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Was ist der Unterschied von Arbeitsdemokratie und Kapitalismus? (Teil 2)

27. Oktober 2025

Kritik am Kapitalismus ist eine Selbstverständlichkeit. Beispielsweise sprach bereits Kant davon, der Mensch habe keinen „Preis“, sondern „Würde“:

Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Äquivalent gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde. (Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, z.n. Beatrix Himmelmann: Freiheit und Selbstbestimmung, Freiburg 1996, S. 355)

Menschen, die in dieser Tradition der Aufklärung stehen, fühlen sich zwangsläufig zu Marx hingezogen.

Es muß 1942 gewesen sein, als Reich dem Anfang der 1930er Jahre verfaßten Originalmanuskript der Massenpsychologie des Faschismus hinzufügt hat, daß „die Entwertung des Konkurrenten, meist einer jeder Ehrlichkeit bare Handlung, ein wesentliches Werkzeug des ‚Geschäfts‘ [ist]“ (Fischer TB, S. 67). Womit er eine antikapitalistische Passage des Originals weiter verschärfte.

Dies impliziert, daß er damals noch immer ein vehementer Kritiker des Kapitalismus war. Er war dies, weil die Mechanismen dieses Systems die „natürlich gewachsene und organisch funktionierende Organisation in der gesellschaftlichen Basis“ (ebd., S. 279) zerstören.

So einfach ist seine in der Tradition der Aufklärung stehende Kritik am Kapitalismus. Genauso einfach ist seine Kritik an den „progressiven“ Sozialisten:

Ich verstehe nicht, wie es Progressive fertigbringen, die einfachen Gegebenheiten der allgegenwärtig wirksamen Beziehungen zwischen den Menschen nicht zu sehen, die nur darauf warten, mit sozialer Macht ausgestattet zu werden. (American Odyssey, S. 388)

Reich glaubte, daß seine Kritik, sowohl am Kapitalismus als auch an den sozialistischen Kapitalismuskritikern, mit dem „grundlegenden Marx“ übereinstimmt. Er brachte dies sogar in einer seiner letzten schriftlichen Äußerungen, seiner Eingabe an den Supreme Court, zum Ausdruck.

Aber was für eine Art von „Ur-Marxismus“ (oder wie immer man es bezeichnen will) soll das sein?! Ich kann mir nichts „un-Marxistischeres“ vorstellen als eine „natürlich gewachsene und organisch funktionierende Organisation in der gesellschaftlichen Basis, die nur darauf wartet, mit sozialer Macht ausgestattet zu werden“.

Und das ganze auch noch von der Psychologie her gesehen:

Versteht man unter „Freiheit“ vor allem die Verantwortung jedes einzelnen Erdenbürgers für die rationale Führung der persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Existenz, dann gibt es keine größere Angst als die vor der Einrichtung der allgemeinen Freiheit. (Massenpsychologie des Faschismus, S. 284)

Was ist Marxismus? Daß man gesellschaftliche Phänomene eben nicht von der Befindlichkeit von einzelnen Menschen oder von Menschengruppen aus betrachtet. Beispielsweise kann es aus Marxistischer Sicht keinen anti-deutschen Rassismus von Seiten der „Migranten“ (Gasthartzvierler) geben, wenn man etwa an das Geschehen auf Schulhöfen denkt. Dazu schreiben zwei offensichtlich Marxistisch orientierte Journalisten:

Was in dieser Debatte als „Deutschenfeindlichkeit“ bezeichnet wird, ist mitnichten Rassismus. „So können Angehörige des gesellschaftlich hegemonialen Bevölkerungsteils – in Deutschland also weiße Deutsche – zwar individuelle Ausgrenzungserfahrungen machen, sie sind jedoch keinem strukturellen Rassismus ausgesetzt, der beispielsweise auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt wirksam ist“. Rassismus ist immer in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext rassistischer Machtverteilung zu stellen, es funktioniert nicht, ihn anhand der Zahlenrelationen zwischen Mehr- und Minderheiten auf besagten Schulhöfen umgekehrt entdecken zu wollen.

Man muß, wenn man Marxistisch argumentieren will, gesellschaftliche Phänomene von den umfassenden Machtverhältnissen (vom Klassenkampf) her betrachten und nicht, wie Reich es tut, von der Befindlichkeit von Individuen oder auch Gruppen!

Stichwort Klassenkampf: Reich hat in der dritten Auflage der Massenpsychologie des Faschismus sogar den Begriff „Klassenbewußtsein“ durch „Fachbewußtsein“ bzw. durch den der „sozialen Verantwortung“ ersetzt.

Aus Marxistischer Sicht macht diese Ausdrucksweise keinerlei Sinn. Tatsächlich hat Marx ganze Bände damit gefüllt, gegen die darin zum Ausdruck kommende Sichtweise anzukämpfen. Man kann entsprechend Spuren von Reichs späterem Konzept „Arbeitsdemokratie“ bei Proudhon und anderen Linken finden (kollektivistische Anarchisten, Sozialisten, prä-Marxistische Kommunisten) sowie bei Bastiat und anderen Rechten (Libertäre). Marx hat versucht, diese beiden “proto-arbeitsdemokratischen” Denkrichtungen zu vernichten und zwar mit genau der gleichen hirnzersetzenden Denkfigur, die die beiden oben zitierten dummdreisten Journalisten im Kampf gegen angebliche „Rassisten“ anwenden – um den wirklichen Rassismus zu verteidigen.

Marx hätte über Reichs Konzept der Arbeitsdemokratie das gleiche gesagt, was er über Bastiat in der Einführung zum Kapital geschrieben hat: er hätte Reich als den „flachsten und daher gelungensten Vertreter vulgärökonomischer Apologetik“ betrachtet.

Ein letzter Punkt: Zu einer Zeit, als westliche Marxisten damit begannen, den Marxismus in eine Art „Kulturtheorie“ umzuformen, und sich immer mehr auf Marx‘ frühe pseudo-Hegelianische Ergüsse über „Entfremdung“, „Fetischismus“ und anderes esoterisches Zeugs kaprizierten, stellte Reichs Reduktion des gesamten Marxismus auf den ökonomischen Kern der Marxschen Theorie (nämlich die Werttheorie) einen denkbar lauten Kontrapunkt dar, der als solcher m.E. noch gar nicht wahrgenommen wurde. Will sagen, Reichs Marx-Kapitel in Menschen im Staat war nicht nur ein Protest gegen den Stalinismus (ein Protest, der ins Leere ging), sondern im Nachhinein betrachtet auch einer gegen jenen „Kultur-Marxismus“, der mittlerweile (Stichwort „Political Correctness“) den gesamten gesellschaftlichen Diskurs dominiert.

Mit Menschen im Staat und insbesondere dem besagten Kapitel „Die lebendige Produktivkraft (Arbeitskraft) bei Karl Marx“ brachte Reich seinen Protest gegen „Kultur-Marxisten“ wie Fromm und Marcuse und die restlichen „Freudo-Marxisten“ zum Ausdruck, die keinerlei Beziehung zur Arbeiterbewegung und überhaupt zum allgemeinen Arbeitsprozeß hatten.

Letter to Luigi DeMarchi, 14th May 1988

18. Oktober 2025

Letter to Luigi DeMarchi, 14th May 1988

Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 10)

30. September 2025

Die wissenschaftlichen, technischen und kulturellen Beiträge unserer kleinen Nation (die kaum mehr als 1 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht) zum Fortschritt der Menschheit sind erstaunlich. Unter anderem haben die Deutschen erfunden: den Buchdruck, die Glühbirne, das Auto, den Diesel-Motor, den Fernseher (das allererste gesendete TV-Programm war Hitlers Eröffnungsrede bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin), das Farbfernsehen, den Hubschrauber, den Kaffeefilter, den Teebeutel, die Antibabypille, den Computer, Aspirin, das Telefon (Reis machte vor Edison ein Ferngespräch), die Waschmaschine, das Elektronenmikroskop, das Düsenflugzeug, das Luftschiff (Zeppelin), Bier, Homöopathie, Papier, das Periodensystem der Elemente, den Dynamo, Bakteriologie (Koch 1896), die Straßenbahn, das Motorrad, den Plattenspieler, funkgesteuerte Uhren, den MP3-Player, den Airbag, die Kreditkarte, den Mikrochip, die Kernspaltung, das Röntgengerät und den Scanner! In der Liste der zehn wichtigsten technischen Erfindungen In der Geschichte der Menschheit stammen fünf von Deutschen.

