Paul Mathews:
Über Panzerung, Krieg und Frieden
Am 13. März 2011 wurde auf BBC Radio 3 folgende Sendung über Reich gebracht:
http://www.bbc.co.uk/programmes/b00zddlm
Außerdem verwies ich auf den „orgonomischen“ Regisseur Jon East, der ein vierteiliges Drama über Summerhill gedreht hat, die man hier sehen kann:
https://vimeo.com/channels/194093
Robert machte auf zwei Nachrufe, einer zu Alexander Lowen von David Boadella, einer zu Eva Reich von ihrer Tochter Renata aufmerksam:
http://www.traumaheilung.ch/Literatur/literatur.html
Darauf merkte ich an, daß Boadella ein schlimmer Wirrkopf war. Zitat Boadella: „Wohingegen die späten Vegetotherapeuten den Charakter vernachlässigten, hat Lowen die ‚somatische‘ Analyse in seinen therapeutischen Ansatz zurückgebracht. Lowen glaubte sehr an den Wert der emotionalen Katharsis, die Entladung von starken Energien der muskulären Panzerung.“ (sic!)
Des weiteren verwies Robert auf folgendes „ohne Kommentar“: Reichian Growth Work. Melting the Blocks to Life and Love
http://homepage.ntlworld.com/n.totton/reichintro.htm
O. wies auf Wilhelm Reich, das Schreiben, meine Neurose und ich von Jan Decker hin, der wie folgt anfängt:
Das Schreiben entspringt einem neurotischen Bedürfnis, daran besteht gar kein Zweifel. Wer völlig ausgeglichen durch die Welt geht − und das ist doch ein wünschenswerter Zustand − wird nicht zu Papier und Feder greifen, um seine inneren Konflikte auszugleichen. Daß Schreiben heute im Kontext einer für neurotische Zustände anfälligen Gesellschaft stattfindet, macht das Schreibbedürfnis nicht schlechter oder besser. Es richtet sich nicht primär nach der jeweiligen Gesellschaft, in der es stattfindet, eher sucht es in jeder Gesellschaft seine eigenen kanalisierten Wege. Einen Roman der Finanzkrise wird es solange nicht geben, bis ein Schriftsteller sich an diesem Stoff entzündet − und das ist keine Frage der Wahrscheinlichkeit, sondern eher der Unwahrscheinlichkeit.
Klicke, um auf jan-decker-wilhelm-reich-das-schreiben-meine-neurose-und-ich.pdf zuzugreifen
Dazu Peters Kommentar 2015: Diese Leute mögen sich noch so sehr auf Reich berufen, letztendlich sind es doch Freudianer. Alles wird bei ihnen zu einer Kompensation, Reaktionsbildung, Sublimierung, Ersatzhandlung, d.h. Ausdruck der Panzerung. Beispielsweise das Schreiben ist nie einfach nur Ausdruck der Lebensenergie. Offenbar ist für sie der ungepanzerte Mensch nur ein sich lustvoll räkelndes Tier. Das ist die Freudsche unversöhnliche Trennung von Kultur und Natur in einem anderen Gewande.
Robert machte auf folgende Quelle von pdf-Dateien von Reichs Arbeiten aufmerksam:
http://ebookbrowse.com/search/wilhelm-reich
Ich auf das Archiv von Aurora Karrer:
Robert zitierte auch Joseph Wortis: Meine Analyse bei Freud, Verlag Integrative Psychiatrie, Innsbruck, Wien 1994:
14. Dezember 1934: [Joseph Wortis] „Von dem, was ich beobachtet habe“, sagte ich, „scheinen es genau die Menschen zu sein, die ihren Trieben freien Lauf lassen, die dann am freundlichsten und am besten gelaunt sind. Diejenigen, die sich zuviel einschränken, werden mürrisch und verbittert; mir scheint, die unglücklichen Leute sind die gefährlichsten.“
[Sigmund Freud] „Eine berechtigte Behauptung“, erwiderte Freud. „Das ist auch wahr. Es hängt vom Grad und der Qualität ab. Alles mit Maß. Das haben sie offensichtlich auch in Rußland entdeckt. Zuerst wurde alles frei und hemmungslos, aber dann stellte sich heraus, daß es nicht funktionierte. Ein Analytiker namens Wilhelm Reich ging nach Rußland, unterrichtete dort und erzählte soviel von Promiskuität, daß sie ihn schließlich aufforderten zu gehen“. (p. 101)
31. Januar 1935: [Sigmund Freud] „Der kommunistische Preis für intellektuelle Freiheit ist zu hoch. Kommunismus bedeutet intellektuelle Diktatur, und er ist nicht mit der Psychoanalyse vereinbar, weil er zu dogmatisch ist. Reich, ein talentierter Psychoanalytiker, muß wahrscheinlich die psychoanalytische Bewegung verlassen, weil er Kommunist wurde und seine Ansichten änderte. Er glaubt beispielsweise, daß der Aggressionstrieb und die sexuellen Probleme Produkte des Klassenkampfes sind anstatt angeborene biologische Triebe”. (p. 156)
Robert kommentierte: Zu Freuds Bemerkung ist anzumerken, daß Reich zu dieser Zeit auf Wunsch Freuds schon ein Jahr vorher aus der I.P.Vereinigung ausgeschlossen worden war. Womöglich hoffte er, Reich würde seine ‘Fehler’ einsehen und wieder zurück zur Psychoanalyse kommen.
