Wie angedeutet, spekuliert Reich im letzten Kapitel von Die kosmische Überlagerung über die Ursprünge der Panzerung des Menschen. Die Störung der Integration aller biologischen Funktionen könnte eingetreten sein, als der Mensch seine Aufmerksamkeit erstmals auf sich selbst gerichtet habe, was mit einem verwirrten Erschrecken einherging. Reich führt das Descartsche „Cogito, ergo sum“, den Schluß von der Denkfähigkeit auf die eigene Existenz, an und verweist auf den Schrecken, der den Menschen noch immer überkommt, wenn er intensiv nachdenkt, so als erinnere ihn diese Tätigkeit an die besagte existentielle Urkrise, bei der Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis sein einheitliches Funktionieren zerstörten, er sozusagen des Paradieses verlustig wurde und den Garten Eden verlassen mußte.
Das sind Überlegungen, die von seinen Forschungen über Schizophrenie im letzten Kapitel von Charakteranalyse, wo es um die Spaltung zwischen Wahrnehmung und Erregung ging, beeinflußt worden sind. Reich zufolge ist die schizophrene Spaltung eng mit dem Ursprung der Panzerung verknüpft, weil hier im Vorgang der Selbstwahrnehmung die Erregung durch die Wahrnehmung gestört wird, indem die Aufmerksamkeit auf das eigene Ich gerichtet wird und es dergestalt zu einer Art unnatürlichem „Rückstau“ kommt. Der „Flow“ hört auf und die Panzerung setzt ein. Das ist ungefähr so, als würdest du dich unvermittelt beobachtet fühlen und könntest dich deshalb nicht mehr unbefangen und natürlich bewegen, „nicht mehr frei atmen“. Es ist kein Zufall, daß insbesondere für Schizophrene die Aufmerksamkeit anderer eine einzige Tortur sein kann. Die Hölle sind, frei nach Sartre, ihre Mitmenschen!
Die Unbefangenheit hört auf und der „Krampf“ fängt an! Mich gemahnt das an Goethes Aussage, die Suche nach sich selbst sei etwas „Unedles“. Selbstreflektion hat etwas zutiefst Krankhaftes, Entartetes an sich. Zwar ist „Selbstreflektion“ an und für sich lobenswert, aber es ist wie beim Sportübungen – man funktioniert nur gut, „ist bei der Sache“, „ist man selbst“, wenn man sich selbst vergißt und „selbstvergessen“ ganz im Flow ist. Sobald man seine Aufmerksamkeit auf sich selbst richtet (etwa weil man sich beobachtet fühlt), beginnt man zu stolpern und wird unbeholfen, d.h. beginnt gepanzert zu funktionieren. Es ist wie beim sprichwörtlichen Tausendfüßler, der anfängt über die eigenen Beine zu stolpern, sobald er seine Aufmerksamkeit darauf richtet, wie genau er seine „Füße“ bewegen muß, um nicht zu stolpern. Mit anderen Worten, man ist anfangs seiner selbst sicher und handelt dementsprechend; etwas was sofort zerstört wird, wenn man darüber „nach-denkt“. Es war Stirner, der sagte, daß man nicht in seinen Gedanken ist, seinen „Hirngespinsten“, sondern zwischen seinen Gedanken, d.h. wenn man nicht nach-denkt, sondern schlichtweg ist.
Hier sei mir die Zwischenbemerkung erlaubt, daß der Zusammenhang zwischen dem Gefühl des Beobachtetwerdens und dem eigenen „Verkrampfen“ auch ein entscheidendes Moment der medizinischen Orgontherapie ist. Zwar könnte man ein Gutteil dessen, was in einer Orgontherapiesitzung auf der Matratze passiert, auch allein zu Hause machen, aber trotzdem ist die Anwesenheit des beobachtenden Therapeuten das alles entscheidende Element: Erst durch das belastende Gefühl beobachtet zu werden und durch die ständige Aufforderung sich selbst zu beobachten, wird die Panzerung und ihre tiefste Ursache, d.h. der „Panzerungsmechanismus“ wirklich angesprochen. Ohne dieses Element sind das alles nur mechanische Übungen!