Das waren technische Erfindungen, aber der Einfluß der Deutschen auf die internationale Kultur ist ebenso groß! In der Liste der zehn wichtigsten klassischen Komponisten gibt es sechs Deutsche/Österreicher: Beethoven, Mozart, Bach, Haydn, Liszt, Schubert, Brahms, Schönberg, Wagner. In der Liste der zehn wichtigsten Philosophen der Neuzeit gibt es acht Deutsche/Österreicher: Kant, Hegel, Schopenhauer, Marx, Engels, Nietzsche, Husserl, Wittgenstein. Was wäre die Welt der Physik ohne die Früchte der Forschung von Einstein, Hahn, Meitner, Fahrenheit, Röntgen, Gauß, Ohm, Planck, von Braun, Kopernikus, Heisenberg, Born, Euler, Mach, Meißner, von Ardenne, Warburg, Schrödinger, von Weizsäcker? Und was die Anthropologen, Psychologen und Psychiater betrifft: Franz Boas, Begründer der Kulturanthropologie, Wundt, der erste experimentelle Psychologe überhaupt, Kretschmer, Kraepelin, Jaspers, Kurt Schneider, Wagner-Jauregg, bei dem Reich seine Facharztausbildung absolvierte und der bis heute der einzige Psychiater war, der jemals den Nobelpreis erhielt, Reich, Freud, Adler, Melanie Klein, Karen Horney, Kernberg, Eysenck, etc. Unter den Schriftstellern nenne ich nur Goethe. (Man beachte hier bitte den Beitrag der jüdischen Deutschen!)

Deutsche Sportler gewannen bei den Olympiaden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die meisten Medaillen. Vor allem bei den Olympischen Spielen in Berlin von 1936 dominierten sie alle anderen Länder. Und bis zu seiner Niederlage gegen Lewis war der Deutsche Max Schmeling der weltweit beste Boxer. Auch in der „kulturellsten“ Sportart – dem Schach – waren in den Jahrzehnten vor und nach 1900 die zwei besten Schachspieler der Welt Deutsche/Österreicher (Steinitz und Lasker).

Außerdem denke ich, daß wirklich jeder in der Welt die Namen der 4 Deutschen/Österreicher Luther, Marx, Freud und Einstein kennt. Niemand hat die moderne Welt mehr als diese 4 beeinflußt! Hitler nicht zu vergessen. Wilhelm Reich, der in seinem ganzen Denken sehr „deutsch“ war. (Schließlich erhielt er seinen Vornamen zu Ehren von Kaiser Wilhelm!

Bis vor kurzem galt Deutschland in diversen Umfragen, etwa des BBC, als das beliebteste Land auf der Erde.

Allerdings, obwohl „Nationalstolz“ (Liebe zum eigenen Land, Patriotismus, d.h. Stolz auf die Errungenschaften des eigenen Volkes) ganz natürlich sein sollten, ist dies in Deutschland ein sehr heikles Thema und auch für mich eine mit Konflikten besetzte Angelegenheit. Das ist so, weil unser Stolz (auf die enormen Leistungen der deutschen Geschichte) stets mit starken Schuldgefühlen wegen Deutschlands Rolle im Zweiten Weltkrieg und vor allem in der Schoah vermischt sind. Während Amerikaner „stolz sind, Amerikaner zu sein“, Franzosen und Engländer sehr nationalistisch sind und stolz auf ihre Streitkräfte (einschließlich der Atombombe) und gerne Uniformen tragen, ist bei Deutschen der Nationalstolz irgendwie gehemmt. Beispielsweise wurde vor kurzem jemand von einigen linken Studenten fast zu Tode geprügelt, nur weil er es gewagt hatte, die deutsche Flagge in seinem Garten zu hissen.

In französischen und englischen Städten sind die meisten großen Straßen und öffentlichen Plätze nach den Kriegshelden oder berühmten Schlachten ihrer Nationalgeschichte benannt (wie Avenue Foch, Nelson Square, Trafalgar Square, Waterloo Bridge), und es finden sich überall entsprechende Statuen – während in Deutschland sogar die öffentlich bekundete Bewunderung etwa von preußischen Generälen schlichtweg undenkbar wäre. Es wäre in Deutschland völlig unmöglich, daß eine Straße nach einem unserer großen Siege im Ersten oder Zweiten Weltkrieg oder aus der Zeit der Preußen benannt werden würde. Allein, daß ich sage, es seien unsere Siege gewesen, bringt fast jeden „kritischen Geist“ auf die Palme!

Uniformen, die deutsche Flagge oder das Absingen der deutschen Nationalhymne werden in Deutschland automatisch mit einer rechtsextremen Einstellung verbunden. Diese seltsame Situation resultiert aus gerade mal 12 Jahren Nationalsozialismus (die Hälfte davon ohne Kriegsführung) innerhalb einer deutschen Geschichte von 1200 Jahren, die im allgemeinen weitaus friedlicher verliefen als bei fast allen unseren europäischen Nachbarn.

Wenn du dich also traust zu sagen, daß du „stolz darauf bist, ein Deutscher zu sein“ – wegen Deutschlands enormen Beiträgen zur weltweiten Wissenschaft und Kultur –, kannst du auf die Gegenfrage gefaßt sein: „Wie können Sie es wagen, solche schrecklichen Dinge zu sagen? Haben Sie Auschwitz vergessen?!“ Aber ich habe nie erlebt, daß sich US-Amerikaner Vorwürfe machen wegen der beiden Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die zigtausende Zivilisten töteten bzw. radioaktiv verstrahlten. Oder daß sich Engländer beschämt oder gar schuldig fühlen wegen der Verbrechen und der Völkermorde des britischen militanten Imperialismus seit Jahrhunderten. Oder das Gefühl, in ihrem Nationalstolz gehemmt zu sein wegen der Opfer der britischen Konzentrationslager in Südafrika, wo sie die Buren internierten. (In einer berühmten Rede sagte Hitler sinngemäß: „Wir haben einfach aus dem Wörterbuch gelernt, was ein Konzentrationslager ist, und das dann von den Briten kopiert!“).

Nicht nur die britischen Konzentrationslager in Südafrika, sondern noch viel mehr die sowjetischen Gulags waren die historischen Vorläufer der späteren deutschen Konzentrationslager. Ich denke, daß die Kompetenz der Kommunisten in Sachen Massenmord von anderen Bewegungen unerreicht ist, einschließlich der der Nationalsozialisten. Heutige Historiker sagen, daß die Opfer des kommunistischen Terrors sich bis auf 100 000 000 Menschen summieren. Man erinnere sich nur all der ethnischen Völkermorde in der UdSSR, der brutalen Schauprozesse der 1930er Jahre, des brutalen Überfalls auf Polen im Herbst 1939, der Folterung von Dissidenten, der Gulags in Sibirien und so weiter und so fort. Ein Teil des polnischen Offizierskorps hat nur überlebt, weil er nicht in sowjetische, sondern in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war. Die Russen haben ausnahmslos alle polnischen Offiziere, derer sie habhaft werden konnten, ermordet.

Es gibt eine einflußreiche Schule in der Geschichtswissenschaft, die die deutschen Kriegsverbrechen und den Holocaust als kaum vermeidbare Gegenreaktion auf den sowjetischen Terror in der UdSSR interpretieren. Es sei auf den Historiker Ernst Nolte und sein berühmtes Diktum, wonach „die Gulags das Prius zu Auschwitz“ waren, verwiesen:

Katholische Familien, die ansonsten kaum etwas mit den Nazis am Hut hatten, wurden zu vehementen Unterstützern der deutschen Invasion in die UdSSR, nachdem sie gehört hatten, wie im spanischen Bürgerkrieg der 1930er Jahre katholische Priester von Kommunisten massakriert und Nonnen vergewaltigt wurden. Viel von dem brutalen Vorgehen der Wehrmacht und der SS in Rußland während des Zweiten Weltkrieges war eine Reaktion auf die unglaubliche Brutalität, die sie beobachtet und von Seiten der Kommunisten erlebt hatten. Wenn zum Beispiel russische Partisanen einen Wehrmachtssoldaten gefangennahmen, folterten sie ihn zu Tode – am häufigsten wurden die Deutschen kastriert und danach mit ihren eigenen abgeschnittenen Genitalien erstickt. Solche bestialischen „asiatischen“ Methoden waren zuvor in Europa unbekannt gewesen!