Peter ergänzt 2015, daß Reich am 17. Februar 1955 an Neill über Wortis‘ Fragments of an Analysis with Freud schrieb: „Er ist ein geschickt manipulierter Helfershelfe der amerikanischen rotfaschistischen Verschwörer. Ich glaube nicht, daß Freud jemals so etwas zu ihm gesagt hat. Das Zeugs wurde von Moskauer Gangstern, die mich fürchten, in seinen Text geschleust.“
Robert: Aus der Reihe „Ehemalige Schüler und Studenten Reichs“: Zitat aus dem Buch: Friedrich Stadler (Hg.): Vertriebene Vernunft I. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930-1940. Reihe: Emigration – Exil – Kontinuität. Schriften zur zeitgeschichtlichen Kultur- und Wissenschaftsforschung, Bd. 1, 2. Auflage, 2004:
Stella Klein-Löw, geb. Herzig, wurde 1904 in Przemysl in Galizien geboren. Sie studierte klassische und moderne Philologie und Psychologie an der Universität Wien. Zu ihren Lehrern zählten Karl und Charlotte Bühler und Wilhelm Reich. Sie war Mitglied des Verbandes der sozialistischen Studenten und ab 1922 auch Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Von 1933 bis 1939 unterrichtete sie an einem jüdischen Privatgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht. Als Jüdin und Sozialistin hatte sie keine Chancen auf eine andere Stelle. 1939 erhielt sie eine Einreisebewilligung als Hausgehilfin nach Großbritannien […]
Ich habe von James DeMeos Orgone Biophysical Research Laboratory verlinkt:
1.) Experimental Confirmation of the Reich Orgone Accumulator Thermal Anomaly. Subtle Energies, Vol. 20, No. 3, pp. 17-32
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Abstract: Experimentelle Untersuchungen wurden vom Autor durchgeführt hinsichtlich der thermische Anomalie (To-T) innerhalb des Orgonenergie-Akkumulators (ORAC). Ein Phänomen, das zunächst von Dr. Wilhelm Reich beobachtet wurde, der das ORAC-Gerät erfunden hat. Diese thermische Anomalie entsteht, Reichs Theorie zufolge, durch das dünne, sich pulsierend bewegende Orgonenergie-Kontinuum, das innerhalb der ORAC konzentriert ist und durch Reibung eine thermische Erwärmung der Luft erzeugt. Die experimentellen Beweise, die hinter Reichs Theorie und Behauptungen stehen, werden behandelt und auf ähnliche Konzepte in den modernen Wissenschaften verwiesen. Die Orgonenergie entspricht in vieler Hinsicht dem älteren kosmischen Lichtäther, da es den gesamten Raum erfüllt, es erfüllt aber auch die Rolle einer atmosphärischen-biologische Lebensenergie, da sie pulsiert und erregbar ist und lebendes Gewebe auflädt. Im To-T-Experiment wurde die Lufttemperatur im oberen Teil eines 10 cm großen kubischen ORAC gemessen und mit der Temperatur innerhalb einer thermisch ausgewogen aber nicht orgon-ansammelden Kontrolle verglichen, gemäß den Protokollen Reichs. Außerordentliche Mühen wurden bei der Konstruktion des Gerätes und bei Kontrollverfahren aufgewandt, mit einer Instrumentierung, die bis auf ~0.002 °C kalibriert wurde. Das Experiment wurde in einem gut belüfteten, aber völlig abgeschatteten im Freien stehenden thermischen Unterstand vorgenommen, der speziell für die Auswertungen konstruiert wurde. Unter optimalen Bedingungen für das Funktionieren des ORAC (d.h. niedrige Luftfeuchtigkeit, schwacher oder kein Wind, klarer Himmel) wurde eine zyklische positive thermische Anomalie systematisch festgestellt, mit einem Durchschnitt von +0,13 °C Unterschied in zwei 10-Tage dauernden experimentellen Läufen, die hier vorgestellt werden mit Maxima von täglich etwa +0,5° C wärmer als die Kontrolle und Minima bei etwa –0.1 °C. Die Experimente bestätigten Reichs Behauptungen von einer leichten spontanen Erwärmung innerhalb des ORAC, der keine bekannte Energiequelle hat, wenn man von klassischen auf dem „leeren Raum“ beruhenden Bewertungsmaßstäben ausgeht.
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2.) Following the Red Thread of Wilhelm Reich: A Personal Adventure. Edge Science 5, October-December 2010, p. 11-16.
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Ich las Dr. Wilhelm Reichs Buch Ausgewählte Schriften, als ich noch ein Bachelor-Student war, und fand es spannend und atemberaubend. Ich konnte es kaum weglegen. Das Buch skizziert eine ganze Reihe von neuen Entdeckungen, von der Biologie der Sexualität bis hin zu Emotionen und Krebs und somit zur Biophysik, atmosphärische Wissenschaft und Kosmologie. Mit Erstaunen erfuhr ich, daß seine Bücher verboten und verbrannt worden waren, zuerst in Europa, dann später durch die US Food and Drug Administration, die auch Reichs Tod im Gefängnis bewerkstelligt hat. Dies verstärkte nur meine Neugier. Nur Wissenschaftler von historischer Bedeutung erlitten solch ein Schicksal. Seine Wissenschaft von der Lebensenergie, die er als Orgonomie bezeichnete – nach der Orgonenergie, die er entdeckt hatte – bot derartig viele hoffnungsvolle Entwicklungen für eine leidende Menschheit. Ich konnte nicht einfach ruhegeben, ohne zu wissen, ob es wahr war oder nicht. Und so folgte ich dem roten Faden, den Reich wie im Mythos von Ariadne im Labyrinth hinterlassen hatte, wohin er auch führen würde. …
Im Diskussionsforum wurde auch die „offizielle Stellungnahme der Wilhelm Reich Gesellschaft vom 30.4.1995“ erneut diskutiert. Sie lautete:
Die WRG maßt sich weder eine Alleininterpretationsherrschaft zu den Forschungen und Arbeiten von Wilhelm Reich an, noch wird sie sich gegen wissenschaftlich notwendige Korrekturen stellen … Wir interpretieren den Orgonbegriff Reichs als universelles Lebens- und Liebesprinzip … Während Reichs Erkenntnisse auf biologischen, medizinischen und therapeutischen Gebiet eine zunehmende Evidenz und Bedeutung zukommt, sind Reichs quantitative Formeln als physikalische Definitionen nicht haltbar. Die Begriffe Orgonspannung und Orgonenergie bedürfen einer Korrektur und Neudefinition.
Dazu O.: Eine solche Aussage der WRG wurde meines Wissens nicht zurückgenommen und zeigt eine, wie ich meine, bedenkliche Grundhaltung der WR-Szene. Damit ist das Orgon sicher nicht abgeschafft worden, doch die physikalische Existenz einer Orgonenergie wird hier von der WRG bestritten, ohne eigene Experimente durchgeführt zu haben (…).