Die obige Gleichung (wie auch die am Ende des Blogeintrags) ist ein Ausschnitt aus Orgonometrie (Teil 2).
Das Denken, bzw. „die Vernunft“, ist die Anwendung der Logik, der funktionellen Logik, die durch die Gesetze der kosmischen Orgonenergie (Überlagerung, Pulsation, Lumination usw.) definiert ist. Ihre funktionelle Varianten sind das Denken nach rechts (Unterscheidungen treffen) und das Denken nach links (nach dem Gemeinsamen suchen).
Das Denken ist mit der Zeit verknüpft, d.h. man konstruiert die Zukunft und re-konstruiert die Vergangenheit. Auf jeden Fall ist das Denken eine umgekehrte orgonometrische Operation („>“).* Das Fühlen hingegen ist immer und ausschließlich in der Gegenwart. Wenn du WIRKLICH fühlst, bist du im Hier und Jetzt und nirgendwo anders. Man befindet sich orgonometrisch im Fluß („<“), statt am Ufer zu stehen und Richtung Mündung oder Richtung Quelle zu blicken.
Reich hatte die Idee, ausgeführt im Schlußkapitel von Die kosmische Überlagerung, daß dieser Kontrast (im Fluß vs. am Fluß) für den ursprünglichen Beginn der Panzerung der Menschheit vor Äonen verantwortlich sein könnte – zum Aufstauen des Flusses geführt hat.
Das Fühlen ist demnach das funktionelle Gegenstück des Denkens. Während es beim Denken um Quantitäten geht (letztlich ausgedrückt in mathematischen Strukturen wie der Fibonacci-Reihe), geht es beim Fühlen um Qualitäten. Ich erinnere an den ausgeführten Gegensatz von „biomechanischem“ und orgonenergetischem Funktionieren.
Es gibt zwei Arten des Fühlens: Sensation (basierend auf dem energetischen Orgonom, Kreiselwelle) und Emotion (basierend auf dem orgonotischen System, Pulsation).
Die Essenz sowohl des Denkens als auch des Gefühls ist die Wahrnehmung, die mit der orgonotischen Erregung den gleichen Bereich teilt (siehe die Gleichung unten) und daher die gleiche Funktionstiefe innehat, d.h. die Wahrnehmung ist genauso ursprünglich wie die Erregung. Ein Paradebeispiel ist unser Immunsystem und sogar die rein physikalische Funktion in der Quantenphysik (siehe das Doppelspaltexperiment).
Reich hat diese grundlegende Dichotomie (deren CFP die orgonotische Strömung ist) mit den Worten „Gott“ und „Äther“ ausgedrückt – ihren durch die Panzerung verzerrten Entsprechungen.
Anmerkung *: Daß das Denken, egal, ob man nun konstruiert („<“) oder re-konstruiert („>“), stets gegen die natürliche orgonometrische Richtung gerichtet ist, also „nach links zu einem CFP“ statt nach „rechts zu den unendlich vielen Variationen“, und daß es sich beim „genealogischen“ Denken sogar in die Vergangenheit auffächern kann, ist ein Beispiel dafür, daß der Zeitpfeil (von der Vergangenheit in die Zukunft) nicht in jedem Fall mit der orgonometrischen Entwicklungsrichtung („von links [CFP] nach rechts [Variationen]“) identisch sein muß.
Wahrheit ist Kontakt mit der Realität. (Wilhelm Reich)
Kontakt ist die Verschmelzung von Wahrnehmung und Erregung. (Charles Konia)
Wahrnehmung und Erregung sind die beiden Varianten des Strömens. (Charles Konia)
Trotz des Wortes ist „Strömen“ eine tiefere Funktion als nur „Bewegung“. (Robert Harman)
Strömen ist die Essenz (das Wesen, das Sein) der Realität.