Nichtsdestotrotz galt die sowjetische Kriegführung gegen Deutschland immer als etwas „Heroisches“, und ich habe nie gesehen, daß je ein Russe ein schlechtes Gewissen wegen der Myriaden von Verbrechen hat, die sich in der russischen Geschichte zugetragen haben – immer wurden nur die Deutschen als die Bösewichte hingestellt. Entsprechend hatte es bei den Nürnberger Prozessen etwas Lächerliches, als die Sowjets forderten, daß alle deutschen Verbrechen streng geahndet werden, während die sowjetischen Ankläger selbst Ozeane von Blut an den eigenen Händen kleben hatten. Auch wurde in Nürnberg z.B. das geheime Zusatzprotokoll zum Hitler/Stalin-Pakt 1939 verschwiegen, aufgrund dessen die sowjetischen Streitkräfte keine zwei Wochen nach dem deutschen Einmarsch in die westliche Hälfte Polens – welcher bis heute als der Beweis schlechthin für die Alleinschuld der Deutschen an der Auslösung des Zweiten Weltkriegs gilt – die östliche Hälfte Polens mit ebenso großer Brutalität annektiert hatten; man erinnere sich an die Opfer von Katyn. England und Frankreich erklärten mit auffälliger Doppelmoral dem Deutschen Reich 1939 wegen des deutschen Einmarschs in Westpolen den Krieg, verbündeten sich aber paradoxerweise mit der UdSSR, die praktisch zeitgleich exakt dasselbe in Ostpolen getan hatte.

Die Nachgeborenen tragen nicht die Schuld, aber sie tragen die Verantwortung, schließlich genießt man ja auch, wie anfangs angedeutet, mit aller Selbstverständlichkeit all das, was an Gutem aus der Vergangenheit stammt. Funktionell betrachtet, gewährten uns unsere Vorväter einen Kredit, den wir abbezahlen, indem wir den Nachgeborenen eine bessere Welt hinterlassen. Zu diesen unseren Aufgaben als Nachlaßverwalter gehört die Aufarbeitung der Vergangenheit, d.h. das Wegräumen des Schutts der Lügen, des Vergessenmachens, der Verdrehungen und der Fehldeutungen, damit ein Neuanfang möglich ist. Das ist die funktionelle Aufgabe des Geschichtsforschers: er dient den Kindern der Zukunft!

Die innere und die äußere Welt

29. September 2025

Was niemand zu sehen scheint, ist ein entscheidender Unterschied zwischen der autoritären Gesellschaft und der gegenwärtigen woken antiautoritären Gesellschaft: In der konservativen autoritären Gesellschaft handelte jeder als Individuum, aber die inneren Werte, Gefühle und Kognitionen waren fast identisch. Das miteinander Diskutieren war einfach, weil alle im Wesentlichen auf der gleichen Wellenlänge waren. Heute, in der antiautoritären Gesellschaft, wollen die Menschen einen Job in der Regierung oder fügen sich nahtlos in bürokratische Großunternehmen mit ihrem Qualitätsmanagement und ihren Manuals ein, denen jeder Angestellte wie ein willenloser Roboter folgen muß. Im öffentlichen Raum verschwindet das Individuum. Im Gegensatz dazu hat jeder antiautoritäre Mensch ein „individuelles“ Innenleben, das so weit geht, daß jeder sein eigenes Geschlecht, eigene Pronomen und sogar seine eigene „Spezies“ („Furys“ usw.) hat. Jeder hat seine „eigene Sichtweise“ und es ist fast unmöglich, eine gemeinsame Basis zu finden. Die Menschen halten unverrückbar an ihren „Meinungen“ fest.

Es ist eine Welt, die auf dem Kopf steht und von innen nach außen gekehrt ist! Das Innenleben ist zersplittert, als gehöre es in den orgonometrischen Bereich der „relativen Bewegung“, und die äußere Welt wird auf psychotische Weise behandelt, als gehöre sie in den orgonometrischen Bereich der „koexistenten Wirkung“. Man vergleiche nur Bilder von einem Straßenzug aus der Wilhelminischen Ära mit den gleichen Straßenzügen heute: früher war die äußere Welt ein Dschungel voller exotischer Gewächse, während die Menschen innerlich grundlegend gleich waren, heute ist die äußere Welt eine kubistische Langeweile, während das Innenleben der Menschen ein wilder Urwald ist.

Wie Reich bereits 1927 in seinem Buch Die Funktion des Orgasmus feststellte, ist jeder wirkliche Orgasmus bei Männern und Frauen gleichgeartet und gleich stark ausgeprägt. Es ist alles andere als abwegig, dies auf das gesamte innere Erleben gesunder Menschen auszudehnen. Schon damals konterten die Psychoanalytiker, daß Reich „Individualität“ akzeptieren solle, daß jeder „Orgasmus“ individuell sei und daß Perverse etc. ihre eigene Art von „Orgasmem“ hätten etc. Heute hat jeder Antiautoritäre seine „eigene“ Sexualität. Wie Reich in Die sexuelle Revolution schrieb: „Die sogenannte individuelle Differenzierung der Menschen ist heute im wesentlichen ein Ausdruck überwuchernder, neurotischer Verhaltensweisen“ (Fischer TB, S. 29).

Aber fangen wir von vorne an: Es gibt eine Frage, die mich seit Jahren, ja Jahrzehnten beschäftigt. Betrachten wir „Dinge“ wie Bäume. Jeder Baum ist anders und einzigartig, aber dennoch ist jeder von ihnen ein „Baum“. Man nehme nun hingegen innere „Dinge“ wie Langeweile, Liebe, Schmerz usw. Auch hier ist jeder davon überzeugt, daß seine Langeweile, seine Liebe, sein Schmerz usw. ebenso einzigartig wären wie ein bestimmter Baum und daß die Begriffe „Langeweile“, „Liebe“, „Schmerz“ usw. ebenso substanzlos sind wie der abstrakte Begriff „Baum“. Das Problem ist, daß ein Baum ein separates mechanisches Ding ist, das ich fällen, verbrennen, umarmen und was auch immer kann. Bei Gefühlen und anderen „Bewußtseinsinhalten“, d.h. dem gesamten emotionalen und kognitiven Innenleben, ist es jedoch grundlegend anders. Sie sind überhaupt keine separaten „Dinge“ mit Teilen und Ausdehnung, sondern, nun ja, in Ermangelung eines besseren Begriffs, eher „Platonische Ideen“. Ich kann sie nicht „zerschneiden“, „verbrennen“, „umarmen“ oder irgendetwas Mechanisches mit ihnen machen, weil sie funktionelle Ganzheiten darstellen. Und deshalb stelle ich in Frage, ob sie „individuell“ sind; d.h. Peters Langeweile, Liebe, Schmerz usw. ist genau dasselbe wie Ludwigs Langeweile, Liebe, Schmerz usw. Sie sind absolut identisch. Wir alle empfinden genau die gleichen „Dinge“!

Jeder normal denkende Mensch wird empört einwenden: „Ich würde sagen, daß meine Liebe und mein Schmerz und deine Liebe und dein Schmerz unterschiedlicher sind als zwei Bäume derselben Art.“ Das antwortet jeder vernünftige Mensch, eigentlich 99,99 Prozent aller Menschen weltweit. Aber dennoch: Man kann beweisen, daß kein Baum mit einem anderen Baum völlig identisch ist. Bei unserem Innenleben ist die Situation völlig anders. Wir nehmen an, daß jeder einzelne Schmerz einzigartig ist. Aber das bezweifle ich. Nehmen wir zum Beispiel zwei Bäume. Alle „zwei Bäume“ auf der Welt sind anders als alle anderen „zwei Bäume“. Aber die abstrakte „Zwei“ (die Zahl 2) ist identisch. Oder man nehme ein Sandkorn: Es unterscheidet sich von jedem anderen Sandkorn auf der Welt. Sie alle sind einzigartige Individuen. Aber sie sind aus Molekülen, Atomen und Elementarteilchen (Protonen, Neutronen und Elektronen) zusammengesetzt. Und diese Grundelemente sind, wie jeder Physiker bestätigen wird, absolut ununterscheidbar identisch. Ich erinnere an die absurde, merkwürdig „psychische“ Welt der Quantenphysik!