Peter kommentierte: Ein vages „Lebensprinzip“ wurde von allen möglichen Leuten „anerkannt“ und auch „genutzt“. Das reicht von „Tantrikern“, über „Shaolin-Mönche“ bis hin zum „Ahnenerbe der SS“. Das besondere an der Entdeckung des Orgons ist seine Greifbarkeit, seine „Unmittelbarkeit“ – sie zwingt den Körper mitzuschwingen, mitzupulsieren, sich hinzugeben. Die besagten „Leute“ hingegen, halten die Lebensenergie sozusagen auf Distanz und reduzieren sie auf möglichst statische Teilfunktionen, etwa „Erstrahlung“. Der Unterschied wird insbesondere am okularen Segment deutlich: während die besagten „Leute“ typischerweise einen verschleierten Blick haben und in einer „zweidimensionalen“, „flachen“ Welt leben, weitet sich bei korrekt durchgeführter Orgontherapie parallel zum wachsenden Kontakt mit der organismischen Orgonenergie und aufkommenden Strömungsempfindungen das okulare Segment und man beginnt genuin dreidimensional zu sehen.
Peter schrieb damals im Diskussionsforum: Neulich habe ich buchstäblich mit offenem Mund vor dem PC gesessen, als ich das von Dorothea Fuckert las – die Quelle ist heute, 2015, aus dem Netz verschwunden:
Heilung ist Entfaltung unserer vielschichtigen Gesamtheit und göttlichen Natur. Denn hinter den Körpersymptomen, emotionalen Beschwerden und negativen Gedanken schlummert ein riesiges Potential, das auf seine Entfaltung wartet. Dies ist als Evolutionsweg im menschlichen Bewußtsein angelegt. Es ist die Göttlichkeit in jedem Einzelnen, denn wurden wir nicht nach göttlichem Ebenbild erschaffen? Diese Annahme wird dadurch belegt, daß wir bisher nur 15% unserer Gehirnfunktionen kennen und nutzen. Das heißt, unser IQ liegt bei 15%, und unser begrenzter Verstand kann noch nicht erfassen, was 100% bedeuten würde. Diese Tatsache ist kein bedeutungsloser Zufall der Natur, sondern besagt, daß noch 85% zu erkennen und zu entwickeln sind. Wo liegt dieses Potential, wie sieht es aus und welches sind die Schlüssel, um es zu erschließen? In unseren 7 feinstofflichen Hauptchakras (Energietransformatoren) sind jeweils 12 unterschiedliche Ressourcen, Qualitäten und Energien eingebettet und warten auf ihre vollständige Aktivierung. Diese 84 Ressourcen können aus den energetischen Verdichtungen der entsprechenden Körperbereiche gelöst und als göttliche Qualitäten gelebt werden. Das letztendliche Ziel dieses Entwicklungsweges ist Liebe als die universale Schöpfungs- und Heilungskraft. Das Seminar bietet gleichzeitig einen Überblick an über die Ausbildung „Chakra-Heilung und Einweihungsweg nach St. Germain“
Ja wirklich: der Graf von Saint Germain! Auf den Unsinn mit den „Gehirnfunktionen“ will ich gar nicht erst eingehen. https://de.wikipedia.org/wiki/Zehn-Prozent-Mythos
O.: Fuckerts rechtfertigen ihren Esoteriktrip wie folgt: ” …Unsere Behandlungsangebote entwickelten sich mit unserer eigenen Entwicklung. Nicht zuletzt wäre auch Reich nicht auf dem damaligen Stand stehen geblieben, sondern hätte ganz sicher seine energetische Forschung und Therapiemethode weiterentwickelt. Er gelangte in den letzten Jahren vor seinem Tod in spirituelle, kosmische Bereiche und wäre wohl dort auch weitergegangen.” http://www.fuckert.de/wilhelm-reich-institut/uber-unser-institut
Warum dann noch mal auf Reich sich beziehen? Fällt der Abschied so schwer? Hr. Dr. Fuckert tritt aus dem Schatten seiner Frau und gibt sich die Ehre mit der Mischung Homöopathie und Reich. Ich hoffe er versteht wenigstens von einer Sache etwas und kann es auch verständlich erklären, ansonsten bleibt es bei einer geschüttelten homöopathischen Dosis über Reich. Es ist völlig unverständlich, warum nach dem Achtziger Artikel über die Wundheilungen, nichts mehr wesentliches folgte. (s. Müschenich & Gebauer 1986) Die Fuckerts wollen nun – so angekündigt, die „Reichsche Forschung“ verlassen. – Thanks for leaving this Sector!
Peter 2015: Zu Homöopathie und Orgonomie siehe meinen Beitrag Buchbesprechung: LEBENSKRAFT UND KRANKHEITSDYNAMIK von Manfred Fuckert .
Peter: Sie ist Mitglied beim Institute for Orgonomic Science (IOS) und veröffentlicht in deren Annals. Dazu mein folgender Eintrag 2011: Herskowitz war, als letzter Schüler Reichs, diesem bis zu seinem Tod treu. Danach ist er (neben Duval) der einzige amerikanische Orgonom der alten Garde gewesen, der Baker treu geblieben ist. Nach dessen Tod wechselte er zum IOS, das zuvor einige Orgonomen (darunter Bakers Sohn) gegründet hatten, weil sie glaubten, daß mit Baker das passiert sei, was allen alten Leuten früher oder später widerfährt: als erstes geht die Urteilskraft flöten. Ob das bei Baker der Fall war, ist fraglich. (Es ging darum, ob man Millionen in eine Zentrale im ultrateuren, aber prestigeträchtigen Princeton stecken sollte. Um irgendwelche theoretischen Fragen ging es – jedenfalls zunächst – nicht.) Ich fürchte jedoch, daß das mit dem Verlust der Urteilskraft auf Herskowitz definitiv zutrifft. Es gibt aber m.W. nicht auch nur den kleinsten Hinweis darauf, daß Herskowitz zum Mystiker geworden wäre oder sonst irgendwas vertreten würde, was… ähhhh – daneben ist.
