Charles Konia befaßt sich in seinem Artikel „Applied Orgonometry IV: Mysticism“ (The Journal of Orgonomy, Vol. 39, No. 2, Fall/Winter 2005, S. 60-69) u.a. mit einem recht überzeugenden Argument gegen die von Elsworth F. Baker entwickelte „sozio-politische Charakterologie“, derzufolge Konservative („verzerrter Kontakt zum Kern“) zum Mystizismus neigen, Liberale („fehlender Kontakt zum Kern“) eher zum Mechanismus. Seit den 1960er Jahren, d.h. seit dem Aufkommen der antiautoritären Gesellschaft, hat nämlich die Linke ein auffallendes Interesse für den Mystizismus gezeigt.
Wie diesen offensichtlichen Widerspruch erklären? Bakers Formulierungen gehen nicht tief genug, d.h. der alles entscheidende bioenergetische Unterschied zwischen Konservativen und Liberalen wird nicht klar formuliert: bei Konservativen steht die Emotion und das im Solar Plexus zentrierte „orgonotische System“ im Mittelpunkt, bei Liberalen die Sensation und das im Zentralen Nervensystem zentrierte „energetische Orgonom“.
Entsprechend können sich Liberale durchaus vom Ersatzkontakt „Mystizismus“ angesprochen fühlen, solange dieser ein „Head Trip“ bleibt. Während der „emotionale Rechte“ sich dem „unergründlichen Ratschluß Gottes“ unterwirft, versucht der „zerebrale Linke“, der sich zum Mystizismus hingezogen fühlt, die Welt in ihrem Innersten zu ergründen. Ein Gutteil dessen, was heute unter dem Titel „Orgonomie“ und 100 Prozent dessen, was unter dem Titel „Reichianismus“ abläuft, entspricht dieser Art von mystischer Perversion. Es ist Neurose, wenn nicht Emotionelle Pest und nichts außerdem.
Im Gegensatz zu den Mystikern der Rechten glauben die Mystiker der Linken, daß man im Diesseits Gesundheit („Ganzheit“) und Glück erlangen kann: holistische Medizin, spirituelles Wachstum, „Heilung“, etc. Typischerweise geht es um das Erlangen eines „höheren Bewußtseins“. Die Wahrheit hänge von der Sichtweise des Einzelnen ab, alles ist „relativ“. Von den etablierten Religionen, insbesondere aber von „Gott, dem Vater“ will man nichts wissen. Alles sei machbar.
Allen Arten von Mystizismus ist gemeinsam, daß sie Ersatz für sexuelle Befriedigung sind. Oder mit anderen Worten: ohne orgastische Impotenz kein Mystizismus.
Der Panzer verzerrt die ursprünglichen sexuellen Empfindungen und an ihre Stelle tritt der mystische Ersatzkontakt. Dieser ist antisexuell und gleichzeitig eben das: Ersatz für Sexualität. Bei den einen ist die Angst vor der Sexualität unmittelbar an die autoritäre Vaterfigur bzw. „Gott“ gebunden, bei anderen sind es pseudowissenschaftliche Theorien, die die antisexuelle Haltung rationalisieren. Man denke nur einmal daran, wie linke „Reichianer“ die Orgonomie mit Tantra, Taoismus, Yoga, Buddhismus und anderem extrem antisexuellen Theorien „erweitern“!
Zusammenfassend kann man sagen: Die religiösen Anwandlungen des Konservativen können inspirierend sein und auf tiefe zugrundeliegende Wahrheiten verweisen. Das zeigt sich etwa in Reichs Umgang mit dem Christentum in Christusmord. Die Entsprechung beim Linken bzw. „Liberalen“ ist fruchtlos, im Zweifelsfall destruktiv, in jedem Fall aber schlichtweg meschugge.
„Wer nach außen schaut, träumt; wer nach innen schaut, wacht auf.“ – C.G. Jung
Das ist die größte Lüge und die größte Wahrheit in einem Satz! Das übliche Geschwafel „weiser“ Männer!