Wie wäre ein Gespräch, eine Sprache oder sogar Liebe oder jedes andere wechselseitige Einfühlen möglich, wenn wir „Individuen“ und absolut einzigartig wären? Wie können wir über Schmerz oder etwas anderes sprechen? Wie ist eine Therapie möglich, wenn wir füreinander „terra incognita“ sind? Vielleicht ist sie nur deshalb möglich, weil es nur einen Schmerz gibt? Es war Reich, der sagte, daß Lust Expansion ist, Angst Kontraktion usw. Er reduzierte die „individuellen“, „einzigartigen“ Gefühle auf einfache universelle Funktionen, was ihm bis heute von feinfühligen Psychologen zutiefst übelgenommen wird.

Ist das nicht der Grund, warum die Menschen aus Orgasmusangst vor der Orgonomie weglaufen: weil sie ihre angebliche „Individualität“ gefährdet und sie auf „pulsierendes Protoplasma“ und das „Orgonom“ reduziert? Was ist Orgasmusangst, wenn nicht die Angst, sich selbst zu verlieren? Die Angst vor dem Schlaf, letztlich die Angst vor dem Tod.

Das ganze ist mit dem Kern, oder sagen wir lieber der Grundtendenz, von Reichs Arbeit verbunden:

Die Sache der Psychoanalyse war groß und stark. Sie schlug dem üblichen menschlichen Denken ins Gesicht. Du glaubst, daß du mit freiem Willen dein Handeln bestimmst? Falsch! Dein bewußtes Handeln ist nur ein Tropfen auf der Oberfläche eines Meeres unbewußter Vorgänge, von denen du nichts wissen kannst, die zu wissen du fürchtest. Du bist stolz auf die „Individualität deiner Persönlichkeit“ und die „Weite deines Geistes“? Falsch! Du bist im Grunde nur ein Spielball deiner Triebe, die mit dir tun, was sie wollen. Das kränkt deine Eitelkeit schwer, gewiß! Doch ebenso kränktest du dich, als du erfahren mußtest, daß du von den Affen abstammst und daß die Erde, auf der du kriechst, nicht das Zentrum der Sternenwelt ist, wie du einmal gerne glaubtest. Du glaubst noch immer, daß die Erde unter den Milliarden Sternen als einziger Stern belebte Materie trägt. Du bist kurzerhand bestimmt von Vorgängen, die du nicht beherrschst, nicht kennst, fürchtest und falsch auslegst. Es gibt eine seelische Wirklichkeit, die weit über dein Bewußtsein reicht. Dein Unbewußtes ist wie das Kantsche „Ding an sich“: Es ist nie selbst zu fassen, es gibt sich nur in Äußerungen zu erkennen. (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 38)

Ähnliches hat Reich in Bezug auf Marx geschrieben! Ich werde darauf sogleich zurückkommen! Letztlich geht es hier um die mittelalterlich, scholastische Diskussion zwischen Nominalismus und Realismus (Platonismus: Platons Ideen sind real = „Realismus“). Ich glaube, daß Reich in dieser Hinsicht stark von Marx und Freud beeinflußt wurde, die beide mit einer nominalistischen Kritik an Wissenschaft und Gesellschaft begannen, jeweils jedoch mit einer ausgeprägten (Platonistisch) realistischen Perspektive endeten. Reich hatte eine ähnliche Entwicklung, die in seinem Buch Die kosmische Überlagerung kulminierte, das eine deutlich (Platonistisch) realistische Ausrichtung hat.

Marx hob, nicht zuletzt durch Max Stirner inspiriert, mit einer nominalistischen Kritik des Hegelschen Idealismus an und wandte sich den Individuen und ihrem konkreten Leben zu, ging aber letztlich doch davon aus, daß abstrakte soziale Konzepte reale, autonome Wirkungen haben und nicht allein auf individuelle Handlungen reduziert werden können. Er glaubte, daß soziale Strukturen, wie z.B. Klassenbeziehungen, real sind und eine Autonomie besitzen, die über den bewußten Willen der Individuen hinausgeht. Nicht zuletzt seine Werttheorie („Mehrwert“) macht nur vor dem Hintergrund von „Universalien“ Sinn. Eine ähnliche Herangehensweise findet sich, wie bereits angeschnitten, bei Freud, der als erster das Individuum und dessen je eigene innere Erfahrungswelt wirklich ernst nahm, um dann doch mittels der „Universalien“ das „Es“, das „Unbewußte“ und nicht zuletzt die psychische Energie „Libido“, aus der die individuellen Existenzen hervorgehen, eine (Platonistisch) realistische Perspektive einzunehmen.

Leserbrief zur Rezension „Weltprozess nach dem Hiatus“ über Peter Sloterdijks „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit. Über das anti-genealogische Experiment der Moderne“ von Roman Halfmann, 2014

4. September 2025

Leserbrief zur Rezension „Weltprozess nach dem Hiatus“ über Peter Sloterdijks „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit. Über das anti-genealogische Experiment der Moderne“ von Roman Halfmann, 2014

Max Stirner, Soter (Teil 22)

20. August 2025

Sittlichkeit ist Grundlage der Gesellschaft von Menschen. Egoismus die des „Vereins von Ichen“ (Der Einzige, S. 196). In der Gesellschaft darf ich nicht ich selbst sein, darf nicht authentisch sein, sondern muß ein anderer sein (Der Einzige, S. 233), d.h. ich muß sittlich sein (Der Einzige, S. 196). Diese „heiligen“ Gebilde hält nämlich der Glaube, die Ideologie (im Nationalsozialismus „das Blut“) zusammen, die aus dem Einzelnen ein bloßes Exemplar macht und ihn so seiner Einzigkeit beraubt: sie existieren auf Kosten des „Einzigen“ (Der Einzige, S. 349), seine Demut ist ihre Lebensgrundlage. Das neue Fundament des Zusammenlebens im Verein hingegen ist schlicht bioenergetischer Kontakt! „Nur wenn Ihr einzig seid, könnt Ihr als das, was Ihr seid, miteinander verkehren“ (Der Einzige, S. 148).

Stirner unterscheidet zwischen „Selbstbefreiung“ und „Emanzipation“ (Freisprechung, Freilassung). Wer das letztere verlangt, zeigt damit, wie unmündig er ist. Und wer mündig ist – der nimmt sich die Freiheit (Der Einzige, S. 185). Stirner ist also alles andere als ein unrealistischer Utopist, zumal die ersehnte Welt, die aus Vereinen von Egoisten besteht, schon jetzt alltäglich funktioniert – entsprechend Reichs „Utopie“ von der Arbeitsdemokratie. Einem seiner Kritiker, der ihm Utopismus vorwarf, entgegnete Stirner:

Sähe Heß [der besagte Kritiker] das wirkliche Leben, worauf er doch soviel hält, aufmerksam an, so würde er hunderte von solchen teils schnell vorübergehenden, teils dauernden egoistischen Vereinen vor Augen haben. Vielleicht laufen in diesem Augenblicke vor seinem Fenster Kinder zu einer Spielkameradschaft zusammen; er sehe sie an und er wird lustige egoistische Vereine erblicken. Vielleicht hat Heß einen Freund, eine Geliebte; dann kann er wissen, wie sich das Herz zum Herzen findet; wie ihrer zwei sich egoistisch vereinen, um aneinander Genuß zu haben, und wie keiner dabei „zu kurz kommt“. Vielleicht begegnet er ein paar guten Bekannten auf der Straße und wird aufgefordert, sie in ein Weinhaus zu begleiten; geht er etwa mit, um ihnen einen Liebesdienst zu erweisen, oder „vereint“ er sich mit ihnen, weil er sich Genuß davon verspricht? Haben sie sich wegen der „Aufopferung“ schönstens bei ihm zu bedanken, oder wissen sie’s, daß sie zusammen auf ein Stückchen einen „egoistischen Verein“ bildeten? Freilich wird Heß es diesen trivialen Beispielen nicht ansehen, wie inhaltsschwer und wie himmelweit verschieden sie von den heiligen Gesellschaften, ja von der „brüderlichen, menschlichen Gesellschaft“ der heiligen Sozialisten sind. (Parerga, S. 204)