Robert passend zum Thema: Es wird langsam immer wahnsinniger:
http://www.orgoniseafrica.com/
http://cropfm.at/mp3/sendung_orgonise.mp3In Indien nennt man es Prana, in China Chi, in der westlichen Welt beschäftigte sich die Physik bis Anfang des vorigen Jahrhunderts mit dem so genannten Äther-Medium und Wilhelm Reich prägte schließlich den Begriff des Orgon. Gemeint ist immer ein sehr ähnliches Konzept einer universellen Lebensenergie, die alles durchdringt und aus der alles in gewisser Weise bestehen soll. Gast der Sendung ist der in Südafrika lebende Deutsche Georg Ritschl, der im Rahmen des Projekts „Orgonise Africa“ seit dem Jahr 2002 praktische Ansätze zur Energetisierung der Umwelt verfolgt und bereits ca. 20 000 kleinere Orgon-Akkumulatoren, sowie ca. 60 Orgonit-Cloudbuster in Süd- und Ostafrika installiert hat.
O. verwies auf:
[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=S1hpmqB9KGE%5Dund ich verwies auf:
[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=FzWOwwNX6Rk%5DUnd dann ist da natürlich Steven Katz, zu dessen Helden, seiner Face Book-Seite zufolge, u.a. Reagan und Che Guevara gehören. Er hatte 2011 das Buch Wilhelm Reich – Liberation Theologian of Cosmic Energy veröffentlicht. http://skatz.magcloud.com/
Diese Arbeit untersucht die spirituellen Implikationen der letzten Jahre des Erfinders, Wissenschaftlers und Philosophen, Dr. Wilhelm Reich. Neue Fakten werden über Dr. Reichs UFO-Kontakte und seine Entdeckung eines metaphysischen Portals während des Oranur-Experiments enthüllt. Dies sind die geheimen und unterdrückten Beweise für Reichs Durchbruch in das Okkulte.
Peter 2011: Das Buch enthält beispielsweise Angriffe auf Elsworth Baker und Paul Mathews. Und so einen „mystisch-kommunistischen“ schizophrenen Schrott wie: „Insbesondere verglich sich Reich mit Martin Luther, als er sich dem abgekarteten Spiel der kapitalistischen Justiz entgegenstellte, der er ausgesetzt war wegen dem Versand von Orgonenergie-Akkumulatoren über inneramerikanische Staatsgrenzen hinweg (um den Organismus mit revolutionärer Energie biologisch aufzuladen).” Mein Gott, das ist ja schlimmer als das Buch über das „Orgasmotron“ von Christopher Turner! Nur ein weiteres Beispiel: “Eden, Jerome, Planet in Trouble. The UFO Assault On Earth (Careywood, ID, Jerome Eden Co., 1973) (Diese Arbeit beschreibt feindliche Formen von UFOs. Diese Raumschiffe stehen im Bündnis mit den Kapitalisten, um die Bevölkerung in Angst zu versetzen und zu verhindern, daß Menschen Kontakt mit den kommunistischen extraterrestrischen Raumschiffen aufzunehmen.)” sic!
Klaus ergänzt Diskussionsforum 2010: eine Nachlese (Teil 3): Habe nun dieses ‘Rotorgon’ gebaut (wie schlecht auch immer): Scheint sich nur zu bewegen, wenn es oben und an der offenen Seite nicht abgedeckt ist – spricht dafür, daß da nur Luftbewegungen am Werk sind. Wie schade.
[youtube:https://www.youtube.com/watch?v=DhDBdIwGU3U%5DMartin (Regensburg) merkt an:
Man sollte keinesfalls glauben, daß die Wissenschaft per se eine honorige Angelegenheit ist. Auch in dieser Sparte wird oft mehr vertuscht als aufgeklärt; das Interesse der Macht gebietet sogar kategorisch, dem Volk zuviel wissen zu lassen.
Im 19.Jahrhundert wurde von Gauß und seinen Schülern in Göttingen die moderne Physik revolutioniert durch geniale Versuche. Der Arzt und Mathematiker Helmholtz wurde als Gegenpol in Berlin installiert und massiv gefördert. Auf diese Weise wurden die stringenten praktischen Untersuchungen der Göppinger durch mathematisch-metaphysische Konstrukte ersetzt. Man wird eines Tages einsehen müssen, daß der Stillstand in der Physik mit Einstein zementiert wurde. Seither gibt es keine vorurteilsfreie Forschung mehr, Urknall und E = mc² verhindern die freie Sicht.
Ein genialer Schüler von Gauß, sein Nachfolger Weber, fuhr kurz nach Faradays Tod nach London, um dessen hinterlassene Aufzeichnungen durchzusehen. Enttäuscht fuhr er zurück, denn es war fast alles auf mysteriöse Weise verschwunden. Natürlich werden diese Zusammenhänge von den Physikern bestritten, aber leider ist nichts schwerer aus den Köpfen zu bekommen, wie ein über lange Jahre angelerntes Vorurteil. Was würde geschehen, falls tatsächlich ein genialer Kopf den „Äther“ als Energiequelle anzapfen könnte? Über Nacht verlören die Mächtigen ihre Macht, weil jeder Bürger von den ihn versklavenden Energielieferungen frei wäre. Der Tod von Reich im Gefängnis wird unaufgeklärt bleiben und seine Aufzeichnungen aus dieser Zeit sind verschwunden.
Peter 2015: Nun ja, der deutlich vorgealterte Reich war zweifellos seit mindestens Anfang der 1950er Jahre schwer herzkrank. Selbst wenn er sich hätte konventionell behandeln lassen, konnte man solchen Patienten zur damaligen Zeit kaum helfen. Seine letzten Manuskripte sind tatsächlich verschwunden. Ob sie mehr enthalten haben als Contact with Space?
