[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Jung Chang und Jon Halliday haben in ihrem Buch Mao: Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes über mehr als 900 Seiten hinweg den wohl größten Egomanen dargestellt, der je gelebt hat. 70 Millionen seiner Landsleute schickte er in den Tod, den Rest verdammte er zu Elend und Armut, er zerstörte eine der großen Kulturen der Menschheit und starb verbittert, weil er China nicht zu einer dominierenden Weltmacht machen konnte. Ohne Zweifel war er der mit Abstand größte Verbrecher und Massenmörder, den die Menschheit hervorgebracht hat. Und dabei ging es immer nur um ihn selbst und nicht etwa irgendeine Ideologie (Marx und Engels hat er nie gelesen). Er war ein Außerirdischer vollkommen losgelöst von jedweder Tradition und verachtete die Moral und das Gewissen. Ist er damit nicht eine perfekte Verkörperung von Stirners Einzigem? Oder man schaue sich Klaus Schwab oder Bill Gates an, die „Maoisten“ der Jetztzeit, die nach dem Motto leben: Tu, was du willst!
Ja, denn nichts stand Stirner ferner, als das Diktum, daß meine Freiheit bei der Freiheit der anderen, mein Glück beim dadurch vielleicht verursachten Unglück der anderen aufhört. Mein Freiheits- und Glückstreben ist einzig vom Ausmaß meiner Macht abhängig! Das heißt aber noch lange nicht, daß ein Mensch wie Mao ein Eigner seiner Selbst ist, denn zur Macht gehört auch der Wille. Warum sollte ich diese Verrücktheiten verüben? Welches total verkorkste Interesse sollte ich daran haben, andere unglücklich zu sehen? Wenn ich meine eigene Impotenz kompensieren müßte, dann wäre ich ein Besessener, ein Neurotiker, ein vom Über-Ich tyrannisierter und verkrüppelter, also das genaue Gegenteil eines Eigners meiner Selbst.
Und man komme mir nicht mit den Heiligen, die in allem das vermeintliche Gegenteil von Mao verkörpern. Sie machen sich klein, um „im Himmelreich“ die Ersten und Größten zu sein. Sie sind auf ihre Weise ebenso verkrüppelte Egomanen wie Mao. Man schaue sich das Leben von Mutter Theresa an:
Bemerkenswert ist nicht nur Reichs singulär kompromißloser Antifaschismus zu einer Zeit, als seine psychoanalytischen Kollegen noch vollkommen blind waren gegenüber der sich abzeichnenden Gefahren, wenn sie nicht sogar anfingen, sich den vermeintlich unausweichlichen Zeitläufen zu unterwerfen, sondern vor allem auch wie „politisch unkorrekt“ Reich damals war: Eingeständnis, daß die Nazis gewonnen haben, positive Bewertung des „Neuheidentums“, Offenheit gegenüber der „schwarzen Opposition“ innerhalb des NS gegen Hitler. Später nicht ein einziges Wort über all die Nazis, mit denen er auf Ellis Island interniert war, Antistalinist als alle für Uncle Joe waren, die Weigerung als Opfer („Holocaustüberlebender“) dazustehen und daraus wohlfeilen „moralischen“ Profit zu schlagen etc.
Das ganze ist sicherlich auch Reichs „oppositioneller“ Denkungsart zu schulden. Wie Myron Sharaf es beschreibt: Assistent wettert in den 1950er Jahren ganz „orgonomisch korrekt“ gegen Rotchina – unerwartet kontert Reich, immerhin würde es zig Millionen Menschen vertreten. Alle in seinem Umfeld, z.B. Wolfe und dessen Frau, sind „orgonomisch korrekt“ antichristlich eingestellt – unerwartet kontert Reich und sieht auch eine positive Rolle für Priester. – Immer das Gegenteil dessen, was man von ihm erwartet. Das macht die Reich-Forschung so problematisch. Man will z.B. Reichs Haltung zu Nietzsche eruieren, je nach Quelle:
War Reich mit einer Aussage konfrontiert, die Nietzsche verächtlich machte, findet sich als (hypothetische) Reich-Aussage: „Nietzsche war ein großer Denker, dem ich viel verdanke.“
Wäre Nietzsche hochgejubelt worden, hätte Reich zum gleichen Zeitpunkt auch sagen können: „Nietzsche war doch nur ein verrannter Neurotiker, der dem Wesentlichen ausgewichen ist.“
Das macht wohl auch einen Gutteil von Reichs „Funktionalismus“ aus: alles ist abhängig von den Umständen. Es geht um die grundsätzliche Haltung, nicht um dogmatische Aussagen.
