Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre war Reich ein Kommunist. Reich wurde von der KPD zur Mitgliederwerbung mißbraucht. Heute nimmt z.B. entsprechend Die Linke buchstäblich alles Wahre, Gute und Schöne mitsamt ihrer Vertreter in Beschlag. Diese Grundtendenz zum Mißbrauch des Lebendigen ist keine Stalinistische Entstellung, sondern gehört zum falschen, verlogenen Grundwesen des Marxismus („die soziale Fassade“). Deshalb sind Marxisten, gerade wenn sie sich Reich positiv zuwenden, Todfeinde der Orgonomie. Das Fatale ist, daß sie zu diesem Mißbrauch von Reich selbst geradezu eingeladen wurden. Mit der Revision seiner alten Marxistischen Texte wollte Reich in den 1940er Jahren seinen eigenen Marxismus der 1920er/1930er Jahre zurückdrängen, doch dummerweise hatte dies bei der Veröffentlichung in Europa den gegenteiligen Effekt, denn so wurde die Orgonomie in einem Marxistischen Kontext vermittelt. Reich hatte sich bereits 1951 voller Selbstzweifel notiert:
Ich muß damit aufhören, meine früheren Bücher zu vertreiben, z.B. Massenpsychologie und Sexuelle Revolution. Nicht, weil sie falsch sind, sie stehen so da, wie sie geschrieben wurden, sondern weil sie die entscheidende Frage, d.h. die Orgonenergie, verdecken und von den Leuten mißbraucht werden. (z.n. Chester M. Raphael: Wilhelm Reich – Misconstrued – Misesteemed, New York 1970, S. 86)
Das Phänomen des „Reichschen Freudo-Marxismus“ kann man am besten anhand des orgonomischen Modells von der Dreischichtung der menschlichen Charakterstruktur erfassen:
Die oberflächliche soziale Fassade ist das Reich des Marxismus, der die Vorstellung, der Mensch sei primär Objekt der Biologie, vehement von sich weist, vielmehr läßt er den Einzelnen und seine Bedürfnisse in ein kollektivistisches Ensemble sozialer Beziehungen aufgehen. Es ist die kontaktlose Theorie des Intellektuellen, der vom Leben isoliert das Leben mit Theorien bewältigen will, ohne sich vorher auf das Leben einzulassen. Entsprechend kann die Marxistische Soziologie nur ökonomisch rationales Verhalten erklären. Reich schreibt im Rückblick auf seine Marxistische Periode:
Die Kluft zwischen ökonomistischer und bio-soziologischer Anschauung wurde unüberbrückbar. Der „Theorie des (vom rationalen ökonomischen Kalkül geleiteten, PN) Klassenmenschen“ trat die irrationale Natur der Gesellschaft des Tieres „Mensch“ gegenüber. (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 21)
Was für Marx rational war (der durch unterschiedliche ökonomische Interessen bestimmte Klassenkampf), wurde für Reich zum Inbegriff der Irrationalität, während das, was für Marx irrational war (die Postulierung gemeinsamer Interessen zwischen den Klassen), für Reich die Essenz seiner Bio-Soziologie wurde: die alle Klassen übergreifende natürliche Arbeitsdemokratie.
Freud war in den Bereich des Irrationalen vorgestoßen, ist aber in der von den sekundären Trieben entstellten mittleren Schicht der Charakterstruktur steckengeblieben. Bei ihm löste sich das Leben in einen sadomasochistischen Alptraum auf, über den sich der menschliche Geist stoisch erheben muß. Während Marx mit seinem Hegelianischen Geschichtsmystizismus die gesamte bisherige Entwicklung, das gesamte bisherige Patriarchat gerechtfertigt hatte, da es im Paradies münden würde, leugnete der resignative Schopenhauerianer Freud überhaupt jede Entwicklung zum Besseren.
Reich hat die optimistischen Illusionen der sozialen Fassade und die Resignation der sekundären Schicht transzendiert und ist zum biologischen Kern des Menschen vorgedrungen. Zunächst war Reich aber selbst noch in Illusionen befangen und wollte einen ins optimistische gewendeten Freud mit Marx verbinden: das perverse Unbewußte sei ein Produkt jener sozialen Prozesse, die Marx beschrieben und beherrschbar gemacht hätte. Hatten die Marxisten aber schon Probleme mit Freud, der doch immerhin lehrte, der Mensch müsse in die anarchische Natur ähnlich eingreifen wie ins Marktgeschehen, konnten sie rein gar nichts mit der nun vollkommen dem menschlichen Zugriff entzogenen ahistorischen Biologie Reichs anfangen.
Reich selbst erkannte zunehmend, daß dieser Widerstreit von Psychoanalyse und Marxismus wenig mit Wissenschaft zu tun hatte, sondern daß die beiden Weltanschauungen eine Funktion des jeweiligen Charakters ihrer Exponenten waren. Dieser war für das resignative konservative Beharren auf der einen und die optimistische liberale Kontaktlosigkeit auf der anderen Seite verantwortlich. Die Psychoanalyse beharrte gegen Reichs Optimismus auf der Unwandelbarkeit der Conditio humana. Reich mußte aber auch erkennen, daß Marx ihm nichts zu geben hatte:
Die ökonomischen Bewegungen, die durch den Einfluß von Karl Marx auf die Soziologie entstanden sind, haben durch das Hervortreten eines neuen menschlichen und sozialen Problems die Basis ihrer Wirksamkeit verloren. (Einbruch der sexuellen Zwangsmoral, Fischer TB, S. 10)
Die soziale Existenz des Lebewesens Mensch ist bioenergetisch betrachtet an sich nur ein kleiner Gipfel auf dem gigantischen Berg seines biologischen Daseins. (Ausgewählte Schriften, S. 24)
Die Orgonomie kann mit dem Marxismus rein gar nichts anfangen. Doch leider ist es umgekehrt anders und es entwickelt sich eine „Antiorgonomie“.
Man versucht Reichs Lebenswerk systematisch Schritt für Schritt aufzuarbeiten, so wie es sich historisch entwickelt hat: von Freud über Marx zur „sexualökonomischen Lebensforschung“ und schließlich dem „kosmischen Orgon-Ingenieurswesen“. Demnach könne man beispielsweise Reichs Konzept der „Arbeitsdemokratie“ erst richtig verstehen, wenn man sich mit dem Marxismus beschäftigt hat (der in diesem Zusammenhang viel wichtigere Leninismus wird dabei stets ausgeblendet!); die Orgonbiophysik erschließe sich erst vor dem Hintergrund der Psychoanalyse, etc.
Ich, der Verfasser einer umfangreichen Chronologie und Bibliographie der Entwicklung des Reichschen Denkens bin sicherlich der letzte, der diese Herangehensweise nicht zu würdigen weiß, doch trotzdem ist ihr ein tiefgreifender Denkfehler inhärent, denn Reichs Entwicklung verlief sozusagen „falsch herum“. Er hat sich von der Psychologie (Psychoanalyse) über die Soziologie (Marxismus) zur Biologie (Orgon-Biophysik) entwickelt. Also vom oberflächlichsten Funktionsbereich zum tiefsten Funktionsbereich. Nun kann man jedoch daß Höhere nur vom Tieferen her verstehen.
Es geht schlicht darum, daß in der Natur tiefere und umfassendere Funktionsbereiche die höheren und weniger umfassenden Funktionsbereiche bestimmen statt umgekehrt. Das Umgekehrte ist, wie ich gestern ausgeführt habe, funktionell identisch mit widernatürlicher Panzerung. Wer also, wie die erwähnten „kritischen Orgonomen“, Reich „chronologisch“ aufarbeiten will, verfehlt die Orgonomie auf eine denkbar fundamentale Weise. Mehr Entstellung geht gar nicht!
Es ist schlicht und ergreifend Unsinn die Charakteranalyse, wie sie heute von Orgontherapeuten angewendet wird, von Freud her begreifen zu wollen, „um tiefer in sie einzudringen“. Desgleichen wird man die Arbeitsdemokratie grundlegend mißverstehen, wenn man sie von Reichs Beschäftigung mit Marx her begreifen will. Das gleiche gilt auch beispielsweise für den Orgonomischen Funktionalismus und Engels.
Die entsprechenden „systematischen“ Ausführungen „kritischer Orgonomen“ mögen ja alle sehr schlau und akademisch klingen, man wird alle möglichen Reich-Zitate anführen können (teilweise auch aus Reichs späteren Jahren!), aber das ändert nichts an der Tatsache, daß hier eine Art „Orgonomie“ konstruiert wird, die tatsächlich so etwas wie Antiorgonomie ist. Eine Orgonomie, die auf den Kopf gestellt ist.
Übrigens beruhte auch ein Gutteil des mittlerweile zum Glück weitgehend erloschenen „Reichianismus“ auf dieser „Antiorgonomie“. Ich kann mich noch gut an die arroganten Ergüsse erinnern: die Amerikaner könnten Reich gar nicht verstehen, weil sie seine Frühschriften nicht kennen; von Arbeitsdemokratie hätten sie keine Ahnung, da sie nichts von Marx verstünden, etc.pp.