Stirner führt, im Gegensatz zum späteren Marx, die kapitalistische Herrschaft auf den Staat zurück. Alles beruht auf „Rechtstitel“ (Der Einzige, S. 125). Man vergleiche das mit Reichs Diktum, daß die Politik der Hauptfeind ist. Reichs Konzept der Arbeitsdemokratie in der Form, wie er es Ende der 1930er Jahre formulierte, ist praktisch identisch mit Stirners Konzept des Vereins, wobei Stirner nicht nur kein Sozialist, sondern auch kein „Kapitalist“ ist:

(…) die Konkurrenz (…) hat (…) gerade dadurch Bestand, daß nicht Alle sich ihrer Sache annehmen und sich über sie miteinander verständigen. Brot ist z.B. das Bedürfnis aller Einwohner einer Stadt; deshalb könnten sie leicht übereinkommen, eine öffentliche Bäckerei einzurichten. Statt dessen überlassen sie die Lieferung des Bedarfs den konkurrierenden Bäckern. Ebenso Fleisch den Fleischern, Wein den Weinhändlern usw.

Die Konkurrenz aufheben heißt nicht soviel als die Zunft begünstigen. Der Unterschied ist dieser: In der Zunft ist das Backen usw. Sache der Zünftigen; in der Konkurrenz Sache der beliebig Wetteifernden; im Verein Derer, welche Gebackenes brauchen, also meine, diese Sache, weder Sache des zünftigen noch des konzessionierten Bäckers, sondern Sache der Vereinten.

Wenn Ich Mich nicht um meine Sache bekümmere, so muß Ich mit dem vorlieb nehmen, was Andern Mir zu gewähren beliebt. Brot zu haben, ist meine Sache, mein Wunsch und Begehren, und doch überläßt man das den Bäckern, und hofft höchstens durch ihren Hader, ihr Rangablaufen, ihren Wetteifern, kurz ihre Konkurrenz einen Vorteil zu erlangen, auf welchen man bei den Zünftigen, die gänzlich und allein im Eigentum der Backgerechtigkeit saßen, nicht rechnen konnte. – Was Jeder braucht, an dessen Herbeischaffung und Hervorbringung sollte sich auch Jeder beteiligen; es ist seine Sache, sein Eigentum, nicht Eigentum des zünftigen oder konzessionierten Meisters. (Der Einzige, S. 306)

Es ist einfach verblüffend zu sehen, wie aktuell Stirners Buch nach über 180 Jahren noch ist: seine Kritik am Kapitalismus und am Kommunismus (er schreibt so, als wäre ihm der Marxismus schon präsent – nun, er war es in Gestalt all der kommunistischen Theoretiker, die Stirner vor Augen hatte und von denen Marx fleißig abschrieb) und dann nimmt er noch den späten Nietzsche vorweg, indem er z.B. den dreifaltigen Liberalismus auf das Christentum zurückführt: „So kehrt in diesem Ende der Neuzeit (Zeit der Neuen) als Hauptsache wieder, was im Anfang derselben Hauptsache gewesen war: die ‚geistige Freiheit’“ (Der Einzige, S. 142). – Stirner hat Marx und Nietzsche bereits überholt, bevor der erste Kommunist war und der zweite überhaupt aus den Windeln raus war!

Hitlerismus in Grün (Teil 3)

14. August 2025

Im Grund, d.h. vom emotionalen Gehalt her gesehen, ist Antisemitismus und Antikapitalismus ein und dasselbe. Der freie Austausch von Gütern wird genauso betrachtet, wie der „Austausch“ zwischen den Geschlechtern und ihre wechselseitige „Wert-Schätzung“.

Besonders instruktiv ist in diesem Zusammenhang der nationale Sozialist Adolf Hitler. Der Jude sei „nur von dieser Welt“, und damit dem Christen wesensfremd. Niemals hätten die Juden etwas anderes angebetet als das Geld, das „Goldene Kalb“.

Das Geld ist für Sozialisten so über alle Maßen anrüchig, weil es das eine Gut (in diesem Fall Gold) ist, das in alle anderen Güter umgetauscht werden kann: es ermöglicht den „Verkehr“. Es ist unmittelbar einsichtig, daß Geld vom Gefühl her mit Sexualität identisch ist. Der Zins, der Mietpreis für das Geld, ist das gleiche in Potenz. „Zinswucher“ und „Mädchenhandel“ gehören in den gleichen Gefühlsbereich.

Der Sozialist Proudhon schrieb:

Der Jude ist der Feind des Menschengeschlechtes. Man muß diese Rasse nach Asien zurückschicken oder sie vernichten. (z.n. Michael Ley: Genozid und Heilserwartung, Wien 1993, S. 126)

Ursprünglich nannte Marx das, was er später als „Kapitalismus“ bezeichnete, „Judentum“ und „das Geldsystem“. André Glucksmann schreibt in diesem Zusammenhang über Marx‘ Aufsatz Zur Judenfrage vom Herbst 1843:

Marx hat den Haß auf den Juden zum Haß auf das Geld verlagert. Die Nazis haben diese Verschiebung wieder zurückverlagert. (Die Meisterdenker, Reinbek 1979, S. 107)

Konrad Löw zufolge, bringt Zur Judenfrage

das Judentum mit dem Kapitalismus in Verbindung und zwar dergestalt, daß beide Ausdrücke geradezu Synonyma werden. Alle negativen Elemente des Kapitalismus sind zugleich Eigenschaften des Judentums. (Der Mythos Marx und seine Macher, München 1996, S. 452)

Marx führte in diesem, seinem Pamphlet aus:

Suchen wir das Geheimnis des Juden nicht in seiner Religion, sondern suchen wir das Geheimnis der Religion im wirklichen Juden. Welches ist der weltliche Grund des Judentums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus der Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld. Nun wohl! Die Emanzipation vom Schacher und vom Geld, also vom praktischen, realen Judentum wäre die Selbstemanzipation unserer Zeit. (…) Wir erkennen also im Judentum ein allgemeines gegenwärtiges antisoziales Element, welches durch die geschichtliche Entwicklung, an welcher die Juden in dieser schlechten Beziehung eifrig mitgearbeitet, auf seine jetzige Höhe getrieben wurde, auf eine Höhe, auf welcher es sich notwendig auflösen muß. Die Judenemanzipation in ihrer letzten Bedeutung ist die Emanzipation der Menschheit vom Judentum. (z.n. Löw, S. 452f)

Nachdem Michael S. Voslensky den letzten Satz in seinem Buch über „Die Lehrmeister der Nomenklatura“ zitiert, fragt er: „Eine ‚Endlösung‘?“ und fährt fort:

In der Literatur erörtert man die Frage, ob Hitler seine antisemitischen „Argumente“ diesem Artikel entnommen hatte. Bekanntlich las Hitler die Werke von Marx im Landsberger Gefängnis (1924), aber auch früher. In einer Rede in München am 15. August 1920 zum Thema, warum die Nationalsozialisten Antisemiten seien, behauptete ihr Führer, seine antisemitische Argumentation stamme von „einem Juden“; vermutlich meinte er Marx. (Sterblich Götter, Erlangen 1989, S. 27)

Erst vor diesem Marxistischen Hintergrund kann man Hitlers berühmte Reichstags-Rede vom 30. Januar 1939 verstehen, die den Holocaust ankündigte:

Ich will heute wieder ein Prophet sein: wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.