James DeMeos Buch über den Orgonenergie-Akkumulator ziert ein bemerkenswertes Photo, das ein blaues orgonotisches Erstrahlungsfeld um den Körper eines Astronauten zeigt, der auf dem Mond, d.h. im Vakuum steht. Dazu merkte O. an: „DeMeo behauptet das originale Bild der Nasa auf dem Mond habe ein blaues Leuchten um den Anzug des Astronauten gehabt. Nimmt man jedoch an, daß die Mondlandung nirgendwo anders als in einem Londoner Studio stattgefunden hat, wie hat DeMeo dann das orgotische Leuchten des Astronauten aufs Bild bekommen und was beweist es dann?“
Ich verwies auf DeMeos http://www.orgonelab.org/astronautblues.htm, worauf O. anwortete:
Das sind schöne „Mondbilder“ auf DeMeos Seite. Ratzfatz läuft man da zum Rand des Mondes. Wenn man das Leuchtphänomen mal außen vor läßt, gibt’s ja noch die auf dem Mond aufgestellten Scheinwerfer … interessant wäre die Spiegelung im Visier des Mannes zu vergrößern … ich stelle mal die Hypothese auf, daß das Gerät auf dem Mond in keinem Kindergarten einen TÜV kriegen würde.
Peter 2015: Das zeigt, wie zerstörerisch Verschwörungstheorien sind: sie sorgen für Verwirrung, bringen den arbeitsdemokratischen Prozeß durcheinander und binden Energie im Gehirn. Hier wird von O. (ernsthaft?) darauf angespielt, ausgerechnet Stanley Kubrick, der vor McCarthy aus den USA geflohen war, mit dem Equipment von 2001 der NASA ausgeholfen hätte… Alle „Argumente“ dieser Verschwörungstheorie zeugen von einer naturwissenschaftlichen Naivität, die einfach nur peinlich ist. Beispiele: Zweifellos waren die Astronauten einer ungeheuren Strahlenbelastung ausgesetzt, als sie den Van-Allen-Gürtel durchflogen, aber sie war für diese relativ kurze Zeit vertretbar. Die Mondoberfläche reflektiert die Sonneneinstrahlung außergewöhnlich gut, wie jeder weiß, der bei Vollmond schon mal die Zeitung gelesen hat. Wer also glaubt, die „ausgeleuchteten“ Schatten auf den Photos vom Mond wiesen auf Studioscheinwerfer hin… Ja, in der Sonne ist es auf dem Mond unvorstellbar heiß, aber das bedeutet nicht, daß die Astronauten mit ihren Anzügen in einen Hochofen hineinspazieren hätten können, denn es handelt sich auf dem Mond um ein Hochvakuum. Schon mal eine moderne „Vakuum-Thermosflasche“ angefaßt, in der kochendheißer Kaffee ist? Und so in allem. Verschwörungstheoretiker sind meist von einer naturwissenschaftlichen Ahnungslosigkeit gezeichnet, die atemberaubend ist. Das gilt auch für „Experten“, etwa Photographen, die sich allen Ernstes fragen, wie denn die empfindlichen Filmrollen auf dem Mond eine Hitze überstanden hätten, die instantan Blei zum Schmelzen bringen würde. Seufz… Und so bei fast allen Verschwörungstheorien: als würde man mit Kleinkindern diskutieren!
Klaus warf ein: „wie hat DeMeo dann das orgonotische Leuchten des Astronauten aufs Bild bekommen und was beweist es dann?” Leute, was soll es denn beweisen?! So ratzfatz geht das mit dem Beweisen (und Beweisen wovon?) nicht. Man kann einen Hinweis darin sehen und ihm nachgehen. Beweisen kann man dann ALLENFALLS Hypothesen, die ausreichend klar formuliert werden müssen. Ich sehe nachts um jede Straßenlaterne ähnliche „Strahlenkränze“. Spannender sind z.B. Erscheinungen, die man mit einer Lupe vergrößern kann, wie es nach Meinung einiger ja z. B. bei den von Anaxagoras „Tilai“ genannten „Sonnenstäubchen“ der Fall ist (mir ist es noch nicht gelungen). Vgl.
Sonnenstäubchen paart mit Sonnenstäubchen
Sich in trauter Harmonie,
Sphären ineinander lenkt die Liebe,
Weltsysteme dauren nur durch sie.
(Schiller, Phantasie an Laura)
und Monets klare Darstellung des Phänomens auf einem Bild (v.a. Himmel):
Wenn man vom Libido-Konzept selbst absieht, ist die wichtigste Vorstellung, die Reich aus der Psychoanalyse übernommen hat, die, daß die Libido auf prägenitale Stufen bzw. Objekte (insbesondere das gegengeschlechtliche Elternteil) fixiert bleibt und deshalb nicht entladen werden kann.
Diese Vorstellung hat er dahin modifiziert, daß die genitale Sexualität die besagten infantilen Fixierungen entschärfen kann, indem ihnen die Energie entzogen wird, und daß umgekehrt durch Störung der genitalen Abfuhr an sich harmlose Erfahrungen in der Kindheit (etwa inzestuöser Natur) im nachhinein pathogen werden können, weil sie mit Energie aufgeladen werden.
Unglaublicherweise will die Psychoanalyse die genitale Befriedigung aber eindämmen und durch „Sublimierung“ ersetzen, die, wie Reich hervorhebt, jedoch von der uneingeschränkten genitalen Befriedigung abhängt. Nur wer genital befriedigt ist, kann prägenitale Strebungen sublimieren. Man kann also mit Karl Kraus sagen, daß die Psychoanalyse die Krankheit ist, deren Heilung sie vorgibt.
In Die Traumdeutung (Fischer TB, 1961, S. 470f) beschreibt Freud seinen therapeutischen Ansatz wie folgt: Unbewußte Wünsche blieben immer rege.
Sie stellen Wege dar, die immer gangbar sind, so oft ein Erregungsquantum sich ihrer bedient. Es ist sogar eine hervorragende Besonderheit unbewußter Vorgänge, daß sie unzerstörbar bleiben. Im Unbewußten ist nichts zu Ende zu bringen, ist nichts vergangen oder vergessen. Man bekommt hiervon den stärksten Eindruck beim Studium der Neurosen, speziell der Hysterie. Der unbewußte Gedankenweg, der zur Entladung im Anfall führt, ist sofort wieder gangbar, wenn sich genug Erregung angesammelt hat. Die Kränkung, die vor dreißig Jahren vorgefallen ist, wirkt, nach dem sie sich den Zugang zu den unbewußten Affektquellen verschafft hat, alle die dreißig Jahre wie eine frische. So oft ihre Erinnerung angerührt wird, lebt sie wieder auf und zeigt sich mit der Erregung besetzt, die sich in einem Anfall motorische Abfuhr verschafft. Gerade hier hat die Psychotherapie einzugreifen. Ihre Aufgabe ist es, für die unbewußten Vorgänge eine Erledigung und ein Vergessen zu schaffen. Was wir nämlich geneigt sind, für selbstverständlich zu halten und für einen primären Einfluß der Zeit auf die seelischen Erinnerungsreste erklären, das Ablassen der Erinnerung und die Affektschwäche der nicht mehr rezenten Eindrücke, das sind in Wirklichkeit sekundäre Veränderungen, die durch mühevolle Arbeit zustande kommen. Es ist das Vorbewußte, welches diese Arbeit leistet, und die Psychotherapie kann keinen anderen Weg einschlagen, als das Ubw der Herrschaft des Vbw zu unterwerden.