Da gibt es Leute, die haben die erste Hälfte der Charakteranalyse gelesen, fangen an wild herumzupsychologisieren – und glauben allen ernstes damit Orgonomie zu betreiben. Nicht weniger schlimm sind jene, die angeregt durch die zweite Hälfte der Charakteranalyse, sich als „Körpertherapeuten“ verstehen, d.h. die Orgontherapie auf eine Art mechanische „Gymnastik“ reduzieren.
Oder man nehme jenen amerikanischen Erzieher, der vor vielen Jahren im Wilhelm Reich Museum einen Vortrag hielt, in dem er Elsworth F. Bakers Ausführungen über die soziopolitischen Charaktere als „Travestie der Orgonomie“ abkanzelte, denn wie man anhand der Massenpsychologie des Faschismus unschwer erkennen könne, habe Reich seine soziologischen Theorien von Marx und Engels abgeleitet, von denen Baker keine Ahnung habe. Baker erklärt soziologische Phänomene von der Orgon-Biophysik (d.h. hier von der Charakterstruktur) her – und wird dafür von einem „buchkundigen“ „kritischen Orgonomen“ angegriffen.
Fast alle diese Leute haben eine linksliberale Charakterstruktur und entsprechend „intellektualisieren“ sie alles: eine oberflächliche Funktion (das Gehirn, der Intellekt) maßt sich an, die tiefere Funktion (den Körper, die Bioenergie) zu bestimmen. Von ihrer verkorksten Struktur her können sie die Orgonomie unmöglich verstehen. Sie bleibt ihnen imgrunde fremd.
Die beiden grundlegenden Begriffe der Soziologie „Ordnung“ und „Grenzziehung“ sind in der Orgonomie im Gegensatz zwischen triebhaften und triebgehemmten Charakter aufgehoben. Reich beschreibt ihn in Werken wie Der triebhafte Charakter und Charakteranalyse. Später hat Reich das auf die Soziologie ausgeweitet: Panzerung ist demnach das Urmuster aller sozialen Ausgrenzung angefangen vom Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat. Zu diesem Zeitpunkt kam es zur Etablierung eines „göttlichen“ ausgrenzenden Kastensystems, Unberührbarkeit, Frauen gehören nicht in die Öffentlichkeit, etc.pp. auf der einen Seite und der „teuflischen“ Rebellion dagegen auf der anderen Seite.
Die patriarchalische Ausgrenzung ist funktionell identisch mit der Panzerung, der Barriere, die sich in den Menschen um den bioenergetischen Kern ausbreitet und bei der es durch Ausbrüche (das Versagen der Panzerung) zur Symptombildung kommt. Im gesellschaftlichen Bereich entsprechen dem all die Übelstände, die man mittels Ethik und Moral, Justiz und Polizei einzudämmen trachtet.
Immer wieder brechen beim Neurotiker „triebhaft“ Impulse durch den Panzer, die dann durch immer neue Hemmungen unter Kontrolle gehalten werden müssen, was aber nur neue triebhafte Ausbrüche provoziert, usf. Ganz entsprechendes ereignet sich auf der gesellschaftlichen Ebene: durch die Sexualunterdrückung werden Frauen zu störenden Objekten und müssen verschleiert gehen, was den Sexualdruck untergründig nur noch verstärkt, zu homosexuellen und sodomistischen Ausbrüchen führt, die hart bestraft werden, usf.
Diese funktionelle Identität zwischen Panzerung und Gesellschaftssystem sieht man besonders klar etwa im Iran oder in Saudi-Arabien. Dort bietet das öffentliche Leben ein Bild rigider Ordnung, während das Privatleben von Drogensucht, Gewalt, sexueller Perversion, etc. geprägt ist. Im Westen war es bis vor kurzem so, daß die Menschen sich unter Kontrolle hatten und sich dies organisch im gesellschaftlichen Leben fortsetzte. Seit ca. 1960 wird die Panzerung immer brüchiger und die entsprechenden Ausbrüche beherrschen zusehends auch das öffentliche Leben.
Gesellschaften formieren sich entsprechend der Charakterstruktur ihrer Mitglieder. Setze eine Gruppe von Zwangsneurotikern auf einer Insel aus und eine Gruppe von Phallischen Narzißten auf einer anderen Insel: du wirst nach einiger Zeit zwei vollkommen verschiedene Gesellschaftsstrukturen vorfinden. Und tatsächlich werden derartige Feldversuche alltäglich gemacht: durch Firmengründungen. Die „Firmenkultur“ wird jeweils ziemlich genau die Charakterstruktur des Firmengründers und der Leute widerspiegeln, die er im Führungskreis um sich geschart hat. Schaut man genauer hin, wird man sogar feststellen, daß sich in der Firmenstruktur selbst (z.B. in der Art, wie Anordnungen sich ausbreiten) getreulich die Panzerungsstruktur des Firmengründers widerspiegelt (vgl. Kapitalismus und die Funktion des Orgasmus (Teil 6)). So etwas kann auf ganze Kulturkreise zutreffen. Man denke nur an die moslemische Kultur, die fast ausschließlich von der narzißtischen Persönlichkeitsstörung Mohammeds geprägt wurde.
Während sich im Westen die Kultur hauptsächlich um die Frage der Schuld drehte und wie mit ihr umgegangen werden soll, ging es im Osten stets um Scham. Das Gefühl der Schuld ist eine Funktion der Mittleren Schicht, es ist in der Muskulatur „festgefahrene“ Aggression gegen unsere Mitmenschen. Schuld dreht sich entsprechend um die Verantwortung zum Mitmenschen, ist immer auf den anderen Menschen bezogen, hat also eine reife, verantwortungsbewußte, erwachsene Qualität („Zurückhaltung“). Das Schamgefühl, d.h. in der Haut steckengebliebene Lust-Energie (Erröten), ist hingegen eine Funktion der charakterlichen Fassade: es dreht sich um Selbstbespiegelung, es ist imgrunde narzißtischer und exhibitionistischer Natur und entspricht einem tiefsitzenden Infantilismus, einer emotionalen Unreife („Distanzlosigkeit“).
Der „Charakter“ des Westens ändert sich zunehmend in diese Richtung. Beispielsweise ist die Rolle der Scham wichtig, um das Verhalten von heutigen Jugendlichen zu verstehen. Wenn man sie etwa anspricht: „Laß das sein, Du Idiot. Ich muß mit meinen Steuergeldern für Deine Zerstörungswut blechen!“ – hat man gleich ein Klappmesser im Bauch. Und das nicht, weil der Jugendliche besonders wütend ist oder Frust loswerden will, sondern einfach, weil er mit der unerträglichen Scham, dem Gesichtsverlust gegenüber seinen Kameraden und gegenüber seinem Ichideal nicht fertigwerden kann. Früher hätte er mit Schuldgefühlen (gehemmt) reagiert, heute „rastet er aus“ (triebhaft).
Im Westen waren bis ca. 1960 Gesetze nur Ausdruck der verinnerlichten Werte. Die Menschen hatten sozusagen „den Polizisten im Kopf“. Nur auf dieser Grundlage konnten der Kapitalismus (der Austausch zwischen „ehrbaren Kaufmännern“) und die Demokratie (der institutionalisierte und formalisierte Bürgerkrieg) funktionieren, ohne daß alles in einem blutigen Chaos versank. Man schaue etwa nach Schwarzafrika, wo regelmäßig freie Marktwirtschaft in reines Banditentum und „Demokratie“ in Bürgerkrieg umschlägt. Es sei auch an die teilweise blutigen Saalschlachten in den Parlamenten Asiens erinnert.
Es ist eine Illusion zu glauben, man könne massenweise Schwarzafrikaner, Moslems und Asiaten mit ihren unreifen Charakterstrukturen nach Deutschland „migrieren“ lassen und gleichzeitig Wohlstand und Demokratie bewahren.
In der Süddeutschen Zeitung frägt Prof. Andreas Wirsching „Gehört der Islam zu Europa?“ und wendet sich dagegen, den „Kampf der Kulturen“ herbeizureden. Wie heutzutage in solchen Fällen beim geistes-„wissenschaftlichen“ Diskurs üblich, betrachtet er das Problem vom Gegensatz „Eigenes“ und „Anderes“ her. Was immer ganz „anti-faschistisch“ auf die Verdammung des Eigenen hinausläuft. Tatsächlich geht es dabei in der Tradition der Frankfurter Schule um die weitere Zersetzung der Panzerung des Westens. Aus dem resultierenden Chaos soll dann, frei nach Lenin, der neue Mensch erwachsen – irgendwie.
Konkret strebt Prof. Wirsching eine Überwindung des Freund-Feind-Denkens an und eine kulturelle Anverwandlung. Der Islam müsse integrativer Teil Deutschlands werden! Gleichzeitig beruhigt er uns: die Migranten haben sich natürlich gefälligst, wie alle anderen Bürger auch, an unsere Gesetze zu halten.
Wie naiv und zerstörerisch das ganze ist, habe ich eingangs anzudeuten versucht. Alles, was sonst noch über Prof. Wirschings unglaublichen Essay zu sagen ist, wurde gestern in Politically Incorrect gesagt.
Die Auseinandersetzung mit dem Isam in diesem Land läßt sich beispielsweise anhand von Kristiane Backers Buch Der Islam als Weg des Herzens beschreiben. Es sei, so die Rezensenten, ein Beitrag zu einer realitätsgerechteren Islam-Diskussion. Man könne den Islam nämlich nicht auf die üblichen Schrecklichkeiten verkürzen, sondern müsse ihn „als ganz normale Religion“ wahrnehmen lernen.