Er ist eine Lüge, weil er die okulare Panzerung und die verkehrte Welt des Schizophrenen und Mystikers nicht nur beschreibt, sondern gutheißt. In der Außenwelt sieht der okular Gepanzerte keine räumliche Perspektive und keine geordnete Abfolge (Zeit), sondern das traumhafte Mäandern des funktionellen Bereichs „koexistierende Wirkung“. Daher all die Verschwörungstheorien, die Verbindungen und Kausalitäten sehen, wo es objektiv keine gibt. Auf der anderen Seite wird sein Innenleben immer trostloser und leerer. Das zeigt sich letztendlich in den Negativsymptomen der Schizophrenen und dem Ausbrennen von Mystikern, vor allem aber anhand des erschreckend profanen Innenlebens von religiösen Menschen, bei denen alles fein geordnet ist und alles seinen Platz in Schubladen hat.
Andererseits beschreibt Jungs Satz die Wahrheit, denn wenn wir um uns blicken, schauen wir auf die Matrix aus Lüge, Manipulation, Propaganda. Von Anfang an wurden der Charakter (die Panzerung) im allgemeinen und das Über-Ich (die psychologische Seite der Panzerung) im besonderen dem ungepanzerten Kind von außen aufgeprägt. Wir haben Unsinn inkorporiert und leben in einer unsinnigen Welt. Erst wenn wir es wagen, uns unseres wirklich eigenen unverfälschten Selbst bewußt zu werden (Kontakt aufzunehmen), wachen wir auf, d.h. die Panzerung wird fremd und lästig – und damit auch die Umwelt, die wir in Gestalt der Panzerung in uns aufgenommen haben.
Das Problem der „Reichianer“ ist, daß sie die Lüge und die Wahrheit miteinander vermengen. Deshalb sind tantrischer Buddhismus, der durch und durch schwule Sufismus, C.G. Jung und all dieser ultrareaktionäre Quark bei diesen Leuten so beliebt. „Turn on, tune in, drop out“ kommt der Wahrheit nahe und ist gleichzeitig die größtmögliche Lüge. DAS ist die Funktionsweise der Emotionellen Pest.
„Positives Denken“ ist kein Denken. Ich glaube an das „ganzheitliche Denken“, das Denken an das Ganze
Mechanismus und Mystik
Wahrheit versus Haß
Die Wahrheit benutzt die Liebe als Vehikel
Über Moralismus
Ein guter Weg, um sicherzustellen, daß jemand niemals das tut, was man von ihm möchte, ist, ihn zu drängen, es zu tun
Sadismus und seine Verkleidungen
Verletzlichkeit, Glaube, Hoffnung, Vergebung, Genesung, Auferstehung, Flexibilität und die Fähigkeit, Wut und andere Abwehrmechanismen fahrenzulassen, sind miteinander verbundene Phänomene
Was Leben und Tod betrifft habe ich natürlich keine Antwort, nur als Aussagen getarnte Fragen, wobei ich einen Verdacht noch gar nicht angesprochen habe: die abstrakte Natur des Bewußtseins an sich. Elementarteilchen sind identisch (schließlich können wir etwa Elektronen in keinster Weise „beschriften“!) und beispielsweise Zahlen sind identisch: zwei Birnen, zwei Äpfel – die 2 bleibt 2! Wer sagt uns, daß unser individuelles Bewußtsein nicht genauso geartet ist? Schließlich können wir Bewußtseinsinhalte ebenfalls nicht „beschriften“! Daß es auf der Welt nur EINEN Zahnschmerz gibt (also nur einen „ziehenden“, nur einen „pochenden“, etc.), nur ein Angstempfinden etc.? So daß wir auf einer gewissen Ebene genauso individuell sind wie ein Elektron oder „die 2“ – nämlich ganz und gar nicht! Ohne Individuum kein Tod.
