voller Gedanken, eine Gedankenwelt“ (Der Einzige und sein Eigentum, reclam, S. 381)

Das Orgon ist nur konkret greifbar, genauso wie der Eigner/Einzige. Das Orgon ist damit nicht schlichtweg identisch mit irgendwelchen „anderen“ Lebensenergie-Konzepten (Qi, Prana) oder dem „Äther“, also kein fixes metaphysisches oder mechanisches (bzw. „hydrodynamisches“ Modell), sondern nur unmittelbar, unvermittelt in der Beobachtung und im Experiment greifbar. Beispielsweise war der „Äther“ im 19. Jahrhundert bloß der Lückenbüßer für eine Leerstelle im mechanistischen Weltbild (die elektromagnetischen Wellen brauchten ein mechanisches Medium, so wie Wasserwellen Waser brauchen).

Das letzte, was Reich wollte, war ein weiteres „Weltmodell“ zu präsentieren, genausowenig wie Stirner eine weitere „Philosophie“ neben all die anderen zur Diskussion stellen wollte. Beiden ging es nicht um ein neues „Paradigma“, d.h. um eine neue Sicht auf die Welt oder eine neue „Brille“, sondern eben um die Beseitigung aller „Brillen“ (vgl. Clark, Frauchiger: Paradigm-Maker or Paradigm-Breaker: A Comparison between the Paradigm and Orgonomic Functionalism as Scientific Tools. The Journal of Orgonomy, 1986). Es ging um – Liquidar Super-Ego Radicalmente, um das Ausschalten „bloßen Denkens“, d.h. des Über-Ichs = der Panzerung.

Eine Parallele in der Philosophiegeschichte wäre die Phänomenologie (Stichwort Husserl, Heidegger, Hermann Schmitz), die den Anspruch erhob, die gesamte Philosophie neu anzufangen, indem sie beim unmittelbar Gegebenen frisch ansetzt und die – „Seinsvergessenheit“ angeht. Dazu ist zu sagen, daß die Phänomenologie zur Dezeptionsgeschichte Stirners gehört, daß das ihre einzige Bedeutung ist, (Bernd A. Laska: Ein dauerhafter Dissident, 1996) und Reichs Bonmot über Husserl („Zwangsgrübelei“, Äther, Gott und Teufel, S. 43) auf den eigentlichen Kern des Problems verweist: die Panzerung, insbesondere die Augenpanzerung – wieder: „bloßes Denken“!