Allen ernstes wird uns der von einer minderbegabten ehemaligen MTV-Moderatorin zusammengezimmerte Privat-„Islam“, die Ergüsse irgendwelcher vollständig isolierter „Islam-Reformatoren“ oder gar „islamischer Feministinnen“, als wahrer Islam angedient.
In den letzten 1400 hat wirklich jeder Moslem den Dschihad als kriegerische Verbreitung des Islam verstanden. Uns soll aber weisgemacht werden, daß Dschihad einfach nur die Bewältigung der eigenen (gewalttätigen) Triebe bedeutet.
Der Rezensent zitiert Backer:
„Gott liebt nicht diejenigen, die Überschreitungen begehen“ (Koran, 2:190), heißt es […] ausdrücklich. Terrorismus gründet sich auf Haß und Rache, und genau davor warnt der Koran: „Euer Haß gegen einige Menschen soll Euch nicht dazu führen, ungerecht zu sein“ (Koran, 5:8).
Der Rezensent weiter:
Ein an mehreren Stellen aufgegriffenes Thema ist das Vergelten von schlechten Taten mit guten Taten. Auch hier beruft sich Backer auf den Koran und zitiert Sure 41:34: „Die gute Tat ist der schlechten nicht gleichzusetzen. Erwidere die schlechte, die dir geschieht, mit einer guten! So wird derjenige, mit dem eine Feindschaft bestand, zu einem Freund.“
Ähmmm, ähmmmmm, ähhhhhhmmmmm, – Sure 2 Vers 190 handelt vom Verhalten im – Dschihad! Der nächste Vers lautet:
Und tötet sie, wo immer ihr sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben. Denn Verführen ist schlimmer als Töten. Kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie gegen euch kämpfen, dann tötet sie. So ist die Vergeltung für die Ungläubigen.
Islam als Weg des Herzens! Dazu sehr schön in Onkel Allahs Mekka-Ecke: Der blinde Scheich Omar Abdel Rahman von der Al-Azhar Universität in Kairo antwortete 1980 auf eine Studentenfrage nach der Friedfertigkeit im Koran:
Mein Bruder, es gibt eine ganze Sure, die „Die Kriegsbeute“ heißt. Es gibt keine Sure, die „Frieden“ heißt. Der Djihad und das Töten sind das Haupt des Islam, wenn man sie herausnimmt, dann enthauptet man den Islam. (Mark A. Gabriel: Islam und Terrorismus, S. 44)
In einem Leserkommentar wird darauf hingewiesen, der Islam sei die einzige Religion, in der von einem Gott das Töten anderer Menschen zur Pflicht für die an ihn Glaubenden gemacht wird.
In keiner anderen Kultur, geschweige denn Religion findet sich die Kodifizierung von Mord, Raub, Versklavung und Tributabpressung als religiöse Pflicht. In keiner anderen Religion findet sich die geheiligte Legitimation von Gewalt als Wille Gottes gegenüber Andersgläubigen, wie sie der Islam als integralen Bestandteil seiner Ideologie im Koran kodifiziert und in der historischen Praxis bestätigt hat. Nicht zuletzt findet sich kein Religionsstifter, dessen Vorbildwirkung sich wie bei Muhammad nicht nur auf die Kriegsführung, sondern auch auf die Liquidierung von Gegnern durch Auftragsmord erstreckte. (Hans-Peter Raddatz: Von Allah zum Terror?, S.71)
Und was ist mit Sure 5, Vers 8 und Sure 41, Vers 34? Klingt das nicht nach der Goldenen Regel? Es ist schlichtweg unumstritten, daß der Islam die einzige Religion ist, in der die Goldene Regel explizit nicht gilt!
Diese Regel hat Gültigkeit auf Grund der Erkenntnis, daß wir alle auf einer grundlegenden Ebene gleich(berechtigt) sind. (…) Auf der Grundlage der goldenen Regel – der Gleichheit aller Menschen – haben wir die Demokratie errichtet, die Sklaverei beendet und alle Männer und Frauen politisch gleichberechtigt. Also ist die Goldene Regel eine vereinheitlichende Ethik. Alle Menschen müssen gleich behandelt werden. Alle Religionen wenden die eine oder andere Version der Goldenen Regel an außer dem Islam. (…) Der Begriff „menschliches Wesen“ hat im Islam keinerlei Bedeutung. Es gibt den Begriff der Menschheit nicht, es gibt lediglich die Dualität der Gläubigen und der Ungläubigen. (…) Ein Muslim sollte nicht lügen, betrügen, töten oder stehlen. Aber ein Muslim darf einen Ungläubigen belügen, täuschen oder töten, wenn es der Verbreitung des Islam dient. Im Islam gibt es keinerlei universelle ethische Aussagen. Muslime werden auf eine Art und Weise behandelt und Ungläubige auf eine andere. Der Islam kommt am nächsten zu einer universellen ethischen Aussage, indem er befiehlt, daß sich die ganze Welt dem Islam unterwerfen muß. Nachdem Mohammed zum Propheten geworden war, behandelte er nie mehr einen Ungläubigen auf dieselbe Weise wie einen Muslim. Der Islam negiert die Wahrheit der Goldenen Regel.
Der Islam gehört einfach nicht zu den Weltreligionen! Aber unser Rezensent insistiert:
Backer verweist in ihrem Buch gleich zweimal auf die Metapher, der zufolge die Religionen nichts anderes seien als Schöpfkellen, mit denen der Mensch aus dem Brunnen der Gotteserfahrung schöpft. In diesem Zusammenhang zitiert die Autorin auch Sure 5:48 des Korans: „Jedem Volk haben wir einen Rechtsweg und eine Glaubensrichtung zugewiesen. Wenn Gott gewollt hätte, hätte Er euch zu einem einzigen Volk gemacht. Er hat euch aber verschieden geschaffen, um euch zu prüfen und zu erkennen, was ihr aus den euch offenbarten verschiedenen Rechtswegen und Glaubensrichtungen macht. Wetteifert miteinander, gute Werke zu vollbringen!“
Ähmmm, ähmmmmm, ähhhhhhmmmmm, – in Vers 51 der gleichen Sure verbietet Allah seinen Gläubigen Juden und Christen als Freunde zu haben!
O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und die Christen zu Freunden. Sie sind untereinander Freunde. Wer von euch sie zu Freunden nimmt, gehört zu ihnen. Gott leitet ungerechte Leute gewiß nicht recht.
Der Rezensent will, daß wir nicht auf die (an Moslems gerichteten und aus dem Arabischen übersetzten!) Aussagen der Al-Azhar Universität, der höchsten Autorität im sunnitischen Islam, hören, sondern – auf Frau Backer.
Es ist vollkommen irrelevant, was Frau Backer, ich oder sonstwer über den Islam aussagt. Mehr, es ist im höchsten Grade respektlos gegenüber der islamischen Kultur! Das einzige, was zählt, ist die Interpretation des heiligen Textes durch das Kollektiv der Rechtsgelehrten, die sich seit 1400 Jahren mit nichts anderem beschäftigen.
Es ist schlichtweg ungeheuerlich, wie in den deutschen Medien mit dem Koran umgegangen wird. Wie Textstellen aus dem Zusammenhang gerissen und vollkommen willkürlich interpretiert werden. Welch eine Verachtung für den Autor des Buches, Allah!
Mohammed ist nur der Überbringer des Buches! Warum taucht er dann im Glaubensbekenntnis auf? Weil nach der Aussage des Koran selbst die Aussagen und das Tun des Propheten der Schlüssel zum Verständnis des Koran sind. Das Leben des Propheten ist sozusagen die Brille mit der der Gläubige den Koran zu lesen hat.
Jeder der eine andere Brille aufsetzen will, wie Frau Backer und ihre Gewährsmänner, fällt vom Glauben ab und verdient, nach islamischer Lehre, den Tod, um nicht andere unschuldige Seelen mit sich in die Hölle reißen zu können. Ein Moslem ist jemand, der sich wie Mohammed verhält. Punkt.
Figuren wie Frau Backer werden von ihren vermeintlichen Glaubensbrüdern nur deshalb toleriert, weil sie gegenwärtig eine ganz andere Funktion ausfüllen: sie machen den Westen weich, „überreden ihn zum Islam“, führen also Menschen ins Paradies. Das ist der einzige Grund, warum Frau Backer von den Islamisten am Leben gelassen wird.
Das ganze ist eine exakte Wiederholung des Geschehens während des Kalten Krieges, als uns teilweise die gleichen Pseudo-Intellektuellen, nützliche Idioten, weismachen wollten, wie human doch der Kommunismus bzw. Marxismus im Kern sei und daß es nichts Schlimmeres gäbe als unsere „antikommunistischen Vorurteile“. Hat Marx nicht gesagt, daß solange der Mensch ein geknechtetes… usw. (Irgendeins der Handvoll Marx-Mantren.)