Nach Reich ist das Verdrängte, das Unbewußte („Ubw“) identisch mit der Muskelpanzerung. Genauer gesagt: die innere Erregung wird chronisch so umgeleitet, daß es zu automatischen („unbewußten“) Verhaltens- und Denkmustern kommt. Reichs Ansatz beinhaltet die Auflösung dieser Panzerung, so daß der Körper wieder situationsangemessen reagieren kann. Bei Freud geht es ganz im Gegenteil darum, die „Herrschaft des Vorbewußten (Vbw)“ aufzurichten, d.h. die vorbewußte (also jeder Zeit bewußtseinsfähige, ansonsten aber automatisch ablaufende) Kontrolle zu verschärfen – den Menschen noch mehr zu verpanzern.
Freud schreibt weiter:
Für den einzelnen unbewußten Erregungsvorgang gibt es also zwei Ausgänge. Entweder er bleibt sich selbst überlassen, dann bricht er endlich irgendwo durch und schafft seine Erregung für dies eine Mal einen Abfluß in die Motilität, oder er unterliegt der Beeinflussung des Vorbewußten, und seine Erregung wird durch dasselbe gebunden anstatt abgeführt.
Durch die systematische Beseitigung der Panzerung wollte Reich die „orgastische Potenz“ herstellen, d.h. die geregelte Abfuhr der vegetativen Energie in Arbeit und Sexualität. Freud ging es darum, diese „störenden“ Energien besser zu binden, d.h. die orgastische Impotenz zu vertiefen.
Man muß Psychoanalytiker und ihre „erfolgreich therapierten“ Patienten persönlich kennengelernt haben, um zu sehen, daß das alles mehr als bloße Theorie ist.
Konkret geschieht die psychoanalytische „Bindung“ der Energie durch Verstärkung der Kopfpanzerung („Intellektualisierung“). Ganz ähnlich ist es um das angebliche Gegenteil der Psychoanalyse bestellt, die kognitiv-behaviorale Therapie.
Schon früh hatte Reich erkannt, daß nicht etwa der Neurotiker mit seinen auffallenden Symptomen der wirklich Kranke ist, sondern der „Charakterneurotiker“, Homo normalis, der sich reibungslos in diese kranke Gesellschaft einpaßt. Psychotherapeuten sollen die Neurotiker wieder auf Linie bringen.
Im Grunde ist das die Aufgabe unserer gesamten Kultur: all die Feuilletons, schlauen Bücher und Diskussionsrunden. Deshalb ist es auch so abwegig, „Intellektuelle“ von der Orgonomie überzeugen zu wollen. Bestenfalls ist sie ihnen „zu banal“.
Eine der effektivsten Techniken, um bei Menschen eine Panzerung des okularen Segments hervorzurufen, ist die Verunsicherung. Wir alle kennen das Gefühl des Weggehens in den Augen, wenn wir von verwirrten Menschen unvermittelt etwa gefragt werden: „Waren sie schon mal alt?“ „Hatten Sie nicht eben eine Decke in der Hand?“ Insbesondere aber, wenn sie absurde Deutungen von alltäglichen Erscheinungen und Vorkommnissen geben. Man stößt irritiert aus: „Leute, ihr bringt mich ganz durcheinander“ und schüttelt spontan den Kopf, so als wolle man die künstlich induzierte Augenpanzerung wieder abschütteln. Wieviel schlimmer muß das sein, wenn derartiger Schwachsinn einem mit der Autorität des Arztes aufgezwungen wird! Genau dies geschieht bei den fast durchweg absurden Deutungen der Psychoanalyse. Man denke nur an die Erinnerungen des „Wolfsmanns“.
Bei Reich war dies radikal anders, denn in der Charakteranalyse und Orgontherapie wird eben dem Patienten nicht gesagt, wogegen sich seine Abwehr richtet, vielmehr ist es Aufgabe des Patienten selbst zu ergründen, was sich hinter seiner Angst verbirgt. Die Psychoanalyse ist ein destruktiver Kult, der verboten gehört!
Die ganze Pestilenz der Psychoanalyse wird durch folgendes Zitat aus dem Jahre 1926 deutlich, als Freud in Die Frage der Laienanalyse schrieb:
Die sexuellen Regungen des Kindes finden ihren hauptsächlichsten Ausdruck in der Selbstbefriedigung durch Reizung der eigenen Genitalien, in Wirklichkeit des männlichen Anteils derselben. Die außerordentliche Verbreitung dieser kindlichen „Unart“ war den Erwachsenen immer bekannt, diese selbst wurde als schwere Sünde betrachtet und strenge verfolgt. Wie man diese Beobachtung von den unsittlichen Neigungen der Kinder – denn die Kinder tun dies, wie sie selbst sagen, weil es ihnen Vergnügen macht – mit der Theorie von ihrer angeborenen Reinheit und Unsinnlichkeit vereinigen konnte, danach fragen Sie mich nicht. Dieses Rätsel lassen Sie sich von der Gegenseite aufklären. Für uns stellt sich ein wichtigeres Problem her.