Die Wirklichkeit ist Wahrnehmung der Erregung bzw. Erregung durch Wahrnehmung.
Daher ist die Wahrheit die Wirklichkeit und die Wirklichkeit die Wahrheit.
Beides geht verloren (a) durch die Augenpanzerung, die die Wahrnehmung von der Erregung trennt (Psychose) und umgekehrt (Hyperaktivitätsstörung), und (b) durch die Muskelpanzerung, die sowohl die Wahrnehmung als auch die Erregung abschwächt, d.h. das Strömen unterbindet.
Strömen (Wahrheit) ist das Gegenteil von Panzerung (Lüge). Letztlich ist es der Antagonismus von OR und DOR.
Am nächsten kommen wir der Erregung und Wahrnehmung, wenn wir im Orgonenergie-Akkumulator sitzen, der durch die gegenseitige Erregung von Organismus und ORAC funktioniert, sowie durch die Beobachtung des atmosphärischen Orgons, was die grundlegendste Form der Wahrnehmung ist. Der Medical DOR-Buster kommt dem Strömen am nächsten, da er sowohl „Bewegung“ induziert (siehe oben) als auch DOR eliminiert.
Das Strömen steht hinter der Antischwerkraft, wie jeder gewöhnliche Baum („Osmose“) und der menschliche Organismus, der der Schwerkraft trotzt, zeigen. Die „Essenz“ wird durch den Goldenen Schnitt, die Fibonacci-Reihe und all die anderen mathematischen Wunder, die in jedem Organismus zu sehen sind, eingraviert. Es ist der Logos, das Wort Gottes, die wahre Naturwissenschaft, die mit dem Naturrecht identisch ist.
Es gibt eine objektive Wahrheit – es gibt ein Naturrecht in jedem Sinne des Wortes. Reich starb ausdrücklich bei der Verteidigung dieses Gesetzes!
Ist es ein Zufall, daß wir überwiegend an ein und demselben Ort schlafen und „miteinander schlafen“? Träumen und Orgasmus sind funktionell identisch, dazu paßt von der inneren Logik her auch der gleiche Ort.
Was ist der Mensch? Das was Reich im Anschluß an Friedrich Kraus‘ „Tiefenperson“ zunächst „vegetative Strömung“ bzw. später „orgonotische Strömung“ genannt hat und was er in den bioelektrischen Versuchen, den Bionexperimenten und nicht zuletzt in der charakteranalytischen Vegetotherapie (später psychiatrischen Orgontherapie) praktisch untersucht hat. Diese orgonotische Strömung spaltet sich auf in die „psychische“ Wahrnehmung und die „somatische“ orgonotische Erregung. Die letztere spaltet sich wiederum auf in die Funktionen „koexistierende Wirkung“ und „relative Bewegung“.
Die relative Bewegung kommt konkret in der Kreiselwelle und der orgonotischen Pulsation zum Ausdruck. Das Phänomen „Leben“ ist das Pulsieren der organismischen Orgonenergie innerhalb einer elastischen Membran. Der Drang nach der genitalen Überlagerung entspricht dem Drang der in der Membran gefangenen organismischen Orgonenergie hin zur freien atmosphärischen Orgonenergie. Dieser Drang findet im Orgasmus seine Erfüllung. Der Orgasmus ist einerseits nichts anderes als eine extrem beschleunigte, „zuckungsartige“ Pulsation (wie man es bei Einzellern während der Zellteilung beobachten kann) und andererseits das „Ausschwingen“ der Kreiselwelle durch das Genital hindurch. Beides kommt im Orgasmusreflex zum Ausdruck, durch den überschüssige Energie ausgestoßen wird, so daß sich der Organismus in einem expansiven Zustand erhalten kann „ohne Angst haben zu müssen zu platzen“. Ansonsten müßte er nämlich seine Energieproduktion drosseln.