Man muß miterlebt haben, wie die linken „Reichianer“ auf den Antikommunismus der amerikanischen Orgonomen reagiert haben – genauso wie wenig später auf den „Anti-Islamismus“ von James DeMeo („Saharasia-Theorie“). Es ist wirklich ein und dasselbe: alles, wirklich alles, ist für diese Leute besser als „der Westen“. Der denkbar mörderischten Ideologie, die widerwärtigsten Pseudo-Religion, wird mit aller Macht der Weg geebnet. Das sind die Abgründe des Ödipus-Komplexes wie Elsworth F. Baker sie in Der Mensch in der Falle beschrieben hat.
Es hat etwas zutiefst Obzönes, daß ich ständig mit diesen infantilen Neurosen belästigt werde, kaum daß ich eine Zeitung aufschlage oder ein Radio anmache. Was mich aber wirklich in die Raserei treibt, ist, daß diese niederträchtigen Volldeppen sich als höchste Verkörperung von Anstand, Menschenliebe, Vernunft, Aufklärung, Demokratie, Fairneß und „wissenschaftlich-kritischem Denken“ hinstellen.
Bitte lesen Sie die oben verlinkte Rezension von Backers Buch! Diese Gedankenfäule zerstört unser Land. Es ist ein Verbrechen. Es ist pseudo-liberale Emotionelle Pest und nichts außerdem!
Die folgende Aufreihung habe ich nicht beschriftet, da die Pfeile zu falschen Schlußfolgerungen führen können. Sie machen nur mit einer eingehenden Erläuterung Sinn.
Die Kreise beschreiben die Charakterstruktur, wie Reich sie in der Einleitung zur Massenpsychologie des Faschismus beschrieben hat: innen der natürliche, rationale Kern, in der Mitte die durch die Panzerung hervorgerufene „perverse“ irrationale sekundäre Schicht und außen die soziale Fassade, die es uns trotz unserer sekundären Triebe doch erlaubt in Gesellschaft zu leben.
Der Pfeil bei a soll die bioenergetische Grundlage des konservativen Charakters beschreiben: Impulse aus dem Kern werden durch die Panzerung verzerrt (Mystizismus, Religion). Bei c, dem liberalen Charakter, zeigt der Pfeil, wie mit Hilfe des Intellekts die sekundäre Schicht in Schach gehalten wird (Mechanismus, „Zivilisation“).
Die Abbildungen b und d zeigen jeweils, wie diese beiden soziopolitischen „Grundcharaktere“ faschistisch entarten können. Beim Schwarzen Faschisten (b) wird das, was normalerweise mit dem Kern assoziiert ist, etwa das Heimatgefühl oder die Wahrnehmung der Lebensenergie, zum faschistischen „Blutwallen“ (Okkultismus). Während beim pseudo-liberalen Roten Faschisten (d) der Intellekt benutzt wird, die sekundäre Schicht auszudrücken („Dialektischer Materialismus“).
Bis vor kurzem beherrschte die konservative Charakterstruktur (a) die Gesellschaft. Eine Welt, die von religiösen Gefühlen bestimmt wurde. Das urbane liberale Bürgertum und der von rationalistischen Überlegungen bestimmte „aufgeklärte“ Staatsapparat bildete dazu ein Gegengewicht (c). In Deutschland fällt dies in Ungefähr mit dem Gegensatz zwischen „Kultur“ und „Zivilisation“ zusammen.
Wie der Konservative entarten kann (a → b), wird im Rückblick auf das 19. Jahrhundert deutlich. Mit dem Vordringen der „westlichen Zivilisation“ griff als Abwehrreaktion der Okkultismus immer weiter um sich: „Rembrandtdeutsche“, Germanenkult, Antisemitismus, „Wagnerianertum“, diverse „…sophien“. Aus diesem Umfeld ging der Nationalsozialismus hervor. Heute findet es sich in der Esoterik, dem Kult um den Dalai Lama und andere „spirituelle Meister“. Inwiefern das eine Art „schwarze Orgonomie“ ist, habe ich in Der Blaue Faschismus diskutiert.
Die Entwicklung vom Liberalen zum Pseudoliberalen (c → d) wird anhand des „zivilisatorischen Projekts“ des Staatsapparats evident. Vor „1968“ war das gehobene Beamtentum liberal, d.h. ihm war es darum zu tun den Irrationalismus weitgehend in Schach zu halten und das „Projekt der Zivilisation“ voranzubringen. Heute, d.h. „nach dem Weg durch die Institutionen“, wird die gehobene Beamten- und Richterschaft von pseudoliberalen Grünen-Wählern dominiert, deren Bemühen darum kreist, die Zivilisation zu zerstören. Das reicht von der massenhaften Einbürgerung von immer mehr Gasthartzvierlern bis zur Solarenergie, die über kurz oder lang unsere Stromversorgung zerstören wird.
Die hier dargelegten Überlegungen finden sich ansatzweise bereits in Reichs Massenpsychologie des Faschismus. In der ersten Hälfte des Buches wird beschrieben, wie der Faschismus aus dem sexualfeindlichen Mystizismus erwachsen ist, in der zweiten Hälfte, wie die ursprünglich fortschrittliche linke Bewegung durch den Stalinismus abgewürgt wurde. (Etwas verwirrend ist nur, daß Reich die Natur des „ursprünglichen Marxismus“, ja sogar des „ursprünglichen Leninismus“, verkannt hat. Für ihn waren Marx, Engels und Lenin imgrunde „Demokraten“ und sozusagen „konsequente Liberale“, deren Botschaft leider von den Roten Faschisten ins Gegenteil verkehrt worden sei. Bioenergetisch hatte Reich natürlich Recht, nur im geschichtlichen Beispiel hat er sich vergriffen.)
Franz Steinkühler, damals noch Vorsitzender der IG-Metall, sagte am 1. Mai 1989, also dem Jahr, in dem der Kommunismus unterging:
Der Grundkonflikt in dieser Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung läuft nicht zwischen Deutschen und Ausländern, sondern zwischen Kapital und Arbeit.
Dazu meint Roland Baader, ein Schüler von F.A. von Hayek und selbst Unternehmer:
Man muß sich die Infamie, die heuchlerische Demagogie und die haßschürende, staats- und gemeinschaftszersetzende Kaltschnäuzigkeit, die hinter solcher Verbaldiarrhöe steckt, nicht auf der Zunge, sondern im Kopf zergehen lassen, um die ganze Pestilenz ihrer zerstörerischen Wirkung zu erkennen. Im Klartext heißt der Satz: Statt die Ausländer zu hassen und zu verachten, haßt lieber die Kapitalisten. (Kreide für den Wolf, Böblingen 1991, S. 249f)
Dieser Klassenwahn unterscheidet sich in nichts vom Rassenwahn der Nazis.
Im Zusammenhang einer Auseinandersetzung mit „anti-faschistischen“ und feministischen Gewaltphantasien schreibt der Publizist Klaus Rainer Röhl:
Insgesamt galt den orthodoxen wie den neo-utopistischen Lehren der Kapitalismus als das Alte, Absterbende, das manchmal auch das „Verfaulende“ genannt wurde. Man beachte den im Grunde darwinistischen, rassistischen Sprachgebrauch! Eine Welt, die negativ zu bewerten ist und bekämpft werden muß, auch mit Gewalt. Dagegen stand (und steht) das Neue, die Arbeiterbewegung und ihre Vordenker, die von einer besseren Welt, einem neuen Menschen träumen (Auch hier haben wir wieder die biologisch gesündere, Schöne Neue Welt!). (Röhl: Linke Lebenslügen, Frankfurt 1994, S. 168f)
Und schließlich Reich selbst: er erinnert an die Ritualmordlegenden und an das Bild des Juden, der kleine Jungen beschneidet.
Solche Dinge tut nur ein Wesen, das selbst alle Lust, speziell Sexuallust für sich rauben will. Der Jude nimmt also dem Arier die Mädchen weg, nachdem er die Männer kastriert hat. Der Jude nimmt immer etwas weg. Da er zudem das Unglück hat, durch frühere Judenverfolgungen dem Handel zu frönen, raubt er Geld. Nur ein Schritt noch, und er ist der Inbegriff des „Kapitalisten“ geworden. So kann sich unter geschicktester Ausnützung der Sexualangst vor dem Schächtjuden der gesamte Gefühlshaß der Massenmenschen gegen den Geldwucherer, mit anderen Worten, den „Kapitalisten“, auf den Juden verlagern. Der Jude zieht somit sowohl den sozialistischen Kapitalistenhaß wie die erworbene Sexualangst auf sich. (Menschen im Staat, S. 178)
Reich hat stets großen Wert darauf gelegt, daß Marx selbst nie mit diesem Haß gegen Kapitalisten gespielt habe. Ihm war das so wichtig, daß er seinem Aufsatz über „Die lebendige Produktivkraft (Arbeitskraft) bei Karl Marx“ ein entsprechendes Marx-Zitat voranstellt (Menschen im Staat, S. 61). „Roter Faschismus“ war für Reich geradezu dadurch definiert, daß die Emotionelle Pest, also irrationale Politiker, Marx‘ wissenschaftliche Werttheorie im Nachhinein mit einem Ressentiment gegen die Kapitalistenklasse verknüpft habe (ebd., S. 62).
