Der individualistische Rechte sagt dir: „Mensch, reiß dich zusammen!“ – bzw. sagte er dir das in der autoritären Gesellschaft. Das ist die Essenz der autoritären Erziehung: „Hör auf zu flennen, reiß dich am Riemen und komm endlich – oder verrecke hier! Ist mir doch scheiß egal!“ Das soll die Kinder hart und verpanzert machen. Schrecklich, aber immerhin ein verborgener Appell an die eigenen Ressourcen und letztendlich an die Selbststeuerung.
Heute in der antiautoritären Gesellschaft wird dir geholfen. Je hilfloser du dich gibst, desto besser wird es dir im Endeffekt ergehen. Das quasi offizielle Motto der kollektivistischen Linken lautet: „Nobody is left behind!“, d.h. niemand wird ausgegrenzt und allen wird geholfen. Was dazu führt, daß jeder in sich schaut, um irgendwelche Wehwehchen zu finden, aufgrund derer er diese Solidarität vom Kollektiv einfordern kann. Alles ist weich, „empathisch“ und „ungepanzert“ – und erzeugt unselbständige, von anderen abhängige Menschen, bzw. „Menschen“.
An diesem absurden Widerspruch zerbricht das therapeutische Erbe Reichs: daß sich Leute zu diesem Erbe hingezogen fühlen, die ihren Mitmenschen helfen wollen, dabei aber systematisch bei diesen das unterminieren, was das Menschsein ausmacht, nämlich die Eigenverantwortung. Eltern, Kindergärtner, Lehrer und schließlich Psychotherapeuten züchten den antiautoritären Menschen, der tatsächlich körperlich weitgehend ungepanzert ist, – weil sich seine gesamte Panzerung auf das Augensegment konzentriert. Diese orientierungslosen „Menschen“ haben jede Perspektive verloren und tappen hilflos durchs Leben. Keine Peilung! Charles Konia spricht von „clueless“.
„Rechte“, also die Fossilien und unzeitgemäßen Irrläufer der einstigen autoritären Gesellschaft, haben hingegen keinerlei Zugang zu Wilhelm Reich, dem Urvater der „sexuellen Revolution“, die die Transformation zur antiautoritären Gesellschaft letztendlich auslöste. Tragischerweise sind sie die einzigen, die überhaupt ein Gespür für Selbststeuerung haben. Nur sie können richtige Orgontherapeuten sein, d.h. ihre Patienten aus der Matrix lösen, während „Reichianische“ Therapeuten nur Freiheitskrämer sind, die zur allgemeinen Versklavung beitragen und sie perpetuieren – im Namen Reichs…
Ein ganz anderer Mensch, eine ganz andere Haltung:
Übrigens rätseln sie, wie der Linke Steimle von Linken derartig pestilent angegangen werden konnte. Sie verstehen es nicht, weil sie nicht gelernt haben, zwischen Liberalen („Linken“) und Pseudoliberalen (Kommunisten) zu unterscheiden.
Wir (wer immer das auch sein soll!) können nicht alles Leid aus der Welt schaffen, aber wir können zumindest unnötiges Leid minimieren. Nur Kinder und Linke glauben, man könne etwas tun, ohne dafür einen Preis zu bezahlen. Beispielsweise geht ein Sozialstaat immer mit weniger Freiheit einher und kann nur für eine privilegierte Gruppe gelten, insbesondere für die (um die Worte eines Stückes Scheiße zu verwenden), „die hier schön länger leben“. Rechte vergessen aber gerne, daß dieses Kalkül auch in die andere Richtung geht: ihre Ablehnung von gesellschaftlichen Interventionen ist etwa so vernünftig wie das Vertrauen eines Landschaftsökologen in die Natur angesichts invasiver Pflanzen und Tiere, die einheimische Arten vernichten, und angesichts einer nachhaltig zersiedelten und „flurbereinigten“ Umwelt. „Natürlichkeit“ gibt es hier nur aus Menschenhand.