Ähnlich ist es mit dem Schlaf im allgemeinen und dem Träumen im besonderen bestellt. Nur daß sich das nicht im Bereich der „relativen Bewegung“ abspielt, sondern in dem der „koexistierenden Wirkung“. Der Schlaf dient dazu, eine hohe energetische Ladung des Organismus aufrechtzuerhalten und das Träumen ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieses Energiehaushalts. Auch hier greifen wir über unsere „Membran“ hinaus und durchschreiten in unserer Imagination weite Reisen durch Raum und Zeit vollkommen losgelöst von den Gesetzen der Materie und der gängigen Logik. Freud hat das 1900 in seinem Buch Traumdeutung eingehend beschrieben und damit die Psychoanalyse (wenn man so will „Psychologik“) begründet. Ein Fundament, auf dem Reich dann zwei Jahrzehnte später anfangen konnte das Gebäude der Charakteranalyse und der Sexualökonomie zu errichten.
Die koexistierende Wirkung äußert sich in Erstrahlung (der Traum ist buchstäblich ein Licht in der Dunkelheit des Schlafs) und Anziehung. Die letztere Funktion kommt in der „freien Assoziation“ zum Ausdruck, der nach Freud das Traumgeschehen bestimmt. Im Traum lösen wir durch „Probehandeln“ ungelöste Konflikte auf, lösen Spannungen, und versuchen dergestalt „über Nacht“ ein entspanntes Äquilibrium wiederherzustellen. Je neurotischer wir sind, desto aufwühlender und heftiger sind die Träume (meist verdrängen wir sie deshalb) und vor allem desto komplizierter und „geheimnisvoller“. Je gesünder wir durch eine psychiatrische Orgontherapie werden, desto einfacher und durchsichtiger (psychoanalytisch einfacher deutbar) werden die Träume – und entsprechend wird der Schlaf erfrischender.
Das alles kann man sich an jenem Medium am besten vergegenwärtigen, das dem Träumen derartig nahe kommt, daß indigene Völker anfangs keinen Unterschied erkennen können: dem Film. Es gibt Filme, die hinterlassen nur Chaos und ein schlechtes Gefühl, wenn sie uns nicht schlichtweg gleichgültig lassen, und es gibt Filme, die uns tief berühren und „erfüllt“ zurücklassen. Man denke auch an das griechische Drama (Stichwort „Katharsis“) und seine Entsprechungen in der indischen und chinesischen Kultur. Wir fühlen uns danach „rein“ und „befreit“ und können freier durchatmen – wie nach der genitalen Umarmung („nach dem Orgasmus“).
Grundlage dieser Entspannung ist ein Analogon zur genitalen Überlagerung: in der erlösenden Metapher finden zwei „sich an sich ausschließende Elemente“ zu einer sinnfälligen Einheit. Unser Leben wird „sinnvoll“, unser Ausblick optimistisch und expansiv. Das ist die Grundlage dessen, was wir „Kunst und Kultur“ nennen, deren Funktion es ist, bei den Menschen ein hohes orgonotisches Potential aufrechtzuerhalten. Was passiert, wenn dies wegbricht, kann man beim erschreckenden Zerfall indigener Kulturen nach dem Kontakt mit unserer „Zivilisation“ beobachten – sowie beim antiautoritären Zerfall eben dieser „Zivilisation“. Was bleibt, ist übelriechendes und wie Scheiße aussehendes Gesindel mit grünen Haaren und Grüner Gesinnung. (Es soll niemand behaupten, die Orgasmustheorie sei unpolitisch!)
Engel, Dämonen „und andere Geistwesen“ haben, so die Lehre der Katholischen Kirche, keinen Körper, keine Emotionen, sie erfassen Zusammenhänge instantan, d.h. in gewissem Sinne stehen sie außerhalb von Raum und Zeit. Mit anderen Worten sind es sozusagen „Platonistische“ Wesen, die in der Welt der „Ideen“ beheimatet sind.