Reich verdrängt dabei, daß Marx selbst in erster Linie Politiker war und von ganz persönlichen „antikapitalistischen“ Ressentiments getrieben wurde. Ein Zeitzeuge erinnerte sich „des schneidend höhnischen, ich möchte sagen, des ausspuckenden Tones“, wenn Marx das Wort „Bourgeois“ aussprach (Carl Schurz: Lebenserinnerungen, Bd. 1, Berlin 1906, S. 144). Reich war sich nicht bewußt, daß es von Anfang an um die Ausrottung der Kapitalistenklasse ging. Der Klassenwahn der Marxisten war faktisch identisch mit dem Rassenwahn der Nazis. Zum Beispiel hat Ulrike Meinhoff in einem Interview gesagt, daß hinter Auschwitz ein wahres, von den Nazis ausgebeutetes antikapitalistisches Gefühl gesteckt habe, bei dem die Juden stellvertretend für die Kapitalisten vernichtet wurden.
Und selbst wenn man Marx als Wissenschaftler, d.h. das Problem „Mehrwert“, ernst nimmt: Der Biologe und Wirtschaftstheoretiker Hans Hass bringt im dritten Band seiner Naturphilosophischen Schriften einen sehr interessanten Gedanken zum Thema vor: Marx habe, schreibt Hass, „die funktionelle Bedeutung des Unternehmers und jene des Konkurrenzkampfes als Gratisinstrument zur Hochhaltung der Leistungen“ übersehen. Darunter würden die kommunistischen Staaten noch heute leiden (Hass formulierte das in den 1960er Jahren) und indem sie
die Bindung von Betriebsmitteln an Einzelpersonen nicht gestatten, verhindern sie gewaltsam die Bildung von Energonen. (…) Ausgerechnet der menschliche Impuls zur individuellen Energonbildung – auf der die zweite Stufe der Evolution beruht – wird so weitgehend zum öffentlichen Feind gemacht.
Hass führt weiter aus, Marx habe Mißstände gesehen und geglaubt,
daß zu deren Behebung die Austilgung einer ganzen Sparte von Funktionsträgern notwendig sei: die Austilgung der Unternehmer. Die große funktionelle Wichtigkeit dieser organisations- und risikofreudigen Menschen übersah er. Die Vorstellung eines vom Arbeiter geschaffenen „Mehrwerts“, der ungerechterweise in die Taschen von Unternehmern falle, blendete ihn derart, daß er den komplementären „Mehrwert“, den der Unternehmer schafft, übersah. Gerade dieser ist aber von nicht geringerer Wichtigkeit – und zwar nicht nur für den einzelnen Betrieb, sondern darüber hinaus als Impuls für die gesamte Wirtschaft eines Volkes.
Wenn Marx durch seinen Kapitalistenhaß nicht dermaßen geblendet gewesen wäre, hätte er selbst die funktionelle Rolle des Unternehmers aus seinen eigenen Formulierungen ableiten müssen. Im Kapital unterscheidet Marx nämlich die Arbeit des Tieres, z.B. den Wachszellenbau der Bienen, von der des Menschen dadurch, daß der menschliche Baumeister schon
die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideel vorhanden war.
In der Manufaktur nun geht diese „Idee“ des Handwerkers auf, löst sich von ihm. Marx weiter:
Die geistigen Potenzen der Produktion erweitern ihren Maßstab auf der einen Seite, weil sie auf vielen Seiten verschwinden. Was die Teilarbeiter verlieren, konzentriert sich ihnen gegenüber im Kapital.
Dieser „Scheidungsprozeß“ zwischen „geistiger Potenz“ und Arbeit
vollendet sich in der großen Industrie, welche die Wissenschaft als selbständige Produktionspotenz von der Arbeit trennt und in den Dienst des Kapitals preßt.
Dazu zitiert Marx den sozialistischen Ökonomen William Thompson (1785-1833):
Der Mann des Wissens und der produktive Arbeiter sind weit voneinander getrennt, und die Wissenschaft, statt in der Hand des Arbeiters seine eigenen Produktivkräfte für ihn selbst zu vermehren, hat sich fast überall ihm gegenübergestellt (…) Kenntnis wird ein Instrument, fähig von der Arbeit getrennt und ihr entgegengesetzt zu werden.
Kapital ist also im Kern nichts anderes als Know How.
Zur gleichen Zeit taucht bei den „romantischen“ Nationalökonomen wie Adam Müller (1779-1828) aber auch bei Friedrich List (1789-1846) der Begriff des „geistigen Kapitals“ auf. „Damit wird das Ergebnis der Erziehung, die schöpferische Kraft, die Fachkenntnis u.dgl. eines Menschen oder eines ganzen Volkes bezeichnet“ (Weber: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Düsseldorf 1969). In neuerer Zeit hat H. Gross den Begriff Das Geist-Kapital (Düsseldorf 1970) geprägt:
Geisteskapital ist das zielsetzende, systembildende und unternehmerische Element, das intellektuelle Kräfte aktiviert und das Wollen durch Können realisiert. Wollen ist Voraussetzung für neue Problemlösungen oder der „Strategie im Reich der Wünsche“; Wollen formt Unternehmen und Institutionen zu Systemen, die zielgerichtet und flexibel Intelligenz, Arbeit, Boden und Kapital einsetzen (…) Das Unternehmerische ist durch das Geistkapital charakterisiert, das Wissen verarbeitet und den Mut zum Risiko des Wollens einschließt.
Reichs „alle Klassen übergreifende natürliche Arbeitsdemokratie“ schließt natürlich mit dem Unternehmer auch den angeblichen „Ausbeuter“ mit ein. Das „Geistkapital“ ist das eigentliche, wesentliche, das zielsetzende und strategische Element des Unternehmertums. Der orgonomische „Organisations-Therapeut“ Martin Goldberg stellt dar, daß der „unternehmerischen Vision“ eine fundamentale bioenergetische Funktion ist, die beim Individuum dem Gehirn entspricht.
In der Wirtschaft repräsentiert der Unternehmer das, was unser Gehirn und unsere Konzepte in unserem Körper sind. Hass, der noch größtenteils dem traditionellen Kapital-Begriff verhaftet bleibt, schreibt hierzu:
Das eigentliche und wirkliche (!) menschliche „Kapital“ besteht im Gesamtbesitz an Verhaltensrezepten zum Aufbau von Funktionsträgern und deren Verwendung.
Der Mensch hätte sich die Welt „nicht so sehr durch Handlungen erobert (…), sondern durch das ‘Spiel’ seiner Gedanken und Vorstellungen.“
Die Phantasie sei deshalb vielleicht die wichtigste der menschlichen Besonderheiten. Weiter zitiert Hass die Arbeit des Wirtschaftwissenschaftlers J.K. Galbraith, wonach im Laufe der Geschichte zuerst Grundbesitz, danach „Kapitalbesitz“ und seit neustem Spezialwissen die Quellen ökonomischer Macht gewesen seien (Naturphilosophische Schriften, Bd. 3). Meines Erachtens hat dabei Galbraith übersehen, daß schon immer Know How zum Erwerb, zur Erhaltung und zur Anwendung „materieller Machtfaktoren“ notwendig war. Wie Francis Bacon an der Wende vom Feudalismus zum Frühkapitalismus, also zur „Zeit des Großgrundbesitzes“, sagte: „Wissen ist Macht.“
Reichs eigene Haltung zum „Mehrwert“, den der Unternehmer erwirtschaftet, läßt sich aus seinem Artikel über die Orgonometrie erschließen, wo er sagt, daß
die Qualitäten der Funktionen Priorität vor der Quantität der Funktionen haben. Dies steht sogar in Übereinstimmung mit der praktischen Ingenieurstätigkeit. Bevor irgendwelche Messungen für das zukünftige Bauwerk unternommen werden können, muß seine Gestalt und Anlage bestimmt werden. Wir können nicht damit anfangen ein Haus zu bauen, indem wir die Ausmaße einer Wand messen. Zuerst muß die allgemeine Grundidee über die Eigenschaften vorhanden sein. („Orgonometric Equations: 1. General Form“ Orgone Energy Bulletin, Vol. 2, 1950)
Und eben dies ist die funktionelle Aufgabe des Unternehmers.
Siehe dazu auch Reichs Ausführungen in der Massenpsychologie des Faschismus (Fischer TB, S. 339f) über die „lebensnotwendige Arbeit der Kapitalisten“. Er nennt als Beispiele für den „selbst arbeitenden, planenden und produzierenden Unternehmer“ Henry Ford, Thomas Edison, die Gebrüder Wright, Junkers, Reichert und Zeiss.
Wirklich dämonisch wird der Marxismus aber erst durch eine clevere Denkfigur, die ihn unverwundbar macht. In diesem Sinne ist er eine verblüffend genaue Entsprechung zur Neurose, die ja auch eine unentrinnbare Falle ist. So ist er im wahrsten Sinne des Wortes „der neurotische Irrationalismus auf dem sozialen Schauplatz“.