Das bringt mich zurück zu Teil 1, denn die dort beschriebenen funktionellen Transformationen sind genau das: der Übergang vom Individuellen zum Allgemeinen, sozusagen von „Äpfeln“ und „Birnen“ zur „2“. Letztendlich interessieren uns philosophische Fragen, wie die nach dem Leben nach dem Tod, nicht, sondern nur die orgonenergetischen Funktionen, die sich hinter der Frage und ihren vermeintlichen Antworten verbergen. Die Orgonomie ist keine Weltanschauung, sondern die Untersuchung der Grundlage aller denkbaren Weltanschauungen. Jede dieser Weltanschauungen hat irgendwo recht, aber sie kann nicht sagen, wo und wieso und auch wann sie recht hat und wann nicht! Funktionalismus!
Zum Abschluß noch der Verweis auf schamanistische „Astralreisen“, also das willentliche Verlassen der Seele aus dem Körper. Der wohl überzeugendste Hinweis darauf, daß es ein Leben nach dem Tode geben könnte. Was leider nicht gesehen wird, ist, daß man mit derartigen Praktiken, insbesondere auch Drogen, „Wesenheiten“ ein Einfallstor bietet, die alles tun, um dich zu vernichten. Ein Beispiel ist die folgende junge Frau, die auf Astralreisen ging bis sie eines Tages während einer solchen „Reise“ unvermittelt von ihrem Freund angerufen wurde und panikartig in ihren Körper zurückkehrte. Seit diesem Tag wurde sie von haßerfüllten und pornographischen Gedanken geplagt, die sich fremd anfühlten, als wären es nicht ihre eigenen Gedanken.
Oder wie es in einem Kommentar unter dem Video heißt:
Ich habe das Gleiche durchgemacht. Es gab einen spirituellen Weg namens Eckankar, bei dem sich der Glaube auf Astralreisen konzentrierte. Eines Nachts schlüpfte ich aus meinem Körper. Ich war entsetzt und zog mich zurück in ihn, was extrem schwer war. Danach hatte ich tagelang das Gefühl, von etwas Bösem heimgesucht zu werden. Ich vermied den Schlaf.
Reichs Schüler Elsworth F. Baker glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod, mußte aber zugeben, daß ihn Berichte über „Geister und Gespenster“ in dieser Hinsicht unsicher machten. Sie stammen, so der Volksglaube, von Menschen, die unvermittelt und meist auf grausame Art aus dem Leben gerissen wurden. Sie haben sozusagen gar nicht mitgekriegt, daß sie gestorben sind und „spuken“ seitdem weiter.
Ich erwähne zum Abschluß diese, wenn man so will, „spirituellen Unfälle“, weil wir möglicherweise allesamt Kurpfuscher sind und uns selbst und unseren Mitmenschen ungeheuren Schaden zufügen, weil wir einen zentralen Bereich unserer Existenz als beseelte Wesen ignorieren und „das Leben nach dem Tod“ irgendwelchen verpeilten Mystikern überlassen. Außerdem verweise ich zurück auf meine Ausführungen über Kinder und Greise, die „nicht ganz von dieser Welt sind“, sondern in einer „magischen Welt“ leben. Dazu muß man sich der Tatsache gewahr sein, daß ein Gutteil der „Kinder der Zukunft“, konkret die Kinder und Kindeskinder von Reich-Anhängern, teilweise eine absolute Katastrophe waren. Wissen wir, was wir tun, wenn wir Kinder „ohne Gott“ aufwachsen lassen? Ich weiß nicht, aber es kann sein, daß wir einen riesigen Fehler begehen. Übrigens versuchte Reich am Ende, als alles düster und hoffnungslos war, seinem Sohn Peter das Beten nahezubringen…
…und noch etwas: genauso wie man alles tun sollte, um seine Kinder ungepanzert in die Welt zu schicken, sollte man alles tun, um selbst diese Welt ungepanzert zu verlassen. Wie ich bereits sagte: die Panzerung macht deine Träume zu Alpträumen – genauso könnte die Hölle auf dich warten, wenn du gepanzert ins „Jenseits“ trittst.