Ich will weder behaupten noch bestreiten, daß es solche Wesen gibt, sondern nur darauf hinweisen welche orgon-energetischen Funktionen zum Glauben an ihre Existenz führten und wohl auch zu einem Glauben an das Leben nach dem Tode. Dazu verweise ich auf meinen Blogeintrag über Wolfgang von Goethe und Thomas Gast, wo ich beschrieb, daß wir „zwei Seelen in unserer Brust“ haben. Eine der beiden, „das Herz“ und die Emotionen, sind mehr erdgebunden, die andere entspricht „dem Hirn“ und den Sensationen.
In orgonomischer Begrifflichkeit entsprechen die Geistwesen der Kreiselwelle, wie Reich sie in Die kosmische Überlagerung beschrieben hat, und der koexistierenden Wirkung, wie Charles Konia sie im Anschluß an Reich beschrieben hat. Der Glaube an das Spirituelle entspricht den funktionellen Transformationen in der folgenden orgonometrischen Darstellung:
Der Überführung von Erregung in Wahrnehmung („Kontemplation“, „Achtsamkeit“, „Spiritualität“), die Überführung von Bewegung in koexistierende Wirkung (schizophrenes Beziehungserleben, „Synchronizität“, Mystizismus) und schließlich die Überführung von Emotion (eine Abart der Wahrnehmungs-Funktion die auf Pulsation beruht) in Sensation (eine Abart der Wahrnehmungs-Funktion die auf der Kreiselwelle, genauer gesagt dem „energetischen Orgonom“ beruht). Sensation läßt sich am besten durch den Zustand des „Chillens“ beschreiben, den Cannabis-Konsumenten erfahren. Sie können stundenlang emotionslos eine weiße Tapete anstarren fasziniert von den Sensationen, die das Muster der Raufaser vermittelt. Praktisch die gesamte merkwürdig emotionslos wirkende Avantgarde-Kunst beruht auf der Überführung von Emotion in Sensation. Siehe dazu auch meinen Artikel Die Massenpsychologie des Buddhismus.
Das bedeutet auch, ich verweise wieder auf den Blogeintrag Wolfgang von Goethe und Thomas Gast, daß es zwei Arten von Leben nach dem Tod gibt – bzw. daß es zwei GLAUBEN an ein Leben nach dem Tod gibt – oder noch besser: zwei Arten mit der Angst vor der Vergänglichkeit umzugehen. Die eine handelt vom materiellen Hier und Jetzt, die andere handelt vom geistigen „Jenseits“ und entspricht der obigen Transformation. Beim ersteren denke man an diverse Konzepte einer „ewigen Wiederkehr“, die man sich nach dem Muster des Jahreszeitenwechsels und ähnlicher pulsatil-zyklischer Naturprozesse vorstellt. Mit Nietzsches „ewiger Widerkehr“ werde ich mich im nächsten Teil dieser Blogserie beschäftigen.
Jetzt haben wir uns mit dem Kern, der mittleren (sekundären) Schicht und der Fassade der biophysischen Struktur beschäftigt. Aber ist der Mensch nicht vor allem ein SOZIALES Wesen? Wir wenden uns deshalb dem orgonotischen Energiefeld zu, das die Menschen einhüllt und mit anderen Menschen verbindet.