Am ehesten läßt sich diese Denkfigur anhand des Neurotikers und seiner Reaktion auf die Genitalität aufzeigen. Da der neurotische Charakter letztlich auf der Abwehr der Genitalität gebaut ist, sieht er diese stets im Lichte der von ihm direkt abgewehrten prägenitalen Impulse. Wenn er zum Kern sehen will, muß er immer durch die alles tönende Panzerung hindurchschauen. Weil er seine passiv-analen Tendenzen abwehrt, wird der phallisch-narzißtische Charakter den Genitalen Charakter als „schwul“ empfinden. Während der gleiche genital gesunde Mann dem passiv-femininen Charakter als zu phallisch-aggressiv, ja sadistisch erscheinen wird. Im Bezugsrahmen des Neurotikers ist es dergestalt völlig rational, die Genitalität abzulehnen. Ein Beweis für die Irrationalität der Neurose wird dadurch zu einem für die Irrationalität der Genitalität!
Genauso ist Marx’ Angriff auf unsere Gesellschaft geartet. Unter der Voraussetzung falscher Annahmen wird die Widerlegung seiner Theorie durch die kapitalistische Wirklichkeit zu ihrer Bestätigung! Denn natürlich wird das „wahre Wertmaß“ verzerrt, was aber keine Widerlegung des Kapitalismus, sondern der Marxschen Theorie vom wahren Wertmaß ist! Dieses hat sich nach dem konkreten Marktgeschehen zu richten und nicht umgekehrt. So sind ja auch nicht die Neurotiker das Maß aller Dinge, sondern einzig die Genitalität, weil sie nicht in Konflikt mit der kosmischen Orgonenergie steht und in diesem Sinne nicht realitätswidrig ist.
Einen Ansatz zu der realitätsgerechten, „genitalen“ Volkswirtschaftslehre findet sich in dem Aufsatz „Toward a Functional View of Economics“ von Curtis Barnes (Journal of Orgonomy, May 1979).
Damit, daß sie glaubten „Wert“ sei eine quantitative in Einheiten von Arbeit, Preisen oder irgendeiner anderen objektiven Skala meßbare Eigenschaften der Waren, haben, so Barnes, Ökonomen wie Marx einen „biologischen Rechenfehler“ begangen:
Man trifft immer noch Äußerungen wie „ein Pferd ist 10 Schafe wert“ [von solchen Gleichungen strotzt Marx’ Kapital], die die Tatsache ignorieren, daß es verschiedene menschliche Gefühle sind, worüber gesprochen wird, und nicht Pferde und Schafe. (…) Es ist schwer vorstellbar, daß irgendein Tausch vor sich geht, ohne daß zwei Menschen unterschiedliche Gefühle hinsichtlich der getauschten Objekte hätten. Die Artikel werden nicht nur verschieden bewertet, sondern solch Wert ist lebendig und veränderbar; es ist eine emotionale Äußerung in Menschen und ihren Beziehungen; etwas, was keine Untersuchung oder Messung des Arbeitsproduktes erklären kann.
Wert entsteht buchstäblich durch unsere „Bewertung“. Barnes weiter: Der Arbeiter beeinflußt
durch die Äußerung seiner Vorlieben und seiner Wahl von Arbeitsprodukten und seinem Austausch (…) die Art und Weise in der Materialien, Zeit, Aufwand und Fähigkeit angewandt werden. Die Gesellschaft wird eine Sache von Zusammenarbeit und wechselseitigem, wohltuendem Kontakt. (…) Die Marktfunktion erlaubt die Überlagerung von Arbeitsfunktionen in einer Art, die tiefe Wahrheiten über die Natur, bioenergetisches Funktionieren und subjektive emotionale Äußerungen offenbart.
Seinen Aufsatz hebt Barnes im Gegensatz zu Marx nicht mit irgendwelchen abstrakten „Elementarformen“ an, sondern mit dem Gesamtbild „Gesellschaft und Arbeit“, in dem wir täglich stehen. Dieses Netzwerk ist
ein funktionelles Ergebnis von (…) lebendigen Menschen, die Arbeit und Austausch nutzen, um Freude und Lust in ihr Leben zu bringen. Die Frage ist nicht, wie man diesen Prozeß verändern oder kontrollieren kann, sondern wie man ihn verstehen und dadurch sich entfalten lassen und beschützen kann.
Der Marxist reagiert auf eine solche Aussage mit einem zynischen, überheblichen Grinsen.
In diesem Zusammenhang beschreibt Barnes im Bereich der Arbeit eine Entsprechung zur Orgasmusformel (Spannung-Ladung-Entladung-Entspannung):
Arbeit entstammt bioenergetischer Spannung, die der Organismus als Gefühle von Sehnsucht, Verlangen oder Unbehagen erfährt; physische Arbeitstätigkeit folgt und schließlich ist Kontakt mit dem Arbeitsprodukt hergestellt, was ein Nachlassen der Spannung hervorruft, das als lustvolle Befriedigung empfunden wird.
So ist letztlich die Orgasmusfunktion der Dreh- und Angelpunkt des Wirtschaftslebens. Dabei ist die Entsprechung von Ökonomie und Sexualökonomie sehr weitgehend. Man denke etwa an die lustverneinende „Pflichtethik“ der autoritären Gesellschaft: „Arbeite um der Sache selbst willen und nicht für den Ertrag!“, während umgekehrt Sexualität kein Selbstzweck mehr sein darf, sondern der Fortpflanzung dienen muß (der Pflicht gegenüber der Familie oder sogar der „Rasse“). Mit dem Verneinen der Lust wird das Wesen von Arbeit und Sexualität jeweils ins Gegenteil verkehrt. (Auf diesen verqueren Maximen beruhen praktisch alle nicht europäisch geprägten Gesellschaften!)
Indem er die Orgasmusformel auf die Arbeitsenergie angewandt hat, ermöglichte Barnes eine orgonomische Wirtschaftstheorie. Barnes:
Erst das Erkennen der vitalen bioenergetischen Prozesse im Kern der Arbeitsfunktion macht eine direkte Anwendung orgonomischer Prinzipien bei der Untersuchung der Arbeit möglich. Ebenso ermöglicht es ein besseres Verstehen des Platzes, den die Arbeit in der Gesellschaft einnimmt, in Bezug darauf ob die Arbeiter/Arbeitsprodukt-Beziehung selbstgesteuert ist oder nicht.
Im Anschluß an Barnes beschreibt Charles Konia die Energieökonomie in der Gesellschaft als ganzer:
Im Prozeß der Entwicklung einer unbehinderten (arbeitsdemokratischen) Gesellschaft ruft eine gegebene Funktion (psychologisch „Bedürfnis“, ökonomisch „Bedarf“) spontan ein Variationspaar hervor: den Dienstleister bzw. Produzenten und den Käufer.
Zwischen diesen beiden Funktionen kommt es nun zum Energieaustausch:
Basierend auf wechselseitigem Bedürfnis und wechselseitiger Befriedigung „entlädt“ bzw. „gibt“ der Lieferant dem Kunden eine Dienstleistung oder ein Produkt. Umgekehrt wird er mit Geld bezahlt („er lädt auf“). Auf der anderen Seite gibt der Kunde Geld (er „entlädt“ oder „lädt auf“) und erhält im Gegenzug Waren und Dienstleistungen (das „Aufladen“ durch den Lieferanten). („Cancer and Communism“, Journal of Orgonomy, May 1986)
Konia vergleicht diesen Vorgang mit der biologischen Pulsation im Organismus, die z.B. über die Muskulatur Bewegung hervorruft. „Der identische Prozeß bewirkt im sozialen Bereich die ökonomische Aktivität.“ Die Gesellschaft wird freudlos und verarmt materiell, wenn dieses Streben nach wechselseitigem Lustgewinn und Profit unterbunden wird. Diesen Vorgang beobachten wir im Sozialismus (und in abgemilderter Form im gegenwärtigen Pseudo-Kapitalismus, bei dem sich der Staat in alles einmischt).
Aus diesen Erläuterungen läßt sich erschließen, daß der Antikapitalismus der Marxisten, Nationalsozialisten, Katholiken, Anthroposophen, Globalisierungsgegner, etc. eine direkte Entsprechung ihrer „Antisexualität“ ist. Antikapitalismus, wie immer er auch rational begründet wird, hat stets einen antisexuellen Kern – ist im eigentlichen Sinne reaktionär. Antikapitalismus ist gegen das Leben selbst gerichtet. In welcher Gestalt er auch immer sein Haupt erhebt: er ist nichts weiter als Emotionelle Pest. Zwar wäre es irreführend, Kapitalismus und Arbeitsdemokratie gleichzusetzen, aber ein Großteil jener, die antikapitalistische Argumente vorbringen, verfolgen damit alles andere als „emanzipatorische“ Ziele. Was sie wirklich am Kapitalismus abstößt, ist die Apotheose des Lebens, die er verkörpert – aktuell die angebliche „Dekadenz“ der „neoliberal entfesselten Gesellschaft“ (!), die enge Seelen in die gleiche giftgrüne (und fast durchweg antisemitische) Raserei treibt, wie einst Fourier, Proudhon, Bakunin, Marx, Hitler und Konsorten.
„Aber es gibt doch unverzeihliche Auswüchse!“ Ja, die gibt es aber auch im Bereich der Sexualität. Die Lösung kann nicht in immer weiteren Einschränkungen und Regularien stehen, in mehr „Abpanzerung“, sondern darin die Ursache des Chaos zu beseitigen, d.h. die Panzerung selbst.