Die meisten Menschen treibt die Angst um, daß ihre bewußte Existenz zusammen mit dem Absterben der körperlichen Funktionen verschwindet, wie eine Kerzenflamme, wenn das Kerzenwachs aufgebraucht ist. Mich treibt die genau gegenteilige Befürchtung um – etwas, was ich im übrigen mit Milliarden von Hindus, Buddhisten und vielen Animisten teile. Sie glauben, dieses „Feuer“ brenne weiter von der Sehnsucht getrieben eine neue Kerze anzufachen.
Um Gottes Willen! Ich merke, daß ich mich gerade erst anfange mich warmzuschreiben, deshalb endlich Schluß mit dem Thema 😉
[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Nimmt man die Darwinistische Biologie ernst, müßte die Welt ein Sade’scher Horroralptraum sein voller „militärisch“ mißgestalteter und übelriechender hochtoxischer Freßroboter, die sich gegenseitig massakrieren. In Teilbereichen ist es ja tatsächlich so und übertriebene Naturromantik ist unangebracht. In Bambi haben sich fiese Parasiten eingenistet und auf der nächsten Lichtung wird es von einem Wolfrudel zerfleischt werden. Selbst ein ach so romantischer lichter Wald beruht darauf, daß sich die Bäume gegenseitig das Licht nahmen und zum verdorren brachten und mit chemischen Waffen den Boden für Konkurrenten vergifteten. The suvival of the fittest!
Diese, for lack of a better term, „mechanische Biologie“ entspricht eins zu eins dem Kapitalismus. Ich kaufe eine Firma, zerschlage sie und verkaufe die Firmenkadaver mit Profit und kriege noch eine fette Provision von der Konkurrenz. Das gewonnene Geld investiere ich dann in Waffen-, Drogen- und Organhandel.
Tatsächlich sieht die Realität aber etwas differenzierter aus: der Wald, wirklich jedes einzelne Blatt und jedes einzelne Tier und seine Organe sind orgonomförmig („bohnenförmig“) und pulsieren orgonotisch. Synergien, Kooperation, Erstrahlung und orgonotische Anziehung bestimmen das Bild. Im gesellschaftlichen Bereich entspricht das der Arbeitsdemokratie. Genauso im menschlichen Sexualleben. Natürlich wird es von Darwinistischen, evolutionsbiologischen Mechanismen bestimmt. Frauen sind in dieser Hinsicht unerbittlich, ohne es bewußt zu wollen. Reine Marionetten ihrer egoistischen Gene.
Doch, wieder, so kann die Natur auf allen diesen Ebenen („Wald“, Ökonomie, Sexualleben) nicht wirklich funktionieren. Es käme, als Physiker gesprochen, zu einer „Ultraviolettkatastrophe“, d.h. nach den Gesetzen der Thermodynamik bzw. einfach nach der energetischen Effizienz, würde alles in Mord und Todschlag sozusagen „zerstrahlen“. Wie so etwas aussieht, sehen wir gerade am rapiden Zerfall des Westens. Bzw. würde alles „zerstrahlen“, gäbe es nicht die „Quanten“, d.h. die oronotischen Form- und Funktionsgesetze.
Die Sade’sche Evolutionsbiologie ruht auf einem orgon-biophysikalischen Unterbau, ist von diesem abhängig und kann nur mit den Bauelementen arbeiten, die dieser zur Verfügung stellt. Der mörderische Kapitalismus ist von der Arbeitsdemokratie abhängig, die fundamentaler ist und der brutale Dating-Markt ruht auf der Genitalität, dem Liebesglück. Diese ist die Grundlage von allem, denn ohne es gäbe es keine emotional gesunden Kinder, die von glücklichen Müttern in harmonischen, befriedigenden Zweierbeziehungen herangezogen werden. Ohne diesen Hintergrund wären wir alle Killerroboter und die Gesellschaft wäre dem Untergang geweiht. Wie gesagt: man betrachte den gegenwärtigen Untergang des Westens und spreche mit Kindergartenbetreuerinnen und Psychiatern!