In Marx‘ Zur Judenfrage heißt es:

Der Jude hat sich auf jüdische Weise emanzipiert, nicht nur, indem er sich die Geldmacht angeeignet, sondern indem durch ihn und ohne ihn das Geld zur Weltmacht und der praktische Judengeist zum praktischen Geist der christlichen Völker geworden ist. Die Juden haben sich insoweit emanzipiert, als die Christen zu Juden geworden sind. (…) der Gott der Juden hat sich verweltlicht, er ist zum Weltgott geworden. Der Wechsel ist der wirkliche Gott des Juden. Sein Gott ist nur der illusorische Wechsel.

Es wird gerne behauptet, Marx hätte die „Judenfrage“ ja nur im Rahmen einer Rezension von Bruno Bauers entsprechenden Thesen berührt und wäre ansonsten nirgends auf dieses Thema zurückgekommen, weshalb es abwegig sei, seine Behauptungen aus der hitzigen Debatte mit Bauer herauszureißen und aus ihm einen Antisemiten zu machen. Gemach, Marx‘ Neue Rheinische Zeitung hetzte in Streicher-Manier gegen diese, so Engels, „schmutzigste aller Rassen“ (z.n. Löw, S. 453).

Aber auch später, z.B. 1856 in einem Beitrag für The New York Tribune konnte Marx hitleresk schreiben:

Wir wissen, daß hinter jedem Tyrannen ein Jude steht, wie hinter jedem Papst ein Jesuit. Wie das Heer der Jesuiten jeden freien Gedanken tötet, würde der Wunsch der Unterdrückten Erfolgsaussichten haben; die Nützlichkeit von Kriegen, angestiftet von Kapitalisten, würde enden, wenn sie nicht für die Juden sein würden, welche die Reichtümer der Menschheit stehlen. Kein Wunder, daß vor 1856 Jahren Jesus die Wucherer aus dem Tempel Jerusalems gejagt hat. Sie waren die zeitgenössischen Wucherer, die hinter Tyrannen und Tyranneien stehen. Die Mehrheit von ihnen ist jüdisch. Die Tatsache, daß die Juden so stark geworden sind, das Leben der Welt in Gefahr zu bringen, veranlaßt uns, ihre Organisation und ihr Ziel zu enthüllen, damit ihr Gestank die Arbeiter der Welt zu Kampf aufrütteln möge, um solch ein Übel auszulöschen. (z.n. Richard Wurmbrand: Der unbekannte Karl Marx, CH-Seewis, 1987, S. 41f)

Das sind alles andere als bloße Marginalien, die nichts mit dem Kern des Marxismus zu tun hätten: der Antisemitismus ist der Kern des Marxismus! Man lese doch Das Kapital:

Der Kapitalist weiß, daß alle Waren, wie lumpig sie immer aussehen oder wie schlecht sie immer riechen, im Glauben und in der Wahrheit Geld, innerlich beschnittene Juden sind und zudem wundertätige Mittel, um aus Geld mehr Geld zu machen.

„Innerlich beschnittene Juden “ bezieht sich auf Paulus (Röm 2:29): zwar seien gentile Christen nicht „äußerlich“ beschnitten, doch seien sie durch ihren Glauben an Christus, der das jüdische Gesetz erfüllt hat, „innerlich“ beschnitten, d.h. wahre Juden. Da für Marx Kapitalismus und Judentum ein und dasselbe sind, will er damit ausdrücken, daß, wie immer sich Waren und Handel nach außen hin auch darstellen mögen, sie innerlich häßlich sind und stinken, d.h. jüdisch = kapitalistisch sind.

Man kann durchweg alle sozialistischen Bewegungen vom Marxismus und seinen Vorläufern bis hin zum Nationalsozialismus und dem heutigen Öko- und Esoterik-Gesindel als verzweifelten Versuch betrachten, eine „biologische Revolution“ zustande zu bringen, d.h. das mechanistisch und mystisch aufgefaßte Lebendige („Proletariat“ da und „die arische Rasse“ dort) von seinen Einschränkungen zu befreien. Man hat das z.B. versucht, indem man im Gulag und in Ausschwitz die „Kapitalistenklasse“ physisch vernichtete. Lenin hat dieses Vorhaben stolz verkündet und zwar ganz im Sinne von Marx. Ein Zeitgenosse erinnerte sich „des schneidend höhnischen, ich möchte sagen, des ausspuckenden Tones“, wenn Marx das Wort „Bourgeois“ aussprach“ (Carl Schurz: Lebenserinnerungen, Bd. 1, Berlin 1906, S. 144).

Bereits 1934 schrieb E.H. Carr in seinem Buch Karl Marx a Study in Fanatism, daß zwischen den Roten und Schwarzen Diktaturen der damaligen Zeit der einzige Unterschied darin liege, „daß die erstere ihre marxistische Abstammung verkündet, während die anderen sie verleugnen“ (z.n. Walter Laqueur: Mythos der Revolution, Frankfurt 1967, S. 127).

Hitlerismus in Grün (Teil 2)

13. August 2025

Aus charakteranalytischer Sicht setzt sich der moderne Antisemitismus aus zwei konträren Elementen zusammen, deren Gemeinsames Funktionsprinzip die Genitalangst ist: das Bild des alten bärtigen Patriarchen, der unschuldige kleine Christkindlein kastriert; und der glutäugige, großnäsige Jud Süß, der mit viehischer Gier über blonde Jungfrauen herfällt. Vom Bereich der Sexual- in die Arbeitsenergie übertragen, finden wir dieses Gegensatzpaar im jüdischen Kapitalisten und jüdischen Bolschewisten. Bei dieser Dichotomie handelt es sich einfach um den nach außen projizierten Ödipuskomplex. Man rebelliert gegen den kastrierenden und ausbeuterischen Vater, bekommt es mit der Angst zu tun und unterdrückt die Rebellion nach dem Vorbild, das einem der Vater geboten hat.

So glaubte Adolf Hitler, wie er in Mein Kampf schreibt, „im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.“ Der Nationalsozialismus vereinigte in sich also die Revolution und die Reaktion. Er konnte die Erlösung bringen: wenn der Jude beseitigt ist, ist auch der Ödipuskonflikt gelöst und die Menschheit befreit. Die Endlösung war die nationalsozialistische Version der Sexuellen Revolution.

Das läßt sich am Ur-Nazi, Richard Wagner, exemplifizieren, dessen ganzes Leben ein einziges Aufbegehren gegen den ungeliebten jüdischen Stiefvater Ludwig Geyer war.

Dieses ödipale Moment findet sich heute insbesondere im sogenannten „Antizionismus“, der alle Probleme der Welt an einem geradezu grotesk unbedeutenden Lokalkonflikt (Israel ist so groß wie Hessen!) festmacht. Man erhebt sich gegen die angeblichen „Herrscher dieser Welt“ (die Freimaurer/Illuminaten/Bilderberger/das Finanzkapital, die glücklicherweise in einem kleinen Territorium greifbar sind) und solidarisiert sich dabei mit der denkbar finstersten Reaktion, dem islamischen Fundamentalismus.

Bei dieser faschistischen Rebellion der Nationalsozialisten und der heutigen Antizionisten (unter denen auch viele Juden sind – die Kapos der Jetztzeit) ging und geht es dabei nur vordergründig um Kapitalismus und „Zinsknechtschaft“. Primär geht es um ein Aufbegehren gegen Gott, das strafende Über-Ich, letztendlich gegen die Panzerung – es geht um Welterlösung.

Wirklich: die gesamte „Bewegung“ seit den 1970er Jahren ist nichts anderes als Hitlerismus in Grün!

Für Hitler unterscheidet sich der materialistische (d.h. „kapitalistische“, „unökologische“) Jude vom vergeistigten Christen dadurch, daß er sich nicht wie der Arier für ein Ideal opfern könne. Demgegenüber sei der opferwillige Arier in der Lage seine rein persönlichen Interessen zurückstellen. Überwindung des Egoismus in der sozialistischen Volksgemeinschaft, Gemeinschaftsgefühl, Glaube an Unsterblichkeit und ewige Werte sowie vor allem Aufopferungswille sei nur beim Arier ausgebildet.