Ohne ein Verständnis der Funktion des Orgasmus ist es unmöglich überhaupt irgendeine vernünftige Wirtschaftstheorie aufzustellen. Dementsprechend erinnern die politökonomischen Anregungen der Marxisten so verblüffend an die verantwortungslosen Vorschläge der Sexualwissenschaftler, die uns von der „Tyrannei der Genitalität“ befreien wollen. Nicht von ungefähr spricht etwa Trotzki davon „mit Hilfe der sozialistischen Organisation die blinde elementare Spontaneität aus den ökonomischen Verhältnissen ausmerzen“ zu wollen (Joel Carmichael: Trotzki, Frankfurt 1973, S. 256). In der gleichen Stelle fordert Trotzki „aufklärerisch“ und an Freud gemahnend die „rationale“ Beherrschung der Triebe und sogar, trotzky-typisch spintisierend, die bisher autonomen Körperfunktionen unter bewußte Kontrolle zu bringen. Sozialismus als alle Bereiche des Lebens bestimmende „Yoga-Kultur“ (vgl. Reichs Äther, Gott und Teufel).
Bronislaw Malinowski, auf den sich Reich immer wieder berufen hat, leitete aus seiner Untersuchung der Trobriander den Wert, wie in Funktionelle Ökonomie (Teil 1) erwähnt, aus dem emotionalen Wesen des Menschen ab. Am Anfang der Wirtschaft stand also der „Fetischcharakter der Waren“ nicht ihr angeblicher „wahrer“ Wert! Man nehme etwa einen typischen Gebrauchsgegenstand, wie etwa einen Suppenlöffel. In unserer maschinellen Zivilisation ist er (mal von vernachlässigbaren Ausnahmen abgesehen, die meine Argumentation aber ohnehin eher noch unterstützen) ganz auf seine nackte Funktion reduziert, während bei den „Primitiven“ jeder Gegenstand von Ornamenten und Ausschmückungen übersät ist, die seine Funktion nur behindern können. Nur so ist auch der „Wert“ der Gegenstände zu verstehen: sie wurden rein „subjektivistisch“ bewertet, etwa so wie heute ein Kunstsachverständiger Gegenstände betrachtet.
Wie die Ethnographen immer wieder festgestellt haben, scheint der Hauptlebensinhalt primitiver Gesellschaften der ständige, wirtschaftlich vollkommen sinnlose, Austausch von Geschenken zu sein. Aus Berichten über die Trobriander und andere Naturvölker läßt sich schließen, daß für sie Reichtum und der mit ihm verbundene soziale Status sehr wichtig ist. Man schaue nur, wieviel Wert Naturvölker auf Kleidung, Schmuck und schöne Körperformen legen. Für sie sind Sein und Schein ein und dasselbe. Sie sind ein einziger Hohn auf Erich Fromms zutiefst triebfeindliches, pfaffenhaftes und von Marx inspiriertes „Haben oder Sein“!
Malinowski hat gezeigt, daß die „Primitiven“ nicht etwa essen, um zu leben, sondern weil sie nach oraler Triebbefriedigung streben. Entsprechend war der Austausch lebensnotwendiger „Lebens-Mittel“ (von denen ein Großteil verfault, weil sie aus Prestigegründen zur Schau gestellt werden) ein zufälliges Abfallprodukt des Austausches von Luxusprodukten (Armreifen, Trophäen, magische Formeln und Zaubermittel, etc.) – genauso wie die Fortpflanzung ein zufälliges Nebenprodukt der Sexualität ist.
Bereits die grundlegende Dualität von Sexualität und Hunger, von der Freud (und mit seiner „Fetischismus-Theorie“ gewissermaßen auch Marx) ursprünglich ausging, um die Neurosen zu erklären, war ein triebfeindliches Konstrukt. So hat auch Reich, der doch angeblich das erste Triebkonzept der Psychoanalyse wiederbelebt haben soll, sich kaum je auf diese angeblich natürliche Dichotomie bezogen.
Für den Urmenschen hatte Ernährung kaum etwas mit bewußter Erhaltung zu tun, sondern war ursprünglich reine Triebbefriedigung. Malinowski schreibt, daß den Trobriandern
nur verschwommen gegenwärtig (ist), daß Essen Ernährungswert besitzt. Sie wissen zwar, daß das Nichtvorhandensein von „Grundnahrungsmitteln“ Hungersnot bedeutet, die sie zutiefst fürchten, aber die wichtigste Bedeutung des Essens liegt darin, daß es ein lebendiger Genuß ist – und der wird durch die Zutat von „Delikatessen“ erhöht und ausgedehnt. (Korallengärten und ihre Magie, Frankfurt 1981, S. 51)
Mit anderen Worten: Ernährung, ist wie jeder andere Luxus auch, ein Teilbereich der Sexualität, d.h. des Strebens nach Lust.
Von Anfang an wird dergestalt die Ökonomie nicht von „rationalen“ Überlegungen und rein quantitativ faßbaren Faktoren bestimmt, sondern von Gefühlen. Daß die Wirtschaft nicht primär auf Nützlichkeitserwägungen beruht, paßt natürlich weit besser zu Reichs „biologistischen“ Grundintentionen als der Pseudo-Rationalismus von Marx. Und tatsächlich gab es schon zu Marx‘ Zeiten eine entsprechende quasi „orgonomische“ Alternative zur Arbeitswertlehre.
Zeitgleich mit dem Aufkommen des psychologischen Denkens entstand um das Jahr 1870 eine „subjektive Wertlehre“ (die es bezüglich von Luxusgütern natürlich ansatzweise auch bei Adam Smith und den anderen klassischen Nationalökonomen gab). Da es einfach nicht gelingen wollte, zu erklären, wie genau in den Gütern „geronnene“ Arbeitszeit es schafft, auf dem Markt die Preise zu bestimmen. Die Ökonomen gaben die scholastische Arbeitswertlehre auf – genau zu dem Zeitpunkt als Marx mit seiner von vornherein hoffnungslos überholten, altertümlichen Wirtschaftslehre an die Öffentlichkeit trat. Ohnehin ist jede konsequent objektivistische Wertlehre a priori widersinnig, da Waren, die niemand will, wertlos sind, egal wie viel Arbeitszeit in sie investiert wurde. Sinn kann die Arbeitswertlehre grundsätzlich nur in einer sozialistischen Planwirtschaft machen – auf diese fatale Logik habe ich bereits angespielt.
Wie Marx mit dem offensichtlichen Unsinn „seiner“ auf die absurde Spitze getriebene Arbeitswertlehre fertiggeworden ist, macht m.E. das aus, was man heute „Marxismus“ nennt. Die von Marx sehr schwammig dargestellte sozialistische Utopie (merkwürdigerweise sind die Marxisten auf diesen Mangel an Konkretheit auch noch stolz) ist einfach eine auf maschinenhaften Niveau reorganisierte Gesellschaft, die der kruden Primitivität von Marx‘ Arbeitswertlehre entspricht. Die offensichtliche Widerlegung von Marx‘ Theorie durch die kapitalistische Wirklichkeit – wird zu einer Bestätigung der Marxschen Theorie und gleichzeitig zum zwingenden Motiv, die kapitalistische Gesellschaft in eine sozialistische umzuwandeln. Ein perfektes ideologisches Wahnsystem. Vielleicht das perfekteste, das je entwickelt wurde!
Der Realsozialismus, dessen Wirtschaftssystem Reich zufolge in „scharfem Gegensatz“ zur Weltsicht seiner geistigen Vätern „durch und durch mechanistisch“ ist (Christusmord, Freiburg 1978, S. 349), hat im Rahmen des Möglichen nur getreulich das nachvollzogen, was Marx‘ gefordert hatte. Und im übrigen sahen bereits Marx‘ Zeitgenossen bis ins Detail das voraus, was dann tatsächlich kommen sollte.
Proudhon meinte damals, der Kommunismus ließe sich
nie mit der Würde des Einzelnen und mit den Werten des Familienlebens vereinbaren; er strebe die Universalisierung des Elends an und die Unterdrückung des menschlichen Lebens in einem kasernenhaften Mittelmaß. Seine Befürworter hält er für Fanatiker der Macht, die zur Einführung der Allgewalt des Staates streben, der auf dem öffentlichen Eigentum basiert. In Wirklichkeit hebt der Kommunismus das Eigentum und dessen destruktive Folgen nicht nur nicht auf, sondern führt das Eigentum ad absurdum; im kommunistischen System besitzen die Individuen kein Eigentum, das gesamte Eigentumsrecht – oder vielmehr Unrecht – wird auf den Staat übertragen, der nicht nur zum Besitzer der materiellen Güter, sondern auch zum Besitzer seiner Bürger wird. Die einzelnen Menschen, ihre Bestrebungen, Talente, ihr Leben, das alles wird auf einen Schlag verstaatlicht. Das Prinzip des Monopols, welche Quelle allen sozialen Unheils ist, erfährt im Kommunismus seine höchste Steigerung; der Kommunismus ist nichts anderes als die Ankündigung des extremen Polizeidespotismus. (Leszek Kolakowski: Die Hauptströmungen des Marxismus (Bd. 1), München 1977, S. 237f)
Stalins Zwangsarbeitslager waren eben nicht nur eine „Kleine Mann-Entstellung“ von Marx‘ „menschliche Arbeitskraft schafft Mehrwert“ (vgl. Christusmord, S. 322), sondern dessen zwangsläufige, in der Sache selbst angelegte Folge!