Soweit, so lebenspositiv vernünftig, doch dann fährt der ach so aufgeklärte Freud fort:
Wie soll man sich gegen die Sexualbetätigung der frühen Kindheit verhalten? Man kennt die Verantwortlichkeit, die man durch ihre Unterdrückung auf sich nimmt, und getraut sich doch nicht, sie uneingeschränkt gewähren zu lassen. Bei Völkern niedriger Kultur und in den unteren Schichten der Kulturvölker scheint die Sexualität der Kinder freigegeben zu sein. Damit ist wahrscheinlich ein starker Schutz gegen die spätere Erkrankung an individuellen Neurosen erzielt worden, aber nicht auch gleichzeitig eine außerordentliche Einbuße an der Eignung zu kulturellen Leistungen? Manches spricht dafür, daß wir hier vor einer neuen Scylla und Charybdis stehen.
Für Freud ging die Kultur stets vor!
Reich unterschied die Handlungsweise des genitalen Charakters von der des Neurotikers wie folgt:
Bei der Sublimierung liegt der Akzent auf dem Effekt der Handlung, wenn auch das Handeln selbst libidinös betont ist; bei der Reaktionsbildung kommt es zunächst auf das Tun selbst an, der Effekt ist ziemlich nebensächlich, und das Handeln ist nicht libidinös betont, sondern negativ bestimmt: Es kann nicht unterlassen werden. Der Sublimierende kann mit seiner Arbeit auch längere Zeit aussetzen, die Ruhe ist ihm ebenso wertvoll wie die Arbeit; beim Aussetzen der reaktiven Leistung aber stellt sich früher oder später eine innere Unruhe ein, die sich bei längerer Dauer zu Irritiertheit, ja Angst steigern kann. Auch der Sublimierende ist gelegentlich irritiert, gespannt, aber nicht, weil er nicht leistet, sondern weil er seine Leistung sozusagen erst gebiert. Der Sublimierende will leisten und freut sich an seiner Arbeit; wer reaktiv arbeitet, muß – nach dem treffenden Ausdruck eines Patienten – „roboten“, und hat er eine Arbeit beendet, so muß er sofort eine neue beginnen, weil seine Arbeit eine Flucht vor der Ruhe ist. (Charakteranalyse, KiWi, S. 239)
Dies läßt sich auf das gesamte biosoziale Funktionieren übertragen, selbstredend insbesondere auf das Wirtschaftsgeschehen, das Konsumieren und Produzieren. Man arbeitet nicht einfach aus Lust an der Arbeit, sondern um sich etwas zu „erarbeiten“, sich etwas zu „leisten“, d.h. um Konsumgüter und um Status zu erlangen. Dieser Mechanismus treibt die Wirtschaft an, die ganz ähnlich funktioniert wie die Sexualökonomie. Wir streben alle, getrieben von kleinen „Teillösungen“, jeweils der großen Lösung unserer inneren Spannung zu.
Genauso wie in der Sexualität erreichen wir im Wirtschaftsgeschehen den Zustand der Befriedigung und Spannungslösung durch Überlagerung, die uns mit Menschen zusammenführt, die das gleich erstreben wie wir. In der Sexualität geht aus der Überlagerung das Geflecht unserer Familienbeziehungen hervor, in der Ökonomie das Geflecht dessen, was Reich als „Arbeitsdemokratie“ bezeichnet hat.
Im Bereich der Sexualität verwandeln sich aufgrund der Emotionellen Pest lebendige Beziehungen in „Zwangsfamilien“, die ein lustvolles, glückliches Leben unmöglich machen. Genauso wird auch die Arbeitsdemokratie zerstört durch Bürokratie und wirtschaftskriminelles Verhalten, die einander bedingen und sich gegenseitig solange hochschaukeln, bis von der Arbeitsdemokratien wenig übrigbleibt. Das entspricht ganz den Verhältnissen in Zwangsfamilien, wo von der ursprünglichen Liebe, der das ganze Gebäude erst seine Existenz verdankt, kaum noch etwas auszumachen ist.
Sozialistische Gesellschaftsmodelle können unter keinen wie auch immer gearteten Umständen funktionieren. Produktive Menschen arbeiten „tierartig“ auf ein konkretes Ziel hin, nicht für das abstrakte „Gemeinwohl“. Deshalb muß es zwangsläufig zu „Sabotageakten“ kommen, woraus sich wiederum mit unabwendbarer Notwendigkeit „Stalinismus“ entwickeln muß. Selbst in sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaaten wie Deutschland kommt das zum tragen: aufgrund der Sozialgesetzgebung sind wir alle miteinander Straftäter, die mit einem Bein im Gefängnis stehen, weil wir irgendwelche der unendlich vielen Vorschriften nicht beachten oder irgendwelche Abgaben nicht leisten bzw. Leistungen widerrechtlich beziehen. Neuerdings werden sogar Meinungen strafrechtlich verfolgt, die der sozialdemokratischen Einheitspartei CDUCSUFDPSPDGRÜNELINKEPIRATEN nicht genehm sind!
Ein Gutteil, selbstverständlich nicht alles, des immer weiter um sich greifenden „Antikapitalismus“ entspringt erstens dem Unvermögen des durch und durch sexualfeindlichen Neurotikers „Zielgerichtetheit“ richtig einzuordnen. Für ihn ist sie nur letztendlich verbrecherische Gier. Noch wichtiger scheint mir aber die schlichte Mißgunst zu sein. „Wenn es mir schlecht geht, warum soll es dir gut gehen?“ Das ist nichts anderes als Emotionelle Pest und entspricht exakt dem Verhalten der sprichwörtlichen alten Jungfer, die alles daran setzt ein junges Liebesglück zu zerstören.
Man betrachte diesen Artikel:
Von einer anderen Sichtweise her, habe ich das Problem der „Zielgerichtetheit“ in Orgonenergie und Abstraktion angeschnitten: der ungepanzerte Organismus ist in der Lage sich auf etwas zu fokussieren, während beim gepanzerten Organismus der Geist hoffnungslos „zerfasert“.
Eines der Hauptprobleme bei der Vermittlung des Reichschen Werkes ist die Mär, daß „mehr Ficken“, die Menschen „befreie“. Diese Sichtweise wurde etwa von Christopher Turner in seiner leider sehr einflußreichen Reich-Biographie Adventures in the Orgasmatron vertreten. Angesichts der Zustände in der permissiven Gesellschaft sei Reich definitiv widerlegt. Reich diese Vorstellung unterzuschieben ist natürlich vollkommen absurd, da er ausführlichst gezeigt hat, daß die Menschen aufgrund ihrer Panzerung orgastisch impotent sind. Ebensogut könnte man einem Farbblinden raten, er solle in einer farbenfrohen Umgebung leben, um zu gesunden!