Die grundsätzliche Gesinnung, aus der ein solches Handeln erwächst, nennen wir zum Unterschied vom Egoismus, von Eigennutz – Idealismus. Wir verstehen darunter nur die Aufopferungsfähigkeit des einzelnen für die Gesamtheit, für seine Mitmenschen. (Mein Kampf)

Insbesondere prangert Hitler als Folge der Prostitution die „Verjudung unseres Seelenlebens und Mammonisierung unseres Paarungstriebes“ durch „jüdische Mädchenhändler“ an und bringt das mit alle „Werte“ zerfressender Inflation, Wucher, „Zinsknechtschaft“, Profitgier und „Mädchenhandel“ in Zusammenhang.

Nach der Vorstellung Gottfried Feders, des Wirtschaftsexperten der NSDAP während der „Kampfzeit“, ist die „Zinsknechtschaft“ das eine Hauptübel der Welt, mit dessen Beseitigung sich alle anderen Übel von selbst erledigen würden. 1920 ging in das Parteiprogramm der NSDAP die Federsche Forderung nach „Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens“ und „Brechung der Zinsknechtschaft“, sowie nach der Todesstrafe für „gemeine Volksverbrecher, Wucherer, Schieber“ ein. Im Primärprozeßdenken sind „Schuld“ und „Schulden“ ein und dasselbe!

Feder hob stets hervor, daß 1919 er es gewesen sei, der Hitler seine erste grundlegende politische Erkenntnis vermittelt habe.

Die „rationale“ Funktion des nationalsozialistischen Antisemitismus bestand darin, daß er so gut wie der einzige ideologische Kitt war, der den Nationalsozialismus überhaupt zusammenhielt. (Desgleichen vereinigt heute der „Antizionismus“ die hoffnungslos zersplitterte Linke!)

Das, was für die Nazis und Stalinisten die Unterwanderung der Gesellschaft durch „Juden“ („Kosmopoliten“) und „Saboteure“ war, ist für die Linksliberalen die „soziale Gerechtigkeit“: ein Vorwand, mit dem sich alles rechtfertigen läßt.

Der Holocaust war in der UdSSR und später in allen anderen kommunistischen Staaten ein großes Tabu und wurde fast nie erwähnt, weil natürlich Kommunisten, nicht „zionistische Juden“, die Heroen des Antifaschismus hätten sein sollen. Entscheidender war aber wohl, daß man nicht die eigene „antizionistische“ Propaganda hintertreiben wollte, denn zur Zeit Hitler-Deutschlands und danach gab es in der Sowjetunion die Kampagne gegen den „Trotzkismus“, die eindeutig antisemitische Züge trug und durchtränkt war von der Vorstellung, aus dem Ausland würden politische „Krankheitserreger“ das Mutterland des Sozialismus vergiften.

Ganz wie die Nazis dem „Weltjudentum“ sowohl den „jüdischen Bolschewismus“ als auch den „Wall Street-Kapitalismus“ zur Last legten, galt der „Linksabweichler“ Trotzki als Werkzeug des internationalen Faschismus. Daß das stalinistische mit dem nationalsozialistischen Muster identisch war, zeigte sich aber erst in der Zeit von 1949 bis 1953 mit der Kampagne gegen den „wurzellosen Kosmopolitismus und Zionismus“, der für den zersetzenden Einfluß des prosperierenden, libertären „dekadenten Westens“ stand, der sich dergestalt in den „Zionisten“ (Juden) personalisierte. Sie würden den sowjetischen Volkskörper vergiften und stünden außerdem hinter den angeblichen „zionistischen Sabotage-Aktionen“ des Westens, bei denen krankheitserregende Bakterien und landwirtschaftliche Schädlinge, z.B. Kartoffelkäfer, in den sozialistischen Luftraum eingebracht würden.

Ähnliches geschah 1968 in Polen, als die Partei von „zionistischen Elementen“ gereinigt wurde – und der Kommunismus endgültig sein wahres, nämlich Nazi-Gesicht zeigte. Manche Historiker sehen in den damaligen antisemitischen Ereignissen in Polen, die an schierer Widerwärtigkeit einfach nicht mehr zu überbieten waren, den Anfang vom moralischen Ende des Weltkommunismus.

Und dieses rote Nazitum war kein Ausrutscher: es gehörte durchgehend zum Kommunismus. Das ging soweit, daß die KPD die NSDAP gegen Ende der Weimarer Republik in Sachen Antisemitismus überholen wollte. (Ähnlich der „antizionistischen“ „Antifa“ heute!)

Für die KPD waren „die Nationalsozialisten nichts anderes (…) als die Speerspitze von Bourgeoisie und Großkapital. Da letzteres auch aus Sicht der Kommunisten jüdisch dominiert war, prophezeite Politbüro-Mitglied Hermann Remmele das baldige Verschwinden des zweiten Teils des nationalsozialistischen Schlachtrufs „Deutschland erwache! Juda verrecke!“. In ihrer ideologischen Verblendung gingen sie sogar so weit, im jüdischen Großkapital die Hinterleute Hitlers zu sehen. So hieß es in der Roten Fahne über antisemitische Ausschreitungen der SA im jüdischen Scheunenviertel Berlins: „Die Pogrome, die diese von dem jüdischen Großkapital gut bezahlten Horden durchführen, sind Mörderfeldzüge gegen arme Proletarier, die nicht nur in dem tiefsten Elend dieser kapitalistischen Gesellschaft ihr Dasein fristen, sondern auch Sklaven einer mittelalterlichen Zurückgebliebenheit sind.“ (Ralf Georg Ruth: Hitler. Eine politische Biographie, München 2005)

Wie die Verhältnisse heute sind, nämlich ganz ähnlich, beschreibt hier Henryk M. Broder:

Der Antisemitismus war von Anfang an konstitutionelles Element der sozialistischen Emanzipationsbewegung. Wie August Bebel so schön sagte: „Der Antisemitismus ist der Sozialismus der Dummen.“ Dies sieht man z.B. bei Fourier und Proudhon, sowie natürlich bei Michail Bakunin, der über seinen Jünger Netschajew direkter Vorgänger von Lenin war. 1871 hatte dieser Papst des Anarchismus hitleresk über seine Persönliche Beziehung zu Marx geschrieben:

Nun, diese ganze jüdische Welt, die eine einzige ausbeuterische Sekte, ein Blutegelvolk, einen einzigen fressenden Parasiten bildet, eng und intim nicht nur über die Staatsgrenzen hin, sondern auch über alle Verschiedenheiten der politischen Meinungen hinweg, – diese jüdische Welt steht heute zum größten Teil einerseits Marx, andererseits Rothschild zur Verfügung… Dies mag sonderbar erscheinen. Was kann es zwischen dem Kommunismus und der Großbank gemeinsames geben? O! Der Kommunismus von Marx will die mächtige staatliche Zentralisation, und wo es eine solche gibt, muß heutzutage unvermeidlich eine zentrale Staatsbank bestehen, und wo eine solche Bank besteht, wird die parasitische jüdische Nation, die in der Arbeit des Volkes spekuliert, immer ein Mittel zu bestehen finden…

Aber auch Marx und Engels waren wütende Antisemiten, nicht anders als ihr nationalsozialistischer Gegenspieler Dühring, dessen alles bestimmender Antisemitismus vom Antisemiten Engels im Anti-Dühring bezeichnenderweise nur kurz gestreift wird. Nach Dühring sollte Privateigentum durch autonome republikartige Wirtschaftskommunen ersetzt werden. Aus dieser Bewegung ging einerseits die asketische, antisexuelle, hochneurotisch-kollektivistische Kibbuz-Bewegung über den Dühring-Schüler Franz Oppenheimer hervor, der Wirtschaftsberater Theodor Herzls war (und bei dem der Vater der Sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard 1924 promovierte). Andererseits geht die antitschechische, antiklerikale und antisemitische „Deutsche Arbeiterpartei“ (DAP), die 1904 in Trautenau in Böhmen gegründet wurde, unmittelbar auf Dühring zurück. Nach dem Krieg wurde über diverse Neugründungen daraus schließlich die NSDAP (– und gegen Ende des Nazi-Regimes wurde der indirekte Dühring-Schüler Ludwig Erhard vom Inland-Chef des SD, Otto Ohlendorf beauftragt, Wirtschaftskonzepte für den Fall der Niederlage auszuarbeiten…).