Wie bereits ausgeführt geht die Arbeitswerttheorie davon aus, daß der Wert einer Ware durch die menschliche Arbeitskraft bestimmt wird, die in ihr verausgabt wurde. Die Arbeitskraft wird in durchschnittlicher gesellschaftlicher Arbeitszeit gemessen. „Wert“ ist demnach „geronnene“ menschliche Arbeitskraft, sozusagen zu Materie gewordene „Arbeitsenergie“, die sich verselbstständigt und sich schließlich in Gestalt der kapitalistischen Ausbeutung gegen ihren eigenen Ursprung wendet, den lebendigen Menschen. Es ist nur allzu offensichtsichtlich, warum Reich von diesem Gedankengebäude so fasziniert war!
In seiner Kritik der Marxschen Wertlehre (Hamburg 1972) schreibt dazu der Philosoph Werner Becker:
Der Marxsche Ausdruck der „vergegenständlichten“ bzw. „materialisierten“ bzw. „geronnenen“ Arbeit ist deshalb insofern mißverständlich (…), als die Wertlehre die Arbeitszeit zur Grundlage der Wertmessung macht. Die Arbeitszeit aber ist selbstverständlich nicht in das Produkt der Arbeit „materialisiert“ bzw. „vergegenständlicht“. Es wäre Unsinn, so etwas zu behaupten, denn Zeit ist dasjenige, was im Arbeitsprozeß wie in jedem an die Zeit geknüpften Vorgang in dieser Welt unwiederholbar vergeht und verschwindet. Mit anderen Worten: Gerade die Zeitspanne, die es kostet, einen Gegenstand herzustellen, ist nicht in dem Gegenstand „vergegenständlicht“.
Auf den mystischen Anteil dieses mechano-mystischen Konzepts werde ich gleich eingehen.
Die Ware und ihr Wert läßt sich einfach nicht begreifen, wenn man sie vom Gesamtkomplex, d.h. vom konkreten Marktgeschehen abstrahiert und so groteskerweise glaubt, die verkehrte Welt, den „Fetischcharakter“ der Ware, überwunden zu haben. Tatsächlich hat man die Wirklichkeit nur zurechtgestutzt. Als Marx sich wirklich mal hinreißen ließ, etwas über die Alternative zum Kapitalismus zu schreiben, trat denn auch sofort jene auf einem mittelalterlichen Niveau reorganisierte Gesellschaft zutage, die seiner Theorie entsprach.
Im Kapital meint Marx zur Rolle der Arbeitszeit in einer solchen sozialistischen Gesellschaft, daß diese eine „doppelte Rolle“ spielen werde:
Ihre gesellschaftlich planmäßige (!) Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiedenen Arbeitsfunktionen zu den verschiedenen Bedürfnissen. Andererseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts.
Also nicht die Bedürfnisse, sondern ein bürokratischer Plan „regeln“ die Investierung der rein quantitativ gefaßten Arbeitskraft.
Zeugt dies von Hochachtung oder vielmehr Verachtung für die Arbeit? Denn Arbeit und Leistung werden doch nur bestraft, wenn nach diesem System verteilt wird! Der Faule langsam arbeitende bekommt nämlich genauso viel wie der Fleißige. Und wie soll man in einem solchen System überhaupt qualitativ hochstehende Arbeit mit schlechter vergleichen? Dies geht alles nicht ohne Markt, den der Superökonom Marx als Grundübel („Fetischismus“) abschaffen will! Als Konsument wird der geheilte Fetischist gleich doppelt gepiesackt: einerseits vom Plan und andererseits von der miesen Qualität der Waren. Folge ist die absolute Blockierung der Gesellschaft, denn wer so als Konsument behandelt wird, hat erst recht keine Lust mehr zur Produktion. Und dann setzt Marx noch eins drauf und schafft das Geld ab: Exitus der Gesellschaft. (Es läßt sich zeigen, daß im gegenwärtigen angeblichen „Kapitalismus“ untergründig genau das gleiche Szenario abläuft!)
Mit „Fetischcharakter der Waren“ meint Marx, daß die Ware als Ding (Gebrauchswert), ihre gesellschaftliche Wertbestimmung durch die abstrakte gleichartige menschliche Arbeit (also einem gesellschaftlichen Verhältnis) verschleiert:
Das Geheimnisvolle der Warenform besteht (…) darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst (…) zurückspiegelt (…).
Erst im Sozialismus wird demnach die Welt wieder vom Kopf auf die Füße gestellt und der Arbeitswert sozusagen pur verteilt, ohne daß er erst in der angeblich mystischen „Warenwelt“ sein unheilvolles Unwesen treibt.
Nun ist es aber leider so, daß Marx nicht etwa die Menschen vom Wahn befreit, sondern im Gegenteil seinem mystischen Wahn verfallen läßt. Denn Marx‘ Welt der „durchschnittlichen gesellschaftlichen abstrakten allgemeinen normierten gleichartigen Gesamtarbeit“ ist eine falsche Welt, die er in die wahre Welt des Warenmarktes quasi theologisch hineininterpretiert und ihr dann „revolutionär“ aufzwingen will!
Tatsächlich steht Marx dabei in der Tradition der Scholastik, denn seine Arbeitswertlehre kann über Adam Smith bis auf Aristoteles zurückverfolgt werden. Originell ist nur, daß er sie auf die äußerste Spitze getrieben und so vollends zu einer mystischen Absurdität gemacht hat. Becker kritisiert an diesem Konzept, daß sie eine „metaphysische Realität“ jenseits der Warenwelt postuliert, die „empirisch so wenig vorzeigbar (ist), wie etwa der christliche Gott. Sie ist ein pures Glaubensprodukt“ (Die Achillesferse des Marxismus, Hamburg 1974).
Und tatsächlich sind die aristotelischen Quellen der Arbeitswertlehre mit denen der katholischen „Transsubstantiationslehre“ identisch, nach der sich Brot und Wein durch den Segen des Priesters in Leib und Blut Christi verwandeln, also ihr Wesen verändern, ohne daß man von außen irgendeinen Unterschied feststellen kann. In der Hostie steckt Christus auf die gleiche geheimnisvolle Weise wie die „gesellschaftliche Arbeitszeit“ in der Ware. (Dieser schwer zu durchschauende mystische, quasi „ätherisch-lebensenergetische“ Aspekt des Marxismus macht es, wie erwähnt, verständlich, warum ausgerechnet Reich auf den hanebüchenen Unsinn der Arbeitswertlehre hereingefallen ist.)
Marx‘ Welt ist eine kontaktlose Welt, eine mystische, ungreifbare Welt „im Spiegel“.
Bei Marx handelt es sich beim Tauschwert einer Ware um das Verhältnis des in Zeitmaßen seiner verausgabten Arbeitskraft gefaßten Abstraktums eines Produzenten zur abstrakten Gesamtarbeit gespiegelt im Verhältnis von Dingen. Für die Orgonomie ist der Tauschwert eine konkrete Funktion des orgonotischen Kontakts des Bedürfnisses mit dem Arbeitsprodukt bzw. des Konsumenten mit dem Produzenten. Also ein „ungespiegeltes“ bioenergetisches Verhältnis: die Dinge haben schlicht den Wert, den man ihnen beimißt. Letztendlich ist der Wert, ähnlich wie in der Liebe (Genitale Umarmung), eine Funktion der kosmischen Überlagerung und orgonotischen Erstrahlung. Der Mechano-Mystiker Marx geheimnist in dieses einfache biologische Geschehen etwas hinein – um dann eine Rechtfertigung für dessen Zerstörung zu haben (ähnlich wie der Katholik etwas „Geistiges“ in die Sexualität hineingeheimnist, um sie dann im Namen der „Liebe“ abzuwürgen).
Das Schlimme am Marxismus ist, daß er sich im Namen des Wahren, Konkreten und Lebendigen gegen den „Fetischcharakter der Ware“ wendet, sich in Wirklichkeit aber damit gegen das Wahre, Konkrete und Lebendige richtet: die kosmischen Funktionen der Orgonenergie Überlagerung und Erstrahlung. Marx wendet sich so nicht weniger als der Vernichtung der Orgonenergie selbst zu. Der Marxismus ist dergestalt so etwas wie die „Radioaktivität“ auf dem sozialen Schauplatz!
Die Attacke auf das Lebendige wird durch die Aufhebung der folgenden zwei „Widersprüche“ gerechtfertigt:
der zwischen der gesellschaftlichen abstrakten genormten Arbeit als wahrem Bewertungsmaß und ihrer falschen „privat-gebrauchswertigen“ Hülle als bewertetes Objekt; und
der Widerspruch zwischen der gesellschaftlichen Produktion und der privaten Aneignung des Mehrwerts.
Die besagte Attacke ist bereits in der Postulierung dieser Widersprüche enthalten, die eben nur unter der Voraussetzung der theoretischen Abtötung der lebendigen Arbeit herleitbar sind. Deshalb ist es ja so widersinnig, wenn ausgerechnet Marx von einem Gegensatz zwischen „lebendiger Arbeit“ und „totem Kapital“ spricht. In Wirklichkeit besteht nur ein Widerspruch zwischen Marx und dem Lebendigen.