Aus genau diesem Grund werden die „Nihilisten“ und Leute wie Laska ewig aneinander vorbeireden. Und genau das ist der Grund, warum Reich „zum Mikroskop griff“, als er an den beiden Sperrspitzen der Aufklärung: der mentalhygienischen und arbeiteremanzipierenden Seite so dramatisch scheiterte.
LaMettrie, Stirner und Reich hatten ein Grundvertrauen in „die Natur“ („freie Kindererziehung“), während für ihre Gegner die Natur gleichbedeutend mit der Hölle ist. Nicht von ungefähr warfen die Marx-Anhänger Reich immer „Biologismus“ vor, womit sie ihn untergründig in die Nähe Hitlers rückten. Was beide Parteien nicht sehen, ist, daß es um drei Bereiche geht: erstens den „funktionellen“ „bioenergetischen“, den Reich beschrieben hat und den die antiaufklärerischen Mystiker („Gott“) und die Aufklärer („Vernunft“) auf verzerrte und deshalb letztendlich destruktive Weise „anbeten“ – es ist das Über-Ich, das den zweiten, destruktiven Bereich erzeugt (all den individuellen und gesellschaftlichen Horror, gegen den das Über-Ich dann mobilisiert werden muß – in einem Circulus vitiosus). Daneben gibt es einen dritten Bereich, der LSR angreifbar macht und den die Gegner gerne als Waffe benutzen (Stichwort „Rousseauismus“): die unerbittliche „mechanische“ Natur (egoistische Gene, Empfängnisverhütung, Krankheit und Naturkatastrophen, natürliche Auslese).
Die drei Bereiche werden beispielsweise von Reich (1), Freud (2) und den Nationalsozialisten (3) verkörpert. Der Neonazi Michael Kühnen hat in etwa gesagt: „Wir Nationalsozialisten werden letztendlich siegen, weil wir die einzige Partei sind, die die Gesetze der Biologie vertreten!“ Deshalb hatte er in den 1980ern auch Sympathien für die Grünen, die „biologische Partei“ – doch die Grünen verkörpern den Bereich des Gutmenschen (2). Der „bioenergetische“ Bereich steht grundsätzlich außerhalb der Politik (1).
Liebe, Arbeit und Wissen bedeuten LiebesGLÜCK (Reichs Orgasmustheorie), ArbeitsFREUDE (das, was Reich ursprünglich als „Sozialismus“ bezeichnet hat) und WißBEGIERDE (die Grundlage der Summerhill-Erziehung). Siehe dazu auch die ursprüngliche Formulierung von Reichs Motto, das er ab 1942 jedem seiner Schriften voranstellte: „Liebesglück, Wissen und Arbeit sind die Säfte unseres Lebens! Sie sollten es auch regieren!“ Das ist der Schlußsatz von Die natürliche Organisation der Arbeit in der Arbeitsdemokratie, seiner ersten Arbeit zur Arbeitsdemokratie vom Januar 1939.
Zuvor war dieser Satz bereits in Reichs Artikel „Selbstverständlichkeiten“ aufgetaucht, den Reich 1938 in seiner Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie veröffentlicht hatte:
Liebesglück, Wissen und Arbeit sind die Säfte unseres Lebens! Sie sollen es auch regieren!!
Arbeit ist die Grundlage des Lebens, Liebesglück sein Inhalt!
Arbeit soll nicht Pflicht, sondern ein Stück Lebensfreude sein!