Irgendwo habe ich mal die Geschichte eines mittelalten rechts-libertären Republikaners aus den USA gehört. Er war immer ein Verächter des europäischen Sozialstaatsmodels gewesen; glaubte, daß jeder seines Glückes Schmied sei und jeder in Amerika selbst die Wahl hätte erfolgreich und glücklich zu sein. Bis er eines Tages bei McDonalds eine spontane Erleuchtung hatte. An der Theke stand eine unattraktive und offenbar nicht sehr intelligente Schwarze, die des Englischen kaum mächtig sich nur in „Ebonics“ (die Rudimentärsprache der Ghettos) ausdrücken konnte und deshalb eine funktionale Analphabetin sein mußte. Plötzlich ging es unserem stets stramm rechten Republikaner auf, daß sie, genauso wie zig Millionen anderer in Amerika, bereits mit diesem Job überfordert war und es schlichtweg kein reales Szenario gab, in dem sie jemals dem Elend entwachsen könnte. Nichts wird sich hier von alleine richten! Das ist die Gegenwahrheit, die die Linke in den USA und in Europa verkörpert. Sie lebt davon, daß bei vielen Menschen selbst Restbestände einer Fähigkeit zur Selbstregulation fehlen.
Der Streit der beiden Parteien (idealtypisch „libertäre Republikaner“ gegen „wohlfahrtsstaatliche Demokraten“) ist nicht auflösbar und daß einzelne die Wahrheit in der Position der Gegenseite sehen und Kompromisse ausarbeiten wollen, führt auch nicht weiter, denn solche Kompromisse sind immer unbefriedigend und wirken schließlich destruktiv. Beispielsweise lassen Subventionen für Arme stets die Preise auf dem freien Markt steigen, was noch mehr Leute in die Armut treibt und so weiter in der sozialistischen Todesspirale. Integriert man umgekehrt in ein öffentliches Gesundheitswesen private gewinnorientierte Anbieter, werden die sich die Rosinen herauspicken, und das solidarische System schließlich in den Kollaps treiben.
Wie raus aus dieser Falle aus unhaltbaren Gegensätzen, aber auch erst recht unhaltbaren Kompromissen? Indem man an die Sache bioenergetisch bzw. „biosozial“, d.h. von der Charakterstruktur der Massen herangeht. Was das konkret bedeutet? Schlicht und ergreifend, daß man sich gesellschaftlichen Problemen nicht mehr mechanistisch oder mystisch nähert, d.h. abstrakt als handele es sich um Maschinenwesen oder Philosophie, sondern individuell. Die weitaus meisten Menschen können durchaus für sich selbst sorgen, übrigens auch oder gerade Menschen mit minderer Intelligenz, denn die sind im Glücksfall spontan und im guten Sinne ungehemmt. Es dürfen ihnen nur nicht sinnlose Hindernisse in den Weg gelegt werden, etwa Anforderungen hinsichtlich irgendwelcher „Genehmigungen“, die selbst Hochbegabte überfordern. Und jene, die wirklich Hilfe brauchen, weil sie selbst zu einer rudimentären Selbststeuerung unfähig sind, wäre mit gezielten Initiativen, wie sie Reich und Charles Konia vorschwebten bzw. vorschweben, weitaus besser gedient, als mit einem Sozialstaat.
Reichs Schüler um Elsworth F. Baker und Charles Konia haben niemals Reichs Sexpol-Programm aufgegeben. Sie haben es weitergeführt und vollendet, während die arroganten Kritiker von vornherein nichts verstanden haben und in überkommenen Paradigmen gefangen sind.
Ursprünglich, d.h. zu Zeiten der „Sexpol“ kämpfte Reich dafür, daß die Gesellschaft die Voraussetzung für die sexuelle Freiheit der Massen, d.h. für ihr Lebensglück schafft, damit diese dann eine freiheitlichere Charakterstruktur ausbilden.
Später, angefangen mit seinen Überlegungen zur „Arbeitsdemokratie“ Ende der 1930er Jahre, kam Reich zu dem Schluß, daß genau umgekehrt die Massen diese Voraussetzungen erschaffen (nicht etwa „erstreiten“) müssen.
Es bringt nichts von außen auf die Menschen einzuwirken. Es bringt auch nichts, daß die Menschen an eine „obere“ Instanz appellieren oder gegen diese aufstehen, also ihre vermeintlichen Rechte „erstreiten“. Nein, die Massen müssen erkennen, daß sie von jeher alles in der Hand haben und daß deshalb jedwede Veränderung nur von ihnen selbst, ihrer Initiative und ihrer Expertise ausgehen kann, von innen nicht von außen. (Entsprechend ist Orgontherapie keine „Psychotherapie“ im üblichen Sinne, schon gar keine „Körpertherapie“, sondern schlicht die Aktivierung der SELBSTregulation.) Von daher ist jede „Gesellschaftspolitik“ von Übel und muß durch einen vollkommen anderen Ansatz ersetzt werden. Diesen versucht der Orgonom Charles Konia herauszuarbeiten.
Zur Illustration morgen entsprechende Texte von ihm.