Die Hitler-Tochter Ulrike Meinhof hat in einem Interview gesagt, daß hinter Auschwitz ein wahres, von den Nazis ausgebeutetes antikapitalistisches Gefühl gesteckt habe, bei dem die Juden stellvertretend für die Kapitalisten vernichtet wurden. Diese Äußerung der „antifaschistischen“ Walküre war eine Reflexion von Marxens Gleichsetzung von Kapitalismus und Judentum. Nach der Wiedervereinigung hat ein Neo-Nazi-Führer und Ex-SED-Genosse vor Gericht ausgesagt, daß sein Wechsel vom Real- zum Nationalsozialisten nicht so verwunderlich sei, denn die BRD hasse er genauso wie früher, außerdem hätten schon Marx und Engels den Kapitalismus auf das Judentum zurückgeführt.

Diese Gleichsetzung geht auf Hegel und auf Fichte zurück, der 1808 nach einem Holocaust verlangte. Das war wiederum ein direkter Ausfluß der Lutheranischen kollektivistischen Zwangsmoral, hatte Luther doch schon 1543 in seiner Schrift Von den Juden und ihren Lügen für einen Holocaust plädiert. Die Juden symbolisierten das freie Unternehmertum einer separaten, also freien, amoralischen Menschengruppe, die sich nicht in die Volksgemeinschaft einpassen will und Profite und Zins von ihr abschöpft. Daraus entwickelte sich bruchlos das sozialistische Bild von habgierigen, sündhaften, unmoralischen, entarteten und bösen Kapitalisten, die das arbeitende Volk wie Vampire aussaugen. Im Grunde sind Nazis, Kommunisten (einschließlich originale Marxisten) und die heutigen ökologischen und pazifistischen Dritte Welt-Aktivisten alle von dieser Art christlichem antisexuellen Moralismus geprägt.

Sexualität und Arbeit (Teil 5)

4. August 2025

Frei nach Marx und Engels ist Arbeit kopfgesteuerte Tätigkeit, der Sexualakt wäre demnach sozusagen „genitalgesteuerte Tätigkeit“. Entsprechend sehen Arbeits- und Sexstörungen aus. Kopf und Genital: es sei erwähnt, daß Kopf (Kinn bei nach hinten geworfenem Kopf!) und Genital sich im Orgasmusreflex rhythmisch aufeinander zu und voneinander weg bewegen.

Arbeit und Sexualität sind je nach der soziopolitischen Panzerung anders gewichtet. Für den Konservativen, der die alte autoritäre Gesellschaft dominierte, drehte sich alles um die Arbeit. Problem war, daß das vor allem auf sexueller Verdrängung beruhte und entsprechend pornographische Vorstellungen ständig den Arbeitsfluß zu „zersetzen“ drohten. Deshalb war auch so viel von „Arbeitsmoral“ die Rede, die im Kern sexualfeindliche Moral war. Arbeit diente der Verdrängung.

Heute ist es genau umgekehrt: Traum und entsprechend Politik der Linken ist die Abschaffung der Arbeit und die Etablierung eines sorgenfreien Schlaraffenlandes, in dem nichts anderes als Lust herrscht. Gleichzeitig findet sich die beunruhigende Tendenz im Rahmen der „Emanzipation“ Sex in „Sexarbeit“ zu verwandeln. Wie selbstverständlich verkaufen Frauen bzw. Mädchen ihren Körper, bzw. das Abbild ihres Körpers, und fühlen sich dabei „emanzipiert“. Statt etwas zu sein, dem man sich ausliefert, wird der Geschlechtsakt (und sozusagen sein „Vorfeld“) zu einem Instrument. Zwinker:

Zwei Tote

30. Juli 2025

Die beiden Toten verband, daß der eine in den 1970er Jahren, als er am Stuttgarter Staatstheater war, Spenden für die Zahnbehandlung von RAF-Häftlingen sammelte. Es gehe um den Kampf für eine gerechtere Welt, verkündete er…

Anläßlich des Todes des mittlerweile fürstlich bezahlten pseudorevolutionären Staatskünstlers, Theaterregisseurs und Intendanten Claus Peymann hat die ARD-Unkultursendung Titel, Thesen, Temperamente folgendes Zitat von ihm ins Netz gestellt: „Kunst ist immer Widerstand, Widerspruch, das Gegenhalten, und in dem Moment, in dem das nicht mehr stattfindet, versiegt die Kunst.“ „Kunst“ als pseudointellektueller Krampf, nicht etwa als Apotheose von Liebe, Arbeit und Wissen, sondern von: Mord und Todschlag – der Titel von Peymanns Autobiographie von 2016. Nur so nebenbei bemerkt: an den Schulen des Kalifats Nordrhein-Westfalens wird im Geschichtsunterricht deutsche Geschichte jetzt ausschließlich als Kampf gegen Deutschland gelehrt, vom Bauernkrieg bis zu dem sich heute verschärfenden Kampf gegen Hitler: Widerstand, Widerspruch, Gegenhalten – gegen Blut und Boden! „Gesicht zeigen“, wie die stets vermummte Antifa. Krampf! Protest! Schreien, kotzen und mit Kot schmeißen! Und vor allem: Halt-ung!

Auf der anderen Seite: der Staatsfeind Nr. 1 der Besatzungszone BRD, Burschenschafter und Hegelianer Horst Mahler ist Tod, nach Jahren des nicht zuletzt wirtschaftlichen Elends. Obwohl er zu den Gründungsmitgliedern der RAF gehörte, ohne je jemandem körperlich geschadet zu haben, und sich ständig auf Marx bezog, gehörte er mit Sicherheit charakterstrukturell dem rechten Spektrum an, allein schon weil es ihm, wie unten im Video von ihm ausgeführt, darum ging, die Gesellschaft „autoritär“, d.h. auf dezentraler, lokaler Ebene zu organisieren, während Peymann, sozusagen der „Campino“ des verblödeten Bildungsbürgertums, sich in der „antiautoritären“ zentral gelenkten Gesellschaft wie die Made im Speck eingerichtet hatte und für die vermeintliche „Auf-Klärung“ des „lokalen reaktionären Gestrüpps“ kämpfte.

Es ging Mahler um „die Entfaltung Gottes in der Geschichte“. Während hingegen der linke (mechanistische) Charakter Peymann nur Abwehr war, d.h. ausschließlich in der Fassade (Engagement für „soziale Gerechtigkeit“) und vor allem in der Mittleren Schicht lebte (Häßlichkeit, Haß, Verachtung – „Widerstand, Widerspruch, das Gegenhalten“), vertrat Mahler den lebendigen Impuls, wenn auch mystisch (schwarz-faschistisch) verzerrt, was bei ihm vor allem durch die Hegelsche Philosophie zum Ausdruck kam mit ihrem Antisemitismus (bei Mahler verschlimmert mit seiner Holocaust-Leugnung und auch sonst verstörenden Obsession mit „den Juden“) und dem ihr inhärenten Zücht(ig)ungsprogramm, das gegen alles wirklich spontan Funktionierende gerichtet ist: das Freudsche „die Kultur geht vor“; die Verwirklichung der Platonischen Ideenwelt auf Erden, unsere „Vergöttlichung“, d.h. finale „Über-Ich-ung“.

Bezeichnenderweise bleibt von dem „ewigen Rebellen“ Peymann, für den Trump eine „böse Mißgeburt eines Alptraums“ war, nur der vollkommen hohle und wirklich abgrundtief verlogene Kampf gegen „die da oben“ und der schlichtweg schwachsinnige „Kampf gegen Räääächts“, also eine gähnende Leere, während Mahler so viel anspricht, was die zahllosen NACHRICHTENBRIEFler umtreibt. Der linke Peymann war einfach nur ein Wirrkopf, der uns nichts, aber auch rein gar nichts zu sagen hatte (die spezifische extreme Augenpanzerung des Linken), während Mahler ein ausgesprochen klarer Kopf mit einem bemerkenswert klaren Blick war – bei allen unüberwindlichen Abgründen, die uns von ihm trennen. Möge seine gepeinigte Seele in Frieden ruhen! DEUTSCHLAND WIRD LEBEN!