Ohne Liebesglück würde alles keinen Sinn machen. Das geben selbst die Mystiker zu, auch wenn sie dieses Glück ins Jenseits verlagern. Dem Problem der Arbeitsfreude widmete Reich einen ganzen Abschnitt in der Massenpsychologie des Faschismus („Das Problem der ‚freiwilligen Arbeitsdisziplin‘“). Es gelte den Gegensatz zwischen Lebensfreude und Arbeit aufzuheben, d.h. die zwanghaft-unlustvolle durch die natürlich-freudige Arbeitsleistung zu ersetzen, die Arbeit von einer lästigen Pflicht in eine lustvolle Bedürfnisbefriedigung zu verwandeln und dergestalt eine Arbeitsdemokratie zu errichten.
Und was das Problem des freiwilligen Lernens betrifft, sei an Reichs Sexpol-Zeit erinnert:
Die sexualpolitische Arbeitsgemeinschaft in Berlin hatte einen ersten Anlauf unternommen, es mit der sexualökonomischen Kinderarbeit zu versuchen, und zu diesem Zwecke eine Erzählung kollektiv zusammengestellt, Das Kreidedreieck, Verein zur Erforschung der Geheimnisse der Erwachsenen. (…) Es wurde beschlossen, die Broschüre in einer Fichte-Kindergruppe vorzulesen und die Reaktion der Kinder abzuwarten. Man hätte gewünscht, daß alle diejenigen, die bei der Nennung der sozialen Sexualökonomie verächtlich die Schultern zucken, anwesend gewesen wären. Zunächst waren, statt wie sonst etwa zwanzig, siebzig Kinder anwesend. Während nach den Berichten die Funktionäre sonst nur teilweise Aufmerksamkeit herrschte, Ruhe schwer zu erzielen war, lauschte diesmal alles gespannt, die Augen glühten, die Gesichter bildeten einen einzigen hellen Fleck im Saale. An manchen Stellen wurde die Vorlesung mit heller Begeisterung unterbrochen. Am Schlusse wurden die Kinder aufgefordert, ihre Wünsche und ihre Kritik vorzubringen. Viele meldeten sich. Und man mußte sich vor diesen Kindern seiner Prüderie und Befangenheit schämen. Die pädagogischen Bearbeiter der Erzählung hatten beschlossen, die Frage der Empfängnisverhütung nicht einzubeziehen, ebenso wie die der kindlichen Onanie wegzulassen. Prompt kamen Fragen (…). Der erste vorgelesene Teil enthielt vorwiegend sexuelle Aufklärung; die Gruppe hatte jedoch die Absicht, dem ersten Band einen zweiten anzufügen, der den Kindern von diesen Fragen ausgehend die sozialen Fragen schildern sollte. Das wurde mitgeteilt. „Wann kommt der zweite Band; wird er auch so lustig sein?“ Wann hat je eine Kindergruppe derart stürmisch nach sozialen Broschüren gefragt? Sollten wir daraus nicht lernen? Gewiß, wir müssen: Die Kinder müssen durch Bejahung ihrer sexuellen Interessen und Befriedigung ihrer Wißbegierde zu sozialen Interessen erzogen werden; sie müssen das unerschütterliche Gefühl bekommen, daß ihnen das die politische Reaktion nicht geben kann. Und man wird sie massenweise gewinnen, in allen Ländern gegen die reaktionären Einflüsse immunisieren und – was das Wichtigste ist – tief an die revolutionäre Freiheitsbewegung binden. Doch zunächst stehen zwischen dieser Leistung und den Kindern nicht nur die politische Reaktion, sondern auch die „Moralischen“ im Lager der Freiheitsbewegung. (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 183f; Hervorhebungen von Reich)
Letztendlich geht es beim Wissensdurst darum, daß die in einer Membran eingeschlossene organismische Orgonenergie sehnsuchtsvoll zur freien kosmischen Orgonenergie strebt (siehe das Schlußkapitel von Die kosmische Überlagerung).
Der Rote Faden (Band 2): 55. Die „Liberalen“ und die Kommunisten
26. Dezember 2023DER ROTE FADEN (Band 2): 55. Die „Liberalen“ und die Kommunisten
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