Aber genau das wird zunehmen unmöglich. Kaum hat man heutzutage einen Halbsatz angefangen, wird man schon vom Gegenüber festgenagelt. „Ahh, so einer sind Sie also!“ – Das führt dahin, daß keiner mehr denkt, sondern sich alle nur noch nach „Denk“-Schablonen richten. Man weiß schon immer im Voraus, was das Gegenüber sagen wird. Reich hat hier sowohl 1933 (als er ein Tabu brach und die „Niederlage der Arbeiterklasse“ eingestand) als auch 1946 nicht mitgespielt (als er sich weigerte „die Deutschen“ zu verdammen und „die Russen“ zu glorifizieren). Beim ersten Mal führte das zu Reichs vollständiger politischer und wissenschaftlicher Isolation (Ausschluß aus der KPD und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung) beim zweiten Mal zu einer linken Pressekampagne, die ihn buchstäblich in den Tod gehetzt hat.
Außerdem (schon Reich war Opfer dieses Mechanismus) ist man schnell mit irgendwelchen „Diagnosen“ zur Hand. Findet sich schon zwischen Jugendlichen: der ist das, jener das und der ist doch ein ….
Sich hier beim vermeintlichen „Diagnostizieren“ auf Reich zu berufen, ist ebenso abwegig, wie bei dem Spruch das Private sei politisch. Bei Reich äußerte sich um 1933 die „Politisierung des Privaten“ darin, daß er auf den Versammlungen der Sexpol bei der Beantwortung anonymisierter Fragezettel die privaten, d.h. sexuellen Probleme des Massenindividuums öffentlich ansprach und so das „private Gewissen“ außer Gefecht setzte. Das ist etwas anderes, ja das Gegenteil dessen, was heute daraus gemacht wird: das öffentliche Abarbeiten von psychischen Störungen und die Normalisierung von Perversionen, die erst ein Produkt des besagten Gewissens sind (sekundäre Triebe). Reich hat nie Perversionen öffentlich behandelt, sondern nur im privaten Gespräch nach der Versammlung. Was heute in der Tradition der 68er als „Politisierung des Privaten“ gilt, ist genau das, was Reich vehement abgelehnt hat: die bunte Vielfalt der Neurosen und Perversionen, die Freud und seine in jeder Beziehung „surrealen“ Adepten gefeiert haben.
Ganz im Gegenteil: Reich wollte Verhaltensmuster bloßstellen, die vor ihm kaum als pathologisch, sondern vielmehr als normal betrachtet wurden:
1. vor Reich gab es gerade mal die Symptomkomplexe „Hysterie“ und „Zwangsneurose“. Erst Reich hat das als krankhaft gebrandmarkt, was vorher als Ausbund der Gesundheit galt: der phallisch-narzißtische Charakter. Zwischenbemerkung: damit hat Reich nicht die armen, sozial auffälligen wehruntüchtigen Kranken gebrandmarkt, wie vor ihm Freud (der viel zur Wehrertüchtigung im Ersten Weltkrieg beigetragen hat – das Göring-Institut hat diesen „arischen“ Aspekt der Psychoanalyse später aufgegriffen), sondern die sprichwörtlichen „Leutnants“. Reichs Erweiterung der Nosologie war vom Ansatz her keine „Stigmatisierung des Untermenschen“, sondern ganz im Gegenteil eine emanzipatorische Demaskierung des Herrenmenschen a la Freud. (Ob Herr Prof. Dr. Freud ihm das [unbewußt] übelgenommen hat?)
2. Reichs Beispiele für den „pestilenten Charakter“ und den „Kleinen Mann“ haben eine ganz ähnliche Zielrichtung: der selbstgewisse amerikanische Spießer, die Clique um Truman, die die Bombe geworfen haben, die Töchter der Amerikanischen Revolution, etc.