Ohne ein „Du“ würde es ein „Ich“ gar nicht geben! Es würde keine Sprache geben, nicht mal irgendwelche Konzepte, um irgendwas zu begreifen. Aber diese Theorie ist müßig, weil es uns von Anfang an nicht geben würde. Ohne Mutter wären wir verreckt, selbst wenn für unser leibliches Wohl gesorgt worden wäre. Und überhaupt: ohne die kollektive Zivilisation wären wir nackte Schimpansen mit Muskelatrophie, die in der Nähe des Nordpols bibbernd vor Angst und Kälte durch naßkalte germanische Urwälder tapsen…
Wie ist das alles entstanden, das uns am Leben erhält? Wir haben uns gemeinsam, wechselseitig, aus dem Morast gezogen und tun das alltäglich von neuem – bzw. wir würden es tun, wären wir nicht emotional verkrüppelt (gepanzert). Man denke nur an alltägliche Gespräche. Entgegen der allgemeinen Annahme geht es bei ihnen im Wesentlichen nicht darum, sich bei einer Argumentation durchzusetzen oder nur Kontakt zu halten, noch darum, die andere Person zu verstehen, etc. – eigentlich geht es überhaupt nicht um die beiden Personen! Der Austausch im Gespräch ist ein Akt der Zeugung von etwas Drittem, der Schaffung eines gemeinsamen Kindes, d.h. einer neuen Idee, einer Vision, eines Konzepts, eines Ansatzes, was auch immer. Es ist ein Akt der wechselseitigen Erregung der besagten Energiefelder der Menschen bis es zur orgonotischen Erstrahlung kommt: zur Erleuchtung, zur Einsicht. Es ist wie beim Bau eines Hauses, bei dem wir uns gegenseitig einen neuen Ziegelstein reichen, der in das werdende Gebäude eingepaßt wird, bis wir fertig sind und unser neues Zuhause betreten können. Das nennt sich „Arbeitsdemokratie“!
„Arbeit“ ist das Agieren nach einer Einsicht, denn ansonsten wäre es nur Muskelaktivität im Leerlauf. „Demokratie“ bedeutet, daß wir zu diesen Einsichten nur gemeinsam gelangen und sie nur gemeinsam materiell umsetzen können. Die Früchte dieser Arbeit gehören den Arbeitenden. Alles andere ist Emotionelle Pest und muß erbarmungslos ausgemerzt werden.
Swami Muktananda (1908-1982), einer der wichtigsten und einflußreichsten „erleuchteten Meister“ des 20 Jahrhunderts, hat in seiner „spirituellen Autobiographie“ Spiel des Bewußtseins, seine Verzweiflung beschrieben, daß er immer noch sexuelle Gefühle während der Meditation hatte, obwohl er doch Siddhasana pratizierte: „Eine Ferse zwischen Geschlechtsorganen und Anus (am Perineum […]), die andere Ferse am Schambein.“ Er hatte doch alles gemacht, um sich dergestalt impotent und gefühllos zu machen! Eben Yoga! Dieses Versagen war die schlimmste Krise seines Lebens.
Schließlich realisierte er, daß die nackte Frau, die ihn während seiner Meditationen gepeinigt hatte, niemand anderes war als die Göttin Kundalini. Die sexuelle Erregung war darauf zurückzuführen, daß seine Yogapraktiken dazu geführt hatten, daß das zweite Chakra durchstoßen worden war, um die Sexuallust ein für allemal nach oben abzuleiten, auf daß sein Unterleib und dessen niedrige Instinkte ihn nie wieder peinigen würden.
Nunmehr begann seine Yogapraxis Fortschritte zu machen. Bei der Meditation preßte er seine Ferse gegen seinen Anus. Das hilft nicht nur dabei das Sperma zurückzuhalten, sondern zwingt die Kundalini ihren Weg nach oben zu nehmen entlang dem Rückgrat. Und wer sich fragt, was eigentlich das „yogische Fliegen“ soll: bei einer entsprechenden Haltung der Füße wird dergestalt der Anus denkbar heftig stimuliert.
Bei aller tieferen „Esoterik“ geht es tatsächlich einzig und allein um die Stimulation der „Kundalini“, d.h. „der Schlange“, die in der Region des Steißbeins schlummert. Sie soll aufsteigen und dergestalt zur „Erleuchtung“ führen, wenn sie die Schädeldecke erreicht. Es geht um den einen extrem unappetitlichen „Ritus“, der alle möglichen „Geheimgesellschaften“ zusammenschweißt und seit vielleicht zwanzig Jahren zunehmend unsere „Kultur“, d.h. unsere Sexualökonomie prägt. Was glaubt Ihr eigentlich, was mit den kleinen Jungs in den Aschrams und Lama-Klöstern auf ihrem „Initiationsweg“ gemacht wird?