Wie fast immer ist in diesen falschen Anschauungen ein Körnchen Wahrheit enthalten, – das sie am Leben erhält. In diesem Fall: partielle sexuelle Entspannung ist natürlich immer noch besser als gar keine. Wie Richard A. Blasband ausgeführt hat, gilt das sowohl für Masturbation, selbst wenn man dabei Schuldgefühle hat („Q & A: Masturbation and Guilt“, Journal of Orgonomy, 11(1), May 1977, S. 116), als auch für sexuelle Perversionen, die einer sexuellen Abstinenz vorzuziehen sind („Q & A: Neurotic Sexual Relations and Abstinence“, Journal of Orgonomy, 14(1), May 1980, S. 114). Der Neurotiker kann immer einen Höhepunkt erleben, der die sexuelle Spannung reduziert, wenn auch keinen Orgasmus, der sie vollkommen beseitigt (Elsworth F. Baker: „Sexual Theories of Wilhelm Reich“, Journal of Orgonomy, 20(2), November 1986, S. 176). Dies heißt natürlich nicht, daß man Sex als Heilmittel verschreiben kann (ebd., S. 183), jedoch kann man seine Triebe frei leben, solange sie andere nicht verletzen.
Für Freud war „die Sublimierung das einzige Mittel (…), ohne Verdrängung oder Perversionsbildung die Konflikte zwischen Ich und Sexualität zu lösen“ („Trieb- und Libidobegriffe von Forel bis Jung“, Frühe Schriften, S. 131). Reich hingegen war der Ansicht, die sexuelle, d.h. genitale Befriedigung ermögliche erst die Sublimierung von prägenitalen Strebungen.
Reich unterscheidet zwischen der genitalorgastischen Befriedigung und Sublimierung auf der einen und der prägenitalen Befriedigung und Reaktionsbildung auf der anderen Seite.
Dieser qualitative Unterschied drückt sich dann auch in einem quantitativen aus: Der neurotische Charakter leidet unter einer sich ständig steigernden Libidostauung, (…) weil seine Befriedigungsmittel den Bedürfnissen des Triebapparats nicht adäquat sind; der andere, der genitale Charakter, steht unter dem Einfluß eines ständigen Wechsels von Libidospannung und ädaquater Libidobefriedigung, verfügt also über einen geordneten Libidohaushalt. (Charakteranalyse, KiWi, S. 225f)
Beim genitalen Charakter stehen Ich-Libido („Selbsterhaltung“) und Objekt-Libido („Sexualität“) in keinerlei Widerspruch, sondern bestärken einander.
In der autoritären Gesellschaft hingegen werden mit Hilfe von Drohungen, die die Selbstliebe aktiviert (Angst um das eigene Selbst, etwa infolge mehr oder weniger direkter Kastrationsdrohungen), die sexuellen Objektstrebungen in Schach gehalten. Sie kommen dann nur mehr als „Idealismus“ zum Ausdruck. Aus Sexualität wird „Altruismus“. Diese Reaktionsbildung ist beispielsweise die Grundlage des Christentums („selbstlose Liebe“).
Seit 1960 haben sich die Charakterstrukturen der Massenindividuen zusehends verändert. Im antiautoritären Individuum ist von Drohungen und Sexualunterdrückung keine Rede mehr. An ihre Stelle tritt der Terror der „Political Correctness“, etwa in Bezug auf die „Gender-Problematik“. Als Kompensation der frustrierten Selbstliebe wird die Umwelt nur noch mit der Brille des Egoismus betrachtet und entsprechend opportunistisch ausgebeutet.
Der ungepanzerte, genitale Charakter ist orgastisch potent und deshalb fähig imgrund antisoziale prägenitale Strebungen zu sublimieren, d.h. sozial fruchtbar zu machen.
Der gehemmte Charakter der autoritären Gesellschaft ist orgastisch impotent und nur zu einer Karikatur des Sublimierens fähig: aus Selbstliebe wird heuchlerische „Nächstenliebe“. Derartige Reaktionsbildungen sind, so Reich, „krampfhaft und zwangsartig“, während die Sublimierung „frei strömt“.
Es ist, als ob hier das Es in Einklag mit Ich und Ich-Ideal direkt mit der Realität in Verbindung stünde, dort hingegen bekommt man den Eindruck, als ob alle Leistungen von einem strengen Über-Ich einem sich sträubenden Es aufdiktiert würden. (ebd., S. 238f)
Beim gehemmten, „idealistischen“ Charakter kommt es zu einer krampfartigen „Stärkung der Ich-Formation in Form chronischer Abpanzerung gegen Es und Außenwelt“, während beim ungehemmten, „opportunistischen“ Charakter das Ich zu schwach ist, um antisozialen libidinösen Regungen Herr zu werden. Entsprechend ist er Spielball zahlloser neurotischer Strebungen (ebd., S. 252).
Der ungehemmte Charakter der antiautoritären Gesellschaft gibt sich ganz seinem Egoismus hin und „lebt sich aus“. Baker hat 1970 dieses prägenitale Paradies anläßlich der ersten Welle des Antiautoritarismus, d.h. der Hippie-Bewegung, folgendermaßen analysiert:
Eine solche um das Vergnügen kreisende Kultur, würde allmählich verfallen und schließlich dem Nichts anheimfallen, wie es in der Zeit der alten Griechen und Römer geschah oder wie H.G. Wells es in Die Zeitmaschine für die Zukunft visualisierte. Es stimmt, daß man dazu fähig sein muß Lust, sogar Ekstase, zu erleben, um so Spannung entladenden zu können, aber das Leben findet Erfüllung in sinnhafter und schöpferischer Arbeit, nicht indem man sich auf künstlich hinausgezögerte Weise mit seiner Partnerin bzw. seinem Partner herumrekelt. Derartige Liebesspiele sind kein Ausdruck von Genitalität, vielmehr sind sie infantil mit oralen und masochistischen Komponenten. (Leserbrief an den „Playboy“, Journal of Orgonomy, 5(1), S. 116f)