3. „Modju“, „Red Fascist“, „Enemy of Mankind“, „Communist“, etc. – wenn man Reich genau liest, sind diese Begriffe NIE gegen die Konservativen und „Rechtspopulisten“ gerichtet, sondern gegen jene, die diese verfolgen. Jene Gutmenschen, Verbraucherschützer (Brady), Journalisten, die nur so mit „Charakterdiagnosen“ um sich werfen, selbst aber als Ausbund der Gesundheit gelten. Die wollte Reich festmachen, demaskieren; ihnen ein für allemal selbst ein Label verpassen.
4. der Begriff „Modern Liberal“ bzw. heute Pseudo Liberal (die restlichen „soziopolitischen“ Charaktere werden praktisch nie erwähnt) richtet sich nie gegen die „Armen, Schwachen und Kranken“, sondern sozusagen gegen die „phallischen Narzißten des Hirns“ (siehe Punkt 1).
Der Rote Faschismus: Corona hat nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Demokratie nachhaltig zerstört. Der Sozialismus wurde eingeführt und allgemein wird eine „Normalisierung“ ausgeschlossen, stattdessen solle man die Möglichkeit am Schopfe packen, um die „große Transformation“ voranzutreiben. Praktisch bedeutet das, daß wir nach Notstandsgesetzen leben und mehr und mehr von einer technokratischen Zentralregierung abhängig werden. Es geht um Machtkonzentration und darum, daß die Menschen in allen Bereichen ihres Lebens gegängelt werden und auch gar nichts anderes ersehnen, denn sie wollen ja „Sicherheit“. Ganz offen wird uns dabei Rotchina als Blaupause für die Zukunft präsentiert. Ziel des Spottes, der Häme und der Anklage der „kritischen“ Medien sind nicht etwa die Mächtigen, insbesondere Frau Merkel, sondern die Dissidenten und „Populisten“. Es herrscht eine Einheitsmeinung und die Macht der Parlamente wird restlos ausgehöhlt. Ohnehin gäbe es für die heutigen Probleme nur noch internationale Lösungen, was praktisch bedeutet, daß wir von irgendwelchen unkontrollierbaren gesichtslosen Mächten regiert werden.
Der Schwarze Faschismus: Welche Funktion sollte die künstlich geschürte Corona-Hysterie für die Wirtschaftsbosse haben, die uns nicht zu unserem Besten unterdrücken, wie es die rotfaschistischen Politiker tun, sondern zu ihrem Besten. Nun, das Geschäftsmodel der pharmazeutischen Industrie ist am Absterben, da alle denkbaren Stoffe mittlerweile durchprobiert worden sind und es schlichtweg kaum noch neue Medikamente geben wird, mit denen man Gewinne erzielen kann, sondern nur noch spottbillige Nachahmerpräparate. Das Geschäft mit immer neuen Impfstoffen ist demhingegen zukunftssicher und verspricht horrende Profite, da natürlich JEDER geimpft sein muß. Ansonsten: der kleine Buchladen im Haus gegenüber geht pleite, während Amazon soviel Gewinn macht, wie nie zuvor. Andere Großkonzerne, etwa die Autoindustrie, leiden zwar unter der Absatzflaute, doch sie sind zu groß, um zu scheitern, während die Milliardenvermögen, die hinter ihnen stecken, darauf lauern, all die ruinierten mittelständischen und aufstrebenden Kleinunternehmen für praktisch nichts aufzukaufen, wenn die Wirtschaft kollabiert. Außerdem drückt Massenarbeitslosigkeit die Löhne und wir „Untermenschen“ werden auf den uns zustehenden Platz verwiesen. Wie in der Politik geht es auch hier um die Konzentration von Macht.
Wie Reich 1956 sagte: Seine Feinde sind „Moskau“ (der Rote Faschismus) und „Rockefeller“ (der Schwarze Faschismus), die gemeinsam an der Zerstörung der Entdeckung der Lebensenergie arbeiten, der eigentlichen Grundlage der Arbeitsdemokratie.